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Preußisches Abgeordnetenhaus.

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Fabriken, die Arbeit einzustellen. Jsraelitische Redner daß Wels öfter auf dem Postamt f Hermsdorf verkehrt fei, und riefen: Nieder mit dem Kaiser! Mag es so sein wie im Das preußische Abgeordnetenhaus setzte am 15 Bf. Trinkgeld gewesen. Die Versetzung des Beamten sei nicht daß der eine Beamte von Wels Geld erhalten, es feien aber nur Auslande, dann sind wir gleichgestellt. Die Menge teilte sich nun, ein Teil zog zum Denkmal Alexander III.   Später Montag die Beratung des Kapitels Elementar- Unterrichts- wegen Bestechung erfolgt, das sei in den Zeitungen falsch dargestellt wurden die Arbeiter von der Polizei zerstreut. wesen" vom Kultusetat fort. Zunächst lehnte das Haus einen worden. Von ernstlichen Ruhestörungen kann jedoch nicht gesprochen werden. Antrag Ernst( fr. Vg.), der für die Seminare eine zweite Dr. Liebknecht erwähnt weiter einen Fall, der ihm erst Es tam zu unbedeutenden Reibereien, als Christen die Oberlehranstalt und für die Seminarlehrer die Universitäts  - gestern von einem russischen Herrn mitgeteilt worden sei, wonach Juden schlugen mit den Worten, es gebe in Rußland   noch Lente, bildung forderte, ab. Nachdem die Vertreter der konservativ- deffen Briefe, die vor zwei Jahren aus Freiberg   an ihn abgesandt welche den Kaiser verteidigen werden. Ein Israelit wurde getötet. Klerikalen Mehrheit sich sodann noch eine Zeitlang in Lob- worden seien, unterwegs verloren gegangen. Bei seinem Begräbnisse kam es wieder zu Reibereien. Der liedern auf die geistliche Schulaufsicht ergangen hatten durch Polizeichef erhielt anonyme Briefe, in denen ihm mit dem Tode die die Volksschulen erst das werden, was sie nach Ansicht der Höchst charakteristisch waren die Ausführungen des Oberstaats­gedroht wird. Nach den Berichten von Moskauer   Blättern ging es viel herrschenden Kreise sein sollen, nämlich Pflanzstätten wahrer anwalts Böhme: Es feien alles haltlose Vermutungen, weil sie auf Angaben von russischen Nihilisten beruhen und daher völlig schlimmer zu. Danach brach in Feodoffia ein Arbeiterstreit aus, der Gottesfurcht und Vaterlandsliebe, schritt man zur Beratung unkontrollierbar seien. Nichts wie" Zeitungsschreiberei" sei vor­mit einer großen Demonstration vor dem Stadtamt begann. Blöglich eines von Vertretern verschiedener Parteien aus den gemischt gebracht. Der Oberstaatsanwalt glaubte, daß Lange den Artikel ertönte in der Menge der Ruf Haut die Juden!", worauf das Bolt Sprachigen Landesteilen eingebrachten Antrages, der eine Er- nicht verfaßt, sondern nur ein Mann, der im Bostfach Bescheid wisse. sich durch die Stadt zerstreute und eine furchtbare Judenheze begann. höhung der Ostmarkenzulage für die Lehrer bezweckte. Die Die Tendenz der Leipziger Volkszeitung" fei Beleidigung. Bis Truppen zur Herstellung der Ordnung erschienen, gab es an Beratung des Antrages, den übrigens die Budgetkommission fünfzig Tote und Verwundete. In der Stadt herrscht nicht allein bereits abgelehnt hat, wurde auf Dienstag vertagt. unter der jüdischen, sondern auch unter der christlichen Bevölkerung eine furchtbare Panit. Die Besitzenden verlassen die Stadt.

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Gorki in Lebensgefahr? G Deutsches Reich. isol

Böhme:

In einer Replik auf die Rede des Verteidigers bemerkte Herr daß es die Tendenz der Volks- Zeitung" sei, gegen die Autorität der Behörden zu kämpfen und sie zu verleumden. nichts wie eine bloße Heßerei der Volts- Zeitung". Führung eines Beweises sei feine Rede.

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Alles sei Von der

Einem Berliner   Blatte wird aus Petersburg telegraphisch Bülow- Gratulanten. Der Reichskanzler ist in der Lage, die Die Urteilsbegründung führte aus, es sei von jeher eines der gemeldet: Vortrefflichkeit seiner Handelsverträge endgültig festzustellen und er beliebtesten Mittel der sozialistischen   Preise gewesen, gegen die Von vertrauenswürdiger Seite erfahre ich, daß die Erwägungen, läßt an der Spize seines Leibblattes die in Lobeserhebungen über- Reichspostverwaltung zu heßen, ja fie habe dies geradezu als ihr die wegen einer Freilassung Gorkis   schweben, von folgenden fließenden Handschreiben und Telegramme mehrerer deutschen Bundes- Biel angesehen, wodurch die Grundfesten des Vertrauens in die charakteristischen Motiven diftiert sind: Die Haft hat den Gefürsten zum Abdruck bringen. Der Prinzregent von Bayern  , der König   Postverwaltung erschüttert würden. Die Poſtverwaltung sei in ihrem sundheitszustand Gorkis wiederum in schlimmster von Sachsen  , der Großherzog von Baden sind durchaus der Meinung, innersten Mark angegriffen. Weise erschüttert. Innerhalb der Regierung gibt es Per: daß Graf Bülow ein schwieriges Werk glänzend vollbracht hat; sonen, die mit dem Tode Gorkis   während der haft jedenfalls teilen die übrigen Bundesfürsten, von denen besondere rechnen, und die den schlimmen Eindruck vermeiden wollen, daß Gratulationen nicht vermeldet werden, dieselbe Ueberzeugung. Die Es mag dahin gestellt bleiben, ob durch den Königsberger Gorti im Gefängnis stirbt. Man rechnet auch mit der Möglich- Aussicht, daß nebenbei auch die privaten Schatullen durch die Preis- Prozeß für die Postverwaltung ein ebenso strifter Beweis für die keit bedrohlicher Demonstrationen bei der Beerdigung unter diesen steigerung der Lebensmittel bereichert werden, kann die Weber- Verlegung des Briefgeheimniſſes geführt ist, wie für die verſchwiſterte Umständen. Trepow hingegen war gegen die Frei­lassung, und ihm scheinen neue Demonstrationen nicht un- eugung, daß die Allgemeinheit durch die agrarischen Bülow- Verträge Bollverwaltung die rechtswidrige Anmaßung von Zensor- und staats. Nugen haben werden, natürlich nicht erschüttern. anwaltlichen Befugnissen. Unwiderleglich festgestellt aber ist aus den erwünscht, um der Bevölkerung wiederum eine blutige Lektion er­Besonders wertvoll wird dem Reichskanzler das Zeugnis des Aften des Königsberger Prozesses vergleiche darüber z. B. die teilen zu können. Sachſentönigs erscheinen, der in seinem Telegramm sagt:" Dieses Einleitung der Buchausgabe S. 95, daß Polizeibehörden in staats­für das ganze Deutsche Reich, besonders aber für mein Land hocherfreuliche Ereignis danten wir besonders dem Geschick Euer Erzellenz." Früher anwaltlichen Ermittelungsverfahren sich ganz ungeniert, als wäre das haben die sächsischen Regierungsvertreter ihr Eintreten für die selbstverständlich, an die Post um diskrete Auskünfte wenden! industriefeindliche Bülowpolitik damit entschuldigt, daß Sachsen  , Gleichgültig, ob diese polizeilichen Versuche von Erfolg ge. wenn es auch als höchstentwickeltes Industrieland von den Kornzöllen krönt sind oder nicht, fest steht, daß der Post von be­zit denen doch in erster Linie wenig profitiere, doch im Interesse Gesamt- Deutschlands   seine be- hördlichen Autoritäten", sonderen Interessen zurückstellen müsse. Der König aber vermag die die Polizei gehört, zugemutet wird, das Briefgeheimnis zu fächsische Selbstaufopferung für Ostelbien nicht zuzugeben, er erkennt verlegen. Wir richten die Frage an den Leipziger   Oberstaatsanwalt in den neuen Verträgen sogar ein gerade für Sachsen   hocherfreu und das Gericht: Zu wieviel Jahren Gefängnis müßten solche liches Ereignis". Man muß dem jüngst zu Throne gekommenen sächsischen König Polizeibeamten zum mindesten wegen Beleidigung der Post verurteilt den Mut der eigenen Meinung zugestehen. Nachdem die über- werden, dafür, daß sie sie zu Handlungen unter Aufwendung wältigende Mehrheit der fächsischen Bevölkerung durch ihre Ab- behördlicher Autorität direkt auffordern, deren bloße kritische Stimmung bei der letzten Reichstagswahl die Ueberzeugung von der Andeutung in einer Zeitung mit neun Monaten Gefängnis geahndet heillosen Verderblichkeit der jetzigen Bollpolitik gerade für Sachsen   wird. Muß nicht gerade ein loyaler Staatsbürger die Autorität befundet hat, ist es gewiß ein Zeichen der Selbständigkeit, daß der Polizeibehörde für maßgebend halten, also daß ihre Taten der König die umgekehrte Ansicht zum Ausdruck bringt. Die doch unmöglich eine andere Behörde ins Mark treffen können. Wir Ansichten über hocherfreuliche Ereignisse" find in Sachsen   ja auch wissen es aber nun: Was die Polizei harmlos tut, darf ein sonst recht geteilt, man dente beispielsweise an das Wahlunrecht oder

Eine Verfassung? Petersburg, 27. Februar.  ( W. T. B.) Landwirt. schaftsminister Jermolo w überreichte am 24. d. M. dem Kaiser eine auf dessen Befehl ausgearbeitete Denkschrift über die gesamte innerpolitische Rage Rußlands   und die zur Herbeiführung normaler Verhältnisse erforderlichen Maß nahmen. Der Minister gelangt darin zu dem Schluß, daß normale Verhältnisse und eine Beruhigung der Gemüter nur noch durch Einführung einer Konstitution und Berufung einer Versammlung von Volksvertretern zu erhoffen seien. Der Kaiser beriet die Denkschrift eingehend mit dem Minister und beauftragte ihn, ein entsprechendes Resfript an den Minister des Innern, bezw. ein Manifest zu entwerfen. Am 25. d. M. abends fand bei dem Minister Jermolow   eine vertrauliche Be­ratung der zuständigen Persönlichkeiten behufs Ausführung der kaiserlichen Willensäußerung statt.

Politische Ueberficht.

Berlin  , den 27. Februar.

Der Jahresbericht des Kapitalismus  . Wenn unsere Parteigenossen im Reichstage am Militär-, am Marinewesen oder der Justizpflege Kritik üben, so richten sich ihre Angriffe gegen besondere Einzelerscheinungen der tapitalistischen Gesellschaftsordnung. Bei der Debatte über das Reichsamt des Innern, die am Montag im Reichstage begann, trifft der Stoß der Kritik die kapitalistische Gesellschaft mitten ins Herz.

Buvor erledigte man noch den großen Rest des Marineetats Die Dom in fnapp einer Stunde nahezu debattelos. Einweihungsfeier hatte die Mitglieder der Mehr­heitsparteien augenscheinlich in die rechte Stimmung versetzt, Mordwerkzeuge ohne Zahl zu bewilligen.

an die Aufgabe der Universitäten, worüber der König sich fürzlich Beitungsredakteur nicht einmal sa gen! in Leipzig   aussprach. Der Sachsenkönig beginnt durch eigenartige Aussprüche aufzufallen. Aber dem Kanzler des Agrariertums tönnen sie behagen.

Die Tendenz der Staatsanwälte.

Die Verurteilung unseres Genossen Lange von der Leip siger Volkszeitung" zu neun Monaten Gefängnis wurde, wie wir unseren vorläufigen Bemerkungen hinzufügen, veranlaßt durch einen Artikel in Nr. 207 vom vorigen Jahre, in dem die Stagnation im Postbetrieb kritisiert wurde. Es hieß da:

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Der Widerspruch aber löst sich durch die Bemerkung des Ober­staatsanwalts: Die Tendenz des sozialdemokratischen Blattes sei zu beleidigen, oder gar- der Herr Oberstaatsanwalt scheut anscheinend nicht den Verdacht selbst zu beleidigen zu verleumden. Das mit können ein für allemal Handlungen, die von der Polizei aus­geübt, für korrekt erachtet, zugleich aber in der bloßen Erwähnung durch ein sozialdemokratisches Blatt für schwersten Frevel erachtet werden. Freilich tritt bei solcher Rechtsprechung dann an die Stelle der nüchternen Untersuchung eines Tatbestandes selber die, wenn auch unbewußte Tendenz der Ankläger!

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Wenn man die innere Verwaltung nach russischem Muster Es ist auch sehr auffällig, daß der Staatsanwalt darauf hine handhabe, verböten sich auch nach außen hin alle Reformen von felbst. Das Briefgeheimnis sei gesetzlich festgelegt, und trotzdem wies, den Artikel habe wohl nicht der Angeklagte, sondern ein im Er zielte damit auf den Genossen nehme man es damit nicht so genau, wenn es sich um ein Postfach Kundiger geschrieben. fozialistentöterisches Unternehmen handle, wie u. a. auch die Ver- Wagner, der jetzt Redakteur der Leipziger Volkszeitung" ist, und handlungen im Königsberger Hochberrats früher ein höherer Postbeamter war, dem seine literarischen Talente prozeß gezeigt haben. zum Verbrechen angerechnet wurden. Sollte diese Erwähnung, die Weiter wurden kritische Bemerkungen gemacht über die mit der Sache gar nichts zu tun hatte, etwa das Strafmaß erklären Penfionsberechtigung der Beamten, die erworben würde nach und rechtfertigen? zurückgelegter zehnjähriger Dienstzeit. Im Anschluß daran wurde Lange, der sonderbarerweise verhaftet wurde, ist inzwischen ein Fall mitgeteilt, wo angeblich ein Postbeamter in einem Orte bei Orlamünde   nach dreizehnjähriger Dienstzeit wegen Verschuldung gegen eine Kaution von 10 000 M. entlassen worden! ohne Pensionsbewilligung entlassen worden sei. Die Umgehung des Pensionsgesetzes sei aber ein bei der Postverwaltung gebräuch Hinter geschlossenen Türen. liches Manöver, denn Beamte, die sich etwas zuschulden hätten Wegen Duellvergehens hatten sich am Montag vor dem Ober­tommen lassen, müßten einen Revers unterschreiben, worin sie auf friegsgericht des III. Armeekorps der Leutnant der Landwehr Pensionsberechtigung usw. verzichten. Die Postverwaltung fönne v. Sligung und der Stabsarzt Dr. Mittendorf zu ber die von den Beamten erdiente Pension zur Erhöhung ihrer antworten. Während der ganzen Dauer der Verhandlung, die Renommier- Ueberschüsse verwenden. Das sei eine noble" und mehrere Stunden in Anspruch nahm, wurde auf Antrag des Ver­echt russische Praris, heißt es am Schlusse des Artikels. treters der Anklage die Oeffentlichkeit ausgeschlossen und auch die

Die sozialpolitische Generaldebatte pflegte seit Jahren Herrn Trimborn vom Zentrum mit einer größeren Programm­rede zu eröffnen. Heute vertrat ihn Herr Erzberger  , der vom Zentrum Generalvollmacht für sämtliche Etats er­halten zu haben scheint. Er trat für Ausdehnung der Arbeiter­Schutzbestimmungen in der Glas-, Ziegel- und Tabakindustrie sowie im Straßenbahn- Betriebe ein. Aber den Hauptteil seiner Rede widmete er der Bekämpfung des Hausierhandels, den er am liebsten ganz unterdrückt sähe, und dem Nachweis, daß das Zentrum in der Ausgestaltung der Sonntagsruhe die Priorität vor unserer Fraktion hätte. Bergeblich wird man Hinsichtlich der Andeutung über die Verletzung des Brief- Zeugen mußten nach ihrem Verhör den Sizungsjaal verlassen. Nicht in seiner Rede irgend welche allgemeinen Gesichtspunkte über den Ausbau der Sozialreform suchen, vergeblich auch eine geheimnisses verwies Lange auf den Königsberger Geheimbunds  - einmal die Anklage gelangte öffentlich zur Verlesung. Das Urteil, prozeß, wo Dinge zur Sprache gekommen feien, daß Postbeamte dessen Begründung ebenfalls hinter verschlossenen Türen erfolgte, Stellung zu den zahlreichen von uns vorgelegten Resolutionen, russischen Bolizeispionen willfährig gewesen seien, und im Reichstage lautete gegen v. Alizing auf fechs, gegen Dr. Mittendorf auf acht die das Koalitionsrecht der Arbeiter sichern und ihr Leben und hätten die Vertreter aller Parteien Aufklärung hierüber verlangt Monate Festungshaft. ihre Gesundheit schüßen wollen. und die in dem Prozeß erörterten Verstöße gegen das Amts- Die Duellanten, deren Charaktereigenschaften so sorgsam ges Um so tiefer drang die Kritik unseres Genossen Wurm geheimnis der Post verurteilt. Es kommt die Affäre des Dr. heim gehalten werden, werden gewiß hoffen, baldigst begnadigt zu an der ganzen gegenwärtigen Sozialpolitik. Zunächst wies er b. Wetscheslaff, zur Sprache, dessen Brieffaften, wie bekannt, er- werden.- gegenüber dem anmaßlichen Auftreten des Zentrumsredners brochen und in deſſen Abwesenheit russische Polizeispitzel, an der Spitze der Polizeispion Wels, Briefschaften und Postsachen Ein umfangreicher Mißhandlungsprozeß beschäftigte das Kriegs­diesem die alten Sünden seiner Partei nach, die es im Jahre Wetschestaffs teils durchstöbert, teils gestohlen hatten. Ferner, daß gericht der 2. Gardedivision. Auf der Anklagebant faßen der Vize­1890 mit Hülfe der Stumm und Möller zuwege gebracht hatte, der Spigel Wels mit Bostbeamten und Briefträgern regen Verkehr feldwebel Buyer   sowie der Unteroffizier Heidebrück von der sechsten daß das Gesetz über die Sonntagsruhe ein Torso blieb. Weiter unterhalten, wie überhaupt stediger Gaft auf den Bostämtern Kompagnie des Alexander- Garde- Grenadier- Regiments. Dem Bize­protestierte unser Redner gegen die gleichgültige Behandlung gewesen. feldwebel warf die Anklage eine ganze Reihe von Mißhandlungen der eingebrachten Resolutionen durch die Zentrumspartei  . So- Oberpostinspektor Fischer erklärt, er fei damals von seiner und vorschriftswidriger Behandlungen gegen Untergebene vor, welche dann knüpfte Wurm in seinen umfassenden und durch großes vorgesetzten Behörde beauftragt worden, Untersuchungen anzustellen, bereits länger als zwei Jahre zurückliegen. Der gleichen Vergehen, Tatsachenmaterial begründeten Darlegungen an die jüngsten ob in biefem alle bas Briefgeheimnis verletzt worden. Es habe jedoch in geringerer Anzahl war der Unteroffizier angeklagt. Als die von den Angeklagten mißhandelten Re­und früheren Aeußerungen des Staatssekretärs Grafen   fich aber nichts feststellen lassen, was die Anschuldigung gerecht- Beugen waren fertigt habe. fruteni, jetzt Reservisten, erschienen. Vor Eintritt in die Ver­Posadowsky an, daß die Industriearbeiter in wachsendem Zeuge Dr. Liebknecht, befragt, ob er persönliche Wahr- handlungen beantragte der militärische Verteidiger der Angeklagten, Maße heeruntüchtig würden, degenerierten. Die Tatsache ist nehmungen gemacht habe über Verlegung des Briefgeheimnisses, der Chef der 6. Kompagnie des genannten Regiments, den Ausschluß unbestreitbar; sie ist aber verursacht durch die niedrigen Löhne erwidert, daß dies zwar nicht der Fall, aber aus dem Aften- der Deffentlichkeit auf Grund der allerhöchsten Kabinettsorder zu dem und die lange Arbeitszeit, das Wohnungselend, und im Zu- material des Königsberger Prozesses gehe hervor, daß eine Anzahl Ausschlußparagraphen. Das Kriegsgericht schloß daraufhin wegen sammenhange mit all dem durch die Unterdrückung der Fälle bekannt geworden, wo das Amtsgeheimnis nicht ge- Gefährdung militärdienstlicher Interessen" die Deffentlichkeit aus. Arbeiter- Organisationen. Wie schwer die Folgen einer solchen wahrt worden sei. Der Zeuge zitiert nun aus den Akten die schon Vom Tage des Eintritts der Rekruten bis zur Beförderung des Buzer Wirtschaftsordnung die Arbeiter treffen, zeigt neben der Ab- aus jenem Prozeß bekannt gewordenen Tatsachen der Konfiskation zum Vizefeldwebel, Mitte Februar 1903, hat P. feine Untergebenen nahme der Widerstandskraft gegen Krankheiten die alljährliche von aus dem Auslande gekommenen Bostsendungen und von Aus- während der Ausbildung auf alle nur erdenkliche Art geschliffen". funftserteilungen der Bostämter an die Polizei. Eine Verlegung Er ließ sie überanstrengend egerzieren, lange Zeiten in der Zunahme der Unfälle, die alljährlich steigende Zahl der weib- des Briefgeheimnisses sei selbstverständlich auch schon die Bekanntgabe niebeuge mit vorgestrecktem Gewehr verharren und drohte ihnen: lichen und jugendlichen Arbeiter, die in der Industrie be- von Adressen durch die Post an andere Personen. Im Winter lasse ich Euch so lange stille stehen, bis Ihr anfriert, schäftigt werden, während zugleich das Elend der Arbeits- Darauf erwiderte Oberpostinspektor Fischer: Briefe vom und im Sommer lasse ich Euch so lange laufen, bis Euch die Iosigkeit schwer auf den erwachsenen männlichen Arbeitern Auslande würden den Zollämtern zugeführt. Wenn die Zollbehörde Bunge zum Halse heraushängt. Einen der Untergebenen ließ er bei der strengen Kälte eine halbe Stunde hindurch mit vorgestrecktem Tastet. Wenn troßdem Graf Posadowsky   schon jetzt von der die Sendungen übermittele, habe die Postbehörde keinen Einfluß. Es wird sodann der Fall Kauzich in 8 wida u erwähnt, zu Gewehr stillstehen, so daß die Knie des Refruten zitterten. Einmal wahnsinnigen Haft der sozialpolitischen Gesetzgebung spricht und in der Auswucherung der Arbeiter durch die Brotzölle dem Oberpostinspektor Fischer bemerkt, es habe sich bei den Post- mußten Untergebene auf der Stube so lange über Tisch und Stühle Gegengewichte verlangt, so gesteht er damit, daß die bürgerliche anstalten Zwickau   und Oberhohndorf nichts in Erfahrung bringen springen, bis sie naß waren. Besonders hatte der Grenadier Zegler Tassen, daß eine Verlegung des Briefgeheimnisses begangen unter den Schikanen des Vorgesezten zu leiden. Beim Stubenfegen Gesellschaft nicht imstande ist, der Verelendungstendenz für die worden sei. hatte er einmal einen Strohhalm versehentlich zurückgelassen, worauf breiten Arbeitermassen auch nur halbwegs entgegenzuwirken. Dr. Liebknecht äußert sich hierauf noch eingehend über die ihn der Sergeant zwang, den Halm mit dem Munde aufzuheben und Das wäre erst möglich, wenn die Forderungen unserer Partei, Affäre des Dr. Wetscheslaff, namentlich über die beiden bekannten fortzutragen. Ein andermal mußte 8. so lange lebungsererzitien die sie auch dies Jahr wieder in Anträgen formuliert hat, Telegramme, deren Inhalt uur infolge von Indiskretionen von Post machen, bis er ohnmächtig zusammenbrach. Den Grenadier Klein als er einmal in Pantoffeln verwirklicht würden: gesetzliche Festlegung des Achtstunden- beamten zur Kenntnis des Spigels Wels gekommen sein können, nagel zwang der Angeklagte, einen Eimer Wasser herbeizuholen und tages, Ausdehnung der Sonntagsruhe, Schutz der Heim-, der was Dr. Wetscheslaff ausdrücklich festgestellt habe, und bewiesen sei zum Buzen erschien, Schuhen und Strümpfen in das Wasser zu Bau-, der Bergarbeiter, sanitäre Vorkehrungen gegen die Ver- auch, daß sich der genannte Spigel ständig auf dem Postamt in dann mit Hermsdorf aufgehalten habe. Uebrigens sei ermittelt worden, daß steigen. Keiner der Mißhandelten brachte die giftungsgefahr in vielen Industrien, Errichtung eines Reichs- wels bei seinem Abschiede einem Postbeamten Geld in die Hand Vorfälle zur Anzeige. Einer der Grenadiere hatte aber Arbeitsamtes, Ausbau der Gewerbe- Inspektionen- hierauf gebrüdt habe. die ihm widerfahrenen Mißhandlungen in seinem Tagebuche

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ging unser Redner besonders ausführlich ein- und vor allem Oberpostinspektor Fischer bezeichnet die Angaben Liebknechts aufgezeichnet und als er im vergangenen Herbst ausgedient Sicherung der Koalitionsfreiheit. über die beiden Telegramme als unzutreffend. Es bestehe keinerlei hatte und nach Hause zurüdkehrte, fiel seinem Vater das Tage­Verkehr zwischen Postbeamten und Polizeispionen, gibt aber zu, buch in die Hände. Dieser erstattete daraufhin die Anzeige. Das

Am Dienstag wird die Debatte fortgesetzt.