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Nr. 58. 22. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Donnerstag, 9. März 1905.

158. Sigung vom Mittwoch, den 8. März 1905, nachmittags 1 Uhr.

Zur Begründung des Antrages Ablaß erhält das Wort

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Freilich, der Kollege Dasbach. Kollege Dasbach hat die widerspruchsvolle nach Sie organisch das Wahlrecht abstufen wollen. Profeffor Haltung seiner Freunde ahnungsvoll schon vorher motiviert, Delbrück  , der Ihnen ja näher steht als uns, hat mit Recht indem er ausführte, daß die Wahlkreis- Einteilung in Bayern   gesagt, daß man nicht ohne schwere Verlegung des Rechtsgefühls eine ganz ungerechtfertigte Wahlkreis Geometrie zum Nach die Forderung auf gerechte Einteilung der Wahlkreise länger über­teil seiner Partei sei, und deshalb beseitigt werden müßte. So sehen könne. Der Grundsatz jeder Repräsentativverfassung muß auch Am Bundesratstische: Kommissare. hat das Zentrum eine doppelte politische Moral, eine blau- weiß hier durchgesetzt werden: Der heutige Reichstag soll das heutige Auf der Tagesordnung steht die Beratung zweier Initiative bayrische und eine schwarz- weiß- rot deutsche. Ich hoffe, daß das Deutschland   vertreten, er soll eine Vertretung und kein Zerrbild des anträge über die Neueinteilung der Reichstags- Bentrum heute der Meinung seines Führers Spahn folgen wird, deutschen   Volles sein. Wahlkreise. Ser in seinem Wahlkreis sich dahin äußerte, daß man aus Achtung Abg. Gamp( Np.): Jch kann dem Abg. Bachnicke feine Hoffnung 1. Der Antrag des Abg. Dr. Ablaß( frf. Vp.) lautet: Der vor der Verfassung sich der Neueinteilung der Wahlkreise nicht machen, daß die Gedanken des Professor Delbrück   von uns gebilligt Reichstag wolle befchließen, die verbündeten Regierungen zu er- entgegenseten dürfe. Dr. Dertel, der Sprecher der Stonservativen, werden. Wir wollen Beibehaltung des gegenwärtiges Zustandes. fuchen, dem Reichstag alsbald einen Gesezentwurf betr. die neue gab 1902 ohne weiteres zu, daß wie die Geheimhaltung der Wahl, Alle Richtungen können doch nicht vertreten werden. Bayern  , Einteilung der Reichstags- Wahlkreise unter Berücksichtigung der feit so auch die möglichste Gleichheit der Wahlkreise eine fittliche Württemberg   usw. haben doch auch ein verfassungsmäßiges Recht auf Gründung des Deutschen Reiches erfolgten Verschiebung der Be- Forderung genannt werden könne. Dagegen führte er nur Zweck eine bestimmte Zahl von Abgeordneten. Wenn Sie sich also auf die völkerung vorzulegen. mäßigkeitsgründe an: wir würden aus der Ünruhe gar nicht heraus- Verfassung berufen, müssen Sie auch die ganze Verfassung bei­2. Der Antrag des Abg. v. Chrzanowski( Bole) lautet: Der kommen. Aber die Unruhe, die durch Ablehnung einer berechtigten behalten.( Buruf lints: Geist der Verfassung!) Wer redet da Reichstag   wolle beschließen, die verbündeten Regierungen zu er- Forderung im ganzen Reiche hervorgerufen wird, ist sicherlich viel etwas vom Geist der Verfassung?( Lachen.) Wenn man auf die Zahl fuchen, dem Reichstage tunlichst bald das im§ 6 des Reichswahl- größer. Dr. Dertel meinte dann, die bodenständige Bevölke- Rücksicht nimmt, so müßten Familienväter mehr Stimmrecht haben gesetzes vom 31. Mai 1869 vorgesehene Reichsgesetz über die Ab- rung verdiene ein größeres Recht als die fluktuierende. als Junggesellen.( Heiterfeit.) Sie müßten also auf die sämtlichen grenzung der Wahlkreise vorzulegen und bei der Neueinteilung der Das war eine Berbeugung vor der ländlichen Wählerschaft. Aber die Verhältnisse der Wähler eingehen.( Heiterkeit.) Im Bundesrat ist Bahltreise die feit dem Jahre 1867 veränderten Bevölkerungs- ländliche Wählerschaft weiß, daß die gesonderten Gutsbezirke die Vertretung doch auch nicht nach der Zahl der Stimmen; aber da verhältnisse in angemessener Weise zu berücksichtigen. 21 Millioneu fommunalpolitisch entrechten. Sie leidet unter schweigt Abg. Gothein. den Vorrechten des Patronats in Kirche und Schulwesen, Präsident Graf Ballestrem: Sie dürfen die Abgeordneten doch Abg. Kopsch( fri. Vp.): Wir haben unseren Antrag in derselben sie weiß also, wie schwer bestehende Vorrechte auf ihr auch nicht zu Zwischenrufen ermuntern.( Große Heiterkeit links.) Form bereits im Jahre 1903 eingebracht. Es ist der jüngere Bruder lasten. Sie will feine Vorrechte, sondern nur gleiches Recht. Abg. Gamp( Rp., fortfahrend): Berlin   ist so wie so schon be desjenigen Antrages, welcher die Sicherheit des Wahlgeheimnisses Herr Gamp befürchtete bei Annahme unsres Antrags eine günstigt, weil die Berliner   hier in den Reichstag kommen und fich durch Wahlzelle und Wahlfuvert forderte und welcher mehr als ein Vermehrung der sozialdemokratischen Mandate unnüße Reden anhören können. dugendmal entweder von seiten der Freisimmigen oder von um ein Duzend( Abg. Gamp: Um 601), also um fünf Bizepräsident Dr. Paasche: Sie dürfen nicht sagen, daß hier un­feiten des Zentrums eingebracht werden mußte, ehe die Duhend. Das heißt einerseits: wir wollen den Aft nicht absägen, nüze Reden gehalten werden.( Beifall in der Mitte.) Regierung die Forderung erfüllte. Die jetzige Einteilung der Wahl auf dem wir fißen, zum andern aber heißt es, bei der Prüfung Abg. Gamp( Rp., fortfahrend): Ich schließe aus der ganzen Be­freise in Norddeutschland geht auf das Gesetz vom 31. Mai 1869 solcher Fragen urteilen wir nicht nach Recht und Gerechtigkeit, fegung des Hauses, daß die meisten Abgeordneten die heutigen Reden zurüd. Auf durchschnittlich 100 000 Einwohner sollte ein Ab- sondern nach unserem ganz einseitigen parteipolitischen Interesse. für überflüssig halten. Elsaß- Lothringen   würde nach dem Vorschlage geordneter kommen und Bevölkerungsmengen von über 50 000 Ein-( Sehr richtig! links.) In anderen Ländern wie in Frankreich  , Belgien  , bes Abg. Kopsch weniger Vertreter bekommen als bisher. Ich wundere wohner sollten auf 100 000 abgerundet werden. Es hieß dann in Amerila gilt es als ganz selbstverständlich, daß entsprechend der Ver- mich, daß die reichsländischen Abgeordneten dagegen nicht protestieren( fich dem Geseze weiter: Eine Vermehrung der Zahl der Ab- mehrung der Bevölkerung die Wahlkreise anders abgegrenzt umsehend), aber ich sehe hier viele, die nicht hier sind( Heiterkeit rechts). geordneten infolge des Steigens der Bevölkerung wird durch werden. Wenn das Wahlrecht anf dem Majoritätsprinzip be- Daß ich mich mit Rücksicht auf eine mögliche Vermehrung der Sozial Sas Gesetz bestimmt. Durch Artikel 20 der Reichsverfassung erhielten ruht, so muß dieses auch richtig zur Geltung kommen können. Dafür, demokraten im Reichstage gegen den Antrag erklärt habe, ist richtig. dann die vier süddeutschen Staaten ihre 89 Abgeordneten und daß die sozialistischen   Bäume nicht in den Himmel wachsen, sorgen Die Sozialdemokraten sind die einzige Partei, die sich nicht als schließlich erhielt im Jahre 1873 Elsaß- Lothringen   auch 15 Abgeordnete. die Herren auf der äußersten Linten schon allein. Die Gewährung Vertreter des ganzen Voltes fühlt. Sie vertreten einzig und allein Nach alledem ist es unzweifelhaft, daß eine Neueinteilung der Wahl- von Volksrechten soll man nicht auf fritische Tage verschieben. Auf die Arbeiterinteressen, also einseitige Berufsinteressen.( Widerspruch treise nicht durch Verwaltungsmaßregeln, sondern nur durch ein Gesetz eins mache ich aufmerksam: in kritischen Tagen für das Reich hat bei den Sozialdemokraten. Zurufe: Und Sie? Bolltarif!) Herr unter Mitwirkung des Reichstages zustande kommen kann. Und ein Appell an das deutsche   Volk noch nie versagt. Gewährung von Pachnicke glaubte ja, daß die Sozialdemokratie im Absteigen begriffen zweitens ist unzweifelhaft, daß der Vermehrung der Bevölkerung Bolfsrechten kann nie das Staatsleben gefährden. Ich bitte Sie, sei. Dann wollen wir doch so lange warten, bis diese Ihre Hoff­Rechnung zu tragen ist. Bon einer stetigen Vermehrung der Ab möglichst einmütig unserem Antrag, die zur Beratung stehenden An- nung eingetreten ist; vorläufig haben Sie sich doch noch nicht geordneten fann bei den Raumverhältnissen dieses Hauses nicht gut träge der Reichsregierung zur Berücksichtigung zu überiveifen, zuzu- allzu sehr als guter Prophet erwiesen, daß deshalb die Die Rede sein. Es kann sich also nur um eine Neuabgrenzung der stimmen.( Lebhafter Beifall bei den Freifinnigen.) Gesetzgebung in Bewegung gesetzt werden müßte. Ich stehe auf Wahlkreise handeln. dem Standpunkte: Nur die allergrößten Kälber wählen ihre Metzger selber!( Große, andauernde Heiterfeit links.)

Abg. Ledebour( Soz.): Es freut mich, einmal mit Herrn Gamp die in seinen Worten lag.( Heiterkeit.) Am meisten hat mich bei der Debatte gewundert, daß die Gegner dieser Anträge überhaupt noch versuchen, sie als mit dem Gesetz nicht vereinbar darzulegen. Herr Dr. Baafche hat sich trampfhaft bemüht nachzuweisen, daß in der Verfassung nicht in Aussicht gestellt sei, die Wahlkreise nach einmal die beiden Paragraphen verlesen.

Abg. Korfanty  ( Pole): Auf die Einzelheiten der ganzen Wahl­36 Jahre warten wir nunmehr darauf. Im Jahre 1870 betrug freiseinteilung will ich nach den Ausführungen des Herrn Borredners die Bevölkerung des jetzigen Deutschen Reiches 40 000 000, im nicht mehr eingehen. Seit 30 Jahren ist nun dem deutschen   Bürger­Jahre 1904 59 000 000. Das ist eine Steigerung von 42 Proz. Die tum versprochen, durch Gesetz die Wahlkreiseinteilung der Vermehrung übereinstimmen zu können, nämlich in der Selbsteinschätzung, Zahl der Wähler betrug im Jahre 1870 82 Millionen, im Jahre der Bevölkerung anzupassen, bis heute ist das Bersprechen aber nicht 1903 12 Millionen. Das ist eine Steigerung fagar von 45 Broz. erfüllt. Besonders schlimm liegen die Verhältnisse in Oberschlesien  . Die Durchschnittszahl der Wähler eines Abgeordneten betrug im Jahre Leider muß man wirklich daran glauben, daß Preußen in Deutsch  1870 21 000, im Jahre 1903 31 600. Nun ist diese Steigerung aber land voran ist, denn überall fühlt man den Geist der Ungerechtig­feineswegs gleichmäßig erfolgt, sondern es find wesentlich die Großstädte feit. Ein frasses Beispiel dafür ist das Versagen der Neuabgrenzung und die industriellen Bezirke, welche an dieser Steigerung der Wahlkreise.( Beifall bei den Polen   und Sozialdemokraten.) der Vermehrung der Bevölkerung abzuändern. Ich will deshalb noch teilgenommen haben. Im Wahlkreise Düsseldorf   betrug im Jahre Abg. Dr. Paasche( natt.): Es haben sich tatsächlich Zustände 1870 die Bevölkerung 115 000, im Jahre 1890 241 000, im Jahre herausgebildet, die einer Reform bedürfen, das will ich ohne weiteres Jm§ 5 Absatz 3 des Wahlgesetzes heißt es: Eine Vermehrung 1903 310 000. Das ist eine Steigerung von 270 Proz.( Hört! anerkennen. Troydem kann ich die Anträge nur zur Erwägung", nicht der Zahl der Abgeordneten infolge der steigenden Bevölkerung wird hört! links.) Eine ähnliche enorme Steigerung fand auch in zur Berücksichtigung empfehlen, weil der Ausdruck zur Be- durch das Gesetz bestimmt" und im§ 6 Abfag 3 wird gefagt: Ein Duisburg  , in Essen, Lennep Mettmann   und anderen rücksichtigung" nach dem, was mein Parteigenosse Büsing neulich Bundesgeses wird die Abgrenzung der Wahlkreise bestimmen". Dies Orten statt. In Leipzig  - Land hat sogar eine Steigerung um 340 Proz. ausgeführt hat, bedeuten würde, daß wir für alle Einzelheiten ist bis zum heutigen Tage nicht geschehen. Das heutige Gesetz ist stattgefunden. Dem entspricht, daß die Wahlkreise in ihrer Be- der Anträge uns festlegen sollen.( Burufe bei den Freisinnigen: nur ein Provisorium in dieser Beziehung.( Sehr richtig! links.) völkerungsziffer heute sehr ungleich sind. Wir haben heute noch einen Es stehen gar keine Einzelheiten darin! Ja wir vermissen eben die Wenn jemand bei Schaffung dieses Gesetzes behauptet hätte, daß Wahlkreis mit einer Bevölkerung unter 10 000 Einwohner, und weit Einzelheiten.( Schall endes Gelächter links.) Die Art und nach 30 Jahren, nachdem die Bevölkerung in einzelnen Wahl­mehr als die Hälfte aller Wahlkreise bleibt unter der Durchschnittszahl. Weise, wie sich Abg. Kopsch hier hingestellt hat und auch noch den freisen um das Siebenfache gestiegen ist, sich noch eine Stimme Nur der Wahlkreise haben die normale Größe, aber 9 Wahltreise Fürsten   Bismard als Kronzeugen angerufen hat, entspricht durchaus im Reichstag   finden würde, die die Notwendigkeit der Neu­haben 50-60 000, 7 Wahlkreise 60-70 000, 3 Wahlfreife 70-80 000, nicht der historischen Wahrheit. Es war seinerzeit gerade abgrenzung der Wahlkreise bestritten hätte ein solcher Mann 4 Wahlkreise 80-90 000, 2 2ahltreise 90-100 000, 2 Wahlkreise der liberale Abgeordnete Laster( Hört! hört! wäre von allen Parteien für einen Verleumder erklärt worden. 100-125 000, 1 Wahlkreis 125-150 000 und 2 Wahlkreise 150 bis rechts), welcher ausgeführt hat, daß man die Zahl der Es handelte sich einfach darum, daß die Regierungsparteien sich 200 000 28ähler.( Hört! hört! links.) Ueber 75 000 Wahlberechtigte, Bertreter nicht dem Zufall einer zahlenmäßigen Bevölkerungs- gegen die Neueinteilung aus parteipolitischem Interesse wehren. d. H. mehr als das fache der normalen Zahl, weisen 13 Wahl- vermehrung überlassen dürfe. Deshalb war Abg. Lasker dagegen, Einige geben das auch unumwunden zu; und die sind mir noch freise auf, darunter allein Teltow  - Beeskow   Charlottenburg   mehr daß man die Vermehrung der Abgeordneten nach der Zahl der lieber als der Vertreter der Nationalliberalen, der das als 187 000 Wähler.( Hört! hört! links.) Auf diese Wahlkreise Bevölkerungsvermehrung der Verwaltung überlassen tönne, nicht aussprach, aber trotzdem die entschiedenste Scharfmacherrede ge­entfällt 30 aller Mandate, aber fie enthalten aller Wahl- sondern das Gesetz müsse von Fall zu Fall entscheiden. Man darf halten hat, und dessen vorgebrachten Argumente sich allesamt gegen berechtigten im Deutschen Reich. Bei gerechter Verteilung diefer die Gerechtigkeit nicht so, wie es der Abg. Kopsch getan hat, auf ein das gleiche, allgemeine und gerechte Wahlrecht richten.( Sehr richtig! Wahltreise würden sie 45 oder 46 Abgeordnete zu wählen haben. numerisches Prinzip stügen.( Lachen links.) Das Prinzip bei den Sozialdemokraten.) Aber freilich befürchten die Herren ganz Berlin   hätte statt auf 6 Anspruch auf 14 Mandate. Diesen Miesen- der Masse darf nicht entscheiden. Ich bin fein Partitularist, aber ich mit Recht von einer gerechten Einteilung der Wahlkreise eine Ver­wahlkreisen stehen Zwergwahltreise gegenüber. 12 Wahlkreise in würde es bedauern, wenn Württemberg   mit seiner stillstehenden mehrung der sozialdemokratischen Vertreter. Gerade die acht größten Deutschland   haben weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Bevölkerung einige Abgeordnete verlieren würde. Auch im Bundes- Wahlkreise werden von der Sozialdemokratie vertreten. Teltow­Wählerzahl. Ein Wähler in Schaumburg- Lippe   hat das rate find die Staaten ja nicht nach der Bevölkerung Beeskow   sollte 7, Berlin   VI 6, Bochum   5, Berlin   IV 4, München   II neunfache Wahlrecht eines Wählers in Teltow   Beestow. Das vertreten.( Zuruf links: Um so nötiger im Reichstage auch 4, Hamburg   III 4, Leipzig  - Land und Dortmund   je 3-4 6-

erinnert an die Zustände, wie sie das elendeste aller Wahlsysteme, Ich begreife nicht, daß der Vertreter der Freisinnigen Voltspartei, geordnete haben, und unzweifelhaft würde die weitaus überwiegende das preußische Dreiklaffen- Wahlrecht geschaffen hat.( Sehr richtig! die bei jeder Wahl mehr ins Hintertreffen gerät, jo gleichmütig Mehrzahl dieser neuen Mandate der Sozialdemokratie zufallen. Um­links.) Bergleicht man   Fraustadt- Lissa mit seinen 18 000 Wählern dieser Aussicht auf einen neuen Zufluß sozialdemokratischer Abgekehrt müßten die Konservativen die Hauptkosten der Reform tragen. mit den Wahlberechtigten von   Berlin VI, so findet man, daß dort geordneten gegenübersteht. Wir wollen nicht und können nicht wollen, Entrüstet fragte Herr Gamp: Soll etwa mein   Deutsch- Strone schlechter gar das Zwölffache des   Berliner Wahlrechts herrscht. Die drei daß Großhandel, Großindustrie, städtische Intelligenz aus dem behandelt werden als   Bückeburg? Nun ist ja   Deutsch- Krone aller­Kulturzentren Neu- Stettin, Deutsch- Krone und   Fraustadt- Liffa( Heiter- Parlamente des Reiches gedrängt werden, wir wollen teine einseitige dings der viertkleinste Wahlkreis( Heiterkeit) und die heutige Nede teit) haben etwa die zehnfache Bedeutung der drei Kulturzentren Berstärkung der Arbeitervertretung; die Aussicht auf neue Bubeils des Abg. Gamp bewies ja, daß er schon fürchtete, daß das Messer  Hamburg,   München, Berlin  .( Hört! hört! links.) Das Urteil erscheint uns nicht verlockend. Allenfalls stimmen wir einer mäßigen ihm an der vorher von ihm charakterisierten Kehle sigt.( Schallende über diese Bustände ist für jeden Unbefangenen ganz von Vermehrung der Wahlkreise bei und erwarten von der Regierung Heiterkeit.)   Bückeburg hat einen Abgeordneten für sich nur deshalb, selbst gegeben. Welches Schidial hat nun unser An- eine dahingehende Vorlage.( Lebhafter Beifall rechts und bei den weil es einen besonderen Staat bildet. Wenn   Deutsch- Krone trag bisher gehabt? Als zuerst im Reichstage die An- Nationalliberalen.) einmal eine preußische Sekundogenitur wird, weil in Bücke­regung gegeben wurde, die Reichstags- Wahlfreise gesetzlich fest- Abg. Frhr  . v. Richthofen- Damsdorf( f.): Wir halten es für das burg für den preußischen Schwager teine guten Aussichten zulegen, δα erklärte der Reichskanzler Fürst Bismard, beste, an dem bestehenden Wahlrecht in feiner Richtung Aenderungen bestehen( Stürmische Heiterkeit), bann soll   Deutsch- Strone er sei weit davon entfernt, prinzipiell einer solchen vorzunehmen.( Hört! hört! auf mehreren Seiten des seinen Abgeordneten behalten, sonst ist es ausgeschlossen. Regelung zu widerstreben, nur der Zeitpunkt sei noch nicht ge- Hauses.) Wir wollen feste Wahlkreise unter Anlehnung an   Charlottenburg hat 15mal so viel Wähler wie   Deutsch- Krone. Das eignet. Als 1882 die Abgg. Payer und Sonnemann von der Verwaltungseinheiten, wie Kreise usw., und nicht mechanische ist nicht nur eine Ungesetzlichkeit, sondern auch eine schreiende Un­Süddeutschen Volkspartei den Antrag auf Neueinteilung der Wahl- Bevölkerungszusammenballungen auf Grund der Volkszählungen. gerechtigkeit, wenn der Wähler von   Deutsch- Krone 15mal so viel freise wiederum gestellt hatten, da erklärte der damalige Führer der Wir lehnen daher den Antrag   Ablaß ab und können uns auch auf Einfluß auf die Reichsangelegenheiten hat, wie der Wähler von Konservativen, Freiherr v.   Minnigerode, über kurz oder lang den Antrag Paasche nicht einlassen, da wir ja alle wissen, daß bei   Teltow-   Beeskow. Der einzige Grund gegen die Gleichberechtigung werde eine Neugestaltung der Wahltreise entsprechend der Ver- den Erwägungen doch nichts herauskommen wird.( Lebhaftes find agrarische Interessen. Aber ich möchte doch die   Zentrumspartei schiebung der Bevölkerung eintreten müssen. Auch Windthorst Bravo! rechts.) darauf aufmerksam machen, daß nächst der Sozialdemokratie und v. Bennigsen schlossen sich dieser Auffassung Abg. Dr. Pachnide( frs. Vg.): Herr v. Richthofen erflärte, feine fie bei der der Wahlkreis- Einteilung am ungünstigsten weg­an. Seitdem find 23 Jahre ins Land gegangen. Hätten diese Partei wolle möglichst wenig an den bestehenden Zuständen ändern. gekommen ist.( Abgeordneter Gamp: Soll das ein Argu Männer die heutigen Zahlen gehört, sie wären aus reinem Ge- Aber wenn es zum Vorteil der Herren ist, so sind sie bereit, alle ment fein?) Ich weise das Zentrum darauf hin, daß rechtigkeitsgefühl mit ihrer ganzen Partei für unseren Antrag eingetreten. Grundlagen des Bestehenden umzustoßen und mit dem Grafen es auch einen Teil der industriellen Bevölkerung vertritt; ich erinnere Im Jahre 1902 wiederholten wir unseren Antrag auf gerechte Ein- v. Mirbach das Reichstags- Wahlrecht zu ändern.( Widerspruch rechts.) an Essen,   Düsseldorf,   Köln- Land usw. Die   Zentrumspartei scheint teilung der Wahlkreise. Herr Bassermann erklärte den Zeitpunkt Sie( nach rechts) werden doch die geistige Verwandtschaft mit dem sich ja mit ihrem Schweigen heute in den Hinterhalt gelegt zu so turz vor Schluß der Session für nicht günstig. Ich bin Grafen Mirbach nicht ableugnen wollen.( Abg. v. Richthofen: Doch!) haben. Aber wenn das Zentrum heute wieder dieselbe ab­einigermaßen begierig, wie die nationalliberale Frattion Der Antrag Paasche mit seiner bloßen Aufforderung an den Reichs lehnende Haltung einnimmt wie früher, so werden die industriellen heute ihren ablehnenden Standpunkt motivieren fönnte. Der Ab- tangler zur Ueberlegung ist doch nur ein Ausweichen. Aber so leichten Teile seiner Wählerschaft wohl Anlaß haben, ein ernstes Wörtchen geordnete Gröber lehnte damals im Namen des Zentrums eben- Kaufes wollen wir Sie nicht loslassen. Schon darum haben wir den mit ihm zu reden. Herr Gamp hat sich auch als Verteidiger falls unseren Antrag ab: eine mathematische Gleichheit tönne unser Antrag auf Ueberweisung zur Berüdfichtigung gestellt. Wenn immer der füddeutschen Interessen aufgespielt und bedauert, daß die Antrag boch nicht herbeiführen. Das verlangen wir aber auch wieder mit dem Argument operiert wird, die bodenständige füddeutschen Abgeordneten so selten im Reichstage erscheinen gar nicht, das ist auch gar nicht der Sinn des Gesetzes. Bevölkerung solle ein größeres Wahlrecht haben, so ist das, abgesehen können. Da hat er eine vorzügliche Rede für die Bewilligung von Herr Gröber mochte denen nicht das Wahlrecht verschlechtern, die von der 8wedmäßigkeitsfrage, einfach verfassungswidrig. Denn die Diäten gehalten. Aber wenn man daran denkt, daß er gegen deren fich jetzt im Besig eines bevorzugten Wahlrechts befänden. Aber Berfaffung verlaugt ein gleiches Wahlrecht, Sie aber schaffen ein Plural- Bewilligung ist, so ist es klar, daß er nicht die süddeutschen auch die Vermehrung der Size bedeutete eine Verschlechterung, eine wahlrecht. Die Politit soll der ökonomischen Struktur entsprechen. Welche Interessen, sondern nur die eigenen Intereffen hier wahren will. Herabdrückung der Bedeutung der Stimme für diejenigen, die jetzt Veränderungen hat sie seit der Firierung der Wahlkreise durchgemacht! Herr Gamp warf uns vor, wir nähmen nur Rücksicht auf die ein bevorzugtes Wahlrecht haben. Uebrigens sollte die Bevorzugung In Preußen halten Sie daran fest, das Wahlrecht nach der Steuer- Arbeiter. Wir haben stets und und ständig das Wohl des des einen Teiles nie zur Ungerechtigkeit gegen den anderen führen. leistung zu normieren. Wie viel mehr Steuern leisten heute im Reiche ganzen Bolkes im Auge behalten und zur Geltung zu Der gegenwärtige Zeitpunkt wird dem Zentrum sicherlich auch be die Städte, als sie Wahlrecht haben! Wie viele, wie gewaltige Um- bringen gesucht. Aber die Arbeiter sind eben die über­sonders günstig erscheinen. Denn da das Zentrum sich im wälzungen wollen Sie noch erleben, ehe Sie diese Reform für zeit- wiegende Mehrzahl des   deutschen Volkes;% des   deutschen  bayerischen Wahltampfe mit unseren Nachbarn zur Linten gemäß erklären? Aber Sie denken: L'egalité nons tue( die Gleich Volles gehören zum Proletariat, zu den Ausbeutenden nur 10, und berbündet hat, hat es wohl jest feine allzugroße Furcht heit tötet uns.) Sie geben Furcht vor der Wahlkreisgeometrie bei der deren Intereffen werden wir allerdings nie vertreten.( Sehr richtig mehr vor dem Anwachsen dieser Partei. Die   bayerische Neueinteilung vor. Aber Wahlkreisgeometrie wird auch unter den jezigen bei den Sozialdemokraten.) Man hat ferner eingewandt, auch der Bentrumspartei ist ja auch bemüht, das Wahlrecht dort zu Zuständen ganz ungeniert getrieben. So ist erst jüngst der Wahlkreis Bundesrat sei nicht völlig schematisch zusammengefeßt. Aber gleich­ändern, obwohl es bei weitem nicht zu so schlimmen Un-   Greifswald-   Grimmen aus ganz bestimmten Abfichten gegen den be- viel, ob die Zusammenfeßung des Bundesrates richtig oder gerechtigkeiten geführt hat, wie das Reichstags- nachbarten Wahlkreis   Anklam neu abgegrenzt worden.( hört! hört! unrichtig ist, für ihn ist eben in der Verfassung diese Bahlrecht. Wie werden die bayerischen Zentrumsabgeordneten links.) Das Schlagwort organische Reform, nicht mechanische" ist Art der Zusammensetzung vorgesehen, für den Neichstag ihre abweichende Stellung hier im Reichstage rechtfertigen können? hier vollkommen inhaltlos. Sie können gar nicht definieren, wo aber die nach der Bevölkerungszahl, und in dieser Debatte