Nr. 58. 22.eilU des Jonitte" Kcrlim AcksdlM,s.Kerliner partei-MngeUgenbeiten.Genosse Waldeck Manasse bittet uns. im Interesse der Referenten-sucher mitzuteilen, daß eine Agitationsreise ihn verhindert, bis E n d eApril Vorträge in Berlin anzunehmen.Lichtenberg. Heute Donnerstag findet eine außerordentlicheGeneralversammlung des Wahlvereins bei Gürsch, FrankfurterChaussee 86, statt.— Sonnabend feiert der Wahlverein seinStiftungsfest im„Schwarzen Adler". Frankfurter Chaussee 120.Das Komitee hat weder Mühe noch Arbeit gescheut, das Fest zueinem für die Teilnehmer genußreichen zu gestalten. Bei dem ge-ringen Entree von 30 Pf. ist es jedem Parteigenossen möglich gemacht, das Fest zu besuchen.Friedrichsfeld«. Sonntag mittag 1 Uhr findet bei Bube, Prinzen�Allee 30, eine Volksversammlung statt. Tagesordnung:„Die Landarbeiterftage". Referent: Vorschnitter Gen/Schmidt-Sonnenburg.—Freitag abend 7 Uhr Handzettel-Verbreitung. Treffpunktbei Loste, Luisenstr. 20.Lokales.Des Stadtfreisinns Furcht vor sozialdemokratischer Kritikhat oft genug sich unverhohlen geäußert. In der Stadtverordneten-Versammlung haben Führer der freisinnigenMehrheit und Vertreter des Magistrats bei jeder sich bietendenGelegenheit darüber gejammert, daß die sozialdemokratischenStadtverordneten samt dem„Vorwärts" die Großtaten desFreisinns lieblos verkleinern. Erst kürzlich wieder ist in derDebatte über die KranlenhauSnot auf jener Seite die alte Ab-neigung gegen sozialdemokratische Kritik erneut zum Ausdruckgebracht worden.. In Verwaltungsdeputationen und Ver-ivaltrmgskuratorien hat es ähnliche Auftritte gegeben, wennein sozialdemokratisches Mitglied zu forsch draufgehen wollte,oder wenn durch den„Vorwärts" die Oeffentlichkeit Kenntnisvon den Geheimnissen solcher Verwaltungen erhalten hatte.Das bekannteste Beispiel dieser Art ist das Obdachkuratorium.Zu einem Zusammenstoß ist es jetzt auch nn Siechen-Pflegekuratorium gekommen, und wieder war derAnlaß dazu eine dem Freisinn unbequeme Kritik von sozial-demokratischer Seite._ Wir hatten vor einigen Wochen die geradezu skandalösenZustände geschildert, die sich im Laufe der Zeit herausgebildethaben, weil die städtische Verwaltung zu spät an die Ver-mchrung der Sieckienhäuser herangegangen ist und nun seitlangem mit Platzmangel zu kämpfen hat. Obwohl die Räumeimmer stärker ausgenutzt werden und gleichzeitig eine immergrößere Zahl Siecher in Außenpflege abgeschoben, d. h. inFamilien untergebracht werden, wird doch bei dein fortgesetztwachsenden Bedürfnis der Platzmangel immer fühlbarer, undimmer mehr verzögert sich die Aufnahme siecher Personen.Mancher Sieche kommt in diese Zufluchtsstätte des HülflosenAlters erst hinein, wenn er sich schon im letzten Stadium be-findet. In unserer Darstellung stützten nur uns zum Teil aufeinen amtlichen Bericht des ärztlichen Leiters der Siechenanstaltan der Prenzlauer Allee. In diesem den Mitgliedern desKuratoriums eingehändigten Bericht wurde unter anderemgesagt, daß im letztm Jahr 47 Sieche fast sterbend oder dochin änherst hoffnungslose:'.! Zustand in der Anstalt anlangte»und sämtlich nicht die zweite Woche überlebten. Darunterwaren viele völlig Besinnungslose, und zwei davon bekam derArzt nur im Leichenhaus zu scheu.Die Veröffentlichung dieser Angaben durch den„Vor-w irr ts" ist im Siechenhauskuratorium sehr übel vermerktworden, und in der letzten Kuratoriumssitzung hat man ge-waltig auf uns geschnupft. Von freisinniger �eite wurdegefragt, warum denn der Magistrat nicht eine Entgegnung indie Presse gebracht habe. Der Magistratsvertreter erwiderte,man habe keine Neigung, sich mit uns in eine Polemik ein-zulassen. Wirklich nicht? Der Magistrat ist doch sonst nichtso pomadig, wenn es gegen den„Vorwärts" geht! Aber erist freilich mit solchen Becichtigungs- und Beschwichtigungsnotizen so oft hineingefallen, daß er nun lieber die Hände da-von lassen will. Gegen wen sollte sich übrigens diesmal diemagistratliche Polemik richten? Etwa gegen den eigenenAnstaftsarzt?In der Kuratoriumssitzung wurde auch Verwunderungdarüber geäußert, daß der ärztliche Bericht zur Kenntnis des„Vorwärts" gekommen sei. Darauf wurde von unserem Ge-nassen Gottfried Schulz, der im Kuratorium sitzt, ruhig er-klärt, daß e r der Urheber jener Veröffentlichung sei.Ob man solche Mitteilungen etwa verHeim liichen wolle.Nebenbei bemerkt: Amtsgeheimnis war nicht proklamiertworden. Von freifinniger Seite wurde angeregt, den Lrzt-lichen Bericht künftig nicht inehr jedem Mitglied in einem be-sonderen Exemplar nach Hause mitzugeben, sondern ein einzigesExemplar zur Einsichtnahme auszulegen. Wir sind neugierig,ob man diese Idee ausführen wird. Schon der bloße Vor-schlag kennzeichnet die klägliche Furcht vor sozialdemokratischerKritik.Als im vorigen Jahr den sozialdemokratisefcn Mitgliedern des Obdachkuratoriums durch einen vom Magistratund von der fveisinnigen Stadtverordnet lnr- Mehrheit ge-billigten Willkürakt des Vorsitzenden die Möglichkeit genommenwurde, jederzeit volle Kenntnis von den Zuständen im Obdachzu erlangen, gab ein führendes Organ des Berliner Stadt-freifinns es der Erwägung anHeim, ob die Mehrheit überhauptnoch Sozialdemokraten in die Verwaltungen hineinwählensolle. Das war ein Fingerzeig zu radikaler Abhülfe._ Aberes war auch ein Eingeständnis, daß der Stadtsreisinn in derTat Grund habe, anderen den Einblick in die Geheim-nisse der Berliner Kommunalverwaltungzu verwehren.Die Ricsclwirtschaftist ein Schmerzenskind der Berliner Kommunalverwaltimg.Für den Ankauf der erforderlichen Ländereien und ihre Her-richtung zur Berieselung ist ein Heidengeld ausgegebenworden, ohne daß es bisher gelungen wäre, gute Erträgeherauszuwirtschaften.Nun hat Berlin sein Rieselland ja nicht angekauft, umLandwirtschaft zu treiben, sondern um die Abwässer der Stadtunterbringen zu können. Die Rieselfelder sind nichts anderesals ein Teil unseres Bewässerungssystems, eine unentbehrlicheErgänzung der Schwemnllanalisation. Sie sind nicht alsErwerbsunternehmen, sondern als Wohlfahrtseinrichtung ge-dacht. Dementsprechend wird man bei der Beurteilung derFrage, ob die Rieselwirtschaft„sich rentiert", nicht so sehr diefinanziellen als die sanitären Gesichtspunkte beachten müssen.Trotzdem kann es einer Stadtgemeinde nur erwünschtsein, wenn ihr neben dem gesundheitlichen Nutzen derSchwemmkanalisation, der für Berlin heute keines Beweisesmehr bedarf, auch ein ansehnlicher Geldertrag aus den Rieselfeldern zufällt. Das zu erreichen, ist schwer, weil diedinguugen, unter denen die Rieselfelder bewirtschaftet werdenmüssen, wesentlich andere sind als die, mit denen der LandWirt bisher vertraut war. Bei Schwemmkanalisation undRieselwirtschaft kann nicht danach gefragt werden, wie vielan Dungstosfen und Wasser draußen gebraucht wird. Eigentsicher Zweck und wichtigstes Ziel ist, daß hinausgeschafft wirdwas drinnen in der Stadt an Abwässern„produziert" wirdAnfangs sind diese der Rieselwirtschaft auferlegten Bedingungen als ungünstig empfunden worden, allmählich aberhat man durch Verbesserung der Bewirtschaftungsmethode sichihnen mehr und mehr anzupassen gesucht, und der Erfolg istnicht ganz ausgeblieben. Die Landwirtschaft blickt auf dieErfahrung von Jährhunderten und Jahrtausenden zurück.für das Rieselfeld, das die Abwässer der Großstadt aufnehmenmuß, können erst die Lehren weniger Jahrzehnte ausgenutztwerden.Auch in der Rieselwirtschast Berlins sind Fortschrittsgemacht worden. Mancherlei Versuche wurden angestelltmanche Erfahrung wurde gesammelt, manche Verbesserungeingeführt. Viel versprach man sich davon, daß dem Königsberger Professor Backhaus, einem Theoretiker von Ruf,der zugleich auf seinem Versuchsgut Quadnau sich als erfolgereichen Praktiker erwiesen hat, die Leitung unsererR i e s e l g ü t e r übertragen wurde. Backhaus hat im vorigenJahre auf den Rieselgütern eine systematische Versuchstätigkeit entfaltet, deren Ergebnisse er in einemDruckheft(Prof. Dr. A. Backhaus, Landwirtschaftliche Versuche auf den Rieselgütern der Stadt Berlin im Jahre 1904.Berlin, 1905, bei Paul Parey. Preis 4 M.) der Oeffentlichkeit übergibt. Es handelte sich unter anderem um Prüfungneuer Pflanzen, deren Anbau lohnend sein könnte, mehr abernoch um Ermittelung der ertragreichsten Sorten derjenigenGewächse, die bereits auf den Rieselfeldern angebaut sind.Die Ertragsunterschiede, die festgestellt wurden, gingen bisüber 50 Proz. hinaus. Backhaus empfiehlt Saatgutproduktionin eigener Regie. Andere Versuche erstreckten sich auf die BeWässerung. Sie zeigten die hohe Bedeutung einer Regelungder Wasserzufuhr für die Rieselfelder, den Nutzen einer VerWendung der Abwässer nicht nur zur Düngung, sondern auchzur Bewässerung bei eintretender Trockenheit. Bei Weizenund Hafer wurden hierdurch bedeutende Ertragssteigerungenerzielt. Backhaus sieht die Möglichkeit einer völligen Um-gestaltung der Landwirtschaft auf städtischen Rieselgütern.Ueber diese Versuchstätigkeit berichtete Direktor Backhausam Dienstag auch in der„Deutschen Gesellschaftfür öffentliche Gesundheitspflege" imRahmen eines Vortrages:„S täd t e s an ie ru n g undLandwirtschaft". Er zeigte, daß selbst bei einerhygienisch einwandfreien Entwässerung, wie das Interesse derStädte sie erfordert und die Schwemmkanalisasion sie bietet,die Landwirtschaft nicht zu kurz zu kommen braucht. GuteAuswahl der Anbaugewächse und richtige Regelung derWasserzufuhr können die unvermeidliche Fülle der Dungstoffeund des Wassers aus einem Nachteil in einen Vorteil vevwandeln und hohe Erträge bringen. Schwierig ist vorläufignur der Absatz der Produkte. Für den Grasbau, der überausertragreich ist(vier-, fünf-, sechsmaliger Schnitt), wäre esvorteilhast, wenn durch Trocknung ein Dauerprodukt heugestellt würde. Ter Gemüse-Absatz leidet darunter, daß beiuns die ärmere Bevölkerung sich noch vorwiegend von Kartoffeln nährt. Eine Verbilligung der Gemüsepreise durch dieRieselfelder könnte hier manches ändern. Der Obstbau ist sehraussichtsvoll, im vorigen Jahre sind 12 000 Zentner verkauftworden. Auch die Milchwirtschaft kann von den vorzüglichenFuttermitteln profisieren.Nach den ausführlichen Darlegungen der oben erwähntenPublikation wie nach den knappen Angaben des Vortragesdarf man hoffen, daß die Berliner Rieselfelder noch eine großeZukunft haben. Vielleicht gelingt es, die Rieselwirtschaft soweit zu vervollkommnen, daß ihre Bedingungen nicht mehr alsungünstig, sondern sogar als hervorragend günstig empfundenwerden und ihr Betrieb zu einem ganz besonders lukrativenwird.—_Der Ausschuß für die in den Etat für 1905 aufzunehmendenVeränderungen hielt am Mittwochnachmittag S'/z Uhr seinedritte Sitzung unter Vorsitz des Stadtv. Wallach ab.Die Beratung wurde beim Spezial- Etat Nr. 38 Titel 32(Ar-beitshaus-Aufseherinnen) fortgesetzt. Der Magistrat schlägt ein An-fangsgehalt von 900 M. und ein in 21 Jahren zu erreichendes End-gehalt von 1400 M. vor. Die Oberaufseher erhalten nachden angenommenen Magistratsvorschlägen ein Anfangsgehalt von1200 M. und nach 13 Jahren ein Endgehalt von 1800 M. Fürdie Oberärzte wird eine Zulage von 300 M. beantragt und an-genommen.Für die Oberaufseher der Straßenreinigung wirddas AnfangSgehalt auf 2400 M., das in 13 Jahren zu erreichendeEndgehalt auf 3300 M. festgesetzt. Die Aufseher erhalten 1600 M.Anfangs- und 2300 M. Endgehalt. Ein Anttag auf Erhöhung desAnfangsgehalts um 100 M. wird unter Hinweis auf eine Neben-einnahine von etwa 180 M. abgelehnt.Für die neu geschaffene Beamtenkategorie der Bureau-gehülfen wurden unter Ablehnung der Magistratsvorschlägefolgende Gehälter festgesetzt: Anfangsgehalt 1400(1200) M., End-gehalt 3000(2800) M.Schuldiener sollen nach dem Vorschlage des Magistrats einAnfangsgehalt von 1030 M. und ein in vier Jahren zu erreichendesEndgehalt von 1300 M. erhalten neben freier Wohnung und freiemBrennmaterial im pensionssähigen Werte von 300 M. Die Vorlagewird angenommen.Assistenzärzte erhalten nach der Vorlage ein Anfangs-gehalt von 1500 M.. nach 8 Jahren da« Höchstgehalt von 2400 M.ES wird ausgeführt, daß diese Stellen früher als Durchgangstation betrachtet wurden, das ist jetzt anders geworden, da die" erren schon im Interesse der Anstalten gehalten werden nnissen.>ie Assistenzärzte sind von den akademisch gebildeten Beamten, dieam schlechtesten besoldeten. Es wird deshalb beantragt, eine Stufewegzuschalten und zwar 2700 M. in 10 Jahren zu erreichen. DerVorschlag deS Magistrats sowie der Anttag werden angenommen.Die Standesamtsdiener sollen aus dem diätarischenVerhältnis herausgenommen und in eine feste Gchaltsskala gebrachtwerden. Der Magisttatsantrag. denselben einen AufangSlohn von960 M. und nach 10 Jahren einen Höchstlohn von 1200 W. zu ge-währen, fand Annahme.Den bei der Verwaltung der Gaswerke angestelltenRevier-Jnspektoren und Assistenten wird eine jährlichepensionsfähige Zulage von 500 M. gewährt. Bei den Assistenten desChemikers wird daS Anfangsaehalt auf 3000 M., das Endgehalt auf3000 M.. zu erreichen in 20 Jahren, festgesetzt. Ebenso werden dieGehälter der übrigen Beamten der Gaswerke nach den Vorschlägendes Magistrats genehmigt.Den bei der Verwaltung der Wasserwerke beschästtgtenSchoßschließern soll ein AnfangSgehalt von 1800 M. und ein End-gehalt von 3000 M.. zu erreichen in 18 Jahren, gewährt werden;hierbei wurde der Anttag gestellt, den Schotzschließern ein Höchst-gehalt von 3300 M., in 21 Jahren zu erreichen, zu gewähren. ESwurde darauf aufmerksam gemacht, daß der Unterschied zwischen Rohr«meistern und Schoßschließern in der Gehaltsaufbesserung zu großist. Auf Vorschlag des Magisttats wird dieser Gegenstandzur Einholung weiterer Informationen bis zur zweiten Lesung zurück-gestellt. Bei Besprechung dieses Gegenstandes kam es zu heftigenAuseinandersetzungen zwischen der Minderheit und der Mehrheit.Verwaltung der KanalisationSwerke. Der An»trag, das AnfangSgehalt der Bau-Jngenieure auf 3100 M., daSHöchstgehalt auf 4500 M.. in 14 Jahren zu erreichen, festzusetzen,wird angenommen? ebenso werden die übrigen Gehälter derKanalisationsbeamten nach den Borschlägen des MagisttatS an«genommen.Den Kontrolleuren des Viehhofes wurde ein Anfangs-gehalt von 1700 M. und ein Höchstgehalt von 2100 M., nach achtJahren zu erreichen, bewilligt. Den Pförtn ern soll nach einemandern Vorschlag daS AnfangSgehalt auf 1500 und das Höchstgehaltauf 1900 M., nach acht Jahren zu erreichen, festgesetzt werden; ent-gegen den Vorschlägen des Magistrats wird dieser Vorschlag an-genommen.Nunmehr tritt der Ausschuß in die Frage der Vermehrung deretatmäßigen Bcamtenstellen ein; gefordert werden 7 Sekretäre,84 Assistenten, 16 Steuererheber, 11 Stadtsergeanten. Vom Magistratwurde ausgeführt, daß man unausgesetzt bemüht ist, Sekretärstelleneingehen zu lassen, die Mitglieder nnißten Vertrauen zu demMagistrat haben und hier keine Abstriche machen. Die Borlagewird nach kurzen Auseinandersetzungen einstimmig angenommen.Ein Antrag auf Vornahme einer zweiten Lesung wird mit 7cgen 3 Stimmen abgelehnt. Zum Berichterstatter wurde der-tadtv. Wallach gewählt. Die Drucklegung des Protokolls wurdebeschlossen.In der Sitzung der Park- und Gartenban-Dcputation am Mitt'woch fand ein Antrag von Petenten aus der Frankfurter AlleeZustiminung, wonach die Zahl der Uebergänge zwischen Blumen-straße und Jungstraße um einen vermehrt werden soll.— DieKon, Mission, welche gebildet ist, um Gelände zur Pflanzenzucht fürS ch u I z w e ck e zu beschaffen, schlägt vor, dazu ein der StadtBerlin gehörendes Gelände von 91 292 Quadratmeter Flächeninhaltzu nehmen. Das jetzt dazu verwendete Gelände in der Nähe derElektrizitätswerke muß geräumt werden. In der Angelegenheitwurde Vertagung beschlossen.— Die Spielplätze im TreptowerPark und im Plänterwald sollen mit Namen versehen werden.—Das Denkmal für den Staatskanzler Fürsten v. Hardenbergsoll auf den, Dönhoffplatz an der Ecke der Kommandanten- undKrausenfttaße Aufstellung finden; Gartenbau-Direktor Mächtig wurdebeaufttagt, einen Plan hierfür auszuarbeiten.— Der WerderscheMarkt wird auf Beschluß der Deputatton mit einer Schmuck-anlage versehen werden.— Abgelehnt wurde der Ankaufdes Grundstücks Treptoiver Chaussee 31/32, ebenso ein Anttagder Neuen Gnmdstücksgesellschaft, wonach die Mittelpromenade derLevetzowstraße mit Blumenbosketts bepflanzt werden sollte.— DieDeputation beschloß sodann, den Gememdebehörden nahe zu legen,daß sie den C o m e n i u s p l a tz in den Besitz der Stadt bringenund ihn in einen öffentlichen Park umwandele. Ein Mitglied derDeputation regte die Frage an, ob die Stadt in der Lage sei, dieauf dem städttschen Friedhof in Friedrichsfelde zur Pflege derGräber nötigen Pflanzen selbst zu ziehen und an die Angehörigender Verstorbenen gegen Entgelt abzugeben. Es wurde hierbei aufden Uebelstand hingewiesen, daß in der Nähe des FriedhofesBlumen, Kränze und Pflanzen nicht zu haben sind. Als Beispielkönne die Stadt Breslau dienen, wo die Friedhofsverwaltung dieAusschmückung und Pflege der Gräber besorge. Bon der Park-Verwaltung wurde hierzu angeführt, daß sie diese Aufgabe nichtübernehmen könne; es wäre Sache der Friedhofsverwaltung, sichmit der Angelegenheit zu befassen.Der Potsdamer Platzmit seinem andauernd zunehmenden Verkehr soll nach ZcituNgs-Nachrichten schon wieder umgestaltet werden. Richtig ist, daß vonverschiedenen Seite» eine ganze Reihe von Plänen ausgearbeitetworden sind bczw. noch werden und für diese Projekte natürlich auchStimmung gemacht wird. Der eine Plan— um nur einige zuskizzieren— geht dahin, Brücken für den Fußgängerverkehr überden Platz zu errichten. Hiergegen wird eingewendet, daß der Platzverunziert würde und Abhülfe, d. h. Entlastung und Erleichterungdes Verkehrs, doch nicht zu erwarten sei. Ueberau, in Hannover zumBeispiel, bevor der Bahnhof höher gelegt wurde, in England, Amerika,sogar hier in Berlin, hat sich gezeigt, daß solche Brücken höchstensvon alten kränklichen Personen und dann auch nur bei gutem Wetterbenutzt worden sind. Bei schlechtem Wetter sind diese häßlichenBrücken stets unbenutzt. In Hannover wartete sogar daS Publikumlieber an den Eisenbahnschranken, als daß es über die Brückenkletterte. Bein, Umbau der Stcttiner Eisenbahn konnte man inBerlin dieselbe Beobachtung machen. Das Publikum will von solchenBrücken nichts wiffen.— Ein anderer Plan geht dahin, Tunnelsan Stelle der Brücken zu bauen. Bon den Tunnels gilt aber dasselbewie von den Brücken, nur daß sie bei schlechtem Wetttr von einzelnenPersonen eher benutzt werden als die Brücken. Die Erfahrungen, dieman besonders in London und anderen Städten mit solchen Tunnelsgemacht hat, sprechen nicht dafür.— Stach ein anderer Plan gehtdahin, an den Enden des Platzes Wagen auf Fahrstühlen in dieseTunnels hinabzulassen, auf tenen dann das Publikum für ei»Entgelt unter dem Platz hindurchgefahren werden kann. Di«Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens sind aber ganz enorm,'owohl die technischen als auch die finanziellen, weil die Untergrund.bahn Siemens u. Halske und die vielen Kanäle, Leitungen usw.unterfahren werden müßten und der Berliner wohl einmal abernicht regelmäßig 3 Pf. zahlen würde, um über den Platz zu kommen.— Nun ist noch ein anderer Plan aufgetaucht. Nach diesem Planoll der gesammte Straßenbahnverkehr über den Platz unten durchgeführt werden. Dieser Plan würde natürlich die größten Schwierig-ketten beseitigen. Er ist aber nur auszuführen, wenn die Pots-damerstraße verbreitert werden kann. Auch sind die technischen undinanziellen Schwierigkeiten hierbei nicht zu unterschätzen. DieGroße Berliner Straßenbahn-Gesellschaft wird ohne weiteres kaumbereit sein, hierfür Millionen zu opfern und dem Magistrat kannunmöglich zugemutet werden, Millionen für diese Gesellschaft, wennauch im Interesse des Verkehrs, a londs perdu herzugeben. Außerdiesen großen Plänen gibt eö natürlich noch andere, die auf eineBeseitigung der alten Torgebäudc, Ouerung des Leipziger Platzes,Verbannung des Droschken- und LastfuhrverkehrS von beidenPlätzen usw. hinzielen._„Deutschland nach den großen Wehen." Unter diesemTitel werden in dem soeben ausgegebenen 47. Heft des WerkesW i d e r d i e Pfaffenherrschaft" die wirtschaftlichenund politischen Zustände Deutschlands nach dem 30 jährigenKriege behandelt. Der Verfasser zeigt die Entvölkerung undtotale Verarmung Deutschlands; die Sittcnverwttderung, dieVerkommenheit der Fürsten, deren wahnsinnige Verschwendung