Kr. 78. 22. Jahrgang. 4. KnlU ilcs 3mMi" Serlim MMott §5Nabe«d, 1. Apnl 1905. Partei-Hngelcgenbeltcn. 6. Wahlkreis(Schönhauser Borstadt). Sonntag, den 2, April, abends ö Uhr, findet im Jägerhaus, Schönhauser Allee 103, eine Volksversammlung fiir Männer und Frauen statt. Vortrag des Genossen K o tz k e über:„Die Enttvickelung unserer Sozialgcsetz- gebung". Diskussion. Nach Schluß gemütliches Beisammensein und Tanz. Zu zahlreichem Besuch ladet ein Der Vcrtrauensnrann. öerUmr JVacbncbtcn» Umzug. Am T. April beginnt wieder die große Wanderung der viel geärgerten, ruhelosen, oft betrübten, verzagten, manchmal vom Hauspascha verstoßenen Wohnungsmieter von Berlin . Hoffnungsfreudig, froh, erwartungsvoll sind die wenigsten, fast jeder ärgert sich über den Umzug. Umzug, der Schrecken von zwei Wochen Wasch- und Reine- machetagen drängt sich für jeden braven Mann in dies eine Wort zusammen! Dreimal umziehen ist so gut oder so schlimm wie einmal abbrennen, heißt es im Volksmund. Wie mancher Familienvater ist auf diese Art schon mehrmals im Feuer ge- wesen! Wer den Siebenjährigen oder gar den Dreißigjährigen (Ehekrieg) hinter sich hat, dem kommt das Gruseln sicher schon beim bloßen Klange des Wortes„Umzug". Für die Haus- Paschas ist es ein unlösbares Rätsel, warum die Leute soviel umziehen und nirgends Ruhe haben: sie schütteln bedenklich den Bauch, wenn sie über diese Erscheinung nachdenken und würden am liebsten die Frei(um)zügigkeit beschränken, wenn es anginge. Ein Mensch mit klarem Blick sieht den Grund deutlich. Die Wohnungszustände sind erbärmlich, und bei den armen Leuten heißt es immer: Aus einem Loch heraus, ins andere Loch hinein. Daß sie mit der neuen„Wohnung" zufrieden sein können, ist natürlich ausgeschlossen, aber sie hoffen auf eine kleine Verbesserung. Man hat der Wohnungsnot mit Laubenkolonien zu begegnen versucht: man hat Garten- stadt-Gesellschaften gegründet; man hat die bekannte Losung ausgegeben: Zurück auf's Land, um die arbeitende Bevölkung weit hinaus in die Vorstädte zu ziehen, aber die alte Misere ist geblieben. Der Arbeiter ist mit seiner Familie an die Stadt gebunden; der Umzug wird immer wieder als bestes Mittel probiert, aber dies Mittel ist nur eine Täuschung. Es gibt Leute, die an eine Wohnungsnot nicht glauben wollen, weil sie ihre„herrschaftliche" Wohmmg sehr leicht mit einer anderen vertauschen können und dabei noch eine reiche Auswahl haben. Ja, da liegt eben der Hase im Pfeffer. So lange die Menschen sich noch in„Herrschaften" und„gemeines Pack" scheiden, so lange wird auch die Wohnungsfrage nicht befriedigend gelöst werden._ Bon der Verbreitung des SäuferwahnfiunS unter den Arbeitern. Gegen den Alkoholmißbrauch wendet sich der neueste ärzt- liche Jahresbericht des Krankenhauses am Friedrichs- Hain, der jetzt vom Magistrat veröffentlicht wird. Profeffor Dr. Stadelmann, der zu Beginn des Etatsjahres 1903/04 eingetretene Direktor der Abteilung für innerlich Kranke, hebt darin hervor, daß diesmal nicht weniger als 208 Fälle von Säuferwahnsinn aufgenommen worden seien. Das seien fast 7 Proz. sämtlicher Kranken. Die genauere Durchsicht der Tabellen ergibt, daß 209 Fälle von Alkoholvergiftung und ihren Folgezuständcn behandelt wurden, wovon 2 aus dem Vorjahre übernommen und 207 neu aufgenommen worden waren, 208 durch Entlassung oder Tod(203 5) in Abgang kamen und 1 im Bestände blieb. Dabei seien, sagt Professor Stadelmann, diese Zahlen eigentlich noch viel zu gering, da Säuferwahnsinn sich noch im Anschluß an zahlreiche andere Krank- heiten als Komplikation entwickelte ist. Bei den Kranken der Anstalt Friedrichshain trete in geradezu erschreckender Weise zutage. wie enorm der Alkoholmißbrauch„in der Arbciterbevölkerung dieser Gegenden von Berlin " verbreitet sei, und wie sehr diese Unsitte die Gesundheit und das Leben gefährde.„Ich gehe kaum fehl", so schließt Stadelmann,„wenn ich annehme, daß bei den Männern ein Mertel bis ein Drittel aller Krankheiten durch übermäßigen Alkoholgenuß(Schnaps) und seine Folge- erscheinungen hervorgerufen. Teils sind es Erkrankungen der Leber, teils der Nieren, teils des Herzens und der Gefäße, teils des Nerven- und Muskelapparates, die durch den Alkohol bewirkt werden und Leben, Gesundheit und Arbeitsfähigkeit eines großen Teiles unserer arbeitenden Klaffe frühzeitig schädigen resp. vernichten." Das klingt allerdings sehr ernst. Wir wollen hinzu- fügen, daß zu den angeführten 208 Fällen noch 93 andere kommen, die durch die Hände des dirigierenden Arztes Prof. Dr. Krönig gegangen find. Krönig behandelte 94 Fälle von Alkoholvergiftung und ihren Folgezuständen, wovon drei aus dem Vorjahr übernommen und 91 neu aufgenommen worden waren, 93 durch Entlassung oder Tod(83-ff 5) in Abgang kamen und 1 im Bestand blieb. Stadelmann berichtet nämlich nur über die ihm vorbehaltene Hälfte der inneren Abteilung, Krönig über die andere Hälfte. Kr. erspart es sich, eine ähnliche Beftachtung über die Verbreitung des Säuferwahnsinns anzufügen. Er hat nicht mal das Ver- hältnis zur Gesamtzahl der Kranken berechnet. Hätte er das getan, so wäre er nicht auf„fast 7 Proz."(wie Stadelmann) gekommen, sondern nur auf etwa 2'/z Proz. Bei St. wurden nämlich 3431 Kranke behandelt, darunter 3253 neu auf- genommene, bei Kr. aber 3923 Kranke, darunter 3605 neu aufgenommene. Man sieht, was dabei herauskommt, wenn Statistik von Leuten getrieben wird. die nicht wissen, daß ans Teilbeobachtungen Schlüsse nur mit größter Vorsicht gezogen tverden dürfen. Da kann eben eine etwa vorhandene Ungleichheit der Verteilung das Ergebnis sofort sehr stark beeinflussen. St. bekommt sehr viel mehr Säufer unter die Finger als Kr. Beide zusammen hatten 303 Fälle von Alkoholvergiftung und Folgeerscheinungen, darunter 298 neue. Auf der inneren Abteilung wurden über- Haupt 7374 Kranke behandelt(ohne 169, die aus der äußeren AbteUung hierher verlegt wurden), darunter 6858 neue. Hier- nach kamen auf Alkoholvergiftung usw. etwas mehr als 4 Proz. Selbstverständlich ist auch das noch ein sehr hoher Prozent- satz. Unter allen Umständen verdienen die Worte des Professor St. über den Alkoholmißbrauch und seine Gefahren B e- achtung und Be herzig un g, nicht nur in der Arbeiterklasse, auf die St. sie beschränkt, sondern auch in anderen Gesellschaftsschichten, in denen bekanntermaßen auch nicht zu knapp getrunken wird. Doch über eine Unklarheit, die uns an dieser Statistik auffällt, müssen wir uns noch Belehrung erbitten. Der ärztliche Direktor be- ziehungswetse der dirigierende Arzt berichten über ihre Kranken jeder in mehreren Tabellen. In der Tabelle der Krankenbewegung buchen sie unter„Alkoholvergiftung und deren Folgezustände" mit dem Zusatz„Säuferwahnsinn" 209 bezw. 94 Behandelte. In der Tabelle der Verpflegungsdauer finden wir unter derselben Bezeichnung wieder 209 bezw. 94 Behandelte. Die Tabelle der Mortalitätsftequenz endlich enthält sämtliche 208 bezw. 93 erledigten Fälle, fügt aber nur die engere Bezeichnung„Säuferwahnsinn" hinzu. Nehmen wir nun den Bericht des vorhergehenden Jahres zur Hand, so finden wir in der ersten Tabelle unter„Alkoholvergiftung und deren Folgezuständc(Säuferwahnsinn)" beim ärztlichen Direktor 189 Behandelte und beim dirigierenden Arzt 123 Be- handelte. Die andere Tabelle gibt unter derselben Bezeich- nung nahezu dieselben Zahlen(188 und 121 Behandelte), aber in der letzten Tabelle stehen unter„Säuferwahnsinn" nur 102 bezw. 34 Fälle. Soll man aus solchen Zahlen schließen, daß die Häufigkeit des Säuferwahnsinns„in der Arbeiterbcvölkerrmg dieser Gegenden von Berlin " sich von einem Jahre zum andern verdoppelt hat? StSdtischc Straßenbahn und Hochbahn-Berlängerung. Wie kürzlich mitgeteilt, hat die städtische Verkehrsdepatation beim Polizeipräsidmm den Antrag gestellt, der Stadtgemeinde die grundsätzliche Ge- nehmigung zur Führung einer Straßenbahnlinie vom S p i t t e l- markt über den Hausvoigtei- und Wilhelmsplatz durch die V o ß st r a ß e zu erteilen, welche, durch die zwischen Spittelmarkt und Hausvoigteiplatz neu anzulegende Straße nach der Mohrenstraße gehend, in erster Linie der Entlastung der Leipzigcrstraße dienen loll. Das Polizeipräsidium hat nach einer Meldung der„Reichs- hauptstädtischen Korr." den Antrag der städtischen Verkehrsdeputation beim Minister befürwortet und dem Magistrat hiervon Kenntnis gegeben. Der neue Minister deS Jimern v. Bethmann-Hollweg erschien in der gestrigen Sitzung des Berliner Magistrats sofort nach der Er- öffming der Sitzung, um sich von den Mitgliedern des Magistrats- lollegiüms in seiner Eigenschaft als Oberpräsident von Berlin zu verabschieden. Der Minister hielt dabei eine Ansprache, in der er betonte, daß er die Selbstverwaltung der Kommunen sehr hochschätze und sie auch als Minister in den gegebenen Grenzen fördern werde. Die Pläne der Stadt Berlin würden auch in Zukunft sein wohl- wollendes Interesse finden.(Höfliche Worte, die an den Tatsachen nichts ändern.) Oberbürgermeister K i r s ch n e r dankte hieraus dem Minffter für diesen neuen Beweis des Wohlwollens und Interesses an der Weiterentwickelung von Berlin und dem Wohlergeben seiner Bürgerschaft, worauf der Minister sich von allen verabschiedete. Die berichtigte Berfrommungsverordnung. Die am IS. Juli 1898 veröffentlichte Polizeiverordnung über die äußere Heilighaltung der Sonn- und Feiertage wird jetzt nachträglich von Amtswegen berichtigt. Der Schlußsatz deS§ 12 war irrtümlicherweise an die Ziffer 4 angefügt worden, so daß man ihn nur auf diese, die V o r a b e n d e der Weihnachts-, Oster-, Pfingst-, Büß- sc. Tage betreffende Vorschrift beziehen konnte, während jener Schlußsatz eme für den ganzen Paragraphen geltende Zusatz« bestimmung enthält und demnach als selbständiger Absatz ge- druckt werden mutzte. Der falsch gesetzte Schlußsatz lautet:„Das Verbot der öffentlichen Lustbarkeiten gilt auch für solche privaten Lustbarkeiten, die geeignet sind, die äußere Heilighalmng der Sonn- und Feiertage zu beeinträchtigen."—- In den sieben Jahren, während welcher die Bürgerschaft nach der inkorrekten Volizeiverordnung lebte, scheint übrigens der Irrtum keinerlei Malheur herbeigeführt zu haben. Die alberne Zeitungszensur auf den Bahnhöfen ist jetzt auch der Zeitschrift„Europa " gegenüber in Aktion getreten. Wie uns der Verlag dieser von Heinrich Michalski heraus- gegebenen Wochenschrist mitteilt, ist ihr Verkauf den Bahn- Hofsbuchhändlern verboten worden. An„Europa " arbeiten nebeit beachtenswerten bürgerlichen Politikern und National- ökonomen, wie Professor Sommer, Profeffor Staudinger, Pastor Kalthoff, Landgerichtsrat Kulemann und anderen auch einige sozialdemokratische Schriftsteller mit; die Zeitschrift bietet also Gewähr dafür, daß sie über das Niveau der Scherl- presse hinausragt. Grund genug, sie neben den sozialdemokratischen Blättern, neben der„Zukunft" und dem„Simpli- zissimus" zu maßregeln. Das Treiben der Eisenbahnzensur artet allmählich derart zum Unfug aus, daß ernsthafte bürger- liche Blätter sich schämen müssen, wenn sie noch auf den Bahn- Höfen zugelassen sind. Für das reisende Publikum bleibt gegen solche alberne Bevormundung leider keine andere Gegenwehr übrig, als daß es die Bahnhofsbuchhändler überhaupt un- behelligt läßt und seinen Bedarf an Reiselektüre anders- wo deckt. „Wider die Pfaffenherrschaft". Von diesem Werke, das vom Verlage der Buchhandlung Vorwärts herausgegeben ist, liegt nun» mehr das SO. Heft vor. Damit schließt dieser erste Band der unter dem znsammenfaffenden Titel„Knlturbildcr" im Erscheinen be. griffenen Einzelbilder ans der Kulturgeschichte der Menschheit. Der nächste Band bringt unter dem Titel„Die Hohenzollern- Legende" eine umfassende Darstellung der'Geschichte des gegen- wärtigen deutschen Kaiserhauses. Auch dieser Band erscheint in 50 Lieferungen a 20 Pf. und wird ebenso reichhaltig illustriert wie der erste Band. Das erste Heft der„Hohenzollem-Legende" wird von allen Parteibuchhandlungen und von den Kolporteuren zur Ansicht vor- gelegt. Indem wir unsere Leser jetzt ans das Werk aufmerksam machen, bitten wir sie bei allen Gelegenheiten für dieses Partei- Unternehmen zu agitieren und Abonnenten darauf zu sammeln. Sammellisten liefert jede Parteibuchhandlung in Berlin und den Vororten, die Parteispeditionen und Zcitungsspeditenre. Der neue botanische Garten in Dahlem ist vom 2. April ab bis Ende September d. I. an allen Sonntagen nachmittags von 2 bis 7 Uhr für Erwachsene und die in deren Begleitung befindlichen über 10 Jahre alten Kinder geöffnet. Der langjährige Leiter der Sittenpolizei,.Kriminalinspektor Geiger, tritt heute in den Ruhestand. Er steht im 50. Dienst- jähre. 33 Jahre gehörte er dem hiesigen Polizeipräsidium an, die letzten 19 Jahre an der Spitze der Sittenpolizei. Sein Nachfolger wird Kriminalkommissar Penzig , der schon lange bei der Sitten- Polizei beschäftigt ist. Dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller wird von unterrichteter Seite mitgeteilt, daß einige französische Kaufleute in Bordeaux sich in letzter Zeit von deutschen Exporteuren Waren auf Kredit erschwindelt haben, wobei sie eine angebliche Bankfirma in Bordeaux als Referenz aufgaben. Die Auskunft, welche diese zweifelhafte Vankfirma gab, lautete jedesmal vorzüglich. Wenn bei Eintritt der Fälligkeit die Zahlung ausblieb, und der Gläubiger anderweit Erkundigungen einzog, stellte es sich heraus, daß der Schuldner durchaus kreditunwürdig ist und Zahlungen nicht zu er- langen sind. Die weiter eingezogenen Erkundigungen habet: ergeben, daß diese Bankfirnm eine schwindelhafte AuSkunstsagenwr ist. Weitere, nur mündliche Auskunft wird im Bureau deS Vereins Berliner Kauflente und Industrieller während der Bureaustunden von 9—1 Uhr und von 4—7 Uhr gegeben. Verbrauch elektrischer Kraft. 97 Millionen Kilowattstunden werden nach einer Berechnung, die dem Etat der Stadt Berlin bei- gefügt worden ist, in diesem Jahre in Berlin voraussichtlich ver- braucht worden. Hiervon entfallen etwa 47 Millionen Kilowatt- stunden auf den Verbranch der Straßenbahnen innerhalb Berlins , 27 Millionen auf den Konsum durch Elektromotoren, 4 Millionen Kilowattstunden auf die mit Akkumulatoren versehenen großen Anschluß- stationen in Kaufhäusern, Restaurants ec. Der Konsum ftir die öffentliche elektrische Beleuchtung, einschließlich der Stromversorgung des Potsdamer Bahnhofs und der Bahnhöfe Zoologischer Garten , Friedrichstraße und Alexander-Platz ist auf rund 2 300 000 Kilowatt- stunden veranschlagt. Hierzu kommt dann noch der Verbrauch an elektrischem Strom für die Privatbeleuchtung mit etwa 19 Millionen Kilowattstunden. Die Zahl der elektrischen Glühlampen ist inner- halb Berlins auf SOZOOO gestiegen, die der Bogenlampen auf 20400 und der Anschluß der Elektromotoren von etlva 9000 Stück auf 10 000 Stück mit 33 800?s. Nominalleistung. Hinzu kommen noch 1097 verschiedene elekrische Apparate. Daß Gcschäftsinserate auS Ungarn vielfach auf gemeinem Schwindel beruhen, ist schon mehrfach von uns konstatiert worden. Bestätigt wird diese alte Erfahrung durch folgende Meldung des Polizeipräsidenten: Im«Berliner Lokal- Anzeiger" hat wiederholt ein gewisser A. K n o l l zu KöröSnezö 15(Ungarn )„Gebirgs-Tafel- butter" und„Bienen-Tafel-Honig" zum Kauf angeboten. In einem hier zur Anzeige gelangten Falle, in dem ein hiesiger Händler der- artige Waren von ihm bezogen hatte, hat die durch die hiesige staat- liche Untersnchnngsanstalt vorgenommene chemische Untersuchung er- eben, daß die Butter verfälscht und verdorben und der Honig eben- falls verdorben war. Der Polizeipräsident bringt diesen Sachverhalt warnend zur Kenntnis der Interessenten. Tie neue Droschkenorbnnng, die am r. April in Kraft tritt. hat noch Nachtragsbestimmungen erhalten. Die Schilder für die Halteplätze sind jetzt rot mit Angabe der Klaffe, für Droschken mit Fahrpreisanzeiger halb rot, halb weiß. Die älteren Schilder werden aufgebraucht. Das erste Verzeichnis der Halteplätze nach der neuen Ordnung sind für den ganzen Droschkenbezirk insgesamt 1005 Plätze. vorgesehen. Auf Berlin entfallen davon 935. Die übrigen ans Eharlottenbnrg, Schöneberg , Rixdorf, Weißensee , Wilmersdorf , Friedrichsberg und Lichtenberg . Es tverden jetzt nur noch drei Arten von Droschken unterschieden: l. Klaffe ohne Fahrpreisanzeiger. Droschken mit Fahrpreisanzeiger und II. Klasse. Weit Wer die Hälfte, SS3, der Plätze sind für Fahrpreisanzeiger besttmmt. Für die l. Klaffe gibt es 123, für die II. 339 Haltplätzc. Bemerkenswert sind folgende Einzelbestimmungen: Die Aufstellung von Droschken in der Joachimstratze ist nur von 10— 2% Uhr nachts gestattet. DaS Halten der Droschken in der Neuen Königstraße zwischen der Alexanderstraße und Alten Schützenstraße ist in der Zeit von 10 Uhr abends bis 4 Uhr morgens auch dann untersagt, tvenn die Droschken bestellt sind. Den Droschkenkutschern, welche in der Zeit von 10 Uhr abends bis 4 Uhr morgens mit ihren Gefährten in der Nähe de? Cafe National Aufstellung nehmen, ist es verboten, auf etwaigen Zuruf seitens der Fahrgäste vor das gedachte Lokal vor- zufahren. Offenbar ist diese Verordnung erlassen worden, da- mit die Droschkenkutscher von ihrem Bock aus nicht in das berüchtigte Cafe hineinsehen und so an ihrer Seele Schaden leiden sollen. Den Arbeiter», ihren Frauen und der heranwachsenden Jugend soll die im Verlage der Buchhandlung VorlvärtS erscheinende Wochen- schrift„In Freien Stunden" anregende Unterhaltung bieten. Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Romane, Novellen, Skizzen be- lehrenden und erheiternden Inhalts halten sich frei von den frömmelnden, byzantinischen Stoffen der meisten Unterhaltungsblätter, wie sie von Arbeitern gehalten werden können. Wir können daher unseren Lesern nur empfehlen, diese Zeitschrist zu abonnieren. In jeder Woche erscheint ein 24 Seiten starkes Heft für 10 Pf. Alle Parteipuchhandlungen und Kolporteure in Berlin und den Vororten. die Parteispeditionen und Zeitungsspediteure liefern die Hefte. Die Baugenossenschaft der Vereins der Angestellten der Großen Berliner Straßenbahn besitzt, wie in der gestern abgehaltenen Generalversammlung der Genossenschaft mitgeteilt wurde, zur Zeit fünf Grundstücke, von denen zwei bereits bebaut, 134 Wohnungen und 7 Läden enthalten. Zwei Häuser befinden flch im Bau und tyerden 129 Mietern Unterkunst gewähren. Mit der Bebauung deS fünften Grundstücks wird noch in diesem Jahr« begonnen. Die Mit. gliederzahl ist im Jahre 1904 von 1210 auf 1588 gestiegen, di« Hast- summe hat sich von 372 000 auf 516 600 M. vermehrt. In der königlichen Bibliothek sollen bezüglich de» AuS- l e i h e n s der Bücher Verbesserungen angeordnet werden. Durch Strafgelder sollen die saumseligen Entleiher von Büchern nach- drücklich zur Ordnung angehalten werden. Die Leihfrist wird von vier Wochen auf drei Wochen herabgesetzt, und eine Verlängerung soll unter keinen Umständen eintreten. Die Benutzung der AuSleih- stelle, die bisher um drei Uhr zu Ende war, und das Nachschlagen in den Katalog-Zimmern, das die größte Erleichterung und Hülfe bedeutet, soll künftig bis sechs Uhr ausgedehnt tverden. Eine neue Omnibuslinie eröffnet die Allgemeine Berliner Onmibusgesellschaft Sonnabend, de» 1. April. Sie erhält die Nummer 27. Die neue Linie verbindet Bahnhof Schönhauser Allee mit dem Alexanderplatz. Die vierte stiidtische Fortbildungsschule, Berlin HO.. Heiners- dorferstr. 18, verbunden mit dem Gewerbesaal und der Berliner Tischlerschule, beginnt am 1. April 1005 das Sommer-Hawjahr. In der Erkenntnis, daß für jeden Beruf heute neben der praktischen Ausbildung eine theoretische sich als unabweisbar herausgestellt hat. ist bei der Einrichtung der Kurse besonderes Gewicht darauf gelegt worden, daß Theorie und Praxis Hand in Hand gehen. In besonderen Fachklaffen werden Maler, Lithographen, Tischler, Maschinenbauer, Mechaniker, Kunst- und Bauschloffer unter- wiesen, während die allgemein bildenden Kurse, Deutsch , Rechnen und Buchführung den Angehörigen aller Berufe dienen. Die für Handwerker so unerläßliche Zier- und Rundschrift wird in besonderen Kursen gelehrt. Die Angestellten der Notariats« und Anwaltspraxis wie auch die jungen Kaufleute finden besondere Berücksichtigung ihrer Wünsche in den Kursen für fremde Sprachen. Stenographie und Maschinenschreibe� kaufmännisches Rechnen und Korrespondenz, Wechselrecht und Handelsgeographie. Anmeldungen nimmt täglich entgegen der Leiter, Rektor Lutzenberger, Heiners- dorferstraße 18. Theater. In der neuen Ansstattungspoffe.. noch einmal so lieben", ivelche heute Sonnabend rm Belle-AIliance- Theater zum erstenmal in Szene geht, spielen Josephine Dora und Bozena Bradsky Verwandlungsrollen.— Jon LehmmmS neues Stück„Augen rechts", das Dienstag im S ch i l l e r« Theater 0. zum erstenmal zur Aufführung kommt, ist ein« politische Komödie. ES treten in ihr Repräsentanten aller deutsche« politischen Parteien der Gegenwatt auf.— Im Rational - Theater findet Sonnabend eine Aufführung von.Don Juan " statt; am Sonntagabend werden„Die lustigen Weiber von Windfor" erstmalig iviederholt, am Nachmittag geht zu ermäßigten Preise» „Der Freischütz " in Szene.
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