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Politifche Ueberlicht.

Marokko.

Berlin , den 14. April.

Wir gaben von der Wiener Meldung Kenntnis, daß Delcassé ben französischen Botschafter in Wien beauftragt habe, der österreichisch­ungarischen Regierung mitzuteilen, es sei der Inhalt des französisch englischen Abkommens an Deutschland offiziell und vollständig mit­geteilt worden. Obschon die Unrichtigkeit dieser Meldung offenbar war, leistet ein Offiziofus in den Münch. Neuest. Nachr." eine noch malige ausführliche Abwehr, auf daß ja jener Fehler Delcassés immer von neuem breitgetreten werde. Man weiß längst, daß Delcassé lediglich dem deutschen Botschafter mündliche Mitteilungen über das Abkommen gemacht hat. Die Wiener N. Fr. Pr." teilt jetzt mit, was der französische Botschafter in Wien tatsächlich im Auf­trage feiner Regierung in der Maroffofrage getan hat: Marquis de Reverseaug habe dem Grafen Goluchowski gegenüber jetzt die Mitteilung von dem Abschlusse des Uebereinkommens zwischen England und Frankreich nachgeholt. Die N. Fr. Pr." nimmt an, daß die franzöfifche Regierung ebenso sämtliche bisher noch nicht über das Abkommen offiziell verständigten Mächte nunmehr unter­richtet habe, also auch Deutschland . So scheine Delcassé den Weg zu suchen, um eine friedliche Auseinandersetzung mit Deutschland anzubahnen. Db diese Mitteilungen nun zutreffend sind, steht dahin.

Zunächst mehren fich für Frankreich die Schwierigkeiten des Marottoproblems, wozu die Schwierigkeiten in Abessinien tommen.

Der Sultan in Fez soll eine endgültige Antwort auf die Reform­forderungen Frankreichs gegeben haben. Er will mit Frankreich nur megen algierischer Grenzfragen verhandeln und habe hierüber schon mit dem früheren franzöfifchen Gesandten Revoit Vereinbarungen getroffen, andere Reformfragen aber müßten an alle die Mächte überwiesen werden, welche den Madrider Vertrag von 1880 unter­zeithnet haben, wozu bekanntlich Deutschland zählt.

Ebenso verschärft Menelik von Abessinien seine Haltung gegen Frankreich . Hier handelt es sich um den Bahnbau von Diredaua nach Adis- Abeba , und es wird behauptet, Frankreich wolle nicht- französisches Kapital und Arbeit ausschließen. Menelik hat aber den Bertretern der Mächte die Erklärung gemacht, daß er selbst den Bahnbau vornehmen werde, sofern nicht eine gemeinsame Attion der Mächte, unter Wahrung der Unabhängigkeit Abessiniens, zu stande tomme.

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Sand in die Angen.

Nach langer Zeit hört man wieder einmal etwas vom Schicksal der preußischen Schulvorlage. Gelegentlich der Kultusdebatten hatte man aus dem Munde des Kultusministers erfahren, daß frühestens im Herbste die Schulunterhaltungs- Vorlage dem Abgeordnetenhause vorgelegt werden könne. Inzwischen aber hat die Unterrichts­fonemission weiter verhandelt. Sie hatte die Aufgabe, den zweiten Teil des berüchtigten Kompromißantrages vorzuberaten, der die Regierung auffordert, bei Neuregelung der Schulunterhaltungs­pflicht zugleich für die Beseitigung unbilliger Ungleichheiten in der Belastung der verschiedenen Schulverbände und in der Höhe des Diensteinkommens der Volksschullehrer zu sorgen".

Hatte der erste Teil des Antrages die rein äußerliche, rechtlich­politische Angelegenheit der Schulunterhaltung in eine völlig un­motivierte und gewaltsame Verquidung mit einer der intimsten Fragen des geistigen Lebens, mit der Frage des religiösen Bekennt­nisses, gebracht, um durch die geplante Konfessionalisierung der Volksschule die rechtsstehenden Parteien und das Zentrum für die reaktionären Schulpläne einzufangen, so will der zweite Teil des Antrages eine scheinbar sachlich motivierte, in Wirklichkeit aber gleichfalls gewaltsame Verbindung des Schulunterhaltungs- Gesetzes mit der Lehrerbesoldung herbeiführen. Gewiß ist die Lehrer­besoldung ein Stück der Schulunterhaltung und gewiß ist die im Jahre 1897 erfolgte gefeßliche Regelung der Lehrerbesoldung Stüd werk und Flickwerk geblieben wie alles, was aus der parlamentari­schen Sudelfüche des preußischen Landtags kommt, so daß eine Neu­regelung schon längst wieder notwendig gewesen wäre. Aber als die Väter des Schilkompromisses die Lehrerbesoldungsfrage mit ihren Schulreaktionsprojeften in Verbindung brachten, da lag ihnen nichts ferner, als eine ernsthafte Besserung der erbärmlichen preußi­schen Lehrerbesoldung, sondern sie wurden dabei von der Absicht ge leitet, mit dem Speck einer demnächstigen Gehaltsaufbesserung die Lehrer zu födern und sie mit vor ihren Schultarren zu spannen.

Die Rechnung, die der unermüdliche Allerweltsjournalist und Intrigenpolitifer Ottavio von 8edlib aufgemacht hatte, war von seinem Standpunkte aus gar nicht so übel. Welch ein Erfolg, wenn feinem Standpunkte aus gar nicht so übel. Welch ein Erfolg, wenn es den bereinigten Reaktionsparteien durch ihre Kompromißpläne gelingen follte, die Landlehrer durch Kleine Aufbesserungen im Gehalt zu ihren dankbaren Bundesgenossen zu machen und sie da­durch gleichzeitig von der imponierenden Geschlossenheit des Deutschen Lehrervereins abzusprengen!

Deutfches Reich.

Die bürgerliche Presse über die Bergzuchthausvorlage.

zur Sache verhalten wird, das ist allerdings nicht vorauss zusagen."

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Wie wenig ehrlich es aber im Grunde das Zentrum. meint, das Im Leitartikel dieser Nummer haben wir schon eine allgemeine verrät der Ableger der Germania ", die Märkische Volks Charakteristik der Aeußerungen der bürgerlichen Bresse über die Be- zeitung". In dem schlechten Gewissen, daß das 8entrum die schlüsse der Abgeordnetenkommission zum Berggese gegeben. Berantwortung für die Verhöhnung der Bergarbeiter trägt, weil es Bur Information seien noch einige Ausführungen wörtlich wieder seine politische Macht nicht in die Wagschale wirft, macht das gegeben. Blatt den albernen Versuch, die- Sozialdemokratie ber Durchaus einverstanden sind die konservativen, freitonservativen antwortlich zu machen. agrarischen Blätter mit dieſem frechen Ult:

und

Die Bergarbeiter fönnen fich für die ihnen widerfahrene Ents täuschung in erster Linie bei den Sozialdemokraten bedanken. Die Kommissionsmehrheit hat ihre Verschlechterungsanträge lediglich mit dem agitatorischen Treiben der Sozialdemokraten be gründet... Daß die Sozialdemokraten mit aller Kraft dahin streben würden, die Ausschüsse ihren Parteizwecken dienstbar zu machen, ist nicht zu bestreiten. Sie suchen ja in der Tat alle fozialen Einrichtungen mit ihren Parteibestrebungen und ihren Hezereien zu vergiften. Sie haben sich auch wahrlich gegen über der Berggesegnovelle nicht so benommen, daß den Scharfmachern der Vorwand zu ihrer Verschlechterung genommen wurde. Jm Gegenteil, sie haben alles getan, um ihnen die Durchführung ihrer Absicht zu erleichtern. Sie haben die Bergarbeiter zuerst zum Streit aufgehegt und dann die Beilegung des Streits zu hinter­treiben gesucht. Die angekündigte Vorlage haben sie mit Spott und Hohn aufgenommen."

Die Deutsche Tageszeitung"( Bund der Landwirte) schreibt: Die demokratische und sozialdemokratische Presse gebärdet sich, als ob sie infolge der Kommissionsbeschlüsse ganz aus dem Häuschen geraten sei. Selbstverständlich ist diese Stimmung zum großen Teile fünstlich gemacht. Das wissen die Herren ebensogut wie wir, daß die Kommission den tatsächlich berechtigten Wünschen der Arbeiter sehr weit entgegengekommen ist. Und sie wissen andererseits, daß, selbst wenn sie weiter hätte entgegenkommen wollen, damit doch nichts Positives erreicht worden wäre, da das Herrenhaus ohne Frage weitergehende Beschlüsse seinerseits abgelehnt hätte. Sie trösten sich zwar damit, daß dann die Regierung an den Reichstag habe gehen müssen. Aber ob sie zu dieser Inkonsequenz sich wirklich entschlossen hätte, und ob der Bundesrat für ein derartiges Vorgehen zu haben gewesen wäre, bleibt doch eine offene Frage. Im Interesse der Arbeiter ist es zu wünschen, daß die gestrigen Kommissionsbeschlüsse, Diese Zentrumspresse also liefert der Mehrheit die Argumente vielleicht mit einigen Abänderungen, vom Plenum des Abgeordneten- für ihr Treiben. Sie erklärt uns schuldig, weil wir im Gegensatz hauses und vom Herrenhause bestätigt werden. Wer einer Ver- zu der gesamten bürgerlichen Presse, von Anfang an die Situation ständigung zwischen der Mehrheit des Abgeordnetenhauses und der richtig gekennzeichnet und die verratenen Arbeiter nicht in trügerische Regierung Schwierigkeiten bereitet, handelt nach unserer festen Hoffnungen eingelullt haben. Kennt denn das Zentrum nicht die Ueberzeugung nicht im Interesse der Arbeiter." Natur des preußischen Landtages? Die Aeußerung des Zentrums

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Das Blatt warnt dann überflüssigerweise, da solche Gefahr" blattes kann nicht anders als Verräterei gedeutet werden; sonst gar nicht in Frage kommt- im drohenden Kanalstil die Regierung, tönnte es nicht davon reden, daß die Sozialdemokratie an den Reichstag zu gehen: zum Streit gehezt habe, während es doch allbekannt ist, daß die Wir dürfen wohl mit Sicherheit erwarten, daß die Scharführung des Streits gerade die katholische Arbeiterorganisation ge­macherei sich wieder an die Regierung herandrängen und sie habt hat. auffordern wird, die abgeänderte Vorlage abzulehnen und den Reichstag mit der Angelegenheit zu befassen. Daß für Preußen und vielleicht auch für das Reich, wenn diese Scharfmacherei Er­folg haben sollte, eine innere Krisis von großer Tragweite und mitgeteilt: erheblicher Gefahr heraufbeschworen werden würde, das weiß die Vor dem Bochumer Schöffengericht wurde vergangene Woche Regierung ebensogut wie wir; deswegen wird sie sich vernünftiger- ein Fall aufgerollt, der die ganze kapitaliſtiſche Niederträchtigkeit weise hüten, den Scharfmachern zu folgen." die gegen arme Arbeiter auf diese heimtüdische Weise geübt

Ein Opfer des Zechenterrorismus. Folgender scheußlicher Fall wird der Frankfurter Boltsstimme"

Unter den Scharfmachern versteht das Blatt die Leute, die der wird, bloßlegte. Der Bergmann Fr. Brezynski aus Bochum zu berantworten. Die Meinung find, daß die Regierung ihre Ehre verpfändet habe und hatte sich wegen Hausfriedensbruchs sich nicht der Junkerklique unterwerfen dürfe, und Dertel kündigt Beweiserhebung entrollte ein fürchterliches Bild von kapitalistischem bereits in diesem Fall eine Junterrebellion an. Graf Bülow wird Terrorismus gegen die Arbeiter! Br. war nach dem Streit wieder natürlich, um der lumpigen Bergarbeiter" und um der Ehre der auf" Präsident", wo er 5 Jahre gearbeitet hatte, angefahren, bekam Regierung willen feinen Konflikt mit den Junkern wagen, die aber am zweiten Tage wieder die Abkehr. Mit dieser Abkehr erhielt ihn trotz des Wuchertarifs sofort über die Klinge springen lassen er feine Arbeit, soviel Zechen er auch abklopfte. Der so Geächtete geriet in tiefste Not. Seine Frau gebar ihm Zwillinge, sie sind zugrunde würden. In der Post" schreibt Herr v. Zedlig, der den Kampf gegen gegangen infolge des Nahrungsmangels!!! In seiner Bedrängnis den Bergarbeiterschutz und für eine preußische Zuchthausvorlage leitet, juchte Br. bei einem Unternehmer, welcher auf verschiedenen Zechen Schachtarbeiten ausführt, um Beschäftigung nach. Dort wurde das Folgende: Man wird sich freilich nicht verhehlen dürfen, daß der Ersatz ihm mitgeteilt, daß er mit dem Abkehrschein(!!!) teine Arbeit bes der geheimen Stimmabgabe durch die öffentliche Abstimmung tomme. Nun suchte Br. unter Darlegung seiner Notlage nodj vielleicht von dem Plenum nicht gutgeheißen werden wird, denn mals bei dem Betriebsführer Wagner der Zeche Präsident" die Nationalliberalen sind in dieser Frage gespalten, und auch um Arbeit nach. Dieser wies ihn aber brüst ab. In seiner Ver­innerhalb der konservativen Partei gehen die Meinungen aus zweiflung schlug Br. zwei Fensterscheiben des Bureaus ein. einander; im übrigen aber ist es für Bentrum und Freifinnige Der Angeklagte erklärte sich im Sinne der Anklage schuldig, charakteristisch, daß, abgesehen von der Einführung der öffentlichen will aber durch das Verhalten des Betriebsführers gereizt worden Wahl, namentlich diejenigen Beschlüsse zweiter Lesung Bedenken sein. Seitens der Verteidigung wurde die Behandlung des An­erregten, welche sich gegen das Hine intragen politischer Agitationen geklagten durch den Betriebsführer Wagner scharf kritisiert und eine in die Arbeiterausschüsse richten oder dazu bestimmt sind, jedem menschlichen Gefühl hohnsprechende" genannt. Das Gericht das Rechtsbewußtsein der Arbeiter in bezug auf Kontrakt- ließ angesichts der traurigen Sachlage größte Milde walten, indem bruch wieder einigermaßen Man zu schärfen. erkennt es auf das Mindeststrafmaß von 6 M. Geldstrafe erkannte.

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daraus deutlich, daß dem Zentrum und den Freisinnigen die politischen Rücksichten für die Behandlung der Arbeiterfragen maß- 145 Monate Gefängnis wurden im ganzen über die zehn gebend find... Gerade deshalb können diese Parteien dem polnischen Bergarbeiter in Essen verhängt, die man des Aufruhrs Widerspruch des Zentrums und der Freifinnigen ebenso wenig schuldig erklärt hat. Ein einziger Gendarm wurde in diesem Auf­entscheidenden Einfluß auf ihre Entschließungen einräumen, wie ruhr verlegt. dem Wutgeschrei der sozialdemokratischen Presse. Ein hungriger Soldat. Wegen schweren Diebstahls an einem Um so stärker muß natürlich die Stellung der Staatsregierung Kameraden hatte sich am Freitag der Kanonier Sch. von der ersten zu den einzelnen Beschlüssen der Kommission für die Entscheidung Batterie des 1. Garde- Feldartillerie- Regiments vor dem Kriegsgericht im Plenum ins Gewicht fallen; allein auch hier ist die Grenze, der I. Garde- Division zu verantworten. Der Angeklagte tam am über die nicht hinausgegangen werden kann, fest dahin gezogen, 4. April nachmittags auf die Stube und fah, wie dort seine Name­daß die sozialpolitische Novelle so zu gestalten ist, daß die Sozial- raden Kaffee tranten und aßen. Sch. war sehr hungrig, besaß jedoch demokratie daraus feinen Machtzuwachs erhält, und daß sie dem fein Geld fich etwas zu kaufen, da er mit dem letzten Löhnungsgeld zufolge nicht als ein Mittel des Klassenkampfes, sondern als ein den Schuster bezahlt hatte. Er ging schließlich an das Spind des Weg zur friedlichen Gestaltung des Arbeitsverhältnisses im Berg- Stanoniers Schulz heran, erbrach das Vorhängeschloß und entnahm bau sich darstellt." der Börse seines Kameraden 10 M. Hierauf ging er in die Kantine, Bemerkenswert ist, daß der den Chriftlich- Sozialen naheftehende trant dort Raffee und taufte sich Brot und Schmalz. Er hatte im Reichsbote", der seinerzeit auf die Seite der Streifenden getreten ganzen 1,50 m. berausgabt, während die 8,50 m. bei seiner jegt wieder die arbeiterfreundliche Maske abwirft und sich für Festnahme vorgefunden wurden. Der Kanonier, der bisher Beschlüſſe erklärt: böllig unbescholten und von guter Führung ist, gab in der " Daß die Sozialdemokraten über diese Zufäge wütend find, Berhandlung an, daß ihn der Hunger so sehr gequält, und als ist begreiflich, aber sie selbst sind schuld daran, daß man sie ge- er gesehen, wie seine Kameraden aßen und tranten, sei er der Ver­macht hat, weil sie den Staat und die Gesellschaft atvingen, Schuß- fuchung unterlegen. Unterſtügungen hatte er von seiner alten maßnahmen einzurichten, wenn man den Arbeitern Organisationen Mutter niemals erhalten. Das Kriegsgericht nahm einen minder zum Schuße ihrer Jnteressen geben will; denn wenn diese Organi- ich weren Fall an und verurteilte den Angeklagten zu vier fationen zu Nestern für die Sozialdemokratie werden, dann be- Monaten Gefängnis und zur Versetzung in die deuten sie keine friedliche soziale Entwickelung.. Wenn die zweite Klasse des Soldatenstandes. Ausschüsse ernsthaft für die Interessen arbeiten und sich von der sozialdemokratischen Wühlerei fernhalten, so können die Arbeiter­Wenn das Gericht der Behauptung des Angeklagten, daß er bor ausschüsse gutes leisten und wir bitten deshalb die christlichen Sunger die Gesetzesverlegung begangen, Glauben schenken mußte, Arbeitervereine, sich durch die sozialdemokratischen Hezzereien nicht so ist das außerordentlich hohe Strafmaß für den beirren zu lassen und zu nehmen, was sie friegen können." minderschweren" Fall sehr zu bedauern. Wie viele und wie schwere Diese Bitte" an die christlichen" Arbeiter bedeutet nicht, daß Mißhandlungen darf ein Vorgesetzter begehen, ohne daß ihm fie nehmen sollen, was sie friegen, sondern vielmehr, daß sie sich so harte Strafe trifft! bazu kriegen laffen, was man ihnen nimmt; denn auch die Chrift lichen werden durch die Beschlüsse an der Vertretung ihrer Interessen mißhandlungsprozeß ein Kriegsgericht beschäftigt haben, der eine ,, lebertragenes Züchtigungsrecht". Wohl selten dürfte ein gesetzlich gehindert. Die Zentrumspresse, die jest wieder sich in der Rolle der so eigenartige Vorgeschichte hat, als ein Fall vor dem gestrigen politischen Ohnmacht gefällt, ruft platonisch nach dem Reichstag! Kriegsgericht der I. Gardedivision. Unter der Anklage der Miß­Die Germania " erklärt, daß die Vorlage aus den Beschlüssen handlungen an einem Untergebenen stand der Hoboist Sergeant seinem Befehle Ottavio von Zedlik, der einsah, daß diese Beschlüsse noch nicht atbeiter Lesung vollständig verstümmelt", als Karifatur" hervor stand auch der Rekrut Jung. Als J. in das Heer eintrat, war hinreichen würden, um die Lehrer zu fapern, beantragte fühnlich gegangen fei. Herrn Möller schreibt sie die Hoffnung zu: daß die von ihm als unaunehmbar bezeichnete Beschränkung des dessen water bei dem Angeklagten erschienen und hatte diesem noch mehr. Er will, daß politischen Rechtes der Mitglieder der Arbeiterausschüsse vom das väterliche Büchtigungsrecht an seinem Sohne übertragen. Falls Plenum des Abgeordnetenhauses beseitigt wird, weil sie geradezu sein Sohn nicht anstellig und ordentlich sei, tönne er, der Sergeant, verfassungswidrig ist. Man erkennt aber an dem diesbezüglichen ihm ruhig einmal eins' runterhauen"; er, der Vater, gebe ihm die Beschlusse der Kartellmehrheit der Kommission deren sozialpolitische Befugnis dazu. Kürzlich hatte nun der Rekrut sein Löhnungsgeld Rückständigkeit, indem sie ohne Aenderung der Staatsverfassung von 3 M. 75 Pf. in furzer Zeit wieder verausgabt, und auch ein Fünfzig­verfassungsmäßige Rechte von Staatsbürgern zu beseitigen verpfennigſtüd, das ihm der Sergeant zum Anreizen des Sparfinns geschenkt hatte, war bald wieder weggegeben. Der Angeklagte ver­fette dem Rekruten, als er dies erfuhr, zwei Ohrfeigen. Das Kriegs­gericht war der Ansicht, daß der Sergeant den Untergebenen im Einverständnis mit deſſen Bater mißhandelt und verurteilte den Angeklagten zu dem niedrigste nStrafmaß von sieben Tagen gelinden Atrest. Das Gericht tam zu der Begründung, daß der Vorgesetzte das übertragene väterliche Büchtigungsrecht über­schritten habe. Es bedauerte gleichzeitig, nicht unter das gefeß­mäßige Mindeststrafmaß von sieben Tagen gelinden Arrest herunter­gehen zu fönnen.

Das saubere Plänchen ist vorläufig noch nicht geglückt. Die Unterrichtskommission hat beschlossen, ,, die Staatsregierung aufzufordern, behufs Beseitigung unbilliger Ungleichheiten in der Belastung der verschiedenen Schulverbände und im Diensteinkommen der Lehrer, a) in dem Gesehentwurf be­treffend die Unterhaltung der öffentlichen Voltsschulen Be­stimmungen aufzunehmen, durch die eine wirksame Entlastung der überlasteten leistungsschwachen Verbände im Sinne der Gesetze wegen allgemeiner Erleichterung der Volksschullasten und des Lehrerbesoldungs- Gefeßes herbeigeführt wird, b) nach Durch führung der Neuordnung der Schulunterhaltungspflicht ohne Berzug die Revision des Lehrerbesoldungs- Gesetzes vorzunehmen, namentlich in der Richtung, daß die Mindeſtsäße des Grundgehalts und der Dienstalterszulagen erheblich erhöht werden; c) bis dahin durch angemessene Erhöhung des in Kap. 121 Tit. 34 des Staatshaushaltsetats für 1905 ausgesetzten Fonds die Beseitigung der vorhandenen Härten zu erleichtern".

der Mindestbetrag des Grundgehalts auf 1200 m. für erfte und alleinstehende Lehrer an Schulen mit nicht weniger als 30 Schülern, auf 1100 M. für alle übrigen Lehrer, auf 900 M. für Lehrerinnen, daß der Mindestbetrag der Dienstalterszulage auf 130 M. für Lehrer und auf 100 M. für Lehrerinnen erhöht wird. Für den Fall der Ablehnung dieses Antrages wird von Den Freitonservativen beantragt: zur Beseitigung der unbilligsten Ungleichheiten in den Lehrerbesoldungen in den Etat für 1906 den hierzu bestimmten Dispositionsfonds von 200 000 m. zunächst auf 5 Millionen Mark zu erhöhen".

Diese beiden Anträge sind vorläufig abgelehnt worden. Sie werden auch zweifellos im Plenum abgelehnt werden, zumal die Regierung rund heraus erklärt hat, daß sie zur Verwirklichung der Bedligschen Pläne feinerlei Neigung verspürt. Ueber den Inhalt eines etwaigen späteren Lehrerbesoldungs- Gesetzes will sie sogar teinerlei Erklärung abgeben.

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Das Berggesetz sei, so wird weiter zutreffend ausgeführt, ent­gegen dem Reichsrecht gleichsam zu einer Buchthausvorlage gemacht. Indem die Germania " die Unannehmbarkeit dieser Beschlüsse für das Zentrum erklärt, glaubt fie, daß auch die Regierung sich darauf nicht einlassen werde:

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Jedenfalls erscheint uns aber völlig ausgeschlossen, daß die Regierung sich mit den Beschlüssen der Kommission im Plenum begnügen und ihr den Bergleuten gegebenes Versprechen als das durch eingelöst betrachten kann. Wird bei der zweiten Lesung im Plenum die Regierungsvorlage in ihren wesentlichsten Punkten Vater, Sergeant und Gericht leben in dem Wahn, daß junge Darüber wird Ottavio b. Zedlig nicht böse sein. Ihm genügt es, nicht wieder hergestellt, dann halten wir es für Pflicht der Leute mit Dhrfeigen gebessert werden können. Nach dem Verhalten daß er sein lehrerfreundliches Herz offenbart hat. Hoffentlich fällt Regierung, die Vorlage im Landtage zurückzuziehen und damit des sonderbaren Waters scheint es, als habe er an seinem Jungen aber fein preußischer Lehrer auf diesen Schwindel hinein. an den Reichstag heranzutreten. Das wird das einzig Mögliche auch reichlich Haupädagogik geübt; genügt hat die unsinnige Methode Alle diese Machinationen dienen mir dazu, den Lehrern Sand sein, um ihr den Bergleuten gegebenes Versprechen einzulösen. nichts, wie das Beispiel zeigt.- in die Augen zu streuen. Man hofft dadurch einerseits Uebrigens versichern im Gegensatz dazu die dem Handels- Vom Wahrheitsbeweis. Aus Halle berichtet man uns unterm die Gegenaktion der Lehrerschaft gegen die Kompromißpläne zu ministerium nicht ferustehenden Berliner Neuesten Nachrichten", daß 13. April: Ein Beleidigungsprozeß, der mit Evidenz erweist, wie schwächen und gleichzeitig nebenbei die noch viel zu milden Bedie Regierung, obwohl die Vorlage etwas anders", aussehe, als schwer es zuweilen Redakteuren in Preßprozessen gemacht wird, den schlüsse des Magdeburger Lehrertages über die Besoldungsfrage als fie eingebracht, sich allem Anschein nach" bei den Beschlüssen Wahrheitsbeweis zu bringen, spielte fich heute vor dem Schöffen unausführbar und utopisch zu diskreditieren. Die Lehrer mögen bor beruhigen werde: gericht in Merseburg ab. Es flagte der wohlhabende Großgrund­ihren falschen Freunden auf der Hut sein und ihre Widerstandskraft Stehen im Mai im Plenum die Fraktionen hinter ihren befizer Rudolf Burchardt aus Möllwig bei Korbetha im und Geschlossenheit gegen die Feinde der Volksschule aufrechterhalten Kommissionsmitgliedern, so wird dieser gesetzgeberische Att der Privatwege gegen den Redakteur des Voltsblattes", Genossen und stärken! Sozialreform für das Abgeordnetenhaus vorläufig abgeschloffen Bei ßm a n- n. Ueber Burchardts Heldentaten haben wir fürzlich fein. Das Mort erhält dann das Herrenhaus, und wie sich dies berichtet; er ist der Mann, der behauptet hatte, die Macht zu