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Nr. 98. 22. Jahrgang. 2. MW des Jmwtb" Kerlim WsM MWach, 19. April 1905. partei-)Zngelegenkeiten. Zur Lokalliste. Am Sonnwa teilten wir mit, daß das Setzer» personal der Firma Rudolf Masse in den gesperrten Fürstenberg- Festsälen eine Jubiläumsfeier abhalte. Wir können heute diese Mitteilung dahin richtigstellen, daß nicht dies Lokal, sondern ein der Arbeiterschaft zur Verfügung stehendes zu der erwähnten Feier be- nutzt werden soll. Dritter Wahlkreis. Achtung, Parteigenossen! Sonntag, den 23. April(1. Osterfeiertag) findet im großen Saale von Buggenhagen (Moritzplatz  ) eine Matinee der Fritz Steidl-Sänger statt. Rege Be- teiligung der Genossiunen und Genossen erwarten Die Vertrauensleute. BerUrnr JVacbricbtcn. Deutschtum uud deutsche   Potentaten. Die Mitteilung, daß die Ausstattung der künftigen Frau des jungen preußischen Kronprinzen größtenteils im Auslande hergestellt werde, wird immer noch in der bürgerlichen Presse kommentiert. Sehr deutlich drückt sich die.Neue Bahr. Landesztg." des LandtagSabg. Memminger aus: .Wir möchten wünschen, daß, wenn die dem Kronprinzen dargebrachten Geschenke auch ausgestellt werden, auch das deutsche Geld ausgestellt wird, das in Form einer Brautsteuer von denUntertanen" der mecklenburgischen Prinzessin und künftigen deutschen   Kronprinzessin erhoben wurde, damit das gastende Volk bei der Bewunderung der ausgestellten ausländischen Erzeugnisse auch an die deutschen   Michel denkt, die die Mittel aufbringen, damit die Herrschaften bei den Franzosen und Engländern recht teuere Stoffe kaufen und dadurch die deutsche Ware im Auslande in M i ß g u n st bringen können. Indessen ist der mecklenburgische Hof nicht der einzige, der sich derart gegen da? Deutschtum und gegen daS nationale Empfinden versündigt. Daß der K a i s e r sich in Amerika   eine Dacht und in Italien   eine Oper bauen ließ, wurde schon oft genug kritisiert, doch wollen wir ihm diese Handlungen nicht schwer anrechnen. Sehr übel wird eS bei uns in Bayern   vermerkt, daß bayerische Prinzen Fahr  - rüder und Kraftwagen im Auslände kaufen, obwohl diese auch in bayerischen und deutschen   Fabriken in guter Be- schaffenheit hergestellt werden. Unsere deuffchen Fürsten   können sich eben von der alten Gewohnheit ihrer Ahnen männlicher und weib- licher Linie, die es immer mit dem Ausland hielten und an dieses daS Geld der Untertanen und den R u f des deutschen Namens Hingaben und ausländische Diplomaten, Künstler, Offiziere, Erzieher. Beichtväter, Weiber, Schneider und Modistinnen vorzogen, noch immer nicht ganz lossagen. Der Kaiser hat im vorigen Jahre einmal über den Mangel an nationaler Begeisterung im deutschen   Volke geklagt. Wenn man aber die eben angedeuteten Leistungen, die wohl sich noch leicht um Dutzende vermehren ließen, näher betrachtet, dann darf man sich nicht wundern, daß die Beispiele von oben kaum geeignet sind, das schaffende Volk unten für solches Deutschtum zu be- geistern." Es ist ja begreiflich, daß die deutschen   Unternehmer über den Mangel an nationaler Begeisterung", der sich bei den Spitzen der Nation bemerkbar machen soll, verärgert sind und daß deutsche Blätter sich als Sprachrohr ihrer Mißstimmung hergeben. Aber ein Recht zur Rüge können wir dem deuffchen Unternehmertum und seinen Organen nicht zugestehen. Ist eS selber doch, sowie sein Profit in Frage kommt, so international, so vaterlandsloS wie nur denkbar: und wir möchten den Fabrikanten sehen, der nicht die nationale Begeisterung flugs an den Nagel hängte und im Auslände fabrizierte, sobald ihm dieser Schritt erhöhten Profit verspricht. Andererseits sehen wir ja bei jedem größeren Lohn- kämpfe, daß die deuffchen Unternehmer sich billige Arbeitskräfte aus dem Auslande heranlocken und so dem nattonalen Wohlstande tiefe Wunden zufügen. Wem anders als dem Patriotismus heuchelnden Unternehinertum ist es ferner zu danken, daß eS mitte» im Herzen Deutschlands  , im westfälischen Gruben- revier, den Wanderer anmutet, als ob er zehn Meilen hinter Posen wäre, daß bestimmte Unternehmerkategorien bei Kanalbauten und anderen Erdarbeiten fast nur ausländische Arbeiter beschäftigen? Deutsche   Fürsten   mögen an sich zehnmal Ursache haben, daS Geld. da? von deutschen   Steuerzahlern zu ihrer Unterhaltung hergegeben wird, auch im Vaterlande wieder zu verzehren, obgleich man über die Notwendigkeit hierzu ja sehr verschiedener Meinung sein kann. DaS deutsche Unternehmertum hat aber keine Berechtigung, ihnen Patriottsmus zu predigen._ Gartenarbeit als Heilmittel. Auf eine neuartige Veranstaltung. die einen alten lvirksamen Behandlungsfaktor wieder erschließt, wird von Dr. Georg Heimann-Charlottenburg in der.Berliner   Aerzte- Korrespondenz" hingewiesen: es handelt sich um die Feld- und Gartenarbeit. Der günstige Erfolg ihrer Anwendung bei Stoff- wechsel-Anomalien, Neurasthenie und Hysterie brachte ihn aus den Gedanken, jene gesunde Form körperlicher Betätigung auch für die Zwecke der großstädtischen Privatpraxis zu ermöglichen. Der Versuch, die in Berlin   und seiner nächsten Umgebung vorhandenen Gärtnerei- betriebe therapeutisch nutzbar zu machen, hat sich als gangbar erwiesen. Die Patienten sollen wochentäglich in den Morgen- stunden oder gegen Abend ein bis zwei Stunden beschäftigt werden. Wer Zelt dazu hat. kann natürlich auch tagsüber zur Arbeit kommen. Die Arbeiten sind: Graben und Harken, Erde sieben, mischen, karren, Beete abteilen. Wege abstechen und ramnien, Wasser pumpen und gießen, Unkraut jäten uud aushacken, Stecklinge schneiden und setzen, Sonnenschalen bereiten. Bäume und Sträucher pflanzen und umsetzen, Hecken beschneiden, Obstbäume pikieren, Zwiebeln legen, Gemüse behäufeln, verziehen und ernten, endlich Zurüsten des Winterschutzes. An einigen Stellen werden die Pattenten auch Holz hacken und sägen. Pfähle behauen, Blumen- kästen hobeln und ähnliche Arbeiten verrichten können. Für Damen ist noch das Blumenbiuden, Aussäen in Schalen, Sortieren von von Rankengewächsen usw. in jede Art von Schematismus und werden nur ärztlich überwiesene Hinweisen von Geheimrat Lehden eignen sich für Gartenarbeits- therapie vorwiegend: Stoffwechselkranke mit starkem Fettansatz, Patienten mit chronischer Abstipation, Hämorrhoidalleiden, beginnender Gefäßverkalkung. Hysterische, sodann gutgenährte Neurastheniker, namentlich mit nervöser Schlaflosigkeit, Appetitmangel, Hypochondrie, krankhaften Verstimmungen usw. Die tägliche Arbeitszeit und die Art der Arbeit ob anstrengende oder leichte, ob Arbelt im Stehen oder in gebeugter Haltung usw. wird für jeden Patienten vom Arzt angeordnet. Abgesehen von dieser Einschränkung bestimmt der Gärtner die Verteilung und Reihenfolge der Arbeiten nach seinem Bedarf. Der Arzt hat das Recht, die Arbeitsstätte zu besuchen, um zu kontrollieren, ob seine Anweisungen befolgt werden. Die Ueber- Weisung von Pattenten an die Gärtner wird Dr. Heimann bis zur Begründung einer Zentralstelle selbst leiten. Zugleich mit dem Ueber- Weisungsschein an den Gärtner erhält der Patient eine Abonnements- karte, die seinen Anspruch auf Arbeitsgelegenheit für eine bestimmte Zeitdauer sicherstellt. Der dafür zu enttichtende Betrag wird so gering sein, daß selbst die Krankenkassen von der Einrichtung Gebrauch machen können. Durchgehende Vorortzüge werden vom 1. Mai d. I. ab mehrere. als im Winter verkehren. Derartigev.-Züge", wie sie scherzhaft Sonnenkapseln, Ausbinden Aussicht genommen. Um Kurpfuscherei fernzuhalten, Patienten zugelassen. Nach und Professor Oppenheim  genannt werden, gelangten bisher nur auf der Wannseebahn   zur Beförderung, nämlich die.Bankier-Züge", ab 8" früh W a n n s e e, von Zehlendorf   bis Berlin   durchgehend und ab Berlin   5� nachm., von hier bis Zehlendorf   ohne Aufenthalt durchfahrend. Diese Züge hat auch der Sommerfahrplan beibehalten. Der bevorzugte Westen wird vom 1. Mai ab vom Osten übertroffen werden. Nach Werneuchen   gehen dann nämlich von den neun neuen Zügen zwei vom Schlesischen Bahnhof sWriezener Bahnsteig) bis Wer- iceuchen bezw. umgekehrt ohne Aufenthalt durch. Während die übrigen 18 Züge eine Fahrzeit von zirka 5S Minuten haben, ge­brauchen diese.v.-Züge nur 40 bezw. 88 Minuten. Sie verkehren ab Schlesischen Bahnhof 9°* vorm., ab Werneuchen  9" vorm. Die ununterbrochene Fahrt derBankierzüge". Berlin- Zehlendorf  , dauert nur 14 Minuten. Einer ähnlichen Neuerung können sich im Sommer, freilich nur bis Ende August, die Friedrichshagener   Bürger erfreuen, denen in nicht weniger als sechs Zügen Gelegenheit geboten wird. bis Berlin  , Schlesischer Bahnhof  , und zwar in 23 Minuten Fahrzeit(gegen 32 in anderen Zügen) ohne Aufenthaltdurchzufahren". GesetzlichkeitSsmn der Hausbesitzer. Ein recht eigenarttgeS Licht wirft eine Bekanntmachung, die dieWirtschaftSgenossenschaft Berliner  Grundbesitzer erlassen hat, auf das Wesen der Müllabsuhr. In der Bekanntmachung heißt eS:In erschreckender Weise mehren sich die Fälle, in denen seitens der Herren Hauseigentümer bezw. Verwalter oder Portiers die Schaffner und Kutscher unserer Müllabfuhrwagen veranlaßt werden, gegen Trinkgelder überschüssiges Müll oder Schutt mit abzufahren. In allen derartigen Fällen, die zu unserer Kenntnis gelangen, erfolgt die Bestrafung und Entlassung der schuldigen Leute. Da unsere bei der Müllabfuhr beschäfttgten Arbeiter einen Lohn von 33 bis 37'/, Mark pro Woche bezichen, sind sie auf Trinkgelder nicht angewiesen: viel weniger aber noch liegt für sie ein Grund vor, sich durch Vornahme betrügerischer Handlungen einen Nebenverdienst zu verschaffen, durch den die Wirtschastsgeuossenschaft aufs schwerste geschädigt wird. Sollten nach wie vor unsere Arbeiter zur Mitnahme von überschüssigem Müll und Schutt verleitet werden, so haben sich die Herren Hausbesitzer bezw. Verwalter und Portiers die Weiterungen selbst zuzuschreiben, die eine gerichtliche Besttafung des Arbeiters wegen Bettuges unter Umständen auch für sie im Gefolge haben könnte". Auf dem alle» Kirchhof am Potsdamer Platz   ist man jetzt in dem vor dem Bahnhof gelegenen Teil mit'der Aufstellung eines neuen Brunnens für daS Begießen der Gräber beschäftigt. Das scheint ein sicheres Zeichen dafür zu sein, daß dieser Teil des Kirchhofes noch längere Zeit bestehen bleiben soll. Dagegen scheint die Beseitigung des vorderen Teils, der schon im vorigen Jahre in Straßenlaud verwandelt werden sollte, wider alles Erwarten nun doch noch in diesem Frühjahr erfolgen zu können, da augenblicklich in dem Kon- sistorium darauf hinzielende Verhandlungen stattfinden. Tuderkulosekurse für die Berliner   Schutzmannschaft sind einem hiesigen Blatte zufolge auf Veranlassung des Polizeipräsidenten v. BorrieS abgehalten worden. Die Kurse haben den Zweck, die Beamten der Schutzmannschaft mit den zur Tuberkulosebekämpfung notwendigen Kennwissen über Wesen und Verhütung dieser ver- heerenden Bolksseuche zu versehen. Durch die Kurse sollen die Schutzleute darüber belehrt werden, welche sozialen Maßnahmen in den einzelnen ihnen begegnenden Fällen erforderlich sind, um dem Erkrankten zu helfen und seine Familie vor Ansteckung zu schützen. Etwa 1000 Schutzleute haben bisher an den Kursen teilgenommen, mit deren Abhaltung Oberstabsarzt Dr. Niewer und Dr. A. Kahser- ing beaufttagt sind. Die Tättgkeit der Armenkommissionr» gegenüber gesimdenen Kindern beschäftigte eine Versammlung der städtischen Armen- kommissionS-Vorsteher. Herr Stadtrat Dr. Münsterberg erklärte, daß eine Nottz in der Tagespresse Beunruhigung erregt habe. Nach einem Zeitungsbericht hatte sich einer wohlgekleideten Dame, die auf einer Bank im Tiergarten Platz genommen hatte, eine Frau mit einem Kinde auf dem Arm genähert, mit ihr ein Gespräch an- gewüpft und sie schließlich unter einem Vorwande gebeten, das Kind einen Augenblick auf den Schoß zu nehmen. Da indes die angebliche Mutter des Kindes nicht mehr zurückkehrte, sah die Dame, wie sie das Kind wieder los werden konnte. Die betteffende Zeitung habe an diese Nottz die Mitteilung geknüpft, daß zwischen der Polizeibehörde und der städtischen Armenverwaltung ein neues Abkommen gettoffen sei, wonach in solchen Fällen die Armenkommissionen einzugreifen hätten. Ein solches Abkommen, so siihrte Dr. Müusterberg aus, sei aber nicht getroffen worden, habe auch gar nicht getroffen werden können, da die Armenkommissionen gar keine Verbindung zz» Kindern haben, die nicht im Bezirk der Kommission wohnen. Nur die Polizeibehörde sei im vorstehenden Falle die Instanz, die einzugreifen hatte. EinEtikettcnfehler" hat, wie dieVoss. Ztg." berichtet, einer Sondervorstellung der Ehinesentruppe Ching-Lmg-Fu im Zirkus Schumann vor der Anthropologischen Gesellschaft vorgestern nachmittag ein vorzeittgeS Ende bereitet. Man war nämlich begreiflicherweise ziemlich begierig darauf, die eingeschnürten Füßchen dergoldenen Lilien" etwas genauer kennen zu lernen. Das in vorsichtiger Weise durch eine Dame an die Frau des chinesischen Taschenspielers ge- richtete dahingehende Ersuchen wurde aber so gründlich übel ge- nominell, daß die ganze Gesellschaft kehrt machte und den Anthropologen Überließ ihre Studien an den ausliegenden, im orthopädischen Institute der Herren Dr. Fränkel und Wollenberg aufgenommenen Röntgen-Bildern der Ehinesenfütze zu vollenden. Bor einem alten Schwindler, der hier wieder auftritt, seien Vermieterinnen und Geschäftsleute gewarnt. Ein alter Mann, der sehr gut gelleidet geht und fertig englisch und französisch spricht, mietet aus wenige Tage ein Zimmer und läßt sich erst gar nicht an- melden, weil es für die kurze Zeit nicht lohne. Inzwischen holte er sich in Geschäftshäusern in Kommission allerhand Waren, besonders Zigarren und Lotterielose, um damit hausieren zu gehen. Der Alte macht einen so ehrwürdigen Eindruck, daß man ihm gern Ware an- vertraut, zumal da er rührend zu erzählen weiß, er habe einst bessere Tage gesehen. Die Wirtin aber läßt sich durch die vielen Waren- senounaen beruhigen und hat es mit der Miete mich nicht eilig. Eine» schönen Tages aber verschwindet der Mann mit allem, was er bekommen hat. und Vermieter und Geschäftsleute haben daS Nachsehen. Nach einer Zeichnung, die ein Geschädigter von ihm ent- worfen hat, kann der Schwindler niemand ander» sein als ein 60 Jahre alter Karl Stein, der wegen solcher Prellereien schon wiederholt bestraft ist und erst kürzlich das Zuchthaus wieder ver- lassen hat. Stein ist ohne Ziveifel auf einer Gastreise nach Berlin  gekommen. Er hat eine ziemlich stark vorspringende, rot geäderte Nase und trägt eine Brille. Zwei alte Einbrecher wurden gestern imPrälaten" am Alexander- platz   in den Räumen der Angestellten erwischt und unschädlich ge- macht. Währeild die Hausdiener usw. im Betrieb zu tun hatten, sahen sie sich ungestört in den Räumen um und suchten zusammen, was ihnen mitnehmenSwert erschien. Mitten in derArbeit" aber wurden sie überrascht durch einen Angestellten, der in seiner Stube zu tun hatte. Dieser rief seine Arbeitsgenossen zu Hülfe und über- gab mit ihnen die Eindringlinge der Polizei. Die Kriminalpolizei stellte sie fest als einen ehemaligen Handlungsgehülfen Wilhelm Neumann   von hier und einen Arbeiter Robert Fichtner an» Kopen- Hagen, der erst seit fünf Monaten in Berlin   ist. Beide sind wieder- holt besttaft und auch jetzt wieder bei einer Reihe anderer Dieb- stähle beteiligt, die sie mit zwei noch nicht ermittelten Helfers- Helfern in Lindenberg  . Köpenick  , Charlottenburg   und Berlin   aus- führten. Die Aufführung derBraut von Wlessina" auf den Terrassen am Halensee  , bei derBürger" zu Hunderten im Chor mit- wirken sollten, wird, trotzdem das Unternehmen in finanzieller Hinsicht gesichert war. nicht stattfinden. Die Unterpächter der Kioske und Buden des Lokals, deren Verlegung durch die Vorstellung bedingt worden wäre, befürchteten eine erheb- liche Verminderung ihrer Einnahmen und erhoben gegen die ge- plante Schiller  -Feier Einspruch. Der Ausschuß zur Vorbereitung der Aufführung, der ein gut Teil seiner Arbeiten bereits erledigt hat, ist nun, falls die Differenz nicht doch noch beigelegt wird, gezwungen, sich um ein anderes, geeignetes Lokal für die Vor- stellung im Freien umzusehen, was nicht leicht sein dürfte. Hoffentlich wird auch anderswo im Sinne des guten Geschmacks gehandelt und dafür gesorgt, daß Schillers Werk nicht philiströs verhunzt wird. Diebstahl in der Lindcn-Markthalle. Ein ganzes Warenlager haben in der vorletzten Nacht Diebe in der Markthalle II(Lindenhalle) gestohlen. Als der Standinhaber Rosenmund am Morgen seinen Stand besichttgte, bemerkte er, daß für über 100 M. Ware gestohlen war. Es fehlte ein ganzes Lager von Würsten, Schinken und Kon- serven. Auch ein gefülltes Butterfaß und viele Puten hatten die Diebe mitgehen heißen. Der Händler Karl Schöne, dessen Stand sich in derselben Reihe befindet, mußte dieselbe unangenehme Entdeckung machen. Ihm waren mindestens drei Kiepen voll Aepfel gestohlen worden, auch fehlten große Posten Eier. Hier hatten die Diebe auch noch die Kasse mit 60 M. Inhalt mitgenommen. Mit welcher Frechheit die nächtlichen Besucher vorgegangen sind, zeigten die Spuren ihres Mahles, die sie zurückgelassen hatten. Auf dem Stand des Händlers Schöne müssen die Diebe in aller Ruhe Abendbrot gegessen haben. Man fand dort sauber aufgestapelt die Schalen auSgetnnikener Eier, auch das verzehrte Obst war vorher abgeschält worden, die Schalen fanden sich am Morgen vor. Rettung von Kindern aus Feucrsgcfahr. In der im dritten Stockwerke des Hauses Grenadierstr. 4V belegenen Wohnung des Arbeiters Richard Bloch entstand mittag» durch brennende Kohlen, die au» dem Küchenherd gefallen waren, Feuer. In der Wohnstiibe der verschlossenen Wohnung befanden sich die im Bette liegenden beiden Kinder des Bloch i>n Alter von IVa und 2 Jahren. Der in demselben Hause wohnende Schneider Joseph Eichemann stieg zur Rettung der Kinder über daS Dach in die Mansardenwohnung ein, verletzte sich aber beim Einschlagen eines Fensters an der rechten Hand, sodaß er durch Samariter der inzwischen eingetroffenen teuerwehr verbunden werden mußte. Die Kinder haben keinen chaden genommen. Bon der vierten Etage in einen Fahrstuhlschacht hinabgestürzt ist gestern abend der 38 jährige Arbeiter Richard Specha. Er war auf dein Grundstück Neue Friedrichsttahe 9/10 als Fabrikarbeiter be- schäftigt. Trotzdem eS ihm untersagt war, sich am Fahrstuhl in der vierten Etage aufzuhalten, begab er sich gestern abend dorthin. Der Arbeiter kam dabei der Oeffnung des Fahrstuhls zu nahe, trat fehl und stürzte die vier Etagen hinab in den Schacht. Mit zer- schmetterten Beinen blieb der Verunglückte besinnungslos liegen. In einem Krankenwagen wurde SP. nach dem Krankenhause am Friedrichshain   gebracht. Feuerbericht. Gestern abend wurde die Wehr nach der Rüders- dorferstt. 71 gerufen, weil dort in dem VergnügungslokaleDer Ostbahnpark" eine Schießbude Feuer gefangen hatte. Die Gefahr konnte leicht beseittgt werden. Längere Zeit gab es dann in der Plantagenstr. 13 zu tun. Allerlei Verpackungsmaterialien, Lumpen w. brannten hier in einem Keller unter starker Rauchentwickelung. Im Luisen-Theater, Reichenbergcrstr. 34. entstand während der Abendvorstellung plötzlich Kurzschluß in der elektrischen Leitung. Die anwesende Theatcrwache beseittqte die Gefahr. Das Publikum ver- hielt sich während des Zwischenfalles ruhig. Außerdem liefen in den letzten 24 Stunden noch aus der Stargardcrstr. 73, Neuen Schön- hauserstr. 2 und noch aus einigen anderen Stellen Alarmierungen ein, doch handelte es sich in allen diesen Fällen um ganz unbedeutende Brände, die teils vor Ankunft des ersten Löschzuges bereits von Hausbewohnern unterdrückt waren, teils die Wehr nur kurze Zeit beschäfttgten._ Die Große Berliner Kunstausstellung 1905 wird in einigen Tagen fertig sein und schon am Donnerstag soll eine Borbesichtigung stattfinden. Am Ostersonntag steht dann die feierliche Eröffnung bevor. Der Prozentsatz der angenommenen Werke ist größer als im vergangenen Jahre: er beträgt 24 Prozent gegen 22 im Jahre 1904. Für die Menzel-Ausstcllung waren noch bis zuletzt vier Säle vor- behalten worden, und es wurden lebhafte Anstrengungen gemacht, das Werk des Meisters für Moabit   zu gewinnen: die Hoffnung scheiterte der.Volks-Ztg." zufolge einmal an dem Wunsche deS Kaisers, der die Sammlung nach seiner Heimkehr in der National- galerie vereinigt sehen will, ferner an dem Willen der Besitzer zahl- reicher Werke, die sich nicht so lange von ihren Schätzen trennen wollen. Die für Nfeuzel vorbehaltenen Räume werden einstweilen leer stehen, aber in vier Wochen mit der rettospektiven Ausstellung von Landschaftsbildern gefüllt werden. Eine Zeichenausstcllnng findet in den Tagen vom 22. bis 26. April er. in der Aula der 151. Genieindeschule, Reichenberger- straße 131/132, statt. Durch dieselbe wird der Lehrgang der neuen Zeichcumethode, nach welcher seit einige» Jahren in Berlin   unter- richtet wird, klar und übersichtlich zur Darstellung gelangen. Außer« dem werden Musterleistungeu besonders befähigter Schüler in sehr reicher Auswahl ausgelegt. Die Ausstellung ist für jedermann un­entgeltlich zugängig in den Stunden von 112 Uhr mittags und wird sicher für Fachleute wie für Laien viel Interessantes bieten. Die Freie Volksbühne, Berlin   bringt zur Schillerfeier am 7. Mai die neunte Beethoven-Sinfoni'e zur Aufführung mit dem Schlußchor über Schillers LiedAn die Freude  " und einer Festrede PernerstorferS aus Wien  . Gleichzeittg wird eine achtmal wieder- holte Aufführung von Schillers TraueripielKabale und Liebe  " im Berliner   Theater veranstaltet. Für die 10. Serie der Vorstellungen ist Henrik JbsenSHedda Gabler" mit Frau Gertrud Arnold   vom Deutschen Theater in der Titelrolle auf den Spielplan gesetzt. Theater. Im Deutschen Theater wird Sonnabend zum erstenmal Der Privatdozent", ein Stück aus dem akademischen Leben von Ferd. Wittenbauer, aufgeführt. National-Theater. Am Mittwoch:Barbier von Sevilla  ", Donnerstag abend singt Josephine Heinze a. G. den Fidelio. Am Karfreitag die BachscheJohannis Passion" unter Leitung von Prof. Rennann. Sonnabend vor Ostern findet eine Wiederholung statt. Die Premiere von VerdisMaskenball" ist bis auf weiteres hmauSgeschoben. Im Belle-Alliance-Theater findet am Donnerstag abends 7>/z Uhr die Erstaufführung deS dreiakttgen sozialen Dramas Die Furcht vor der Armut" von Leonor Goldschmied statt. Borher wird Wolzogens LustspielEin unbeschriebenes Blatt" mit Eva Schuhr in der Haupttolle gegeben. Im Thalia-Theater geht heute MittwochDer Kilometerfresser" in Szene, morgen Donnerstag bleibt der Karwoche wegen das Theater geschlossen. Am Karfreitag findet das bereits angekündigte Konzert statt, in welchem der Hof-Cellist Professor Grünseld, die Hof- Opernsängerin Marie Götze   und Hof- Opernsänger Berger sowie die Konzert- sängerin Meta Schönfeld mit einem auserlesenen Programm mit- wirken. Im Schiller  -TheaterO.(Wallner-Theater) gelangt heute, Mittwoch, die TragödieGyges und sein Ring" von Friedrich Hebbel   zum erstenmal zur Darstellung. Die Haupttollen sind wie folgt besetzt: Kandaules  : Erich Ziegel  ; Rhodope  : Anna Feldhammer: GygeS  : Georg Päschke  ; Lesbia; Annie Blaha; Hero: Martha Hart- mann; ThoaS: Max Reimer; Karno: Hermann Wlach  .