Kr. 97. RboniKKwntS'Redingungen: Abonnements- Preis pränumerando i Pierteljährl. 3,30 SKI, monatl. 1,10 TOf., wöchentlich 28 Pfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer S Pfg. Sonntags- nmnmer mit illustrierter SonntagZ- Bcilage.Die Neue Welt" 10 Pfg, Post- Abonnement: 1,10 Marl pro Monat, Eingetragen in die Post. Zeitung»- Preisliste. Unter Kreuzband für Deutschland und Oesterreich- Ungarn S Marl, für da» übrige Ausland S Marl pro Monat. SÄ. Jahrg. vie Tit{ertlonS'6(b&l)r beträgt für die sechsgespaltene koloned zeile oder deren Raum 40 Psg. für politische und gewerlschastliche Verein». und Bersammlungs-Anzeigen 25 Pfg. »Kleine Hnzcigcn". das erste(fettgedruckte) Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bi» 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen- tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet. Crfchclot tlglld) auCer Moblagt. Derlinev Volks�lÄkk. Telegramm- Adreffe: ..Soalaldtnokrat B«rli»M Zentralorgan der fozialdeniokrati f chen Partei Deutfchlands. Redaktton t 8M. 68, Lindenstrasse 69. Sernfprecher- Amt IV, Nr. 1983. Mittwoch, de« 26. April 1905. Expedition: 8M. 68, Lindenstraeee 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1981. Baku . Man schreibt unS: Die Schrecken von Baku , welche durch ihre Ungeheuerlichkeit selbst das Gemetzel von Kischineff übertreffen, erfuhr die zivilisierte Welt in erster Linie aus den Depeschen der Agenwren, welche aus Grund der offiziellen russischen Mitteilungen zusammengestellt wurden. Jetzt, da wir genügendes, an Ort und Stelle gesammeltes Material über diese Ereignisse besitzen, da die kaukasischen Zeitungen sie in umfangreichen Artikeln besprochen haben, jetzt können wir diese Ereignisse, wie sie wirklich waren, beschreiben, ihre tatsächlichen Ursachen klarlegen, daß die Kulturwelt den Verantwortlichen daS Schandmal aufdrücke. Als Erklärung für die zwischen den Armeniern und Tataren erfolgte Metzelei werden als Ursache angegeben: der religiöse Fanatismus, der nationale Gegensatz, die ökonomischen Verhältnisse. Betrachten wir, inwieweit diese Erklärung der brudermörderischen Metzelei richtig ist. Von einer religiösen und nationalen Feindschaft zwischen Armeniern und Tataren kann keinerlei Rede sein. Diese beiden Nationalitäten leben ja schon mehrere Jahrhunderte neben- einander; ja, zur Zeit der Perscrherrschaft, als die christlichen Nationalitäten inmitten der mohamedanischen Bevölkerung eine unbedeutende Minorität bildeten, und als diese mit einem Schlage die ganze armenische Bevölkerung vernichten konnte, selbst um diese Zeit fanden keinerlei Ausbrüche des nationalen Fanatismus statt. Auch während des letzten russisch -türkischen Krieges, als die Muselmänner des Kaukasus , begeistert durch das Erscheinen der türkischen Heere im Kaukasus . schon die Hoffnung auf die Herrschaft des Islams in diesem Gebiet hegten, auch da fanden derartige Eruptionen nicht statt. Sollte jetzt, da die muselmännische Gesellschaft vorwärts ge« gangen ist, in ihrer Mitte schon eine ziemlich bedeutende Menge von Vertretern der Intelligenz besitzt, eine eigene Presse hat, welche die Solidarität aller im Kaukasus lebenden Nationalitäten vertritt, von einem religiösen oder nationalen Antagonismus im Ernst ge- redet werden dürfen I Das sind alles Lügen,»eiche die wirklichen Anstifter dieser Metzelei zur Bemäntelung ihrer Schandtaten erfunden haben. Gerade die Muhamedaner und ihre Geistlichkeft hat das unzweideutig bewiesen, die doch wohl am ehesten fanatisch gestimmt sein müßte. So versteckten während der Metzelei viele Muselmänner Armenier bei sich, und die Geistlichkeit küßte vor den Augen aller die Vertreter der armenischen Geistlichkeit. Ja noch mehr— das geistliche Haupt der Muselmänner erklärte vor allen, daß zwischen den Tataren und Armeniern keinerlei Feindschaft de- steht und daß»dunkle Mächte", der Teufel f.Teitau") die Ursachen dieser Ereignisse seien. Eine deutliche Anspielung I— Was einen ökonomischen Gegensatz anbetrifft, so kann auch davon keine Rede sein, da das ökonomische Leben des Landes überhaupt unter dem ungeheuerlichen Regime der staatlichen Bureaukratie leidet, das Proletariat aber, das armenische wie auch das tatarische in gleichem Maße durch die Bourgeoisie derselben Nationen aus> gebeutet wird. Man kann nicht von der ökonomischen Unterjochung des einen Volkes durch das andere reden, da die beiden Völker sich in einem Zustande gleichmäßiger Unterjochung befinden. Was sind also die wirklichen Ursachen? Ein paar Tage vor der Metzelei berief der Gouverneur von Baku einflußreiche Tataren zu sich und machte ihnen den Vorschlag, sich mit Lebensmitteln und»allem Notwendigen" für einige Tage zu versehen, da. wie er meinte, die Armenier die Absicht hätten, am 20. Februar(es war dies der Vorabend der Metzelei) eine bewaffnete Kundgebung gegen die Regierung zu veranstalten. Was aber die unteren Berwalwngsbeamten anbetrifft, so haben diese, wie sich später herausgestellt hat, die Tataren gegen die Armenier aufgehetzt, indem sie sagten, die Armenier hätten die Absicht, die Tataren während der Kundgebung abzuschlachten. Diese und noch andere Machinationen der staatlichen Agenten traten während der Metzelei klar zutage: es ergab sich, daß die Tataren mit Revolvern und Flinten bewaffnet waren; sie ergänzten ihren Vorrat an Waffen und Patronen täglich in den Polizeirevieren: die Soldaten und die Polizei griffen gar nicht ein, als die Tataren vor ihren Augen mordeten, raubten und sengten. Wenn die Behörden hin und wieder zur Waffe griffen, so geschah das nur, wenn bewaffnete Armenier erschienen: man nahm ihnen dann die Waffen ab und gab sie den Tataren. Auf alle Bitten hin, sich inS Mittel zu legen, erwiderte der Gouverneur, daß er keine Soldaten habe, dabei war die ganze Stadt einige Tage vor der Metzelei, während des Streiks der Arbeiter, ein wahres Kriegslager: wenn die Kosaken und die Polizei auf den Straßen um Hülfe ersucht wurden, er- widerten sie:»Wir haben keinen Befehl erhalten." Welchen Zweck verfolgte die Regierung? Die revolutionäre Bewegung unter den kaukasischen Armeniern hat in den letzten zwei Jahren einen derartigen Umfang erreicht, daß sie die Regierung sehr ernstlich ängssigte. Dazu kamen noch die Gerüchte über eine unmittelbar nach dem Streik stattzufindende bewaffnete Kundgebung und über einen Aufftand während der erwarteten Mobilisation der armenischen Reservisten. In dieser Lage faßte die Regierung, um die angesammelte revolutionäre Energie zu entladen und mn der Sache der armenischen Revolution einen empfindlichen Schlag zu versetzen, ihren höllischen Plan. ES war für die Regierung unbequem, direkt eine Schlächterei unter den Armeniern zu beginnen, um so mehr, als das eine gewisse Kraft- anstrengung von ihr verlangt hätte, zu der sie nicht fähig war. Ueber- nahmen die Tataren diese Aufgabe, so kostete das der Regierung nichts und ersparte ihr außerdem Vorwürfe. Sie bediente sich für ihren Plan der Hefe der Gesellschaft. Sie gab diesen Elementen Waffen, begeisterte sie durch die Hoffnung auf einen leichten«vtr. reichen Gewinn, versprach ihnen vollständige Gefahrlosigkeit und ließ sie auf die Armenier los. Daß dies Gesindel des Zaren keinerlei bestimmten Vorstellungen»geistiger Art", religiösen oder nationalen folgte, sondern daß es nur das Verlangen nach Beute antrieb, erkennt man auch daraus, daß die zahlreichen bewaffneten Haufen sofort beim Herannahen einiger bewaffneten Ärinenier nach allen Seiten auseinanderstoben: warum sollten sie auch ihr Leben riskieren! Die armenischen Revolutionäre griffen nicht sogleich zu den Waffen gegen die Tataren, da sie die treibenden Kräfte nur zu gut kannten und es vermeiden wollten, durch einen bewaffneten Zusammenstoß zwischen Tataren und Armeniern die Sache der Solidarität zwischen den beiden Völkern zu schädigen. DaS lokale Komitee richtete daher zunächst einen Brief an den Gouverneur Nakaschidse, in dem es den Treiber des Krawalls erblickte, forderte die Einstellung der Metzelei durch alle ihm zu Gebote stehenden Mittel und drohte ihn zu bestrafen. Andererseits versuchte man beruhigend einzuwirken. Als die revolutionären Armenier aber sahen, daß die Tataren, trunken durch den Erfolg, auch unterstützt durch die Polizei, die Stimme der /Lernunft und Menschlichkeit nicht beachteten, da mobi- lisierten sie ihre bewaffneten Reihen und in weniger als in zwei Stunden säuberten sie das Zentrum der Stadt von Tataren. Während die an die Behörden gerichteten Bitten zu nichts führten, machte das Erscheinen der bewaffneten Kämpfer binnen kurzer Zeit dem Schrecken ein Ende. Darauf erklärten sich die Tataren bald geneigt zum»Friedens� schluß". Wir wiederholen, die Armenier hatten eine Gegenwehr organisiert und sie machten nur in den äußersten Fällen und auch nur, um die eine oder andere Raub- und Mordbande zu zerstreuen, von ihr Gebrauch. Das nannte die Regierung eine„gegen- seitige Schlächterei". Und sie besitzt noch die Schamlosigkeit zu behaupten, daß die armenischen Revolutionäre die Ursache der»Un- ruhen" von Baku seien. Obwohl die Armenier einerseits die Tataren, andererseits die Regierung gegen sich hatten, haben sie es verstanden, in jenen Tagen des Schreckens nicht nur Heldenmut sondern auch Zurückhaltung zu bewahren. Im Interesse der Solidarität der beiden Völker übten die Armenier die äußerste Schonung. Die Erfolge, welche die Regierung schließlich erreicht hat, waren den Erwartungen entgegengesetzt. Die Ereignisse von Baku stjaben zwischen den Armeniern und Tataren keinen Wgrund geschaffen Im Gegenteil, sie haben sie näher geführt. Auch die anderen zahlreichen Nationalitäten im Kaukasus wurden zum Be- wußtsein ihrer Solidarität gebracht. Sie erkannten, daß sie alle nur einen gemeinsamen Feind besitzen— die russische Regierung. Und in den zahlreichen Versammlungen in allen Städten des Kaukasus , in denen Zehntausende von Vertretern verschiedener Nationalitäten anwesend sind, an Gräbern der dem Moloch der Selbstherrschast dargebrachten Opfer, überall vereinigen sich die Stimmen in dem einen Ruf:»Nieder mit der Selbstherrschaft, es lebe die Ver- brüderung der Nationen. Vom ostasiatischen Kriegsschauplätze. Die russische Flotte hat nun wirklich die Kamranh-Bucht verlassen. Es wird gemeldet: Saigon , 24. April. Der Berichterstatter der» A g e n c e HavaS", der die Kamranh-Bucht besucht hat, telegraphiert 52 rusfische Schiffe, einschließlich Transportschiffen, find in der Kamranh-Bucht gewesen; am Sonnabendmittag ist das ganze Geschwader in nördlicher Richtung fortgefahren nur in Sicht der Bucht den Kreuzer.Swetlana", das Hospital schiff»Drei" und 14 Transportschiffe lassend. Ein russischer Torpedobooisjäger überwacht die Küsten. Der ftanzösische Kreuzer .DeScartes" ist am Sonnabend um 2 Uhr nachmittag nach der Rha» Trang- Bucht, ungefähr 25 Seemeilen nördlich von der Kamranh- Bucht. gegangen. Ein Fisch.er meldet, er habe in der Rähe der Rha- Trang- Bucht 20 Kriegsschiffe gesehen, aber er hätte ihre Nationalität nicht ausmachen können. Fischer sowohl wie auch Europäer sagen übereinstimmend aus, sie hätten gestern abend ein lebhafte« Gcfchühfeuer in Höhe der Kamranh-Bucht gehört; möglicherweise handelt es sich um ein UrbungSfchirßen, wie es Admiral Roschdjestwensky oft während der Ueberfahrt abgehalten hat. Personen, die an- geblich den Admiral gesehen haben, erklärten, er habe einen sehr beschäftigten Eindruck gemacht, obwohl er sehr unter Leib- schmerzen zu leiden hatte. Man glaubt, daß er alle Mttel versuchen wird, um sich mit dem Geschwader des Admirals Nebogatow zu vereinigen, ehe er seine Fahrt zu einem ent- scheidenden Schlag fortsetzt. Alle diejenigen, die Gelegenheit ge- habt haben, mit den russischen Schiffen in Berührung zu kommen, bestättgen, daß den Offizieren und Mannschaften volles Vertrauen durch ihren Admiral eingeflößt sei, aber der Eindruck, den die Kriegsschiffe gemacht hätten, sei kein überaus günstiger gewesen. Shanghai , 24. April,(lieber Hongkong .)(„Laffan"-Meldung.) Der nach der Kamranh-Bucht entsandte Korrespondent des Bureau Lassan" kabelt: Ich traf heute, Sonntag, in der Kamranh-Bucht ein. Das russische Geschwader hat die Bucht Sonn- abend mittag verlassen, doch liegen noch achtzehn russische Schiffe, darunter„Swetlana" und .Orel" sowie fünf deutsche und andere Transport» dampferin der Bucht. Ein Torpedojäger, der nicht zusammen mit dem Geschwader abgefahren war, ging heute in See. Sonntag morgen 10 Uhr fuhr ich in meinem Boot 30 englische Meilen südlich von der Kamranh-Bucht an neun großen Schiffen vorbei, unter denen ich ein Schlachtschiff und einen Kreuzer unterschied, die in nordnordöstlicher Richtung fuhren. Es war wahrscheinlich das Geschwader des Admirals Nebogatow. Admiral Roschdjestwensky leidet an Dysenterie; doch soll sich sein Zustand bereits gebessert haben. Tokio , 24. April. Der Gouverneur der Insel Hainau tele« graphierte nach Peking , daß Roschdjestwenskys Geschwader vor der Küste von Hainan Kohlen einnehme. Aus Hongkong wird gemeldet, Admiral Nebogatows Geschwader werde sich mit dem Geschwader Roschdjestwenskys ungefähr am 28. April vereinigen, und die ganze Flotte werde sich dann längere Zeit bei Hainan auf« halten. Ein russisches Hospitalschisf ist am Sonntag in Batawia eingettoffen. Ueber de» Anfenthalt der japanischen Flotte liegen zuverlässige Nachrichten nicht vor. Nach einer Meldung soll sich die Flotte Togos südlich von Formosa sammeln. Nach anderen Meldungen soll die Flotte Kami- muras bei Manila kreuzen. Endlich geht das Ge« rücht, daß eine starke japanische Flotte auf der Höhe der Kamranh-Bucht gesehen worden sei: Saigon , 23. April. Der Korrespondent der„Agence Havas" in Kamranh telegraphiert: Es verlautet, daß etwa 20 japanische Kriegsschiffe am Sonntag abend zwischen 8 und 9 Uhr die Kamranh-Bucht passiert haben. Zwei von Saigon kommende, mit Reis beladene Frachtdampfer, mit der Bestimmung nach Japan , sind von dem Russen ausgebracht worden.— Russische Offiziere erklären, daß das Geschwader Roschdje st wenskys zu einer Schlacht entschlossen sei. Jedes Schiff habe seinen besonderen Auftrag; das japanische Admiralschiff werde jedoch das Ziel des ganzen Geschwaders sein.— Sonntag vor« inittaa wurde von neueni Kanonendonner gehört; die einzelnen Schüsse erfolgten in Zwischenräumen. Wo und wann es zum ersten Zusammenstoß kommen wird, läßt sich also durchaus noch nicht sagen. Politische deb er sieht. Berkin. den 25. Aprll. Gefängnisfreuden eines sozialdemokratischen Redakteurs. In Königsberg stellte der Freisinn im Verein mit der Freisinnigen Vereinigung und den Nationalliberalen gegen eine Anzahl Genossen Strafantrag wegen gemeinschaftlichen Hausfriedensbruchs, weil diese in eine von den„Vereinigten Liberalen" einberufene Versammlung gegangen waren, in der Hoffnung, sich dort an der Diskussion be« teiligcn zu können. Sie wurden aber vor Beginn der Versammlung hinausgewiesen und acht Ge- nossen brachte darauf der Liberalismus ins Gefängnis. Darunter befand sich auch der Redakteur deS Königsberger Parteiblattes, Genosse M a r ch i 0 n i n i. der als Berichterstatter in die Versammlung gegangen war. Die Ausübung seiner journalistischen Pflicht wurde als ge- meinschaftlichcr Hausfriedensbruch angesehen und mit 14 Tagen Gefängnis geahndet, obwohl er nicht vor- bestraft war. Mit noch drei anderen Genossen hat er diese Strafe kürzlich verbüßt. Vor Antritt der Gefängnishast hatte er Selbst- beschäftigung und das Lesen der„Hartungschen Zeitung" beantragt. Da er noch vor den Osterfciertagen aus dem Ge- fängnis kommen wollte, wartete er den Bescheid wegen der Selbstbeschäftigung nicht ab. Dieser wurde ihm, als er schon einige Tage Haft verbüßt hatte, mitgeteilt. Er lautete aus Ablehnung der Selbstbesch äftignng mit Rücksicht auf die Kürzel! der Gefängnishaft. Vorher hatte man aber den Genossen schon, wie uns aus Königsberg geschrieben wird, mit Werkzupfen beschäfttgt. Von einer Beschwerde nahm Genosse Machionini Abstand, da er nicht Lust hatte, in einsamer Zelle 14 Tage hindurch diese geisttötende Arbeit zu verrichten. Er beantragte deshalb mit den anderen drei Genossen, die man zusammen in einer Zelle untergebracht hatte, zusammen- arbeiten zu dürfen. Das wurde ihm gewährt, dafür aber mußte er auf das Lesen der Zeitung verzichten. Auf feinen Gesundheitszustand hat man keinerlei Rücksicht genommen. Als er zum Arzt geführt wurde, klagte er. daß er vom Essen des groben Brotes heftige Leibschmerzen bekommen hat. Der Genosse leidet am Unterleib und hat im vergangenen Jahre zu wiederholten Malen in ärztlicher Behandlung gestanden. Hier hatte ihm der Arzt so- gar das Essen des feinen Brotes verboten. Er bat deshalb den Gefängnisarzt, ihm wenigstens feines Brot zu verordnen. Der Herr, ein Professor namens Puppe, lachte laut auf. Nachdem sich sein Lachen gelegt hatte, erklärte er, daß er den Genossen untersuchen werde. Ein Blick auf die Zunge, ein zwei- maliger Händedruck auf den Leib genügte dem Professor, um zu er- klären, daß er dem Genossen kein anderes Brot verordnen könne. Also selbst diese kleine Bitte wurde ihm abgeschlagen und da- ür mußte er 14 Tage lang hefttge Leibschmerzen erdulden, sie sich jetzt auch in der Freiheit nicht legen wollen. Das sind die Freuden eines sozialdemokratischen Redakteurs in einem preußischen Gefängnis. Der Vorsteher dieses Ge- ängnisseS ist der Erste Staatsanwalt Schütze, der durch )en Russenprozetz eine Weltberühmtheit erlangt hat.— Die Entscheidung des amerikanischen Oberbundesgerichts. Die kürzlich erfolgte Entscheidung des amerikanischen Oberbundesgerichts(Luxremo Court oi tiie United States )
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