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8,. 97. mm. 3. Keilllgt des Jtomiirts" Kttlim VslksdlM.«uw-ch. ZS. A,MM.! Kaufmannsgerichtswahlen. Die amtlichen Formulare für die Wahllegitimation sind unentgeltlich außer beim Magistrat, P o st st r. 16, auch an folgenden Stellen zu haben: Bureau des Zentrakverbandes der Handlungsgehülfen und-Gehülfinnen Deutschlands  , Neue Friedrichstr. 20 I; Bureau der Gewerkschaftskommisfion, Engel- Mer 15: Expedition desVorwärts", Lindenstr. 69; Jakob Wiebe, Gr. Frankfurterstr. 38. berliner JVacbnchten. Wie die Kosten des Berliner   Armenwcsens gestiegen sind, darüber bringt die bürgerliche Presse eine Notiz, die ihren Zweck, Aufsehen zu erregen und auf die Steuerzahler höherer Stufen Eindruck zu machen, gewiß erfüllen wird. Da wird vorgerechnet, daß von 1893 bis 1900 die Gesamtkosten des Armenwesens von 14V, Millionen auf 18V, Millionen an- geschwollen seien. Das bedeute eine Zunahme um 27V« Proz., während die Bevölkerung in demselben Zeitraum nur um 12'/, Proz. gewachsen sei. Für 1903 seien nun die Gesamt- kosten gar schon auf 26 Millionen veranschlagt. Hinzu- gefügt wird, daß für Irrenanstalten   und Hospitäler die Aus- gaben am stärksten gestiegen seien, in fünf Jahren um 45V- Proz. und 52'/- Proz. Daß in den angegebenen 26 Millionen dieAusgaben für das Gesundheitswesen mit enthalten sind, das könnte aus dem die Jrrenpflege erwähnenden Zu- satz auch derjenige entnehmen, der es nicht selber weiß. Wir vermuten aber, daß nicht viele Leser der bürgerlichen Blätter sich recht darüber klar geworden sein werden, was ihnen da vorerzählt worden ist. Auf 26 Millionen belaufen sich die Aus­gaben, die in den Etat von 1905 für das Armenwesen und für das Gesundheitswesen eingestellt sind. Für das Armen- Wesen sind 15'/« Millionen Ausgabe vorgesehen, während nur IV. Millionen Einnahmen erwartet werden, so daß 14 Mil- lionen durch Zuschuß zu decken sind. Für das Gesundheits- Wesen sollen 10'/. Millionen ausgegeben werden, wovon 3'/« Millionen durch Einnahmen gedeckt werden sollen, so daß ein Zuschuß von 7 Millionen zu leisten ist. Bon den 26 Mil- lionen. den angeblichenGesamtkosten des Berliner   Armen- Wesens", wären 21 Millionen dem Stadtsäckel zu entnehmen. Das Gesundheitswesen, das hier nachguter alter Sitte" seelen- ruhig noch immer mit dem Armenwesen zusammengeworfen worden ist, umfaßt nicht nur die Kranken- und Armenpflege, sondern auch das Heimstättenwesen, Badewesen, Rettungs- Wesen usw. Wer also z. B. in einer der städtischen Bade- anstalten ein Bad nimmt, der hat sich hiernach als eine Art Almosenempfänger zu betrachten. Begrenzt man den BegriffArmenwesen" so, wie der Etat selber es längst tut, so ergibt sich, daß von 1895 bis 1905 die Gesamtkosten nicht von 14'/- Millionen auf 26 Millionen gestiegen sind, sondern von 9V« Millionen auf 15'/. Mil- lionen. Dabei find selbst dem Armenwesen in dieser Be- grenzung immer noch verschiedene kommunale Aufgaben zu- gerechnet, die eine moderne Auffassung der Pflichten einer Kommune nicht mehr als Teil des Armenwesens ansieht, die Siechenpflege, die Waisenpflege, die Unterbringung verwahr- loster 5linder. das Obdach, das Arbeitshaus. Die von austerhalb kommenden Kranken, die von den städtischen Krankenhäusern Berlins   aufgenommen werden, sind dem freisinnigen Stadtverordneten Wallach und seinen haus- agrarischen Freunden seit langem ein Dorn im Auge. Man findet, daß sie in den Berliner   Anstalten, die ohnedies keinen Ueberfluß an Betten haben, den Berlinern den Platz wegnehmen. Berlin   muß für diese unwillkommenen Gäste sogar noch Geld zugeben. Denn das Verpflegungsgeld reicht selbst zu dem erhöhten Satz nicht aus, die Selbstkosten zu decken. Herr W a l l a ch hat den Antrag gestellt. Auswärtige nur dann in städtische Krankenhäuser aufzunehmen, wenn ein wirk- liches Bedürfnis vorliegt. Das brauchte nicht erst beantragt zu werden. Die Berliner   Krankenhäuser verfahren gegenüber den auswärtigen Kranken längst nach dem Grundsatz, sie nur in dringendsten Fällen aufzunehmen. Wallach hat aber weiter beantragt, für Auswärtige d i e vollen Ver- pflegungskosten zu berechnen. Das geschieht heute noch nicht. Geschähe es, so hätten die Auswärtigen aller- dings beträchtliche Kosten zu zahlen, vollends dann, wenn die von Wallach gewünschten Sätze gefordert würden. Der Antragsteller meint, im letzten Jahre hätten in den Anstalten Friedrichshain  , Moabit  , Urban, Gitschinerstraße und im Kinderkrankenhaus die Selbstkosten 4,23 M., 4,30 M., 4,13 M., 3,77 M. und 5,02 M. betragen. Das sind die An- gaben des letzten Jahresberichtes, der, wie immer, auch die Verzinsung der Grundstücke usw. den Selbstkosten zurechnet. In diese Rechnung ist aber der Grundstückswert mit einem im Laufe der Jahre gestiegenen Betrag eingestellt worden. Daß die Berücksichtigung des unverdienten Wertzuwachses den Bei- fall eines Wallach findet, versteht sich von selber. Aber eine Dreistigkeit ist die Zumutung, daß der Magistrat den Boden- wucher, den er mtt seinen Krankenhäusern bisher nur auf dem Papier trieb, gegenüber den auswärtigen Kranken in die Tat umsetzen soll, wie wenn er ihrHauswirt" wäre. Herr Wallach läßt sich auch nicht dadurch stören, daß vieledieserAuswärtigen" in Berlin   arbei- ten und Berliner   Krankenkassen ange- hören. Die in den Vororten wohnenden Arbeiter sind gut genug dazu, den Berliner   Unternehmern die Geldsäcke zu füllen und dadurch auch dem Stadtsäckel Berlins   einen höheren Steuerertrag zuzuführen. Ist es da mehr als recht und billig, sie auch in Krankheitsfällen als Berliner   anzusehen und sie in den Krankenhäusern Berlins   dementsprechend zu behandeln? Nun beruft sich der Antragsteller darauf, daß ja auch d i e Vororte Zuschüsse zu ihren Schullasten von Berlin   fordern. Gewiß, der Vorortspartikularismus, der in diesem Vorgehen einzelner Nachbargemeinden sich be- tätigt, ist keineswegs einwandsfrei. Aber die Vororte sorde.rn die Zuschüsse deshalb, weil ihre Schulen die Kinder von Är- beitern aufnehmen müssen, die in Berlin   arbeiten und somit eigentlich Berliner   Arbeiter sind. Und da werden diese Ge- meinden schwerlich geneigt sein, die Gegenrechnung gelten zu lassen, die man ihnen aufmachen will. Sie lassen sich von Berlin   einm Teil ihrer KWakmhflsgelosien abnehmen a uckl genau demselben Grunde, aus dem sie Ersatz eines Teiles ihrer Schullasten von Berlin   fordern. Denn der Arbeiter zahlt seine Steuern haupffächlich in der Form, daß er, wie gesagt, anderen die Gcldsäcke füllt und den Wohlstand der Gemeinde mehrt. Diese Theorie wird sonst allerdings nur von Sozialdemokraten verfochten, aber wenn sie den bürgerlichen Kommunalpolitikern mal in ihren Kram Paßt, so erkennen auch sie sie als richtig an. Und so rechnen die Vororte: Wenn unsere Einwohner als Arbeiter euch reich machen, also den größten Teil ihrer Steuern an eure Gemeinde zahlen, so könnt ihr auch aufbringen helfen, was wir für sie ausgeben müssen oder müßten. Bei Lichte besehen, gründet diese Argumentation sich durchaus auf das vom Freisinn hochgehaltene Prinzip Leistung und Gegenleistung". Aber diesmal wollen Herr Wallach und seine freisinnig-hausagrarischen Freunde das nicht kapieren. Zur Eröffnung der Pflicht-FortbildungSschnlen in Berlin  . Montag, den 1. Mai, beginnt der Unterricht für die nach dem 1. Oktober 1890 geborene, schulentlassene männliche Jugend in der Pflicht-Fort- bildungsschule. Berlin   ist in vier Fortbildungsschulkreise eingeteilt worden mit je einem Direktor an der Spitze. Der erste Kreis, Direktor Dagebörde, umfaßt Verlin W, SW und NW  . Das ständige Bureau dieses Kreises befindet sich Wartenburgstr. 12, dorthin sind alle Meldungen und Anflogen für die Schule zu richten. Unterricht findet dort nicht statt, da die Räume vorläufig noch vom Friedrich- Realgymnasium benutzt werden. Er wird abgehalten in den Räumen der ersten Handwerkerschule Lindenstr. 97/98 und im Schulgebäude Fürbringerstr. 33/34. Der zweite Kreis, Direktor Kandier, umfaßt Berlin   L, 80 und O, Bureau Wassertorstr. 4. Der Unterricht findet in demselben Hause und außerdem in der zweiten Handwerkerschule, Andreasstr. 1/2, statt. Der dritte Kreis, Direktor Drehmann, umfaßt Berlin   0 und N0. Bureau: Hinter der Garnisonkirche 2. Der Unterricht findet hier und in einer noch näher zu bestimmenden Schule im NO. statt. Der vierte Kreis, Direktor Langkohl, umfaßt Berlin   N. Bureau und Unterrichtsräume befinden sich Strelitzerstr. 42. Um die berufliche Gliederung des Schülermaterials durchzu- führen, sind acht Gewerbegruppen gebildet worden: Bauhandwerker, Metallarbeiter, Kunstgewerbe, Bekleidungsgewerbe. Nahrungs- und Genußmittelgewerbe, Barbiere, sonstige gewerbliche Arbeiter(d. h. die Angehörigen der sogenanntenungelernten Berufe"), Kaufleute. Nur junge Leute, die zu derselben Gewerbegruppe gehören, werden in einer Klaffe vereinigt. Ist die Schülerzahl eines einzelnen Berufes ausreichend(z. B. Schlosser, Tischler), so werden reine Fachklassen gebildet. An der Zentralstelle sind die Fortbildungs- schulpflichtigen auf Grund der in den Schulen veranstalteten Berufs- statistik bereits nach Berufen und nach Qualitäten gegliedert. Für den letzteren Gesichtspunkt ist die Klaffenstufe beim Abgang au§ der Schule entscheidend gewesen. In diesen Tagen erhält jeder Schüler vom Magistrat eine Benachrichtigung zur Einschulung und zugleich einen Abdruck des Ortsstatuts zugesandt. Die Benachrichtigungs- karte, auf der über den Empfang des Ortsstatuts seitens des Arbeits- gebers oder Baters und Schülers quittiert werden muß, dient als Legitimation: sie enthält genaue Angaben über Ort und Zeit des Unterrichts, über Lage und Nummer des Klassenzimmers und über die notwendigen Lehrmittel in den ersten Unterrichtsstunden. Der Unterricht selbst wird sofort am ersten Tage beginnen. Welcher Klasse der Schüler endgültig angehören soll, wird nach etwa vierzehn- tägigcm Unterricht entschieden werden. Die von außerhalb zu- ziehenden Lehrlinge werden durch Säulcnanschlag zur Anmeldung aufgefordert werden._ Ein zweiter Fall von Genickstarre ist hier vorgekommen. Es ist davon der Monteur Richard Misch, Blücherstt. 55, befallen worden. Der Kranke hat sich am Sonnabend- abend in die Charit« aufnehmen lassen, wo er in einer Isolierbaracke untergebracht ist. Für die Desinfektion der Wohnung-c. ist Sorge getragen. Da es sich als notwendig gezeigt hat, diejenigen, die mit einem Genickstarrekranken zu tun hatten, eine Zeitlang ärztlich zu beobachten, ist die Eheflau des Kranken davon verständigt worden, daß sie ärztlich überwacht wird. Wie schon früher hier vennerkt wurde, gibt das Auftreten vereinzelter Fälle von Genickstarre zu einer Beunruhigung nicht Anlaß. Es kommt nur darauf an, daß die Erkrankungen an Genickstarre möglichst frühzeitig erkannt werden. Dies wird am ehesten dann möglich sein, lvenn bei fieberhaften Er- krankungen, zumal solchen mit Beeinträchtigung der nervösen Funktionen, ärzliche Hülfe unverzüglich in Anspruch genommen wird. Monteur Misch befindet sich heute besser. Die Besinnung hat er wiedererlangt. Die Aerzte hoffen, ihn am Leben erhalten zu können. Bon auswärts liegen über die Genickstarre folgende Meldungen vor: In vergangener Woche erkrankten im Kreise Kattowitz  47 Personen an Genickstarre, wovon 27 starben. Seit dem ersten Auftreten der Epidemie erkrankten 358 Personen und kamen 293 Todesfälle vor. Neue Fälle von Genickstarre werden aus Laurah iitte, Pleß  , Agneshütte und anderen Ortschaften gemeldet. Im Stadtbezirk B e u t h e n und im Stadtteil Friedenshütte sind nach amtlicher Feststellung vom 11. bis 22. April 31 Personen an Genickstarre erkrankt, 17 gestorben. Auch aus M.-Gladbach wirdein Fall von Genickstarre mit tödlichem Ausgang gemeldet. In Gera  ist ein an Genickstarre erkrankter Soldat gestorben. Der an Genick­starre erkrankte Kanonier Eltcr in Halle ist gestorben. In Groß- salze erkrankte ein 17 jähriger Jüngling an Genickstarre. n mehreren Städten des R u h r b e z i r k S ist den Soldaten der sterurlaub wegen Genickstarre gekürzt worden, teilweise siud sie auch telegraphisch zurückgerufen worden. Infolge einer Aufforderung des Regierungspräsidenten in Arnsberg   begab sich ein Arzt des bakteriologischen Instituts Gelsenkirchen   nach Lüdenscheid  , um bei einem dort aufgetretenen Falle von Genickstarre bakteriologische Untersuchungen vorzunehmen. An einem in Königslutter  erkrankten zehnjährigen Knaben ist die Genickstarre festgestellt worden. In Innsbruck   starb gestern das Töchterchen des Bezirkssekretärs Colli an Genickstarre. Es ist dies der erste Fall dieser Krankheit in Tirol._ Rheinlands Eiche", eine erst im September 1993 gegründete Kranken- und Sterbekasse seingeschriebene Hülfskasse) mit dem Sitz zu Hochheide im Rheinland  , ist nun auchalle geworden". Sie hatte es, ivie die meisten Kassen ihrer Art, rasch zn einer großen Mitgliederzahl gebracht, und auch in Berlin   war für sie mit Erfolg die Werbetrommel gerührt worden. Ebenso rasch ist jetzt der Zusammen- bruch erfolgt, undRheinlands Eiche" muß nun das Schickial so vieler Borgängerinnen teilen. Sie muß liquidieren, da sie nicht leisten konnte, was fie versprach. Alle Mitglieder, die nicht vor dem 1. November 1994 schriftlich ihren Austritt erklärt haben, werden vom Liquidator aufgefordert, noch ihre Beiträge bis 31. März 1995 nach- zuzahlen, bei Vermeidung der Klage. Als im Sommer 1994 die famose KrankenkasseRegina". die ihren Sitz in Schwerin   hatte, vom Pleitegeier ereilt wurde, über- nahm ihr bisheriger Berliner   Filialdirektor als Ersatz die Berliner  Vertretung der KasseRheinlands Eiche". DerVorwärts" hat damals sofort auf diesen Tausch aufmerksam gemacht. Hoffentlich ist niemand, der unseren damaligen Hinweis gelesen hatte, noch Mit- glied vonRheinlands Eiche" geworden. Andenifalls darf er sich nicht beklagen, daß er jetzt leer ausgeht und noch zuzahlen muß. Romane und Erzählungen ffir das arbeitende Boll bringt die illustrierte WochenschriftIn Freien Stunden", von der soeben dos Ib. Heft ausgegeben ist. Es enthält die Fortsetzung des Aonuulö Im Banne der Versuchung", von Hector Malot   und der spannenden ErzählungDer Pedlar", von Otto Ruppius  . Im Feuilleton finden wir eine kulturhistorische SkizzeDie Zahl Sieben",Dies und, Jenes" undWitz und Scherz". In jeder Woche erscheint ein Heft,' 24 Seiten stark, das in allen Parteibuchhandlungen, in Berlin  in allen Parteispeditionen sowie bei den Zeitungsspediteuren zu haben ist. Der Gemeindeschullehrer a. D. Franz Groppler ist nach langem Leiden im Alter von erst 47 Jahren gestorben. Herr Groppler war weiteren Kreisen bekannt geworden durch die eifrige Tätigkeit, die er zur Förderung des Knabenhandarbeits-Unterrichts viele Jahre hindurch als Vorsitzender der bei dem Berliner   Lehrer- verein bestehendenVereinigung für Knabenhandarbeit" entfaltete. Mehrere Jahre hindurch bekleidete er auch das Amt eines Vor- sitzenden des Berliner   Lehrervereins, und in dieser Eigenschaft ge- hörte er in der G e h a l t s b e w e g u n g von 1897 zu der Lehrer- deputation, die dem damaligen Bürgermeister Kirschner die Wünsche der Lehrerschaft vorzutragen hatte. Groppler tat jene Aeutzerung, auf die Herr Kirschner kürzlich in der Stadtverordneten-Versammlung sich berief:Dann lieber die alte Skala!" Später legte Groppler krankheitshalber den Vorsitz im Lehrerverein nieder. Ein schweres Nervenleiden, das sich als unheilbar erwies, nötigte ihn im vorigen Herbst, sich pensionieren zu lassen. Den Museen ist die Unsicherheit des Wetters, das den Oster» feiertagen beschieden war, sehr zu statten gekommen. Am Ostcrsonntag blieben die meisten Museen geschloffen, am Ostermontag aber wurden sie, wie alljährlich, von mittags 12 Uhr ab offen ge- halten. Da hatte mancher, der bei zuverlässigerem Wetter wohl mit ins Freie hinausgewandert wäre, es vorgezogen, sich ei» wenig in diesen: oder jenem unserer Museen umzuschauen. Die Zahl der Besucher war besonders in deir in der Nachbarschaft des Lustgartens gelegenen im alten und neuen Museum, in der National-Galerie, dem Pergamon  - und dem Kaiser Friedrich-Museum so groß, daß zeitweise in den Sälen und Gängen ein dichtes Gewühl herrschte. Die Hohenzollern  -Lcgende", Kulturbilder aus der preußischen Geschichte vom 12. bis zum 29. Jahrhundert, von Max Mauren- brecher. Reich illustriert mit Bildern und Dokumenten aus der Zeit. Von diesem neuen Lieferungswerk, das im Verlage der Buch- Handlung Vorwärts in Berlin   erscheint, liegen die beiden ersten Hefte vor. Die ersten 27 Seiten enthalten die Einleitung, in der der Verfasser die Gesichtspunkte niederlegt, die für ihn bei der Abfassung deZ Berichtes maßgebend waren. Im zweiten Hefte beginnt dann die eigentliche Darstellung mit dem ersten Kapitel: Adelsmonarchie, iii dem der Verfasser u. a. behandelt: Monarchischer und kultureller Anfang Brandenburgs. Günsttge Anfänge der Bauern.   Die Ritter als führende Klasse. Die Gründung von Städten.   Die Ritter bewilligen. Bürger und Bauern bezahlen. Der Prunk am Vorabend des Bankrotts.   Rauben und Stehlen" als adeliges Handwerk. Das Empor- kommen der Ouitzotvs. Der Burggraf von Nürnberg als fahrender Ritter. Begnadigung der Junker, Besteuerung der Städte usw. Von deii zahlreichen Illustrationen heben wir eine sehr gut gelungene Wiedergabe einer Szene aus den Krönungstagen deS ersten preußischen Königs hervor: Die Preisgabe des gebratenen Ochsen und der Weinfontänen an das Volk von Königsberg  . In jeder Woche erscheint ein Heft für 29 Pf., das in allen Partei- buchhandlungen, in Berlin   in allen Parteispeditionen zu haben ist. Zu dem Raubanfall auf die Pfandleiherin Witwe Krause in der Wilhelmstraße ist mitzuteilen, daß die Nachforschungen der Kriminal- Polizei auch während der Feiertage noch zu keinem greifbaren Er- gebnis führten. Frau Krause geht es andauernd bester. Sie ist gestern nachmittag 2 Uhr gerichtlich vernommen worden. Der vermißte Hund trug eine Marke mit der Nummer 46 224 vom Jahre 1994/95. Er hat, wie sich jetzt herausgestellt hat, keine gestutzten Ohren. Zu dem Einbruch und Toffchlag in der Schönhausee Allee wird gemeldet, daß der Kellner Ramm, der unter dem Verdacht, bei dem Einbruch bei dem Schankwirt Grabow   dessen elfjährigen Sohn erstochen und eine Tochter durch Messerstiche verletzt zu haben, festgenommen wurde, endlich ein Geständnis abgelegt hat. Wie wir schon mitteilten, wurden bei ihm das Portemonnaie der Frau Grabow   und eine Gedichtsammlung gefunden, aus der die Kinder noch am Abend vor dem Einbruch gelernt hatten. Dieser Belastung gegenüber sah er schließlich doch keinen Ausweg mehr und legte schließlich ein Geständnis ab, so hartnäckig er auch lange Zeit die Tat geleugnet hatte. Er ärgerte sich sehr, daß er diese Sachen nicht beseitigt habe, und meinte, ohne sie hätte man ihm nichts an­haben können. Wie er sagt, war er in jener Nacht mehrmals in der Grabolvschen Küche, in der die Kinder schliefen. Als er endlich die Kasse genommen habe, sei gerade von einem gegenüberliegenden Bau ein Maurer gekommen und habe ans Fenster geklopft, um Schnaps zu holen. Als er gesehen habe, daß dadurch die Kinder erwachten und ihn erkannten, fei er wütend geworden und habe mit dem Messer auf sie eingestochen. Der Maurer hat Ramm auf der Flucht gesehen und ihn wiedererkannt. Die Opfer eines Buben. Das 18 Jahre alte Dienstmädchen Martha Mertens, das in Schöneberg   in Stellung war, lernte im Dezember v. I. beim Tanz im Lindenpark einen Wjährigen Mann keimen, der sich als Ingenieur Walter Holtenberg, den Sohn einer vennögenden Witwe, vorstellte und erzählte, daß er als Einjähriger bei den Eisenbahnern gedient habe und jetzt als Volontär in einer Maschinenfabrik beschäfttgt sei. Aus der Bekanntschaft entspann sich ein Liebesverhältnis. Nach fünf Wochen berichtete der junge Mann, seine Mutter habe von dein Verhältnis erfahren und ihn deshalb den Monatswechsel vorenthalten. Das Mädchen ließ fich überreden, ihin ihr Spargeld zil geben. Als das ihr Vater erfuhr. schrieb er an das Kommando der Eisenbahiibrigade, um sich nach dem Freier, der sich seit 14 Tagen nicht mehr hatte sehen lassen, zu erkundigen. Jetzt erhielt er die Gewißheit, daß seine Tochter einem Schwindler in die Hände gefallen war. Das Kommando kannte den Mann gar nicht. Das Mädchen wurde tieffinnig und nahm sich vor sechs Wochen im Tiergarten durch Sublimat das Leben. Seitdem war auch Frau Mertens, die 62jährige Mutter schwermütig. Am ersten Feiertag besuchte sie nachmittags das Grab ihrer Tochter auf dem Friedhof der Markusgemeinde in Wilhelms- berg. In der folgenden Nacht, als ihr Mann, der Weichensteller ist. dienstlich seine Wohnung in der Proskauerstr. 36 verlassen hatte, schnitt sie sich, im Bette liegend, mit einer scharfen Schere den Hals durch. Ihre 17 jährige Tochter, die mit ihr in einem Zimmer schlief. wurde durch ihr Röcheln geweckt und rief die Hausgenossen zu Hülse. Diese holten einen Arzt, aber schon nach einer Viertelstunde starb die Frau. Auf einer Reise von Vromberg nach Berlin   ist der zehn Jahre alte Wilhelm Graudenz, der in Hamburg   zu Hause ist, seit dem 31. März verschwunden. Der in Hamburg   am 13. Mai 1895 geborene Knabe war mit grauer Kleidung angetan und trug schwarze Strümpfe und Schnürstiesel. Er hatte ein Paket mit Kleidungsstticken und Ham- burger Schulsachen bei sich. Wer über den Verbleib des Knaben Auskunft geben kann, wird gebeten, Herrn A. I. Malinowski, Ham- bürg, Springeltwiete 49, Hinterhaus parterre, zu benachrichttgen. Ein Familicndrama hat sich am zweiten Feiertag, abends, in der Tanbenstraße ab- gespielt. In dem Hause Nr. 5 wohnt seit dem 1. Januar d. I. der von der Friedrichstr. 236 zugezogene, 35 Jahre alte Kontordiener Wilhelm Kaufmann   mit seiner ebenso alten Frau Rosa, einer neunjährigen Tochter Martha und einem 7 Jahre alten Sohne Willy im Kellergeschoß. Kaufmann ist seit sieben Jahren bei der Lebens- Versicherung. Deutscher Anker", die in demselben Hause ihre Räum«'