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ES ist ttn großer, prinzipieller, klassenbewußter WaMampf, den in solcher Ausdehnung, mit solcher Schärfe, Rücksichtslosigkeit und Begeisterung die Sozialdemokratie des Kantons Zürich   zum ersten- mal führt. Norwegen  . Das Fiasko des Kronprinzen. Das abermalige ungeschickte Eingreifen des Kronprinzen in die Unionsfrage mutzte selbst- verständlich zu einem gründlichen Fiasko führen. Die VerHand- lungen über die ganze Unionsfrage, die er anzubahnen trachtete, sind nun von der norwegischen Regierung einfach abgelehnt worden. Sie ist nur dann zu verhandeln bereit, wenn Norwegen   vorher sein eigenes Konsulatswesen erhält. In der Tlnt- wort der norwegischen Regierung auf den Vorschlag des Kronprinzen wird darauf hingewiesen, daß bereits seit dem Jahre 1347 immer und immer wieder über Unionsfragen zwischen den beiden Ländern verhandelt worden ist, ohne daß irgend welche befriedigenden Re- sultate erzielt worden wären.Nicht eine Zwangsunion", heißt es am Schlüsse des Dokuments,sondern allein gegenseitiges Vertrauen und Zusammengehörigkeitsgefühl freier und selbständiger Nationen kann die Zukunft und das Glück der beiden Völker, sowie die Un- abhängigkeit und Integrität der Reiche sichern." In einer gemein- samen schwedisch  -norwegischen Staatsratssitzung, die am 25. April stattfand, wurde von den Vertretern beider Länder das Scheitern des kronprinzlichen Vorschlages konstatiert. Der Kronprinz wußte schließlich nichts anderes zu tun, als über die Ablehnung seines Vor- schlages sein Bedauern auszusprechen. Den Schmerz hätte er sich wohl ersparen können, wenn er sich von vornherein etwas besser über die Stimmung der Norweger unterrichtet hätte oder wenigstens dem guten Rat der norwegischen Staatsräte, seinen unmöglichen Vorschlag nicht zu veröffentlichen, gefolgt wäre. Vom ostasiatischen Kriegsschauplätze. Das russische Geschwader. Penang  , 28. April.  (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Der DampferCatherine Apear" berichtet, er habe gestern nacht 60 Meilen südlich von hier ein aus acht und ein aus sieben Schiffen bestehendes Geschwader passiert, die beide in der Richtung auf Singapur   fuhren. Saigon  , 28. April.  (Meldung der Agence HavaS.) Das Geschwader und die russischen Transportschiffe gingen am Mittwoch abend mit unbekannter Bestimmung von der Kainranh-Bucht ab. Vier Kohlenschiffe kamen zu spät in der Bucht an und gingen in derselben Richtung wie die Flotte weiter. Die Russen hatten Lebensmittel auf sechs Monate bei sich. Man glaubt, das Ziel der Flotte sei Wladiwostok  . Admiral Nebogatow wurde gestern in den indo- chinesischen Gewässern erwartet, wo, wie man glaubt, er Nachrichten vorfinden wird, um sich mit dem Geschwader RoschdjestwenskhS zu vereinigen. Dieses besteht aus 25 Kriegsschiffen, einem See- schlepper, einem Werkstattschiff und einem Tankdampfer, früher für Petroleum, jetzt zum Wasserdestillieren eingerichtet. Der Aufent- halt des Geschwaders in der Kamranh-Bucht, wo 52 Schiffe manövrierten ohne die geringste Havarie bei den regelmäßigen Aus- und Einfahrten, erregte die Bewunderung der Zuschauer. Admiral Roschdjestwensky ist erstaunt, daß man aus der Kamranh-Bucht nicht ein französisches Hongkong   gemacht hat. Russische   Flottenrüstungen. London  , 28. April. Ein Telegramm derDaily Mail" aus New Jork besagt: Laut Drahtberichten aus Petersburg   haben die Ber- Handlungen des Großindustriellen Schwab mit der russischen Admi- ralität zu einem Abkommen über den Bau einer Anzahl von Schlacht- schiffen von 16 006 Tonnen und von besonderem Typ geführt, die, wie gesagt wird, die Welt in Staunen versetzen werden. Die meisten dieser Schiffe würden in den Vereinigten Maaten gebaut werden. der Rest wahrscheinlich auf einer Werft, die in einem Ostseehafen errichtet werden soll init russischen Arbeitern, unter Oberaufsicht amerikanischer Ingenieure. Schwab, so heißt es, verbürge sieb dafür, daß die Schiffe eine um 20 Pröz. höhere Gefechtskraft haben würden, als irgend welche der jetzt vorhandenen Kriegs- schiffe. y/f Deutsche   Neutralität. Wie man derSchlesw.-Holst. Volksztg." mitteilt, be­finden sich auf der Kruppschen G e r m a n i a w e r f t in Gaarden vier von der russischen Regierung bestellte Torpedo- boote in Arbeit. Die Fertigstellnug der Boote soll bis zum 15. Mai erfolgen, widrigenfalls eine hohe Konventionalstrafe verfällt. Zwei Boote werden vollständig fertig genietet; sie sollen ans dem Seewege nach Rußland   übergeführt werden. Die Mannschaft für die Ueberführung ist bereits bestimmt. Die anderen beiden Torpedoboote werden so eingerichtet, daß man die einzelnen Teile verladen und am Bestimmungsorte zusammensetzen kann. Bekanntlich sind in England ähnliche Aufträge für Japan   von der Regierung sisüert worden. Sind etwaBulowsfreundnachbarliche Beziehungen" zwischen Deutsch­ land   und Rußland   so verfilzt, daß von deutscher   Seite ein solcher Einspruch nicht erfolgt? Das Los der russische» Verwundeten. Ein russischer Militärarzt, der die S ch l a ch t bei Mulden mitgemacht hat, schildert in ergreifender Weise in einem Briefe an S Y n O t e t s ch e st w a" die verzweifelte Lage der Verwundeten. Er gibt mehrere Beispiele an, wie Soldaten mit schweren Kopf- und Bauchwunden mehrere Tage in ungeheizten Waggons zugebracht haben.Dort, wo sie notwendig sind", schreibt er,sind sie nicht da, aber wo man sie nicht braucht, sind sie in großer Zahl vor- Händen. So geschieht bei uns alles. Wenn ein Hospital in diesem Moment am rechten Flügel sein muß, wird es unbedingt am linken sich befinden, und umgekehrt. Nach Mulden wurden mehrere Hospitäler entsandt. Man sprach, daß diese Maßregeln getroffen wurden in Voraussetzung, daß die Japaner zum Rückzüge gezwungen würden. Und wenn das auch passiert wäre. wäre es dennoch ver- nünftiger die Hospitäler in Charbin zu lassen. Denn jetzt nach unserem Rückzüge kommen wir m Charbin   ohne diese Hospitäler ge- radezu um. Verwundete gibt es hunderttausend, und Plätze in Charbin gibt es für 46666, von welchen 15 066 noch vor der Mutdcner Schlacht besetzt worden sind.Weiter gibt der Autor dieses Briefes einige Details darüber, was im Rücken unserer Armee während ihres Rückzuges vorging". Gestern kam ein Zug mit 360 Verwundeten an. 60 von ihnen starben auf dem Wege von Mulden nach Charbin. Augenzeugen erzählen, daß der Rückzug unserer Truppen so ordnungslos vollzogen wurde, daß gesunde Menschen auf die Dächer der Waggons der Sanitätszüge hinauf- kletterten und sich an die Puffer anklammerten. Ein Zug überfuhr mehrere Personen, welche infolge Ermüdung von den Dächern, Puffern und von den Stufen der Waggons herunterstürzten." Eue der Partei. polizeiliches, Gerichtliches ufo  . Ein Land- und ein Rechtsidyll. In Merseburg   wurde an, Donnerstag der von dem lvohlhabenden Agrarier Burckhardt gegen den Redakteur Genossen Weiß- mann vomVolksblatt" anhängig gemachte Preßprozeß in Halle zu Ende geführt. Weißmann hatte den, Agrarier, der Kreisvor- sitzender des Bundes der Landwirte gewesen ist, in einen, Artikel borgeworfen, er habe mit seinen, Dienstmädchen in, Konkubinat ge- lebt. Der Beweis der Wahrheit wurde erbracht. Burckhardt wollte aber nur einige Male, so behauptete sein Verteidiger, in derBe- stürzung" mit seinem Dienstmädchen Klara Starke intim verkehrt haben. In der Neuzeit soll dieEheirrung" nicht passiert sein, ob- wohl das Mädchen bor einiger Zeit geboren hat. Klara Starke machte von dem Recht der Zeugnisverweigerung Gebrauch und Genosse Weißmann wurde zu 100 M. Geldstrafe verurteilt. Der fungierende Amtsrichter v. Borcke verkündete sogar das Urteil hinter verschlossenen Türen, obwohl 8 174 der Strafprozeßordnung deutlich sagt: Die Verkündung des Urteils erfolgt in zedem Falle öffentlich._ Die Maifurcht des Zarismus. Petersburg   ist in fieberhafter Spannung. In derGesellschaft" werden Gerüchte verbreitet, daß Entsetzliches bevorsteht. Die liberale Presse gibt zu verstehen, daß, wenn es Entsetzen geben wird, es nicht von den Arbeitern ausgehen wird. DieNowosti" schreibt:Da wir den politischen Sinn, den Takt, die Korrektheit unserer Arbeiter kennen, können wir überzeugt sein, daß, wenn irgend welche Meetings, Prozessionen, Demonstrationen stattfinden, es unbedingt friedliche sein iverden. Ich erinnere an den 21. und 22. Januar. Petersburg   war wie neu geboren an diesen Tagen. Es gab weder Betrunkene, noch Skandalmacher, noch Schimpfreden, noch die sonst üblichen häß- lichen Auftritte. Die Polizei und die Dworniks waren an diesen Tagen untätig und trugen dadurch sehr zur Auftecht- erhaltuug der Ordnung bei. Das Fenstereinschlagen, die Plünderung der Läden begannen erst später als Folge davon, daß die ganz disziplinierten Arbeiter nicht in die Stadt gelassen wurden, die ge- wiß die Ausschreitungen derChuligans" und desSchwarzen Hunderts" verhindert hätten." Die älteren Schülerinnen des Nikolaischen Waiseninstituts sind angesichts derunruhigen Stimmung unter den Arbeitern" vom 26. April ab in die Ferien entlassen, die jüngeren werden aus dem Jnstitutgebäude, das sich am Schlüsselburgertrakt, in einer Fabrik- gegend befindet, in das Zentrum der Stadt überführt werden. *« * Die Finanznot. Petersburg, 26. April.  (Laffan"-Meldung.) Ueber eine Weigerung einer Staatsbank-Filiale, Banknoten mit Gold ein- zulösen, berichtet das BlattSyn Otetschestwa", das regel- mäßig konfisziert wird, sobald es unzutreffende Mitteilungen beunruhigender Natur bringt. Da eine Konfiskation in diesem Falle nicht stattgefunden hat. haben die Angaben des Blattes um so höhere Bedeutung.Syn Otetschestwa" teilt mit, daß vor einiger Zeit Gerüchte, damals nur Gerüchte, im Umlauf waren, die Reichsbank-Filiale in Witewsk habe die Einlösung von Banknoten mit Gold eingestellt.Und in der Tat," sagt das Blatt weiter,hat die Bank vor einigen Tagen die Ein- lösung von 4000 Rubeln in Banknoten, für welche ein Kauftnann Gold haben wollte, verweigert. Als der Kaufmann auf der Einlösung bestand, drohte ihm der Bankkassierer mit der Polizei. Schließlich mußte der Leiter der Filiale ein- schreiten und nach langem Hin und Her bewilligte er die AuszahlungZvon 2000 Rubeln. Ebenso erging es am selben Tage einem Studenten, der die Einlösung von Banknoten im Betrage von 500 Rubeln verlangte, und wenige Tage später einer Frau F. Nach langen Auseinandersetzungen mit dem Kassierer und dem Vorsteher der Filiale erhielt der Student 200 und die Dame 300 Rubel anstatt der 800, die sie ver­langt hatte. Die Beamten erklären, sie hätten bestimmte Weisungen." Die russische   Situation vom Standpunkt der Handelsklasse. Der Börsenverein in Borissoglebsk hat an den Minister des Innern die folgende Depesche gerichtet:Durch den Allerhöchsten Ukas vom 3. Februar ward die Absicht des Kaisers verkündet, zur Teilnahme an der gesetzgeberischen Arbeit Vertreter des Landes zu berufen, die das Vertrauen der Bevölkerung besitzen. Seitdem sind nahezu zwei Monate verflossen, jedoch ist die Frage, wann und wie die Volksvertreter einberufen werden, noch nicht geklärt. Indem befindet sich das Land im Zustande der äußersten Spannung. Der Zwiespalt zwischen den einzelnen Schichten der Bevölkerung wächst und wird akuter, und jeder Tag der Berzögcning in der Verwirk- lichung des Allerhöchsten Willens droht mit den entsetzlichsten Folgen. Der Handel und die Industrie, diese empfindlichsten Messer des Zustandes des Staats- und Volkslebens, stehen ganz still, unvermeidlich drohen ihnen aber neue enorme Lasten von den geplanten Steuern. Der Börsenverein in Borissoglebsk, der durch das Gesetz benifen ist, für die Bedürfnisse des Handels und der Industrie am Orte zu sorgen, erachtet es für seine Pflicht, zur Kenntnis Euerer Exzellenz zu bringen, daß die sofortige Einberufung der mit allgemeiner, gleicher und direkter Stimmabgabe gewählten Vertreter aller Teile der Bevölkerung erforderlich ist und daß zur Teilnahme an der unter dem Vorsitz Euerer Exzellenz arbeitenden Kommission neben den Vertretern der anderen Teile der Bevölkerung auch Vertreter der Börsenvereine einzuladen find." Der Richter des Sergius. Der Verteidiger Kolajcws, des Richters des Großfürsten Sergius, hat die Kassationsklage gegen das Todesurteil eingereicht. Er stützt sich formell darauf lautTag", daß das Urteil zwar laut Gesetz bei offenen Türen verkündet, dem Publikum jedoch der Ein- tritt in den Gerichtssaal verwehrt wurde. »»» Für Finnlands   Verfassung. Der finnische Landtag, dessen Session bereits beendet ist, hat sich nicht dazu mißbrauchen lassen, die von der russischen Regierung verübten Verfassungsbrüche und Rechtskränkungen zu sanktionieren, son- dern vielmehr gegen diese versuchten Gewalttaten enffchiedenen Protest eingelegt und damit in Uebereinstimmung mit dem finnischen   Volk gehandelt. Die Volksbewegung für die Anerkennung und Aufrecht- erhaltung der vom Zaren beschworenen Verfassung ist über das ganze Land verbreitet und tvird immer stärker. Wie aus Wiborg  vom 25. April gemeldet wird, hat dort eine große Volksversammlung stattgefunden, an der Repräsentanten für das ganze Gouvernement Wiborg   teilnahmen, und in der beschloffen wurde, die Forderung zu stellen, daß jeder russische und finnische Beamte, der die finnischen   Staats- Grundgesetze nicht befolgt, seines Amtes entsetzt werden soll. Es wurde in der Versammlung ausgesprochen, daß auch der Gouverneur von Wiborg Mjasojedow von seinem Amte zurücktreten müßte. Ferner lvird aus Kurzio vom 24. April gemeldet, daß eine Deputation von Bürgern bei den, Gouverneur Bergh vorstellig wurde und ihn aufforderte, sein Abschiedsgesuch einzureichen, weil er Gesetzeskränkungen zugelassen habe. Als er sich dessen weigerte, sammelte sich eine große Volksmenge vor seinem Hause und demonstrierte gegen ihn._ Soziales. Bauarbeiterlöhue und Wohnungsmieten. Man schreibt uns: Der Berliner   Spar- und Bauverein hat am Nordufer einen neuen Häuserblock fertiggestellt. DieBaukosten der Ansiedelung belaufen sich auf 1100000 M. Dazu bemerkt der Vorstand in seinem soeben versendeten Jahresbericht:Abgesehen von den zum Teil teureren Materialpreisen, sind es besonders die erheblich hBhere« Löhne der Bauarbeiter, welche den Neubau so wesentlich verteuern. Die Baukosten unserer Ansiedelung Nordufer stellen sich um 100 M. für den Quadrat- meter teurer, als die Baukosten unserer vor 10 Jahren vollendeten Ansiedelung Sickingenstraße, d. h. wir zahlen heute an Bau- kosten für die Ansiedelung Nordufer mindestens 300000 M. mehr, als die Baukosten vor 10 Jahren betragen hätten. Diese Differenz in den Baukosten ist fast gleich der Summe, welche wir für den gesamten Grund und Boden am Nordufer zahlten. So sehr wir den Bauarbeitern die höheren Löhne gönnen, so wenig ist mit dieser Tatsache unser Wunsch vereinbar, unseren Genossen billige Wohnungen herzustellen. Schon heute müssen wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, daß wir eine einzimmerige Wohnung nicht mehr unter 300 Mark und eine zweizimmerige nicht mehr unter 400 Mark vermieten können." Daran sind also die Löhne der Bauarbeiter schuld? Es ist außerordentlich zu bedauern, daß eine derartige Angabe von der Leitung einer Genossenschaft ausgeht, unter deren 3080 Genossen 1830 also 60 Proz. Arbeiter sind; denn diese Angabe trifft durchaus nicht zu. Es sind nichtbesonders die erheblich höheren Löhne der Bauarbeiter", welche die neue Ansiedelung so wesentlich ver- teuern. Warum sind gerade die Lohnverbesserungen heraus- gegriffen, um die höheren Mietpreise zu erklären? Die Kosten einer Wohnung setzen sich zusammen aus Bodenrente, Materialkosten und Lohn. Warum wird denn abgesehen von den zum Teil teureren Materialpreisen"? Als die Vereinsleitung vor fünf Jahren, in ihrem Jahresbericht über 1899, einen ähnlichen Vergleich anstellte, sagte sie selber, daß ihr im Jahre 1893 das Tausend Mauersteine frei Baustelle Sickingenstraße 19,50 M. kostete, 1899 bereits 29,50 das sind 52 Proz. mehr, 100 Kilogramm eiserne Träger 1895 11 M.. 1899 bereits 18 M.- das sind 64 Proz. mehr; und dieseUnternehmerlöhne" sind in den letzten Jahren noch höher gesttegen, z. T. bis 70 Proz. gegen das Baujahr Sickingenstraße, 1895. Und die arbeitslose Bodenrente? Vor zehn Jahren zahlte die Genossenschaft für die Ouadratrute 580 M.. heute 850 M., das sind 45 Proz. mehr gegen früher. Gleichfalls arbeitslose Bodenrente ist es, die der arbeitslose Ziegelei- besitzer aus seinem Ziegeltonboden zieht, indem er den Preis der Mauersteine ohne eigene Arbeit und ohne Arbeiterlohn- Verbesserung um 60 Proz. erhöhte. Die werktätige Arbeit dagegen hat von der Wohn- Verteuerung gerade den allergeringsten Teil erhalten: Die Löhne der Bauarbeiter und Bauhülssarbeiter sind in dem eitraum von zehn Jahren zum Teil ganz unbedeutend, zum eil um 40 Proz. gestiegen. Gegenüber diesen Zahlen ist es denn doch eine recht ober- flächliche Behauptung, daßbesonders die erheblich höheren Löhne der Bauarbeiter" die Arbeiterwohnungen verteuerten. Es würde der Vorstandsleitung(wenn sie auch zur Zeit immer noch ehrenamtlich wirkt), jedenfalls unmöglich sein, eine der- artige Behauptung als Meinung der Genossenschaft in die Welt zu setzen, wenn die Arbeiter, die mit 60 Proz. die anderen Mitglieder überwiegen, in demselben Verhältnis im Aufsichtsrat vertreten wären, was sie ja durch die General- Versammlung selbst in der Hand haben. Es ist Pflicht der Arbeitermitglieder, als Gewerkschaftler dafür zu sorgen, daß die gewerkschaftliche Kulturarbeit in der Genossenschast die Behandlung erfährt, die sie zu beanspruchen hat. Agrarische Währung. Jüngst schon wurde mitgeteilt, daß der Großagrarier Graf Görtz im Schlitzer Lande(Oberhessen) seine Arbeitsleute mit Blech- geld auszahlt. DieMitteldeutsche Sonntagszeitung" hat sich der Sache angenommen und festgestellt, daß im Machtbereiche des Grafen Görtz das Blechgeld noch heute allgemein kursiert. Es existieren Stücke von 1 Pf., 6, 10, 26, 56 Pf. und 1 M. Diese Marken aus Messingblech tragen auf der einen Seite den Wertaufdruck mit der UmschriftLohnmarke" und auf der anderen Seite den Aufdruck:Burggiiter- Verwaltung Schlitz". Mit diesen Marken werden die Arbeiter abgelohnt, während der Herr Graf das gute Reichsgeld nützlicher anlegt. Die Arbeiter sind mit ihren Einkäufen auf die Geschäftsleute angewiesen, die zur gräflichen Gutsverwaltting in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis stehen. Für den Grafen Görtz springt dabei noch der Extravorteil heraus, daß er für jede verlorene Blechmarke, da sie nun nicht mehr zur Einlösung präsentiert werden kann, das bare Geld behält. Da auf den Gütern dieses Musteragrariers auch viele gewerb« liche Arbeiter beschäfttgt werden, so ist vielleicht die Gewerbe» Inspektion in der Lage, das Einschreiten des Staatsanwalts auf Grund der Gewerbe-Ordiuing zu veranlassen. Lehrlingsverhältnis ohne Bertrag und Fortbildnngsschnlpflicht. Der Bäckermeister Hoffmann aus Werl   war in zweiter Instanz zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er seinen, nach Ansicht des Gerichts bei ihm in einem Lehrverhältnis befindlichen Sohn nicht in die Fortbildungsschule geschickt hatte. Das Kammergericht verwarf seine Revision am 27. April, indem es gleich dem Landgericht für unerheblich erklärte, daß ein Lehrvertrag mit dem Sohn nicht abgeschlossen worden war. ES wurde dazu ausgeführt: Die Gewerbe» Ordnung wolle allerdings in verschiedenen Bestimmungen darauf hin» wirken, daß ein schriftlicher Lehrvertrag abgeschlossen werde. Sie sage aber dabei, daß ein Lehrverhältnis 4 Wochen bestehen könne ohne Lehrvertrag, und drohe weiter den,, der dann, nach vier Wochen, einen Lehrvertrag nicht abschließe, allerlei Nachteile an. Daraus schließe das Kammergericht, daß ohne einen Lehr vertrag im Sinne der einschlägigen Bestimmungen der Gewerbeordnung ein Lehrverhältnis bestehen könne auch über jene vier Wochen hinaus, bis es irgendwie sein Ende erreiche, und daß es nicht schon dadurch beendet werde, daß nach vier Wochen kein Bertrag abgeschlossen worden sei. Demnach entbinde auch ein Lehrverhältnis ohne Vertrag nicht den Lehrherrn von der Verpflichtung, den betreffenden Lehrling an den für Lehr- linge bestimmten Vorteilen, hier dem Fortbildungsschulunterricht, teil- nehmen zu lassen. Da ein berufsmäßiges Lehrverhältnis festgestellt sei, wenn auch ohne Lehrvertrag, so sei Angeklagter mit Recht wegen der Fortbildungs-Schulversäumnis des Sohnes besttast worden. Se�erkfcbaftlicbes. Berlin   und tlmgegencl. Polizei und Streikposten. Entgegen den gesetzlichen Bestimmungen, welche das Streikposten- stehen als ein aus dem Koalitionsrecht sich zweifellos ergebendes Recht der Arbeiter festsetzen, machen die' Beamten des 66. Polizei» Reviers den streikenden Modelltischlern der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft die Ausübung dieses Rechtes völlig unmöglich. Sobald sich nur ein Streikender in der Nähe des Werkes in der Brunnen- und Voltastraße sehen läßt, kommt ein Schutzmann auf ihn zu mit