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Nr. 107.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

in

Dienstag, den 9. Mai 1905.

sid leng

-

Schiller.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.

Was er

Die Viereinhalbjahrzehnte, die, feit Deutschland den hundert- Unter den Jugenddramen ist das erste und genialste Die Mit der Beendigung des Don Carlos" trat eine vieljährige jährigen Geburtstag Schillers feierte, vergangen find, waren eine Stäuber" noch in der Karlsschule entstanden. Heimlich in Stunden, Baufe in Schillers dramatischem Schaffen ein; historische und philo Beit der größten sozialen, politischen, geistigen Umwälzungen. Natur- die der Arbeit oder der nächtlichen Ruhe abgestohlen, wurden die fophifche Arbeiten füllen sie aus. Bon Dresden siedelte er nach wissenschaft und Technik haben seither eine ungeahnte Vervollkommnung Szenen in fiebernder Haft aufs Papier geworfen, heimlich dem Weimar , von dort nach dem nahen Jena über. Lange dauerte es, erhalten; Deutschland , damals ein Bündel Staaten von vorwiegend noch durch teine Lebenserfahrung genährt, hat hier rein heraus aus Genie des Jahrhunderts verehrte, fand; aber um so schöner, frucht­erhalten; Deutschland , damals ein Bündel Staaten von vorwiegend reise begeisterter Kameraden vorgelesen. Die Jünglingsphantasie, bis er den Weg zu Goethe, in dem er neiblos das größte poetische agrarischem Charakter, hat, politisch geeinigt, im Sturmmarsch die der eigenen Fülle Kontraste, Schicksale und Gestalten von einer Wucht barer gestaltete fich dann der weltberühmte Bund. Die Wendung tapitalistische Entwickelung nachgeholt, und Hand in Hand damit er- geschaffen, die heute noch die Gemüter fortreißt, wieviel Fehler und zum ästhetischen Idealismus, die 88-89 in den Göttern Griechen wuchs in seinem industriellen Proletariat mit neuen realistisch Bedenklichkeiten immer die Stritit dem Stüde nachrechnen mag. Auch in lands" und in den Künstlern" in der Form eines poetischen fundierten Idealen die fämpfende Kulturmacht der Sozial- das Lächeln, welches das verstiegene Bathos fo mancher Stellen Bekenntnisses fich ankündigte, und fortwirkend, erweitert durch die demokratie. Weltauffassung, Literatur und Kunst, alles ist hervorruft, mischt sich noch immer etwas wie Bewunderung, Freude Ideen der Kantischen Philosophie, Schillers Denten die bestimmende in dem Strudel der Veränderungen mit hineingeriffen. am Ueberschlagen, Ueberschäumen der Kraft. Richtung gab, hat der Annäherung der beiden, so durchaus ver Nicht nur zeitlich, auch seiner äußeren wie inneren Wenige Monate, nachdem der Dichter die Karls- Akademie verschiedenen Naturen vorgearbeitet. Jene Harmonie der seelischen geistigen Eristenz steht steht das Geschlecht, das heute den laffen und zum Range eines Stuttgarter Regimentsmeditus mit Kräfte, die Schillers Schönheitskultus pries, schien ihm verwirklicht hundertjährigen Todestag Schillers festlich begeht, dem Dichter und Buchhandel und wurde dann im Januar 1782 von Dalberg im 20 Gulden Monatsgehalt avanciert war, erschien das Drama im im Bilde von Goethes dichterischer Persönlichkeit. Wie Rousseau das von der Zivilisation vernichtete Menschen­Denter ferner. Es wäre beispielsweise heute unmöglich, daß sein Mannheimer Theater unter brausendem Beifall zur Aufführung ge- glüd in der Utopie eines idyllischen Naturzustandes gesucht, so besingt Name wie damals als Losungswort im politischen Kampfe erschallen bracht. Mit einem Schlage war Schillers Name berühmt. Die zweite Schiller in seinen Göttern Griechenlands dies neue ihn macht­könnte, unmöglich, weil der altersschwach gewordene Liberalismus Auflage führte als Symbol des revolutionären Inhalts das berühmte voll ergreifende Jdeal harmonischer Schönheit als ein unwider­bon Jdealen überhaupt nichts mehr wissen will und der Jdealismus Motto- den drohenden Löwen mit der Unterschrift wider die bringlich verlorenes Gut der fernen Vergangenheit. fozialistischer Gesinnung in so ganz anderen Gedankenschichten und Tyrannen", auf dem Titelblatt. Der Konflikt mit dem Herzoge war in Mannheim , in Dresden von griechischer Blaftit tennen gelernt, Gefühlen wurzelt als Schillers unbestimmter Freiheitsenthusiasmus. unvermeidlich. Eine lächerlich geringfügige Beschwerde zum Anlaß die stille Einfalt und Größe der Bildwerke, der jugendfrische Neiz Er steht uns ferner, wir fühlen schärfer das historisch Bedingte seiner nehmend, beorderte Karl Eugen den mißratenen Sprossen seiner der hellenischen Göttersagen, die überall die äußere Natur als ein Akademie vor sich, ließ ihn höchst ungnädig an und verbot ihm Beseeltes darstellen, die homerischen Mythen Gestalt. Aber doch nur der Schwärmerei, nicht der Achtung, der Liebe turzer Hand, je wieder etwas Dichterisches bruden zu lassen. Die in ihm entzündet, das rüdstrahlend ihn das Volk der Griechen selbst und Bewunderung kann dies Bewußtsein, daß er als Bürger anderer Richtung paßte ihm nicht. So floh Schiller , mußte er, wenn er in verklärtem Glanze als Erfüllung seiner eigenen Sehnsucht schauen Beiten zu uns redet, gefährlich werden. Nichts ist gewöhnlicher als nicht selbst Berrat an sich begehen wollte, fliehen. ließ; wie denn das ganze Zeitalter, unter dem Eindruck der die Erfahrung, daß solche, die als Knaben für ihn geschwärmt, im In Mannheim erwartete ihn schwere Enttäuschung. Dalberg enthusiastischen Schriften Winkelmanns, einer idealisierenden Be unduldsamen Jünglingsalter schnell fertig ist die Jugend mit lehnte den inzwischen fertig gewordenen Fiesco" ab und verweigerte trachtung des griechischen Lebens das doch durch Klaffen­dem Wort", weil er irgend welchen modernen" Kunstformeln auch sonst jeden Beistand. Bon Hause, vom Vater, dem schmal befoldeten gegensäge und Kämpfe, durch Not und Elend nicht weniger und Jbeen nicht entsprach, sich naserümpfend von ihm abgewandt, herzoglichen Barkaufseher in Ludwigsburg , der die Flucht nicht anders als die Gegenwart zerrüttet war- zuneigte. Hier herrschte, als Männer wieder zurückkehren zu ihrem Schiller. Einmal zur durfte Schiller erst recht auf eine Unterstützung hoffen. So war einem engen, aber schönen Kreis der Anschauung, durch keine denn als einen unüberlegten abenteuerlichen Jugendstreich ansah, fingt Schiller , noch Einklang des Menschen mit der Natur; in Klarheit über jenen Abstand gelangt, läßt sich der eigenartige Bauber bas Asyl, das ihm Frau v. Wolzogen auf ihrem Gutshofe in einem christlichen Jenseitsgebauten noch durch faltsinnige Bergliederung der der großen Schillerschen Persönlichkeit um fo freier, unbefangener abgelegenen Thüringer Dörfchen anbot, Rettung aus dringendster Erscheinungen aufgeschredt, ward dies Geschlecht von seinen Göttern genießen. Der Neiz, in seinen Worten den Widerhall einer ber- Not. Hier entstand Kabale und Liebe ", wurde der Don Carlos" in an der Freude leichtem Gängelband" gelenkt: gangenen, so niemals wiederkehrenden Epoche menschlichen Seelen- Angriff genommen. Doch nicht lange duldete es ihn in der Einsam­lebens zu vernehmen, ersetzt, was da und dort der unmittelbare Ein­bruck an Stärke und Lebendigkeit verloren.-

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teit. Auf das Anerbieten eines Dramaturgenpostens nach Mannheim zurüdfehrend, war er der Augenzeuge feines zweiten großen Theatersieges. Kabale und Liebe ", das" bürgerliche" zu flammender In Schillers ersten Dichtungen weht der Sturm revolutionärer Em Anflage sich erhebende Trauerspiel, wirfte mit zündender Kraft von pörung. Der Jüngling schleudert seinen Fluch gegen die schlimmen der Bühne, wühlte im Innersten die Seelen auf. Der Mannheimer Monarchen", die dereinst vor Gottes Thron für ihre Frevel an der Premiere folgten es ist merkwürdig, wie paffib sich vielfach die Menschheit werden Rechnung ablegen müssen, er abelt in den außere Lage des Dichters wurde darum nicht gesicherter. Er verlor Benfur berhielt Aufführungen in anderen Städten. Aber die Räubern" die zügellofe Kraftnatur Karl Moors, indem er ihn audie mäßig befoldete Anstellung und die" Rheinische Thalia", ein gleich als Rächer der Unterdrückten handeln läßt, er verherrlicht im " Fiesco " den Republikanismus und richtet, zur Gegenwart des Beit- Blatt, in dem er als" Weltbürger" vor dem Publitum seine Ideen alters fich wendend, in Kabale und Liebe " den tühnsten Angriff brängten die Gläubiger. Da frat Störner, der wadere Mann, von entwideln wollte, fand wenig Subskribenten. Von allen Seiten gegen den höfifchen Despotismus der deutschen Kleinstaaten. Der Drud der militärisch organisierten Starlsschule, in die der nun an bis zum Tode Schiller in innigfter Freundschaft verbunden, Württemberger Herzog Karl Eugen im Jahre 1773 den vierzehn- ihm helfend zur Seite. jährigen Knaben gegen den Willen der Eltern gesteckt, hatte den an­geborenen Freiheitsdrang nicht knicken tönnen, im Gegenteil den

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hatte ein Gefühl

Da der Dichtung zauberische Hülle Sich noch lieblich um die Wahrheit wand, Durch die Schöpfung floß da Lebensfülle, Und was nie empfinden wird, empfand. An der Liebe Busen sie zu drücken, Gab man höheren Adel der Natur, Alles wies den eingeweihten Blicken Alles eines Gottes Spur.

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Heiter menschlich empfanden die Himmlischen; lein trauriges Entsagen" verlangte ihr Dienst; und milder Sinn umgab sogar den Tod mit freundlichen Symbolen: ,, Damals trat tein schreckliches Gerippe Bor das Bett des Sterbenden. Ein Kuß Nahm das letzte Leben von der Lippe, Seine Fackel fenkt der Genius.

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Die Blüten mußten fallen, vor dem Chriftengotte flohen die

Knechtisch dient sie dem Gesetz der Schwere,

Die entgötterte Natur!"

Widerwillen gegen jede Art von Tyrannei dem jugendlichen Herzen Die Jahre 1785-1787, bie Schiller in täglichem Berkehr mit Götter und die anmutsvolle Belebung der Natur wich einem Einblic um so tiefer eingeprägt. Typisch trat ihm das absolutistische Willtür- Körner und seinem Kreise in Leipzig und Dresden berlebte, find in den Weltenmechanismus, der seltsam klingt hier Schillers regiment in der Person des Herzogs, der Landeskinder als Soldaten zum größten Teil der Arbeit am" Don Carlos" gewidmet. Die Brosa Klage- die Herzen ohne Poesie läßt: ins Ausland verschachert hatte, der den Dichter Schubart wegen des ursprünglichen Entwurfes weicht der Versform, die Schiller eines Spottverses, den tapferen Mofer wegen feines Ein- dann in seiner ganzen späteren dramatischen Produktion nicht mehr für tretens die ständische Opposition berlassen hat. Damit ist auch das Streben nach Schönheit der gefertert hielt Dieser Ton elegischer Klage, das sich Anklammern an eine Untertanen" für seine Sprache ein idealisierender Stil des Ausdrucks, der in scharfem beschränkte Epoche und deren notwendig beschränkter Schönheitsstil und den getreuen Brunfbauten und schwelgerifchen Festen ungeheuere Summen Kontraste zur Art seiner ersten Werte steht, gegeben. bie ist in den Künstlern" völlig überwunden. Da vermählt sich in dem innere Struktur der Tragödie, abpreßte, entgegen. Acht Jahre hat Schiller in den engen Mauern auch die ursprünglich Geist des Dichters das Schönheitsideal mit dem großen Gedanken dieser Kampfe zwischen Bater Sohn be Stlabenschule", wie Schubart fie nannte, zugebracht, ganz Aber dennoch die gefährlichen Bücher, die von der Bewegung der sollte, wird eine andere. Die lichte Gestalt des Marquis Bosa tritt Sklavenbanden blinder Sinnlichkeit befreiend, sich herrlich entfaltet, abgeschlossen von fast jedem lebendigen Verkehr mit der Außenwelt. herrscht sein und die Greuel der Inquifition brandmarken aufstrebender Kulturbewegung. Im Keime schon den Wilden eigen, hat die Kunst im Griechentum, das menschliche Empfinden aus den Geister draußen Kunde gaben, brangen trotz eifrigfter Kontrolle der in den Vordergrund, des Edelfinnigen, der für den Freund und für doch nicht, um mit dem Griechentume unterzugehen. Eine unsterb­Aufseher zu ihm und seinen Freunden. Da las man und begeisterte die Menschheit beide Jdeale durchdringen und ergänzen sich in fich an des jungen Goethe Göz" und Werther ", an Lessings Emilia der Vorstellung des Dichters hier ähnlich wie in dem Liede an die liche Gefährtin, begleitet sie tröstend, erhebend, den Umkreis ihrer Harmonien fieghaft weiter dehnend, das menschliche Geschlecht Galotti", an Klopstods überschwänglichen Dden, an den Dramen der Freude" willig sein Leben hingibt. Mitten aus dem verschlungenen auf seiner Wallfahrt durch die Jahrhunderte. Der Hymnus an die Stürmer und Dränger und Shakespeares gewaltigen Gemälden Intriguenspiel, dem Widerstreit der Leidenschaften, ertönt die Stimme, Freude wird zum Hymnus auf die Kunst als Freude spendende, menschlicher Leidenschaft.- Aus der antiken Literatur scheinen die von dem frohen Zukunftsglauben an die Völkerfreiheit in läuternde, Seelen vereinigende Macht. Wie dort verschwimmen und damals die Heldenerzählungen des Blutarch, biel zitiert und ge- feurigen, in unvergessenen Worten Beugnis ablegt. priefen in der großen französischen Revolution als Denkmal aller Kabale und Liebe " wandelt sich. Hinausspähend über das wirrfalicher Wirklichkeit. Der Enthusiasmus schafft die Dinge nach seinem Das Weltbild Schillers, so düster in den Räubern", in" Fiesco ", verschwinden hier in einer Flut des Lichtes die Grenzen fümmer­Republikanertugend, den stärksten Eindruck auf Schiller ge= macht zu haben. Von der verächtlichen Gegenwart, diesem tinten und die Berriffenheit des wirklichen Lebens, sucht er, dem ein eigenen innersten Verlangen um: flefsenden Sätulum" appelliert Karl Moor an die großen Menschen gepflanzten Triebe des Herzens folgend, nach höheren Harmonien, des Plutarch ", die erhabenen Bilder der Kraft. Unter den Franzosen in denen alle Dissonanz des Einzelnen sich auflöst. Brausend, eine war es Rousseau , zu dem der Jüngling fich durch einen Zug tiefer Vision glühender Begeisterung, stürmt der Symnus an die Freude" Wahlverwandtschaft bingezogen fühlte. Die Entgegenfegung von auf geflügelten Rythmen daher:

Freude heißt die starke Feder In der ewigen Natur.

Freude, Freude treibt die Stäber In der großen Weltenuhr.. Aus der Wahrheit Feuerspiegel Lächelt ste den Forscher an; Zu der Tugend steilem Hügel Leitet sie des Dulders Bahn. Auf des Glaubens Sonnenberge Sieht man ihre Fahnen wehn, Durch den Riß gesprengter Särge Sie im Chor der Engel stehn.

Natur" und" Zivilisation", die Rousseau zum Ausgangs puntt seiner radikalen Gesellschaftskritik nahm, geht freilich anders gewendet, auch durch Schillers eigene spätere Gedanken entwidelung als eines der Teitenden Probleme hindurch. Dann aber hatte Rousseau gegenüber der berstandesmäßigen Auf­Klärungstendenz der französischen Encyklopädisten, Natur Menschenwelt in einen einzigen großen Mechanismus aufzulösen, alles Handeln als ein notwendiges Produkt der Triebe und der Umstände zu erklären, Protest erhoben im Namen des Herzens und des Gefühls. In dem Gefühle verehrte er die Quelle eines Glaubens, der losgebunden von dem pofitiven Dogma, unbeweisbar aber auch unwiderlegbar durch die Wissenschaft, dem Menschen eine höhere Bestimmung offenbare. Und in dieser Ueberzeugung traf Schiller , dessen Vernunft die christlichen Dogmen eben so entschieden weitverbreiteten freigläubig- optimistischen Philosophie berührt, wie Es sind Gedankenkreise, in denen sich Schiller mit einer damals aurüdwies, wie andererseits die Vorstellung einer blind waltenden bernunftlofen Notwendigkeit dem innersten innersten Beer denn in einem eigenen philosophischen Versuche aus jener Beit dürfnis seiner Seele widerstrebte, unmittelbar mit ihm zusammen. an der Vorstellung eines persönlichen Gottes, der die Menschen zur In der Sehnsucht des Herzens, in dem gegen alle Verstandesstepsis Liebe und Glückseligkeit gefchaffen, durchaus festhält. Aber die sich behauptenden Vertrauen:" Was schöne Seelen schön empfunden, strömende Wärme des Gefühls, der Schwung der dichterischen muß trefflich und vollkommen sein", wurzelt schließlich wie der Phantasie in jenen Versen läßt alles Trennende vergessen. Rousseausche Glaube, so auch der ethisch- ästhetische Idealismus, der Triumphgesang befreiter Menschheit, so flingt uns heute noch das das Bekenntnis Schillers wurde, welche Kluft sie im übrigen scheide. Lied, getragen von den jubelnden Attorden Beethovens.

*

Ein

Wie schön, o Mensch, mit deinem Balmenzweige Stehst du an des Jahrhunderts Neige

In edler, stolzer Männlichkeit,

Mit aufgeschlossenem Sinn, mit Geistesfülle, Voll milden Ernsts und tatenreicher Stille, Der reichste Sohn der Zeit,

Frei durch Vernunft, stark durch Gesetze, Durch Sanftmut groß und reich durch Schäße,

Die lange Zeit dein Busen bir verschwieg,

Herr der Natur, die deine Fesseln liebet,

Die deine Kraft in tausend Kämpfen übet

Und prangend unter dir aus der Verwilderung ftieg! Stolzer ist der Ruhm dieses Zeitalters nie gefeiert worden, als

in dieser hell schmetternden Ouvertüre des Gedichts. In berauschender Bilderpracht, fühn hinschweifend über das Ganze der menschlichen Geschichte ergießt sich der Gedanke:

Nur durch das Morgentor des Schönen Drangst du in der Erkenntnis Land. An höheren Glanz fich zu gewöhnen, Uebt sich am Reize der Verstand. Was bei dem Saitenklang der Musen Mit füßem Beben dich durchdrang, Erzog die Kraft in deinem Busen, Die sich dereinst zum Weltgeist schwang.

In dem Einheitsstreben der Wissenschaft, der Rätsel lösenben, die von der Kunst sich trennt, lebt nur in anderer Form der gleiche Trieb nach Schönheit und nach Harmonie, die Quelle aller freien