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So ist der Geschichtsschreiber Schiller   heute nur noch historisch g berstehen, nicht praktisch und aktuell zu genießen. Seine Dramen, feine Balladen sprechen noch heute fast immer unmittelbar zu unserem Gemüt. Seine philosophisch- ästthetischen Schriften find wenigstens immer noch starker Anregungen boll. Seine geschichtlichen Werke, fo fehr sie eine Zeitlang für den Haushalt ihres Verfassers die wichtigsten waren, find für uns heute mehr oder weniger tot.

Oder vielleicht doch nicht so ganz? Vielleicht helfen fie uns nicht, bestimmte Geschichtsperioden wirklich zu verstehen und zu ers gründen, aber sie sind doch ein Dokument dafür, was für des Dichters Zeit das Wesentliche an der Geschichte war. Vielleicht, daß es unrecht ist, die Geschichtsauffaffung seiner Zeit so unbesehen zum alten Eisen zu werfen.

Worte Schillers.

Ein großer Herre, wie man weist, Ist nicht wie unser einer Wenn unsre Seele weiter reist,

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D'rob fümmert sich wohl keiner Ein Schnuppen, den ein Großer flagt, Wird in der Welt herumgesagt.

sdflot sid?( Aus Hugo Sanherib, 1788.)

Wenn jeder von uns zum Besten des Vaterlandes diejenige Krone hinwegwerfen lernt, die er fähig ist zu erringen, so ist die Moral des Fiesto die größte des Lebens. ( Erinnerung an das Publikum, 1784.)

Der

als ein Ganzes betrachte. Der größte Staat ist ein Menschenwert, der Mensch ist ein Wert der unerreichbaren großen Natur. Staat ist ein Geschöpf des Zufalls, aber der Mensch ist ein not­wendiges Wesen, und durch was sonst ist ein Staat groß und ehr­würdig, als durch die Kräfte seiner Individuen? Der Staat ist nur eine Wirkung der Menschenkraft, nur ein Gedankenwert, aber ber Mensch ist die Quelle der Kraft felbst, und der Schöpfer des Ge­dankens. ( An Lotte 27. Nov. 1788.)

Es ist ein armseliges feinliches Jdeal, für eine Nation zu schreiben; einem philosophischen Geiste ist diese Grenze durchaus un erträglich. Dieser tann bey einer so wandelbaren zufälligen und willkürlichen Form der Menschheit, bey einem Fragmente( und was ist die wichtigste Nation anders?) nicht stilleftehen. Er kann sich nicht weiter dafür erwärmen, als soweit ihm diese Nation oder Nationalbegebenheit als Bedingung für den Fortschritt der Gattung wichtig ist. ( An Körner, 18. 8. 89.)

Die Geschichtsdarstellung Schillers wurzelt ganz in den Jbeen des Rationalismus", der Aufklärung, des Zeitalters der Vernunft, wie viel eine bestimmte Periode für die Beförderung der Aufklärung getan hat, ob sie der Durchdringung der Vernunft hinderlich oder förderlich war, ob sie die einzelnen Nationen sich gegenseitig ge= Die Schaubühne ist die Stiftung, wo sich Vergnügen mit Unter­nähert, sie zu höherer Kultur, zu einem neuen Weltbürgertum zu- richt, Nuhe mit Anstrengung, Kurzweil mit Bildung gattet. fammengeschweißt hat oder sie abgesondert von einander in ihren Welch ein Triumph für dich, Natur- so oft zu Boden getretene, eigenen Dunsttreifen erhielt, ob sie Bölkerfriede und Untertanenglüd fo oft wieder auferstehende Natur-, wenn Menschen aus allen Wofür anders könnt ihr mir denn danken, als für Geld? Ich zu schaffen versuchte: das sind die Maßstäbe seines Urteils. In Streifen und Bonen und Ständen, abgeworfen jede Fessel der Künstelei wüßte nicht, daß ich einem von euch etwas Besseres gegeben. Wahr diefem Sinne kennt er keine Objektivität, sondern ist Partei, teilweise und der Mode, herausgerissen aus jedem Drange des Schicksals, ist's, eh ich Besiz von dieser Grafschaft nahm, kämpftet ihr mit dem leidenschaftliche Partei. Der Zustand des Kämpfens und Ringens, burch eine allwebende Sympathie verbrüdert, in Ein Geschlecht wieder Mangel und ein Unmensch häufte alle Lasten der Leibeigenschaft auf in dem seine eigene Beit sich befand, tritt auch in dieser Parteilich aufgelöst ihrer selbst und der Welt vergessen und ihrem himmlischen euch. Euer Fleiß war nicht euer, mit ungerührtem Auge faht ihr teit seiner Geschichtsschreibung zutage. Ursprung sich nähern. Jeder Einzelne genießt die Entzückung Aller, die Saaten grünen und die Halme sich vergolden, und der Vater Ist das ein Vorwurf? In unserem Sinne ficherlich nicht. Die die verstärkt und verschönert aus hundert Augen auf ihn zurückfallen, berbat sich jede Regung der Freude, wenn ihm ein Sohn geboren Jdee der parteilofen, objektiven, leidenschaftslosen Geschichtsbetrachtung und seine Brust gibt jezt nur Einer Empfindung Raum- es ist war. Ich zerbrach diese Feffeln, schenkte dem Vater seinen Sohn haben wir immer denen überlassen, die selbst nichts mehr zu hoffen diese: ein Mensch zu seyn. und dem Sämann seine Aernte. Der Segen steig herab auf eure oder zu fürchten haben. Solange das Bürgertum aufstrebende Klasse ( Einladung zur Rheinischen Thalia, 1784.) Fluren, weil die Freiheit und die Hoffnung den Pflug regierten. war, so lange es gegen Konfessionalismus und Fürstenrecht kämpfte, ( Der Menschenfeind, 1787 11790]). so lange war auch seine Geschichtsschreibung ein Kampf um die Macht; so lange fah es auch in der Vergangenheit feine Jdeale ringen und leiden, tämpfen und fiegen. Natürlich soll der Hiftoriter weltlichen Geseze sich endigt. Wenn die Gerechtigkeit für Gold ber­ Die Gerichtsbarkeit   der Bühne fängt an, so das Gebiet der ein wahrhaftiger Mensch sein, der nichts frisiert, verschweigt, be blindet, und im Solde der Laster schwelgt, wenn die Frebel der ftrede, das wir auf politische Gegenstände gelegt haben. Ihre Sie verlangten zu wissen, wie weit sich das Interdict er schönigt oder unnötig schlechtmacht; natürlich soll er auch gegen Größe und Heldenmut bei seinen Gegnern nicht blind ſein. Aber Obrigkeit bindet, übernimmt die Schaubühne   Schwert und Wage, reichend beantwortet feyn. Sie finden, daß wir den philosophischen Größe und Heldenmut bei seinen Gegnern nicht blind sein. Aber mächtigen ihrer Ohnmacht spotten, und Menschenfurcht den Arm der Frage wird durch den Innhalt dieses ersten Stückes( der Horen  ) hin­darum soll er doch den Kampf seiner Gegenwart nicht verleugnen, und reißt die Laster vor einen schrecklichen Richterstuhl. Das ganze Geist keineswegs verbieten, diefe Materie zu berühren: nur soll er wenn anders er selbst überhaupt noch in einem Kampfe steht. Neich der Phantasie und Geschichte, Vergangenheit und Bufunft in den jezigen Welthändeln nicht Barthey nehmen, und sich jede be­Die bürgerliche Geschichtswissenschaft ist im neunzehnten Jahr stehen ihrem Wint zu Gebote. Kühne Verbrecher, die längst im stimmte Beziehung auf irgend einen particulären Staat und eine be­hundert meist wieder hinter die Aufklärung des achtzehnten zurüd Staub vermodern, werden durch den allmächtigen Nuf der Dicht stimmte Beitbegebenheit enthalten. Wir wollen, dem Leibe gesunken. Schiller und seine Zeit haben sehr wohl gewußt, daß die kunst jetzt vorgeladen und wiederholen zum schauervollen Unterricht nach, Bürger unserer Zeit sein und bleiben, weil es nicht anders Entstehung der protestantischen Konfeffionen an sich noch nicht die der Nachwelt ein schändliches Leben. Ohnmächtig, gleich den Schatten fein fann; sonst aber und dem Geiste nach ist es das Vorrecht und Ueberwindung der christlich- germanischen Kultur des Mittelalters war. in einem Hohlspiegel wandeln die Schrecken ihres Jahrhunderts vor die Pflicht des Philosophen und des Dichters, zu feinem Volk und zu Erst die leberwindung alles Stirchentums überhaupt ist der Anfang unseren Augen vorbei und mit wollüftigem Entsetzen verfluchen wir feiner Zeit zu gehören, sondern im eigentlichen Sinne des Wortes der des modernen Bewußtseins; erst die Aufklärung" macht den Anfang ihr Gedächtnis. Wenn teine Moral mehr gelehrt wird, keine Religion Beitgenosse aller Zeiten zu sein. der neueren Zeit. Man muß heute schon ein Lehrbuch der Geschichte mehr Glauben findet, wenn kein Gesetz mehr vorhanden ist, wird der Philosophie in die Hand nehmen, um die Periodeneinteilung zu uns Medea   noch anschauern, wenn sie die Treppen des Palastes ( An Friedrich Jakobi, den 25. Jan. 1795.) finden, daß die neuere" oder moderne" Philosophie mit dem herunterwantt, und der Kindermord jezt geschehen ist. fiebzehnten Jahrhundert beginnt. Alle politischen Geschichts­bücher beginnen die neuere Zeit mit Luther   und der Reformation. Weil unser Bürgertum von Ranke und Drohsen an selbst wieder " gläubig" lutherisch wurde, ist auch seine Periodisierung der Geschichte wieder hinter die Historiker der Aufklärung zurückgesunken. Hier ist ein Punkt, an dem wir noch heute von Schiller   und seiner Zeit Ternen dürften, tonfessionslos zu schreiben.

( Was wirkt die Bühne, 1785.)

Die Schaubühne ist der gemeinschaftliche Kanal, in welchen von dem denkenden, besseren Teile des Volkes das Licht der Weisheit herunterströmt, und von da aus in milderen Strahlen durch den ganzen Staat sich verbreitet.( Was wirkt die Bühne, 1785.)

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Eine merkwürdige Klasse von Menschen hat Ursache, dankbarer als alle übrigen gegen die Bühne zu seyn. Hier nur hören die Großen der Welt, was fie nie oder felten hören Wahrheit; was fie nie oder felten sehen, sehen sie hier den Menschen. ( Was wirkt die Bühne, 1785.) Wenn wir es erlebten, eine Nationalbühne zu haben, so würden ( Was wirkt die Bühne.)

Begeisterung brennt mächtiger in Menschenherzen, als alle Feuer ( Don Carlos  , Theaterbearbeitung in Prosa.)

In gewisser Weise kann einen der Historiker Schiller   für die Schwächen des Dichters Schiller   entschädigen. Als Dichter hat er dem großen bürgerlichen Befreiungstampf, den er erlebte, verständnis­Los gegenübergestanden. Die Hhänenweiber und alle Laster", die frei" geworden sind, sind ihm das Markantefte an der fran­zöfifchen Resolution gewesen. Als Geschichtenschreiber brachten ihm Krieg und Gewalttat an fich keine Schrecken, wenn ihre Wirkungen nur groß und fortschrittlich waren. Er hatte Metall genug in fich, über der Schrecklichkeit der Mittel nicht die Größe der Folgen zu wir auch eine Nation. übersehen. So beschrieb er die Empörung der Niederländer gegen Spanien  : Groß und beruhigend ist der Gedanke, daß gegen die trogigen Anmaßungen der Fürstengewalt endlich noch eine Hülfe vorhanden ist, daß ihre berechnetsten Pläne an der menschlichen Ihrer Henter! Freiheit zuschanden werden, daß ein herzhafter Widerstand auch den gestreckten Arm eines Despoten beugen, heldenmütige Be­harrung seine schrecklichen Hülfsquellen endlich erschöpfen kann." Darum erachtet er es des Versuches nicht unwert, dieses schöne Bild bürger­licher Stärke bor der Welt aufzustellen, in der Brust meines Lesers ein fröhliches Gefühl feiner selbst zu erwecken und ein neues, un­berwerfliches Beispiel zu geben, was Menschen wagen dürfen für bie gute Sache und ausrichten mögen durch Vereinigung". So hat er auch im dreißigjährigen Kriege fich einen Fortschritt durch­fegen sehen: Die Teilnehmung der Staaten an einander, welche sich in diesem Kriege eigentlich erft bildete, wäre allein schon Gewinn genug, den Weltbürger mit seinen Schrecken zu versöhnen. Die Hand des Fleißes hat unvermerkt alle verderblichen Spuren dieses Krieges wieder ausgelöscht; aber die wohltätigen Folgen, von denen er begleitet war, find geblieben." So wenig sentimental, fo männlich und fest vermag der Historiker selbst über die Schrecken des dreißigjährigen Krieges zu urteilen, und noch dazu in einem Damentalender", in dem bekanntlich diese Darstellung zuerst erschien. Es hätte dem Dichter nicht geschadet, wenn er so männlich auch die Schrecknisse des französischen   Revolutionstampfes beurteilt hätte!

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Daß er für die Träume feiner Jugend foll Achtung tragen, wenn er Mann seyn wird, nicht öfnen soll dem tödtenden Insekte gerühmter befferer Vernunft das Herz Ser zarten Götterblume; daß er nicht soll irre werden, wenn des Staubes Weisheit Begeisterung, die Himmelstochter, lästert.

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( Don Carlos.) Spricht fo

der große Mensch vielleicht der einzige, ben die Geisterseuche seiner Zeit verschonte? Der bei Europas   allgemeinem Taumel noch aufrecht stand den gift'gen Schierlingstrant des Pfaffentums, von welchem schon das zweite Jahrtausend sich im Schwindel dreht, beherzt bom Munde stieß, der gegen Briefterblige und eines Königs schlaue Heiligkeit und eines Bolles andächt'gen Rausch die Rechte der unterdrückten Menschheit gelten machte, der zu Madrid   für Kezer bat, am Turme der Santa Kafa für die Duldung ftimmte? So fliehe denn aus dem Gebiet der Christen Gedankenfreiheit! Sünderin Vernunft belehre dich zu frommer Tollheit wieder! gerbrich dein Wappen, ewige Natur! Geh' unter freies Flandern  !- Dein Erretter verlor den Mut, den Wahnwitz zu betriegen. ( Don Carlos  , Rheinische Thalia, 1785.)

Glühend für die Idee der Menschheit, gütig und menschlich gegen den einzelnen Menschen, und gleichgültig gegen das ganze Geschlecht, wie es wirklich vorhanden ist das ist mein Wahlspruch. ( An Benjamin von Erhard, den 5. Mai 1795.)

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Dich zu beglücken ist der Kranz, um den alle Wesen buhlen, wonach alle Schönheit ringt deine wilde Begierde strebt diesem gütigen Willen entgegen, gewaltsam berkehrst du die wohltätigen Zwecke der Natur Fülle des Lebens hat die Freundliche um dich her gebreitet und Tod nötigst du ihr ab. Dein Haß schärfte das friedliche Eisen zum Schwerte  , mit Verbrechen und Flüchen belastet deine Habsucht das schuldlose Gold, an deiner unmäßigen Lippe wird das Leben des Weinstocks zum Gifte. ( Der Menschenfeind.)

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Diese Genügsamteit beweist mir, daß meine Arbeit an euch berloren ist. Hättet ihr etwas an eurer Glückseligkeit vermißt hätte euch zum erstenmal meine Achtung erworben. ( Der Menschenfeind.)

Was? Es dürfte fein Caefar auf Euren Bühnen sich zeigen, Kein Achill, fein Drest, keine Andromacha mehr?" Nichts Man siehet bei uns nur Pfarrer, Kommerzienräthe, Fähndriche, Sekretärs oder Husarenmajors.

Aber ich bitte Dich, Freund, was tann denn dieser Misere Großes begegnen, was fann Großes denn durch sie geschehn?" Was? Sie machen Stabale, fie leihen auf Pfänder, fie steden Silberne Löffel ein, wagen den Branger und mehr. Woher nehmt Ihr denn aber das große, gigantische Schicksal, Welches den Menschen erhebt, wenn es den Menschen zermalmt?" Das find Grillen! Uns selbst und unsre guten Bekannten, Unsern Jammer und Noth suchen und finden wir hier. Aber das habt Ihr ja Alles bequemer und besser zu Hause; Warum entfliehet Ihr Euch, wenn Ihr Euch selber nur sucht?" Rimms nicht übel, mein Heros, Das ist ein verschiedener Kasus: Das Geschid, das ist blind; und der Poet ist gerecht. Also Eure Natur, die erbärmliche, trifft man auf Euren Bühnen, die große nur nicht, nicht die unendliche an?" Der Boet ist der Wirth und der legte Aftus die Beche  ; Wenn sich das Lafter erbricht, setzt sich die Tugend zu Tifch. ( Shakespeares Schatten.)

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Schwere Ketten brückten alle Völker auf dem Erdenballe, Fehde bot dem Vatikane,

Krieg ankündigte dem Wahne,

Der die ganze Welt bestach. Der der Wahrheit Bliz geschwungen. Der die Geister selbst befreit. Freiheit der Vernunft erfechten, Heißt für alle Bölfer rechten Sieg für alle ew'ge Zeit.

Freilich gilt diese Anerkennung nur der Methode des Urteils, nicht dem Urteil als solchen. In der Auffassung des dreißigjährigen Krieges wenigstens hat Schiller   arg gefehlt. Er sah in ihm ben Kampf der Freiheit der deutschen Stände gegen den österreichischen Kaiser; er wandte feine alten Begriffe Freiheit gegen Despotismus! unbesehen auch auf diese Kämpfe an. Aber die Freiheit  ", um die man im breißigjährigen Kriege fämpfte, war nur der Anfang der ekel­haftesten und ödesten Art von Despotismus, die es jemals gegeben: der Kleinftaaterei der 800 souveränen deutschen Fürsten und Fürstchen! Erst aus dem Siege der Fürstenpartei im Westfälischen Frieden ist die absolute Berrissenheit und Verödung in unserem Vaterlande Heimisch, ist die despotische Aussaugung des Volfes durch die schrullen­hafte Laune seiner Herren deutsches Staatsrecht geworden. Die andere Gestalt gegeben. Das Murren der Unterthanen, ohnmächtig Die Errichtung des Gueusenbundes hatte den Dingen eine ganz Flüchtigkeit der Arbeit, die notwendige Folge der Brotschreiberei, und verächtlich bis jetzt, weil es nur Geschrei der Einzelnen war, hat ba dem Dichter von Rabale und Liebe" doch einen argen hatte sich nunmehr in einen Körper furchtbar zusammengezogen und Streich gespielt. Dann hat freilich der Dichter wieder gut gemacht, was der Historiker verfehlte. Dem Geschichtschreiber war Wallenstein   der böse Ränteschmied und Verschwörer, der Treue und Dankbarkeit vergaß: Erst am Ende seiner Erzählung, als alle mur denkbare Schande auf dem Haupte dieses Mannes gesammelt war, bricht eine andere Er kenntnis durch:" So fiel Wallenstein   nicht weil er Rebell war, sondern er rebellierte, weil er fiel. Ein Unglück für den Lebenden, daß er eine fiegende Bartei sich zum Feinde gemacht hatte ein Unglüd für den Toten, daß ihn dieser Feind überlebte und seine Geschichte Die Geistlichkeit war von jeher eine Stüße der Königlichen Macht. schrieb." Vielleicht, daß in der plötzlichen Wendung dieses Urteils der Keim des Gedankens entstand, der dann zum Drama Wallen hre goldene Zeit führt immer in die Gefangenschaft des mensch- arbeit sein Bedürfnis. stein geführt hat. Jebenfalls hat ber Dichter den tieferen historischen lichen Geistes und wie jene ſehen wir sie vom Blödsinn und von der Sinnlichkeit leben. Instinkt bewiesen, da er den taiserlichen Feldherrn Wallenstein   als Sie tragische Figur des dreißigjährigen Krieges erfaßte, als der Geschichtschreiber, der die Wilhelm von Hessen  - Kaffel oder Bernhard von Weimar   oder gar den Schwedenkönig Gustav Adolf   bis in den Himmel erhob.

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durch Vereinigung Kraft, Richtung und Stetigkeit gewonnen. Jeder ( Nachlaß.) aufrührerische Kopf fab sich jetzt als das Glied eines ehrwürdigen fichern, indem er fie in diesen Versammlungsplaß des allgemeinen und furchtbaren Ganzen an und glaubte, seine Verwegenheit zu unwillens niederlegte. Ein wichtiger Gewinn für den Bund zu Kampf mit dem physischen Bedürfnis viel zu sehr ermüdet und ab­Der zahlreichere Teil der Menschen wird durch den harten heißen, schmeichelte dem Eitlen; sich unbeobachtet und ungestraft in diesem großen Strom zu verlieren, loďte den Feigen.( Geschichte des gespannt, als daß er sich zu einem neuen und inneren Stampfe mit abfalls der Bereinigten Niederlande  .) Wahnbegriffen und Vorurteilen aufraffen sollte. Das ganze Maß feiner Kraft erschöpft die Sorge für das Notwendige, und hat er dieses mühsam errungen, so ist Ruhe und nicht neue Geistes Bufrieden, daß er felbft nur nicht denken darf, läßt er andere gern über seine Begriffe

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( Der Abfall der Niederlande.)

::. Mönche, eine Abart des menschlichen Namens, die die Heiligen Triebe der Natur abgeschworen, dienstbare Streaturen des römischen Stuhles. ( Der Abfall der Niederlande.)

die Vormundschaft führen und erspart fich durch eine blinde Resignation in fremde Weisheit die faure Notwendigkeit der eigenen Prüfung. Geschieht es, daß in seinem Kopf und Herzen fich höhere Bedürfnisse regen, so ergreift er mit hungrigem Glauben die Formeln, welche der Staat und das Priestertum für diesen Fall in Bereitschaft halten und womit es ihnen von jeher gelungen ist, das erwachte Freiheitsgefühl ihrer Mündel abzufinden.

Darin liegt das legte Urteil befchloffen, das man über den Geschichtschreiber Schiller   äußern kann. Der beste Wert seiner ge­Man wird daher immer finden, daß die gedrücktesten Völker auch schichtlichen Studien liegt in den historischen Dramen, die er in die borniertesten sind; daher muß man das Aufllärungswerk bey einer feinem letzten Jahrzehnt geschaffen hat. Für die deutsche Bühne war es eine Erlösung, daß das historische Drama tam, um den Anmaßungen der Fürstengewalt endlich noch eine Hülfe vorhanden muß der Geiſt vom Joch der Notwendigkeit losgespannt werden, ehe Groß und beruhigend ist der Gedanke, daß gegen die trogigen Nation mit Berbesserung ihres physischen Zustandes beginnen. Erst Klatsch abzulösen, in den die bürgerliche Dichtung bersunken war, man ihn zur Vernunftfreiheit führen kann. Und auch nur in diesem mit per ausbrücklichen Erklärung fam: in dieser Zeit, da Um ber ist, daß ihre berechnetsten Plane an der menschlichen Freiheit zu Sinne hat man Recht, bie Sorge für das physische Wohl der Bürger Menschheit große Gegenstände, Um Herrschaft und um Freiheit wird schanden werden, daß ein herzhafter Widerstand auch den gestreckten als die erfte Pflicht des Staates zu betrachten. Wäre das physische gerungen, Jetzt darf die Kunst auf ihrer Schattenbühne, Auch höhern Arm eines Despoten beugen, heldenmütige Beharrung seine schreds Wohl nicht die Bedingung, unter welcher allein der Mensch zur Flug versuchen, ja fie muß. Soll nicht des Lebens Bühne fie belichen Hülfsquellen erschöpfen fann. schämen". Und für das deutsche Bolt war es ein bleibender Ge winn, daß nun Wallenstein  , Maria Stuart, Jungfrau von Orleans, Tell rasch auf einander folgten. In ihnen hat der Dichter der Nach welt geschenkt, was der Historiker nie zu leiften vermocht hätte.

Mar Maurenbrecher.

( Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande, 1788.)

Und dann( um doch recht ins Gelag hinein zu philosophiren 1), dann glaube ich, daß jede einzelne ihre Kraft entwickelnde Menschen­feele mehr ist als die größte Menschengesellschaft, wenn ich diesel

Mündigkeit seines Geistes erivachen kann; um seiner selbst willen würde es ben weitem nicht so viel Aufmerksamkeit und Achtung berdienen. Der Mensch ist noch sehr wenig, wenn er warm wohnt und sich satt gegessen hat, aber er muß warm wohnen und fatt zu essen haben, wenn sich die bessere Natur in ihm regen soll." ( Brief an den Herzog von Augustenburg. 11 November 1793.)

Berantw. Ned.: Paul Büttner  , Berlin  . Inserate verantwo.( mit Ausnahme der Neue Welt"-Beilage): Th.Glode, Berlin  . Drud u. Verlag: Borwärts Buchdr. u. Berlagsanst. Paul Singer& Co., Berlin   SW. Hierzu 4 Bellagen.