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kiste in Friedrichsruhe kaltgestellt ist, von Zeit zu Zeit aber arg rumort und mitunter sogar ausreißt, um sich auf einer Bier-, Wein- und Schnapsreise auszutoben. Ihm verdanken sie es, und verdanken sie noch viele andere gute Geschäfte. Nicht daß sie ihm dankbar wären! Ueber solche Sentiments und Sentimentalitäten sind diese geriebenen Profitpolitiker erhaben. Die schönen Wasserangen des Ex- Millionärziichtcrs sind ihnen ebenso glcichgiltig, wie seine rührenden Alkoholthränen. Sie kennen sich selbst und sie kennen ihren Gott, ihren Götzen, die Herren Bourgeois. Wie der Mensch, so sein Gott und sein Götze. Der Heroenkultus ist immer Selbstvergötterung; und so wenig die Bourgeoisie sich über sich selbst täuscht, so wenig über ihre Heroen. Seit sie ihre Ingendidcale in den Wind geschlagen, sucht sie sich ihre Heroen nur unter Ihresgleichen, nur unter den Materiellsten der Materiellen, die mit jedem menschlichen Ideal, mit jedemsentimentalen Bornrtheil' gebrochen und die wahre Natur der kapita- listischen Gesellschaft begriffen haben, sie kann nur mit allen Hunden gehetzte Zyniker brauchen, die ihr ohne Rücksicht, ohne Gewiffensskrupel Handlangerdienste thun, ihr jeglichen Vorschub leisten bei deni Plünderungsgeschäft, und das arbeitende Volk knebeln, damit es den Räubern nicht Widerstand leisten kann. Der Bürgerkönig, Bonaparte, Boulanger, Bismarck und wie die großen Lieblinge der Bourgeoisie alle heißen mögen, sie sind sämmtlich von deni- selben Stoff, Fleisch vom Fleisch der Bourgeoisie, Hab- süchtig, listig, gewaltthätig, frei von jedemphilisterhasten Vorurtheil" in Bezug auf die Wahl der Mittel. Nein, unsere Bourgeoisie kennt ihre Pappenheimer, sie weiß sehr wohl, was sie ist, und was ihre Götzen sind; und die Jahrmarktsvorstellungen, die der taumelndeHerkules des neunzehnten Jahrhunderts" soeben in verschiedenen Städten Deutschlands zum Besten gab, haben den nationalliberalen Drahtziehern von dem Chorus derHurrahkanaillc" reden wir nicht ohne Zweifel den gleichen Eindruck der Lächerlichkeit und Verächtlichkeit gemacht wie anderen Leuten. Allein es lag in ihrem klingenden Interesse, die Hanswurstereien zu großen politischen Haupt- und Staatsaktionen auszupuffen, und den schinipfenden und polternden Alten, der in dieser Saufkampagne die Hauptrolle gespielt, als Messias, als schicksalgesandten Retter in der Noth hinzustellen, der das Opfer einer teuflischen Jntrigne oder eines verhängnißvollen Mißverständnisses aus dem Olymp allmächtigen Haus- meierthums in den Tartarus des politischen Tods herab- gestürzt ward, aber in seiner unerschöpflichen Großmnth bereit ist, die von den Dämonen der Unterwelt schwer bedrängten himmlischen Gewalten zu erlösen, und dem ver- waisten Deutschen Reich und Volk edelherzig Trost, Rath und Hilfe zu bringen. Die visu» faveeurs! Man verzeihe den französischen Ausdruck, allein die deutsche Sprache ist eine so grobe Sprache, wie schon der biedere Riccaut de la Marliniere erkannt hat, unddie alten Schwindler" klingt doch gar zu brutal und unparlamentarisch. Also die vieux farceui-s die geriebenen Profitpolitiker für die jede politische Kombination und jeder nationale Gedanke der letzten drei Jahrzehnte«in kaufmännisches Rechenexempel gewesen ist, das sich in blanken Gold- und Silberstücken darstellte sie führen oder führten, denn der Spaß ist ja vorbei mit ihrem neuesten Begeisterungsrummel nur eine Komödie auf, eine Komödie niederster Sorte, wie Anno 1887, als sie sich in Konkurrenzneid gegen die Frau- zosen für die letzte Kuh der deutschen Bauern erhitzten und die französischen Rothhosen über den Rhein fliegen ließen, nur um ihrenChef", unter dem sich so gut reich werden ließ, am Ruder zu erhalten, und sich selber daS Monopol der Ausplünderung der deutschen Bauern bis ans die letzte Kuh, und des übrigen arbeitenden Volkes Deutschlands bis aus den letzten Pfennig zu sichern. Wie hat nicht die französische Bourgeoisie weiland für Louis Philippe , denBürgcrkönig", geschwärmt, der ihr das Llwiclüssez vous! Bereichert Euch! zurief, und wie nicht für Napoleon den Dritten und Kleinen, der das Enricbissez vous! zum obersten Regierungsprogramm erhob, und dieses Programm mit einer zynischen Konsequenz verwirklichte, die ohne Seiten- stück dastünde, wenn nicht in Deutschland ein gelehriger Schüler sich gesunden hätte, der den Meister beschämte, und den nationalen Geschäftspolitikern ein Vierteljahrhundert so Buchhändler,aber die beifolgenden zwei, als Einleitung dienenden Bände bilden an und fiir sich ein abgeschlossenes Ganzes, und ihr Erscheinen hat sowohl in England, als in der übrigen gebildeten Welt großes Aufsehen erregt; der Ver- saffer, so sagt man, habe damit den Grundstein zu einer neuen Auffaffung der Geschichte gelegt." In der That ja: ganz neu. Mir war, nachdem ich diese zwei Bände gelesen und wieder s gelesen, wie Jemandem zu Muthe, der zeitlebens in einem engen Thalkessel gewohnt und zum ersten Male auf eine der umgebenden Bergspitzen hinausgeführt worden, von wo ein ausgestrecktes Stück Land zu sehen ist, mit Bauten und Gärten bedeckt, von endlosem Meere begrenzt. Ich will nicht behaupten, daß ich die Zwanzigjährige, welcher die bekannte oberflächliche höhere Töchtererziehung zu Theil geworden das Buch in seiner ganzen Tragweite verstand, oder um obiges Bild beizubehalten daß ich die Erhabenheit der Monumentalbauten und die Größe des Ozeans erfaßte, die vor meinen überraschten Blicken lagen; aber ich war geblendet, war überwältigt; ich sah, daß es jenseits meines engen Heimatthales eine weite, weite Welt gab, von der ich bisher niemals Kunde erhalten. Erst, als ich das Buch nach fünfzehn oder zwanzig Jahren wieder las, und nachdem ich andere im selben Geist verfaßte Werke studirt hatte, konnte ich mir vielleicht anmaßen, zu sagen, daß ich es verstehe. Doch eins wurde mir auch schon damals klar: die Geschichte der Menschheit wird nicht wie dies die alte Ausfassnng war durch die Könige und Staatsmänner, durch die Kriege und Traktate bestimmt, welche der Ehrgeiz der einen und die Schlauheit der anderen ins Leben rufen, sondern durch die allmälige Entwickelnng der Intelligenz. Die Hof- und Schlachtenchroniken welche in den Historienbüchern an einander gereiht sind, stellen einzelne Erscheinungen der jeweiligen Kulturzustände vor, nicht aber deren bewegende Ursachen. Von der alt- hergebrachten Bewunderung, mit welcher andere Geschichtsschreiber die Lebensläufe gewaltiger Eroberer und Länderverwüfter zu erzählen pflegen, konnte ich in Buckle gar nichts finden. Im Gegentheil, er führt den Nachweis, daß das Ansehen des Kriegerpandes im umgekehrten Ver- schrankenlos üppiger und einträglicher Taschendieberei und Ausbeutung geboten hätte, wie die Welt, in den geschicht- lichen Zeiten wenigstens, nichts Aehnliches gesehen hat. Mil- lionäre sollten gezüchtet werden! Nun. sie sind ge- züchtet worden Milliarden und Milliarden wnr- den vermittelst der famosen Wirthschaftspolitik mit Schutz- und Kornzöllen, Schnapsgeschenkeu, Zucker- Prämien und sonstigen andern Raubritterpraktiken von den nationalen Herren Geschäfts- und Profitpolitikern, unter Anführung ihres Hauptmannes, dem deutschen Volke aus der Tasche genommen, und die Millionäre schössen wie Pilze aus dem Boden berstend von Gold und Patriotismus. Da auf einmal: ein Krach, ein jäher Sturz, der kühne Hauptmann aus dem Olymp seiner Hausmeierei hinaus- geworfen, zerschmettert, das glänzende Geschäft grausam unterbrochen, Baare und andere Millionäre auf der Au- klagebank! Das war ein ähnlicher Schreck, wie in den 48er Februar- tagen von Paris die Erschießung der Spitzbuben durch die sieg- reichen Proletarier eine sozialistisch-rcvolutionäre Unthat, die den großen Spitzbuben so in die Glieder fuhr, daß sie spornstreichs davonliefen, Rothschild voran. Die Spitzbuben, pardon, wir wollten sagen die Mil- lionäre, sind in Gefahr! Das Vaterland ist in Gefahr! Tie höchsten Interessen der Nation sind in Gefahr! Was soll aus der bürgerlichen Ordnung denn werden, wenn nicht mehr gestohlen werden darf? Wenn der Millionärznchter in Ungnade ist und den Millionären das Zuchthaus winkt? Das sind unerträgliche Zustände. Sehnsuchtsvoll schaut das innere Äuge" zurück in die Vergangenheit, und holde Zu- tunststräume weben sich zusammen. Wie schön wäre es doch, wenn Er wieder am Ruder wäre, und wir neben Ihm, unter Ihm am großen Milliardentopf? Gedacht, gethan. Und die Bier-, Wein- und Schnapsreise ward in Szene gesetzt, und wenn- auch eine elende Jahrmarktskomödie war. so lag doch ein tiefer Ernst in dem kindischen Spiel, kühl berechnender Geschäftspolitiker-Ernst den staatsmännischen Blick gerichtet auf den großen Milliardeutopf, der wieder erobert werden soll, und den patriotischen Sinn erfüllt von dem Gedanken, Ihm wieder die Pforten des Hausmeier- palasts zu eröffnen, von wo aus Er die Millionärzüchtung von Neuem schwungvoll besorgen und den Raub der Nation unter seine patriotischen und staatsmännischen Getreuen ver- theilen kann.-- Und das soll sentimental sein? Der geriebene schienen- flickende, steuerhinterziehende, Arbeiter aus- und unter- drückende, das goldene Kalb umtanzende, nur an den Doppelgott Mamnion und Moloch glaubende. Alles was nicht Edelmetall ist oder sich in Edelmetall umsetzen läßt verachtende Geschäftspolitiker ein idealer, sentimentaler Schwärmer? Hänge Dich,Kreuz-Zeitung "! Mit der Sentimentalität der nationalliberalenSchwefel­bande" das Wort ist nicht von uns bei ihrem grotesken Kneip-Pronunziamento zu Gunsten des Ex-Bandenchefs ver- hält es sich genau so, wie mit der Sentimentalität der Krenz-Zeitung" und ihrer Leute, die von Vasallen- treue, Religion und gottesgnadenthümlicher Loyalität reden, und an Getreidezölle, Kornwucher, Schnapsprämien und andere sehr irdische Dinge denken. Sentiments und Sentimentalität haben in der Politik niemals eine Rolle gespielt, und wenn die Politik romantisch thut, mit hochtönenden Schlagwörtern um sich wirst und sentimentale Allüren annimmt, dann kann man Hundert gegen Eins wetten, daß es sich um ein besonders geschästspolitisches Schelmenstück handelt. Nun das groteske Kneip-Pronunziamento der nationalliberalen Biedermänner ist grotesk verunglückt die politischen Sentimentalitäten sind wir aber noch lange nicht los. Leben wir doch in der Aera der politischen Heuchelei. poHftrrfje llctretttrfjf. Berlin , den 27, August. Schöne Aussichten. Außer der großen Militär- vorläge und entsprechend großen Marineforderungen werden für den nächsten Reichstag auch bedeutende Kolonial- sorderungen angekündigt, sowie die Wiedereinbringung hältniß zu der Kulturhöhe eines Volkes steht: je tiefer in der barbarischen Vergangenheit zurück, desto häufiger die gegenseitige Bekriegung und desto enger die Grenzen des Friedens: Provinz gegen Provinz, Stadt gegen Stadt, Familie gegen Familie. Er betont, daß im Fortschritt der Gesellschaft, mehr noch als der Krieg selber, die Liebe zum Kriege im Schwinden begriffen sei. Das war mir aus der Seele gesprochen. Sogar in meinem kurzen Innen- leben war diese Verminderung vor sich gegangen; und wenn ich oft diese Regung als etwas Feiges, Unwürdiges unter- drückt hatte, glaubend, daß ich allein mich solchen Frevels schuldig mache, so erkannte ich jetzt, daß dies bei mir nur der schwache Widerhall des Zeitgeistes war; daß Gelehrte und Denker, wie dieser englilche Geschichtsschreiber, daß un- zählige Menschen mit ihm, die einstige Kricgsvergötteruug verloren hatten, welche wie sie eine Phase meiner Kind- heit gewesen in diesem Buche auch als eine Phase aus der Kindheit der Gesellschaft dargestellt war. Sonnt hatte ich in Buckles Geschichtswerke eigentlich daS Gegentheil von dem gesunden, was ich gesucht. Dennoch empfand ich diesen Fund als einen Gewinnich fühlte mich dadurch gehoben, geklärt, beruhigt. Einmal versuchte ich mit nieinem Vater über diese neugewonnenen Gesichtspunkte zu reden aber vergebens. Auf den Berg hinauf wollte er mir nicht folgen das heißl, er wollte das Buch nicht lesen also war es aussichtslos, mit ihm von Dingen z» reden, die man nur von dort oben aus wahrnehmen konnte. Nun folgte das Jahr zweite Phase, da die Trauer in Melancholie übergegangen war. Jetzt las und studirte ich noch fleißiger. Das erste Werk Buckles hatte nur Ge- schmack am Nachdenken gegeben und die Freuden eines er- weiterten Weltausblickes kosten gemacht. Davon wollte ich nun noch immer mehr und mehr genießen, und so ließ ich diesem Buche noch viele andere, im gleichen Geist ver- faßte, folgen. Und das Interesse, die Genüsse, welche ich in diesen Studien fand, trugen dazu bei, die dritte Phase eintreten nämlich die Melancholie schwinden zu machen. Als aber die letzte Wandlung mit mir vorging, da ist, als die Lebenslust von neuem erwachte, da wollten mir auf ein- der Gesetzentwürfe gegen Trunksucht, Prostitution und die Veröffentlichung militärischer Geheimnisse. Das ist ja viel- versprechend. Das Reichs- Militärpensionsgesetz. Dies Gesetz soll in wesentlichen Punkten abgeändert werden. Die Ab- änderungsbestimmungen werden, derPost" zufolge, bereits ausgearbeitet. Bei unseren Verbindungen mit den höheren Militärkreiscn können wir heute schon verrathen, daß durch- aus nicht daran gedacht wird, die Pensionen der Generale oder aller jener Offiziere, die im kräftigste» Mannesalter ihren Abschied nehmen, weil bei der Beförderung einem Andern der Vorzug gegeben wird, zu beschneiden. Norddeutscher Lloyd . Aus Bremen wird telegraphirt: Nach Mittheilung derWeser-Zeitung" handelt es sich bei der Abänderung des Subventionsvertrages zwischen der Reichsregierung und dem Norddeutschen Lloyd um die Aufgabe der Mittelmeerlinie und den Wegfall der dafür gewährten Subvention. Die Samoalinie soll durch eine andere Zweiglinie ersetzt werden. An Stelle des Dampfers..Kaiser Wilhelm II " wird ein neu zu erbauender Doppel-Schranbendampfer eingestellt." Aus 15 Jahre ist der Vertrag zwischen dem Reich und der Bremer Rheder- gesellschaft abgeschlossen worden, jährlich haben die deutschen Steuerzahler 4 400 000 Mark an Subventionen zu zahlen. Das Beste wäre, wie schon oben erwähnt, den Vertrag aufzuheben und sämmtliche subventionirte Linien eingehen zu lassen. Fort mit dieser unnützen Last. Jeden- falls ist eine Minderung der Unterstützungssummen sehr will- kommen. Der Reichsznschnst fiir die JnvaliditätS- und Altersversicherung ist zuerst im Etat für 1891/92 ver- langt worden und betrug damals, da die Invalidenrenten der Uebergangszeit noch vom 22. November 1891 bean- prncht werden konnten, 6,2 Millionen, die fast gänzlich ür Zuschüsse zu Altersrenten benutzt wurden. Im Etat ür 1892/93 wurde die Summe um 3 Millionen erhöht, und zwar entfielen von der Erhöhung 1,3 Millionen ans die Alters- und 1,7 Millionen aus die Invalidenrenten. Wie hoch sich die Vermehrung für 1893/94 belaufen wird, steht nach offiziöser Mittheilung noch nicht ganz fest, jedoch soll es schon nach den im laufenden Jahre mit der Be- willigung von Invalidenrenten gemachten Ersahrungen nicht wahrscheinlich sein, daß der Reichsznschuß eine viel beträchtlichere Steigerung als von 1391/92 zu 1392/93 er- fahre» wird. Wie weit der bornirte Hast gegen die Sozial- demokratie geht, dafür bietet das Verhalten einer Ham- bnrger Behörde wieder ein recht charakteristisches Beispiel. Nachdem das Vorhandensein der Cholera sich nicht mehr vertuschen ließ und die Sanitätsbehörde von ihrem ersten Schreck sich erholt hatte, veröffentlicht dieselbe seit einigen Tagen sogenannte offizielleBulletins" über den Stand der täglich erfolgenden Erkrankungen und Todesfälle. Da? diesen Mittheilungen die gesammte Hamburger Be- völkerung das größte Interesse entgegenbringt,«er- steht sich von selbst, und daß es Pflicht der zuständigen Behörde wäre, ihren Publikationen die'größtmöglichste Verbreitung zu sichern, liegt auch n»l der Hand. Trotzdem aber berichtet unser Bruderorgan, dasEcho", daß es genöthigt sei, die Bekanntmachung anderen Hamburger Blättern zu entnehmen, da ihm diese! de von der Behörde nicht zugesandt werde, um dieses unqualifizirbare Verhalten der Behörde ganz würdige» zu können, muß man wissen, daß dasEcho" in einer Auflage von über 25 000 Exemplaren täglich erscheint, neben dem dortigenFremdenblatt" das verbreitetste Blatt ist, und da es seine Leser hauptsächlich in Ar- beiter- und Kleinbürger- Kreisen hat gerade dort gelesen wird, wo die Epidemie die zahlreichsten Opfer fordert. DasEcho" richtet nun an die Vorstände der Kranken- kaffen das Ersuchen, täglich Mittheilungen über den Stand der unter ihren Mitgliedern vorgekommenen Erkrankungen und Todesfälle einzusenden, und hofft unser Parteiorgan aus diesem Wege zu zuverlässigen Angaben zu gelangen, als welche sich die amtlich veröffentlichten Zahlen bioyer nicht erwiesen haben. Die Zentral- Kranreiikaffe der Maurer:c.Grundstein zur Einigkeit" ist diesem Ersuche» mal die Bücher nicht mehr genügen; da sah ich aus einm� ein, daß Ethnographie und Anthropologie und vergleichende Mythologie und soustige-logieu und-graphien unmöglich meine Sehnsucht stillen konnten; daß für eine junge Fraii in meiner Lage das Leben noch ganz andere Glücksblüthe» bereit hielt, nach welchen ich nur die Hand auszustrecken brauchte.. Und so kam es, daß ich im Winter 1863 mich anbot, meine jüngeren Schwestern selber in die Welt ein- zuführen, und meine Salons der Wiener Gesellschaft öffnete- »* Martha Gräfin Totzky, eine reiche, junge Wittwe. Unter diesem vielversprechenden Namen- stand ich auf dem Personeiiverzcichniß dergroße-Welt"-Komödie. Und ich muß sagen, die Rolle sagte mir zu. Es ist kein geringe-- Vergnügen, von allen Seiten Huldigungen zu empfange», von der ganzen Gesellschaft gefeiert, verwöhnt, mit Ans- Zeichnungen überschüttet zu werden. Es ist kein geringer Genuß, nach beinahe vierjähriger Weltabgeschiedenheit Plötz- lich in einen Strudel von allerlei Vergnügungen zu ge' langen; interessante, bedeutende Menschen kennen zu lernen, an fast jedem Tage ein glänzendes Fest mitzumachen und dabei sich selber als de» Mittelpunkt allgemeiner Ans' merksamkeit zu fühlen. Wir drei Schwestern hatten den Spitznamendie Göttinnen vom Berge Ida" bekommen und die Erisäps" lassen sich nicht zählen, welche die verschiedenen junge» Parisse unter uns vertheilten; ich natürlich in meiner oben erwähnten Thcaterzettelwürdereiche, junge Wittwe war gewöhnlich die Bevorzugte. Es galt übrigens in meiner tamilie und auch ein klein wenig in meinem eigene»' ewußtsein als ausgemachte Sache, daß ich mich wieder vermählen würde. Tante Marie pflegte in ihren Homilie» nicht mehr auf den Verklärten anzuspielen, derdort oben meiner harrte", denn wenn ich in den kurzen Erdenjahre», die mich vom Grabe trennten, mir einen zweiten Gatte» angeeignet eine von Tante Marie selber gewünschte Eventualität so war dadurch die Gemüthlichkeit de» himmlischen Wiedersehens mit dem ersten stark beeinträchtigt- (Fortsetzung folgt.)