Nr. 130. 22. Jahrgang.
gehen nun jawohl ihrem Ende entgegen. Wenigstens soweit die Berliner Bevölkerung in Betracht kommt. An der Echtheit der Begeisterung zweifelt vom Begleiter der Schloßwache bis zum Mieter eines Fünfzigmart- Fensters fein ordentlicher Mensch. Siehe auch die Festartikel aller bürgerlichen Tagesblätter. Besonders am Sonnabend kam die Begeisterung mit solchem Ueberschwang aus den Herzen der Patrioten heraus, daß es ein Risiko war, in Damenbegleitung ein Restaurant zu besuchen oder sich sonstwie an einem öffentlichen Ort niederzulassen. Nach welcher Richtung hin man die Ohren auftat, überall wimmelte es von saftigen Bigen. In diesem Punkte leistet der Berliner ja allemal achtunggebietendes, aber was in den letzten Tagen fabriziert wurde, geht über das Bohnenlied. Besonders die Ehrenjungfrauen
fonnte. Es wird für die Eltern der Begnadeten
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mußten herhalten, daß es einen Unteroffizier zum Erröten bringen ganz zu geschweigen— wohl kaum eine Wonne gewesen sein, Bifanterien von diesen felber anzuhören, mit denen in Zeiten minder hochgehender Begeisterung ein halbwegs anständiger Mensch sich nicht einmal über eine Halbwelt dame auszulassen riskiert.
Aber auch sonst erging sich der überquellende Patriotismus an unschuldigen Objekten. Hiesige Blätter berichten: Jm Tiergarten find infolge des enormen Menschenandranges am Sonnabend abend erhebliche Verwüstungen angerichtet worden. Ganz besonders hatten die Anlagen an der Charlottenburger Chaussee vom tleinen Stern bis zum Brandenburger Tor zu leiden. Die den Reitweg umschließenden hohen Eisengitter sind zum großen Teil unter der schweren, mehrere Stunden andauernden Last der Zuschauer zusammengebrochen. Die Rasenstreifen find in wahrsten Sinne des Wortes platt gedrückt. Der Reitweg, der erst kurz borher frisch aufgeschüttet war, ist so glatt und so hart, fast wie Asphaltpflaster, getreten worden. Bei zahlreichen Bäumen ist so mancher schöne Zweig durch Knabenhand gebrochen worden. Das ist aber noch Kinderspiel gegenüber den Plünderungen auf dem Pariser Plak,
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Dienstag, 6. Juni 1905.
Glaubt man denn wirklich, daß irgend ein russischer Student ge- Wahlkreis. Unser lieber Genosse möge in Frieden schlafen. Er..." neigt sein könnte, die Sache der russischen Freiheit durch Attentate auf Nun erhielt der Sprecher einen Stoß ins Genic, daß er russische Hochzeitsgäste in Deutschland zu schädigen? Die zitternden beinahe zur Erde gefallen wäre. In Rücksicht auf die TrauerRussen können ihr schlechtes Gewissen beruhigen. In Deutschland sind versammlung mäßigte sich der Leidtragende und verzichtete darauf, sie sicher. Höchstens Spiel der russischen Regierung wären einer dem Schläger Gleiches mit Gleichem zu vergelten. solchen Tat fähig. Und insofern liegt in dem Aufgebot diefer Ueber- Auch dieser standalöse Fall zeigt, wie es fommt, daß die Be wachung nicht nur eine unerträgliche Belästigung der Studenten, völkerung sich immer entschiedener von der Kirche abwendet. Es ist sondern vor allem die direkte Gefahr einer Störung der friedlichen traurig, daß das Bestattungswesen noch zum großen Teil eine EinVergnüglichkeiten. Die politische Polizei sollte ihre Aufmerksamkeit nahmequelle für die Kirche bildet und nicht völlig der Stadt deshalb auf die Beobachtung der russischen Polizei- Agenten überantwortet ist. beschränken.
Unter diesen Umständen versteht man die Meldung eines oftpreußischen Blattes, die vielseitig auch von Berliner Blättern abgedruckt wird:" Aus wohlinformierten Kreisen wird mir mitgeteilt, daß das Fernbleiben des Großfürsten 23 I adimir von den Berliner Hochzeitsfeierlichkeiten auf besonderen Wunsch des Berliner Hofes erfolgte. Es gingen an verschiedenen amtlichen Stellen so zahlreiche daß man sich zu einer Aeußerung nach Petersburg entschloß und um Ent Drohbriefe, in denen ein Attentat auf seine Befon angekündigt wurde, ein, Leben des Großfürsten Wladimir für ernstlich bedroht hielt. Der Bar sendung eines anderen Vertreters der Zarenfamilie bat, da man das entsprach dieser Bitte und verfügte, daß Großfürst Michael ben russischen Hof zu vertreten hat."
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Das Berliner Kaufmannsgericht wird noch diese Woche seine Tätigkeit beginnen. Es wird sich zunächst um Vergleichssigungen, das heißt Sigungen ohne Beisiger, handeln, da auch bei den Kaufmannsgerichten, wie beim Gewerbegericht, in allen Streitfällen erst ein Vergleichsverfahren erfolgt, bevor die Sachen der vollbesetzten Kammer zur Entscheidung unterbreitet folgen. Das Berliner Kaufmannsgericht ist bekanntlich in werden. Die ersten Rammersizungen werden dann bald wo sich das Gewerbegericht befindet, und die Räume stehen mit dem städtischen Gebäude in der Zimmerstraße 90 untergebracht, denen des Gewerbegerichts in Verbindung. Für das Kaufmannsgericht sind im dritten Stock des Seitenflügels zwei Ueber Unfälle und Betriebsstörungen im Straßenbahn- Verkehr sehr nette Verhandlungsräume hergerichtet, die durch den hielt der Geh. Baurat Bort, Mitglied der königl. Eisenbahn - Vorderaufgang und den Korridor des Gewerbegerichts zu erdirektion Berlin , einen sehr interessanten Vortrag vor dem Verein reichen sind. Im ersten Stockwerk ist ein kleiner Saal, wohl für Eisenbahnkunde. Um ein Bild von dem gewaltigen Anschwellen gut 150 Personen fassend, geschaffen, der sowohl Zwecken des des Verkehrs in Groß- Berlin zu geben, teilte der Vortragende u. a. Kaufmannsgerichts wie solchen des Gewerbegerichts dienen mit, daß die acht Straßenbahnen der Reichshauptstadt im legten soll. Hier werden unter anderem die EinigungsamtsverhandJahre annähernd 400 Millionen Personen befördert und lungen stattfinden. Zweckentsprechende Nebenräume gestatten damit ungefähr die Leistungsfähigkeit der gesamten übrigen den Parteien, sich zu Zwischenbesprechungen zurückzuziehen. Straßenbahnen im preußischen Staate erreicht haben. Zwölf Elektrizitätswerte versorgen unsere Straßenbahnen mit Strom, Auch Ausschußfizungen werden in dem Saal vor sich gehen. und zuzeiten des höchsten Bedarfs leisten die zugehörigen Und im übrigen soll der Saal allen Beteiligten freiDampfmaschinen zirka girta 30000 ferbeträfte, während gegeben werden zu Vorbesprechungen, die mit den Aufgaben 70.000 P. S. zur Verfügung stehen. Aus der inter des Gewerbegerichts und des Kaufmannseffanten Unfallstatistik der Straßenbahnen sei hervorgehoben, gerichts irgendwie in Busammenhang stehen, sowie zu daß die Zahl der schweren Betriebsunfälle vor zehn Jahren Sitzungen von Körperschaften, welche sich mit der sozialen 0,48, vor fünf Jahren 1,18, und je zwei Jahre später 0,26 bezw. 0,21 Fürsorge usw. beschäftigen. Als gegen Mitternacht die Absperrungen im Lindenbiertel auf- auf eine Million beförderter Personen betrug, beim Uebergange vom gehoben wurden, kam Leben in die bis jetzt in Schach gehaltene Pferde zum elektrischen Betriebe sich also erheblich vermehrte und Ein mutiger Redakteur. Die Staatsb. 8tg." meldet:" Unfer Menge, und die von den Strapazen des Tages ermüdete Schutz- später, nach Einbürgerung des letzteren, wieder bedeutend abnahm. Redakteur E. Kammer, der am 23. April 1904 wegen Be mannschaft rückte in langen Kolonnen in die Reviere ab. Ich wurde Freilich sind im Laufe der letzten Jahre auch die Bremsvorrich- leidigung des Herrn Amtsrichters Dr. Lieber von der vierten Strafim Menschenstrome nach dem Pariser Plaz mitgeschoben. Plötzlich tungen zc. verbessert worden, während mit den verschiedentlich ver- kammer des Landgerichts I ( Vorsitzender Landgerichtsdirektor ich traute faum meinen Augen, sah ich Leute, die die großen fuchten Schutzvorrichtungen ein wesentlicher Erfolg nicht zu erzielen Oppermann) zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde, ist durch Wachsrosen aus den herabhängenden Füllhörnern an den Obelisten war. Ein ähnliches Bild ergibt die Statistit der Zusammen- allerhöchsten Erlaß vom 21. April 1905 begnadigt worden. Die abzureißen begannen. Empört wollte ich Einhalt tun, da gewahrte stöße; diese steigerten sich von 0,09 auf 0,12 und gingen dann, Freiheitsstrafe ist in eine Geldstrafe von 300 M.( im Nichtzahlungsich, daß das Ablösen der Rosen bei der Menge schnell Antlang fand, nachdem die Last fuhrwerte mit Bremsen ausgerüstet werden falle sechs Wochen Festung) umgewandelt worden." denn rechts, links und vor mir, überall standen Frauen, Männer und mußten, auf die Hälfte( 0,06) herab. Gegenwärtig stellt sich die Das Stöckersche ,, Reich" läßt sich jetzt über die von ihm in ber junge Burschen um die Obelisken herum und rissen Rosen heraus. Da weit Gesamtzahl der schweren Verlegungen und Tötungen trot Angelegenheit kleinert verbreiteten unwahrheiten aus. An den und breit fein Schußmann zu sehen war, so wurden die Rosenmarder der großen Verkehrszunahme nicht viel höher, als zur von uns veröffentlichten Zahlen, welche darlegen, daß die Sozialimmer dreister und es begann eine regelrechte Plünderung der Fest- Zeit des Pferdebahnbetriebes. Die jezt im Straßenbahnbetriebe demokratie in jeder Hinsicht anständig an der Witwe Kleinert gedekoration. Halbwüchsige Burschen fletterten auf die Obelisken, selbst vorkommenden Störungen sind zumeist trotz der sorg handelt hat, läßt sich natürlich nicht deuteln und so verlegt das rissen die ganzen Rosenkränze heraus und warfen sie den Unten- fältigsten Unterhaltung auf das Konto der Unterleitungsfromme Blatt sich auf allerhand alberne Mäkeleien, welche bestehenden zu. Die Füllhörner wurden herausgerissen und die Einrichtung zu setzen, deren Beseitigung im Interesse der Betriebs- weisen sollen, daß es möglich gewesen wäre, am Ende noch nobler schweren mit vielen Hunderten von Rosen geschmückten Girlanden führung wünschenswert sei. Es stehe zu hoffen, daß dies Biel durch an der Frau zu handeln. Wir bestreiten das ebensowenig, auf den Bürgersteig geschleudert. Die wenigen Einsichtigen aus dem die geplanten Untertunnelungen unter den Linden " und wie wir bestreiten, daß es im Bereich der Möglichkeit, wenn auch Bublikum waren gegenüber dieser Zerstörungswut machtlos. Ich eilte vor dem Brandenburger Tor in nicht ferner Zukunft erreicht werden nicht in dem der Wahrscheinlichkeit liegt, daß das„ Reich" der Frau mit zwei Herren nach dem Platz vor dem Brandenburger Tor , um würde. Die stetig durchgeführte Revision und Unterhaltung der einige Tausendmarkscheine zur Verfügung stellt und sie dadurch aus einen Schußmann zu suchen. Soweit wir aber auch spähten, nirgends Oberleitung, um Drahtbrüchen zu begegnen, die Sicherheitsbügel aller Not befreit. Wenn das„ Reich" sich dann gleichzeitig Mühe war ein Beamter zu sehen. Einem Herrn gelang es endlich, auf gegen das Herabfallen schadhafter Drähte, die ständigen Wachen auf gibt, die Elementarregeln journalistischen Anstandes zu tapieren, der Wache in der Mittelstraße einen Polizeibeamten zu veranlassen, den Betriebsbahnhöfen zc. verbollständigten die Maßnahmen zur Er wenn es wenigstens nach dem Beispiel der Deutschen Tageszeitung" dem Plündern Einhalt zu tun. Unter Assistenz eines Kollegen ge- höhung der Betriebssicherheit, so daß man alles in allem sagen ohne Umschweife gesteht, daß es unrichtige, die Sozialdemokratie be lang es dem Beamten dann, fünf der Plünderer zu verhaften, fönne Betrieb und Einrichtungen der Berliner Straßenbahnen ge- leidigende Mitteilungen in die Welt gesezt habe, dann wollen wir aber die Hauptanstifter waren mit ihrem Raub längst über alle nügten vollständig den neuesten technischen Fortschritten. Den geuns gelegentlich mit dem Blatt weiter unterhalten. Berge. Ein großer Teil der Postamente war vollständig der Rosen steigerten Verkehrsanforderungen freilich seien die beraubt." Straßenbahnen wegen der sehr bedeutend wachsenden Zunahme des Nicht weniger els großstädtischen Verkehrs auf die Dauer nicht gewachsen; 597 Ohnmachtsfälle Abhülfe würden in Zukunft nur die geplanten Untergrund- und Hochwurden dem Sanitätsdienst gemeldet. An Hißschlägen und Körper- bahnen schaffen können. berlegungen, Gehirnerschütterungen usw. waren insgesamt 26 Fälle Der Stadtverordneten- Ausschuß zur Vorberatung der Magistratszu verzeichnen. Mit den Krantenwagen wurden 15 Personen nach vorlage über die Festsetzung von Banfluchtlinien für eine 18 Meter den Hospitälern und nach den Wohnungen gebracht. Bu einzelnen breite Uferstraße längs des rechten Spree- lfers von der Waisen Beiten waren, insbesondere nach den Ambulanzen im Tiergarten und brücke bis zum Mühlendamın, und den Abschluß von Verträgen mit im alten Akademiegebäude, bis zu 15 Personeit, zumeist Damen und dem preußischen Fistus über die Herstellung dieser Straße und dem Kinder, geschafft worden, so daß Aerate und Samariter nur mit Berkauf des städtischen Grundstücks Mühlendamm Nr. 3 hat am Montag äußerster Anstrengung den Dienst bewältigen fonnten. Namentlich abend unter dem Vorfiz des Stadtverordneten- Vorstehers Dr. Langer im Tiergarten, wo unter den Bäumen eine drückende Wärme brütete, hans seine Beratungen beendet. Stadtbaurat Krause und Magistrats wurden viele Frauen ohnmächtig. In der Unfallstation der dort rat Dr. Franz wohnten der Sizung bei. Es wurde beschlossen, der wird aus der Koloniestr. 27 gemeldet. Dort versuchte in der Nacht befindlichen Polizeiwache wurden 125 ohumächtige Frauen und Stadtverordneten Versammlung die Annahme der Vorlage zu zum Sonntag die 35 Jahre alte aus Gommern im Streise Jerichow I Kinder innerhalb von zwei Stunden behandelt. empfehlen. Die Beschlußfassung über den Zeitpunkt der Herstellung der Uferstraße, Antauf des Inselspeichers, Regulierung der gebürtige Drechslerfrau Elise Bilke geb. Bodemann ihre 1895, 1897 beiden Spree- llfer wird vorbehalten, d. y. sie ist dem Ermessen und 1900 geborenen Kinder Charlotte, Friz und Richard mit Lysol des Magistrats überlassen. Für den Fall also, daß die Anlieger und nervenleibende Frau lebt mit ihrem Mann häufig in Zwist. zu töten, nahm das Gift, dann selbst und starb daran. Die herzdurch neue Ansprüche Schwierigkeiten bereiten, kann das Enteignungs- Nachdem er hierauf ins Wirtshaus gegangen war, gab sie ihren und Beteiligten dem Magistrat durch zu hohe Forderungen oder auch am Sonnabend abend hatte sie wieder Streit mit ihm. verfahren benugt werden, wodurch natürlich die Herstellung der Ufer- tindern Lysol in Kaffee und trant es dann ebenfalls. Charlotte straße noch weit hinaus geschoben und verzögert werden kann. nahm nicht viel, weil ihr der Kaffee nicht schmeckte, erholte fich bald wieder und rief den Vater. Dieser brachte die beiden Kinder nach ber nächsten Unfallstation in der Badstraße und von dort nach dem Lazarus- Krankenhause. Die Frau war tot. Wiederbelebungsversuche des Arztes hatten feinen Erfolg.
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Wieder ein Erpresser. Der stellungslose Diener Karl Feigel aus Böhmen wurde gestern wegen Erpressung verhaftet. Er hatte sich wegen Unterstügung an einen wohlhabenden Berliner Herrn gewandt, welcher ihm wiederholt solche aus Mitleid gewährte. Als der Herr weitere Hülfeleistungen ablehnte und ihm riet, endlich wieder eine Stellung anzunehmen, schrieb Feigel, er würde, falls er nicht Geld erhielte, Enthüllungen" brucken lassen, durch welche der Herr und seine Bekannten bloßgestellt werden würden. Der Erpreßte übergab die Briefe der Striminalpolizei, welche hierauf den Feigel bei der Rückkehr aus der Schweiz , von wo aus er seine Erpressungsversuche unternommen hatte, sofort verhaftete.
Eine Familientragödie
Der Wagen des Kronprinzen überfuhr Sonnabendmittag, als der Kronprinz sich ins Schloß begeben wollte, in der Bellevue straße eine Dame, die über den Straßendamm gehen wollte. Die Dante erlitt leichte Verlegungen. Taschendiebe sind zu den Festlichkeiten wieder aus allen Richtungen nach Berlin gekommen. Einer Anzahl haben die Sonder patrouillen der Kriminalpolizei gleich im Anfang das Handwerk gelegt. Die ersten, die auf frischer Tat erwischt wurden, waren ein Russe und ein Franzose, die sich zur Ausbeutung Schauluſtiger verAuf den Berliner Friedhöfen scheint es allmählich nichts bebunden hatten, ein gewiffer Naphthali, der schon mehrfach bestraft ängstigenderes zu geben als eine Beerdigung. Kirchlicher Uebereifer ist, und ein Mann namens Nacht aus Lyon . Im Tiergarten und ist nicht selten am Wert, in die Feier einer Beisegung derart einUnter den Linden wurden auch sieben Schulknaben beim Taschen zugreifen, daß zu der Trauer sich das Gefühl der Empörung Die Familientragödie in der Koloniestraße hat, wie nachträglich fie das strafmündige Alter von 12 Jahren noch nicht erreicht haben, Friedhofsangestellte die Leichenfeier störten. Am Himmelfahrtstage berichtet wird, ein zweites Opfer gefordert. Von den nach dem Lazarusund wurden ihren Eltern zugeführt. wurde auf dem Friedhofe der Martusgemeinde in Wilhelms- Krankenhause gebrachten beiden Kindern des Drechslers Robert Bilke berg die Frau des Buchdruckers M. zur letzten Ruhe bestattet. Ein ist der ältere Knabe Frig gestern mittag gestorben. Der jüngere Einige bekanntes Beerdigungsinstitut hatte die Erledigung der Formalitäten 2c. Richard befindet sich auf dem Wege der Besserung. Die Schuld an Blütenlesen aus der Presse mögen zum Schluß noch folgen. Sehr sinnig schreibt die Krenz ein Mann etwa 30 Schritt von der Gruft entfernt: Wo ist die 37 Jahre alten Manne zu. Die Leute wohnten feit fünf Jahren in übernommen. Als die Sänger ein Grablied fingen wollten, rief plößlich der Katastrophe schieben alle ausgenossen und Nachbarn dem zeitung": Die jugendliche Herzogin Cäcilie ist ausgestattet mit viel Erlaubnis zum Singen?" Der Witwer in seiner Ergriffenheit der Koloniestr. 27. Erst das letzte Jahr herrschte Unfrieden unter natürlicher Grazie und sieht trotz ihrer hohen schlanken war nicht imstande, auf diese unvermittelte Frage eine Antwort zu ihnen. Die Frau schneiderte bis vor einem Jahre und war durch Figur frisch und gesund aus. Die National- Beitung": Unseres tronprinzlichen Baares erstes geben; der Vorsitzende des Gesangvereins machte dem Mann, der Heberarbeitung nervös und reizbar geworden. Bifte kam oft spät Eheglid wird bekanntlich das Jagdschloß Hubertusstod sehen fich als Friedhofsinspektor erwies, durch Geberden auf das und betrunken nach Hause und tobte dann fürchterlich. Am Sonntag das einfache Haus in dem gewaltigen Waldkompler der Schorfheide, leise: Lassen Sie uns doch singen, wenns nicht anders ist, müssen Um 8 Uhr morgens ging er schon wieder weg in die feiner Wohnung unpassende seines Benehmens aufmerksam und sagte dann morgen kehrte er erst um 4 Uhr heim und machte wieder Lärm. wo der Kaiser alljährlich, wenn die Siriche schreien", einige wir die Strafe zahlen!" Laut rief der Inspektor dann: Wit gegenüberliegende Schanfwirtschaft von Zeidler. Unterbeffen machte Tage in stiller, weidmännischer Zurückgezogenheit zubringt. Geld ist das nicht abgemacht!" Auf die weitere Frage eines eine Frau den Kindern den Vorschlag, sich mit ihnen zusammen zu In der Märk. Volts- 8tg." dichtet ein Kapuzinerpater: Sängers, was denn großes geschehe, wenn man das Lied dennoch vergiften. Sie gab von der Mischung mit Kaffee und Lysol erst Am Herrscherthrone steht des Himmels Wächter singe, erklärte der Beamte: Dann unterbreche ich den Friz, dann Richard und zuletzt Charlotte. Diese trant aber nur Und schart die Völker unter ihren Herrn: Gejang!" Es stellte sich schließlich heraus, daß nicht gesungen wenig, lief dann zu Beidler und holte ihren Bater mit dem Alheil! es rühmen kommende Geschlechter werden durfte, weil fein Past or beim Begräbnis zugegen war. Schreckensruf:„ Mama vergiftet uns, tomm rüber!" Bilte fand Die Hohenzollernburg und ihren Stern. Man kann sich die Empörung vorstellen, von der die Trauer- die beiden Kinder besinnungslos auf dem Stuhl fizzen und seine Frau versammlung ergriffen war. Alle religionsfeindliche Agitation wird tot im Bette liegen.
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Wir hätten den Poeten für den Vorsitzenden eines patriotischen Radfahrer- Verbandes gehalten.
der Kirche nicht soviel schaden, wie dies Gebaren eines ihrer
Beamten. Als die Leidtragenden dann den Friedhof verließen, Durch eine Revolverspielerei ist Sonntagnachmittag in der SaarDieselbe Presse, die in spaltenlangen Artikeln über die Fest wollte es der Zufall, daß ihnen ein anderer Trauerzug mit einem brüderstraße 14 die elfjährige Tochter Elfe des Kaufmanns Abe Islichkeiten und die Hochzeitsgeschente berichtet, jammert Stein und Geistlichen begegnete, in welchem einige den wegen seiner liberalen dorf lebensgefährlich verlegt worden. Das Kind spielte mit einer Bein darüber, daß sie bei Ausübung ihrer Berichterstatterpflicht Anschauung gemaßregelten Bastor Fischer erkannten. Es wurde Schulfreundin auf der Straße, als der in demselben Hauſe wohnende vom Magistrat miserabel behandelt worden sei. Auf den die Frage erörtert, ob der Inspektor im Sinne dieses Herrn ge- 15 jährige Emil Lesnie wig mit einem geladenen Revolver auf Gedanken, aus dieser unwürdigen Behandlung die Konsequenzen handelt habe. das Mädchen anlegte und abdrückte. In die Schläfe getroffen, fant zu ziehen und das Publikum mit der ledernen Festberichterstattung zu berichonen, ist selbstverständlich keine bürgerliche Zeitung gekommen. Für die
Spitel
war es ein besonderes Fest. Die„ Cäcilientage" führen zu einem recht unliebfamen Arbeitseifer namentlich der russischen Spigel. Russische Studenten werden geradezu bon ganzen Rudeln umlagert, die ihnen auf Schritt und Tritt folgen, sie bauernd belästigen und die sie sogar in Droschten begleiten.
In einem anderen Falle, der sich auf dem Himmelfahrts- das Kind lautlos zusammen und mußte in bewußtlofem Zustande Sirchhof in Nieder- Schönhausen ereignete, hatten die roten schleunigst nach der königl. Klinik in der Biegelstraße geschafft werden. Kranzschleifen es dem Inspektor Mentz angetan. Auf Der Attentäter, der Sohn einer Bäckerwitwe, gilt in der ganzen sein Verlangen mußten die Schleifen nicht nur von den Kränzen, Umgebung als ein roher Patron. Als er nach dem verhängnisvollen sondern auch vom Friedhof entfernt werden. Nicht genug damit, Schusse ins Haus flüchtete, rief er einem dort stehenden anderen stellte der Beamte an den alten Vater des Verstorbenen auch noch Mädchen zu:„ Dich erschieße ich noch nicht, denn Dich bie tattlose Frage, ob er die Kranzträger kenne. Dann redete der habe ich ja gern!" Die Polizei nahm ihn alsbald fest und Inspektor davon, daß am Grabe keine Rede gehalten werden dürfe, fand auch den benutten Revolver, den der Bursche auf dem zweiten und nun erst konnte die Bestattung vor sich gehen. Ein Leidtragender Hofe versteckt hatte. In seinen Taschen befanden sich noch zehn rach folgende Worte:„ Ich lege diesen Stranz nieder im Namen des Sugelpatronen. Das getroffene Kind schwebt in größter Lebens Isozialdemokratischen Wahlvereins für den sechsten Berliner Reichstags- I gefahr, da das Geschoß bisher noch nicht entfernt werden konnte.