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Vrozeß in Trier  ! Gerade die königlichen Bergleute am Deister   und die Bergleute der berühmten Firma Siemens in Dresden   mußten, wenn überhaupt, doch sicher angesichts dieser un- geheuerlichen Verhöhnung der Arbeiter zur Vernunft kommen und, bekennen wir es ruhig, wir setzten darauf große Hoff- n u n g e n. Die Bergleute waren bisher die rückständigsten Wähler und sie find es leider geblieben trotz der glänzendsten Wahlparole! Wir wollen an einigen Orten zeigen wie die Bergleute gewählt haben: Soz. Gegner Barsinghausen 323 317 Egestorf... 192 192 tohenbostel.. 43 195 irchdorf. 82 91 Wennigsen 178 198 Osterwald.... 78 140 In diesen Hauptorten, wo uns 9/io der Stimmen zufallen mußten, haben wir von den 2334 Stimmen statt mehr als 2(XX> nur 900 bekommen. Auch andere Orte mit Fabrikbevölkerung haben ent- täuscht in der Stadt Hameln   büßten wir 300 Stimmen ein. Gehen wir nun den Ursachen unserer Niederlage etwas nach, so ist zu konstatieren, daß der Kampf der Gegner gegen uns ungleich heftiger geworden ist durch das Eingreifen deS Reichs- verbandes zur Bekämpfungder Sozialdemokratie. Das heißt nicht heftiger in sachlicher Beziehung, da schneiden die gewerbsmäßigen Verdächtiger der Sozialdemokratie regelmäßig schlecht ab. Man hat nur halbwegs der deutschenSprache mächtige sog.Arbeiter- sekretäre" wochenlang im Kreise herumgeschickt, die in Berlin   gegen die Sozialdemokratie abgerichtet worden sind und außer ihrem Memorierstoff von den politischen Verhältnissen keine blasse Ahnung hatten. Traten ihnen geschulte Redner unserer Partei entgegen, dann kamen sie mit sorgsam zusammengetragenen Zitaten aus allen möglichen und unmöglichen Reden und Büchern und briisteten sich obendrein mit großer Literaturkenntnis innerhalb der Sozialdemo« kratte, die ihnen völlig mangelte. Unaufhaltsam schöpften diese Gegner mit unreinen Gefäßen aus den Dresdener   Wässern, verfälschten dann mit Lüge, Verleumdung, Verdrehung und allem anderen diesen Trank und gössen den so gemischten Unrat gleich kübelweise auf die Arbeiterbevölkerung mit der Er- klärung, das sei das kristallene Wasser des Jungbrunnens l 18 ver- schiedene Sorten Flugblätter, lediglich gegen die Sozialdemokratie gerichtet, hat man verteilt, und mangels von Lokalen war es nicht möglich, alles zu widerlege». Unter solchen Umständen ist uns die Agitation ganz bedeutend erschwert, denn wir wollen einen Ausdruck der hannoverschen Landbevölkerung gebrauchen gegen ein Fuder Mist läßt sich nicht anstinken. Die Verleumdungen gegen die Sozialdemokratie können die Gegner nicht weiter übertreffen. Daß der positive Erfolg für sie trotzdem nur 500 Stimmen bettägt und dieser Erfolg obendrein noch den Welsen zugefallen ist, während Bündler und National- liberale zusammen auf gleicher Höhe blieben, beweist, daß trotz der ungeheueren gegnerischen Krastentfaltung für dienationale" Sache auch nichts erreicht ist. Das alle? kann und darf uns aber nicht darüber hinweg- täuschen. daß wir nichts erreicht haben, und Stillstand ist, namentlich bei unserer Partei Rückgang I Unsere Agitation muß systematisch betrieben werden, aber nicht schematisch. Wir versäumen zu oft die besten Gelegenheiten zur Agitatton, und es würde gar nichts schaden, wenn d i e Genossen, die es so meisterhaft verstehen, durch ihre Bekämpfung der eigenen Partei- genossen den Gegnern Material an die Hand zu geben, einmal selbst in der Kleinagitation nicht durch überlegene Witze, sondern durch überzeugende Beweisführung Parteigenossen werben würden. Daß das letztere viel weniger geschieht als das erstere, ist nun einmal Tatsache und wir muffen diesem Zustande ein gut Teil unseres Mißerfolges zuschreiben. Wo sind denn die Broschüren, mit denen man früher aufs Land hinauszog und Erfolge erntete. geblieben? Uns geht es in der Partei so wie es in der Gewerk- schastsbewegung gegangen ist. Einst waren wir am besten, mustcr- gültig organisiert. Dabei sind wir stehen geblieben. Als in der Gewerkschaftsbewegung die Arbeitgeber uns in der Organisation überflügelten, geschah die Wendung zum bessere», und aus den Niederlagen bei den Nachwahlen ist dieselbe Lehre fiir die Partei zu ziehen. Wir können nur an unserer eigenen Partei ermessen, worum der hoffnungsreichste hannoversche Wahlkreis mit einer solchen Niederlage enttäuschte. Die Parteiorganisation auszu- bauen ist dringend notwendig, aber dazu gehören Leute, die nicht im Nebenamt diese wichtigsten Aufgaben der Partei ausführen. Schulverschlcchterung in Württemberg  . Man schreibt uns aus Stuttgart  : Ohne alles Aufsehen hat sich in den letzten Tagen in Württemberg   ein schulpolitisches Er- eignis vollzogen, daß in seiner Tragweite den vielbesprochenen preußischen Schulkompromitz weit hinter sich läßt. Mit Hülfe der Nattonalliberalen nnd der süddeutschen Volkspartei hat die in Schul  - fragen vollständig unter kirchlichem Einfluß handelnde württem- bergische Regierung die Schulnovelle unverändert unter Dach gebracht, die, wie sich immer deutlicher herausstellt, in jesuitischer Weise die Konfessionsschulen beseitigen hilft. Das Gesetz sollte in der Hauptsache ein Besoldungsgesetz sein und den Lehren: die Erfüllung eines Teiles ihrer berechtigten Wünsche nach besserer Bezahlung bringen; die Frage der Schulaufsicht sowie andere prinzipielle Fragen erklärte die Regierung mit Rücksicht aus die großen Schwierigkeiten zunächst ausscheiden zu müssen. Damit konnte man sich, wie die Dinge nun einmal liegen, zufrieden geben. Aber schon bei der Spezialdebatte über den Artikel 8 des Gesetzes trat hervor, daß es keineswegs so harmlos ist, wie die Regierung es hinstellte. Der volksparteiliche Abgeordnete Betz wandte sich gegen die Fassung dieses Artikels, der SO Familien, die eine direkte Staats- steuer bezahlen, das Recht aus eine konfessionelle Minderheitsschule aus gemeindlichen Mitteln gibt, und beantragte einen Zusatz, der wenigstens msofern einen Ausgleich schafft, als bei Vorhandensein von sechzig konfessionslosen Familien auf Mehrheitsbeschluß derselben eine konfessionslose Minderheitsschule aus Gemeindemitteln er- richtet werden muß. Ferner solle den Eltern in Orten mit Schulen verschiedenen Glaubensbekenntnisses freigestellt werden, ihre Kinder in die eine oder die andere Schule zu schicken. Wie bereits berichtet. fanden diese Anträge nur bei den Sozialdemokraten Unterstützung, während die Fraktionskollcgen des Antrag- stellers im Verein mit den anderen bürgerlichen Ab- geordneten sie niederstimmen halfen. Ja. das volkspartciliche Hauptorgan, derBeobachter", kanzelte Herrn Betz tüchtig ab für I9'venunzweckmäßigen und undurchführbaren" Antrag, der nicht an der Zeit gewesen sei, weil es sich in der RegierungS- Vorlage nur um eine formelle Anpassung an daS seit April dieses Jahres geänderte Steucrrecht handele. Das ist aber mit Nichten der Fall. Nach dem b e st e h e n d e n Recht hatten nur 00 Familien von Grundbesitzern oder Gewerbetreibenden An- spruch auf Errichtung einer konfessionellen Minderheitsschule: da aber die konfessionellen Minderheiten in Württemberg   bei der strengen räumlichen Scheidung zwischen katholischen und protestantischen Landes- teilen in der Regel den besitzlosen Klassen angehören, konnten die klerikalen Katnpfhähne beider Konfessionen in den meisten kleinen Gemeinden die tatsächliche Simultanisierung der Volksschule nicht hindern. Gröber beantragte deshalb bei der vor einigen Jahren angebahnten Versassungsrevision eine Erweiterung des'Recht? der konfessionellen Minderheiten. waS damals mit dazu beitrug, daS Kesormwerk zum Scheitern zu bringen; die Regierung wagte nicht, diese Forderung offen zu vertreten. Mit der von ihr seit Jahren gehandhabten Umgehung des Schulgesetzes durch Subventionierung konfessioneller Privatschulen in Orten, wo die gesetzlichen Voraussetzungen für öffentliche konfessionelle Minderheitsschulen nicht gegeben sind, war der kleri- kalen Herrschsucht nicht Genüge getan. Deshalb wurde nun unter dem Mantelformaler Anpassung" die tatsächliche Aenderung des materiellen Rechts in die Schulnovelle hineingeschmuggelt. Die Folge dieser Gesetzesverschlechterung wird sein, daß in den nächsten Jahren die konfessionellen Zwangschulen wie Pilze aus dem Boden schießen werden. Wenn von 60 berechtigten Eltern die Mehrheit, also nur 31, eine solche Zwangschule verlangt, so müssen die anderen 29 Familien sich dem fügen, ob sie wollen oder nicht. Sie werden gesetzlich gezwungen, ihre Kinder aus gutgeleiteten achtklassigen Schulen herauszunehmen und in einklassige Zwergschulen zu schicken. Vermehrte Aus­gaben bei gleichzeitiger Verschlechterung der Schule sind der Effekt der württcmbergischen Schulnovelle. Die Annahme des unveränderten Artikels 8 bedeutet aber zugleich die g r u n d- sätzliche Anerkennung der kirchlichen Schule und die Verwerfung des Prinzips der konfessionslosen Staatsschule. Für die rückschrittliche Entwickclung der politischen Verhältnisse in Württemberg   ist bezeichnend, daß bei der Beratung des Volksschulgesetzes im Jahre 1830 selbst der Bischof von Rottenburg  und die Prälaten sich dagegen verwahrten, konfessionellen Zwang ausüben zu wollen. Nur vier Abgeordnete stimmten damals dafür, daß Eltern in der Wahl der Schule behindert werden, in die sie ihre Kinder schicken wollen; heute stimmen außer den sechs Sozial- demokraten nur fünf Abgeordnete gegen einen solchen Zwang! Auch in dieser Frage zeigte sich wieder, wie berechtigt die gegen die derzeitige Führung der Volkspartei gerichtete Spitze der sozialdemo- kratischen Ostcrrcsolution war. Der Anhang der Volkspartei im Lande und die volksparteiliche Provinzpresse sind empört über die Hallung der volksparteilichen Generale und ihres Stuttgarter Organs in der Schul- frage. So schreibt der volksparteilicheHohenstaufen":In den Fragen des Militarismus und Imperialismus Konzessionen nach rechts, in Volksbildungsfragen auf der Seite der Ultramon- tanen wer hat den Mut, das Liberalismus zu nennen!" Aber die Herren Haußmann und Konsorten, die die VolkSpartci dirigieren, werden über diese Warnungs- rufe ehrlicher Demokraten ebenso zur Tagesordnung übergehen, wie sie es im Vorjahre gelegentlich der Prorestbcloegung gegen die Erste Kammer geran haben. Genau so wie damals werden im Zentralorgan der Partei die diffentierenden Sttmmen tot­geschwiegen. In dieser unehrlichen und terroristischen Art werden die Meinungsverschiedenheiten im volksparteilichen Lager ausgeglichen! Hueland. Zur Marokko  -�rage. Paris  , 9. Juni. Die dem Ministerpräsidenten R o u v i e r während deS diplomatischen Empfanges durch den deutschen   Ge- schäftsträger Botschafsrat von Flotow überreichte Note ist eine Zirknlarnote, die von der deutschen   Regierung an alle Mächte gerichtet ist. Die Note umfaßt nur etwa zwanzig Zeilen. Die deutsche Regierung erklärt, sie stininie dem Borschlage der marokkanischen Regierung zu, die Reformfrage einer internationalen Konferenz zu unterbreiten. Deutschland   stützt sich dabei auf Artikel 17 der Madrider Konvention, welcher in Marokko   allen Vertrag- schließenden Mächten das MeistbegünstiguugSrecht zusichert. Rouvier beschränkte sich darauf, die Note zur Kenntnis zu nehmen. Man glaubt, daß die Mächte, denen die Note zugestellt worden ist, bis jetzt ihre Antwort noch nicht erteilt haben. » Paris  , 9. Juni. In parlamentarischen Kreisen hält man eS nunmehr für ziemlich sicher, daß Rouvier das Finanz- Ministerium abgeben und sich ausschließlich der Leitung der arlswärrigenAngelegenheiten widmen w e r d e. Als künftiger Finanzminister wird vielfach der gegen- wärttge Kolonialminister Clsmentel genannt, der entweder durch den früheren Kolonialminister Doumergue oder durch den Deputierten Hubert ersetzt werden soll. Von Blättern wird gerüchtweise gemeldet, daß Ministerpräsident Rouvier beabsichtige, den französischen   Gesandten in Marokko  T a i l l a n d i e r wegen des Mißerfolges seiner Sendung ab- zuberufen und an seiner Stelle de» früheren Generalgouverneur von Algerien Revoil ziz ernennen, welcher den Gesandtenposten in Tanger   bereits vor mehreren Jahren innehatte. Frankreich  . VomAnarchismus" der Streikbrecher. Die nationale Ver- einigung derGelben"(daS sind nach demWolffschen Tele- araphen-Bureau" die Arbeiter, welche für persönliche Freiheit bezüglich der Arbeit sind, während es sich in Wirklichkeit um die vom Unternehmertum und der Reaktion gegründeten Streikbrecher- organisationen handelt) hat an den Minister des Innern ein Schreiben gerichtet, in welchem sie gegen die Hinderniffe protestieren, welche der Freiheit bei der Arbeit durch die Gewalttätigkeit der den roten Syndikaten angehörenden Arbeiter in den Weg gelegt werden. tDie roten Syndikate zwingen ihren Anhängern ihre Entscheidung in be- zug auf Ausstände auf", erläutert Wolffs Bureau höchst naiv). Sie erklärt, sie habe 400 000 Mitglieder, die in allen Fällen gerecht- ferttgter Notwehr von den Waffen Gebrauch machen würden. Das Protestschreiben weist besonders auf die Anariffe hin, unter denen die Gelben bei den Zusammenkünften der gelben Syndikate in Nantes  und Havre   zu leiden hatten. ES ist nett, daß das offiziöse deutsche Telegraphen- Bureau für eine Streikbrecherorganisation Sympathien äußert, die offen droht, daß sie unter der Freiheit der Arbeit die Freiheit des Schießens auf ausständige Arbeiter versteht, die ihre Brüder nicht ver- raten. Belgien  . Militärjustiz. Der Militarismus zeigt überall dieselben Blüten: Kadavergehorsam, Mißhandlung der Untergebenen, strengste Be- strafung der geringsten Vergehen der Mannschaften und äußerste Milde bei Beurteilung der oft scheußlichen Mißhandlungen, die sich Vorgesetzte zuschulden kommen lassen. So hatte kürzlich das Kriegs- gericht von Brabant über zwei Fälle zu entfcheideu. Der 22jährige Soldat Bouchar, der schon mit ftinf Monaten vorbesttaft ist, war angeklagt, einem Unteroffizier mit den: Stocke einen leichten Schlag versetzt zu haben. DaS Gericht zweifelte an seiner Zurechnungs- fähigkeit und überwies ihn zur Beobachtung dem Milttär-Lazarett. Die Militärärzte erklärten ihn aber für vollkommen gesund und Bouchar wurde, obwohl die Verletzung des Unteroffiziers vom Gerichtshöfe selbst als eine leichte anerkannt wurde, zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Dasselbe Gericht erkannte gegen einen Sergeanten, der einen Soldaten, ohne hierzu provoziert gewesen zu sein, dermaßen an der Hand verletzt hatte, daß dieser lange dienst- unfähig blieb, auf eine Geldstrafe von 20 Frank. Der Protest der Semftwos. Der von Trepowverbotene" Moskauer   Kongreß der Semstwos und Stadträte hat eine Adresse an den Zaren ge- richtet, so schroff und schneidend, daß man davon reden kann, wie selbst in diese aus Konservativen und Liberalen bestehenden Körperschaften die Sprache der Revolution eingedrungen ist. Die Adresse lautet: In Anbetracht unseres großen Unglücks und der große» Gefahr, in der Rußland   und Ihr eigener Thron schweben, habe» wir uns, unter Beiseitesetzung aller uns trennenden Meinung«» Verschiedenheiten und einzig und allein geleitet von heißer Lieb« zu unserem Vaterlande, entschloffen, uns direkt an Sie zu wenden. Majestät I Rußland   ist durch die verbrecherischen Fehler und die Nachlässigkeit Ihrer Ratgeber in einen unheilvollen Krieg getrieben worden. Unserer Armee ist es nicht gelungen, den Feind zu besiegen, unsere Flotte ist vernichtet, und drohender als die Gefahren von außen beginnt der Bürgerkrieg. Mit Ihrem ganzen Volke haben Sie alle Fehler der unwiffcuden und gefahrbringenden bureaukratischen Organisationen gesehen und beschlossen, diese Organisation zu ändern, und eine Reihe von Maßregeln vorgeschrieben, die eine Reorganisation be- zwecken. Diese Vorschriften sind entstellt worden und auf keinem Gebiete zu der gewollten Ausführung gelangt. Unter- drllckung der Person und der Gesellschaft, Unterdrückung des Wortes und Willkürlichkeiten aller Art nehmen zu. anstatt daß, wie von Ihnen vorgeschrieben, der Zustand des verstärkten Schutzes aufgehoben und die Willkür der Verwaltung beschränkt wird. Die Gewalt der Polizei wird ver- stärkt nnd die Polizei erhält unbeschränkte Vollmachten. Man ver- sperrt Ihren Untertanen den von Ihnen zu dem Zwecke geöffneten Weg. daß die Wahrheit zu Ihnen gelangen könne. Sie haben sich entschlossen, Vertreter des Volkes zusammenzurufen, um gemeinsam mit ihnen eine Reorganisation unseres Landes durchzuführen, aber Ihrem Worte ist bisher die Ausführung nicht gefolgt, trotz der drohenden Größe der Ereignisse, die sich abgespielt haben. Die Gesellschaft wird beunruhigt durch Projekte, welche eine Klasscnkonscrenz an die Stelle einer nationalen Vertretung setzen, welche die bureaukratische Organisation beseitigen soll. Majestät I Befehlen Sie unverzüglich, und ehe eS zu spät wird für das Heil Rußlands  , daß zur Festigung der Ruhe und des Friedens im Innern von allen Ihren Untertanen ohne Unterschied und mit gleichem Recht zu wählende Vertreter des Volles einberufen werden, die im Einvernehmen mit Ihnen die Lebensfrage entscheiden, ob Krieg oder Frieden, die über die Friedensbedingungen entscheiden. oder den Frieden ablehnen und damit den gegenwärtigen Krieg in einen nationalen Krieg umwandeln, und die allen Völkern ein Rußland zeigen, das aufgehört hat, von inneren Kämpfen zerrissen und erschöpft zu sein, das im Gegenteil, geheilt und mächttg in seiner Wiedergeburt, um eine einzige nationale Fahne geschart ist, und die im Einvernehmen mit Ihnen eine neue Organisatton des Staates herbeiführen. Majestät! In Ihren Händen liegen die Ehre und die Macht Rußlands   und sein innerer Friede, von dem der äußere Friede abhängt. In Ihren Händen liegt das Reich, das Sie von Ihren Vorfahren ererbt haben. Zögern Sie nicht, Majestät, denn groß ist in dieser Stunde furchtbarer nationaler Prüfung Ihre Verantwortung vor Gott   und vor Rußland  . Auf diese Forderungen antwortet der Zarismus vorläufig mit nebelhaftenBeratungen".: So wird ans Petersbura offiziell telearavkiiert: Die gestern stattgeh Gte erste Sitzung des Ministerrats zur Beratung der Einbe.ufung einer Votlsvertretirng wurde mit einer Rede des Vorsitzenden eröffnet, in welcher derselbe, wie Ruß  " erfährt, darauf hinwies, daß die schwierige Aufgabe noch durch die Notwendigkeit lompliziert sei, die Frage gemäß dem Willen des Kaisers und der gegenwärtigen Sachlage möglichst schnell zu entscheiden. Die dem P-ojekte Bulhgins zugrunde liegenden Prinzipien sowie andere Einzelheiten und der Vor- schlag, eine beständige Gosudar Awennaja Duma aus beti ge­wählten Volksvertretern zu bilden, wurden als geeignet anerkannt, die Bedürfnisse zu befriedigen. Die Artikel, welche die Wahlen betreffen, die mit Hülfe der bestehenden SelbstverwaltungS- und der kommunalen Institutionen vorzunehmen find, wurden beraten und mit einigen redaktionellen Acnderungen angenommen. Das ist weniger als nichts. * Neue Judenhesien., Minsk  , 9. Jurn.(Offizielle Meldung.) Gestern abend durch» schwirrten Gerüchte von Unruhen die Stadt. Sofort wurden die Läden und die Haustüren geschlossen. Wie sich ergab, hatten Mann- schaften der 40. Division Fenster eingeworfen und Israeliten miß- handelt, weil ein Israelit einem Soldaten einen Geldbeutel ge- stöhlen hatte.(??) Die angesammelten Israeliten gaben einige Revolverschüsse auf die Soldaten ab, die sich dann nach dem Kathedralplatz begaben, wo Soldaten der 55. Brigade sich ihnen an- schlössen. In die anliegenden Häuser flogen nun Steine. Die Polizei erwiderte(?) die Schüsse der Israeliten, wobei viele ver» wundet und einer getötet wurde. Kosaken und Dragoner   zerstreuten alsdann die Menge. Einige Schutzleute wurden verwundet, mehrere Soldaten verhaftet. Patrouillen durchziehen die Straßen. Der Krieg. Tokio  , 9. Juni. Amtlich wird gemeldet: Nachdem die Japaner am Morgen des 7. Juni den aus mehr als einer Kompagnie In- fanterie bestehenden Feind aus seiner Stellimg auf den Hügeln nördlich von Lianschuichnan Vertrieben hatten, besetzten sie eine An- höhe östlich von dem vier Meilen nordöstlich von Chengchengtsu ge« legenen Ort Chapengan. An demselben Tage wiesen die Japaner russische   Angriffe auf Soupangtai nördlich von Changw sowie auch Taotun und Schistiuti zurück. Die russischen   Schiffe vor Manila  . Der Gouverneur der Philippinen   machte dem Kriegssekretär Tost in Washington   telegraphisch   davon Mitteilung, daß die russischen  Schiffe der Aufforderung, den Hafen innerhalb 24 Stunden zu ver- lassen, nicht Folge geleistet hätten und daß sie infolgedessen der Bewachung deS Admirals Train unterstellt worden seien. Dieser habe die erforderlichen Schritte getan, um die Schiffe zu internieren; dieselben befinden sich gegenwärtig hinter dem Wellenbrecher im Bereich der Geschütze der amerikanischen  KriegsschiffeOhio  " undMonadnock". Admiral Train werde die Maschinen der russischen Schiffe gebrauchsunfähig machen und von den Geschützen die Verschlußstiicke entfernen lassen. Offiziere und Mannschaften sind gegen ehrenwortliche Zusage, nicht mehr am Kriege teilzunehmen, freigelassen worden. Nach dem Willen des Höchsten". Petersburg, 9. Jmn.(Meldung derPetersburger Telegraphen- Agentur".) Kaiser Nikolaus telegraphierte an Admiral RoschdjestwenSky: Von Herzen danke ich Ihnen und allen den Offizieren deS Geschwaders, welche im Kampfe ihre Pflicht ehrenvoll erfüllten, für Ihre Aufopferung in Rußlands   und meinem Dienste. Nach dem Willen deS Höchsten war eS Ihnen nicht be- schieden, daß Ihre Heldentat durch Erfolg gekrönt wurde, aber auf Ihren unbegrenzten Heldenmut wird das Baterland immer stolz sein. Ich wünsche Ihnen baldige Genesung, auch daß Gott   Sie alle tröste. Znr FriedcnSfrage. Washington  , 9. Juni.  (Meldung dcSReuterschen VureauS".) Den: Vernehmen nach hat keiner der Besuche, die dem Präsidenten Roosevelt   von hiesigen Diplomaten abgestattet worden sind, besondere Bedeutiing gehabt, mit Ausnahme deS Besuches des japanischen Gesandten Takahira, bei dem zweifellos von der AudienzMitteilung