Einzelbild herunterladen
 

Beinahe der Glaube auf. Ein Beispiel möge genügen: Die Bolts­vertretung darf das Budget diskutieren, aber ihre Beschlüsse haben feine Wirkung auf das Budget des betreffenden Jahres, sie sind nur bei der Zusammensetzung des Budgets des folgenden Jahres in Be­tracht zu nehmen. Ferner unterliegt der Minimumetat der Kriegs- und Marineminifterien feiner Veränderung durch die Kritik der Bolksvertretung. Hier erkennen selbst die Gemäßigsten an, daß solches Parlament" ganz unmöglich sei. Und eben jekt, wo man von Tag zu Tag die Hoffnung auf fried­lichen Ausweg mehr und mehr verliert, tommen Nachrichten von der Bewegung in Lodz  , welche vielleicht ganz Polen   in Flammen sehen wird. Dabei denkt man auch an den förmlichen Krieg, der jetzt in einigen Teilen des Kaukasus herrscht.

"

In Petersburg   wird ein Berufsbund der Arbeiter gebildet. Die Propaganda unter den Soldaten hat jetzt Erfolg. Unter den Offizieren sowohl als unter den Soldaten im Lager zu Krasnojeselo ist die revolutionäre Stimmung sehr start. Man spricht auch von einer Ver­schwörung der Offiziere gegen die Großfürsten.

Politische Uebersicht.

Berlin  , den 24. Juni.

Volfesrecht.

-O

In der Debatte sagte Prinz Löwenstein ein inter­nationaler Herrenhäusler, der zugleich den Ersten Kammern in Oesterreich   und einigen süddeutschen Staaten angehört, ausschlag­gebend für die Erste Kammer bei ihrer Stellungnahme zur Wahl­rechtsreform, sei weder der Wille der Regierung, no ch der Wille der Zweiten Kammer oder des Volkes, sondern lediglich ihre verfassungsmäßige Pflicht als Herren". Diese Pflicht faßt der Prinz so auf, unter allen Umständen die Privilegien der Ersten Kammer zu erweitern.

Herrenrecht vor Boltesrecht. In dem am dichtesten bevölkerten südlichen Teile Kölns   war aus Ueber das erneute Scheitern der Waylreform in geringfügiger Ursache ein Auflauf entstanden, den sich die halb Hessen   wird uns berichtet: wüchsige Jugend dadurch zu nutze machte, daß sie durch Johlen und Die Kammer der hessischen Herren hat am Mittwoch die hessische Pfeifen die Polizei zu foppen ſuchte. Als die Polizei gewaltsam Wahlrechtsreform stranguliert. Ein stimmig haben die hohen einschritt, wurden die Massen immer größer und infolge des un und erlauchten" Herren dem im Borwirts" schon besprochenen entsetzlichen Szenen. Die Polizei suchte, was unmöglich war, die geschickten Vorgehens der Beamten immer erregter. Es kam zu Initiativantrag auf Erweiterung des Budgetrechtes der wie eine eherne Mauer dastehende enggepreßte Menschenmenge Ersten Kammer zugestimmt, um dadurch die Wirkung des direk zurückzutreiben, und als das sich selbstverständlich als unmöglich ten Wahlrechtes, welches vielleicht unheilvoll für die Gesamt- erwies, da ja die Dahinterstehenden nicht wichen, hieb man auf heit werden würde", zu kompensieren. Die Herren" wollen dem die Vornestehenden, durchweg Neugierige, mit dem blanken Säbel Volte das direkte Wahlrecht gemildert" durch die Vermehrung ein. Dadurch gerieten die aus den Fenstern dem polizeilichen Treiben ihrer Standesvorrechte gewähren. Herrenrecht geht ihnen vor zu vielen Hunderten zuschauenden Anwohner immer mehr in Er­bitterung, bis man aus den Häusern heraus schließlich die Polizei mit Flaschen, Steinen, Briketts, Kohlen, Blumentöpfen, Mülleimern und allen möglichen Gegenständen bombardierte. Man alarmierte strahl aus den Straßen und den Fenstern vertrieb. Diese Vor­die Feuerwehr, die die Menschenmenge durch den gewaltigen Wasser­gänge wiederholten sich von Montag bis Donnerstag jeden Abend. Wäre die Polizei von Anfang an im Hintergrunde geblieben, so wäre der ganze Tumult nicht entstanden, und hätte sich nicht, was angesichts der 10 000köpfigen und immer noch wachsenden Masse das einzig Richtige und Kluge gewesen wäre, zurückgezogen, so wäre die Geschichte in ein oder zwei Stunden, sicher aber in einem Abend erledigt gewesen. So aber hat es ungezählte Mißhandlungen viele Jahre an Gefängnisstrafen absehen, einzig deshalb, weil die und zum Teil schwere Verwundungen gegeben und es wird noch Polizei auf die kindischen Kundgebungen meist unerwachsener Elemente eingegangen ist. Unglaublich wenig Geschick und Ueber­legung hat die Kölner   Polizei einschließlich der höheren Beamten in der Behandlung einer großen Menschenmasse gezeigt. Kein Mensch wird das Vorgehen des Mob billigen, der die äußerliche Ver­anlaffung des Tumults war. Aber es ist doch der nämliche Mob, der zu anderen Zeiten bei militärischen und patriotischen Unter­nehmungen die erwünschte hurraschreiende Staffage bildet, der nämliche Mob, den Staat und Gesellschaft sich durch ihre Schulen, ihre systematische und subventionierte Gehirnverkleisterung, durch ihre Hinderung alles ernsten und wahrhaft erziehlichen Strebens, ihre Unterdrüdung politischer und gewerkschaftlicher Aufklärung herangezogen haben.

"

"

Der Schwager des roten" Großherzogs, des Fürsten   zu Die auswärtige Spannung. Solms- Hohensolms Lich Durchlaucht", beteuerte, daß Es ist noch nicht bekannt, ob die Berliner   Regierung in es dem Wahlrechtsausschuß der Ersten Kammer ungemein schwer der ausführlichen Note des französischen   Ministerpräsidenten gefallen sei, dem direkten Wahlrecht zuzustimmen und daß dies eine geeignete Grundlage zu endlicher Beseitigung des Streit nur geschehen sei, vorbehaltlich größerer Sicherung gegen radi­falles erblickt. Die Note soll die Frage, ob Frankreich   an talere" Gestaltung der Zweiten Kammer durch Machterweiterung einer internationalen Konferenz über die marottanischen An- des Herrenhauses. Se. Durchlaucht macht der Regierung seines gelegenheiten teilnehmen will, weder bejahen noch verneinen, Schwagers nochmals den Vorwurf, daß. sie leichtfertig ge­bielmehr eine Verständigung mit der deutschen   Regierung über handelt habe, indem sie das direkte Wahlrecht vorschlage. Die speziellen Gegenstände der Konferenz herbeiführen wolle. Der nationalliberale Freiherr v. Hey I warf die heuch­Rouvier stellt sich, wie es scheint, auf den Stand- lerische" liberale" Maste vollends ab und bekannte offen: daß punkt, daß ein Staat nicht die Teilnahme an einer es ein Glück ist, wenn das Gesez jest nicht zu Konferenz annehmen könne, ehe er nicht deren Pro- stande kommt". Sehl operierte dann in nicht mißzuverstehender " Hehl gramm genau kennen gelernt hat. In Berlin   wiederum Weise mit der Begründung des Hamburger Wahlrechts scheint man anzunehmen, daß eine ausführliche Erörterung Attentats. Für das das gerechteste Wahlsystem erklärt der Am Donnerstag und Freitag ist die Redaktion unseres Kölner  der einzelnen Programmpunkte den wesentlichen Inhalt der Wormser Lederbaron die Proportionalwahl, jedenfalls deshalb, Parteiblattes nicht leer geworden. Immer wieder famen Leute, Konferenz vorausnehmen würde und daß Frankreich   zunächst weil er bestimmt weiß, daß die Regierung derselben die ohne den geringsten Anlaß von der Polizei in tatsächlich an grundsätzlich dem Zusammentreten der Konferenz zustimmen soll. doch nicht zustimmt. Im übrigen sette Heyl einen Antrag Rußland gemahnender Weise mißhandelt worden waren. Es waren Bei diesem schleppenden Gang der Verhandlungen ist die durch auf Beseitigung der Stich wah I und deren Ersatz durch deute aus allen Gesellschaftsklassen und Altersstufen, durchweg be­Möglichkeit und Gefahr vorhanden, daß immer wieder Zwischen- einen neuen, zweiten, nicht auf die beiden Höchstbestimmten besonnene, zum Teil gebildete und wohlhabende Personen, die in ihrer fälle eintreten, welche störend wirken, und Anlaß zu neuen schränkten Wahlgang, bei dem die einfache Majorität entscheidet. Empörung den Weg zur sozialdemokratischen Presse gefunden hatten. Beunruhigungen geben. Wer aus einem Hause nichtsahnend heraustrat, wer zur Nachtschicht Der Staatsminister Rothe warnte vor Annahme des Initiativ- ging, oder von der Ueberarbeit heimkehrte, wer auf die Straßenbahn Tatsächlich war in Paris Freitag die ruhigere Auffassung antrages auf Kompetenzerweiterung der Ersten Kammer, weil das wartete, wer einen Brief in den Postkasten trug, wer friedlich seines wieder umgeschlagen und die schwärzesten Mutmaßungen tauchten eine Verfassungsänderung sei, und verteidigte das direkte Wahlrecht. Weges zog dem konnte es passieren, auch wenn die Straße auf. Man traut in Paris   dem Frieden nicht. Man vermutet Mit dieser Stellungnahme des hessischen Herrenhauses darf fast leer war, daß er von er von Schuhleuten angegangen, zum stets von neuem, daß die deutsche   Diplomatie nicht nur in die Wahlrechtsreform in Hessen  , die schon drei Landtage be- Weglaufen aufgefordert, und, aufgefordert, und, ohne daß man ihm Beit der Marokkofrage Frankreich   Schritt um Schritt zurückdrängen schäftigte, wiederum als gescheitert zu betrachten sein, da die zweite dazu ließ, sofort mit Säbeln gehauen wurde. Ms sich und demütigen will, sondern noch darüber hinaus die für Kammer voraussichtlich einstimmig die Zumutung der Ersten gehaltene Boltsversammlung auf die Straße entleerte, wurden die eine mindestens fünf Minuten vom Kriegsschauplah entfernt ab­Frankreich durch Rußlands   Zusammenbruch ungünstiger ge- Kammer ablehnen wird. Die Wahlen im Herbst werden wordene Situation auszunügen, insbesondere Frankreich   von also unter dem alten indirekten Wahlsystem stattfinden. Es scheiden fallen und mißhandelt. Allenthalben stürmten Schuhleute mit ahnungslosen Leute ohne weiteres von einer Polizeipatrouille ange= seinen Beziehungen zu England loszulösen bemüht ist. 25 Abgeordnete( die Hälfte des Landtages) aus; hiervon sind zwei heruntergezogener Schuppenkette den Säbel schwingend drauf los, Wie start diese Stimmungen in Paris   sind, zeigt eine Sozialdemokraten, acht Nationalliberale, acht Bauernbündler, fünf als gelte es, Hereros oder Chinesen niederzumachen. Frauen, Mitteilung des Pariser   Korrespondenten des" B. T.": Ultramontane  , ein Freisinniger und ein Fraktionslofer. Greise, Schulkinder, auch ein ordengeschmückter Invalide und Leute, Zwanzigmal habe ich gestern die Worte gehört: Weil Frank­die wegen eines Gebrechens nicht laufen konnten, wurden nicht reich in seiner Friedensliebe Delcaffé geopfert habe, glaube geschont. Radfahrer wurden von Schuhleuten umgeritten, und man die deutsche Regierung alles erreichen zu fehbar. Die Kölner   Polizei hat die gebieterische Notwendigkeit einer zertrümmerte ihnen die Räder. Die Polizeitaten sind unüber­gründlichen Umgestaltung des Polizeiwesens bewiesen.

tönnen."

In der Aurore" schreibt Clémenceau  : " Man sagt uns, daß Deutschlands   Führerschaft unsere Er­niedrigung braucht, und daß die Zeit gekommen ist, uns darein­zufinden. Das ist aber ein Opfer, das keine französische   Ne­gierung zugestehen kann. Die Frage möge flar gestellt werden: Handelt es sich um Marokko  ? Dann kann man von uns jedes vernünftige Bugeständnis verlangen und ohne Schwierigkeiten erhalten. Handelt es fich um unsere Aktionsfreiheit in Europa  , um unsere Unabhängigkeit in der Wahl unserer Freunde? Dann paßt unser Hals nicht zum Joch, und entweder das Joch oder der Hals muß gebrochen werden. Wir wollen beharrlich den Frieden mit Deutschland  , wir fordern es nicht nur nicht heraus, wir sind sogar entschlossen, gegen jede Herausforderung taub zu bleiben. Darum hoffen wir, daß die Vernunft zu ihrem Recht kommen und der Friede durch unsere feste Haltung und unseren glühenden Wunsch, bis zur Grenze der Möglichkeit einer Verständigung zu gehen, erhalten bleiben wird. Man müßte uns dann den Krieg mit der Begründung erklären, daß wir uns weigern, ihn zu beginnen. Das Schwert ist nicht alles. Es gibt in Europa   ein Gewissen, gegen das selbst der Generalstab Moltkes nichts ausrichten kann.

Ein Bischof auf Zeitungsagitation.

Geistlicher, per trit furge Zeit mit dem Krummstab die Schar der Der Bischof Dr. Kirstein von Mainz  , ein noch junger erst Gläubigen hütet, hat vor kurzem anläßlich der Firmung in Brebenheim bei Mainz   den heiligen Krieg in der Familie ge­predigt. Der hochwürdige Herr führte aus:

Liebe Frauen und Mütter! Wenn Ihr für Euren Bischof wirklich etwas übrig habt, so seht, wenn Ihr jetzt nach Hause fommt, nach, welche 3eitung Ihr haltet. Ist es keine christliche, so verlangt ganz energisch von Eurem Mann, daß Ihr eine solche Zeitung von nun an nicht mehr in Eurem Hause duldet, felbst dann nicht, wenn auch Eure Männer den größten Spektakel machen. Sagt zu ihnen, eine solche Zei­tung könnt Ihr lesen, wo Ihr wollt, nur nicht in meinem Hause, denn wenn auch der Mann ein oder mehrere Male Spektakel macht, er gibt schließlich, um Frieden im Hause zu haben, doch nach und bestellt eine andere christliche Zeitung. Wenn Ihr be= denft, welches Gift in solchen Zeitungen enthalten ist, so muß Euch das Herz bluten, und wenn man erst die armen, ach die armen Kinder sieht, die solche Zeitungen verbreiten müssen, so muß es Euch furchtbar wehe werden um's Herz und deshalb sage ich: Hinaus mit einer solchen Zeitung aus Eurem Hause, nur hinaus, hinaus!"

Die bischöfliche Agitationsrede hat nun nicht bewirkt, daß es Spektakel" in den Familien gegeben hat. Unsere Genossen in nicht den Frieden in den Familien störte. Der Abonnentenstand Brezenheim haben dafür gesorgt, daß das Gift" der Bischofsrede unseres Parteiorgans in Breßenheim, der Mainzer Boltszeitung", der sich zu dem des ultramontanen Organs etwa wie 207 au 80 verhielt, hat sich durch diese Rede um ein erkleckliches gehoben. möchte doch der Bischof recht oft den Spektakel" in der Familie

-

führte unser Genosse. Redakteur Weißmann, so berichtet man uns Ein Skandalprozeß. Einen Kampf um den Wahrheitsbeweis unterm 23. Juni aus Halle, in einem Beleidigungsprozeß, den der frühere Kreisvorsitzende des Bundes der Landwirte, Gutsbesizer Rudolf Burckhardt von Kröllwitz   bei Korbetha  , gegen

das

worden war

-

Artikeln geschrieben worden, der wohlhabende Gutsbesitzer von Boltsblatt" anhängig gemacht hatte. Es war in zivei seiner erwachsenen Kinder, des Ortspfarrers Reinstein und zum etwa 240 Morgen Land lebe zum Kummer seiner Frau, großen Mergernis der Dorfbewohner mit seiner 24 jährigen Dienst­Starke in Konkubinat.  magd Klara Das bedauernswerte unter Mädchen stand derartig Dorfpafchas, daß es die guten Lehren der Eltern mißachtete, dem Banne des agrarischen und dem Verführer auf Reisen nach auswärts" stets Folge Burckhardt noch die Dreiftigkeit nachdem der Gendarm verfekt" Teistete. Ats der Ortsgendarm Ermittelungen anstellte, besaß ชิน erklären, seiner Macht habe man es" zu verdanken", daß der Gendarm von Kröllwiß im Gerichtssaale los, die behördlichen Organe funktionieren nicht weggefommen ist. Der Ortspfarrer donnerte eines Tages Und Jaurès   sagt in der Humanité": " Was will man? Unser Land wünscht leidenschaftlich den Treiben erschüttert 2c." Gegen den Pfarrer fam ein Untersuchungs­gegen Burckhardt, das religiöse Gefühl werde durch Burchardts Frieden. Es will ihn, weil es durch traurige Prüfungen und eine verfahren; der mächtige Agrarier fühlte sich immun" und ein Ber­lange demokratische Arbeit von den Jllufionen und Fanfaronnaden fahren wegen Verführung des Mädchens wurde eingestellt. geheilt ist. Es weiß, daß die deutsche Militärmacht furchtbar ist. fahren wegen Verführung des Mädchens wurde eingestellt. Gs würde einen Konflikt nicht leichten Herzens annehmen. Aber kamen zunächst die üblichen Berichtigungen alles ist unwahr", und Nachdem die Geschichte im Voltsblatt" aufgerollt worden war, diese Klugheit bedeutet nicht Furcht. Wenn Frankreich   das Biel predigen. eines schändlichen und ungerechtfertigten Angriffes würde, so dabei bezeichnete man den Burckhardt auf der offenen Straße, dies würde es sich mit allen seinen Lebensträften gegen ein solches Die Poker- Geschichte wird in allernächster Zeit abermals den stellte in dem heutigen Straffammerprozeß Weißmanns Verteidiger, Attentat erheben." Es ist undenkbar, daß diese und zahlreiche ähnliche Aeuße- wie bei den Verhandlungen des letzten Biermannprozeſſes der Zeuge handlung fam, war die Hauptzeugin Klara Starke verschwunden. Hintergrund für einen großen Prozeß abgeben. Man erinnert sich, Rechtsanwalt Herzfeld, fest, als Gemeindebulle". Als der Prozeß vor dem Schöffengericht in Merseburg   zur Ver­rungen hervorragender französischer   Politiker ohne zureichenden Kellner Meyer, welcher über die außeramtliche Tätigkeit Ruhstrats handlung kam, war die Hauptzeugin Klara Starke verschwunden. Anlaß gemacht werden. Die Berliner   Offiziösen freilich und im Oldenburger   Kasino für den Minister ungünstige Aussagen Burckhardt bestritt mit aller Entschiedenheit, mit dem Mädchen Che­bruch getrieben zu haben, und dabei befand sich das Mädchen in die ihnen in auswärtigen Fragen gänzlich dienstbeflissene gemacht hatte, wegen Meineidsverdachts in Untersuchungshaft ab- bruch getrieben zu haben, und dabei befand sich das Mädchen in liberale Bresse versichern andauernd, daß die Regierung des geführt wurde. Nunmehr ist gegen Kellner Meyer Termin zum 11. Juli einer Charlottenburger   Anstalt und fah zurzeit seiner Entbindung Fürsten Bülow feinerlei Hintergedanken habe. vor dem Schwurgericht Bückeburg   anberaumt. Es sind neunzig entgegen. Erst die Redakteure des Volksblattes mußten zur Füh Zeugen und 34 Sachverständige geladen. Die Verhandlungen sollen rung des Wahrheitsbeweises ermitteln, daß das Mädchen aufgeheimem Als Vater ihres 3 bis 4 Wochen dauern. Unter den Zeugen befinden sich Vertreter Wege" nach Charlottenburg   geschafft worden war. sämtlicher Zivil- und Justizbehörden des oldenburgischen Staates. Diese Sache harret noch der Aufklärung durch ein Verfahren. Als das Kindes soll die Unglückliche einen Eisenbahner angegeben haben. den Oberstaatsanwalt Dr. Jfenbiel in den Lehrkursen für Ge- fchienen war, stellte es zunächst schlankweg in Abrede, mit dem Die Zwischenanstalten. Bei der Wiedergabe eines Vortrages, Mädchen dann zu einem späteren Termin zur Verhandlung er­fängniswesen gehalten, hieß es in den Zeitungsberichten, Dr. J. Agrarier intim verkehrt zu haben. Schließlich verweigerte die habe gesagt: Dem verdächtigen Kranten könne sicherlich in den Beugen, um sich nicht des Ehebruchs zu beschuldigen, die Aussage, geplanten 3 is chenanstalten" eine bessere Behandlung nicht und Burchardt gab dann zu, sich nur einmal, und zwar in der zuteil werden, wie in den Gefängnissen. Hierzu wird uns von sach Bestürzung" an dem Mädchen vergangen zu haben. verständiger Seite geschrieben, daß dies ja auch gar nicht der Zweck Aeußerst unangenehm war es, daß der Prozeß immer hinter der Zwischenanstalten sei. Der springende Punkt sei vielmehr der, verschlossenen Türen geführt wurde, und öffentlich nicht daß die letzteren nicht ins Gefängnis gehören. In ein genügend Klarheit geschafft werden konnte. Bergaß doch der Gefängnis gehören nur geistig Gesunde, nicht aber geistig Stranke. Amtsgerichtsrat Es sei in diesem Zusammenhang mitgeteilt, was, nach Diese letteren in Irrenanstalten   unterzubringen, sei nicht immer Schöffengericht bei der Urteiltsverkündigung die Deffentlichkeit her­von Barce fogar, vor dem Merseburger einer Pariser   Depesche der Voss. 8tg.", unser Parteigenosse möglich; zum Teil fehlen in Jrrenanstalten die nötigen Sicherheitsstellen zu Bebel auf die Umfrage laffen. Erst das der Halbmonatsschrift Vie maßregeln, um Verbrecher festzuhalten, zum Teil auch sind diese handelte heute die Sache im vollen Lichte der Deffentlich­Hallesche Landgericht Socialiste" über die Haltung der Sozialdemokratie einem Berbrecher nur sogenannte Minderwertige, Epileptiker, Alkoholiker feit. Mehrere Gutsbesitzer, der Pfarrer und andere Dorf­Striege gegenüber geschrieben hat: und so weiter, Leute, die eine Frrenanstalt dauernd zu über- bewohner, die heute der Verhandlung beiwohnten, sind darüber Die Sozialisten müssen die Kriegsursache streng objektiv wachen sich weigert, sobald sie nicht mehr Anstaltspflege bedürftig empört, daß sich die Klara Starke gegenwärtig wieder in prüfen. Ist ihre eigene Regierung der Angreifer, müssen sie ihr sind. Auf der anderen Seite hat die Allgemeinheit doch einen An- Burchardts Behausung befindet und erneut Mutterfreuden die Mittel zur Kriegführung verweigern und ihr mit allen zu- spruch darauf, vor solchen Individuen geschützt zu werden, die jeden entgegenfieht. Auf Befragen des Vorsigenden, wie denn der Privat­läffigen Mitteln entgegenarbeiten. Ist aber ihr Vaterland der Augenblick wieder gemeingefährlich werden können. Ist die Tat erst fläger dazu komme, das Mädchen wieder in seine Behausung zu Angegriffene, dürfen fie der Regierung ihre Mitwirkung nicht ver- geschehen, dann kommt das Einsperren zu spät; es ist immer wieder nehmen, erklärt Burckhardt, er habe das Mädchen nur, um allen fagen. Nimmt der Krieg den Charakter eines Eroberungstrieges die alte Geschichte von der Zudeckung des Brunnens, nachdem das" Redereien" die Spize abzubrechen, einmal in seiner Wohnung vom an, wie der deutsche gegen Frankreich   nach Sedan, ist es Pflicht sind hineingefallen ist. Die Zwischenanstalten", oder wie sie sonst Arzt untersuchen lassen. der Sozialisten, sich der Eroberung zu widersetzen. Nehmen wir genannt werden mögen, sollen dazu dienen, diese verdächtigen Die geradezu empörende Standalgeschichte, die die Eltern der zum Beispiel an: Deutschland   greift Frankreich   an, um ihm neue Kranken" zu verwahren, auf kürzere oder längere Zeit, ja, unter Provinzen zu entreißen, woran übrigens in Deutschland   niemand Umständen auch auf Lebenszeit. denkt, auch unsere Gegner nicht, dann würden wir nicht nur die Geldforderungen abweisen und den Krieg bekämpfen, sondern es auch richtig finden, daß unsere französischen Genossen sich wie ein Mann erheben, um ein eroberungssüchtiges Deutschland   über die Grenze Frankreichs   zurückzuwerfen.

In jedem Fall soll die deutsche Deffentlichkeit dem Ver­Laufe dieser Dinge mit aller Aufmerksamkeit folgen. Und die Diplomatie mag wissen, daß die weitesten Kreise des deutschen  Volkes es als Verbrechen verurteilen, wenn eine augenblick liche Ungunst der auswärtigen Situation Frankreichs   zur Ver­schärfung des deutsch  - französischen Verhältnisses ausgebeutet würde. Die verhängnisvolle Folge davon wäre: wachsendes Mißtrauen und dauernde Verstimmung zwischen den beiden Nationen sowie beiderseitiges noch gesteigertes Rüsten auf allen Gebieten des Heeres- und Flottenwesens!

"

Die Kölner   Polizeischlacht

ist, nachdem sie an vier Tagen von abends bis tief in die Nacht hinein gedauert hatte, zu Ende.

Es wird uns aus zuverlässigster Feder über die bedauerlichen Vorgänge geschrieben:

ber­

Klara Starte bald zur Verzweiflung treibt, endete vor der Straffammer damit, daß der Wahrheitsbeweis bezüglich des Ehebruchs zwischen B. und seiner Dienstmagd als erbracht angesehen wurde. Die Verhandlung war zweifels­ohne eine moralische Hinrichtung für Burckhardt aber Genosse Weißmann wurde dennoch, wie bor   erster Instanz, wegen formeller Beleidigung zu 100 Mart Geld­strafe verurteilt. Der Schuß des§ 193 wurde versagt,

-