W Begannen in Deutschlsnv. Fesnkreich md EnglanBzusammengenommen im Mai ISVS ISS Streiks gegen 1S7 im Vor-jähr und 162 im April 1905. Für Frankreich und England, fürdie die Zahl der Beteiligten schon festgestellt ist. betrug die Zahl derStreikfälle im Mai 1905 nur 106 gegen 115 im Vorjahre; beteiligtwaren dagegen an den Streiks im laufenden Jahre fast 10 000Personen mehr als mi den 115 Streikfällen im Mai 1904.Die Streikenden beliefen sich nämlich im Mai dieses Jahres aufLS 277 gegen 17 S7S im vorjährigen Mai dieses JahreS auf103 Streiks Beteiligten im April 1905. Stark zurückgegangen istdie Streikziffer in Frankreich, wo sie von 93 Streiks im Bor-jähre auf 80 im laufenden Jahre sank. Dagegen nahm die Zahlder Beteiligten zu. Das führende Gewerbe in fast allen Ländernist das Baugewerbe und ferner auch die Eisen» undMetallindustrie. In Frankreich fanden allein im Bau-gewerbe 15 Streiks mit 4331 Beteiligten statt. Besonders heftigbrachen um die Mitte des Mai im Rhone-Departementdie Streiks unter den Bauarbeitern auS. Auch die Metallindustriewar stark durch Streiks und Aussperrungen in Mitleidenschaft ge-zogen. In L yo n fanden mehrere große ÄrbeitSkonflikte statt. DerStreik der Bergarbeiter in Saint-Bel führte durch Ausschreitungender Arbeiter zu erheblichen Schädigungen der Bergwerke. Ganzinteressant ist der Streik der Polizisten in Lyon, der durch dieSolidarität der Beamten hervorgerufen wurde. Bon den 80 Streik-fällen in Frankreich bezweckten mehr als die Hälfte, d. h. 47, Lohn-erhöhungen, 15 eine Arbeitszeitverkürzung. In England, woan LS Streiks rund 12 000 Arbeiter teilnahmen gegen 4400 an22 Streiks Beteiligten, ist es auch wieder das Baugewerbe,das sehr lebhaft die Streikbewegung beeinflußt. Weit mehr al! dieHälfte aller Streikenden rekrutierten sich aus dem Bergbau.in dem allein über 7000 Arbeiter in den Ausstand traten. Währendin den ersten fünf Monaten 1904 sich zirka 10 000 Arbeiter an derStreikbewegung beteiligten, ist im Laufe dieses Jahres die Zahl derausständigen Bergarbeiter schon auf zirka 17 000 angewachsen. InDeutschland fanden im Mai dieses Jahres erheblich mehrStreiks statt als im Vorjahre; auch hier ist es wieder vor allemdas Baugewerbe, dessen Streikzahl etwa den dritten Teil sämtlicherStreitfälle ausmacht. In der Metallindustrie fanden besondersin Süddeutschland umfangreiche Streiks statt, wo dieArbeiter mit ihren Arbeitgebern wegen der Zugehörigkeit zurOrganisation in Unemigkeiten gerieten. Selbst in Oesterreich,das sich sonst nicht erheblich an der Streikbewegung beteiligt, suchtendie Metallarbeiter die günstige Konjunktur zu Lohnforderungenauszunutzen. In Rußland hat nach den heftigen Kämpfen zuBeginn des JahreS die Streikbewegung etwas nachgelassen, nur inder Eisenindustrie fanden einige bemerkenswerte Streiks inPetersburg und Umgebung statt. Wohl aber ist im Laufede? Mai wieder Schweden in der Bewegung der Lohn- undArbeitskämpfe in den Vordergrund getreten. Schon seit einiger Zeitherrschte unter den schwedischen Metallarbeitern starke Unzufrieden-heit, die sich im Mai vereinzelt Luft machte. Auf der Kockumwerftin der Nähe von Malmä führten Lohnstreitigkeiten zwischenArbeitern und Arbeitgebern dazu, daß 900 Angestellte der Werft be-schlössen, in den Ausstand zu treten. Auch die Holzarbeiter, zirka200, haben sich der Lohnbewegung angeschloffen. In Stockholmstreiken 700 Arbeiter der Straßenreinigung, auch die Maurer undHafenarbeiter weigern sich, weiter zu arbeiten. In der Hauptsachehandelt es sich bei den meisten dieser Streitigkeiten um die Er-reichung von Tarifvereinbarungen.Versammlungen.Die Reptstienpresse. Ueber dieses Thema referierte GenoffeKaliski am Dienstag in einer Versammlung des sozialdemo-kratischen Wahlvereins für den ersten Berliner ReichStagS-WahlkreiS,welche in den Arnimhallen tagte. Er erinnerte an den leidenschast-lichen Kampf, den schon Lassalle gegen die Korruption in der bürger-lichen Presse geführt hat, und an die Verseuchung derselben Preffedurch den BiSmarckschen Reptilienfonds. Heute bedürfe eS einesReptilienfonds nicht mehr, um die bürgerliche Presse einem Minister,um sie der Regierung gefügig zu machen. Die Korruption fei in-folge der großkapitalistischen EntWickelung des PrcßwescnS jetzt weitschlimmer, als zur Zeit Bismarcks. Die Beeinflussung vollziehe sichin anderen Formen, sei heute viel einfacher. Die hauptsächlichstenVertreter der großen deutschen Tageszeitungen und die derBerliner bürgerlichen Presse könne man immer in der Wilhelm«straße sehen, dort, wo Herr Hamann tage, der Ober-offiziosuS, bei dem fie sich ihre Informationen holten.Woher komme«S, daß die ganze Preffe, ausgenommen nur di«tvenigen alldeutschen Blätter und die sozialdemokratischen Zeitungen,auf dem Gebiete der äußeren Politik so in Meinung«- undGesinnungslofigkeit machten? Der Konkurrenzkampf der Zeitungenuntereinander wirke hier mit. Jede wolle mit ihren Informationenbrillieren. Informationen gebe es aber nur. wenn gedruckt werde,waS die Regierung wolle. Wenn mal eine sozialdemokratischeAktion unternommen werde, die Licht bringen müsse in dunkleWinkel, dann falle die ganze Presse darüber her, und in allenBlättern werde man Notizen finden, die direkt oder indirekt auSder offiziösen Kammer stammten. Nach einer Charakteristikder Telegraphenbureaus und ihrer offiziös zugestutztenNachrichten wies Redner unter Anführung von Beispielen aus derNeuzeit auf daS verbrecherische Schweigen der bürgerlichen Pressehin, das regelmäßig eintrete gegenüber Vorgängen, die als unbequemempfunden werden. Unter anderem erinnert Redner an die schwach-volle rusfische Spitzelwirtschast in Deutschland, die Deutschland alsProvinz Rußlands erscheinen ließ, sowie auf da? Sichtotstellen dermeisten bürgerlichen Zeitungen im Ruffenprozeß bis znm Königs-berger Zusammenbruch, als die amtlichen Fälschungen des russischenGeneralkonsuls festgestellt wurden und ein Schweigen nicht mehrmöglich war, das Reden sogar im Konkurrenzinteresse geboten erschien.Hier steigerte sich der Vortrag zu einer flammenden Anklage, diein ihrer Leidenschaftlichkeit die Hörer vollständig in ihren Bann der-strickte. Den Ballin-Skandal, das Treiben selbst der Freifinnspressein Sachen des Plötzcnsee-VrozeffeS und andere Charakteristika ließRedner dann an das geistige Auge der Versammelten vorbeiziehenund nahm daraüs die Börsen- und Handelsteile der Zeitungen unterseine kritische Lupe. Er zeigte, wie mit dem großen Jnseratenfutterdie Neigungen der Börsen- und Handelsblatter geleckt würden.ES erschien ihn, interessant, eine Merkwürdigkeit auS demProzeß des Erzschwindlers Professor Meyer zu erzählen. Da feiauch Geheimrat Lesfiiig von der«Vossischen Zeitung' vernommenworden, warum er den Professor Meyer auS seiner Redaktion seiner-zeit entlassen habe. Herr Lesfing bekundete, er habe ihn entlasten,nachdem im HandelSteil einige Notizen erschienen, die ihm nicht ein-wandsfrei erschienen. Herr Geheimrat Lessing habeaber vergessen, zu erzählen, daß vor der Anstellungzwei andere Redakteure erklärt hatten, auszutreten, wenn der korrupteProfessor Meyer in die Redaktion hinemkäme, daß er ihn aberdoch angenommen habe und daß die anderen Redakteure dannwohl auS der Redaktion hinausgegangen seien.— InBerlin gebe es auch ein MontagSblatt l.Welt am Montag"),das sich auf einen gewissen Radikalismus hinausspiele und in seinempolitischen Teil viel auf seine Unabhängigkeit zugute tue. DaS Blatthabe auch einen HandelSteil und hätte all« Ursache, sich mit seinemHandelsredaktenr eingehend zu beschäftigen. Schließlich kam Redner»och auf die kolossale Konzentration im ZeitungSwesen zu sprechen, diesich an die Namen Scherl, Ullstein, Moste knüpft und zeigte, wiehier am klarsten ein reines Geschäststum der Zeitungsfabrikationhervortritt, wie z. B. von demselben Verleger demokratisch, volkS-parteilich und freisiun-vereinlich gehandelt wird. Andererseits die„Uu-parteiischen", die tatsächlich Sprachrohr der Regierung seien. Dutzendevon Zeitungen seien in der Hand eines Unternehmers verewigt.Man könne sich vorstellen, welch Einfluß in bezug auf verdummungvon geistiger und moralischer Versumpfung ausgeübt werde. Be-zeichnend wäre, wie die.Morgenpost" von der demokratischen Un-Parteilichkeit nach und nach zur konservativen Unparteilichkeit über«gegangen sei. Etwas sehr Schlimmes sei auch die Art, wie fteie, alsselbständige Naturen erscheinende Schriftsteller aufgekauft würden durchimmens hohe Gehälter(„Tag"). Sogar von Schriftstellern vonNamen und Ruf habe man nachher nur noch wenig gehört. So treibeScherl die reine geistige Zechenstillegung.— Zum Schluß feuerteKaliSki die Versammelten an, der Vergiftung deS Volkes durch diekorrumpierte Preffe entgegenzuwirken, für die völlig rein und unab-hängig dastehende sozialdemokratische Presse und für den SocialiS-muS einzutreten. sStÜrmischer Beifall.)— Einige Einwendungendes Antisemiten Döring gegen die socialdemokratische Presse konnteKali Ski mit Leichtigkeit widerlegen, insbesondere den Einwand,daß sie ihr unangenehme Fälle von Arbeitertcrrorismus und dergleichen zu verschweigen bereit sei.Vierter Wahlkreis sOft.) Die am Dienstag im Lokal.Königs-bank". Große Frankfurterstr. 117, tagende Bersammlung des Wahl-Vereins ehrte in gebräuchlicher Weise bei ihrem Beginn das Andenkenvon sieben verstorbenen Mitgliedern. Dann sprach Genosse Stadt-verordneter Schubert über:.Die preußische Bolls-schul e." Der Redner charakterisierte treffend die Stellung derherrschenden Klassen und Parteien zur Volksschule, in der sie einMittel zur geistige» Knebelung de? Volkes erblicken, und erörtertedas Unsinnige der heutigen Erziehungsmethode, die derIndividualität des Kindes nicht im geringsten gerecht wird. Nacheiner Darlegung uuserer Schulforderungen ließ er seinen Vortragin einen warmen Appell ausklingen und schloß mit den Worten:Fort mit de» Fesseln in ökonomischer Beziehung I Fort mit denFessel» in geistiger Beziehimg I Der Vortrag fand, oft von Beifallunterbrochen, die lebhafteste Zustimmung.Der Verband der Schneider und Schneiderinnen(FilialeBerlin) hatte am Mittwoch eine gutbesnchte Mitgliederveiffammlungin den Arminhallen, Komnmndantenftratze 20. ts t ü h m e r referierte über die Verhandlungen und Beschlüsse des GewcrkschaftS-kongreffes, die er eingehend würdigte. Er erwartet, daß die Organi-sierung der Heimarbeiterinnen jetzt vorangehen möge, nachdemdurch diesen Kongreß schon das zweite Mal der organisierten Ar-beiterschast die Pflicht auferlegt worden sei, für die Organisierungder Heimarbeiterinnen zu sorgen. Unerfreulich findet er die Art,wie über di« Frago.Genossenschaften und Gewerkschaften" diS.kilfiert wurde. Der allgemeine Gewerkschaftskongreß wäre nichtder geeignete Ort gewesen, um alle möglichen Einzelheiten über dasVerhalten von Konsumvereinen al» Arbeitgeber zu erörtern, die nochdazu teilweise in unzulässiger Weise verallgemeinert worden seien.Auch eine andere Form hätten die beteiligten Handelshülfsarbeiter,Kaufleute usw. für ihre Beschwerden wählen können.— Die Fragedes Generalstreiks erörterte Redner nach verschiedenen Richtungenhin. Er zweifelt an der Nützlichkeit dieses Mittels und glaubt nicht,daß in Deutschland sich russische Zustände einführen ließen,� trotzaller Drohungen der Scharfmacher. Diesen Standpunkt begründeteer näher. Falsch fei eS, wenn Kautsky mit Verwertung einerAenßerung BömelburgS den Gewerkschaften ein zu großes Ruhe-bedürfniS vorwerfe. ES handele sich um etwas ganz anderes. Darum,daß eine Agitation für den Generalstreik die andere gewerkschaftlicheAgitation schädigen und durchkreuzen würde, ohne daß etwas ge-warmen wäre. Bei Behandlung des Punktes.Maifeier" rechtfertigteRedner das Bestreben auf Revidierung der Art der Feier, namentlichmit Rücksicht auf die großen Schwierigkeiten, die seiner Meinung nacheiner einheitlichen Feier durch allgemeine Arbcitsruhe ent-gegenstehen, wenn dies auch bei den Schneidern weniger der Fall sei.Von den Andersdenkenden werde nun immer gesagt, es seien nurdie Beamten, die eine Acndcrung wollten. Ja, die Beamten hättendoch aber gerade persönlich das wenigste Interesse an einerAendcrung. Wenn sie fie dock forderten, dann doch nur auS sachlichen Erwägungen, dann doch nur. weil sie einen besseren Einblickhätten in die Hindernisse, die sich der Durchführung der allgemeinenArbeitsruhe entgegenstellten. Man sollte doch in der Diskussion,auch jetzt in der Nachdiskussion, das persönliche Moment ganz aus-scheiden. Im übrigen würde der Kampf um die Verkürzung derArbeitszeit und um ähnliche dem Arbeiterschutz dienende Forderungendurch eine Aenderung der Maifeier keinen Eintrag erfahren. DerKampf um die Verkürzung der Arbeitszeit werde nicht durch dieArbeitsruhe am 1. Mai ausgefochten, sondern die Gewerkschaftentäten es fortwährend.— Die Versammlung beschloß wegen vor-gerückter Zeit(Vi 12 Uhr) die Diskussion zu vertagen. Auf dieTagesordnung der nächsten Mitgliederversammlung soll gesetzt werden:„Wie stellen wir unS zu den Beschlüssen des Gewerkschaftskongreffcs?— Ritter berichtete dann noch über die Situation in der Herren-Maßbranche nach Beendigung des Streiks. In allen Betrieben hatsich die Arbeitsaufnahme glatt geregelt. Nur mit den.BerlinerBetriebswcrkslätten"<Warenhaus Wertheim) gab eS Schwierig-ketten, die aber auch jetzt durch eine Verhandlung vom Sonnabendaus der Welt geschafft sind. Die Bewegung hat der Organisationin Berlin mehr als 300 neue Mitglieder gebracht.Der Zentral»erba»d der Fleischer Berlins nahm in seiner letztenMtgliederversammlung den Bericht vom 5. Gewerkschaftskongreßentgegen. H e n f e l als Referent konnte nicht umhin, auch Kritik aneinigen Verhandlungspunkteu des KonareffeS zu üben.� Mit dem gefaßten Beschluß, betreffend die Streikunterstützung, könne nian sichwohl einverstanden erklären, obgleich in Frage komme, wie dieZentralvorstände der Geiverkschasten sich bei Streiks kleinerer Or»ganifativnen stellen werden, die zwar nicht Massenstreiks, aber wohlfür sie in Frage kommende„verhältnismäßig große Streiks"führen, die m,t ihren Mitteln zu decken sie kaum im«stände find. Die Debatte und Resolutton. betteffend dieBeseittgung de« Kost- und LoaiSzwange» beim Arbeitgeber.fand die Zufttmmung der Versammlung. Beim Berichtüber Gewerkschaften und Genoffenfchasten machte sich bei derWiedergabe der Aeußerungen deS Referenten v. Elm. daß dieGewerkschaften auch recht unvernünfttge Forderungen an dieGenossenschaften stellen, eine starke Opposition in der Bersammlungbemerkbar. Die gefallenen Aeußerungen könnten wohl nichtals.Schnitzer" anfgefaßt werden, vielmehr komme esvor. daß man in der Buftegung seine Ueberzeugung weitfrüher zum Ausdruck bringe, als im ruhigen Tone,wo man jedes Wort sich überlege, ehe man eS sage;der hierbei angenommenen Resolution wurde zugestimmt. Bei oerFrage die Aufgaben der GewerkschastSkartelle m ver Gewerkschafts-organifatton feien die kleineren Gewerkschaften fast gar nicht inBetracht gezogen worden, die gerade auf die Mithülfe der Kartelleangewiesen find. Leider sei hier, wie auch bei anderen Punkten,der Schlußantrag der Debattezu früh angenommen worden, so daß denkleineren Gewerkschaften die Möglichkeit genommen wurde, ihre Ansichtdem Kongreß zu unterbreiten. Es sei alt, daß man erst die Vertreterder großen Verbände sprechen lasse und die kleineren zuletzt reden.weil diese den großen nicht vorgreifen wollen. Einer Aenderungder Maifeier hätte Redner nicht zustimmen können, da die Zeit,in der die Maifeier bisher in dem Proletariat propagiert wordenist, noch keine allzu lange fei, wenn auch der Beschluß 15 Jabrezurückliege. Wir sind noch nicht am Ende der Agitation für dieDurchführung der Maifeier. Die Maifeier auf den Abenddes 1. Mai verlegen, hieße sich vor dem Kapitalismusverstecken.(Lebhafte Zustimmung.) Nachdem Redner auch dieanderen Verhandlungspunkte geschildert, erklärte er der Ver-sammlung. weshalb er den Antrag der hiesigen Verwaltungsstelle.der besagte, der Gewerkschaftskongreß wolle die Gründung einesNahrungSmittelinduftriearbeiter-VerbandeS in Erwägung ziehen usw.,nicht eingereicht habe. Bei einer Borbesprechung mit Ben in Fragekommenden Gewerkschaftsvertretern haben diese volle«bneigung zudem Antrage gezeigt, weshalb er die Zwecklosigkeit der Em-reichung deS Antrage« ersehen mußte. Auch betont Redner.daß, wenn er in der Versammlung anwesend gewesen wäre.in der dieser Antrag für den Kongreß angenommen wurde, derselbesicher unter den Tisch gefallen wäre. Anträge, die nicht vorher vonden in Betracht kommenden Organisationen genügend diskutiert sind,und als unannehmbar erscheinen, können wohl nur von Gewcrk-schaftlern gestellt werden, die sich im Protokoll des GewerkschaftSskongreffes verewigen wollen; zu diesen rechne sich aber Redtie«nicht.(Allgemeiner lebhafter Beifall.) Ein Diskussion wurdenicht erwünscht. An Stelle des Borsitzenden Keslinke,der sein Amt plötzlich niedergelegt hätte, wurde sodannPlaug gewählt. Die regelmäßigen Mitgliederversammlungenfinden jetzt jeden ersten Vi ittlv och im Monat in Patt?Vereinshaus, Dragoner st r. 15, statt. Hierauf erfolgtedie Annahme verschiedener Anträge zum dritten Verbandstage, z. B.Erhöhung des Wochenbeitrages auf 40 Pf., Einführung der Arbeits»losen-Unterstützung, Regelung der Kranken-Unterstützung, Kürzungder Karenzzeit ftir Reise-Unterstützung ans 26 Wochen«.Die Bereinigung der Maler, Lackierer und Anstreicher beschSfttgtösich in ihrer letzten Sitzung mit dem Bericht der Gewerlschafts»kommissionS- Delegation und wurden wiedergewählt: M i e tz.Ungar, Ortet, Klotz und Hille. An Stelle U n g a r s,welcher sein Amt in der Agitationskommission niederlegte, wurdeWendel gewählt. Die Wahlkommission zu der am 2. Juli statt-findenden Urabstimmung zur Wahl von zwei weiteren Beamten setztsich laut Versammlungsbeschluß aus Elsner. Stein, UngarB u s ch h o l d und Link zusammen.Letzte Nachrichten und Depefchen*Der Kolonialrat.Berlin, 30. Juni.'(W. T. B.) In der Vormittagssitzung stand«der Etat für Deutsch. Ostafrika auf der Tagesord«nung. In der Generaldiskussion regte Herr Dr. Max S ch ö l l c vdie Schaffung einer dritten richterlichen Instanz in der Heimat an.Regierungsseitig wird erwidert, daß, wenigstens zur Entscheidungüber Rechtsfragen, die Schaffung einer höchsten Instanz hier inDeutschland als wünschenswert zu bezeichnen sei und daß Vcrhand-lungen darüber schweben. Bei Strafsachen, bei denen es sich inerster Linie um Aussagen eingeborener Zeugen handelt, werde sichdagegen eine höchste Instanz in Deutschland kaum empfehlen.—Missionsdirektor Büchner macht auf das Zurückgehen des Handelsin den fruchtbaren Landschaften am Njassasee und auf die Gefahrender Ausbreitung des Islam in Ostafrika aufmerksam und betont,wie notwendig es demgegenüber sei, den Eisenbahnbau im Schutz«gebiet, insbesondere den Bau der Linie Kilwa— Wiedhafen zufördern.Die internationale Habgier der Agrarieer.Wien, 30. Juni.(W. T. B.) Der Zollausschuß beendete bisBeratung der ersten zwei Teile des deutschen Handelsvertrages»nämlich der Ein- und Ausfuhrzölle, sowie das Viehseuchen-Ueber«einkommcn. Die agrarischen Vertreter klagen über ungenügendenSchutz der Landwirtschaft und drücken die Hoffnung aus, daßwenigstens beim Abschlüsse der Handelsverträge mit Rußland undden Balkanstaaten die Maximalzölle zur Geltung kommen möchten.Kapitulation der meuternden Matrosen.W a s h i n g t o n, 30. �uni.(Melduna des„ReuterscheitBureaus".) Ter amerikanische Konsul in Odessa meldet demStaatsdepartement in einem Telegramm, daß das Geschwadervon Sewastopol heute mittag in Odessa eingetroffen ist unddas Kriegsschiff„Knjaes Potemkin" sich unmittelbardaranf.ohneeinenSchußabzugeben, ergebe»hat. Das Schießen in der Stadt hat bald nach der Ankunftdes Geschwaders aufgehört.Ein Belagerungszustand mehr.Petersburg, 30. Juni.(W. T. B.) Heute ist eiHkaiserlicher Erlaß veröffentlicht worden,»ach welchem in demganzen Gouvernement Eriwan und den Oertlichkeite» in demGebiet der Sewastopoler und Nikolajewer Stadthauptmann,schaft der Kriegszustand verhängt wird.Amsterdam, 30. Juni.(W. T. B.)'.Telegräaf" meldet ausBatavia. der rusfische Hülfskreutzer„Terek" ist abgerüstet worden»da er wegen Arbeitsverweigerung der KuliS nicht imstande war, inTandjong Priok die nötigen Kohlen innerhalb der vorgeschriebenenZeit zu nehmen.Odessa vor de« Unterhaus.L-ud-n, 30. Juni. Unterhaus.<W. T. B.) In Beantwortungeiner Anfrage erklärte der Unterstaatssekretär des Aeußern, EarlP e r c y, der britische Konsul in Odessa stehe mit den dortigenBehörden in Verbindung, die bestrebt seien, alles zu tun,was in ihrer Macht stehe, wn die dort ansässigenbritischen Untertanen und die übrigen Ausländer zu schützen.An Bord der brittschen Schiffe habe niemand, wie manannehme, Schaden erlitten. Der Konsul habe die Mitteilungerhalten, daß e« den SchiffSlapitänen fteigestellt fei, ihreSchiffe aus dem Hafen zu bringen, falls sie dies für er-forderlich halten sollten. Außerdem sei der brittsche Botschafter inPetersburg von der ruffifchen Regierimg benachrichtigt worden, daßein Teil der russischen Schwarzmeerflotte nach Odessa beordertworden sei. Die britische Regierung halte eS für überflüssig, weitereVorstellungen bei der russischen Regierung zu machen, die sicherlichalle erforderlichen Maßnahmen zum Schutze des Lebens und de«Eigentums sowie zur Wiederherstellung der Ordnung ergreifen werde.Da» Haus nimmt sodam, die dritte Lesung des Gesetzentwurf«an, nach welchem die Gerichtshöfe ermächttgt werden, fremde Schiffefür den Fall zurückzuhalten, daß Ansprüche geltend gemacht werden vonArbeitern, die an Bord eines in einem brittschen Hafen befindlichenSchiffe» Schaden erlitten haben. Ebenso wird darauf die zweiteLesung des Gesetzentwurfes genehmigt, welche der zur Untersuchungder in Südafrika vorgekommenen Unregelmäßigkeiten eingesetztenKommission besondere Machtbefugnis zuerkennt.Bolkswrhr in Norwegen.Aertersund'(Schweden), 30. Juni.(Meldung von„RitzausBureau".) Aus Drontheim wird hierher gemeldet, drei Jahrgängewehrpflichtiger Mannschaften de» norwegischen Heeres stände» nununter Waffen. In der Nacht zum Dienstag seien 2000 MannInfanterie nach der Grenze abgegangen und 65 Wagen und 2 Loko-motiven von Drontheim nach Süden abgesandt worden. EinKanonenboot und eine Torpedobootflottille seien am Eingang desDrontheimer Fjords eingetroffen.Kristiania, 30. Juni.<W. T. B.)' Aus Anlaß verschiedenerMeldungen schwedischer Blätter über norlvegische Truppenbewegungenund über die Mobilisierung der norioegischcn Armee hat das NorskTelegramm Bureau sich an das Kricgsministerium gewandt, welchesdie Meldung als vollständig unrichtig erklärt; nur die gewöhnlichenUebungen würden vorgenommen.Für den Marinemoloch.Rom, 30. Juni.(W. T. B.) Der Senat nahm in geheimerAbstimmung mit 30 gegen 8 Stimmen die Vorlage betreffend dieVermehrung der Ausgaben für die Kriegsmarine au.� BcrlagScmst.PauI Singer Sc Co., Berlin 3 W. Hierzu 3 Beilagen.Lerantw.Bed.: FranzRchbttn.Verfin. JnserateveraMw.(mit Ausnahme der.NeueWelt'.Beilage)- Th.TIocke, Berlin. Druck».Verlag: Vorwärts vuchdr. u