Politische Ueberficht.
Berlin , den 10. Juli. Die Friedenskundgebung in Konstanz und erneute Reaktionsblamage.
Blatte über diefen einen Erfolg der an Erfolgen überreichen Aftion Bülows mitteilt. Er führt aus:
Fechter wohlgezielte Siebe austeilte. Einer Regierung. die ohne Schwanken Maßnahmen trifft, von denen fie weiß, daß sie ihr Angriffe zuziehen werden, mag man alles Mögliche nachsage, nur nicht Furcht vor denen, die durch die Maß nahmen getroffen werden."
Der Reichskanzler hat da einen bedauerlichen Jrrtum des Urteils begangen. Er ist sicher noch immer überzeugt, daß er ein besonders schönes Stück diplomatisch stilistischer Arbeit ge leistet, eine bittere Pille mit besonders wohlschmeckendem und Es wäre das Erheiterndste dieses erheiternden Frrgangs parfümiertem Zucker umhüllt und sich Herrn Jaurès gegenüber fanglerischer Staatskunst, wenn Fürst Bülow wirklich glauben ritterlich und liebenswürdig erwiesen hat. Es wird ihn daher könnte, wohlgezielte Hiebe" ausgeteilt zu haben. Aber Fürst vielleicht wundern, wenn man ihm mit aller schuldigen Achtung zu Bülow, den in diesem Fall selbst die ihm gefällig dienende wissen tut, daß es ihm nicht geglückt ist, seine Absicht in der Note Presse verläßt, glaubt dies ebensowenig, wie er weiß, daß es zum Ausdruck zu bringen. Die, für die sie bestimmt war, haben
sie weder als wohlwollend noch als schmeichelhaft empfunden. nicht gut ist, wenn die Offiziösen allzu auffällig die UnSie waren erstaunt, zu sehen, daß ein Meister des wahrheit sagen, indem sie ihm andichten, er habe ohne gesprochenen und des geschriebenen Wortes, wie es Fürst Bülow Schwanken" sein Verbot geleistet. Das ist unwahr. Fürst ist, auch einmal von seiner Feder vollkommen in Stich gelassen Bülow hat tagelang geschwankt, wie er sich verhalten werden kann. An Ironie kann man doch bei ihm nicht glauben, soll. Anderenfalls wäre der Erlaß viel früher erfolgt und sie wäre nicht vornehm, von einem Mächtigen einen unvergleichlich nicht erst so spät, daß Jaurès bereits auf dem Wege war, Schwächeren gegenüber geübt. Wenn aber das unverhältnismäßige die Eisenbahn zu besteigen. Die Treibereien der ScharfLob des Herrn Jaurès und namentlich die Betonung der Ueber macherpresse, die am vorigen Mittwoch bereits das einstimmung des Reichskanzlers mit ihm in einzelnen Punkten der Verbot als sicher, am Donnerstag wieder ihre auswärtigen Politik nicht ironisch gemeint waren, dann ist es
Am gestrigen Sonntag drängten sich in dem kleinen mittelalterlichen Konstanz wohl an die 10 000 Menschen, die der Einladung der Konstanzer Genossen zu dem von ihnen einberufenen internationalen Verbrüderungsfest gefolgt waren. Aus Württemberg , Bayern , Vorarlberg , Salzburg , Tirol und Schweiz schleppten die Extrazüge und Sonderdampfer immer neue Taufende heran. Deutsche , Italiener , zum Teil Russen, die aus der Schweiz herübergekommen waren. Seit dem Tage des Konstanzer Konzils, woran man durch allerlei Denkmäler in Konstanz auf Schritt und Tritt erinnert wird, hat die fleine Stadt eine solche Menschenmenge in ihren Mauern wohl nicht mehr beherbergt. Es entwickelte sich in den zum Teil festlich geschmückten Straßen ein fast großstädtisches Schieben und Drängen, dem das überall leuchtende Rot der Nelken, Schärpen und Armbinden ein charakteristisches Gepräge verlieh. Mehr noch aber zeigte sich, daß es sich um ein sozialdemokratisches Fest handele, in dem Massenaufgebot der Gendarmen, die mit geschultertem Gewehr truppweise in allen Straßen Aufstellung genommen hatten. An 500 Gendarmen sollen aus Anlaß des internationalen Festes in Konstanz zusammengezogen worden sein. Nur Soldaten zeigten sich nicht auf der Straße, da das Militär in der Kaserne tonsigniert war, in der den ganzen Tag ein Bataillon unter Gewehr stand. Jeder Mann hatte 25 Patronen gefaßt, wie bekannt wurde. Außerdem hatte die Polizei mit großen Kosten eine eigene telephonische Leitung vom Polizeizelt auf dem Festplatz zur Kaserne herstellen lassen, um für den Ausbruch der Revolution gerüstet zu sein. Am frühen Morgen um 5 Uhr schon wurde Genosse Krohn von zwei Polizisten aus dem Bette gerissen, die ihm einen Erlaß des herzoglichen Bezirksamtes übermittelten. Darin wurde mitgeteilt, daß das badische Ministerium telegraphisch Auftrag erteilt habe, den ausländischen Sozialdemokraten das Auftreten in der Versammlung zu verbieten. Auf Auf die von Krohn bei dem Vorsteher des Bezirksamtes, Regierungsrat Groß, erhobenen Vorstellungen meinte der von dem Erlaß sichtlich unangenehm berührte Beamte, δας Verbot entspringe offenbar der Sorge, daß die Landfremden über die Auch die Pariser Korrespondenten anderer großen und auswärtige Politik des Deutschen Reiches sprechen würden. Sie bürgerlichen Blätter urteilen ähnlich. Soweit die Intelligenz mögen der Behörde eine schriftliche Verpflichtung abgeben, dies und der Taft des deutschen Kanzlers Einfluß hat, sind nicht zu tun, dann werde das Verbot sich vielleicht rückgängig unzweifelhaft durch den Fürsten Bülow die deutsch - französischen machen lassen. Inzwischen war es 11 Uhr vormittags ge- Beziehungen ungemein erschwert worden. Die Reichsregierung worden und die italienische Versammlung auf dem Festplatz erklärt andauernd, vom Wunsche guter Beziehungen zu Frank sollte stattfinden. Im Polizeizelt hatte der Regierungsrat selbst reich beseelt zu sein, ihre Taten jedoch sind geeignet, das nebst vier Polizeibeamten Platz genommen, während ein startes Gegenteil der löblichen Absicht zu erreichen. Gendarmerieaufgebot auf dem Plage selbst sich befand. Vor
schwer zu verstehen, daß Fürst Bülow sich nicht vorher Nachricht als verfrüht mitteilte, haben verraten, wie es hinter jagte, welche Wirkungen seine Redewendungen den Kulissen zuging. Und aus den Korrespondenzen der in Frankreich machen würden. Er kann doch un- Frantf. 3tg." und Köln . 3tg.", deren Berliner Mitarbeiter möglich den Feinden des Herrn Jaurès eine Mordwaffe gegen ihn im Auswärtigen Amt Informationen empfangen, ging haben liefern wollen, denn das wäre eine Einmischung in zweifellos hervor, daß in diesem Ressort nach einigen Erdie innere Politit, in die parlamentarische Parteipolitit Frant wägungen ein Verbot der Jaurès - Rede als ausreichs, die ihm sicher fern liegt. Tatsächlich hat er aber gerade geschlossen galt. dies getan. Dic nationalistischen und klerikalen Todfeinde des Wenn es der Regierung aber mun peinlich ist, von ,, Furcht Herrn Jaurès haben sich jubelnd der Note des Reichskanzlers bemächtigt und denten sie dem französischen Volte als einen Fleiß- vor dem Sozialismus“ zu hören, so hätte mindestens Fürst zettel, den die deutsche Regierung einem Politiker erteilt, der in Bülow die Begründung seines Verbots flüger einrichten sollen. Frankreich mit Erfolg für sie und gegen sein Vaterland gearbeitet Der wesentliche Gedanke der Begründung war der Hinweis, hat. Eine derartige Berdächtigung kann hier sehr gefährlich werden. daß die Sozialdemokratie die Rede Jaurès zu ihren Zwecken Man hatte gegen Herrn Clémenceau weniger anzuführen als das ausnuten werde. Wenn der Sozialismus das Gemüt des amtliche Lob des Reichskanzlers für Herrn Jaurès , und es hat Reichskanzlers nicht erregt, wenn er in ihm nicht eine Erihm beinahe den Hals gebrochen, ihm jedenfalls auf vier scheinung sieht, die mit jedem Mittel, auch dem der geistlos Jahre das Parlament verschlossen. Zum Glüd für waltenden Polizeifauft bekämpft werden muß, dann war das Herrn Jaurès sind seine wähler sozialistische Verbot unmöglich. Wenn aber das Verbot erfolgte, aus Arbeiter, auf die noch so giftige Angriffe eines Figaro", „ Gaulois" oder„ Temps" feinen Eindruck machen. Vor bürger. welchem Motiv sonst, wenn nicht aus Furcht vor dem Sozialichen Wählern, selbst radikalen, die Touloner Wähler des lismus! Herrn Clémenceau , die ihn mit dem Hohnrufe:" Oh yes!" beschimpften, waren Radikale hätte die Anerkennung, die Fürst Bülow für Herrn Jaurès' auswärtige Politik ausspricht, ihn unmöglich gemacht. Fürst Bülow war doch ein feiner Kenner der französischen Seele, als er der hiesigen Botschaft zugeteilt war. Ist sie ihm seitdem so vollständig fremd geworden, daß er nicht mehr im voraus beurteilen kann, wie eine Kundgebung von ihm auf sie wirken wird? Wenn das wäre, würden gewisse Besorgnisse wohl gerechtfertigt sein."
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Deutfches Reich.
Ein klassischer Verteidiger der Soldatenpeiniger.
Aus halle berichtet man uns unterm 8. Juli: In elfstündiger Sizung verhandelte heute das Kriegsgericht der 8. Division gegen den Sergeanten Gustav Ahlfeld und die Gefreiten Joseph Ma= rascheck, Hans Hottenrodt, Otto Suffer und Karl ütelhahn von der 5. Eskadron des Müraffier- Regiments b. Seydlik( Halberstadt ). Schon vor der Bekanntgabe der Perso nalien der Angeklagten hatte der Vertreter der Anklage beantragt, während der Verhandlung die Oeffentlichkeit auszuschließen. Das Gericht ließ sich darauf aber nicht ein und beschloß öffentlich zu verhandeln. Dies war vernünftig, zumal Ende Mai d. J. die Taten der Angeklagten schon in der Preſſe angedeutet worden waren. Es handelte sich um gewohnheitsmäßige Mißhandlungen, die erst durch den Selbstmordversuch eines Ge
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Nach jeder Richtung, in bezug auf die deutschen Ver- peinigten an den Tag famen. allem mußte auf Befehl der Behörde die rote Drapierung hältnisse wie auf die französischen Verhältnisse, erweist sich die Am Morgen des 25. Mai, als sich das Regiment v. Seydlik der Rednertribüne durch zwei gelbe Rosetten Polizeiaktion des Reichskanzlers als ein Meisterstück der auf dem Truppenübungsplaß in Altengrabow befand, vernahm der unschädlich gemacht werden. Die Heiterkeit, die diplomatischen Untlugheit, welche Eigenschaft selbst die Bizewachtmeister Jädide einer plöblichen Senall. Jädide ging in die diese Rosetten hervorriefen, veranlaßte die Polizei, diese am Köln . Ztg." in dem Verbot fand, als es noch nicht erfolgt Stube der Barade 29 und fand dort den Kürassier Schäfer in einer Mittag durch zwei aus Papier geschnittene Schweizer Kreuze zu war. Wenn aber diese Untlugheit der deutschen Sozialdemo- Blutlache am Boden liegend. Der Mann hatte einen Karabiner in ersetzen. Genosse Rotondi als Einberufer der italienischen Ver- fratie außerordentliche Förderung brachte, so sind wir über- selbstmörderischer Absicht auf sich gerichtet und sich in der linken sammlung machte den zahlreich anwesenden italienischen Festzeugt, daß die französische Sozialdemokratie auch die böse eine gefährliche Wund: beigebracht. Als der besinnungslose Stürassier Brustseite das Herz hatte er glücklicherweise nicht getroffen- teilnehmern Mitteilung von der eingetretenen Störung. Die Wirfung der Bülowschen Stärkung des Chauvinismus über wieder zu sich gekommen war, gab er an, er habe sich durch einen ausbrechenden Pfui!- Rufe dämpfte er durch die Warnung: winden wird. Auch diese Sünde der Diplomatie wird durch Schuß mit einer Plakpatrone töten wollen, weil er die Trigeleien ,, Still, wir sind in Deutschland , nicht in der Schweiz ." Der die Sozialdemokratie wettgemacht, der Bülowsche Eifersucht nicht mehr ertragen konnte, die Angeklagten hätten ihn mißhandelt weilen hatten die als Redner bestimmten Genossen Rück jedes Eingreifen in die Angelegenheiten der auswärtigen Politit wie einen Schulbuben. sprache gepflogen und beschlossen, das Ansinnen der Polizei zu verwehren vergeblich sich müht. abzulehnen, vielmehr dem Genossen Krohne folgende schriftliche Mitteilung zu machen:
Lieber Genosse Krohne!
Auf Ihre Anfrage teilen wir Ihnen mit, daß wir uns die Referate jo eingeteilt haben, daß die Aufgaben und Pflichten des internationalen Proletariats, Greulich vom schweizerischen, Adler vom österreichischen, Bebel vom deutschen, Todeschini vom italienischen Standpunkt erörtern werden.
Mit Parteigruß
Unterschriften.
Eine Unterwerfung unter die Eingebung der Polizei wäre nicht nur unserer Genossen unwürdig, sondern auch zwecklos gewesen, denn inzwischen war bereits ein zweites Telegramm von der badischen Regierung aus Karlsruhe eingelaufen, das nach der vom Bezirksamt dem Genossen Krohne gemachten Mitteilung lautete, Reichsausländer dürfen in sozialdemokratischer Versammlung nicht als Redner auftreten, bei Zuwiderhandlung hat Ausweisung zu erfolgen. Dieser Utas war noch nicht bekannt, als mittags sich der Festzug formierte, an dem sich etwa 6000 Menschen mit flingendem Spiel und flatternden roten Fahnen beteiligten. Auf Befehl ber Polizei mußte das aufreizende Rot der Fahnen durch Anheftung weißer Schleifen gedämpft werden. Nachmittags 3 Uhr sollte nun programmäßig auf dem Festplatz die große Versammlung stattfinden.
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Offiziöse Verblöðung.
Auf Befragen, weshalb er die Schurigeleien denn nicht gemeldet habe, erklärte er, er habe das Zuvertrauen zum Militär verloren. Angestellte Untersuchungen ergaben nun, daß nicht bloß Schäfer, sondern auch andere Kürassiere ganz erheblich mißhandelt worden Die ,, Nordd. Allg. 8tg." unternimmt den Versuch, waren. Auf Schäfer, dem der Dienst sehr schwer fiel, weil er die Note ihres Meisters gegen den, abgesehen von der häufig frank im Lazarett gelegen hat, hatten es die Angeklagten konservativen Reaktionspresse fast allgemeinen, mehr oder ganz besonders abgesehen. Ihn hatte man wiederholt mit Fäusten minder scharfen Tadel zu schützen. Es ist zuzugestehen, daß ins Gesicht geschlagen, mit Füßen getreten, mit Rohrstöden, Wischder Versuch schwierig ist und die offiziösen Kräfte weit über- stöden, Karabinerfutteralen, Pferdehalftern mit Kette, Deckengurt, steigt. Aber dermaßen beschämend klägliches Geschwätz müßte Besenstielen usw. mißhandelten. Eines Tages, als er die schwere selbst die ,, Nordd. Allg. Ztg." nicht leisten. Häckselmaschine nicht mehr drehen konnte, hatte man ihn zu Boden In tölpelhafter Umschreibung eines Sakes der Bülow- Redensart getan, er werde Schäfer in Altengrabow schleifen, daß ihm geworfen und ihn mit Füßen getreten. Der Sergeant hatte die schen Note sagt das offiziöse Organ: der nach hinten stehe. Als Schäfer schwer verletzt im Lazarett Schon die Tatsache, daß die Sozialdemokratie einen aus- lag, hatte der Sergeant um gut Wetter gebeten und noch versucht, Der ländischen Parteigenossen als Lockartikel auszustellen gedachte, den Unglücklichen zu einer falschen Aussage zu verleiten. mußte jedermann klar machen, daß Herr Jaurès in den unmittel- Anfläger warf ein, die Tat grenze an Verleitung zum Meineide. baren Dienst der um Verheizungsstoff verlegenen deutschen Sozial- Schäfer, der gegenwärtig noch im Lazarett in ärztlicher Behandlung demokratie gestellt werden sollte. An die Ehrlichkeit der Absicht, im ist, beschwor als glaubwürdiger Zeuge, daß er die Waffe nur des= Geiste des Ausgleichs von Gegensäzen zwischen Deutschen und halb auf sich gerichtet habe, weil er die Mißhandlungen nicht mehr Franzosen zu wirken, haben die Veranstalter des geplanten ertragen konnte; er habe von den Angeklagten mindestens aller Spektakelstücks selbst am allerwenigsten geglaubt, wie die dem Woche einmal, wenn nicht zweimal seine Prügel bekommen. Zu Verbot vorangegangenen Kundgebungen ihrer Blätter deutlich der Mißhandlung waren 35 Zeugen geladen, die teils selbst Prügel genug zu erkennen gaben. Auf organisierte Verhebung unter befommen hatten und Schäfers Angaben. bestätigten. Vorgesetzte Mitwirkung ausländischer Kräfte fam es ihnen allein an. Auch von Schäfer erklären, daß Schäfer eng gebaut ist, zum Reiten schlecht die reklamehafte Ankündigung eines Hinübergreifens der Sozial- veranlagt war und auch an Zungenblutungen gedemokratie auf das Gebiet der auswärtigen Politik hatte lediglich litten habe.
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dienste zu entziehen. In seinem Regiment sei es schon viermal
den Zweck, der Aktion in den Augen der irregeleiteten Massen Eine recht bemerkenswerte Rolle spielte in dem Prozeß der Vergrößeren Schwung und damit tiefere Wirkung zu gewährleisten, teidiger der Angeklagten, Oberleutnant Graf Gersdorf vom Da nun aber die badische Regierung nicht dulden wollte, als die abgebrauchten alten Methoden zu erreichen vermochten." Kürassier- Regiment. Er hatte beantragt, Schäfer, der ein schlapper daß die bösen Ausländer Adler und Greulich Ansprachen halten Wo der Gedanke ausgeht, stellt sich die sinnlose Schmäh- Soldat mit mangelndem Ehrgefühl" sei, nicht zu bereidigen. Das sollten, mußte die Versammlung schweizer Gastrecht in An- sucht ein. Beweislos werden den politischen Gegnern die Gericht beschloß natürlich die Bereidigung und schenkte Schäfer spruch nehmen. Genosse Greulich hatte ihr nämlich empfohlen, niedrigsten Beweggründe und Absichten unterstellt. Und nicht Ahlfeld 3 Monate Gefängniß und Degradation, gegen Marasched Glauben. Der Ankläger beantragte nunmehr gegen den Sergeanten nach dem nur 10 Minuten entfernten, auf schweizer Boden einmal der Lächerlichkeit wird sich das offiziöse Organ bewußt, 5 Monate Gefängnis und gegen die übrigen Angeklagten Freiheitsgelegenen Kreuzlingen überzusiedeln, wo alles, was innerhalb daß sein Gebieter einen ausländischen Politiker verherrlicht, strafen von 3 Wochen bis 10 Tagen herab. deutscher Grenzpfähle nicht gesprochen werden dürfte, ruhig ber so gemein oder so dumm ist, mit den Spektakelmachern Nunmehr erhielt der Verteidiger Graf Gersdorf das Wort, gesagt werden könne. Als Genosse Bebel seinen Vortrag ge- und Heßern Freundschaft zu halten. der mit seiner von heizerfrischender Offenheit getragenen volfs= halten hatte, zog dann die Versammlung über die Schweizer Nach jener inhaltlosen Tirade sagt dann die„ Norddeutsche" tümlichen Rede dem Prozeß das Gepräge gab. Der Herr Graf hub Grenze hinüber nach Kreuzlingen , wo die Genossen Adler und feck, der Vorwärts" habe in seiner Kritik des Bülowschen an: Schäfer ist der eigentliche Schuldige; er hat die Waffe auf sich Greulich ihre Ansprachen hielten. Die kleine schweizerische Verfahrens nur„ hohle Tiraden" gemacht. Die„ Norddeutsche" gerichtet, um sich selbst zu verstümmeln und sich dadurch dem HeeresRepublik fühlte sich mächtig genug, jene von Deutschland gefürchtete vermeidet jedoch sorgsam, die wesentlichen Argumente unserer Belastungsprobe zu ertragen! Die gewaltige Demonstration Stritit mitzuteilen. So weit sie davon ein wenig mitteilt, erlitt also durch das Vorgehen der offenbar aus Berlin in- macht sie unwahrheit und Unsinn daraus." Besonders unspirierten badischen Regierung nicht nur keinen Abbruch, sondern bequem" sei dem Vorwärts" der Fall Delfor, sagt Offiziofus sie gewann durch das Verbot an demonstrativer Bedeutung und fügt hinzu:" Der Vorwärts" hat nichts da Die deutsche Diplomatie schuf sich so an einem Tage zwei gegen einzuwenden, daß Herr Deisor gehindert wurde, Blamagen! gegen die Kirchenpolitik der französischen Regierung öffentlich zu Ueber die Ansprachen der Genossen berichten wir noch reden." In Wahrheit hat der„ Vorwärts" diese Maßnahmen der näher in der morgigen Nummer. französischen Regierung als überaus mißbilligenswert" gekennzeichnet, obschon Delsor im Gegensatz zu Jaurèsunmittelbar gegen einen zur Beratung stehenden französischen Wir haben in unseren Darlegungen über die fantose Note Gefeßentwurf sprechen wollte. Selbst der eindeutigen Lüge des Reichskanzlers gegen die Rede Jaurès ' sogleich auch darauf muß sich das offiziöse Blatt bekennen, um den Geniestreich verwiesen, daß die Note geeignet sei, den französischen Bülows zu verteidigen. Chauvinismus zu stärken. Es wurden auch bereits Schließlich ist dem Offiziosus wichtig, den Kanzler gegen Zeugnisse aus der französischen Presse beigebracht, welche be- den Vorwurf zu schützen, als könnte ihn furcht vor dem stätigen, daß die Pariser deutschhezzerische Presse die Note eifrig Sozialismus bewegen. Diesen Mäßchen" des„ Vorfür no: wendig gehalten, im Halleschen Kriegsgericht das einmal ausin ihrem Sinne ausbeutet. Von besonderem Interesse zur wärts" begegnet er mit dem köstlichen Schlußsah: zufpre en, was feine Ueberzeugung sei. Dart fährt der Heer Graf Erkenntnis der Großleistung Bülowscher Klugheit ist, was Wir müssen offen gestehen, daß uns in der Praris bisher mit Pthos fort: Für das deutsche Vaterland wäre es jammerschade, heute der Parifer Korrespondent der" Voss. 8tg." seinem noch fein Fall vorgekommen ist, in dem ein von Furcht ergriffener wenn die deutsche Faust im Aerger nicht einmal dazwischen I
Bülow als Friedensstörer.
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passiert, daß Leute angebliche" Selbstmordversuche gemacht haben. Hätte man den ersten Mann gleich wegen Selbstverstümmelung vor das Kriegsgericht gestellt, dann wäre der jezige Fall nicht passiert. Daß Schäfer zu eng gebaut ist, sei Unsinn. Nicht das Gebäude des Mannes", so redete der Herr Graf weiter, sondern seine Pflicht widrigkeiten haben es mit sich gebracht, daß er schlapp im Dienst war. Zeuge Schäfer, der sich häufig durch Geldbeträge von seinen Eltern beköstigte, so meinte der Herr Graf, hätte nur unser gutes Stommißbrot essen sollen, dann wäre er schon dick geworden. Die gegen die Angeklagten beantragten Strafen wären unerhört und nur darauf zurückzuführen, daß im Kriegsgericht der 8. Division eine furchtbare Antipathie gegen Unteroffiziere und Gefreite bestche. ( Der Graf wurde vom Verhandlungsführer ersucht, es zu unter Der Vorwurf der Antilassen, gerichtliche Urteile zu fritisieren. pathie war auch durchaus nicht angebracht, gegen Richter, die beim Dessauer Urteil mitgewirkt haben. Der B.)
Der Graf vertvahrt sich gegen den ihm auch vom Ankläger ge.
machte Vorwurf, r habe verallgemeinert und entgegnet, er habe es