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b,. 184. W.?chW., g. Ktllilge des Jorioürt$(< Kerliker WlllgltlM.».ch. A-p? lM- parteigenossen! Heute Mittwoch ist 2ah!abeuö in Berlin   und den Vororten! Die Eisenbahnkatastrophe bei Spremberg  . Die erschütternde Kunde von dem furchtbaren Eisenbahnunglück, das sich am Montag nachmittag in der Nähe von Spremberg   er- eignet hat, gelangte erst in später Nachtstunde nach Berlin  . In- zwischen hat sich der Oeffentlichkeit eine wachsende Erregung be- »nächtigt, die durch das merkwürdige Schweigen der Eisenbahn  - Verwaltung über die Ursach« und den Umfang der Katastrophe hervorgerufen und erhöht wird. Nach mehr als 24 Stunden liegt noch keine vollständige anitliche Feststellung der Zahl der Opfer vor. Hier wiederholt sich das Spiel der Bureaukratie, das bei ähnlichen traurigen Anlässen mit Recht zu leidenschaftlichen Anklagen gegen bureaukratische Rücksichtslosigkeit geführt hat. Nach privaten Meldungen wurden bei dem Zusammenstob der beiden Schnellzüge 18 Personen getötet, 6 schwer verletzt. Die entsetzliche Katastrophe, die die gesamte Bevölkerung mit Trauer und Grauen erfüllt, scheint demnach im Eisenbahnministerium als eine.innere Verwaltungsangelegenheit" betrachtet zu werden. Die preußische Verwaltungskunst offenbart sich durch Schweigen. Die Berliner   Direktionsstellen erklären, daß nach einer Verfügung des Ministers in diesem Falle nur diezuständige" DirektionS- stelle Halle Auskunft geben darf. Jnr Eisenbahnministerium wird erklärt, man wisse dort selbst nichts. Man hege nur Vermutungen! Doch die Kritik erstarre. Der Minister hat zwei Kommissare an die IlnglückSstätte gesandt, um Bericht über das Unglück zu erhalten. Man will die Aufklärung über die Ursache der Katastrophe offensichtlich verzögern, man wird sie aber nicht unter- drücken können. Die Schuld der für das Unglück Berantwort- lichen wird durch dieses Verfahren nicht geringer, es enthält im Gegenteil vielleicht schon das Eingeständnis der Schuld selbst. So wird berichtet, daß wahrscheinlich ein Stationsbeamter in Spremberg   den Zusammenstoß ver- schuldete, da er dem Berliner   Zug Ausfahrt gab, bevor der Görlitzer Zug eingelaufen war. Möglich, daß dieser Beamte diesen Fehler, der die silrchterlichen Folgen nach sich zog, begangen hat. doch die volle Verantwortung für diese Katastrophe trägt die Eisenbahnverwaltung, sie trifft die Schuld, gegen sie muß die Anklage erhoben werden. Eine der verkehr»- reichsten Strecken, auf der zahlreiche Schnellzüge mit einem diffizilen Fahrplan verkehren, wurde eingleisig betrieben. Dieses schwere Eisenbahnunglück ist das Ergebnis de« fiskalischen und kapitalistischen System», da» die Eisenbahnverwaltung beherrscht. In erschreckender Weise haben sich seit langer Zeit die Eisenbahn- Unfälle gemehrt. ES waren nicht unabwendbare Katastrophen, die Massen von Menschenleben und Gesundheit vernichtet haben. Die Eisenbahnverwalwng ist von den nacktesten kapitalistischen   Maximen durchtränkt. Der GleiSauSbau, der auch auf der Unglücks- strecke eine schreiende Notwendigkeit war, wird bis zur letzten Betriebömöglichkeit verzögert. Nur einen zwingenden Grund zum Ausbau kennt die Verwaltung: die Gefähr- dung der Rentabilität. Der Kapitalismus, hier vertreten durch die Eisenbahnverwalwng, wird zum Verkehrshindernis, zur öffentlichen Gefahr. Die meisten Eisenbahnunfälle werden auf den mangelhaften Streckenausbau, auf mangelnde» Personal und dessen Ueberbürdung zurückgeführt werden müssen. Die armen Beamten, die al» Sündenböcke in die Wüste gejagt zu werden pflegen, find wahrhaftig nicht die Schuldigen. ES werden folgende Einzelheiten über da« Unglück gemeldet: Der fahrplanmäßig um S Uhr 20 Minuten nachnnttagS vom Görlitzer Bahnhof abgelaffene Schnellzug Nr. 113 war ziemlich stark besetzt und namentlich zahlreich waren die Fahr- gäste der ersten und zweiten Wagenklasse. Um 5 Uhr 89 Minuten traf der Zug in Spremberg   ein. woselbst er dem Nachzug zu dem Schnellzug Nr. 112, Richtung Berlin  , begegnen mußte Der Nachzug war in den letzten Tagen, so auch gestern mäßig besetzt, hatte aber trotzdem eine geringe Verspätung erlitten. Nun hätte der Schnellzug 113 in Spremberg   da» Eintteffen des Gegen­zuge» erwarten müssen, weil die Strecke bis Görlitz   nur eingleisig ist. Durch ein Versehen, wie behauptet wird, seitens des StattonSvor- stehers erhielt der Schnellzug Ausfahrt und befand sich bei erhöhter Fahr« geschwindigkeit, 1900 Meter hinter der Station, in der Nähe der Bahn- Wärterbude 7, als der fehlende Nachzug auf dem Gleise heran- gebraust kam. Unglücklicherweise beschreibt die Bahnstrecke an jener Stelle eine starke Kurve, so daß das Lokomotivpersonal die drohende Gefahr erst zu erkennen vermochte, als die beiden Züge auf eine Entfernung von kaum 150 Metern sich der Stelle genähert hatten. Mit unheimlicher Geschwindigkeit sausten die Schnellzüge auf« emander. Ein donnerähnlicheö Krachen erfüllte die Luft, bann folgte ein Augenblick Totenstille. In der nächsten Minute ertönte da» Schreien der Verwundeten, die unter den Trümmern der TrainS begraben waren. Die beiden Lokomotiven hatten sich buchstäblich in einander ge« bohrt, waren von dem Bahndamm hinuntergestürzt und bildeten eme einzige unentwirrbare Trümmermasse. Die nachfolgenden Gepäck« wagen waren zersplittert, die Achsen derselben waren teils zerbrochen. teils wie Blei verbogen. Der erste Personenwagen zweiter Klasse deS von Berlin   kommenden Schnellzuges hatte sich auf die Trümmer de« Gepäckwagen» geschoben, der zweite Personenwagen erster und zweiter Klasse war in den Vorwagen buchstäblich hineingeschoben. so daß die Insassen bei beiden Waggons zum größten Teil zermalmt waren. Die nachfolgenden Wagen zeigten weniger starke Be- schädigungen. Diejenigen der dritten Klasse wurden durch den Zu« sammenstoß lveniger berührt. Bei dem Zuge 112 waren die ersten drei Wagen zertrümmert worden, jedoch befanden sich in diesen nur zwei Fahrgäste, die mit Knochenbrüchen davonkamen. Der Bahnwärter der Bude 7 gab sofort Drahtnachricht von der Katastrophe nach Spremberg   und KottbuS  , von welch letzterem Ort sofort der Rettnngszug abgelasien wurde. Die RettuugSarbeiten gestalteten sich außerordentlich schwierig. Eisen« und Holzsplitter hatten sich derartig ineinander geschoben, daß die Toten und Verwundeten mit Aexten aus den Trümmern herausgehauen werden mußten. Bis Dienstag morgen gegen 7 Uhr waren 17 Tote und 14 Schwerverwundete geborgen. Die zahlreichen Leichtverletzten begaben sich zum größten Teil zu Fuß nach Spremberg  . wo ihnen Notverbände an« gelegt wurden. Für die Schwerverwundeten wurde an der nglücksstelle ein Verbandplatz angelegt und vier Aerzte hatten reichlich zu tun, ihnen die erste Hülfe angedeihen zu lassen. Von dem Maschinenpersonal dürften drei Mann getötet worden sein. Bis heute morgen konnte nur der Zugführer und Heizer von dem Schnellzuge 113 bepcett werden. Der Zugführer, der in JohaiiuiS- thal wohnt, verheiratet und Vater von fünf unmündigen Kindern sein soll, war tot. Der Bremser wurde am ganzen Körper verbrannt, aber noch lebend nach KottbuS geschafft. Das Personal der Maschine 112 liegt noch unter den Trümmern. »* Ein Lugenzeuge des Zusammenstoßes, der selbst unverletzt ge- blieben ist, schildert der.Deutschen Tageszeitung" die Katastrophe wie folgt: Unser Rachzug Hirschberg-Berlin  . der genau wie der überfüllte Vorzug mit der Geschwindigkeit der Fahrplauaugabe dem Vorzuge zu folgen hatte, verließ nach kurzem Aufenthalt die Statton Weiß i<~s»atte die Herne Station Schleid« Palstert. Der Zvo hatte glücklicherweise von Beginn seiner Fahrt an wenig Reisende, da so viel als möglich der Vorzug bereits mitgenommen hatte. Durch diesen Umstand sind die Verluste in diesem Zuge gering geblieben. Der Zug Hirschberg-Berlin   dagegen scheint ziemlich stark besetzt gewesen zu sein, so daß auf ihn ziemlich bedeutende Verluste entfallen. Kurz hinter Schleife in die große Kurve zwischen Schleid  « und Spremberg   einbiegend, welche mitten im Walde liegend dem Maschinenführer nur eine beschränkte Aussicht gestattet, gab es auf einmal in unserem Wagen einen kurzen gewaltigen Ruck, der mich und meine einzige Reisegefährtin von den Sitzen, unsere Koffer und Taschen aus ihren Lagen schleuderte; unser Wagen sprang wie ein lviderwillig galoppierendes Pferd unter scharfem Stoßen und Schleudern noch kurze Zeit hin und her. Da noch ein kurzer, scharfer Stoß, begleitet von einem furchtbaren Schlagen, Brechen, Splittern, Klingen und Springen-- stand auf einmal unser Wagen etwas aufgebäumt und etwas auf die rechte Seite geneigt still. Es verging wohl eine Minute, ehe es mir gelang, eine der festeingeklemmten Türen durch Fußtritt zu öffnen und mir und meiner Begleiterin einen Weg ins Freie zu bahnen. Unser Wagen stand halb über den Schienen, halb mit den rechten Hinterrädern in dem KieS der Böschung des zirka einen Meter hohen Dammes eingewühlt. Vor uns, rechts und links, bot sich uns ein nie ge- glaubtes, grauenhaftes Bild der Verwüstung dar. Kurz rechts vor uns lag die Maschine 44ö des Gegenzuges, geführt von dem braven MaschinenführerKrug auSKottbus. der voraussichtlich seine tteue Pflicht- erfüllung angesichts des Todes mit dem Leben bezahlen wird. Die Maschine war umgeworfen, ttef eingewühlt; ihrem Kessel ent- strömte heißer Dampf und Waffer mit brausendem Geräusch, zu- nächst jede andere Stimme übertönend und die rechte Zugseite in Dampf hüllend. Auf den Trümmern seiner Maschine fanden wir den genannten Führer reguugSloS liegen mit blutübersttömten und gebrochenen Gliedern. Nach langer Zeit und unter unsäglicher Mühe gelang es uns, den Schwerverletzten auf einer inzwischen heraus- geholten Schlafdecke, welche langsam und unter großen Schmerzen unter seinem gebrochenen Körper hindurch gezogen wurde, auf die ziemlich ebene Fläche der Seitenwand des umgestürzten Tenders zu heben und ihm auf Kleidungsstücken eine leidlich bequeme Lage herzustellen, ihn durch Zudecken mit Tüchern und übergehaltencn Regenschirmen vor dem herabrieselnden Regen zu schützeü. Später ist er unter ärztlicher Leitung aus seiner zirka 2,S0 Meter über dem Damm befindlichen Lage heruntergeholt worden. Link» davon, auf der anderen Seite des Zuges, lag unter Trümmern von Maschinen, Packwagen und allen nur denkbaren Trümmersplittern, auf dem umgestürzten Verdeck eines Packwagens und zwischen diesem und Maschinenteilen fest eingekeilt, anscheinend der Maschinenführer deS einen Zuges, dem ersten Anscheine nach nur wenig verletzt, aber so fest von den Trümmern umsponnen, daß er kein Glied rühren konnte, und bat um Hülfe. Mittels der Kohlenschaufel der einen Maschine wurde zunächst der vor ihm liegende schwere Schornstein dieser Maschine sowie ein Borwärmer unter« graben, um sie beiseite schieben zu können, und nun konnte an das ntergraben und Befreien des Verletzten herangegangen werden, was auch dem Personal mittel« des Windehebers der Maschine nach kurzer Zeit gelang, so daß auch dieser doch immerhin stark Verletzte in ebene Lage unter den Bäumen niedergelegt werden konnte. Noch grauenhafter aber sah es in den zusammengefahrenen Wagen der beiden Züge au». Die beiden Packwagen und die dahmter laufenden beiden Personenwagen waren glatt in« einander geschoben und geworfen worden. Der eine Wogen 2. Klasse war ziemlich in halber bis viertel Höhe in wage- rechter Richtung abgeschnitten worden, aus ihm hing wie eine leb« lose Puppe der Leichnam einer dem Anschein nach noch jungen hell« blonden Frau, welche mit dem Oberkörper fest eingekeilt war, während der ganze Unterkörper über den Wagenrand hinaus in der Lust schwebte; eine Zeitlang war noch das leise Wiminern eine« Kindes zu hören. Ueber diesen Wagen hinweg, hoch in der Luft, ca. 4 Meter über dem Damm schwebend, stand der zertrümmerte Wagen 2. Klasse des Gegenzuges, aus dem das Weinen eines Kinde« herabtönte, dem aber vorläufig keine Hülfe gebracht werden konnte Im übrigen in diesen beiden Wagen das Schweigen des Todes I Die Opfer. Private Meldungen geben folgende Liste der Opfer: Getötet wurden: Oberstleutnant a. D. Wilhelm ChretiuS aus Berlin  . AugSburger» straße 24; Justizrat Rockau aus Görlitz   mit Frau und Sohn; Arzt Dr. Albert Nectzke au« Landeshut   und Frau; Graf Heinrich PelaS von Plauen   aus Jänkendorf  (Oberlausitz  ). Sohn des Prinzen Heinrich XXVI. von Reuß   j. L. Herr Grünina aus Görlitz  , 60 Jahre alt; eine noch unbekannte 50jährige Dame; ein unbekannter Knabe von etwa 10 Jahren; Lokomotivführer Seidel au« KottbuS; Heizer Walter aus KottbuS; Hülfsschaffner Noack au» KottbuS. Schwer verletzt: Hildegard Rockau au« Görlitz  (deren Eltern getötet wurden). Lokomotivführer Krug aus KottbuS; Heizer Fröse au« KottbuS; Schaffner Hager aus KottbuS; Packmeister Schefter aus Hirschberg. Die Namen der weiteren Opfer der Katastrophe sind noch nicht festgestellt. Als Sündenbock ist der Stationsasfistent Rollfuß vom Dienst suspendiert worden.__ Berliner   JVaebriebten. Ei» Opfer des Königsberger HochverratSprozesseS, Genosse P ä tz e l. hat gestern im SttafgefängniS zu Tegel   seine ihm zudiktierte dreimonatige Strafe angetreten. Dieser Prozeß bildet ein denkwürdiges Blatt in der Geschichte der preußischen Justiz. Die Einleitung des Strafverfahrens charakterisiert sich lediglich als eine Krönung der Schcrgendienste, die die preußische Regierung dem russischen Absolutismus seit Jahren geleistet hat. Au» der Ver- sendung der in Deutschland   unbeanstandeten russischen revoluttonären Schriften versuchte die Königsberger Anklagebehörde   Hochverrat und Majestätsbeleidigung zu konstruieren. Rußland zuliebe wurde eine Haupt« und Staatsaktton eingeleitet, die auf gänzlich ungesetzlichen Grundlagen ruhte. Haussuchungen, Ver- Haftungen wurden verfügt, viele Monate Untersuchung«- Haft verhängt und eine geheime Voruntersuchung gefiihrt, durch die unsere heutige Rechtssicherheit grell beleuchtet, aber auch die preußische Justiz hcilloS kompromittiert wurde. In der Verhandlung brach die so mühsam aufgebaut« Anklage schmählich zusammen. ES ergab sich. daß trotz aller Uebersetzungskunststückchen russischer Konsuln und justiz- ministerieller Bedienten in Wirklichkeit gar kein rechtlicher Boden vorhanden war. Die Angeklagten mußten von der Anklage wegen Hochverrats und MajestätSbeleidignng freigesprochen werden. Dagegen fand daS Gericht in der Taffache des Schriftenversandes da« Merkmal einer geheimen Verbindung. Insbesondere soll sich Pätzel dieses .Verbrechens' dadurch schuldig gemacht haben, daß er russische Schriften als Schuhwaren deklariert hatte. Das.Geheim- bündlerische" dieses Frevels bestand darin, daß für Pätzel diese .Schuhwaren" vollständiges Geheimnis waren. Er wußte gar nicht, daß andere Personen auf den seinen Namen tragenden, aber nicht von ihm ausgefüllten FrachtbriefenSchuhwaren" deklarierten. Das mußte gerochen werden. Pätzel erhiell für diesen Spaß drei Monate Gefängnis, die er nun abzubüßen sich angeschickt hat. Hoffen wir. daß Genosse Pätzel die Zeit überstehen möge, ohne Schaden an seiner Gesundheit zu nehmen I Freie Turner und sozialdemokratische Gleichmacher. Der Mut, im heißen Kampf gegen die vaterlandslose Rotte der Sozial- dcmokraten sich lächerlich zu machen, war von jeher bei keinem der bürgerlichen Blätter so stark entwickelt, wie bei derP o st", deren Redakteure einst ihr Arbeitgeber Stumm als Esel gekennzeichnet hat. Die neueste Leistung dieses unentwegten Scharfmacher. Blättchens ist ein wütendes Geschimpfe auf die sozialdemo- kratischen Turner, auf den argen Mißbrauch, den die Sozialdemokratie mit der Turnerei treibe. Den Anlaß zu diesem Wutausbruch bildet der Geschäfts- und Jahresbericht der.Deutschen T u r n e r s ch a f t", die gegen» wärtig in Königsberg   tagt. Der Bericht, den der Ausschuß- Vorsitzende Dr. Götz-Leipzig erstattete, weist auf Parteibestrebungen hin, die im letzten Jahr in der deutschen   Turnerschaft hervorgetreten seien. Besonder» ernst seien die Bestrebungen derjenigen_ zu nehmen, die die deutsche Turnerei zurDomäne der Sozial- demokratie und der Vaterlandslosigkeit" machen wollen, dieroten Gesellen" vom Arbeiter-Turnerbund, die.von früh bis spät ihr Gift und ihre auf Unzufriedenheit, Neid und Haß ge- richtete Verhetzung loslassen", um der deutschen   Turnerschaft daS arbeitende Volk abtrünnig zu machen. Dieses Gezeter wird natürlich von der.Post" mit Verständnis- innigem Behagen weitergegeben. Aus eigenem fügt daS Blatt hinzu, e« sei skandalös, wie von Sozialdemokraten w turnerischen Vereinigungen für ihre Turnvereine agitiert werde, deren Zwecke in erster Linie sozialdemokratische" seien. Umgekehrt wird ein Schuh draus! Unsere? Wissens sind diesozialdemokratischen" Turnvereine erst entstanden, weil in den anderen Turnvcreinigungen jedem Turner, der«ine politisch und wirtschaftlich freiere An- schauung hatte. daS Verbleiben auf die Dauer unmöglich wurde. DieDeutsche Turnerschaft" mag ja allmählich angefangen haben, es als sehr unbequem zu empfinden, daß die.roten Gesellen" ihr immer mehr die turnenden Arbeiter abspenstig machen. Aber das Gebelle, das jetzt darüber sich erhebt, wird die Arbeiter-Turnvereine in ihrem Vorrücken nicht aufhalten; e«beweist nur, daß sie reiten". Drollig ist, was über den freien Geist der Turnerer im Gegensatz zur sozialdemokratischen Gleich- m a ch e r e i in dem Bericht gesagt und von derPost" in noch pointterterer Fassung wiedergegeben wird. Selbstverständlich wohnt dieFreiheit" nur bei den Hurraschreiern der Deutschen Turner. schaft. Echt turnerischer Geist, so steht's zu lesen in derPost", strebe dahin, der Kraft und Leistungsfähigkeit des einzelnen freie Bahn für die völlige EntWickelung der körperlichen Tüchtigkeit zu schaffen. Diese» Geistes schlimmste Feindin sei die Sozial- demokratie. Die sozialdemokratische Gleichmacherei und Unter- drückung der persönlichen Freiheit widerstrebe dem, daß der einzelne sich durch bessere Leistungen aus der Masse emporhebe. Na, gewiß doch! Wir können derPost" das Geheimnis ver- raten, baß schon jetzt in den Arbeiter-Turnvereinen es bei Strafe sofortigen Ausschlusses jedem Turner verboten ist, besser als sein Nebenmann zu turnen. Ja, ja, diese sozialdemokratischen Gleich- macher i 300 M. Belohnung. 300 M. Belohnung hat soeben der Ober» Postdirektor Vorbeck für die Ermittelung der Diebe von Fernsprech- draht ausgesetzt. Diese Beraubungen wollen in der Umgebung Berlin  » kein Ende nehmen. Zuletzt ist in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend, den 5. 6. August, wieder ein solcher Diebstahl an der Prenzlauer Chaussee ausgeführt worden. Zwischen den Kilo- metersteinen 6,5 und 6,7, sowie zwischen den Stangen 5961 sind die Drähte von nicht weniger als 9 Fernsprech-VerbindungSleitungen und 2 Anschlußleitungen durchschnitten und gestohlen worden. Der Draht hat eine Stärke von 3, 2 und 1,5 Millimeter. DaS Gewicht des 3 Millimeter starken Drahtes beträgt 20, das des Drahtes zu 2 Millimeter 15 und daS des Drahtes zu 1,5 Millimeter 4,5 Kilo- gramm. Der Gesamtwert des Drahtes wird auf 72 M. berechnet. Mit der Einführung böhmischer Milch in Berlin   soll, im Hinblick auf den nach dem Ende der Schulferien regelmäßig steigenden Milchkonsum Groß-Berlins, bereits Ende August begonnen werden, während die Massenzufuhr dänischer Milch erst im Oltober ein- setzen soll. Berlin   und die Schullasten der Bororte. DaS Ober- Ver- waltungSgericht hat bekanntlich das Urteil des Bezirksausschusses zu Potsdam  , nach dem Berlin   verurteilt wurde, an Weitzensee einen dauernden Schullastenbeitrag zu zahlen, bestätigt. Jetzt liegt nun die eingehende Urteilsbegründung des Ober-VerwaltungsgerichteS vor. die von allgemeinem Interesse ist. ES heißt da unter anderem: Daß die Steuerzahler von Weißensee überbürdet sind, er» kennt die Beklagte(Berlin  ) an: sie bestreitet aber, daß die Ueber- bürdung durch die Schulverhältnisse hervorgerufen sei. Dieser Einwand ist verfehlt. Der Bezirksausschuß hat überzeugend dar- getan, daß die an sich schon jetzt zu hohe Belastung durch die Mehr- aufwendung für die Schule noch gesteigert werde, und, zwar im er- heblichen Umfange. Bei den besonderen Verhältnissen in Weißen- see muß in der Tat eine Vermehrung der Lasten um etwa 6 von Hundert als erheblich bezeichnet werden." Weiter lautet die Urteilsbegründung: Im Vordergründe steht der Angriff der Berufung, die Steigerung des Booenwertes, welchen die Nähe Berlins   verursache, sei nicht oder nicht genügend berücksichtigt worden. Demgegcn- über ist jedoch zunächst darauf hinzuweisen, daß eine etwaige Wertsteigerung deS Bodens an sich noch leinen der Gemeinde als solcher zugewachsenen Vorteil darstellt. Die Steigerung kommt den einzelnen Besitzern zugute." Weiter wird dann noch zu der Angabe Berlins  , die Selbst* kosten für Kranke beliefen sich auf höhere Beträge, als Weißensee  für seine Kranke an Berlin   zahlt, erwidert, daß hier besondere Ver- träge vorlägen, und die Abrechnung schon geschehen sei. Ein Vor» teil im Sinne des§ 53 deS Kommunalabgaben-GesetzeS könne hier nicht anerkannt werden. Julius Stiude, der Verfasser derFamilie Buchholz', ist gestern in Olsberg   bei Kassel   gestorben. Vermißt wird der 17 jährige KaufmannSsohn Fritz Greschow, Mirbachstt. 69 bei den Eltern wohnhaft. Am 26. Juli, nachmittags 3 Uhr, fuhr derselbe mit einem Fahrrad(Marke Lyra  , Richard Ladewig, Prenzlau  ) nach Karlshorst  . Von dort au« schrieb er noch eine Postkarte, seitdem fehlt jede Spur. Bekleidet war derselbe mit einem schtvarzen Kammgarnanzug und Schnürstiefeln. Er ist 1,54 Meter groß, seine Gesichtsfarbe blaß, Körperbau sehr schwächlich. Wenn kein Unglücksfall vorliegt, ist nicht auSgeschlpssen, daß derselbe in schlechte Gesellschaft geraten ist und sich mit Klavierspielen durch- zuschlagen sucht. Restaurateure möchten besonders auf so einen