b,. 184. W.?chW., g. Ktllilge des Jorioürt$(< Kerliker WlllgltlM.».ch. A-p? lM-parteigenossen! Heute Mittwoch ist 2ah!abeuö in Berlin und den Vororten!Die Eisenbahnkatastrophebei Spremberg.Die erschütternde Kunde von dem furchtbaren Eisenbahnunglück,das sich am Montag nachmittag in der Nähe von Spremberg er-eignet hat, gelangte erst in später Nachtstunde nach Berlin. In-zwischen hat sich der Oeffentlichkeit eine wachsende Erregung be-»nächtigt, die durch das merkwürdige Schweigen der Eisenbahn-Verwaltung über die Ursach« und den Umfang der Katastrophehervorgerufen und erhöht wird. Nach mehr als 24 Stunden liegtnoch keine vollständige anitliche Feststellung der Zahl der Opfer vor.Hier wiederholt sich das Spiel der Bureaukratie, das bei ähnlichentraurigen Anlässen mit Recht zu leidenschaftlichen Anklagengegen bureaukratische Rücksichtslosigkeit geführt hat. Nach privatenMeldungen wurden bei dem Zusammenstob der beiden Schnellzüge18 Personen getötet, 6 schwer verletzt.Die entsetzliche Katastrophe, die die gesamte Bevölkerung mitTrauer und Grauen erfüllt, scheint demnach im Eisenbahnministeriumals eine.innere Verwaltungsangelegenheit" betrachtet zu werden.Die preußische Verwaltungskunst offenbart sich durch Schweigen. DieBerliner Direktionsstellen erklären, daß nach einer Verfügung desMinisters in diesem Falle nur die„zuständige" DirektionS-stelle Halle Auskunft geben darf. Jnr Eisenbahnministerium wirderklärt, man wisse dort selbst nichts. Man hege nurVermutungen! Doch die Kritik erstarre. Der Minister hatzwei Kommissare an die IlnglückSstätte gesandt, um Bericht über dasUnglück zu erhalten. Man will die Aufklärung über die Ursache derKatastrophe offensichtlich verzögern, man wird sie aber nicht unter-drücken können. Die Schuld der für das Unglück Berantwort-lichen wird durch dieses Verfahren nicht geringer, esenthält im Gegenteil vielleicht schon das Eingeständnisder Schuld selbst. So wird berichtet, daß wahrscheinlichein Stationsbeamter in Spremberg den Zusammenstoß ver-schuldete, da er dem Berliner Zug Ausfahrt gab, bevor der GörlitzerZug eingelaufen war. Möglich, daß dieser Beamte diesen Fehler,der die silrchterlichen Folgen nach sich zog, begangen hat. doch dievolle Verantwortung für diese Katastrophe trägtdie Eisenbahnverwaltung, sie trifft die Schuld, gegen siemuß die Anklage erhoben werden. Eine der verkehr»-reichsten Strecken, auf der zahlreiche Schnellzügemit einem diffizilen Fahrplan verkehren, wurdeeingleisig betrieben.Dieses schwere Eisenbahnunglück ist das Ergebnis de« fiskalischenund kapitalistischen System», da» die Eisenbahnverwaltung beherrscht.In erschreckender Weise haben sich seit langer Zeit die Eisenbahn-Unfälle gemehrt. ES waren nicht unabwendbare Katastrophen, dieMassen von Menschenleben und Gesundheit vernichtet haben. DieEisenbahnverwalwng ist von den nacktesten kapitalistischen Maximendurchtränkt. Der GleiSauSbau, der auch auf der Unglücks-strecke eine schreiende Notwendigkeit war, wird bis zurletzten Betriebömöglichkeit verzögert. Nur einen zwingendenGrund zum Ausbau kennt die Verwaltung: die Gefähr-dung der Rentabilität. Der Kapitalismus, hier vertreten durch dieEisenbahnverwalwng, wird zum Verkehrshindernis, zur öffentlichenGefahr. Die meisten Eisenbahnunfälle werden auf den mangelhaftenStreckenausbau, auf mangelnde» Personal und dessen Ueberbürdungzurückgeführt werden müssen.Die armen Beamten, die al» Sündenböcke in die Wüste gejagtzu werden pflegen, find wahrhaftig nicht die Schuldigen.ES werden folgende Einzelheiten über da« Unglück gemeldet:Der fahrplanmäßig um S Uhr 20 Minuten nachnnttagSvom Görlitzer Bahnhof abgelaffene Schnellzug Nr. 113 warziemlich stark besetzt und namentlich zahlreich waren die Fahr-gäste der ersten und zweiten Wagenklasse. Um 5 Uhr89 Minuten traf der Zug in Spremberg ein. woselbst erdem Nachzug zu dem Schnellzug Nr. 112, Richtung Berlin, begegnenmußte Der Nachzug war in den letzten Tagen, so auch gesternmäßig besetzt, hatte aber trotzdem eine geringe Verspätung erlitten.Nun hätte der Schnellzug 113 in Spremberg da» Eintteffen des Gegenzuge» erwarten müssen, weil die Strecke bis Görlitz nur eingleisig ist.Durch ein Versehen, wie behauptet wird, seitens des StattonSvor-stehers erhielt der Schnellzug Ausfahrt und befand sich bei erhöhter Fahr«geschwindigkeit, 1900 Meter hinter der Station, in der Nähe der Bahn-Wärterbude 7, als der fehlende Nachzug auf dem Gleise heran-gebraust kam. Unglücklicherweise beschreibt die Bahnstrecke an jenerStelle eine starke Kurve, so daß das Lokomotivpersonal die drohendeGefahr erst zu erkennen vermochte, als die beiden Züge auf eineEntfernung von kaum 150 Metern sich der Stelle genähert hatten.Mit unheimlicher Geschwindigkeit sausten die Schnellzüge auf«emander. Ein donnerähnlicheö Krachen erfüllte die Luft, bann folgteein Augenblick Totenstille. In der nächsten Minute ertönte da» Schreiender Verwundeten, die unter den Trümmern der TrainS begraben waren.Die beiden Lokomotiven hatten sich buchstäblich in einander ge«bohrt, waren von dem Bahndamm hinuntergestürzt und bildeten emeeinzige unentwirrbare Trümmermasse. Die nachfolgenden Gepäck«wagen waren zersplittert, die Achsen derselben waren teils zerbrochen.teils wie Blei verbogen. Der erste Personenwagen zweiter KlassedeS von Berlin kommenden Schnellzuges hatte sich auf die Trümmerde« Gepäckwagen» geschoben, der zweite Personenwagen erster undzweiter Klasse war in den Vorwagen buchstäblich hineingeschoben.so daß die Insassen bei beiden Waggons zum größten Teil zermalmtwaren. Die nachfolgenden Wagen zeigten weniger starke Be-schädigungen. Diejenigen der dritten Klasse wurden durch den Zu«sammenstoß lveniger berührt. Bei dem Zuge 112 waren die erstendrei Wagen zertrümmert worden, jedoch befanden sich in diesen nurzwei Fahrgäste, die mit Knochenbrüchen davonkamen.Der Bahnwärter der Bude 7 gab sofort Drahtnachricht vonder Katastrophe nach Spremberg und KottbuS, von welch letzteremOrt sofort der Rettnngszug abgelasien wurde. Die RettuugSarbeitengestalteten sich außerordentlich schwierig. Eisen« und Holzsplitterhatten sich derartig ineinander geschoben, daß die Toten undVerwundeten mit Aexten aus den Trümmernherausgehauen werden mußten. Bis Dienstag morgengegen 7 Uhr waren 17 Tote und 14 Schwerverwundetegeborgen. Die zahlreichen Leichtverletzten begaben sich zum größtenTeil zu Fuß nach Spremberg. wo ihnen Notverbände an«gelegt � wurden. Für die Schwerverwundeten wurde an dernglücksstelle ein Verbandplatz angelegt und vier Aerzte hattenreichlich zu tun, ihnen die erste Hülfe angedeihen zu lassen. Vondem Maschinenpersonal dürften drei Mann getötet worden sein. Bisheute morgen konnte nur der Zugführer und Heizer von demSchnellzuge 113 bepcett werden. Der Zugführer, der in JohaiiuiS-thal wohnt, verheiratet und Vater von fünf unmündigen Kindernsein soll, war tot. Der Bremser wurde am ganzenKörper verbrannt, aber noch lebend nach KottbuS geschafft.Das Personal der Maschine 112 liegt noch unter den Trümmern.»*Ein Lugenzeuge des Zusammenstoßes, der selbst unverletzt ge-blieben ist, schildert der.Deutschen Tageszeitung" die Katastrophewie folgt:Unser Rachzug Hirschberg-Berlin. der genau wie der überfüllteVorzug mit der Geschwindigkeit der Fahrplauaugabe dem Vorzugezu folgen hatte, verließ nach kurzem Aufenthalt die Statton Weißi<~s»atte die Herne Station Schleid« Palstert. Der Zvo hatteglücklicherweise von Beginn seiner Fahrt an wenig Reisende, da soviel als möglich der Vorzug bereits mitgenommen hatte. Durch diesenUmstand sind die Verluste in diesem Zuge gering geblieben. DerZug Hirschberg-Berlin dagegen scheint ziemlich stark besetzt gewesenzu sein, so daß auf ihn ziemlich bedeutende Verluste entfallen.Kurz hinter Schleife in die große Kurve zwischen Schleid« undSpremberg einbiegend, welche mitten im Walde liegend demMaschinenführer nur eine beschränkte Aussicht gestattet, gab es aufeinmal in unserem Wagen einen kurzen gewaltigen Ruck, der michund meine einzige Reisegefährtin von den Sitzen, unsere Koffer undTaschen aus ihren Lagen schleuderte; unser Wagen sprang wie einlviderwillig galoppierendes Pferd unter scharfem Stoßen undSchleudern noch kurze Zeit hin und her. Da— noch ein kurzer,scharfer Stoß, begleitet von einem furchtbaren Schlagen, Brechen,Splittern, Klingen und Springen-- stand auf einmal unser Wagenetwas aufgebäumt und etwas auf die rechte Seite geneigtstill. Es verging wohl eine Minute, ehe es mir gelang, eine derfesteingeklemmten Türen durch Fußtritt zu öffnen und mir undmeiner Begleiterin einen Weg ins Freie zu bahnen. Unser Wagenstand halb über den Schienen, halb mit den rechten Hinterrädernin dem KieS der Böschung des zirka einen Meter hohen Dammeseingewühlt. Vor uns, rechts und links, bot sich uns ein nie ge-glaubtes, grauenhaftes Bild der Verwüstung dar. Kurz rechts voruns lag die Maschine 44ö des Gegenzuges, geführt von dem bravenMaschinenführerKrug auSKottbus. der voraussichtlich seine tteue Pflicht-erfüllung angesichts des Todes mit dem Leben bezahlen wird. DieMaschine war umgeworfen, ttef eingewühlt; ihrem Kessel ent-strömte heißer Dampf und Waffer mit brausendem Geräusch, zu-nächst jede andere Stimme übertönend und die rechte Zugseite inDampf hüllend. Auf den Trümmern seiner Maschine fanden wirden genannten Führer reguugSloS liegen mit blutübersttömten undgebrochenen Gliedern. Nach langer Zeit und unter unsäglicher Mühegelang es uns, den Schwerverletzten auf einer inzwischen heraus-geholten Schlafdecke, welche langsam und unter großen Schmerzenunter seinem gebrochenen Körper hindurch gezogen wurde, auf dieziemlich ebene Fläche der Seitenwand des umgestürzten Tenderszu heben und ihm auf Kleidungsstücken eine leidlich bequeme Lageherzustellen, ihn durch Zudecken mit Tüchern und übergehaltencnRegenschirmen vor dem herabrieselnden Regen zu schützeü. Später ister unter ärztlicher Leitung aus seiner zirka 2,S0 Meter über demDamm befindlichen Lage heruntergeholt worden. Link» davon, aufder anderen Seite des Zuges, lag unter Trümmern von Maschinen,Packwagen und allen nur denkbaren Trümmersplittern, auf demumgestürzten Verdeck eines Packwagens und zwischen diesem undMaschinenteilen fest eingekeilt, anscheinend der Maschinenführer deSeinen Zuges, dem ersten Anscheine nach nur wenig verletzt, aberso fest von den Trümmern umsponnen, daß er kein Gliedrühren konnte, und bat um Hülfe. Mittels der Kohlenschaufelder einen Maschine wurde zunächst der vor ihm liegendeschwere Schornstein dieser Maschine sowie ein Borwärmer unter«graben, um sie beiseite schieben zu können, und nun konnte an dasntergraben und Befreien des Verletzten herangegangen werden, wasauch dem Personal mittel« des Windehebers der Maschine nach kurzerZeit gelang, so daß auch dieser doch immerhin stark Verletzte inebene Lage unter den Bäumen niedergelegt werden konnte.Noch grauenhafter aber sah es in den zusammengefahrenenWagen der beiden Züge au». Die beiden Packwagen und diedahmter laufenden beiden Personenwagen waren glatt in«einander geschoben und geworfen worden. Der eineWogen 2. Klasse war ziemlich in halber bis viertel Höhe in wage-rechter Richtung abgeschnitten worden, aus ihm hing wie eine leb«lose Puppe der Leichnam einer dem Anschein nach noch jungen hell«blonden Frau, welche mit dem Oberkörper fest eingekeilt war,während der ganze Unterkörper über den Wagenrand hinaus in derLust schwebte; eine Zeitlang war noch das leise Wiminern eine«Kindes zu hören. Ueber diesen Wagen hinweg, hoch in der Luft,ca. 4 Meter über dem Damm schwebend, stand der zertrümmerteWagen 2. Klasse des Gegenzuges, aus dem das Weinen eines Kinde«herabtönte, dem aber vorläufig keine Hülfe gebracht werden konnteIm übrigen in diesen beiden Wagen das Schweigen des Todes IDie Opfer.Private Meldungen geben folgende Liste der Opfer:Getötet wurden:Oberstleutnant a. D. Wilhelm ChretiuS aus Berlin. AugSburger»straße 24;Justizrat Rockau aus Görlitz mit Frau und Sohn;Arzt Dr. Albert Nectzke au« Landeshut und Frau;Graf Heinrich PelaS von Plauen aus Jänkendorf(Oberlausitz).Sohn des Prinzen Heinrich XXVI. von Reuß j. L.Herr Grünina aus Görlitz, 60 Jahre alt;eine noch unbekannte 50jährige Dame;ein unbekannter Knabe von etwa 10 Jahren;Lokomotivführer Seidel au« KottbuS;Heizer Walter aus KottbuS;Hülfsschaffner Noack au» KottbuS.Schwer verletzt:Hildegard Rockau au« Görlitz(deren Eltern getötet wurden).Lokomotivführer Krug aus KottbuS;Heizer Fröse au« KottbuS;Schaffner Hager aus KottbuS;Packmeister Schefter aus Hirschberg.Die Namen der weiteren Opfer der Katastrophe sind noch nichtfestgestellt.Als Sündenbock ist der Stationsasfistent Rollfuß vom Dienstsuspendiert worden.__Berliner JVaebriebten.Ei» Opfer des Königsberger HochverratSprozesseS, GenosseP ä tz e l. hat gestern im SttafgefängniS zu Tegel seine ihmzudiktierte dreimonatige Strafe angetreten. Dieser Prozeß bildetein denkwürdiges Blatt in der Geschichte der preußischen Justiz. DieEinleitung des Strafverfahrens charakterisiert sich lediglich als eineKrönung der Schcrgendienste, die die preußische Regierung demrussischen Absolutismus seit Jahren geleistet hat. Au» der Ver-sendung der in Deutschland unbeanstandeten russischen revoluttonärenSchriften versuchte die Königsberger Anklagebehörde Hochverratund Majestätsbeleidigung zu konstruieren. Rußland zuliebewurde eine Haupt« und Staatsaktton eingeleitet, die aufgänzlich ungesetzlichen Grundlagen ruhte. Haussuchungen, Ver-Haftungen wurden verfügt, viele Monate Untersuchung«-Haft verhängt und eine geheime Voruntersuchung gefiihrt, durch dieunsere heutige Rechtssicherheit grell beleuchtet, aber auch die preußischeJustiz hcilloS kompromittiert wurde. � In der Verhandlung brach dieso mühsam aufgebaut« Anklage schmählich zusammen. ES ergab sich.daß trotz aller Uebersetzungskunststückchen russischer Konsuln und justiz-ministerieller Bedienten in Wirklichkeit gar kein rechtlicher Bodenvorhanden war. Die Angeklagten mußten von der Anklage wegenHochverrats und MajestätSbeleidignng freigesprochen werden. Dagegenfand daS Gericht in der Taffache des Schriftenversandes da« Merkmaleiner geheimen Verbindung. Insbesondere soll sich Pätzel dieses.Verbrechens' dadurch schuldig gemacht haben, daß er russischeSchriften als Schuhwaren deklariert hatte. Das.Geheim-bündlerische" dieses Frevels bestand darin, daß für Pätzel diese.Schuhwaren" vollständiges Geheimnis waren. Er wußte gar nicht,daß andere Personen auf den seinen Namen tragenden, aber nichtvon ihm ausgefüllten Frachtbriefen„Schuhwaren" deklarierten. Dasmußte gerochen werden. Pätzel erhiell für diesen Spaß drei MonateGefängnis, die er nun abzubüßen sich angeschickt hat. Hoffen wir.daß Genosse Pätzel die Zeit überstehen möge, ohne Schaden an seinerGesundheit zu nehmen IFreie Turner und sozialdemokratische Gleichmacher. Der Mut,im heißen Kampf gegen die vaterlandslose Rotte der Sozial-dcmokraten sich lächerlich zu machen, war von jeher bei keinem derbürgerlichen Blätter so stark entwickelt, wie bei der„P o st", derenRedakteure einst ihr Arbeitgeber Stumm als Esel gekennzeichnethat. Die neueste Leistung dieses unentwegten Scharfmacher.Blättchens ist ein wütendes Geschimpfe auf die sozialdemo-kratischen Turner, auf den argen Mißbrauch, den dieSozialdemokratie mit der Turnerei treibe.Den Anlaß zu diesem Wutausbruch bildet der Geschäfts- undJahresbericht der.Deutschen T u r n e r s ch a f t", die gegen»wärtig in Königsberg tagt. Der Bericht, den der Ausschuß-Vorsitzende Dr. Götz-Leipzig erstattete, weist auf Parteibestrebungenhin, die im letzten Jahr in der deutschen Turnerschaft hervorgetretenseien. Besonder» ernst seien die Bestrebungen derjenigen_ zunehmen, die die deutsche Turnerei zur„Domäne der Sozial-demokratie und der Vaterlandslosigkeit" machen wollen, die„rotenGesellen" vom Arbeiter-Turnerbund, die.von früh bisspät ihr Gift und ihre auf Unzufriedenheit, Neid und Haß ge-richtete Verhetzung loslassen", um der deutschen Turnerschaft daSarbeitende Volk abtrünnig zu machen.Dieses Gezeter wird natürlich von der.Post" mit Verständnis-innigem Behagen weitergegeben. Aus eigenem fügt daS Blatthinzu, e« sei skandalös, wie von Sozialdemokraten w turnerischenVereinigungen für ihre Turnvereine agitiert werde, deren Zwecke„in erster Linie sozialdemokratische" seien. Umgekehrt wird einSchuh draus! Unsere? Wissens sind die„sozialdemokratischen"Turnvereine erst entstanden, weil in den anderen Turnvcreinigungenjedem Turner, der«ine politisch und wirtschaftlich freiere An-schauung hatte. daS Verbleiben auf die Dauer unmöglich wurde.Die„Deutsche Turnerschaft" mag ja allmählich angefangen haben,es als sehr unbequem zu empfinden, daß die.roten Gesellen" ihrimmer mehr die turnenden Arbeiter abspenstig machen. Aber dasGebelle, das jetzt darüber sich erhebt, wird die Arbeiter-Turnvereinein ihrem Vorrücken nicht aufhalten; e«„beweist nur, daß sie reiten".Drollig ist, was über den freien Geist der Turnererim Gegensatz zur sozialdemokratischen Gleich-m a ch e r e i in dem Bericht gesagt und von der„Post" in nochpointterterer Fassung wiedergegeben wird. Selbstverständlich wohntdie„Freiheit" nur bei den Hurraschreiern der Deutschen Turner.schaft. Echt turnerischer Geist, so steht's zu lesen in der„Post",strebe dahin, der Kraft und Leistungsfähigkeit des einzelnen freieBahn für die völlige EntWickelung der körperlichen Tüchtigkeit zuschaffen. Diese» Geistes schlimmste Feindin sei die Sozial-demokratie. Die sozialdemokratische Gleichmacherei und Unter-drückung der persönlichen Freiheit widerstrebe dem, daß dereinzelne sich durch bessere Leistungen aus der Masse emporhebe.Na, gewiß doch! Wir können der„Post" das Geheimnis ver-raten, baß schon jetzt in den Arbeiter-Turnvereinen es bei Strafesofortigen Ausschlusses jedem Turner verboten ist, besser als seinNebenmann zu turnen. Ja, ja, diese sozialdemokratischen Gleich-macher i300 M. Belohnung. 300 M. Belohnung hat soeben der Ober»Postdirektor Vorbeck für die Ermittelung der Diebe von Fernsprech-draht ausgesetzt. Diese Beraubungen wollen in der UmgebungBerlin» kein Ende nehmen. Zuletzt ist in der Nacht vom Freitagzum Sonnabend, den 5.— 6. August, wieder ein solcher Diebstahl ander Prenzlauer Chaussee ausgeführt worden. Zwischen den Kilo-metersteinen 6,5 und 6,7, sowie zwischen den Stangen 59—61 sinddie Drähte von nicht weniger als 9 Fernsprech-VerbindungSleitungenund 2 Anschlußleitungen durchschnitten und gestohlen worden. DerDraht hat eine Stärke von 3, 2 und 1,5 Millimeter. DaS Gewichtdes 3 Millimeter starken Drahtes beträgt 20, das des Drahtes zu2 Millimeter 15 und daS des Drahtes zu 1,5 Millimeter 4,5 Kilo-gramm. Der Gesamtwert des Drahtes wird auf 72 M. berechnet.Mit der Einführung böhmischer Milch in Berlin soll, im Hinblickauf den nach dem Ende der Schulferien regelmäßig steigendenMilchkonsum Groß-Berlins, bereits Ende August begonnen werden,während die Massenzufuhr dänischer Milch erst im Oltober ein-setzen soll.Berlin und die Schullasten der Bororte. DaS Ober- Ver-waltungSgericht hat bekanntlich das Urteil des Bezirksausschusseszu Potsdam, nach dem Berlin verurteilt wurde, an Weitzensee einendauernden Schullastenbeitrag zu zahlen, bestätigt. Jetzt liegt nundie eingehende Urteilsbegründung des Ober-VerwaltungsgerichteSvor. die von allgemeinem Interesse ist. ES heißt da unteranderem:„Daß die Steuerzahler von Weißensee überbürdet sind, er»kennt die Beklagte(Berlin) an: sie bestreitet aber, daß die Ueber-bürdung durch die Schulverhältnisse hervorgerufen sei. DieserEinwand ist verfehlt. Der Bezirksausschuß hat überzeugend dar-getan, daß die an sich schon jetzt zu hohe Belastung durch die Mehr-aufwendung für die Schule noch gesteigert werde, und, zwar im er-heblichen Umfange. Bei den besonderen Verhältnissen in Weißen-see muß in der Tat eine Vermehrung der Lasten um etwa 6 vonHundert als erheblich bezeichnet werden."Weiter lautet die Urteilsbegründung:„Im Vordergründe steht der Angriff der Berufung, dieSteigerung des Booenwertes, welchen die Nähe Berlins verursache,sei nicht oder nicht genügend berücksichtigt worden. Demgegcn-über ist jedoch zunächst darauf hinzuweisen, daß eine etwaigeWertsteigerung deS Bodens an sich noch leinen der Gemeinde alssolcher zugewachsenen Vorteil darstellt. Die Steigerung kommtden einzelnen Besitzern zugute."Weiter wird dann noch zu der Angabe Berlins, die Selbst*kosten für Kranke beliefen sich auf höhere Beträge, als Weißenseefür seine Kranke an Berlin zahlt, erwidert, daß hier besondere Ver-träge vorlägen, und die Abrechnung schon geschehen sei. Ein Vor»teil im Sinne des§ 53 deS Kommunalabgaben-GesetzeS könne hiernicht anerkannt werden.Julius Stiude, der Verfasser der„Familie Buchholz', ist gesternin Olsberg bei Kassel gestorben.Vermißt wird der 17 jährige KaufmannSsohn Fritz Greschow,Mirbachstt. 69 bei den Eltern wohnhaft. Am 26. Juli, nachmittags3 Uhr, fuhr derselbe mit einem Fahrrad(Marke Lyra, RichardLadewig, Prenzlau) nach Karlshorst. Von dort au« schrieb er nocheine Postkarte, seitdem fehlt jede Spur. Bekleidet war derselbe miteinem schtvarzen Kammgarnanzug und Schnürstiefeln. Er ist1,54 Meter groß, seine Gesichtsfarbe blaß, Körperbau sehr schwächlich.Wenn kein Unglücksfall vorliegt, ist nicht auSgeschlpssen, daß derselbein schlechte Gesellschaft geraten ist und sich mit Klavierspielen durch-zuschlagen sucht. Restaurateure möchten besonders auf so einen