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Not vorüber sein und es werde ein Ueberflus

an Schweinefleisch zu verzeichnen sein.

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Mit diesen geistreichen Witzen war die Sache für den Herrn Minister abgetan die Verdauungsorgane traten in Tätigkeit.

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Statt 13 Jahren 2 Jahre Gefängnis!

,, Um Gotteswillen, mein Mann, tun Sie, als ob Sie mich nicht kennen" gibt unzweideutig zu verstehen, daß die im Bette liegenden Personen von dem Ehemann der Frau beim Ehebruch überrascht wurden.

Die ganze Darstellung dieser Ehebruchsszene, zumal die Ab­bildung der nur mit einem leichten Hemde bekleideten Frau, den Busen halb entblößt, ist objektiv wohl geeignet, das Scham- und Sittlichkeitsgefühl in geschlechtlicher Beziehung gröblich zu vers

lezen.

Der Angeschuldigte will den unzüchtigen Charakter des Bildes nicht erkannt haben, doch ist diese Einlassung völlig unglaubwürdig. Ein bloßer Blick auf das Bild und die aus ein paar Worten bestehende Unterschrift mußte ihn darüber aufklären, daß es sich um eine unzüchtige Schrift handelte. Daß er in der Tat auch diese Erkenntnis gehabt hat, dafür spricht der Umstand, daß er, um Käufer anzulocken, die in Rede stehende Nummer des Simpli­cissimus" gerade mit der Rückseite, also mit der hier be= anstandeten Abbildung, im Schaufenster seines Geschäftslokales ausgehängt hat.

Es wird beantragt, das Hauptverfahren vor der Strafkammer des hiesigen Königlichen Landgerichts zu eröffnen. Der erste Staatsanwalt. gez. Kit.

Wie wir bereits gestern mitteilten, endete die Berufungsver Eine auch nur borübergehende Oeffnung handlung gegen die die beiden Landwehrleute Strauer und der Grenzen, insbesondere nach Rußland und Krogmann, die am 4. Juli vom Kriegsgericht der 18. Division Oesterreich- Ungarn, erklärte der Herr Minister zusammen zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt worden waren, mit nicht gutheißen zu können. Für die gesundheitlichen der Verurteilung der beiden Angeklagten zu 2 Jahren und 3 Monaten Folgen eines derartigen Schrittes auf unseren Vichbestand könne Gefängnis. Die beiden Angeklagten hatten in der Zeit vom 16. bis er keine Verantwortung übernehmen. Unsere Viehzucht repräsentiere 29. Mai eine 14tägige lebung durchgemacht und sollten nachher eine ein Kapital von 2% Milliarden und dieses dürfe man nicht leichts mehrtägige Arreststrafe verbüßen. Als sie abgeführt werden sollten fertig aufs Spiel sezen. In Desterreich- Ungarn sei an einem Tage die Strafe sollte im Altonaer Arrestlokal vollstreckt werden­aus 100 Gemeinden die Maul- und Klauenseuche, aus 500 Ge- hatten sie sich einen kolossalen Brand angetrunken und weigerten meinden die Schweinepest und aus 350 Gemeinden Rotlauf gemeldet sich mitzugehen, indem sie erklärten, die Uebung sei zu Ende und sie worden. Dergleichen Verhältnisse dürften bei uns nicht Platz feien teine Soldaten mehr. Auf dem Transport verübten sie in ihrem greifen. Der Vorschlag des Vorwärts", die Stadt Berlin möge trunkenen Zustande allerlei Unfug und benahmen sich sehr disziplin­felber 100 000 Schweine mästen, sei ihm sehr sympathisch. Wenn widrig; erst mit vieler Mühe gelang es, die beiden Leute in das Arrest­die Stadt es nicht tut, so könne vielleicht der sozialdemokratische lokal zu bringen. In der Verhandlung am 4. Juli machten die An­Parteivorstand mal damit beginnen. Herrn Singer würde er die geklagten zu ihrer Verteidigung geltend, daß sie sinnlos angetrunken notwendigen Ferkel besorgen. Die Herren würden dann ein anderes gewesen seien, auch hatten sie geglaubt, daß sie nach Ablauf ihrer Urteil über unsere Viehzucht bekommen. Uebungszeit nicht mehr der militärischen Disziplingewalt unter­standen hätten. Der öffentliche Ankläger gab zu, daß der ange­trunkene Zustand der Angeklagten allerdings zu berücksichtigen sei. Andererseits handele es sich um so schwere militärische Delikte, daß ein Erempel statuiert werden müsse. Er beantragte gegen Strauer 12 Jahre und 7 Monate und gegen Krogmann 10 Jahre Kein Mensch außer einem Staatsanwalt und Pastor wird bei und 3 Monate Gefängnis sowie Ausstoßung aus dem Heere. Das dem eleganten Bilde Reznizeks an etwas anderes denken als an Urteil lautete dann gegen Strauer auf 7 Jahre und 3 Monate und die schneidende Satire des Wibes. Niemand stellt sich den Ehebruchs­gegen Krogmann auf 6 Jahre und 2 Monate Gefängnis und Ent- aft vor, niemand sieht das Hemd und den halb entblößten Busen. fernung aus dem Heere. Die beiden Landwehrleute, von denen Der Staatsanwalt aber schaut statt des Wizes den Ehebruch, statt Strauer auf dem Korridor einen Selbstmordversuch machte, der Satire das Hemd, statt der Kunst des Zeichners den halb indem er sich kopfüber die Treppe hinunterstürzte, so daß er aus entblößten Busen. vielen Kopfwunden blutend bewußtlos in das Militärlazarett über­geführt werden mußte, legten gegen das Urteil Berufung ein. Aber auch der Vertreter der Anklage legte Berufung ein, da das Urteil seiner Ansicht nach noch zu gelinde ausgefallen war! Die Berufungsinstanz sette mun gestern die Strafe für Strauer auf ein Jahr zwei Monate Gefängnis und für Krogmann auf ein Jahr und einen Monat Gefängnis herab. Das Gericht nahm an, daß die beiden Angeklagten wohl angeheitert gewesen waren, doch sei keinesfalls erwiesen, daß sie sinnlos betrunken gewesen seien. Als strafverschärfend tomme in Betracht, daß die beiden sich auf dem Transport fortgefekt äußerst renitent benommen hätten.

Die russisch- japanischen Friedensverhandlungen find auf den Montag vertagt worden, nachdem die japanischen Bevollmächtigten Herrn Witte die Friedensbedingungen Japans schriftlich überreicht hatten. Diese Bedingungen sollen in folgenden Forderungen bestehen: 1. Abtretung der russischen Pacht auf Liautung( Port Arthur , Dalnij) an Japan ; 2. Räumung der Mandschurei durch die Russen und 2. Räumung der Mandschurei durch die Russen und Rücüberlassung aller dort erworbenen Privilegien an China , An­erkennung der offenen Tür" in der Provinz durch Rußland ; 3. Abtretung der chinesischen Ostbahn bis Charbin an Japan die nördliche Linie bis Wladiwostok bleibt den Russen; 4. Anerkennung des japanischen Protektorats über Korea ; 5. Zubilligung von Fischerei rechten an Japan in den fibirischen Gewässern bis zum Beringsmeer; 6. Uebergabe der in neutralen Häfen internierten russischen Kriegsschiffe an Japan ; 7. Beschränkung der russischen Marinekräfte in Ost­afien;

8. Abtretung von Sachalin an Japan und 9. eine Kriegsentschädigung. Für diese Entschädigung ist nach der einen Lesart eine Ziffer vorläufig nicht genannt. Nach einer anderen Version wird eine Milliarde Dollar verlangt.

Wenn übrigens schon ein gezeichneter halb entblößter Busen auf Staatsanwälte und Pastoren unzüchtig wirkt, welche Empfindungen müssen da die Leute bei den lebendig fleischernen und auch gar nicht nur halb entblößten Busen haben, die auf Hof­bällen Zwangsvorschrift sind. Und welche Stätte der Unzucht muß die Berliner Oper an den höfischen Galatagen sein, wo die Be­sucherinnen sogar gewaltsam genötigt werden, den Busen zu ent blößen!

Zur Statistik der preußischen Landtagswahlen macht die Breslauer Boltswacht" darauf aufmerksam, daß in Breslau viel mehr fozial demokratische Stimmen abgegeben wurden als unsere Tabelle ( Vorwärts" Nr. 182) aufgeführt werden. Unsere Tabelle gibt an Sowohl die erste Instanz als auch die Berufungsinstanz gingen in den drei Klassen 4, 169, 7994. Die Breslauer Volkswacht" hat bei der Beurteilung des Falles also von demselben Standpunkte aus. gezählt 22, 289, 10 130 und führt die Differenz auf die ungenaue Diese Forderungen entsprechen völlig dem, was seit Beide Justanzen zogen die Angetrunkenheit der Angeklagten in unterscheidung der Parteistellung der Urwähler zurück, weshalb denn geraumem angenommen worden war. Sie können als Betracht, bejahten jedoch das Vorhandensein der Burechnungsfähigkeit auch eine so große Zahl von Wählern unbekannter Parteirichtung Bis zu einem gewissen Grade ist das richtig. feineswegs übertrieben erscheinen, sondern sichern Japan im und betonten die Schwere der begangenen Exzesse. Um so auf- herauskomme. auch darauf zurückzuführen, daß wesentlichen nur den Besitz dessen, was es bereits mit den fälliger ist der kolossale Abstand in der Abmessung der Strafen, die Zum Teil jedoch ist es die in unserer Tabelle aufgeführten Zahlen die Anzahl Waffen erobert hat. Herr Witte hat also teine Ursache, von den beiden Instanzen verhängt wurden. Dabei ist das Urteil des Oberkriegsgerichts noch immer furchtbar tratische Stimmen abgaben. sozialdemo der Urwähler darstellen, welche Japan vorzuwerfen, daß es nach Romanart" mit fünftigen Wir müssen zugeben, Erfolgen rechne, die ihm noch gar nicht sicher seien. streng, wenn man bedenkt, daß durch eine umfassende Zeugen- daß die Bezeichnung am Kopfe unserer Tabelle den Irrtum zuläßt Daß Japan die Halbinsel Liautung nicht wieder heraus- vernehmung festgestellt worden war, daß beide Angeklagte im allge- und wir sind ihm selbst unterlegen, verursacht durch den Umstand, geben kann, auch nicht an China , ohne seine gewonnene meinen ruhige und harmlose Menschen wären, die jedoch im Zustand daß die Statistik an der einen Stelle mit Urwählern, an der anderen maritime Stellung preiszugeben, liegt auf der Hand. Ebenso der Betrunkenheit völlig die Selbstbeherrschung wieder mit Stimmen operiert. Die mit Stimmen operierende Tabelle muß es auf Sachalin Anspruch erheben, um von dort aus zu verlieren pflegten. So wurde von Strauer bekundet, daß er für unterläßt aber die Unterscheidung nach Parteien, unterscheidet viel­die Russen in Wladivostok und am Amur in Schach zu gewöhnlich keinen Alkohol zu sich nehme, weil er Branntwein nicht mehr zwischen den Gewählten und ihren Gegenkandidaten. Die von halten. Das Protektorat über Korea mit seinen wirtschaft- vertragen fönne; komme er aber ins Trinken, so sei er wie uns für ein paar Kreise gemachte Vergleichung zwischen unseren und den Stimmen der anderen Parteien gibt deshalb nicht das richtige lichen Vorteilen muß als der eigentliche Preis der ungeheuren anfälle. Dasselbe wurde von Krogmann bezeugt. Ein als so ist das Bild für diese vier Kreise so: wahnsinnig. Er bekomme dann förmliche Tobsuchts- Bild. Es lassen sich nur vergleichen die Anzahl der Urwähler, und Kriegsopfer angesehen werden. Ebensowenig fann Japan auf die Neutralisierung der Mandschurei durch Rückgabe an Sachverständiger erschienener Arzt bekundete, daß Krogmann einmal im betrunkenen Zustande ins Krankenhaus übergeführt worden sei und Sozialdemokratische es nicht mit China verzichten, wenn einer stetigen neuen Bedrohung durch Ruß- sich dort in einem Tobsuchtsanfalle schwere Verletzungen Freis. Vp. ein revanchegieriges Iand rechnen will. Es bleiben also an Forderungen, beigebracht habe. Nach diesem Ergebnis der Beweisaufnahme hätte Freis. Vgg.. über die Japan mit sich reden lassen kann und auch wahr- also eigentlich als festgestellt erachtet werden müssen, daß Kons. scheinlich reden lassen wird, die Auslieferung der in den sich die beiden Angeklagten bei ihren Erzessen in einem Zustande Nationallib. neutralen Häfen desarmierten russischen Kriegsschiffe und die befunden hätten, in dem sie für ihre Handlungsweise teine Sonstige. Allein diese Konsequenz Kriegsentschädigung. Hier könnte Japan eventuelle Zu- Verantwortung mehr treffen konnte. Zusammen. 73 989 geständnisse machen. Auch ohne den Rest der russischen Striegs- glaubte auch das Oberkriegsgericht nicht ziehen zu sollen. Es Man muß diefen Unterschied zwischen Stimmen und Urwählern, flotte wäre die japanische Kriegsflotte start genug, um allen erachtete es für keineswegs erwiesen, daß sich die beiden Ange­wahrscheinlichen Eventualitäten getrost ins Auge blicken zu flagten der Tragweite ihrer Handlung nicht mehr bewußt gewesen den wir, wie gesagt, anfangs felbst nicht genügend hervorgehoben können. Und was die Kriegsentschädigung anlangt, so wäre seien und zog den pathologischen Zustand, in dem sich die An- haben, beachten; es ergibt sich daraus, daß das Wahlergebnis für fie zwar Japan ungemein willkommen, allein möglich wäre geklagten im Zustand der Angetrunkenheit zu befinden pflegten, nur uns noch wertvoller ist.- Inwieweit diese es wohl auch Japan , ohne eine solche die finanzielle Krise zu als mildernden Umstand in Betracht. überstehen, die es nach Beendigung des Strieges zu überwinden Urteilsfindung durch die Empörung der Deffentlichkeit über das erst teilt die Nordd. Allg. Ztg." mit: haben wird. Die wirtschaftliche Erschließung und Ausnutzung instanzliche Urteil einerseits und eine gewisse Rücksicht auf das Urteil der eroberten Landesteile dürfte es Japan auch ohne Striegs- der ersten Instanz andererseits beeinflußt worden sein mag, muß entschädigung ermöglichen, trotz aller bereits eingegangenen dahin gestellt bleiben. Die Ungeheuerlichkeit des Urteils der ersten Instanz wird aber finanziellen Verpflichtungen mit Hülfe neuer Kredite das Staatsschiff durch alle Klippen hindurchzusteuern. Freilich würde gleichwohl durch das Urteil des Oberkriegsgerichts in bengalische es die eine Milliarde russischer Striegsentschädigung in den Beleuchtung gesetzt. Wie war es möglich, daß das Kriegsgericht der Stand sehen, seine militärischen und namentlich marinistischen 18. Division im vorigen Monat zu der entsetzlich hohen Strafe Rüstungen mit ganz anderer Energie fortzusetzen, als es ohne sie der Fall wäre.

fommen konnte? Ergab doch die Beweisaufnahme in der gestrigen Verhandlung keinerlei neue Momente. Hatten die Angeklagten doch der ersten Verhandlung alles aufgeboten, un auch bei

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Immerhin glauben wir nicht, daß Japan den Friedens­schluß an der Frage der Kriegsentschädigung oder gar der der ihre Unzurechnungsfähigkeit bei Begehung der Exzesse glaubhaft zu Auslieferung der geflüchteten Schiffe scheitern lassen würde. machen! Und trotzdem ein so entsetzliches Urteil! Muß durch so Ueber die Haltung der russischen Friedensbevoll grundverschiedene Urteile verschiedener Instanzen über das nämliche Delikt nicht der Glaube erweckt werden, daß vielen Militärrichtern mächtigten wird aus Portsmouth gemeldet: Die russischen Friedensbevollmächtigten erachten die Friedens- ieder Maßstab einer gerechten Beurteilung abgeht? Muß nicht bedingungen als sehr hart. Außer zwei Hauptbestim- zumal sich in der letzten Zeit solche Vorkommnisse gehäuft haben- mungen, auf die Witte nach den ihm erteilten Weisungen der Eindruck hervorgerufen werden, daß es erst der Aufpeitschung nicht eingehen kann, werden diejenigen, die sich auf die Ein- der öffentlichen Meinung bedarf, um die allerdings nur bei schränkung der russischen Seestreitkräfte und die Bewilligung von Deliften Gemeiner drakonische Militärjustiz zur Besinnung Fischereirechten beziehen, als die russische Eigenliebe ganz be zu bringen?- sonders verlegend und als so demütigend angesehen, daß sie für Rußland un annehmbar sind."

Gleichwohl können wir einstweilen nicht glauben, daß Witte es auf einen Abbruch der Verhandlungen ankommen Lassen wird. Die Prahlereien des braven Generals Linewitsch sind sicherlich in erster Linie darauf berechnet, nach außen hin Stimmung zu machen und Japan nachgiebiger zu machen; in Wirklichkeit dürfte der Zar, sicherlich aber Witte selbst mur zu gut wissen, wie aussichtslos eine Fortsetzung des Krieges für Rußland wäre. Nach alledem scheint die Zuversichtlich­feit, mit der man in amerikanischen Streisen neuerdings die Aussichten auf Friedensschluß beurteilt, nicht ohne triftige Gründe zu sein.

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Deutfches Reich.

Eine unterdrückte Kaiserrede. Wilhelm II hat noch eine andere Bolenrede gehalten, die merkwürdigerweise amtlich konfisziert worden ist, Er führte in einer Ansprache zu Pferde, die er auf dem Truppen­übungsplatz Weißenburg bei Posen hielt, den folgenden Satz aus: Angesichts der Versuche, Zwietracht zwischen den Bürgern deutscher und polnischer Nationalität zu säen, sei es sein ernster und unerschütterlicher Wille, fest an der Ostmarkenpolitik fest­zuhalten."

Hielt Wolffs Bureau"," Reichs- Anzeiger" und" Norddeutsche Allgemeine Zeitung" etwa diesen Satz für einen Widerspruch gegen­über der Begriffsbestimmung des Deutschtums als des Hortes der Freiheit? Und hat es deshalb diese Ansprache, als unecht, unterdrückt?

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Woran der Staatsanwalt denkt. In dem leßten Kölner " Simplicissimus"-Prozeß bildet die Anklageschrift ein interessantes Dokument. Sie lautet wörtlich: Köln , Juni 1905.

Preßsache.

An das Königl. Landgericht, Straffammer IV in Köln . Anklageschrift der Königl. Staatsanwaltschaft in Köln . Der Buchhändler Otto Müller zu Köln , Jabachstraße Nr. 4, geboren zu Neuhaldensleben am 5. September 1872, Atheist, ver­heiratet, nicht gedient, kostenzahlungsfähig, wegen Vergehens gegen§ 184, 8iffer 1 St. G. B. bestraft, Strafnachricht ein­gefordert, wird angeklagt, zu Köln im Mai 1905 eine unzüchtige Schrift, nämlich Nr. 7 des 10. Jahrganges des Simpliciffimus", feilgehalten und verkauft zu haben. Vergehen gegen§ 184, Biffer 1 St. G. B.

Beweismittel: 1. Einlassung des Angeklagten, 2. Zeuge Pastor Wendland , Kamekestraße 30.

Ermittelungen: Im Mai 1905 kaufte der Zeuge Wendland bei dem Angeschuldigten die Blatt 1a der Aften be­findliche Nummer des Simpliciffimus", welche letterer mit der Seite 80 in feinem Schaufenster ausgestellt hatte.

Auf Seite 80 ist unter der Ueberschrift:" In höchster Not" folgende Szene dargestellt:

Ein Mann und eine Frau liegen in einem Bette, beide sind bis aufs Hemd entkleidet. Im Hintergrund erscheint der Ghe­mann der Frau, und der im Bette liegende Mann macht eben An­stalten, aufzuspringen, um sich hastig anzukleiden. Die unter dem Bilde befindliche Unterschrift;

Unbekannt

Berlin 41 30 311 4852 37 113

Berlin 1

8 468 6 301

Berlin 2 29 793

Berlin 3

4 612

53 538 4.968

37

17

19

3 181

31

3 794

17

107

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1584 3 736

2685

3 909

2 484

2811

7.554

3 230

23 357

39 976

41 046

Zur Altenbeker Eisenbahnkatastrophe

Der Firsteinbruch in dem Altenbekener Tunnel hat den Minister der öffentlichen Arbeiten veranlaßt, zwei besonders hervorragende außerhalb der Eisenbahnverwaltung stehende Sachverständige für Tunnelbau und Geologie mit der gründlichen Untersuchung des Tunnels zu betrauen, um die Ursache des Firsteinbruchs, den jetzigen Zustand des Tunnels und die zur Wiederherstellung erforderlichen Maß­nahmen festzustellen. Die bis jetzt angestellten Unter­suchungen der Sachverständigen lassen die Annahme der töniglichen Eisenbahndirektion Kassel über die Ursache des Einbruchs als zutreffend erscheinen. Danach sind wahrscheins Lich harte Gesteinsbänke infolge Eindringens von Tagewasser, insbesondere nach den kurz vor dem Einbruch niedergegangenen heftigen Regengüssen ihres Haltes beraubt und in Hohlräume dicht über dem Gewölbe niedergestürzt, wobei sie das Gestein und das Gewölbe durchschlagen haben. Sichere Auf­schlüsse können erst gewonnen werden, wenn bei den durch einen erfahrenen Tunnelunternehmer bereits fräftig begonnenen Wieder­herstellungsarbeiten das eingestürzte Gewölbe mit einem Stollen überfahren wird.

Die zunächst an der Bruchstelle vorzunehmenden Arbeiten sind von der Direktion Kassel im Einvernehmen mit den Sach­verständigen angeordnet. Das weitere Vorgehen ist abhängig von den Ergebnissen der im Gange befindlichen Unters fuchungen.

Um die Wiederherstellungsarbeiten nicht zu stören, bleibt der Tunnel nach Bestimmung des Ministers der öffentlichen Arbeiten so lange außer Betrieb, bis alle darin bei der Untersuchung sich etwa noch zeigenden Schäden vollständig beseitigt und alle Be denken gegen seine Wiedereröffnung behoben sind, was mehrere Monate in Anspruch nehmen wird. Bis dahin wird der Verkehr in möglichst günstiger Weise umgeleitet."

Die ganze Fassung dieser offiziösen Mitteilung verrät das böse Gewissen der Eisenbahnverwaltung und das Bemühen, die über das Altenbekener und das Spremberger Unglück hervorgerufene öffentliche Erregung zu beschwichtigen. Deshalb wird mit Sperr. at darauf hingewiesen, daß man nichts vertuschen wolle und des halb außerhalb der Eisenbahnverwaltung stehende Sachverständige mit der Untersuchung betraut habe. Verfrüht erscheint es uns jeden falls, die Vermutungen dieser Sachverständigen bereits mite zuteilen, da die Nordd. Allg. Ztg." ja selbst erklärt, daß sichere Aufschlüsse erst nach weiteren Räumungsarbeiteu und Anlegung eines Stollens gegeben werden können.

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Aus Baden schreibt man uns: As kulturhistorische Seltenheit tragen wir in die Geschichte des politischen Kampfes die Tatsache ein, daß die Organisation der badischen Militärvereine durch ihr Präsidium zu den bevorstehenden Landtagswahlen eine bernunftgemäße und die Verfassung achtende Stellung einnehmen will. Das Verbandspräsidium macht den Mitgliedern ein schärfend bekannt, daß sagungsgemäß von der Vereinsleitung nicht geduldet werden darf,

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daß in Militärvereinen tonfessionelle und politische Bartciunge Play greifen; denn nichts ist so dazu