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Deutfches Reich.

Der Verräter in der Schlinge.

und später die Fabrit tommen empor und untergraben die p nicht wahlberechtigt sind. Und die Germania  " ist offenbat ferntz Existenz des, zünstlerischen Handwerks, bis die veränderten der Anschauung, daß die Unternehmer tatsächlich in größtem Maß­wirtschaftlichen Verhältnisse dann um die Wende des 18. Jahr­stabe ihre Drohung wahr gemacht haben, daß die Unternehmer im hunderts durch Proklamierung der Gewerbefreiheit auch ihren Das Zentrum ist mit seiner Zustimmung zum Berggesetz in Ruhrrevier auf dem Standpunkt stehen, die am Streit beteiligten äußeren politischen Ausdruck finden. Die überhaupt etwas eine so fritische Lage geraten, daß seine Herrschaft über die christ- Arbeiter seien nicht wahlberechtigt; es wäre ja auch widersinnig, legendäre Zeit des" goldenen Bodens" des Handwerks war lichen Arbeiter tatsächlich schwer erschüttert scheint. Allzu deutlich anzunehmen, daß die Herren vom Ruhrrevier, denen die auf­aber schon lange vorher unwiderbringlich dahingeschwunden. hat es sich gezeigt, daß auch das Zentrum nur eine kapitalistische gezwungenen Ausschüsse in der Seele verhaßt seien, ihr Recht nicht in Bereits im 16. und 17. Jahrhundert war die Organisation Partei ist. Man fühlt auch in den Kreisen der christlichen Arbeiter. aller Schärfe in Anspruch nehmen würden. Und weil die Ger­des Handwerks, weil überlebt, entartet. Der Zudrang existenz von welchem Einfluß die Grubenmagnaten sind, die auch im Zentrum mania" die Wirkung fürchtet, die auf die christlichen Arbeiter aus­suchender Elemente war infolge der Zersegung der Natural- zahlreich ihr Wesen treiben, und man wird sich mehr und mehr geübt werden muß, wenn sie sehen, daß das vom Zentrum gebilligte wirtschaft ein so großer geworden, daß sich die Zünfte gegen in diesen Streifen darüber klar, daß es für Proletarier auch keinen und vom Zentrum erreichte Gesek lediglich Streifbrecherausschüsse die verhaßte Konkurrenz nur durch die kleinlichsten und schäbigsten Augenblidsvorteil bedeutet, wenn eine ihre Interessen angeblich ermöglicht, darum beugt sie schon jetzt vor und redet den christlichen Mittel halten fonnten. Man verlangte von dem Aufnahme in vertretende Partei von Gründen der Regierungsfähigkeit und firchen- Bergarbeitern zu, auch in diesem Falle sich zu fügen. Das Blatt zünftige Handwerk Nachsuchenden eine Ahnenprobe, man politischen Tendenzen geleitet wird. Wenn das Zentrum einer schreibt: suchte auch sonst mit allen Mitteln die Zahl der Handwerker Borlage zur Annahme verholfen hat, deren Bestimmungen sie noch zu beschränken. Die Meisterprüfung wurde zu förmlichen Er- wenige Tage vorher als ganz ungeheuerlich, als einen Hohn auf pressungen benußt, das zünftige Handwerk für die Meister die Arbeiter erklärt hat, so ist es damit in seinen Liebesdiensten föhne und Zunftgeschlechter zu monopolisieren gesucht. Zugleich an die von ihm abhängige Regierung allzu weit gegangen, als daß gestalteten sich die Zünfte zu Kampforganisationen gegen die nicht selbst seine getreuesten Anhänger zu merken beginnen, welches Gesellen, die zum großen Teil vergebens auf die Möglichkeit Spiel mit ihnen getrieben wird. Dem Zentrum fehlt es eben des Selbständigmachens hofften. Eine fleine privilegierte Elite neuerdings an flugen Führern. Der Augenblidserfolg blendet es schloß so mit den fleinlichsten und unmoralischsten Mitteln die so sehr, daß es nicht merft, wie weit auch eine regierende" Partei, Masse der Gewerbstätigen vom selbständigen Handwerk aus. wie das Zentrum, in ihren Kompromissen und Konzessionen gehen Ein Zunstschwärmer in Köln  , der Reichstags- Abgeordnete Euler, darf, ohne zu scheitern. berief sich auf den Kaplan Hite als Schwurzeugen für die Seitdem das Berggeses in Kraft getreten ist, befindet sich die Notwendigkeit und Herrlichkeit des Befähigungsnachweises, Bentrumspresse im Zustand größter geistiger Verwirrung. Zuerst dieses Ecksteins der Zünftlerei. Herr Euler fönnte sich aber tam die Aufforderung an die christlichen Arbeiter, sie möchten sich Leicht in den Werken des gepriesenen Zentrumshistorikers ja nicht durch die sozialdemokratischen Hezer verleiten lassen, die Janssen über die Entartung der Zünftlerei bereits im 16. Arbeiter selbst trügen die Verantwortung, wenn aus dem Berg­und 17. Jahrhundert orientieren. gefeß nicht so viel Vorteil herausspringe, wie in ihm steckt. Der Bollends heute, ein Jahrhundert nach der Proklamierung Vorwärts" fragte sofort, wie sich denn die Arbeiter an der Durch­der Gewerbefreiheit, im Zeitalter der Industrie, für den führung des Berggesetzes beteiligen fönnten, da sie als am Streit Befähigungsnachweis za schwärmen, setzt eine geradezu un Beteiligte nicht einmal bei den ersten Ausschußwahlen aktiv oder geheuerliche nationalökonomische Unwissenheit voraus. Der Be- passib wahlberechtigt seien. Die Zentrumspresse antwortete, die fähigungsnachweis bedeutete, wie der Vertreter der Regierung, Unternehmer würden schon so entgegenkommen d" sein, Geh. Regierungsrat b. Seefeld  , in Köln   erflärte, etwaige Härten zu beseitigen. Der Vorwärts" erwiderte, selbst wohl eine schifanöse Benachteiligung der kleinen Flickhand- wenn die Unternehmer entgegenfommend sein wollten, so könnten werfer, nimmermehr aber einen Schutz gegen die Konkurrenz fie es nicht, sie seien gefeßlich genötigt, eine ununterbrochene Be­des maschinellen Großbetriebs. Und diese kleinen Handwerker schäftigungsdauer auf einem Wert von ein und drei Jahren als ohne Gehülfen bilden doch die Mehrzahl des Handwerks, Voraussetzung des Wahlrechtes zu fordern. Nun lenkten die nach der Gewerbezählung von 1895 nicht weniger als 674042 Bentrumsorgane ein. Zuerst versuchte man es mit der Ausrede, bon insgesamt 1 172 140! auf Grund angeblicher authentischer Informationen", der Streik Freilich trägt die Regierung selbst die Schuld, die Zünftler gelte nicht als Unterbrechung der Beschäftigungsdauer. Wir führten zu immer unsinnigerer Begehrlichkeit angespornt zu haben. bemgegenüber einfach die Deklaration an, die der Minister Möller Hat sie doch durch ihre Begünstigung der bauernfängerischen in der Kommission und im Plenum des Herrenhauses gegeben Mittelstandsretterei, durch die Zugeständnisse an dem zweck- hatte. Jetzt fand die Zentrumspresse keinen Ausweg mehr, und so lofen, ja gemeinschädlichen Innungsrummet, durch die famose arbeitete man nun mit der Hoffnung, die Unternehmer hätten bei freiwillige Zwangsorganisation" des Handwerks usw. in den dem Streik wohl die Drohung nicht wahr gemacht und wenigstens Streifen der Euler und Konsorten die abgeschmackte Einbildung die Mehrheit der Arbeiter nicht auch formell aus der Arbeitsliste großgezogen, daß die ganze unfelige Zünftlerei künstlich wieder gestrichen. Für die Minderheit der Streifenden also gab man galvanisiert werden könne! bereits zu, daß sie nicht wahlberechtigt seien.

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Das Bergarbeiterschußgefeß ist nunmehr veröffentlicht, und die Bestimmungen bezüglich der Wahlen zu den Arbeiterausschüssen find ziemlich klar und haben zudem eine maßgebende JInter­pretation gefunden, an der nicht zu rütteln ist. Gesezt nun den Fall, die Grubenverwaltungen hätten wider alles Erwarten und die Ueberzeugung der christlichen Bergleute die streikenden Berg­leute aus der Belegschaftsliste gestrichen, so wäre man doch an das Gesetz und seine maßgebende Interpretation gebunden und müßte die Bergleute, die gestreift haben, von den Wahlen ausschließen. Daran tann keiner, auch die Regierung nicht, vorab etwas ändern, auch eine Drohung mit einem neuen Streit und selbst ein solcher würde an dem Gesetze vorab nichts zu ändern vermögen. Ein Streif um die wohl von feinem allen Ernstes erwartete Aus­schließung so massenhafter Bergleute von den erstmaligen Wahlen zu den Arbeiterausschüssen würde zweifellos den Charakter eines politischen Streits haben, den doch sogar die sozialdemokratischen Gewerkschaften auf ihrem letzten Kongreß als undistutabel und nicht angängig von der Hand gewiesen haben. Es ist ein gelungener Einfall der Germania", daß sie die Be stimmungen des vom Zentrum doch selbst durchgedrückten Gesetzes plötzlich nur ziemlich" flar findet. In dem ziemlich" will fich das Zentrum vor der Verantwortung drücken. Es will Mißver­ständnisse vorschützen können, es will Ausreden und Ausflüchte gegen­über den empörten christlichen Arbeitern sich ermöglichen. Warum sollte man nicht schließlich, wenn die lekte Hoffnung scheitert, um die christlichen Arbeiter mit dem Gefeß auszuföhnen, die Sache darauf hinausspielen, daß die Zentrumsfraktion durch eine andere Auffassung über den Sinn des Gesetzes irregeführt worden sei, und wie sie dann tatsächlich bei der Ausführung hineingelegt worden sei. In Wirklichkeit sind nämlich die Bestimmungen des Gesetzes gar nicht nur 3 i e mlich" flar, sondern gana flar. Welches Armuts. zeugnis stellt die Germania  " den Gesetzgebern des Zentrums auch aus, wenn sie behauptet, daß sie ein Gesek haben passieren lassen, ja sogar recht eigentlich durchgesetzt haben, dessen Bestimmungen nicht einmal vollständig flar feien. Es ist ganz klar, daß die am Streit beteiligten Arbeiter bei diesen ersten Ausschußwahlen nicht wahl­berechtigt sind, sofern sie die Abkehr erhalten haben.

In welchem Umfange das Unternehmertum diese formellen Bes dingungen erfüllt hat, wissen wir noch nicht genau, aber wir zweifeln nicht daran, daß für den größten Teil der am Streit beteiligten Berg­arbeiter die Bedingung zutrifft und daß die an sich so gut wie wert losen Ausschüsse unter diesen Umständen Streifbrecherausschüsse sein werden. Auch die Germania  " vermutet diesen Ausgang der Dinge, und darum eben versucht sie, den Bergarbeitern einzureden, daß fie selbst dann ruhig Blut bewahren müssen.

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Die Sozialdemokratie hat den utopischen Forderungen Jezt aber scheint es, als ob das Zentrum seiner Sache doch der Zünftler gegenüber seit jeher auf den ehernen Gang der nicht sicher ist und nicht mehr daran glaubt, daß jene formelle ökonomischen Entwickelung hingewiesen, durch den das Klein- Streichung aus der Arbeiterliste in größerem Umfange unterlassen handwerk allmählich dem Ruin überliefert wird. Die Gewerbe- fei. Auch die christlichen Arbeiter beunruhigen fich offenbar mehr zählung von 1895 hat unwiderleglich bewiesen, daß nur wenige und mehr über das Gesetz. So weist die Germania  " traurig auf Zweige des Handwerks, wie Bäcker, Fleischer, Barbiere, Uhrmacher, eine Zuschrift aus dem Streise der christlichen Arbeiter hin, die in Zapezierer, noch Aussicht auf Fortentwickelung haben, daß aber einem Zentrumsorgan veröffentlicht wurde und in der es heißt: Ob die christlichen Bergarbeiter die durch die unmittelbare Ers in den übrigen Zweigen der Großbetrieb immer mehr zu Zweitens ist es für jeden, der die Verhältnisse im Ruhrgebiet   fahrung empfundene Enttäuschung über das Gesetz die Berg­einem allmächtigen Konkurrenten des Handwerks wird. Die fennt, ganz felbstverständlich, daß mit dem Tage, an welchem bearbeiter des freien Verbandes können keine Enttäuschung erleben, Sozialdemokratie fennt wie für das industrielle Proletariat kannt gemacht würde, nur die Arbeitswilligen hätten das Wahl- weil sie niemals in dem Wahn befangen waren, daß es sich bei dem so auch für das Handwerkerproletariat nur einen Rettungs- recht, eine neue Bewegung ausbrechen würde. Die Organisationen weg: die Beseitigung des den gewerblichen Kleinbetrieb würden und könnten eine solche Bekanntmachung nicht ohne Kampf auffaugenden Kapitalismus durch Vergesell- hinnehmen. Auch die christlichnational gesinnten Arbeiter würden schaftlichung der Produktionsmittel! eine solche Ungeheuerlichkeit und Zurücksetzung unter feinen Um entgegen allen wirtschaftlichen Tatsachen dem kleinen Hand­ständen sich gefallen lassen. Wie ein Mann würden sie sich zum Kampfe erheben..... werfer eine andere Hülfe verspricht, ist entweder ein Narr oder ein Charlatan! Das haben weite Streise des Handwerks auch erkannt und sich deshalb auch der Sozialdemokratie an­geschlossen, die ja auch im übrigen durch ihren Kampf gegen die indirekten Steuern, den Brot- und Fleisch­wucher, den Marinismus und die Welt und Kolonialpolitit von allen Parteien ganz allein die Interessen des Mittelstandes schon für die Gegenwart bertritt!-

Gerichtshof.

Wer

Auch die christlichen Bergleute sind mit dem Berggesebe lange nicht zufrieden, sie sind aber gewillt, dort, wo ihnen durch das Gesetz die Möglichkeit dazu gegeben ist, dasselbe auch aus­probieren zu helfen. Würde man aber diejenigen Bergleute, welche damals gestreift haben, bei der ersten Wahl ausschließen, so wäre dies unmöglich. Die Erbitterung gerade unter den christlich national gesinnten Arbeitern würde dann Wellen schlagen, welche bedeutend höher gingen, als beim letzten Streik.

Die Germania  " hat sicher recht, wenn die Bentrumspresse es früher auch uns gegenüber geleugnet hat, daß, sofern die streifenden Arbeiter seinerzeit die Abkehr formell erhalten haben, sie gesetzlich

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durch einen neuen Gefeh um ein Arbeiterschutzgesetz handelte Streit beantworten wollen, das zu entscheiden ist nicht die Aufgabe einer politischen Partei. Es ist aber interessant, daß das Zentrum sich bewogen fühlt, die christlichen Arbeiter in dieser Hinsicht zu be einflussen, obwohl doch die Gewerkschaften unpolitischer Natur sein follen. Uns ist ferner sehr beachtenswert und stimmt überein mit den neulich von uns erwähnten Aeußerungen des Zentrumsabg. Marr, wie die Germania  " einen um Arbeiterausschüsse geführten Streit flugs für einen politischen" und deshalb unzulässigen Streit erklärt. Das Zentrum ist prinzipiell gegen Streifs, machte aber bis­her den Arbeitern in dieser Hinsicht Konzessionen. Hat das Zentrum jetzt die trettende Formel gefunden, wie es jeden Streik bekämpfen fann, indem es ihn als politischen Streik denunziert? In keinem präzisen Sinn fann man natürlich einen Streit, der in einem Bes rufe um Arbeiterausschüsse geführt wird, also gerade um die vom

Eintönig verlaufen die weiteren Formalitäten. Ueberzeugungen, doch schließlich mußte ich nachgeben. Dadurch war Doch nun kommt Gurewitsch an die Reihe. Er erklärt, daß er jedoch die erste Bresche in meine naib- religiöse Weltanschauung ges Vor russischen Richtern. Mitglied des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbundes  " sei und beschlagen. Ich fühlte es dann instinktiv, daß außer Gott im Himmel ginnt Rebe des Genossen M. S.   Gurewitsch vor dem Wilnaer it deffen Programm darzulegen. Die Richter horchen auf und im es auch noch einen allmächtigen irdischen Gott gibt, dessen Name Saale   entsteht mühsam unterdrückte Aufregung. Sapital ist. Zudem hinterließen auch die Verfolgungen und Bes Gurewitsch legt das Wesen des Sozialismus dar, spricht von drückungen, die Ende der 80er Jahre mit besonderer Stärke über die In letzter Zeit sind in Rußland   einige politische Prozesse verhandelt der russischen revolutionären Bewegung und illustriert die Verhält- Moskauer und Petersburger   Juden hereinbrachen, einen tiefen Ein­worden, in denen die Angeklagten mutig und standhaft, ohne im nisse in Rußland   an einer Reihe treffender Beispiele. druck auf mich. Taufende von Handwerkers- und Kaufmannsfamilien, geringsten aus ihrer Zugehörigkeit zu einer revolutionären Organi- Doch der Vorsitzende läßt ihn nicht weiter reden. Gurewitsch von denen manche jahrzehntelang in Moskau   gelebt hatten, mußten fation ein Hehl zu machen, das Wesen und die Ziele der freiheit muß seine Rede unterbrechen. Das Wort erhält der Staatsanwalt plöglich ihre gewohnten Stätten verlassen, nur aus dem Grunde, lichen Bewegung öffentlich vertraten. Die stolzen und fühnen Worte und über eine Stunde zieht sich feine langweilige, verlogene Rede weil sie Juden waren. Völlig oder fast verarmt zogen die Moskauer von der Anklagebank wurden häufig genug dem Gerichtshofe äußerst hin. Es ist 12 Uhr nachts. Die Sizung wird auf den nächsten Flüchtlinge nach dem überfüllten jüdischen Ansässigkeitsrayon", nicht unbequem und er konnte sich nicht verhehlen, daß nicht die An- Morgen vertagt. wissend, wozu und wohin, mit Wehtlagen und Flüchen gegen ihre geflagten, sondern das Gericht selbst auf die Anklagebant gehörte. Bedrücker.

Einer diefer Prozesse spielte sich vor einiger Zeit in Wilna   ab. Sieben Personen standen unter der Anklage der Zugehörigkeit zum " Allgemeinen jüdischen Arbeiterbund". Das Hauptinteresse fon­zentrierte sich auf den Kandidaten der Naturwissenschaften, Genossen Moissej Saúlowitsch Gurewitsch aus Petersburg  . In Wilna   im Frühling 1903 berhaftet, saß er zwei Jahre in der Jfolierzelle in Untersuchungshaft, bis nun endlich der Tag der Entscheidung heran­genaht war. Gegen 70 Personen wurde in feiner Sache vor gegangen, doch nur gegen sechs, außer ihm selbst, fonnte genügend Anklagematerial gefunden werden.

Der zweite Tag gehört der Verteidigung und den Angeklagten. Der ganze Gerichtshof und auch die Soldaten der Eskorte folgen mit gespannter Aufmerksamkeit den Reden der Angeklagten und der Verteidiger.

Unterdessen wütete in Petersburg   der Stadthauptmann Gresser, unter welchem die Judenverfolgungen ihren Höhepunkt erreichten. Ich erinnere mich daran, wie die jüdischen Kaufleute Gurewitsch erhält als erster von den Angeklagten das Schluß aus der Provinz, die auf 2, 3 Tage beim Wareneinlauf in Peters. wort, nach ihm sprechen Rafes und Brumberg. burg zu uns ins Haus tamen, diese ganzen Tage sich gleich Dieben Die Autokratie war nun die Angeflagte. Der moralische Einfluß und Mördern verbergen mußten. Sie erschrafen jedesmal, wenn der Revolutionäre war unverkennbar und ihre Reden hinterließen die Glocke ertönte und zitterten beim Erscheinen des Revierauf­einen tiefen Eindruck bei dem Gerichtshof. Sie bewirkten, daß sechs sehers oder des Dworniks. Eine Zeitlang wurden wahre Hetz­Angeklagte völlig freigesprochen wurden und Gurewitsch zu der ver- jagden auf den Bahnhöfen veranstaltet, und der aus dem An­hältnismäßig milden Strafe von drei Jahren Zuchthaus und Ehr- fässigkeitsrahon" kommende Jude, der ein verräterisches Aeußere Auf der Anklagebant faßen, umringt von der Wache, neben verlust verurteilt wurde. Das Gericht machte jedoch von dem kaiser  - hatte, wurde sofort auf den Bahnhof arretiert und mit dem ersten Gurewitsch die folgenden Personen: Frl. Fischer, Frl. Gerschenowitsch lichen Manifest vom 11. August 1904 Gebrauch, brachte Gurewitsch Buge zurüdbefördert, falls es ihm nicht gelang, für 5 oder 10 Rubel sowie die Genossen Lapin, Rafes, Brumberg und Rubanento. Als die zwei Jahre Untersuchungshaft in Anrechnung und sprach ihm sich das Recht des Betretens des heiligen Petersburger Bodens zu Verteidiger fungierten Rechtsanwalt Murawjow und der frühere schließlich nur ein Jahr Festungshaft zu. erlaufen. Doch bald sollte ich vom Beobachter zur aftiven Staatsanwalt in politischen Angelegenheiten Herr Stahl aus Wir lassen nun die Rede des Genoffen Gurewitsch folgen: Person werden. Gleich nach Moskau   fingen die Ausweisungen aus Moskau  , sowie der in Wilna   allgemein beliebte Rechtsanwalt Meine Herren Richter und Vertreter der Stände! Ich werde Petersburg   an, und auch unsere Familie war unter der Zahl der Koslowsky. mich bemühen, Ihnen in meinem Schlußwort darzulegen, inwiefern Hunderten von Familien, die genötigt waren, die Residenz zu Der Prozeß wird bei verschlossenen Türen verhandelt. Bu- die gesamten Lebensverhältnisse mich veranlaßten, mich der Tätigkeit verlassen. Ich will mich hier nicht aufhalten dabei, was ich damals gelassen sind nur die Bäter von Gurewitsch und Rafes und Frau des Bundes" anzuschließen. Meine Knaben- und Jünglingsjahre erleben mußte, insbesondere bis es meinen Eltern gelang nach Brumberg. berliefen unter Bedingungen, die für meine geistige Entwickelung endlosem Umherziehen aus einer Stadt in die andere schließlich Unter den Mitgliedern des Gerichts erregt das Interesse Herr äußerst ungünstig waren.. Jch lebte zwar in der Residenz, doch stand irgendwo festen Fuß zu fassen. Ich will hier nur hervorheben, Kotljarewsky, der mit einer schwarzen Binde über dem durchschossenen ich dem eigentlichen Leben ganz fern. Ich verbrachte alle diese daß infolge der Ausweisung ich und meine anderen zwei Brüder, Auge dafizt. Auf ihn ist bereits im Jahre 1878 in Siew von den Jahre in einer patriarchalisch- religiösen jüdischen Familie, wo ich die das Gymnasium besuchten und von denen der ältere taum Mitgliedern der revolutionären Partei Narodnaja Wolja  " ein ausschließlich mit wenig fulturellen jüdischen Bourgeois zusammen 16 Jahre alt war, bereits der Familie entrissen waren, und die Attentat verübt worden, als er noch Gehülfe des Staatsanwalts des traf, doch geistig entwickeltere Kameraden, die meine Gedanken nächste Folge davon war, daß der eine Bruder erkrankte, und der Kiewer   Bezirksgerichts war. Auch der in Wilna   allgemein ver- in einer gewissen Richtung hätten beeinflussen können, hatte ich andere mir nichts dir nichts seine Studien aufgab. Alle diese Er. haßte Bassatom oder wie ihn der Volksmund drastisch nennt: Ssobatom nicht. In diesen Jahren sollte ich aber etwas durchleben, das einen lebnisse mußten mich damals zwingen, über die rechtlose Lage der ( gleich Schweinehund) befindet sich am Richtertische. Dbgleich als unauslöschlichen Eindruck auf mich hinterließ. Obgleich als unauslöschlichen Eindruck auf mich hinterließ. In meinem elften Juden nachzudenken, mußten mir damals schon den Haß gegen die Bersönlichkeit ganz unbedeutend, hat er doch nicht wenig dazu bei Jahre beschloß man, mich aufs Gymnasium zu schicken. Das war unmittelbaren Urheber unseres persönlichen und auch des allgemein getragen, das harte Los der politischen Gefangenen in Wilna   nach für mich das erste Lebensrätsel. Man hatte sich ja stets bemüht, jüdischen Glends erwecken, doch hatte ich damals noch nicht die weitere Möglichkeit zu verschlimmern. mir Ehrfurcht vor den Sagungen der Religion einzuflößen, man berallgemeinernde Einsicht, die mich veranlaßt hätte in diesen un­Zuerst werden die Polizisten vernommen, die in der Wohnung hatte mir doch beständig von der Heiligkeit des Sabbats gepredigt, mittelbaren Urhebern nichts weiter als die Räder einer ganzen des Genossen Gurewitsch die Haussuchung vornahmen. Sie er- und plötzlich zwingt man mich, mit Rücksicht auf materielle Güter, bureaukratischen Maschinerei zu erblicken. zählen, daß fie sich, um Eintritt in die Wohnung zu erlangen, die mir das Gymnasialdiplom in Zukunft bringen würde, gegen das- Doch das Schicksal ist manchmal ironisch. Was mich persönlich als Depeschenboten ausgegeben hätten, worauf ihnen sofort geöffnet jenige zu verstoßen, was für mich damals noch heilig und unantast betrifft, so kann ich Greffer für seine Politik nur dankbar sein. bar war. Ich fämpfte lange gegen diese Vergewaltigung meiner Wie ich später dartun werde, hat diese Ausweisung die Umwälzung

wurde.

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