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Es sei noch einiges aus der letzten Proklamation wieder-| ausgeber der Zeitschrift, Dr. E. Th. Förster, nachfühlen, wenn, daß schon in der Aufsichtsratssitzung vom 31. Mai d. J. der Direttor gegeben, die im Heere große Verbreitung fand: er erklärt: Als ich diesen Brief gelesen hatte, saß ich eine 3immermann erklärt habe, daß Deutschland in ganz kurzer Zeit

Soldaten! Die Bauern stehen auf, die Arbeiter Weile starr vor Entsehen". In der Tat dürfte dieser Erlaß vor die ernste Frage gestellt werde, Schiffe von 16 000 Tonnen kämpfen auf Barrikaden. Im ganzen Lande knattert das Gewehr. das Entsetzlichste sein, was auf dem Gebiete der kolonialen Deplacement und mehr zu bauen und eine besondere Das Volk kämpft gegen die zarische Regierung. Lange hat es Kriegsführung jemals geleistet worden ist, denn Trotha würde Nordseeflotte zu bilden. Solche Schiffe könnten aber auf dem gelitten, nun ist seine Geduld dahin.... Die Ssamodershawige sich ja selbst zum Lügner gemacht haben, wenn er diese An- Stettiner Vulfan" nicht mehr gebaut werden. Der Direktor Flohr ( Selbstherrschung) hat das Volk ausgebeutet, ihre besten Söhne fündigung nicht ausgeführt hätte. Das furchtbare Leichen- wies ebenfalls schon damals darauf hin, daß die Schiffswerften an in den Kerkern verfaulen lassen; sie hat die Polen , Finnen, feld der Omaheke, wo die Gebeine von Tausenden von Kindern immer größere Aufgaben herantreten müßten, das bewiesen die Ano Armenier und Juden niedermegeln lassen. Im avantouristischen und Frauen der Hereros in der Sonne bleichen, beweist, daß fragen, die sowohl seitens der größeren Reedereien, wie auch Krieg gegen Japan hat sie Hunderttausende Bauern und Arbeiter Trotha seinen Erlaß ausgeführt hat! von den Marinebehörden bei dem Vorstand des Vulkan" eins im fernen Asien umkommen lassen. Das Heer wurde elenden Ferner veröffentlicht Dr. Förster folgenden Tages- gegangen feien. Es müßten deshalb Mittel und Wege ergriffen werden, die Feiglingen von Generalen und schuftigen Diebesbeamten an- befehl an die Truppen: den Vulkan in den Stand setzten, Schiffe jeder Größe zu bauen und vertraut. Die Flotte ist untergegangen.... Und wie sieht es" Dieser Erlaß ist bei den Appells den Truppen mitzuteilen, den Wettbewerb mit den ersten europäischen und amerikanischen im Lande aus? Bauern werden zum Tode gepeitscht, Arbeiter mit dem Hinzufügen, daß auch der Truppe, die einen Kapitän Werften andauernd aufnehmen zu können. niedergeknallt, Jünglinge am Galgen erhängt, Kinder nieder- fängt, die entsprechende Belohnung zuteil wird, und das Diese Erklärungen enthalten ja nichts, was dem aufmerksamen gemehelt. Das ganze Wirtschaftsleben des Landes ist ruiniert. Schießen auf Weiber und Kinder fo zu verstehen Beobachter der Marinepropaganda verborgen geblieben wäre. Es Ueberall Leichen, Blut und Tränen... ist, daß über sie hinweggeschossen wird, um sie

Und das Volk ist aufgestanden. Es hat gesagt: genug der Leiden! Nieder mit der Ssamodershawvije! Eine Volksregierung, ge­recht und ehrlich, wollen wir! Nieder mit dem Krieg! Von diebischen Beamten wird er geführt. Wir brauchen keine Striege.

Und das Volk fämpft für seine Freiheit. Und der Tag des Sieges ist nah.

20.

An Euch, Soldaten, ist jetzt die Reihel Auf wessen Seite werdet Ihr Euch stellen? Seid Jhr mit dem Volke, oder gegen das Bolt? Seid Ihr denn nicht selbst Kinder des Volkes? Sind es denn nicht Euere Eltern, Frauen und Ge­schwister, auf die man Euch schießen heißt? Oder leidet Ihr denn nicht selbst genug? Nein, Ihr seid mit dem Volke und zusammen mit ihm werdet Ihr kämpfen".

Politische Uebersicht.

Berlin , den 14. August. Fort mit Trotha!

das

zum Laufen zu zwingen. Ich nehme mit Bestimmtheit ist ja schon in dem bekannten Nauticusjahrbuch, an, daß dieser Erlaß dazu führen wird, keine männlichen Ge- mindestens als halb offiziös zu betrachten ist, ganz offen aus­fangenen mehr zu machen, aber nicht zu Greueltaten gegen Weiber gesprochen worden, daß die nächsten deutschen Linien­und Kinder ausartet. Diese werden schon fortlaufen, wenn schiffe mindestens 17 000 Tonnen Deplacement besigen müßten zweimal über sie hinweggeschossen wird. Die Truppe gegenüber den jetzigen bon 13 200 Tonnen. Daß sich wird sich des guten Rufes der deutschen Soldaten bewußt bleiben. aber der Stettiner Bulkan unter unter a .allen Umständen auf Das Kommando. den Bau dieser Schiffe einrichten müssen zu glaubt, gez. b. Trotha, Generalleutnant." beweist, daß die Zahl dieser Linienfchiffbauten eine beträchtlich Auch hieraus ist ersichtlich, wie bitter ernst Trotha es größere sein wird, als sie in dem Flottengesetz von 1900 bor­mit der Ausrottung der Hereros innerhalb der deutschen gesehen ist. Denn außer dem Stettiner, Bulfan" fämen ja auch die Grenzen genommen hat. Er rechnet mit Bestimmtheit darauf, kaiserliche Werft und die Germaniawerft in Stiel in daß künftig keine männlichen Gefangenen mehr gemacht erster Linie in Betracht. Wenn es auch nicht offen ausgesprochen werden. Greueltaten" gegen Weiber und Kinder sollen nicht wird, so ist doch sicher die bestimmte Aussicht auf Seriegsschiff. pollführt werden, man soll einfach über sie hinweg schießen, bauten, und zwar Linienschiffbauten der erwähnten dann werden sie schon laufen, laufen, sofern sie nicht doch das klasse, die den Bultan" zu einer so gewaltigen Vergrößerung feines Blei eines schlechten Schützen getroffen hat, bis sie in der Betriebes und einer so kostspieligen Neuanlage veranlaßt. Schon wasserlosen Sandwüste Omahekes zusammenbrechen und im aus dieser geschäftlichen Aktion ist zu entnehmen, welche ge Fieberdurst verschmachten. Wir müssen bekennen, daß einer waltigen Mehrforderungen die neue Marinevorlage solchen schauerlichen Erbarmungslosigkeit der Kriegsführung bringen wird!- gegenüber alle von den Hereros und Hottentotten verübten Untaten zu einer Bagatelle zusammenschrumpfen!

Wir sind der festen Ueberzeugung, daß dies Gefühl auch in den weitesten bürgerlichen reifen Deutsch­

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Deutfches Reich.

3wei Erlasse des Generalleutnants v. Trotha, Sie bisher noch nicht bekannt geworden sind, obwohl sie fast ein Jahr zurüd liegen, veröffentlicht die Zeitschrift lands vorherrscht. Wir können es uns nicht anders vorstellen, rung einer Aufhebung der Vieheinfuhrverbote und Beschränkungen Kreuz- Zeitungs"-Lügen. In ihrem Sträuben gegen die Forde Die deutschen Kolonien". Bekannt ist, daß an- daß nach der Veröffentlichung solcher Dokumente der General - greift die agrarische Bresse zu den perfidesten Lügen. So erzählt fangs dieses Jahres v. Trotha jenen Erlaß veröffentlichte, leutnant v. Trotha unmöglich ist. Namentlich das Benz. B. die Kreuz- Zeitung " in ihrer legten Sonntagsnummer ihrem durch den auf die Köpfe der hervorragendsten Hotten- trum wird nunmehr mit erneuter Energie auf der sofortigen Befepublikum folgendes Märchen: tottenführer Preise gesetzt wurden. Wie die ge- Einberufung des Reichstages bestehen und die sofortige Zurück­nannte Zeitschrift nunmehr mitteilt, ist dieser Erlaß feines- berufung des füdwestafrikanischen Generaliffimus fordern wegs der erste dieser Art, vielmehr wurde bereits am müssen! 21. Oftober 1904 eine ähnliche Aufforderung zur Er­mordung der Häupter des Herero- Aufstandes von Trotha erlassen. Dieser Erlaß lautete folgendermaßen:

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Die Losung Fort mit Trotha" ertönt immer lauter in Südwestafrika selbst. v. Trotha hat, wie erinnerlich, den Windhuker Nachrichten" keine Meldungen mehr zugehen lassen, weil das Blatt ihm zu kritisch war. Auch die Sitzungen des Beirats" der Zivilverwaltung sollten nicht mehr dort beröffentlicht werden.

"

Dieser Konflikt zwischen Militärregierung und Zivil­verwaltung hat, wie die Deutsch - Südwestafrikanische Zeitung" meldet, dazu geführt, daß der Beirat sein Amt nieder­gelegt hat.

Die ganze Zivilbevölkerung Südwestafrikas scheint sich gegen das Regiment aufzulehnen. Vielleicht versucht es Herr b. Trotha einmal auch mit Schußprämien, um die Unbot­mäßigen zur Strecke zu bringen.

" Freilich haben die Sozialdemokraten ihre Agitation erheblich modifizieren müssen. Sie tonnten nicht mehr wie früher behaupten, die deutschen Grenzen seien überhaupt gegen die Vieheinfuhr gesperrt, denn das war doch gar zu dreist gelogen gegenüber der Einfuhrstatistit, die etwa 80 000 Stück Rindvieh und an 190 000 Zentner Fleisch im Vierteljahre, auch für dies Jahr eine Zunahme der Vieh­einfuhr um 17 Proz., der Fleischeinfuhr um 33 Broz. nachweist." Eine unverschämte Flunkerei. Schon in seinem ersten Artikel über die Vieh- und Fleischteuerung, am 29. April, schrieb der ,, Vorwärts" wörtlich:

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Die Einfuhr von Rindvich ist nur aus Desterreich- Ungarn , aus der Schweiz und Dänemark gestattet, und aus diesen auch nur über bestimmte Grenzstationen unter bestimmten Quarantäne­vorschriften und zur sofortigen Abschlachtung in öffentlichen Schlachthöfen. Und die Einfuhr von Schweinen ist gänzlich ver­boten bis auf zirka 70 000 Stück, die unter gewissen Stautelen zur Abschlachtung in Schlesien eingeführt werden dürfen."

Und seitdem ist verschiedentlich auf die Grenzsperrbestimmungen und den Umfang der Vieh- und Fleischeinfuhr hingewiesen worden. Die Erdichtungen, mit denen das feudale Organ ficht, stehen tat­sächlich noch tief unter den faulen Wigen, durch die ihr Geistesheros, Gäste erheiterte.- der rückgratsteife Pod, beim Kaiserhofbiner seine geistig genügsamen Abwechselung.

" Osombo- Windombe, den 2. Oftober 1904. Jch, der große General der deutschen Soldaten, sende diesen Brief an das Volk der Herero . Herero sind nicht mehr deutsche Untertanen.( Der gute General vergißt, daß sie es völkerrechtlich nicht waren.) Sie haben gemordet, gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nase und andere Körperteile abgeschnitten und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen. Ich sage dem Volke: Jeder, der einen der Kapitäne an einer meiner Stationen als Gefangenen abliefert, erhält M. 1000; wer Samuel Maherero bringt, 5000 m. Das Volk der Herero muß jeder das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem groot Rohr dazu zwingen. Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero, mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen. Ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volfe zurück oder laffe auf Vorbereitung für die kommende Flottenvorlage. sie schießen. Das sind meine Worte an das Volk der Herero . Wir haben schon in unserer Sonntagsnummer unter Handel Der große General des mächtigen Kaisers b. Trotha." und Industrie auf die Bemühungen des Aufsichtsrates des v. Trotha. Stettiner Vulkan" hingewiesen, die Aktionäre für eine Dieser Erlaß, an dessen Authentizität bei dem Charakter Zweigniederlassung des Vulkan" an der Nordsee geneigt zu machen. Die Freie deutsche Presse" verschwendet in ihrer Sonntag Ser Beitschrift Die deutschen Kolonien" nicht der mindeste In der Sonntagnummer mehrerer Berliner Blätter veröffentlicht der nummer einen ganzen Leitartikel darauf, die Schlechtigkeit der Zweifel bestehen kann, ist noch viel ungeheuerlicher, als der Vorstand und der Aufsichtsrat des Vulfan" einen langen Auf- Arbeiter als Arbeitgeber nachzuweisen. Vorgestern diente es ihr gegen die Hottentottenfapitäne gerichtete. Kündigt Trotha ruf an die Aktionäre, in dem für diese Vergrößerung und als Beweis von sozialdemokratischem Terrorismus, daß ein Berufs­doch offen an, daß er die Hereros aus dem Lande zu jagen teilweise Verlegung des Vulkan" in der lebhaftesten Weise Stimmung verband von Bureaubeamten verlangt, die Anstellungsverhältnisse der Kassenbeamten sollten mit ihm bereinbart werden. Andermal beabsichtige. Jeder innerhalb der deutschen Grenzen betroffene gemacht wird. Unter den Argumenten, die für die Notwendigkeit der Er- beweist sie, wie die Angestellten in Partei und Gewerkschaften sich Herero werde erschossen werden, einerlei ob er Waffen trage richtung einer Filiale an der Elbe geltend gemacht werden, spielen die von den Arbeitergroschen mästen. Und alles hilft dem Freisinn oder nicht! Ebenso fündigt der Erlaß an, daß er, Trotha, Hinweise auf den Bau riesiger Panzerschiffe, wie sie in nicht auf die Beine. Aber vielleicht, wenn sich der Freisinn feine Weiber und Kinder mehr zu Gefangenen machen werde, Stettin bei den dortigen Wasserverhältnissen nicht mehr gebaut entschließen könnte, zur Abwechselung mal liberale Politik zu sondern auf sie schießen lassen werde. Man kann es dem Her- werden könnten, eine große Rolle. Es wird darauf hingewiesen, treiben?- zum schnelleren Berfall des schändlichen Regimes, das solche Schrecken in seinem Gefolge hat? So verlief mein Leben in der Provinz, wohin ich während der Sommerferien reiste; die Winter hingegen verbrachte ich in der

Vor russischen Richtern.

Rede des Genossen M. S. Gurewitsch vor dem Wilnaer Residenz. Gerichtshof. ( Schluß.)

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In Petersburg ftieg unterdessen die Welle der Neattion immer höher und höher: im Jahre 1889 erschien das Gesetz über die Landschaftshauptleute, im Jahre 1890 wurde die Selbständigkeit der Semstwos , im Jahre 1892 die der städtischen Selbstverwaltung ber­nichtet. Mit einem Wort, jedes Jahr brachte irgend eine neue leberraschung. Zeitweilig schien es, als müsse dies nun das Ende sein, als fönne es nicht mehr ärger werden, als fönne man nicht weiter gehen; doch die Tatsachen erwiesen das Lächerliche solcher Illusionen. Das Komitee für Wolfsbildung, die Freie Oekonomische Gesellschaft wurde aufgelöst usw. usw. Inmitten dieses reaktionären Bacchanals gab es jedoch einen Trost: dort unt in den Tiefen wurden neue Kräfte lebendig und es war flar, daß diese neu ent­stehenden Kräfte früher oder später den immer mehr um sich greifenden reaktionären Strom endlich eindämmen würden. So führten mich, meine Herren Richter, sowohl meine theoreti­schen Anschauungen als meine individuellen Erlebnisse zu der Ueber­zeugung, daß es die Pflicht jedes denkenden und fühlenden Bürgers sei, nicht nur unparteiischer Buschauer des vor ihm sich abspielenden großen historischen Dramas zu sein, sondern aftiv an der freiheit­lichen Bewegung des Proletariats mitzuarbeiten, welche allein in der Lage ist, Glück und Freiheit in unser vielgeprüftes Land zu tragen. Nun will ich nur noch in einigen Worten andeuten, was mich veranlaßte, mich gerade an den Allgemeinen Jüdischen Arbeiter bund" anzuschließen, und warum für mich, als Mitglied der jüdi­schen Intelligenz, die Tätigkeit des Bundes" ihren besonderen Wert hatte.

Bald nach Beginn der Aufklärungperiode tauchten die ersten Anfänge der Arbeiterbewegung auf; das war natürlich noch keine Arbeiterbewegung im modernen Sinne dieses Wortes. Es gab teine Massenagitation, feine Agitationsliteratur, fein bestimmtes Pro­gramm, feinen politischen Kampf; es handelte sich vorläufig nur um eine fleine Zahl von Arbeitern, denen man eine allseitige Ent­midelung zu geben bemüht war. In einer solchen Gruppe von Ar­beiterinnen sollte ich mich mit Naturwissenschaft befassen. Diese Tätigkeit blieb besonders in meinem Gedächtnis haften, da mir hier der Zauber der moralischen Persönlichkeit des nach Befreiung seines geistigen Jchs strebenden Proletariers flar vor Augen trat. Nach 15stündiger schwerer Arbeit eilten meine Schülerinnen, 16 und 17­jährige Mädchen, nachdem sie faum einige Minuten zu Hause ge­wesen waren, zu dem Unterricht. Mit welcher angestrengten Auf­merksamkeit, mit welcher Gier fingen sie jedes Wort auf und be­strebten sich, mit dem Geist in die Mysterien des Weltbaus einzu­bringen. Doch welche moralischen Qualen mußten sie außer dieser übermenschlichen physischen Ansiregung ertragen! Von feiten ihrer Familienangehörigen wurden sie mit Schimpfworten, fogar Schläger überhäuft. Man warf ihnen empörende Beleidigungen ins Gesicht, da die beschränkten Kleinbürger jener Beit sich dieses Abweichen von der normalen" Lebensweise und das häufige späte Nachhause­kommen in feiner anderen Weise erklären konnten, als mit den einzigen ihrem Gesichtskreis zugänglichen Gründen. Diese Leute, meine Herren Richter, waren ja politisch unzu­berlässig; vom Standpunkt der russischen Gesetzgebung waren es ja schädliche untaugliche Elementel Ich verlor später diesen Kreis einige Jahre lang aus dem Auge und hörte nur, daß einige von ihnen ihre Kräfte der freiheitlichen Bewegung des Proletariats ge­widmet hätten. Und nun nach einiger Zeit führte mich das Schicksal zufällig mit einer von ihnen, einer selten edlen Persönlichkeit, die fich die Liebe und Achtung aller ihr Nahestehenden erworben hatte, wieder zusammen. Aber wissen Sie, unter welchen Umständen ich sie wiederfah? Ich fand sie bereits auf dem Sterbebett! Gine lang­andauernde Kerkerhaft, unter sehr ungünstigen Bedingungen, eine tiefe moralische Erschütterung der Tod eines ihr nahestehenden Menschen infolge der nicht rechtzeitigen Hülfeleistung durch den Gefängnisarzt hatten diese hervorragende Persönlichkeit im 25. Lebensjahre dahingerafft. Ihr Tod machte auf mich einen er schütternden Eindruck. Ich fragte mich, müssen denn nicht alle, benen ihr Andenken teuer ist, denen die Gründe ihres Unterganges flar sind, müssen sie denn nicht alle angesichts dieses frühzeitigen*) Solotowa wurde vor drei Jahren von einem Untersuchungs­Grabes schwören, Nache zu üben, nicht im Sinne der Beseitigung richter, sowie von einer Anzahl von Polizeibeamten vergewaltigt, dieses over jenes Bureautzaten, sondern i Sin hey Mitwirkens worauf sie sich im Polizeirevier vergiftete.

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Und wenn wir zur jüdischen Arbeiterbewegung übergehen, so muß auch hier festgestellt werden, daß gerade vom Standpunkt der Erhöhung des Ansehens des jüdischen Volks und der Verteidigung seiner nationalen Ehre die Bedeutung der Bewegung des jüdischen Proletariats nicht hoch genug anzuschlagen ist. Die jüdische Ar­beiterbewegung wuchs und entwickelte sich mit jedem Tag. Tausende jüdischer Proletarier fämpften unter der Fahne des Bundes" und die Kunde von seiner Tätigkeit drang überallhin, in Rußland wie im Auslande. Die umfassende Tätigkeit des Bundes" brachte nicht nur den Teil der ehrlichen, doch kurzsichtigen chriftlichen Bevölkerung zum Stillschweigen, welcher früher fast in dem ganzen jüdischen Bolf nur Ausbeuter und Parasiten gesehen hatte, diese Tätigkeit rief auch viel Sympathie und Interesse für das jüdische Proletariat hervor und rückte die Frage der rechtlosen Lage des jüdischen Volkes in den Vordergrund.

das

Andererseits hatten die eigenartigen historischen Lebens­bedingungen des jüdischen Volts ihren Stempel auf alle bürgerlichen Schichten des Judentums gedrückt. Ueberall finden wir ein ge­drücktes, scheues, sflavisches Wesen, und die jüdischen Sozialisten sind gewiß nur zagend an die damals so rätselhafte Sphing jüdische Proletariat herangetreten. Die Psychologie des Ghetto mußte sich doch zweifellos auch in den proletarischen Schichten wider spiegeln. Natürlich würde der Klasseninstinkt schließlich den Sieg dabontragen. Es fragte sich aber, wie heftig der Kampf sein und wann der Sieg kommen würde. Doch die Wirklichkeit hat in dieser Mit feltenem Beziehung alle unfere Hoffnungen übertroffen. Enthusiasmus hat das jüdische Proletariat auf die Aufforderung zum Befreiungsfampf reagiert, mit dem dem Proselyten eigenen Fanatismus schritt es zur Verkündigung des neuen Evangeliums des Sozialismus und der politischen Freiheit, in allen Städten und Dörfern unserer weiten Heimat. Weder die Peitschen ter Rosalen, Ich will mich hier nicht mit der theoretischen Seite diefer noch der Polizeisabel, noch die Kugeln der Soldaten, nichts finnte Frage aufhalten ob dem jüdischen Proletariat eine besondere das Proletariat in seiner Vorwärtsbewegung aufhalten. In Wilna , Organisation notwendig sei usiv. sondern will sie bloß von der in Warschau , in Rostow , Charlow, in Petersburg and im weltfernen psychologischen Seite erörtern. Die sozialdemokratische Bewegung Jalutst auf den Barrikaden, überall fämpften und vergossen jüdische in ihrem Ganzen hat trotz ihres scheinbar engen Klassenstand- Proletarier ihr Blut. Bis zu der allerlekten Zeit hatte sich die punktes eine ungeheure Bedeutung für das kulturell- ethische Leben jüdische Volksmasse verworren dem Glauben hingegeben, daß ein der ganzen Nation: sie erhöht ihr Ansehen, sie ist zuweilen der Messias erscheinen würde, der sie vom wirtschaftlichen Druck, yon der einzige Retter der nationalen Ehre. Wer hat zum Beispiel in bürgerlichen und nationalen Rechtlosigkeit befreien würde, der das mit einem Wort, der das Deutschland am energischsten gegen die schändliche Germanisierungs- Bolf in das verheißene Land führen, politik der deutschen Regierung gegenüber den Polen protestiert? jüdische Volk zu neuem Leben erweden würde. Und wirklich in Das war die deutsche Sozialdemokratie. Wer enthüllt in allen lehter Zeit scheint es, als ob diese Prophezeiung sich zu bewahr= Ländern die Greuel der Kolonialwolitik? Die internationale heiten anfängt, die Wiedergeburt hat begonnen. Nur erscheint dieser Sozialdemokratie. Wem fällt die Hauptrolle in der Verteidigung Messias nicht in der Gestalt des auf dem Esel reitenden Bettlers, der Freiheit der Kunst( lex Heinze) zu? Wieder einmal der wie es die Legende will, sondern in Gestalt des aufgewachten deutschen Sozialdemokratie. Wer hat endlich als erste die Stimme jüdischen Proletariers, der sich mit frei erhobener des Proteftes in Sachen der Solotowa") erhoben? Die Arbeiter- Stirne in den Rampf um die besten Ideale der Menschheit gea schaft von Tichorett. stürzt hat.

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Möge unfere unglüdliche vielgeprüfte Heimat baldigst von der Sonne der politischen Freiheit beschienen werden, die die Möglichkeit eines großen Ideenkampfes eröffnen und dem Proletariat die Be­egung zum Endaiel erleichtern wird!"