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Jahr 1905 bie Bewilligungen des Reichstages überschritten Deutfches Reich. die Fleischteuerung als eine Folge der im Interesse der Agrarier werden würden, wie es ja allerdings den Anschein habe, unternommenen Maßregeln erklärt, auf die Folgen der dadurch so habe das mit dem Budgetrecht nichts zu tun. Der Quellen für die ,, Norddeutsche Allgemeine Zeitung". Wir machen herabgedrückten Lebenshaltung des Volkes verweist und zum Schluß Reichskanzler werbe weitere Mittel rechtzeitig vom Reichstage fordern. das regierende Dementierblatt auf folgende Blätter aufmerksam, die die unbeschränkte Einfuhr von ausländischem Schlachtvieh nach den Dieser törichten Ausrede sind wir schon gestern entgegengetreten. fich ausführlich und sehr verbächtig mit dem Thema des englischen ienigen Orten fordert, wo durch ausreichende Kontrolle und gute Der Reichstag hat die beiden Nachtragsetats bewilligt für das Ontels und des deutschen Neffen beschäftigen: Augsburger Abend- leischbeschau Sicherheit gegen Einschleppung von Viehseuchen und ganze Finanzjahr, sie sollen bis zum April 1906 reichen. zeitung"," Neue Bayerische Landeszeitung" und mehrere daraus ansteckenden Strankheiten gegeben ist. Und die Regierung hatte sich verpflichtet, das Geld so zu verfchöpfende Organe, wie die Berliner Neuesten Nachrichten". Freisinnige Afrika - Nassauer. Das amtliche Organ der Freis wenden für eine Truppe von 13 400 Mann, die durch die zwei- Ferner gestatten wir uns die Unschuld aus der Wilhelmstraße finnigen Volkspartei entrüstet sich zwar über die parlamentarischen monatlichen Nachschübe in dieser Stärke erhalten werden sollte über die folgende Aeußerung der Sieter Beitung" zu informieren, Afrita- Nassauer des Herrn Woermann, hat aber nicht verhindern daß es reichte. Wenn sie nun mehr Truppen bis jetzt schon die in der Form einer scheinbaren Bolemit gegen unser Sticker fönnen, baß auch ein freisinniger Volksparteiler an der Korruptions 1200 Mann mehr abschiebt und dadurch größere Ausgaben Parteiblatt die Tatsache der Mobilmachung bestätigt: fahrt teilnimmt es ist dies der Dr. Goller. Also alle bürger verschuldet, so ist das unbedingt ein Verstoß gegen das Budgetrecht. Sie hätte eben dem Reichstag rechtzeitig die veränderte Lage vorlegen und von ihm die angeblich notwendige größere Ver­stärkung erbitten müssen! Hoffentlich begreift das nunmehr die ,, Germania "!

Zentrumsdemagogen und Zentrumsdiplomaten. Just an demselben Tage, wo die Berliner Zentrumspresse, an der Spitze das führende Organ der Partei, die Germania ", ihre schwächliche Scheinopposition gegen die Regierung einstellte, wo die Germania " erklärte, daß Fürst Bülow durch die Erklärung der Nordd. Allg. 3tg." durchaus gerechtfertigt" sei, stieß die ultramontane Provinzpresse noch einmal mit vollen Backen in die demagogische Reklametrompete. Die West f. Bolts Zeitung" und der Bahr. Kurier" veröffentlichten am Donnerstag folgende Buschrift eines Berliner Reichstags­Abgeordneten:

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Flottenforderungen und Reichstags- Auflösung.

" Die Schlesw.- Holft. Volts- 3tg." fühlt sich berufen, den Flichen Parteien!- ,, Vorwärts" gegen die gestern an dieser Stelle wiedergegebene Zurechtweisung, welche die Nordd. Allg. Ztg." ihm zuteil werden ließ, in Schutz zu nehmen. Die Schlesw,-Holst. Volts- 3tg." will Elbe eine Filiale anzulegen, um Kriegsschiffe von 16 000 Tonnen Der Vorschlag des Aufsichtsrates des Stettiner, Bultan", an der nämlich ganz bestimmt wissen, daß die deutsche Flotte in einem und mehr Deplacement bauen zu können, stößt bei einem Teile der gewissen Momente friegsbereit gewesen ist". Die Schlesw.- Aktionäre nach wie vor auf Widerspruch. Vielleicht deshalb, um Holft. Volks- 3tg." hat's gesagt, also ist es wahr. Die bürgerliche von der Regierung erst noch bestimmtere Zusicherungen von Breffe war natürlich im großen und ganzen zu feige, von unseren Bauaufträgen zu erhalten. Die Norddeutsche Allgemeine Mitteilungen Kenntnis zu nehmen," bemerkt stolz und sieges- Beitung" hat denn auch bereits diesem Wunsche insofern Rechnung bewußt das sozialdemokratische Blatt. Ob es wohl an der Feig getragen, daß sie die Anlegung der Filiale für berechtigt er heit gelegen hat? Man kann sich ja auch vorstellen, daß es große flärte. Weiter mochte das offiziöse Blatt nicht gehen. Dafür bringt vaterländische Interessen gibt, die ein guter Bürger Zeitungsschreiber sein oder nicht bei seinem Verhalten in Be­bei seinem Verhalten in Be- heute die National Zeitung", die gelegentlich ebenfalls offiziös bedient wird tracht zieht. llebrigens war die Schlesw.- Holst. Wolfs- 3tg." einer Südwestafrika Verstärkung und kürzlich bei der Ankündigung im 5000 Mann das erste mangelhaft unterrichtet, die deutsche Flotte ist nicht in einem Dementi losließ, in auffälligem Satz eine jedenfalls gewissen Moment, sondern stets friegsbereit. Wenn wegen der regelmäßigen Jahresreparaturen eine Lüde in dieser Bereitschaft In heißt es: Wenn sich auch Deutschland einer erheblichen Vergrößerung seiner Linienschiffs- und wohl auch Panzerkreuzer- Deplacements in Zukunft nicht mehr wird entziehen können, so ist doch darauf hinzuweisen, daß der Ausdruck, be­sondere Nordseeflotte" bisher noch nie an offizieller Stelle gefallen ist und daß nach einer uns gewordenen Mitteilung von zuverlässig unterrichteter Seite auch die Not­wendigkeit der Schaffung einer besonderen Nordseeflotte bis auf weiteres nicht eintreten dürfte..

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eintritt, so ist es selbstverständlich, daß man in ernsten Zeiten sich bemüht, diese Zeitlüte so furz wie möglich zu machen. Das also war des Pudels Kern."

Es gab also ernste Zeiten", die zur sofortigen Kriegsbereit

Man sollte endlich Nede stehen!

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an die Aktionäre gerichtgebenermaf

Daß trotzdem jeder, der mit offenen Augen die Entwide lung des Schiffbaues verfolgt und sich mit den Fahrwasserverhält nissen der Oder beschäftigt hat, den Standpunkt des Direktoriums und Aufsichtsrates des Bulfan" über die zwingende Notwendigkeit def Errichtung einer Schiffbau- Filiale an der Elbe teilen muß, erscheint uns feine Frage."

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Sollte darin

Das energische( 1) Auftreten der Zentrumspresse wird nun doch den gewünschten Erfolg haben; nach Informationen aus guter Quelle soll nun der Reichstag Ende August schaft" der Flotte führten! Warum? Weswegen? Wozu? oder Anfang September zusammenberufen werden, um wegen der Frage der Truppenverstärkung für Südwestafrita gehört zu werden. Der Das deutsche Volt ist kein Spielzeug!- Reichskanzler war in erster Linie bemüht, diese Einberufung herbeizuführen, indem die staatsrechtlichen Grundlagen slo od 3ur Fleischteuerung. ened sod fitr ben neuen Truppentransport untersuchen ließ. Das München , 17. Auguft( Eig. Ver.). Ergebnis dieser Aufstellung ist, daß in der Tat Verstärkungen. Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten in München hat abgesendet wurden, die der Reichstag nicht genehmigt am Donnertag, wie schon telegraphisch berichtet, einstimmig be hat. Nun wird aber dieses eigenmachtige Vorgehen schlossen, den Magistrat zu ersuchen, aufs neue bei der Staats­daturch noch interessanter, daß weder der Reichstanzler, regierung vorstellig zu werden, um Maßnahmen gegen die herr­noch der Staatssekretär bes auswärtigen Amtes, fchende Fleischteuerung zu treffen, insbesondere erstens eine Das heißt also: Die Regierung denkt, bis auf weiteres" nicht unch der Reich sich apietretär, noch der stolonialdirektor Deffnung der Grenzen für Schweine gegenüber Italien zu er baran, einen Teil der neuzubauenden 17 000- Tons- Panzerschiffe Aber eine erhebliche" Flotten etwas hiervon wußten; fie befinden sich allesamt in Urreichen und zweitens den Einfluß Bayerns im Bundesrat dahin Nordseegeschwader" zu taufen. Taub und haben erst aus der Presse Kenntnis erhalten. geltend zu machen, daß während der Dauer der Fleischteuerung die bermehrung durch den Neubau solcher Linienschiffe und ähnlich großer So unglaublich diese Mitteilung, die zuerst ein Münchener Vieh- und Fleischzölle außer Sebung gesetzt werden. Panzerfreuzer steht bestimmt bevor! Deshalb ist es eine zwingende Blatt bringt, auch flingt, sie ist vollständig zutreffend! Dieser Beschluß ist ja sehr hübsch, aber zur Minderung der un- Notwendigkeit", daß der Bulkan" seine Filiale an der Elbe errichtet. Aber gerade hierin liegt das denkbar schlechteste Symptom! verschämt hohen Fleischpreise wird er faum beitragen. Denn wie Die Dividendenschluder werden dabei auf ihre Kosten kommen! Man muß sich nun fragen: Wer hat diesen Schritt unternommen? die Verhältnisse nun einmal liegen, ist nicht anzunehmen, daß die in Mit dieser halboffiziösen Ankündigung einer größeren Flotten­Ist es der Portier oder der Stanzleibiener im Solonial die Agrarier anscheinend ganz verliebten Regierungen die Grenzen borlage steht möglicherweise eine Notiz in Verbindung, in der sich amt gewesen? Nein, ein Geheimrat, von dem bekannt ist, daß öffnen und die Vieh- und Fleischzölle auch nur vorübergehend auf die Deutsche Tagesztg." mit der Möglichkeit einer Reichstags. er ebenso hoch näsig über den Reichstag urteilt, wie er un- heben. Diese Meinung kam auch in der Diskussion wiederholt zum auflösung im Herbst beschäftigt. Das Blatt erklärt, daß die fähig für seine Stellung ist. Ausdruck, und unser Genosse Birk hat deshalb das richtige getroffen, teichsfinanzreform die denkbar schlechteste Wahlparole sei. Was wir schon früher andeuteten, muß endlich durchgeführt wenn er bemerkte, wenn man zugunsten der konsumierenden Bevölkes" Sollte eine Auflösung des Reichstags wirklich erfolgen, so würde werden: im Kolonialamt muß einmal eine gründ- rung etwas erreichen wolle, müsse man ganz andere Töne reden. sie nach menschlicher Voraussicht durch ganz andere Fragen liche Säuberung vorgenommen werden, damit Etwas komisch wirkte die Entrüstung eines liberalen Gemeinde- und Forderungen veranlaßt werden." dort auch Beamte arbeiten, die mit der erforderlichen Sachkenntnis bevollmächtigten und durchgefallenen Reichstagstandidaten, der er die Anspielung auf die Flottenforderungen und eine Hurrawahl die absolut erforderliche Achtung vor den Rechten der Volts- flärte, er müsse sich der Kritik Birks fast anschließen". Der gute nach dem Muster von 1887 enthalten sein? Nur daß diesmal statt bertretung mitbringen. Natürlich ist der Reichstanzler ob dieses Mann hat wahrscheinlich ganz vergessen, daß die agrarische Zoll- der Franzosen die Engländer als Popanz figurieren würden?- Schrittes nicht sehr erbaut; er hat seinem Unwillen sogar sehr politit, über die er sich mit Recht entrüstet, von seiner eigenen Partei Wird Trotha gehen? deutlich Ausdruck gegeben. Unseres Erachtens ist es ganz selbst- unterstützt wurde. Die Art, wie der Liberalismus aus purer Angst verständlich, daß die schuldigen Beamten vor den Disziplinar um seine Mandate selbst für die höchsten Agrarzölle eingetreten ist, Die Stimmen, die die Abberufung Trothas empfehlen, mehren gerichtshof fommen; fie haben ihre Befugnisse verletzt und hat die Regierung in ihrem Verhalten nur unterſtüßen müssen. sich. Sp erklärt die Münchener Allg. 8tg.", die bekannt­ihre Machtsphäre überschritten! Hier muß einmal ein gempel Wenn man freilich die Liberalen in den großstädtischen Rathäusern lich zuzeiten Beziehungen zur Wilhelmstraße hat, daß Trotha sich statuiert werden, dann erst wird Besserung ein- rede hört, dann vernimmt man von diesen Dingen nichts. seinen Aufgaben in Südwestafrika nicht gewachsen gezeigt habe. Es Wenn die Münchener Gemeindeverwaltung der Fleischteuerung fei eine üble Sache, wenn ein Mann in seiner verantwortungsvollen treten! Wenn der Disziplinargerichtshof auf Dienstentlassung ohne Pension erkennt, wird ein heilsamer Schrecken alle autokratischen steuern will, wird sie noch andere Mittel ergreifen müssen. Wir Gelüfte in der Beamtenwelt. vertreiben. Wir geben unserer fordern deshalb die Errichtung einer Gemeindeschlächterei und Stelle mit allen Menschen in Krach" gerate und noch obendrein Genugtuung darüber Ausdruck, daß der Reichskanzler die er städtischer Fleischverkaufsstellen, wo das Fleisch zum Selbstkosten- an seiner vorgesezten Behörde in der Heimat Kritik forderlichen Schritte unternimmt, um die Verfassungspreis und jedenfalls zu erschwingbaren Preisen abgegeben wird. übe. Das Blatt fährt dann fort: berlegung zu beseitigen! Was der Neichstag und ins Auch müßten Maßregeln zur Beseitigung des Zwischenhandels mit besondere das Zentrum tun werden, brauchen wir hier nicht näher darzulegen; man fann dies ruhig abwarten." Weber Germania" noch Märt. Boltsztg" haben von diesem Erguß Notiz genommen! Sie haben im Gegenteil erklärt, daß ja nun alles in der Ordnung fei. Der bramarbasierende Artikel war ja nur für die Zentrumswähler in der Provinz bestimmt, denen In Nürnberg fand am Mittwochabend eine massenhaft besuchte wieder einmal höllisch imponiert werden sollte. Der Fall zeigt an Boltsversammlung statt, die sich mit der gegenwärtigen Fleisch­einem klassischen Beispiele, wie in der Provinz, wo die Zentrums- teuerung befaßte. Nach einem Referate des Genossen Segiz, der wähler sizzen, die grobkörnigste Demagogie getrieben wird, während den ganzen Fleischwucher überzeugend darlegte und die unqualis die Berliner Zentrumspresse diplomatisch genug ist, die gewohnten fizierbare Berhöhnung der Arbeiterklasse, die sich der preußische Umfälle nicht durch allzu schroffen Stimmungswechsel zu er- Landwirtschaftsminister leisten zu dürfen glaubte, in der schärfsten Weise geißelte, wurde einstimmig eine Resolution angenommen, die Ihr wißt, daß Ihr einen starken Eindruck auf die Schuljugend der freien Staaten gemacht habt. Der schöne, wenn auch findliche An die Schuljugend in Russisch- Polen." Brief, den Euch die Schulkinder in der Schweiz geschickt haben, hat Euch dessen versichert.

schweren.

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Liebe Kinder!

Ich weiß, unter Euren Eltern und Vormündern hoffen ver­schiedene, Euer Widerstand könne gebrochen werden und Ihr müßtet aufs neue die russischen Schulen besuchen. Ich weiß, daß so be­deutende Persönlichkeiten wie Graf Adam Krasinski, der Führer der Berföhnungspartei, und Erzbischof Popiel sich durch Ermahnungen und wirksamere Mittel als Ermahnungen bestrebt haben, Euch zum Aufgeben Eures Entschlusses zu zivingen.

Bieb getroffen werden, der gang ziveifellos auch an der Fleischteue= rung mitschuldig ist. Aber das sind eben Maßnahmen, die schon etwas nach dem sozialdemokratischen Zukunftsstaat schmecken und deshalb sind die bürgerlichen Gemeindevertreter aus sehr durch= fichtigen Gründen nicht zu bewegen, ihre Zustimmung dazu zu geben.

Aber erwachsene Männer und Frauen empfinden für Eure fühne Handlungsweise nicht geringere Sympathie als die Kinder, die nur noch ahnen, was das Leben bedeutet.

Ihr selbst seid jung an Jahren, aber das Unglück Eures Vater landes hat Euch schneller gereift als andere Kinder Eures Alters, und als Ihr die Tyrannei wanten saht, wolltet Ihr mit Euren zarten Händen der Abscheulichkeit den ersten Stoß in den Abgrund verseßen. Ehre sei Euch dafür!

Ihr habt aus Euren besten und sichersten Instinkten gehandelt, aus Begeisterung für das unzweifelhafteste Menschenrecht, die Mutter­sprache sprechen und lesen zu können, aus Begeisterung für die Sprache, worin unsterbliche Werke geschrieben sind, voll begeisterter Liebe für Euer Volt, Euer Land und dessen Geschichte, jedoch be­sonders für dessen Zukunft.

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Selbst wenn nervöse Jndispositionen anzunehmen wären, die bei den Strapazen und der schweren Verantwortung den Fehlgriff des Generals vom menschlichen Standpunkt ent­schuldbar erscheinen ließen, so bleibt doch die Sache selbst auch militärisch bedenklich. Ueberdies wird man bei uns wohl nirgends für das Verfahren eines Generals Verständnis finden, der öffentlich befiehlt, auf Frauen und Kinder zu schießen, und dann vertraulich seinen Soldaten aus einandersetzt, daß es nicht so gemeint sei. Derförme liche Befehl eines deutschen Generals ist für seine Truppen absofut bindend, und was er seinen Untergebenen gegenüber nicht verantworten kann und infolgedessen von ihnen nicht ausgeführt sehen will, das darf er unter keinen Umständen und auch nicht zum Schein Befehlen. oder gefangen genommen wurden. Dann im Innern: Tötung von Fürsten , Ministern, Gouverneuren, Polizeibeamten, hohen und niederen, ungeheuere Streits, die Megeleien in Petersburg . Tomst, Kurst, Sjitomir, Baku , Lodz , Warschau , Odessa , Nischni Nowgorod ; Bauernaufstände und Arbeiteraufstand, Meuterei in der Flotte und Unruhe im Heere, eine blutige Anarchie im stoßweisen Fortschreiten und verabscheuungswürdige Zurückführungen des alten Zustandes, dies alles hat jetzt innerhalb des zweiten Jahres die lesenden Massen so betäubt, geblendet und verwirrt, daß sie den Maßstab für alles Wesentliche in diesen Taten und Schrecken verloren haben, ob gleich vieles Schreckliche mur von vorübergehender Bedeutung ist. So viel ist sicher, bleibende Bedeutung hat der Aufruhr der polnischen Schuljugend gegen die russische Schule.

Ich kenne alles, was gegen Euch eingewendet wird: Daß der Untville gegen den Schulunterricht, der ursprünglich ein Ausschlag der Begeisterung war, sich auf Grund der Faulheit und der Lust zum Müßiggange erhält. Daß russischer Unterricht immer besser jei als kein Unterricht. Schließlich, daß Ihr jeßt gerade im Geiste der russischen Regierung handelt, denn was wünscht die Regierung

Seid jedoch versichert, daß die meisten und besten unter Guren Eltern und Vorgesezten in vollem Sinne mit Euch gehen, voller Trauer würden sie sehen, wenn Euer Willen gebrochen würde, wie der Willen der Erwachsenen allzu oft, sowohl in Polen als in Rußland , gebrochen worden ist. Unter den polnischen Männern, die Euch mit ihren besten Wünschen begleiten, haben sich einige an mich gewandt, einen In einem Wort: Ihr habt aus Begeisterung gehandelt, ohne Fremden, dessen Name Euch jedoch bekannt ist, sie baten mich, Euch Rücksicht auf die näheren oder ferneren Folgen Eurer Handlung, auf mehr als eine polnische Jugend, die durch Unwissenheit untüchtig ein aufmunterndes Wort zu sagen, Euch anzurufen, Euer Vorgehen die Strafen, die Euch bedrohten und erwarteten. Kaltblütigen und für's Leben wird! nicht zu bereuen und vor allem auszuhalten. Ohne eine solche Auf- befonders feindlichen Beobachtern erschien Euer Vorgehen als ein Aber diese Einwände machen mir feinen Eindruck. Natürlich forderung von polnischer Seite fönnte sich meine Zuschrift an Euch Wahufinnsausbruch, und verständige Berechnung lag gewiß nicht gibt es unter Euch solche, denen der Bruch mit der Schule einen ausnehmen wie eine unberufene Einmischung in Angelegenheiten, darin; aber es gibt einen heroischen Wahnsinn, der wertvoller und Vorwand zum Müßiggang und zum Laster des Müßigganges bietet. die nur Eure Landesbrüder und Landsmänninnen angehen: Jezt wirksamer ist als die Vermunft, wenn die Vernunft feige ist. Aber sie werden und müssen Ausnahmen sein. Ihr anderen müßt wird niemand sie so auffassen, ausgenommen diejenigen, deren Freunde Eurer Sache und Eures Boltes haben sich gegenüber mit äußersten Kräften Kenntnisse sammeln, wenn auch auf heims Urteil weder für Euch, noch für mich ins Gewicht fällt. Eurer Tat des Kinderfreuzzuges im Mittelalter erinnert. Jedoch lichen Wegen, wenn Ihr auch Eure Bücher verbergen müßt. Selbst Ihr dürft nicht glauben, daß die zibilisierte Welt, bie feit bietet mur der findliche Enthusiasmus einen Gleichheitspunkt. Sonst verständlich wäre nichts schlimmer, als eine unwiffende und auf vierzig Jahren dem Schicksale Eures Vaterlandes gleichgültig ist die Unähnlichkeit auffallend. Jene Kinder wurden von Mönchen Grund ihrer Unwissenheit ohnmächtige polnische Jugend. Wissen gegenüberstand, zurzeit mit Gleichgültigkeit die vereinzelten geführt. Ihr habt den Erzbischof gegen Euch. Die Tat jener bildet nicht nur die allgemeine Macht, es bildet für Euch die Ueber­und verzweifelten Befreiungsversuche verfolgt, die im Königreiche Stinder war nuplos und ihr Ziel phantastisch. Eure Tat bringt macht über Euere Feinde, die schärfste Waffe, die beste Wehr, die Bolen stattfinden. Nutzen, sie ist eine Huldigung des Rechtes, ein Protest gegen die Quelle zu geistigem und ökonomischem Reichtum. Euer Streben Glaubt mir, die geistige Elite in allen freien Ländern verfolgt Unterdrückung. Sie hat einen Speer in das Lager des Feindes geht ja auch nur darauf hinaus, daß Euch die Zuführung der not mit Spannung den Lauf der Ereignisse, und die jungen Wesen, geworfen, die Erwachsenen müssen Euch helfen, ihn zurückzuholen. wendigen Kenntnisse in der Muttersprache gesichert wird. Und jezt Mädchen wie Knaben, die zuerst und mutigst der Zwangsherrschaft Sie ist eine leuchtende Fahne mit dem weißen Adler, ist hoch über habt Ihr es den erwachsenen Männern und Frauen Polens zur der russischen Regierung in dem Unterrichtssystem der polnischen Bolen gehißt, sichtbar in allen Ländern. Guren Landsleuten kann nicht großen Ehrensache gemacht, nicht zu rasten, bis sie Euch das erste, Schulen getrozt haben, werden weder in Europa noch in Amerifa augestanden werden, diese Fahne bei einer Kapitulation wieder fallen große, allgemein menschliche Gut erkämpft haben, den Gebrauch der in Bergessenheit geraten. Ihr habt die Art an die Wurzel des zu lassen. Und Eure Handlung ist nüßlich, und Euer Ziel ist eine Sprache, der die politische Freiheit zur Folge haben wird. großen Uebels gelegt. Ihr Kinder habt die Erwachsenen durch Wirklichkeit; polnische Sprache in russisch Polen von allen Lippen Dieses Beispiel beschämt. Die zibilisierten Böller, die Eure Initiative erklingend, die Sprache Mickiewicz's, als Rönigin auf den Thron bewundern und die Festigkeit, die Ihr jetzt so lange bewiesen, ber- der Universität zu Warschau gefeßt, in allen Schulen, und damit lieren Euch nicht aus dem Gesicht, wünschen Euch mit Hundert jenes höchste geistige Gut, Freiheit für alle Altersklassen und Ge­tausenden von Stimmen Glück und Sieg. sellschaftsklassen begründet und gesichert.

*) Georg Brandes , der bekannte dänische bürgerlich- radikale Schriftsteller, hat diesen Aufruf an die polnische Jugend gerichtet. Der Verfasser hat den Wunsch ausgesprochen, daß der Brief in deutscher Sprache durch den Vorwärts" verbreitet werden möge. Red. d. Vorw."

Im allgemeinen lautet eine gefunde politische Regel, daß man Kinder nicht in die Bresche stellt. Doch, Ihr habt Euch selbst in die Bresche gestellt, und das ist groß. In Polen hat es sich ge zeigt, daß die zulegt Geborenen, die auf die längste historische Gra fabrung zurückblicken, wie furz ihre persönliche Erfahrung auch ift­daß diese Jüngsten in Wirklichkeit die Aeltesten find. Ein Hauch vom Mute vergangener Helden und Heldinnen ist über Eure Häupter gezogen und hat Euch mitgerissen.

Für die vielen, die in der Ferne die Krise des russischen Reiches in Ostasien und in Europa verfolgt haben, drängten sich heftige Ein­drücke von weitreichenden Ereignissen: Die Kämpfe zu Laude und zu Wasser, immer gleich viele Niederlagen, Belagerungen, Festungs- Ein Bolt, dessen Kinder so weit vorgeschritten, wie Ihr es seid, frieg, Vorpostenzusammenstoß, entsetzliche Schlachten auf offenem hat notgedrungen die Zukunft für sich. Eine Sprache, die so hoch Felde, Generale, die fielen oder sich ergaben, Admirale, die ertranten geliebt wird, wie die volnische Sprache von Eud geliebt wind