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ausreichender Gründlichkeit wenigstens einigermaßen Genüge ge­leistet zu haben. Ich muß es nun den Parteigenossen überlassen, zu beurteilen, ob ich dem Vorwärts" unrecht getan habe mit der Behauptung, seine Behandlung des Massenstreits habe deutlicher als je feine Unfähigkeit erwiesen, in seiner jeßigen Form der Partei in inneren Parteifragen als führendes Organ zu dienen.

3. Die Tagesordnung des Parteitages.

Ich hatte meinen anmaßenden Hochmut so weit getrieben, dem Vorwärts" gegenüber derselben Ansicht zu sein wie der Partei­borstand und dessen Vorschläge zur Tagesordnung für Jena für gerechtfertigt zu erklären. Auch dies hat mir eine strenge Zensur des Vorwärts" zugezogen in einem Artikel: Ein Haufen Un­richtigkeiten". Jch gedenke jedoch nicht, diesen Artikel ebenso ein­

gehend zu beantworten wie den vorhergehenden. Er bietet zu ge­ringen Anlaß zu fachlichen Auseinandersehungen, ist vorwiegend persönlicher Natur, sucht zu erweisen, daß ich an bösartigen Un­richtigkeiten" meine Freude finde, also böswilligerweise dem Vor­wärts" mit Unrecht alles mögliche Schlechte in die Schuhe schiebe. Derartige Unterhaltungen über die Auslegung dieses oder jenes Sabes sind für den Leser selten interessant, nie belehrend. Ich will mich damit begnügen, an einem Beispiel zu zeigen, welcher Art die bösartigen Unrichtigkeiten" sind, die der Vorwärts" in meinem Artikel findet.

Er schreibt:

feinen Sinn, fagt Kautsky, wenn der Vorwärts" nicht der Meinung " Unsere Meinung über den Dresdener Parteitag hätte absolut wäre", die Sozialdemokratie müßte der Regierung entgegenkommen, müßte versuchen, Konzessionen gegen Konzessionen einzutauschen. Besessen von der Furcht des Kompromißgespenstes, vermag Kautsky den flaren Sinn unserer Ausführungen nicht zu erfassen. Wie fann Kautsky uns zumuten, auf das auszugehen, was er uns unter­stellt? Nicht ein Wort unseres Artikels kann Anlaß zu solchen groben Mißdeutungen geben."

Fürwahr, ist das nicht richtig? Hat der Vorwärts" nicht den nachdrücklichsten Stampf gegen die Regierung gefordert? Wie komme ich dazu, ihm die Meinung unterzuschieben, die Sozialdemokratie müsse der Regierung entgegenkommen? Wenn es jemals eine bös= artige Fälschung gegeben hat, so liegt sie hier vor!

Dem will ich nicht widersprechen, nur darf man diese Fälschung nicht mir zur Last legen, denn den Sah, den der Vorwärts" mir in den Mund legt, habe ich nie ausgesprochen. Mein Sah lautet viel­mehr folgendermaßen( ich stelle das Zitat im Vorwärts" und den wirklichen Sah in der Neuen Zeit" nebeneinander):

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Vorwärts".

Parteitagen noch andere Dinge verhandelt wurden als Verwaltungs- also die Partei schädigen, wenn sie rein negativ bleibt. Dagegen angelegenheiten und innere Parteifragen. wird sie befruchtend und erhebend, wenn sie positiv ausgeht, die

Unser erster Parteitag, nach dem Fall des Sozialistengesetzes, Möglichkeit zeigt und die Anregung gibt, die vorhandenen Fehler zu der von Halle, 1890, zeigte sich schon von dem gleichen" grundsätz- ändern und so die Kraft der Partei zu vermehren. So hätte ich lichen Irrtum" durchseucht wie die vorgeschlagene Tagesordnung mich denn auch sehr wohl bedacht, gegen unser Zentralorgan so für Jena . Beide Tagesordnungen laufen fast parallel. Beide schroff vorzugehen, wie ich es getan, wenn ich nicht glaubte, nicht gelten der Organisation der Partei und der Diskussion eines bloß seine schwachen Seiten, sondern auch deren Gründe heraus­Kampfmittels: 1890 Streifs und Boykotts", 1905" Der gefunden zu haben und so deren Beseitigung um so eher an­Massenstreit". Einen sehr erheblichen Teil der Verhandlungen zuregen, je schroffer meine Kritik wurde. füllten die Diskussionen über die Tätigkeit der Reichstagsfraktion aus, die namentlich durch die Jungen" die schärfsten Anfeindungen erfuhr. Dagegen war von einer politischen Stellungnahme zu den Fragen der Zeit" überhaupt keine Rede.

Ebensowenig in Erfurt . Verwaltungsangelegenheiten und innere Parteifragen beherrschten diesen Kongreß so sehr, daß er nicht einmal dazu kam, das neue Programm zu diskutieren, sondern es ohne Diskussion afzeptierte.

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Nun 1892, Berlin . Wieder derselbe grundsätzliche Irrtum", der sich angeblich erst seit Dresden eingeschlichen" hat. Beherrscht wird der Kongreß durch innere Parteifragen, namentlich durch die Diskussion über die von Vollmar angeregte Frage des Staats­sozialismus und über unsere Stellung zum Genossenschaftswesen. Der Vorwärts" beginnt denn auch seine Berufung auf unsere Parteitage erst mit dem Jahre 1893. Aber auch da war's nicht besser Eine innere Parteifrage erfüllte den Kölner Kongreß uns wieder lebhaft beschäftigt: das Verhältnis zwischen Kongreß, eine Frage, die auch jetzt nach dem jüngsten Kölner Partei und Gewerkschaft. Daneben wurde allerdings auch das allgemeine Wahlrecht und die Wahlrechte zu den Landtagen" be­handelt, aber ganz kurz. Von den 285 Seiten des Protokolls nimmt dieser Gegenstand nicht ganze 16 ein, dagegen 43 Seiten die Ge­werkschaftsfrage, 56 Seiten Verwaltungsangelegenheiten. Dabei kann man aber die Frage der Wahlrechte zu den Land­tagen auch zu den inneren Parteifragen" rechnen. Damals wurde zum erstenmal jenes Problem diskutiert, das uns seitdem so viel beschäftigt hat und noch nicht völlig zur Ruhe gekommen ist, die Be­teiligung an den preußischen Landtagswahlen.

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Nun 1894, Frankfurt . Der Vorwärts" verweist auf die dortigen Verhandlungen über Trusts und Kartelle. Aber er ber­gißt, daß viel mehr als diese Verhandlungen die Diskussionen über die badischen Stegmüllereien und über die bayerische Budget­bewilligung den Parteitag erfüllten, daneben aber die Debatte über das Agrarprogramm, also auch eine innere Parteiangelegenheit. Und gar erst 1895, Breslau . Merkt der Vorwärts" denn gar nicht, wie tomisch es wirkt, wenn er auf die Breslauer Berhand­ Neue Zeit". " Unsere Meinung über den Diese Auffassung hätte absolut lungen über das Schwitzsystem hinweist als Beweis dafür, daß erst Dresdener Parteitag hätte absolut teinen Sinn, wenn der Vor- in neuester Zeit die Stellungnahme zu den" Fragen der Zeit" feinen Sinn, sagt Kautsky , wenn wärts" nicht der Meinung wäre, heiten"? Hat er noch nie etwas von der Agrardebatte gehört, die erstickt wurde durch die Diskussion von inneren Parteiangelegen­der Vorwärts" nicht der Meinung durch eine andere, mehr positive" diesen Kongreß fast völlig erfüllte? Dem Schwibsystem sind wäre". die Sozialdemo Gestaltung der Tages- 6 Seiten des Protokolls gewidmet, der Diskussion über die Vor­tratie müsse der Regie- ordnung( des Dresdener Partei­rung entgegenkommen, tages) hätten sich praktische Er­müßte versuchen, Rouzeffionen folge aus dem Wahlfiege ziehen gegen Konzessionen einzutauschen."| lassen."

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Von Entgegenkommen an die Regierung also kein Wort. Es hätte auch keinen Sinn, an einer Stelle, wo ich gegen den Vor­märts" deshalb polemisiere, weil er behauptet, daß der Dresdener Parteitag schon durch seine Tagesordnung sich gehindert hat, der großen politischen Situation gerecht zu werden".

Freilich, ganz frei erfunden ist der Sab vom Entgegenkommen an die Regierung" nicht; er findet sich in demselben Artikel, aber in einem anderen Zusammenhang. Der Anfang des im Vorwärts" als meine bösartige unrichtigkeit" zitierten Sabes findet sich in einer Fußnote, in der ich gegen den Vorwärts" wegen seiner Bemängelung der Tagesordnung polemisierte, der Schluß, die Worte vom Entgegenkommen an die Regierung" usw. finden sich im Texte, den ich einige Tage vor der Fußnote schrieb, wie in dieser erwähnt. Dort erwäge ich anläßlich einer Polemit gegen Herrn v. Gerlach und andere Kritiker der Partei, ob es für diese möglich gewesen wäre, den Dreimillionensieg vom 16. Juni zu positiven Erfolgen auszunuzen, wie jene Herren behaupten, und warf die Frage auf, durch welche Mittel das hätte erreicht werden tönnen. Da fuhr ich nun fort:" Durch ein Entgegenkommen gegen die Reichsregierung, durch den Versuch, Konzessionen gegen Kon­zeffionen einzutauschen? Jeder derartige Versuch, wenn er gehegt worden sein sollte, wurde allerdings in Dresden im Keime erstickt."

Hier stellte ich es also als fraglich hin, ob überhaupt irgend jemand in der Partei eine derartige Politik wünschte. An den " Vorwärts" dachte ich dabei gar nicht und ließ mir nicht träumen, daß dieser inzwischen ein neues Mittel entdeckt habe, den Drei­millionensieg zu" positiven Erfolgen" auszunuben, nämlich eine " richtigere" Gestaltung der Tagesordnung in Dresden , worüber ich dann einige Bemerkungen in der Fußnote hinzufügte. Die Art, wie dann der Vorwärts" Worte des Tertes und der Fußnote zu einem Sabe zusammenkoppelt, ist reine Arbeit einer fruchtbaren Phantasie. Ich habe jedoch nicht die Absicht, nun meinerseits den Spieß umzudrehen und ihm bösartige Unrichtigkeiten", das heißt böswillige Fälschungen vorzuwerfen. Ich zweifle nicht im mindesten an dem guten Glauben meines Kritikers im Vorwärts". Und ich beschwere mich auch gar nicht über seinen Irrtum. Warum soll es mir besser gehen als der Genossin Roland- Holst und der Vorwärts" nicht auch aus meinen Schriften einen Haufen Unrichtigkeiten" herauslesen?

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Die Erledigung innerer Parteifragen war stets eine der wichtigsten Aufgaben, wenn nicht die wichtigste, unserer Parteitage, wie auch das Bestehen innerer Parteifragen feineswegs eine Aus­geburt neuester Parteischlechtigkeit ist, sondern auch die gute alte Zeit" unserer Partei fennzeichnete. Was sich dabei geändert hat, ist nur die Haltung des Vorwärts" zu diesen inneren Partei­fragen.

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Der Bortvärts" wird auf das Wesentliche dieser Ausführungen im Zusammenhang zurückommen, obwohl eigentlich nur wiederholt zu werden braucht, was in der ersten Besprechung des Buches der

Genoffin Roland- Holft unseres Erachtens mit solcher Klarheit aus­geführt worden ist, daß es selbst den frenndschaftlichsten Randglossen Kautskys nicht gelingen dürfte, die damals gewonnene sichere Einsicht wieder in Frage zu stellen.

Aus der Partei.

,, Generalstreik und politischer Massenstreit."

Ueber dieses Thema sprach am Dienstagabend in einer großen Versammlung der Zimmerer von Hamburg und Um Massenstreits festzulegen, entschieden zurückgewiesen werden. Die gegend Genosse Karl Frohme . In Jena , so hob der Referent u. a. hervor, müsse das Ansinnen, uns auf die Taktik des politischen Genoffin Roland- Holst habe aus den verschiedenen politischen Massen­Genoffin Roland- Holst habe aus den verschiedenen politischen Massen­streits verschieden gearteter Länder ganz unlogische Schlußfolge streiks verschieden gearteter Länder ganz unlogische Schlußfolges rungen gezogen, daß generell der Generalstreit von großem Vorteil für die Arbeiter aller Länder sei. Es handele sich hier um unendlich verschiedene Dinge. Man dürfe doch nicht außer Betracht lassen. daß der russische politische Streit das außergewöhnliche Produkt außerordentlicher Verhältnisse sei und daß daher Rußland nicht vor­bildlich sein könne. Hierdurch würden Hoffnungen erweckt, die nimmer standhalten könnten. Große Kulturbewegungen würden nicht durch große Gefühle geleitet. Die Verquickung des Generalstreiks mit dem Problem der Eroberung der politischen Macht löse nur falsche Hoffnungen aus und lenke von den zunächst liegenden Dingen ab, so daß das Interesse für den Kleinkampf schwinde. Bezeichnend sei, daß der Kölner Beschluß nahezu einstimmig gefaßt sei, wodurch die Un­tauglichkeit des Mittels beront werde. Es sei sehr verständig von den Gewerkschaften, wenn sie sich gegen den Generalstreit wenden, bei dem sie ohne weiteres die Frucht jahrelanger Mühen verlieren, ja ihre eigene Eristenz aufs Spiel sehen würden. Die Propaganda des politischen Maffenstreits sei Wasser auf die Mühle der An­archisten und die unmittelbare Wirkung dieser Propaganda sei die gehe diese Gründung von den Vokalisten aus, die seit Jahren gegen bekannte Friedebergsche Anarcho "- Gründung. Bezeichnenderweise die Interessen der Arbeiter schver gesündigt haben. Man könne diese Richtung als eine solche reaktionärsten Geistes bezeichnen, die sich hinter revolutionäre Phrasen verkrieche. Falsch wäre es, bezüg­lich des Generalstreits auf dem 3arteitage in Jena ein Kompromiß zu schließen, dafür sei er nicht zu haben. Er weise die utopistischen Ideen des Generalstreits generen zurück. Eine Debatte wurde nicht beliebt.

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Zu den Parteipolemiken ersucht uns ein in der Organisation der Rheinproving hervorragend tätiger Parteigenosse dringend um Beröffentlichung dieser Zuschrift:

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Die

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schläge der Agrarkommission 78! In der Tat, aus dem Vorwärts" lernt man die Parteigeschichte in sonderbarer Weise kennen. Aus der Tagesordnung des Gothaer Kongresses, 1896, weiß der " Vorwärts" selbst keinen anderen Buntt herauszufinden als den: Frauenagitation". Aber mit Verlaub, gehörte der nicht mindestens ebensosehr zu den inneren Parteifragen" wie der Massenstreit? Oder bedingt die Debatte über diesen nicht ebensoviel Stellung­nahme zu den Ereignissen der Zeit, als die Diskutierung der Frauenagitation? Gerade der Gothaer Kongreß gehörte aber zu denjenigen, in denen die Verwaltungsangelegenheiten", namentlich Wer die letzten Jahre hindurch die Parteipolemiten der Leipziger Fragen der Parteipresse, besonders start in den Vordergrund traten. Volkszeitung" verfolgt hat, dem fällt vor allem ein großer Mangel Folgt 1897, Hamburg . Der Vorwärts" weist auf den Punkt: an Selbstbeherrschung und Verantwortlichkeitsgefühl auf. Die bevorstehenden Reichstagswahlen" hin als einen, der beweise, Leipziger Volkszeitung" tut so, als ob es in Deutschland nichts daß damals die Stellungnahme zu den Fragen der Zeit die Ver- wichtigeres gäbe als die natürlich nur durch sie mögliche waltungsangelegenheiten und inneren Parteifragen überragte. Ausfegung des in ihrer lebhaften Phantasie zu einem wahren Aber leider gestaltete sich gerade die Behandlung dieses Punktes Augiasstall angehäuften Parteiunrats, und sie verfährt bei wesentlich zu einer Diskussion innerer Parteifragen, einmal zu der ihrer Lieblingsbeschäftigung der Parteiret terei mit einer Ungeniert unseres Verhältnisses zu dem polnischen Proletariat, und dann zu heit und Rücksichtslosigkeit, die auf ebenso wenig Selbstkritik einer Abrechnung" mit Schippels Anschauungen vom Militarismus. wie Verantwortlichkeitsgefühl gegenüber der Gesamtpartei schließen Daneben aber erhielt der Parteitag sein Gepräge durch die Dis- lassen müssen. Zur Ehre der Urheber dieser Polemiken nehmen wir kussion über die innere Parteifrage der Beteiligung an den an, daß sie sich der verwüstenden Wirkungen ihres Treibens nicht Landtagswahlen, Budgetbewilligungen, Revisionismus und der- bewußt sind, so sehr das auch von Leuten verlangt werden kann, die gleichen. in der Partei an verantwortungsvoller Stelle stehen. Die ,, Leipziger Man sieht, von Anfang an, seit dem Fall des Sozialisten- Volkszeitung" aber weiß offenbar nicht, wen eigentlich ihre Partei­gesetzes und für die Zeit vorher gilt dasselbe haben unsere retterei nügt und wem sie schadet. Sie nützt ausschließlich den Parteitage stets das gleiche Gepräge gehabt, fie zeigen alle den Gegnern der Arbeiterbewegung, fie s ch a det nur allein unserer gleichen grundsäblichen Irrtum", den unser Zentral- Partei. Ich schalte hier ein, daß es mir nicht beikommen kann, organ beklagt, und wenn es vermeint, er habe sich erst neuerdings die in der Partei vorhandenen erheblichen Meinungs in die jüngsten Parteitage eingeschlichen und bedeute eine Ver- verschiedenheiten namentlich über theoretische Fragen überkleistern zu leugnung alter, ruhmreicher Traditionen, so beweist das nichts wollen, wogegen ich mich wende, ist vielmehr nur die Art, wie geringeres, als ein völliges Verkennen des Wesens unserer Partei die Leipziger Volkszeitung " nebst einer fleinen Schar williger Nach­und ihrer Geschichte. beter diese an sich nüzlichen Parteidiskussionen betreibt, wie sie sie häßlich verzerrt, das parteigenössische Zusammengehörigkeitsgefühl zu ertöten bestrebt ist, das ganze Parteileben vergiftet und unseren Feinden fast täglich neue Waffen in die Hände spielt. Die wenigen Genossen, die über Empfindlichkeit spotten und sich lustig machen über das Geflenne" wegen des schlechten Tons, scheinen sehr an ihrem Unterscheidungsvermögen gelitten zu haben. Sie würden aber auch, so nehmen wir zu ihrer Ehre an, über die großen und kleinen Bos­Beim Durchblättern der alten Protokolle bin ich da auch wieder heiten Leipzigs ganz anders urteilen, hätten sie eine Ahnung, wie auf das Referat gekommen, das Liebknecht 1892 hielt, als Vollmar durch diese Bänkereien unsere Agitation erschwert wird. einige Aeußerungen über den Staatssozialismus getan, die sehr wie der Schreiber dieser Zeilen jeden Tag lesen muß, wie die bedenklich erschienen, worauf der Vorwärts" sofort entschieden gesamte bürgerliche Presse mit grinsendem Behagen die Leipziger dagegen aufgetreten war. Als Referent sagte Liebknecht darüber: Volkszeitung" ausschlachtet meist auf dem Umwege über die den packt allemal tiefer Ingrimm über " Es ist gegen mich vielfach der Vorwurf erhoben worden, daß Deutsche Freie Presse" ich diesen Streit" vom 8aune gebrochen habe; man hat das Spiel, das einige wenige Menschen mit der ganzen Partei sogar davon gesprochen, daß für mich persönliche Momente treiben dürfen. Namentlich die biedere Zentrumspresse versteht sich maßgebend gewesen seien. Das ist nicht der Fall. Wenn der trefflich auf diese Ausschlachtung; ihre Berliner Korrespondenzbureaus Vorwärts" diese Polemik begonnen hat, so ist er nach meiner machen die faftigen Braten gleich mundgerecht und sie werden bis innersten Meinung hierzu verpflichtet gewesen, und die hinab zum kleinsten Winkelblatt den gläubigen Lesern in entsprechender Ausführlichkeit der Debatte, welche sich in der Presse entsponnen hat, Brühe serviert. Natürlich laufen da zahlreiche Fälschungen, mindestens zeigt, wie notwendig es war, die Frage aufzuwerfen, auf daß Klar aber Entstellungen unter, doch ändert das wenig daran, daß das heit geschaffen werde. Wir sind die Partei der freien Kritit. Material zu dem klerikalen Geisteskampf aus einer sozialdemokratischen In dieser freien Kritik, die, um frei zu sein, auch scharf geübt Stüche kommt. Selbstverständlich wird die Gewinnung der solcher­werden muß, liegt ein Moment unserer Stärke." maßen gefütterten katholischen Wirbeiter außerordentlich erschwert, und Wie ganz anders der Vorwärts" von heute! Was damals kommen unsere Genossen in Versammlungen mit Gegnern zusammen, Liebknecht vorgeworfen wurde, das wirft er heute jedem von uns so ist zehn gegen eins zu wetten, daß ihnen mit Zitaten aus der Die Lieferanten dieser vor, die wir im Liebknechtschen Sinne uns im Innersten verpflichtet Leipziger Volkszeitung" gedient wird. fühlen, Kritik zu üben. Seit dem Vorabend von Dresden liebt er affen gegen die Partei aber siten irgendwo wohlverwahrt hinterm es, uns anzuklagen, daß unsere Kritik zu scharf sei, daß wir die Ofen. Demnächst werden sie dann wieder allerlei fluge Redensarten " Die Partei hat behandelt: auf dem Parteitag zu Köln 1893 Streitigkeiten" vom Baune" brechen, daß für uns persönliche von sich geben, worauf denn der Stimmenrückgang bei dieser " Das allgemeine Wahlrecht und die Wahlrechte zu den Landtagen"; Motive" maßgebend seien. Der Haufen" artifel schließt mit der oder jener Nachwahl oder der Stillstand unserer Bewegung Auf die zu Frankfurt a. M. 1894 Die Bedeutung der Trusts, Ringe, Kar- Beschuldigung, daß ich die Diskussion auf das tiefe Niveau per- in dieser und jener Gegend zurückzuführen sei. telle usw. in unserer wirtschaftlichen Entwickelung"; zu Breslaufönlicher Reibereien" herabdrüde, und so meint auch wieder Hauptursache solcher Erscheinungen: ihre eigene vergiftende 1895 Schwitzsystem, Hausindustrie und Arbeiterschuß"; zu Gotha Kurt Eisner in einem Artikel über den guten Ton" vom 12. August, und parteizerfeßende Tätigkeit, tommen sie natürlich niemals. 1896 Frauenagitation"; zu Samburg 1897 Die bevorstehenden die Parteistreitereien" seien nur noch persönliche Lite- Wir alle aber, die wir uns in täglicher mühevoller Kleinarbeit gegen mächtige Gegner abmühen müssen und in denen das parteigenössische Reichstagswahlen"; zu Stuttgart 1898 Das Koalitionsrecht" ratenreibungen". ( Buchthausvorlage)," Bergarbeiterschutz"," Die deutsche Zoll- und Aber es wäre freilich zuviel verlangt, wollte man fordern, daß Solidaritätsgefühl noch lebendig genug ist, um die Frivolität der Handelspolitik"; zu Mainz 1900 Die Weltpolitit"," Die Verkehrs- der Vorwärts" die Konsequenzen derartiger Beschimpfungen selbst Parteihezer boll empfinden zu können, müssen gegen das Leipziger J. M. und Handelspolitit"; zu übed 1901 Bolltarif und Handelsver erkenne. Seine Unfähigkeit, in den inneren Parteifragen führend Gebaren energisch Front machen. träge"," Die Wohnungsfrage"; zu München 1902 Arbeiter- und befruchtend durch sachliche Vertiefung voranzugehen, und seine Jm 8. sächsischen Wahlkreise erklärte Genosse Fräßdorf, bersicherung"," Kommunalpolitit"." seit Dresden immer wieder erneuten Hinweise darauf, daß diese Fragen nur frivoler Literateneitelkeit und Gehässigkeit entspringen, die Behandlung der Parteigenossen unter einander müsse auf dem bringen ihn immer mehr in Gegensatz zu jenen, denen diese Fragen Parteitage zur Sprache kommen; besonders sei die Art und Weise, als Lebensfragen der Partei erscheinen, und bewirken, daß er ihnen wie in letzter Zeit die" Leipziger Volkszeitung" gegen immer mehr als ein die innere Klärung hemmendes und die darauf Parteiblätter und Parteigenossen polemisiere, ganz entschieden zu gerichteten Bestrebungen degradierendes Element erscheint, dessen

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Von sachlichem Interesse ist in diesem Haufen" nur der Hin­weis auf die früheren Kongresse, die angeblich die Auffassung des " Vorwärts" bestätigen. In seinem Leitartikel vom 6. Juli über die Tagesordnung des Parteitages hatte er behauptet:

Es hat sich nach unserer Ueberzeugung... ein grundsäß­licher Irrtum in die Parteitage eingeschlichen. Unsere Parteitage werden ausgefüllt durch die Erledigung der Verwaltungs­angelegenheiten und die Beratung über innere Parteifragen. Da gegen ist die politische Stellungnahme der Partei zu den Ereignissen der Zeit zurückgedrängt worden und geradezu gänzlich ent­schwunden."

Diese Tendenz soll sich seit dem Dresdener Parteitag geltend machen. In dem Haufen" artifel vom 20. Juli will der Vorwärts" das erweisen, indem er sich auf das sozialdemokratische Muster der früheren Parteitage" beruft:

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Diese Aufzählung beweist gar nichts. Nicht darauf kommt es an, was in der Tagesordnung eines Kongresses steht, sondern darauf, was seine Verhandlungen beherrscht, ihnen ihr Ge­präge gibt. Wenn das nicht der Fall wäre, könnte man die Auf­zählung ruhig fortseßen: Bremen 1904: Rommunalpolitit.

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verurteilen.

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Wer

Sehen wir einmal unsere früheren Parteitage darauf hin an, Wirken in den inneren Parteifragen daher bei ihnen steigende Eine Kreiskonferenz für den Wahlkreis Ost- und West- Sternberg was ihnen ihr Gepräge gab, ob die politische Stellungnahme der Gereiztheit und Erbitterung erweckt, bis die übervolle Schale tagte am Sonntag in Reppen . Vertreten waren die Genossen der Partei zu den Ereignissen der Zeit früher auf ihnen mehr schließlich nur eines Tropfens bedarf, um überzuquellen. Troßdem Bezirke Drossen , Zielenzig, Reppen , Görig und Sonnenburg durch herbortrat wie jest, ob Berwaltungsangelegenheiten und bleibt natürlich jede sachlich unberechtigte Kritik am Vorwärts" zehn Delegierte, außerdem waren annvesend der Kreisvertrauens innere Parteifragen früher eine geringere Rolle auf ihnen spielten verwerflich. Ja, selbst ihre sa ch I i che Richtigkeit bedeutet mann, der Reichstagskandidat Genosse reiwaldt und das Mitglied als jetzt. Das ist die Frage, darin soll der grundsäbliche nicht auch schon, daß sie politisch richtig, daß sie am Plate der Agitationskommission Scholz. Irrtum liegen, den unser Zentralorgan in unseren Parteitagen ist. Die schroffe Kritit einer so wichtigen Partei- Institution, wie Von der Abrechnung ist hervorzuheben, daß die Einnahmen und entbedt haben will. Es hieße die Frage völlig verschieben, wollte es das Zentralorgan ist, kann selbst, wenn sie sachlich richtig, oder Ausgaben mit 211,24 m. balanzieren und ein Bestand von 106,82 M. man sie jetzt dahin zuspißen, ob früher überhaupt auf den vielmehr gerade dann erst recht, lähmend und deprimierend wirken, vorhanden ist.