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Nr. 205. 22. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Debatten über Wenn und Aber.

I.

der

das bisher allerdings ziemlich dürftige Tatsachenmaterial über den Generalstreit nachprüft, sind ihre Folgerungen fast rein negativ. Dann aber kommt plötzlich der große revolutionäre Tag, geoisie, der Tag, der kommen muß, und da wird der politische politische Entscheidungskampf zwischen. Proletariat und Bour­Generalstreik, der früher fast immer versagte, auf einmal das Mittel, das einzige Mittel zur Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat. Die Kritik der Tatsachen wird zum Dogma einer Zukunftsspekulation.

Nun hätte Karl Kautsky diese Auffassung für ein Mißverständnis erklären können, und da er engere literarische Beziehungen zu der Verfasserin unterhält, war er der richtige Mann, um über die Tendenzen der Schrift aufzuklären. Das fiel unserem Freunde jedoch nicht ein. Der Redakteur der Neuen Zeit" etablierte sich vielmehr als Sachverständiger über die Qualifikation der Redaktion des Vorwärts" und plädierte in seinem Gutachten auf Entmündigung. Womit denn die Frage des Massenstreits und das Urteil über die Roland- Holstsche Schrift außerordentlich geklärt war.

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Sonnabend, 2. September 1905.

die der Vorwärts" angeblich verlegt haben soll, so dürfte das Gedächtnis der Leipziger Volkszeitung" nicht so furz sein, um nicht zu wissen, daß der Vorwärts" zwar bei jeder Gelegenheit diese Solidarität geübt hat, daß aber die Leipziger Volkszeitung" in wiederholten Fällen, wo nicht nur die ganze bürgerliche Presse uns umheulte, sondern wo wir auch sehr schwere Konflikte mit der bürgerlichen Justiz hatten, dem Vorwärts" in den Rücken ge= fallen ist, ja sogar für die Gegner auch das Stichwort des An­griffs ausgegeben hat.

Wir haben vom Vorwärts" weder Kameradschaft, noch sonst etwas für uns gefordert; in diesem Punkte sind wir äußerst be scheiden. Wir haben nur verlangt, daß der Vorwärts" die Partei Preſſe andere Parteiblätter verleugnet, wenn sie berechtigte Partei­nicht blamieren solle, indem er auf das Verlangen der gegnerischen interessen vertreten, so gut sie fönnen.

In Erwägung, daß die notwendige Voraussetzung für den Erfolg eines Massenstreits eine starke Organisation und die freiwillige Disziplin der Arbeiterschaft ist, hält der Kongreß den absoluten Generalstreik in dem Sinne, daß alle Arbeit niedergelegt wird für unausführbar, weil derselbe jede Existenz, also auch die des Proletariats, unmöglich macht. In weiterer Erwägung, daß die Emanzipation der Arbeiter­klasse nicht das Resultat einer derartigen plötzlichen Kraft­anstrengung sein kann, daß es aber möglich ist, daß ein Streit, der sich über einzelne, für das Wirtschaftsleben wichtige Betriebszweige oder über eine große Anzahl Betriebe ausdehnt, ein äußerstes Mittel sein kann, um bedeutende Im übrigen aber stellt K. E. mit den oben angeführten Säßen. gesellschaftliche Veränderungen durchzuführen oder sich reaktio­die Wahrheit wieder auf den Kopf. Unser Gedächtnis ist lang genug, nären Anschlägen auf die Rechte der Arbeiter zu widersetzen, um zu wissen, daß wir niemals einem Parteiblatte, das sich im warnt der Kongreß die Arbeiter davor, sich durch die von Kampfe mit den Gegnern befand, in den Rücken gefallen sind, aber anarchistischer Seite betriebene Propaganda für den General­es brauchte nur sehr kurz zu sein, um sich zu erinnern, daß, als im streit, in der Absicht, sie davon abzuhalten, den bedeutungs­vollen täglichen Kleinkampf durch die gewerkschaftliche, politische geschlagen: ein beiläufiger Saz jener Kritik habe es ihm angetan. ihr in den Rücken fiel mit erbaulichen Betrachtungen über kalte Jetzt verrät uns Karl Kautsky , warum er diesen Weg ein- Dezember v. J. die Leipziger Volkszeitung" wegen des Bolltarif­artikels von der ganzen bürgerlichen Bresse umheult" wurde, K. E. und genossenschaftliche Attion zu führen, ins Schlepptan Der Vorwärts" hatte die Diskutierung des Generalstreits unter und triviale Schimpfereien"," Kraftmeiertum"," inhaltlose Phrasen­nehmen zu lassen, und fordert sie auf, ihre Einheit und Macht dem Gesichtspunkte des A und O unserer Taktik, diese zwar noch haftigkeit, Athletentum in Worten" usw. Darauf haben wir, in stellung im Klassenkampf durch Entwickelung ihrer Organisation zu stärken, weil, sollte der Streit mit einem politischen Ziel nicht anarchistische, auch noch nicht anarchosozialistische, aber zum fräftigeren Wendungen, als wir heut gebrauchen wollen, aber dem sich einst als nötig und nüklich herausstellen, sein Gelingen Anarchismus doch bedenklich hinuntergleitende Auffassung als ver- Sinne nach erwidert, daß, wer die Kaiserinselgeschichte und ähnliche davon abhängen wird." wirrend und gefährlich abgelehnt ganz abgesehen davon, daß Sensationen am Steden habe, sich immerhin einige Karenzzeit im Amsterdamer Resolution( angenommen mit 36 gegen 4 das reichliche Reden von und Drohen mit der Revolution mehr Schulmeistern anderer Genossen auferlegen dürfe, ohne seiner Würde ( Schweiz und Japan ) Stimmen, bei Enthaltung von geeignet ist, die reaktionären Bettelungen gegen die Sozialdemokratie etwas zu vergeben. Das war unser Recht, und zwar nicht bloß, weil Frankreich und den russischen revolutionären Sozialisten. zu stärken, als die Arbeiterklasse zur Entschlossenheit zu erziehen". Parteiblatt, das sich im Gedränge mit den Gegnern befindet, und wir in raffiniertester Weise herausgefordert worden waren. Ein Es ist falsch, verächtlich vom Tageskampf zu sprechen und Wir haben bisher geglaubt, daß es der Stolz der deutschen Sozial- sei es auch durch eigene Schuld, hat allen Anspruch darauf, von den ihn in Gegensatz zu dem großen Ziele zu stellen. Diese beiden demokratie war, sich des leeren finnlos provozierenden Geschwäßes eigenen Genossen mit Moralpredigten verschont zu werden, aber es sind eins und können nicht von einander geschieden werden. zu enthalten, hinter dem nichts steckt, keine ernsthafte Absicht, keine hieße einen allzu lockenden Preis auf Parteibummheiten sehen, wenn Redner erklärt, daß er schon auf dem holländischen Kongreß unmittelbare Tat. Kautsky aber ist es bei dieser wiederholten Fest- sie in alle Ewigkeit als ehrwürdige Parteiüberlieferungen gelten gegen die jetzt vorliegende Resolution gewesen sei, weil sie, stellung einer seit jeher von der deutschen Sozialdemokratie befolgten sollen, weil sie in irgendwelcher Vergangenheit den Gegnern zum wenn auch sehr verklausuliert und vorsichtig, unter bestimmten selbstverständlichen Braris schlimm gegangen: Nußen und Vergnügen gereicht haben. Bedingungen den Generalstreik empfehle. Man habe ihm ent­Wort! Solange die Partei existiert, hat es in ihr auch Meinungs­Ueber das Stichwortgeben" für die Gegner nur ein kurzes gegen gehalten: Wir müssen dies Mittel studieren. Studieren wollen wir alle, aber erst wenn wir das Mittel studiert verschiedenheiten gegeben, und solange diese Meinungsverschieden­haben, können wir es aufnehmen. Die bisherigen Er­heiten öffentlich ausgetragen werden, sind sie von den Gegnern aus­fahrungen sprechen sehr gegen den Generalstreik. Er ist weder gebeutet worden. Wir geben bereitwillig zu, daß die Leipziger ein Mittel, noch gar das Mittel des Proletariats. Die Volkszeitung" mitunter gegen den Vorwärts" ausgespielt worden Generalstreifidee kann dem Proletariat den Gedanken geben, ist, aber wir müssen hinzufügen, daß der Vorwärts" noch viel die tägliche schwere Arbeit, die so viel Opfer fostet, sei über­häufiger gegen die Leipziger Volkszeitung" ausgespielt wird. Wie flüssig; es genüge ein großer Schlag. Wir sollten vor allem oft müssen wir von den Gegnern noch heute das Athletentum in die Köpfe klar machen und nicht noch mehr Mißverständnisse hinein­richtet, sind schon vom Hanswurst Liman in den Leipziger Neuesten Worten" hören, und selbst die beiden Artikel, die K. E. gegen uns bringen."( Lebhafter Beifall bei den deutschen Delegierten.) Nachrichten" durch einen birtuosen Grotesktanz berherrlicht worden. Sagen wir deshalb, der Vorwärts" habe den Gegnern das Stich wort" zu Angriffen gegen die Leipziger Volkszeitung" gegeben? Fällt uns gar nicht ein! Wir gehören noch jener altväterischen Zeit an, wo die ganze Partei durchdrungen war von Lassalles Wort, daß die Unabhängigkeit von derjenigen öffentlichen Meinung, die kapita­listische Tintenfulis fabrizieren, die erste Vorbedingung sei, etwas Tüchtiges für die Arbeiterklasse zu leisten, wo auf alle Stapriolen dieser Kulis gepfiffen und in Parteisachen weder nach der Musik der " Täglichen Rundschau", noch nach der Musik der Kölnischen Beitung" getanzt wurde.

reichern.)

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Als ich diesen Saz las, sah, wie im Jahre der glorreichen russischen Revolution das Zentralorgan der deutschen Sozialdemo­fratie über die Revolution zu reden wagt, da stieg mir die Schamröte ins Gesicht. Dieser Saz war's, der meinen ganzen Hochmut" erregte, der mich zu der Anmaßung" und dem " publizistischen Unfug" trieb, gegen eine derartige Sprache zu protestieren. Wenn ich dabei einen Fehler beging, so war es höchstens der, daß ich das nicht energisch genug tat."

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Alle Bewunderung für den jähen Aufwand von Schamröte aber es geht uns sehr peinlich wider das Gefühl, daß das mit dem Blut der Besten und Tapfersten bedeckte Freiheitsfeld der russischen Vliegen( Holland ) auf dem Amsterdamer Kongreß. Revolution beschworen wird, um einer ganz gewöhnlichen Schrift­,, Protestieren wir auf das schärffte gegen die Propaganda fteller- Bolemit oratorischen Schwung und wirksame Stimmung zu des Generalstreiks und flären wir das Proletariat über seine verleihen. Kein Wort hat der Vorwärts " über oder gar gegen die Gefahren auf. Gewiß fann einmal der historische Moment Revolution gesagt. Nur das verantwortungslose Drohen mit der kommen, in dem das Proletariat zur Abwehr reaktionärer Revolution, das billige Schwazen über sie hält er für widerwärtig Attentate oder zur Erzwingung notwendiger Reformen den und verwerflich. Wir protestieren dagegen, daß es sich in Nußland Generalstreik braucht. Aber dieſes äußerste und letzte Mittel bloß um solch Drohen mit der Revolution handelt. Bestände die tann nicht die Kleinarbeit, die unermüdliche Agitation, den Kampf im Barlament und der Gewerkschaft verneinen." russische Revolution aus papiernen Drohungen, die im sicheren Aus­( Stürmischer Beifall, besonders bei den Deutschen und Dester- land hergestellt werden, so würde sie wahrlich niemand Ehrfurcht und Begeisterung einflößen; die Tat ist's, die den Tod nicht redet, Beer- Wien ( Metallarbeiter) auf dem Amsterd. Kongreß. sondern wagt, vor der wir uns erschüttert neigen. Nicht die russische Revolution, sondern die Armee des Baren hat mit papiernem Bombast Unmittelbar nach dem Erscheinen der holländischen Genoffin in die Welt hinausgeschrien, wie sie die Japaner zermalmen würde, Roland- Holst Schrift über Generalstreit und Sozialdemokratie" der Zarismus hat all die lärmenden Siege telegraphiert, all die widmete ihr der Vorwärts " als erstes Blatt Karl Kautsky Triumphe im voraus gefeiert. Die Japaner schwiegen und handelten. nennt das in den gestern von uns wiedergegebenen Unmöglich- Die japanische, nicht die russische Methode des Barismus sollte für teiten" Nachhinken" eine ebenso ausführliche wie wohlwollende, ie den Kampf vorbildlich wirken namentlich in diesem tinten­vielleicht zu wohlwollende, aber auch, wie sich's versteht, kritische flegenden und tintenschwatzenden Säkulum. Warum ist nun also Betrachtung. Man kann nicht sagen, daß seitdem außer von dem Genossen Kautsky die Schamröte ins Gesicht gestiegen? halb anarchistischen Schwärmern irgend etwas Kritisches über das Buch geschrieben oder geredet wäre. Ueberhaupt ist es ein Irrtum, wenn Kauteky, nachdem er aus den Ferien zurückgekehrt ist, mit derselben Sicherheit feststellt, daß der politische Massenstreit in der ganzen Partei auf das lebhafteste diskutiert wird" wir verstehen unter Lebhaftigkeit etwas anderes-, mit der er vorher aus freier Luft die den Tatsachen fraß widersprechende Behauptung aufstellte, daß fast die gesamte Parteipresse der Diskutierung des Massenstreiks bisher schon mehr Interesse und Verständnis entgegen gebracht als unser Zentralorgan, so daß dessen Verständnislosigkeit Wir müssen es deshalb ablehnen, auf alle Vorwürfe Kautskys nicht der Partei aufs Konto geschrieben werden darf". Bis heute einzugehen, die in einem Satz leicht erhoben werden können, zu ist uns Karl Kautsky die Antwort schuldig geblieben, welche deren Widerlegung es aber dann lästigster Ausführlichkeit bedarf. Blätter und welche Artikel er vor unserer Besprechung ge- So wirft uns Kautsky beispielsweise vor, daß in zwei von ver Lesen hat. Tatsachen find nun einmal hörnerne Dinge schiedenen Verfassern geschriebenen Artikeln Nuancen der Anschauung und lassen sich nicht so leicht herstellen wie liebenswürdige Kautsky nennts vollsten Widerspruch" zu bemerken seien. Es Urteile über komplette Unfähigkeit. Man sollte sich doch scheine also, als sei man in der Redaktion unseres Zentralorgans endlich daran gewöhnen, immer auf eigene Rechnung und bei der Diskussion über den Massenstreit noch nicht einmal soweit Gefahr zu sprechen und nicht gleich einen nur in der Phantasie gekommen, sich darüber einig zu werden, ob, wo und wie eine solche bestehenden Zustimmungschor als Bekräftigung der Argumente mit­zuschleppen.

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An kritischen Betrachtungen ist, wie gesagt, nur sehr wenig geleistet worden. Und selbst die erst jetzt abgeschlossenen sieben Artikel des Leipziger Herzblattes Kautskys sind nicht mehr als eine gelegentlich mit dem üblichen Pfeffer gegen die Konturreng" ge­würzte, trotz des Reichtums der Zitate nicht überall ganz forrette Paraphrase der holländischen Schrift.

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So hätte man denten tönnen, daß Karl Kautsky in zwischen zur Erkenntnis hätte gelangen müssen, daß ihm zwar die Kritik des Vorwärts" immer noch nicht gefalle, daß sie aber als so ziemlich einziger kritischer Versuch anerkennenswert sei. Stautsty ist weiter denn je von dieser Einsicht entfernt. Den vor einem Monat tomponierten Sologesang über die Unfähigkeit des Vorwärts" in­strumentiert er nunmehr ,, gekräftigt" für großes Orchester.

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Jede Replit hat die Neigung, sich in Einzelheiten zu zerfasern; es geschieht das notwendig, wenn man den einzelnen Säßen und Worten des Gegners nachgeht und an sie seine Bemerkungen, wie's trifft, lose anhalt. Dadurch wird jede Polemik für den Leser un­kontrollierbar und unfruchtbar. Wir aber möchten versuchen, die Debatte aus der persönlichen Häkelei herauszuheben sie ins All­gemeine hinauszuführen und um bestimmte Probleme zu konzen­trieren.

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Diskussion ratsam sei". Tatsächlich ist der von Kautsky entdeckte Widerspruch überhaupt nicht vorhanden. Aber, um den Lesern den Aufwand einer Widerlegung dieser gleichgültigen Einzelheiten zu er­sparen, nehmen wir ihn als richtig an. Wahrlich, eine Ungeheuer­lichkeit! Im Zentralorgan figen Menschen, die über eine eben erst auftauchende Parteifrage nicht sofort in jedem Punkte und in allen Einzelheiten einer Meinung sind, während doch bereits Kautsky fich durch und durch einig ist. Welche Unfähigkeit, selbständige Köpfe zu haben anstatt die fertig zu beziehenden Normaleinheitstöpfe sich strads aufzufeßen. Hoffentlich aber wird es in der Partei noch bis auf weiteres Unfitte bleiben, nicht auf Kommando zu denken und umzulernen. Hoffentlich lassen wir uns auch fürderhin nicht die Mode vom Konfektionär vorschreiben...

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In einem folgenden Artikel werden wir uns zunächst mit dem Inhalt, der Methode und der Tendenz der Roland- Holstschen Schrift Die Kritik des Vorwärts" vom 25. Juni erkannte als Kardinal- noch einmal zu beschäftigen haben. Wir werden dann zeigen, wie fehler des Buches den Klaffenden Widerspruch zwischen den General- gerade Kautskys Behandlung der Generalstreiffrage die ganze streit als einem unter ganz bestimmten Verhältnissen möglichen und Debatte entwertet und entnervt, indem er aus einem ernsthaften erforderlichen Aft der proletarischen Notwehr" und der von Noland- taktischen Problem, als das es in Jena behandelt werden wird, Holst lesten Endes propagierten Auffassung des Generalstreits eine müßige Zukunftsspekulation macht. Es werden dann einige als ,, der Methode des Klaffenkampfes, als dem eigentlichen Mittel allgemeine Ausführungen über Wert, Fruchtbarkeit und Wirkungen unserer Parteidebatten der letzten Jahre zu machen sein. Und des proletarischen Sieges." Diese Auffassung fonnte irrig sein, aber sie wäre bei der schließlich wird noch darüber einiges zu sagen sein, daß der Eigenart des Buches über die nun doch wegen der heillosen Ver- Vorwärts" ein führendes Blatt zu sein streben solle, daß er wirrung, die es hier und dort angerichtet hat, noch einige weniger aber gerade deshalb nicht ein jedem Rattenfänger nachlaufendes höfliche Worte gesagt werden müssen in jedem Falle begreiflich Blatt sein dürfe. gewesen. Hat doch die Diskussion über das Buch das sonderbare Ergebnis gehabt, daß auf der einen Seite, nicht ohne Fug, general­streitgegnerische Gewerkschaftler es als Waffensammlung gegen die. Propagierung der Idee empfahlen, auf der anderen Seite die be­geisterte Genossenschaft eines Wahlkreises den Generalstreit als ent­fcheidendes Mittel zur Uebernahme der gesellschaftlichen Produktion so aus: durch das Proletariat befürwortete eine Auffassung, welche doch von der Verfasserin als anarchistischer Aberwiz abgelehnt wird. Und fährt K. E. fort: beide hatten die Berechtigung zu ihrem Tun. So weit nämlich Roland- Holst scharfsinnig und gewissenhaft, ja geradezu meisterlich

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Aus der Partei.

Die Borwärts"- Frage.

Der dritte Artikel der 2. B." über die Vorwärts"-Frage fieht Unmittelbar nach seiner wissentlichen Entstellung der Richteriade Und wenn endlich die Leipziger Boltszeitung" mit schönem Born die Kameradschaft gegenüber Angriffen der Gegner fordert,

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Nun aber kommt die Hauptantlage gegen uns. K. E. erzählt den Lesern des Vorwärts":

Die Leipziger Volkszeitung" hat gelegentlich des Plößensee. Prozesses zwei Vorwärts"- Redakteuren vorgeworfen, daß sie Kabinettsjustiz wenn nicht beranlaßt, so sich doch haben gefallen lassen. Kabinettsjustiz ist kein Schimpfwort, kein derber Ausdruck, kein schlechter Ton, es ist ein höchst nobler und stilistisch durchaus würdiger technischer Ausdruck. Der Inhalt dieses Vorwurfes aber ist so schwer, daß er, wenn er berechtigt wäre, genügen würde, den Ausschluß jedes Parteigenossen, der sich solche Verfehlung hat zuschulden kommen lassen, ohne weiteres herbei­zuführen. Ja auch jeder bürgerliche Rechtsanwalt, der mit Recht einer solchen Verfehlung beschuldigt wäre, würde aus dem Rechts­anwaltsstande beseitigt werden müssen. Die Leipziger Volts­zeitung" erhob diesen Vorwurf auf Grund der unbegreiflich groben Verwechselung: Der Justizminister wurde als Chef des Oberstaatsanwalts angerufen, der den Klageantrag im Interesse der im Justizressort beschäftigten Beamten erhoben hatte. Es handelte sich um den Justizminister als Chef der angeblich beleidigten Beamten, um die Einwirkung auf Rücknahme des Strafantrages bei der dazu berechtigten Person. Es tam aber gar nicht in Frage der Justizminister als höchster Beamter der Rechtspflege, der in die unabhängige Rechtspflege eigenmächtig eingreift. Gehörte Plößensee nicht zufälligerweise ins Ressort des Justizministeriums, sondern unterstände es, wie die meisten anderen Gefängnisse, dem Minister des Innern, so hätte der Minister des Innern in Anspruch genommen werden müssen. Ein bürgerlicher Rechtsanwalt hat in sehr flarer Weise diesen Unterschied auseinandergesetzt. Die Leipziger Volkszeitung" aber, anstatt Ioyal diesen unerhörten Angriff zu­rückzunehmen, erklärte diesen fundamentalen Unter­schied, ohne die überzeugenden Ausführungen selbst wieder­zugeben, für Haarspalterei"! Wenn ein Parteiblatt den dent. bar schwersten Vorwurf gegen Parteiredakteure erhebt auf Grund einer leichtsinnigen Verwechselung grund­legender Begriffe und wenn es, aufmerksam auf diese Verfehlung gemacht, dann nicht reumütig und loyal den Angriff zurüdnimmt, sondern sich noch den Anschein des guten Rechtes gibt, um ja nicht die von ihm beanspruchte Unfehlbarkeit einzu­büßen, so ist das wahrlich keine Frage des guten oder schlechten Tones. Wer solche Methoden nicht mit allen Mitteln zu bekämpfen sucht, der weiß nicht, was er seiner Parteipflicht schuldig ist.

Das ist ein Weichselzopf von Entstellungen und Verdrehungen, den wir am leichtesten entwirren, indem wir ihm die urkundliche Wahrheit entgegenstellen.

gang nahm, veröffentlichte ein Gerichtsberichterstatter eine ihm vom Als der Plößensee- Prozeß den bekannten, unerwarteten Aus­Rechtsanwalt Löwenstein diftierte Notiz, worin mitgeteilt war, daß Herr Löwenstein die Vergleichsverhandlungen durch einen Besuch beim Justizminister eingeleitet habe. Es heißt dann wörtlich weiter:

Obgleich der Minister keinen Empfangstag hatte, wurde Dr. Löwenstein dennoch sofort empfangen, nachdem der Justizminister von dem Zweck der nachgesuchten Audienz unterrichtet worden war. Die Besprechung der beiden Herren dauerte über eine halbe Stunde. Zum Schlusse derselben erklärte der Minister, daß er für seine Person jede Einmischung in den schwebenden Prozeß und jede unmittelbare Einwirkung auf die Behörden, die den Strafantrag gestellt haben, ab lehnen müsse, anderseits werde er es nicht verhindern, wenn auf der vom Rechtsanwalt Dr. Löwenstein vorgeschlagenen Basis Ber handlungen mit der Oberstaatsanwaltschaft geführt würden und diese daraufhin den Strafantrag zurücknehme. Wir stellen fest, daß nach dieser, von Herrn Löwenstein selbst bittierten Notiz der Justizminister als Vorgesetzter der Oberstaats anwaltschaft, der Behörde, die den Strafantrag gestellt hatte, also als Chef der Just iz verwaltung angesprochen worden ist, daß nicht mit einer Silbe angedeutet wird, er sei als Chef der Gefängnis. verivaltung angesprochen worden. Wenn der Justiz minister ge­sagt hat, daß er für seine Person jede Einmischung in den schwebenden Brozeß ablehne," so hat er das abgelehnt, was man in