Nr. 205. 22. Jahrgang.
Gerichts- Zeitung.
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Sonnabend, 2. September 1905.
unter der Anklage des Betruges zu verantworten haben. Wir werden schiedene Behältnisse erbrochen und durchwühlt. Zu den gestohlenen über den Ausgang des Prozesses berichten. Sachen gehörte auch ein Anzug und Lackstiefel des Bestohlenen; an Eine verunglückte Fleddererfahrt" führte den vielfach vorbe- Strumpf zurückgelassen, der eine ganz eigenartige Farbenzusammenderen Stelle hatte der Einbrecher seinen eigenen Anzug und einen Ein gestörtes Idyll am Vierwaldstädter See. Im Juni d. J. straften Arbeiter" Franz Schulz unter der Anklage des ver- stellung zeigte. Diefer Strumpf veranlaßte den Bestohlenen zum Logierte sich in einem der vornehmsten Hotels am Vierwaldstädter suchten Diebstahls im Rückfalle vor den Strafrichter. Am 14. Mai Nachdenken. Er erinnerte sich, daß er vor noch nicht langer Zeit See ein jungea Ehepaar aus Berlin ein. Nach dem Fremdenbuch d. I. hatte der Bureaubeamte R. aus Charlottenburg an der Ge- einen solchen auffälligen Strumpf an dem Fuß eines Mannes gesehen handelt es sich um einen„ Kaufmann Kaminsky nebst Gemahlin aus burtstagsfeier eines Kollegen teilgenommen, bei welcher es ziemlich hatte, den er eines Abends als Hausdiener in einem in der Nähe Berlin ". Jeder war fest davon überzeugt, daß es ein neugebackenes feuchtfröhlich zugegangen war. Gegen zwei Uhr nachts trat er endlich belegenen Schanklokal angetroffen hatte. Er eilte alsbald dorthin, Ehepaar war, welches am herrlichen Vierwaldstädter See seine den Heimweg an. Da er feine Fahrverbindung mehr hatte, so mußte um weitere Recherchen anzustellen und war nicht wenig erstaunt, als Flitterwochen verleben wollte. Eines Tages war das junge Ehe- er den für ihn bei seiner stark schwankenden Verfassung überaus be- er dort den Angeklagten antraf, der den ihm gestohlenen Anzug nebst paar gerade im Begriff, mit einer größeren Gesellschaft einen Aus- schwerlichen Heimweg zu Fuß antreten. Als er in Schlangenlinien Ladstiefeln trug. Er sorgte natürlich für dessen sofortige Festnahme. flug in die Berge zu unternehmen. Plötzlich entstand unter der die Hofjäger- Allee im Tiergarten entlang ging, fühlte er eine un- Es stellte sich heraus, daß der Angeklagte in derselben Nacht, bevor er frohen Gesellschaft eine große Aufregung, welche die vergnügte Stim- überwindliche Müdigkeit in den Beinen, die ihn veranlaßte, sich auf bei Riese seinen Besuch abstattete, auch in die Werkstatt des in demmung in eine allgemeine Bestürzung verwandelte. Ein Polizei einer Bank niederzulassen. Als er gerade sanft einschlummern selben Hause vorhandenen Tapezierers Wagner eingebrochen war, beamter war im Hotel erschienen und wies einen Verhaftungsbefehl wollte, vernahm er plötzlich ein verdächtiges Geräusch neben sich. ohne dort etwas zu finden, was er des Weitnehmens für wert erachtete. von der deutschen Regierung vor, nach welchem er beauftragt wurde, R. vermutete sofort einen Dieb und stellte sich nunmehr schlafend. Der Angeklagte war in vollem Umfange geständig. Der Staatsden Kaufmann Kaminsky zu verhaften. Der neugebackene Ehegatte Bald bemerkte er auch, wie jemand seiner Uhr ganz besondere Auf- anwalt beantragte gegen ihn 2½ Jahre Zuchthaus, der Gewurde von seiner jungen Frau" getrennt und mußte nach voraus- merksamkeit widmete. Im geeigneten Moment sprang R. plötzlich richtshof erkannte auf eine Gefängnisstrafe in gleicher Höhe. gegangenem Auslieferungsverfahren den Weg nach dem Moabiter auf, wobei er mit seinem Kopfe auch noch in eine ziemlich unsanfte untersuchungsgefängnis antreten. Diesem Vorfall, der unter den Berührung mit dem des Diebes kam. Der Fledderer ergriff die zahlreichen Vergnügungsreisenden großes Aufsehen erregte, liegt Flucht. Der durch den Vorfall etwas ernüchterte St. lief hinterher folgendes zugrunde: Im Frühjahr dieses Jahres lernte die 35 jährige und konnte schließlich auf dem Lützowplatz den Dieb mit Hülfe einiger Tochter einer reichen Villenbesizerin aus einem Vororte von Berlin Passanten festnehmen. Auf der Polizei erkannte man den Fledderer den Kaufmann Kaminsky kennen. Nach kurzer Zeit fand die Ver- als den vielfach vorbestraften Angeklagten. Der Gerichtshof erlobung jener Dame mit K. und bald darauf die Hochzeit statt. Am fannte mit Rücksicht auf die Vorstrafen des Sch. auf eine Ge Tage nach dieser wurde dem beglückten Ehegatten die recht stattliche fängnisstrafe von neun Monaten unter Anrechnung Mitgift von der Schwiegermama ausgehändigt. An demselben Tage von zwei Monaten der Untersuchungshaft. noch mußte die junge Frau vergeblich auf ihren Herrn und Gebieter warten. Dieser war, trotz aller Recherchen, spurlos verschwunden. Ein verräterischer Strumpf ist für den Artisten Richard Bald aber sollte dieses rätselhafte Verschwinden eine der jungen Frau Grosch, der gestern wegen schweren Diebstahls vor der Ferienhöchst unangenehme Aufklärung erfahren. Der neugebackene Ghe- straffammer des Landgerichts I stand, zum Verhängnis geworden. mann war unter Mitnahme der gesamten Mitgift mit einer ehe- Der Angeklagte ist schon elfmal vorbestraft. Als am 16. Juni nachts maligen Geliebten, einer Konfektioneuse, durchgebrannt. Die schnöde der in der Linkstraße 12 wohnende Räucherwarenhändler Riese von verlassene Ehefrau ließ sofort alle möglichen Ermittelungen nach dem einem Ausgange heimfehrte, nahm er zu seiner Ueberraschung wahr, Treulofen anstellen und erstattete zugleich Strafanzeige wegen Be- daß ein Einbrecher die kurze Zwischenzeit benutzt hatte, um ihm truges. Die Kriminalpolizei ermittelte schließlich den durchgebrannten einen unliebſamen Besuch abzustatten. Ein Stellerfenster, welches Ehegatten in der Schweiz , wo er sich mit seiner Geliebten, die er als nach dem Hofe hinausging, war eingedrückt, der Einbrecher war durch seine Frau ausgab, aufhielt und wo ihn auch der Arm der Gerechtig- dasselbe eingestiegen, hatte die Ladenkasse erbrochen und den Inhalt feit in der geschilderten Weise erreichte. Er wird sich dieser Tage gestohlen und in der an den Laden grenzenden Wohnung waren ver
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