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Nr. 216. 22. Jahrgang.

3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Partei- Angelegenheiten.

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Bur Lokalliste. In Nowawes- Neuendorf feiert der Ring- und Sportklub Jugendkraft" am 16. September in der Turn­halle fein Stiftungsfest. Der Theaterverein Nowawes" hält am 17. September ein Vergnügen im Germania- Saal( Inhaber Klim) ab. Da beide Lokale gesperrt sind, so weise man Billetts zurück. Die Lokalkommission.

Berliner   Nachrichten.

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Auch

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Freitag, 15. September 1905.

boykotts her bekannt sein; damals war er einer der Leiter der bares Vorbild, der Arizona Kicker". Dessen Redaktion unterscheide Brauerei gewerkschaft, und der Erfolg, der sich nach langen Rämpfen sich von der des Anarchist" allerdings insoweit, als sie nicht alleint einstellte, ist nicht zum wenigsten seiner regen Wirksamkeit zu danken. in der Schlagfertigkeit, sondern auch in der Orthographie ihren Unglückliche Familienverhältnisse hinderten ihn später an ähnlich Mann steht. aktiver Tätigkeit, bis er im Jahre 1901 von den Wilmersdorfer Zur Fleischnot. Die Berliner   Fleischerinnung hat in ihrer Parteigenossen als Kandidat zur Gemeindevertretung aufgestellt und gestrigen Bersammlung beschlossen, an den Reichskanzler eine Ein­gemeinsam mit zwei anderen Genossen auch gewählt wurde. hier im Ortsparlament wirkte er mit Eifer für die Arbeitersache, gabe zu richten, in welcher dargelegt wird, daß die deutsche Land­und keiner ahnte wohl damals, daß der tüchtige Mann schon den wirtschaft nicht in der Lage sei, Deutschland   genügend mit Schlacht­Keim des Todes in fich trug. Auch bei den Wahlen des vorigen lands in bezug auf Fleischnahrung offenfundig fei und das Fleischer­vieh zu versorgen, daß die schlimme Lage der Bevölkerung Deutsch­Jahres kandidierte Hilpert wieder, doch unterlagen unsere Partei gewerbe seinen Untergang vor Augen sehe. Es wird dann gebeten, genossen diesmal der Uebermacht der Gegner. Wer Hilpert gekannt den Bundesrat sofort einzuberufen und ihm folgende Anträge zur hat, weiß, daß die Arbeiterschaft in ihm einen stets tapferen und Genehmigung und sofortigen Ausführung zu unterbreiten: opferwilligen Mitstreiter verloren hat; die Parteigenossen Berlins  und der Umgegend werden sein Andenken in Ehren zu halten Deffnung der Grenzen für die Einführung von Schlachtvieh nach allen öffentlichen Schlachthöfen mit direkter Bahn­verbindung. Deffnung der Grenzen für die Einfuhr von Magervieh für die dafür in Betracht kommenden Gegenden. Die Einfuhr­erschwerungen, wie Quarantäne- Anstalten, Tuberkulin- Impfungen

Wunderliche Schrullen

Die Vororte gegen Berlin Berlin   gegen die Vororte! In der Berliner   Stadtverordneten- Ver- wissen. fammlung wurde am Donnerstag wütend auf die Vor­orte losgepauft. Man weiß, daß die Beziehungen zwischen der Stadt Berlin   und den Nachbargemeinden schon seit langem über Gleichberechtigung, staatsbürgerliche Rechte und anderes find in weitgehender Weise zu mildern. In Rücksicht auf die Not­lage, in welcher sich die Bevölkerung in bezug auf Fleischnahrung nicht die besten sind. Die wohlhabenderen Vororte des Westens faules Zeug gibt der Redakteur Erdmannsdörfer in der in ganz Deutschland   befindet, eine zeitliche Aufhebung aller Viehzölle haben den Neid Berlins   rege gemacht, seit die hier reich ge-" Morgenpost" zum besten. Er ist, um seiner Berufspflicht zu anzuordnen. In Rücksicht auf die jetzt herrschende, in absehbarer wordenen höheren" Steuerzahler angefangen hatten, dort genügen, vor dem Hause Kochstr. 67 auf und ab gegangen Beit nicht zu beseitigende Notlage in bezug auf Fleischteuerung eine hin abzuwandern und da draußen den Ertrag der und ist dann prompt nach der Polizeiwache gebracht worden, Revision des mit dem 1. März 1906 in Kraft tretenden Bolltarifs, Berliner   Arbeit zu verzehren. Und während diese Be- weil er der Weisung des Schußmanns, nicht mehr auf und soweit dieser die Einfuhr von Schlachtvieh verteuert, herbeizuführen. wegung noch immer im Wachsen ist, haben die weniger ab zu gehen, sich nicht fügte. Im Hause Sochstr. 67 be-- Gleichzeitig hat die Berliner   Fleischerinnung beschlossen, den bemittelten oder ganz mittellofen Gemeinden des Südostens, findet sich, wie aus dem vorgestern von uns gebrachten Berliner Magistrat um Unterstützung dieser Forderungen bei den zuständigen Behörden zu ersuchen. des Nordostens usw. der Stadt Berlin   den Verdruß Artikel bekannt sein dürfte, die Buchbinderei von Kämmerer, bereitet, von ihr auf Grund des Kommunalabgabengesetzes allwo die Buchbinder ausgesperrt sind. Die Aus­Zum Wohnungswechsel. Mit Bezug auf die Polizeiverordnung einen Beitrag zu den für sie selber unerschwinglich gewordenen gesperrten wollen nun ihr gefeßliches Recht auf Streitposten- vom 26. März 1870, betreffend die Umzugstermine beim Wohnungs­Schullasten zu heischen, weil die Nachbarschaft des großen stehen wahrnehmen, damit sie Kollegen vor pflichtvergessenem wechsel, wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß beim bevor Industriezentrums es sei, der sie die Steigerung ihrer Lasten Handeln schüßen können; sie werden an der Ausübung dieses stehenden Quartalswechsel der Umzug erst am 2. Oktober beginnt, zu danken haben. gesetzlichen Rechtes aber von der Polizei gehindert. Das da der 1. Oftober auf einen Sonntag fällt, an dem nach§ 3 des In diesem Streit hat Weißensee als erste Gemeinde ist selbstverständlich; im Interesse des Unternehmer- Gejeges vom 30. Juni 1834( G. S. S. 92) die Umzugspflicht ruht. vor dem Oberverwaltungsgericht einen Sieg davongetragen, tums hat die Polizei, wie in Dußenden Gerichtserkenntnissen Bei fleinen, aus höchstens zwei Zimmern mit Zubehör bestehenden und Berlin   muß nun zahlen. Aber was die vorortfeindlichen dargelegt worden ist, ihre gesetzlichen Befugnisse ungezählte Wohnungen muß der Umzug bereits am 2., bei mittleren, aus drei oder vier Zimmern und Zubehör bestehenden Wohnungen am 3. Hausagrarier der Berliner   Stadtverordneten Versammlung Male überschritten und wird sie, die berufene Hüterin mittags 12 Uhr, und bei großen, mehr als vier Wohnzimmer um­samt ihrem ganzen Anhang so sehr in Harnisch   brachte, das des Gesetzes, auch weiter dem Geseze zuwider handeln. fassenden Wohnungen am 4. Oktober mittags 12 Uhr beendet sein. waren nicht die 26 000 Mart, die an Weißensee zu Wir müßten sonst kein Staatswesen haben, dessen vornehmste

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zahlen sind und deren Bewilligung der Magistrat Aufgabe es ist im wirtschaftlichen Kampfe, dem Starken Eine neue Bankspende. An die Spende für die hungernden beantragte, sondern die Befürchtung und ziemlich gegen den Schwachen, dem Unternehmer gegen den Arbeiter Indier, die der Kaiser mit dem Telegramm Blut ist dicker sichere Aussicht, daß nun all' die anderen Vorortgemeinden, mit voller Wucht beizustehen. Daß der Staat, in welchem wie Wasser" begleitete, erinnert eine Summe von 120 000 Lire, die auf den Ausgang dieses Streites nur gewartet haben, zugunsten des Unternehmertums von der Polizei tagtäglich welche das Haus Bleichröder  , die Bank für Handel und gleichfalls ihre Rechnung präsentieren werden. Die Hausbesizer- folche Gesetzwidrigkeiten begangen werden, sich Staat der Industrie, die Berliner Handelsgesellschaft, die Diskonto­vereine schreien schon seit mehr als Jahresfrist nach Sozialreform schimpft, verleiht der Sache einen gewissen gesellschaft und die Dresdner Bank den Opfern des Erdbebens Repressalien, durch die man den Vorortgemeinden die Humor. Der Arbeiter, der die vornehme Pflicht eines Streit in Italien   gegeben haben. Der Chef des Hauses Bleich­Lust zum Fordern bald austreiben werde. Ihr Sprachrohr postens übt, erträgt wacker die polizeilichen Uebergriffe, hält röder überreichte gestern das Geld der italienischen Botschaft in der Stadtverordneten- Versammlung war, wie immer Herr sich streng im Rahmen der geseßlichen Befugnisse und unter- in Berlin  . Uns soll verlangen, ob auch in diesem Fall die Wallach und Herr Cassel sekundierte ihm. gräbt so eben durch seine Gesetzlichkeit das Ansehen unseres Banten vom Steuerfistus herangezogen werden und das Herr Wallach hatte den Antrag eingebruu.. dem Polizeistaates nach Kräften. Oberverwaltungsgericht dann der Ansicht der Banten beitritt, Magistrat die Einsetzung einer gemischten Deputation vor- Herrn Erdmannsdörfer ist dies alles nagelneu, Er schreibt daß derartige Ausgaben als Geschäftsspesen zu be­zuschlagen, die darüber beraten solle, wie man die in der Morgenpost": trachten und daher nicht steuerpflichtig seien. Es verlautet Forderungen der Vororte abweisen und sie in ihren übrigens nichts davon, daß auch dies Geld auf Anregung des petuniären Folgen für Berlin   unschädlich machen könne. Kaisers von den Banken geopfert worden ist. Was wären die Vororte ohne Berlin  ! eiferte er. Berlin   ist ihre Nährmutter, Berlin   hat sie groß gepäppelt, und das ist nun der Dank! Womit man die Kinder", die so häßlich gegen ihre Mutter" handeln, zur Vernunft bringen" solle, das sagte Herr Wallach nicht, aber er sprach die Hoffnung aus, daß die gemischte Deputation schon die richtigen Mittel finden werde. Was er meinte, das hat er früher oft genug offen erklärt: die Berechnung der Selbstkosten" für die Behandlung der Vorortbewohner in Berliner   Krankenhäusern, für Berliner   städtische Beamte das Verbot draußen zu wohnen usw.

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Die neueste Praris der Polizei auf dem Gebiete des Streit postenstehens ist die: das Streifpoftenstehen kann an und für sich nicht verhindert werden, weil die Arbeiter ein Recht dazu haben. Wir müssen es dulden, so lange alles dabei ruhig bleibt. Kommen aber Ausschreitungen vor, dann können wir es durch Verbot des Stehenbleibens unmöglich machen. Diese Auffassung ist rechtlich ganz unhaltbar. Ein Recht bleibt ein Recht. Und selbst wenn in Ausübung dieses Rechtes Uebergriffe geschehen sind, so kann das Recht nicht einfach beseitigt werden, sondern die Polizei hat dann nur die Befugnis, dafür zu sorgen, daß keine Ausschreitungen mehr vorkommen, und eventuell mit Strenge einzuschreiten. Zu welchen Zuständen die gekennzeichnete Praris der Polizei führt, geht daraus hervor, daß hier in der Kochstraße streikende Mädchen, die in einem Restaurant zusammenkommen, auf dem Wege zum benachbarten Bäcker, bei dem sie sich Semmeln holen wollen, mit Verhaftung bedroht und Hauswirte veranlaßt werden, den Streit führern das Stehen im Hausflur zu verbieten!

Die fleinlich beschränkten Anschauungen dieses Haus­agrarischen Kirchturmspolitikers geißelte unser Genosse Singer, indem er seinerseits die Vorortfrage vom Standpunkt eines Wenn wir dem erschrockenen Herrn Erdmannsdörfer ver­Groß- Berliners aus beleuchtete, der Berlin   mit seinen sichern, daß er der Arbeiterschaft mit diesem Klagelied nichts Vororten als wirtschaftliche Einheit ansieht. Neues vorsingt, dann begreift er vielleicht dunkel, warum Der sozialdemokratische Redner wies unter großer Unruhe die Arbeiter den ihnen von bürgerlicher Seite gegebenen Rat, der Versammlung darauf hin, daß der Ertrag der Berliner   doch endlich zum Staat der Sozialreform Vertrauen zu Arbeit mit durch den Fleiß der in den Vororten wohnenden fassen, als bitteren Hohn betrachten, warum sie nichts Arbeiter, der werktätigen Bevölkerung jener unbemittelten fehnlicher anstreben müssen als die Befreiung, die Er­Nachbargemeinden geschaffen wird und die jetzt von Berlin   lösung von diesem Staat. eine Beihülfe zu ihren Schullasten fordern. Es ver­

stand sich von selbst, daß in diesem Zusammen­

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Die Einführung des Sechsuhr- Ladenschlusses in den Engros­geschäften macht weitere Fortschritte. Der Verband der Großhändler der Samt- und Seidenwarenbranche hat die Einführung des Sechsuhr­Ladenschlusses vom 1. Oktober d. J. ab beschlossen. Wie verlautet, sollen die Engrosgeschäfte mit Tuchen und Kleiderstoffen diesem Beispiele zu folgen beabsichtigen. Auch im Konfektionsgroßhandel ist Stimmung für den früheren Geschäftsschluß vorhanden.

Selbstmord eines Studenten. In der Nacht zum Mittwoch hat fich der 25 Jahre alte Kandidat der Medizin Ernst Süßkind, der Sohn eines Rentiers aus dem Westen der Stadt, erschossen. Der junge Mann bewohnte feit 3 Monaten in der Schumannstr. 2 ein möbliertes Zimmer. Er flagte ständig über Geldmangel und machte bei seiner Wirtin und anderen Leuten Schulden. Da ihm sein Vater nach seiner Versicherung nichts mehr gab, so sah er wohl teinen Ausweg mehr und griff zum Revolver. Gestern ließ er sich den ganzen Tag nicht sehen. Als daraufhin ſeine wirtin um 5 Uhr nachmittags sein Zimmer öffnen ließ, fand man ihn nur halb be­fleidet tot und bereits erstarrt auf dem Fußboden liegen. Durch einen Revolverschuß in das linke Auge hatte er seinem Leben ein Ende gemacht.

N.

Ein Mordsrausch. Eine sonderbare Aufklärung hat der schwere Erzeß vor Gericht gefunden, über den wir kürzlich berichteten. Der Schlosser Willi Nerrlich war fürzlich von der Straffammer hang auch die leidige Eingemeindungsfrage erwähnt In der gestrigen Sitzung des Kuratoriums für das städtische des Landgerichts II   zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt werden mußte. Singer erinnerte daran, daß vor 10 Jahren& ach und Fortbildungsschulwesen unter dem Vorsize worden und gab bei Verkündigung des Urteils zu einer wüsten der Magistrat den richtigen Zeitpunkt verpaßt habe, und daß des Stadtschulrats Dr. Gerstenberg wurden die Bestimmungen Szene im Gerichtssaale Anlaß. Schon während der Verhandlung auch heute noch die aus Stadtverordnetenfreifen gekommene zu der dem Magistrat zugefallenen Stiftung des verstorbenen Rats fiel N. durch seine eigentümlich lallende Sprechweise und fein freches maurermeisters Mappes beraten. Dieser hat dem Magistrat Betragen auf. Nunmehr hat sich herausgestellt, daß der Anlaß Anregung, Berlin   mit den Vororten wenigstens für die Lösung 300 000 m. hinterlassen mit der Bestimmung, daß ein Drittel des hierzu in der vollständigen Angetrunkenheit des Angeklagten zu einzelner Aufgaben von gemeinsamem Interesse zusammen- Binsertrages zu Studienzwecken der Lehrer an den Handwerker- suchen war. Gute Freunde" des N., die sich bei Gerichts­zuführen, im Magistratskollegium wenig beachtet werde. schulen, ein weiteres Drittel zu Stipendien für Schüler an den verhandlungen immer einfinden, hatten es in einem un­Die Frage der Eingemeindung und der Interessengemein- beiden Handwerkerschulen und das letzte Drittel zu Anschaffungen beobachteten Moment verstanden, eine Flasche Rum in schaft beherrschte dann die weitere Debatte, die Ausführungen für diese Schulen verwandt wird. Da die landesherrliche Geneh- die sonst leerstehende Detentionszelle einzuschmuggeln, be­Als der Angeklagte in dieser untergebracht war. der Herren Preuß( Sozial- Fortschrittler), Cassel( Alte migung zur Annahme dieser Stiftung noch aussteht, die Stiftung bor Linke) und Haberland( Alte Linte). Cassel behauptete, noch nicht ins Leben getreten ist und noch weitere Beratungen er vor dem Termin auf furze Zeit in dieser Belle untergebracht nicht am Magistrat, sondern an der Regierung habe es ge- forderlich find, so find alle Bewerbungen um die Wohltaten der wurde, hatte er bald die Flasche Rum hinter dem Dfen entdeckt und tat sich daran gütlich. Im Gefängnis wurde später ein Mords­Legen, daß die Eingemeindung nicht zustande kam, doch wies Stiftung zurzeit vollständig zwedlos. rausch bei dem Angeklagten konstatiert. Irgend eine mangelnde Singer fofort nach, daß der Plan durch die fiskalischen Be­Propaganda der Tat. Ein Parteigenosse erfuhr vor einigen Aufsicht seitens der Gerichtsdiener ist nicht anzunehmen, vielmehr denken des Magistrats zum Scheitern gebracht wurde. Auch Monaten, daß in Berlin   eine anarchistische Zeitschrift er trägt die durchaus unzweckmäßige Art die Vorführung, wie sie in Oberbürgermeister Kirschner versuchte, von den städtischen scheint, welche es der Sozialdemokratie und ihren Führern ordentlich den alten Gerichtsgebäude noch besteht, der Schuld an diesem Vor­Behörden die Schuld abzuivälzen, aber er mußte doch hinter- gibt. In seiner Wißbegier abonnierte er auf das Blatt; als er es fall. In dem neuen Gerichtsgebäude find deshalb schon andere An­her bekennen, daß die städtischen Behörden ihre Verhandlungen aber ein Bierteljahr gelesen hatte, beglich er das Abonnement und ordnungen bei dem Bau getroffen worden, so daß die Gefangenen so lange ausgedehnt haben, bis ein Wechsel in der Regierung bestellte die Zeitschrift ab. Trotzdem wurde sie ihm weiter zu in keinerlei Berührung mit dem Publikum kommen können. eintrat und dann von Eingemeindung nicht mehr die Rede gesandt. Auf einer Postkarte ersuchte unser Parteigenosse darauf die war. Aufsehen erregte eine Andeutung des Oberbürgermeisters, Expedition des Blättchens, doch fortan von der Zusendung abzu­nach Aeußerungen maßgebender Personen dürfe er hoffen, daß ſehen; er habe sich nur orientieren wollen, und ſei jetzt gesättigt, sich jetzt wieder ein Umschwung vorbereite.

Die von Wallach vorgeschlagene Einsetzung einer ge mischten Deputation fand in der Abstimmung den Beifall fast des gesamten Freisinns, und man darf annehmen, daß auch der Magistrat sich damit einverstanden erklären wird. Was aus ihren Beratungen herauskommen kann, das steht im boraus fest. Herr Cassel sagt, man werde mindestens er­tennen, daß Berlin   seine Rechte wahrzunehmen entschlossen ist. Er denkt also wohl an eine Einschüchterung der Vororte. Herr Wallach und sein Gefolge, das in der gemischten Deputation sich vermutlich die Majorität sichern wird, dürften sich schwerlich mit der Defensive begnügen, sondern zum schneidigen Angriff gegen die Vororte vorgehen.

Einer unserer älteren Barteigenossen, der Restaurateur Paul Hilpert, ist gestern im 51. Lebensjahre in seiner Heimat Altenburg  geftorben. Seit längerer Zeit fränflich, mußte er seine Gastwirtschaft in Halensee  , die vielen Parteigenossen bekannt sein wird, vor einigen Monaten verkaufen; er hoffte im Privatleben Erholung zu finden, doch wurde ihm diese nicht zu teil. Er begab sich vor kurzem nach seiner Heimat, wo er in den Armen seiner Schwester gestorben ist. Hilpert wird den älteren Parteigenossen noch aus der Reit des Bier

bom Anarchismus.

Sehr erfreut war unser Parteigenosse, als er vorgestern, nach dem sechs Wochen verflossen waren, einen Schreibebrief folgenden Inhalts erhielt:

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Werter Herr! Jm Besize Ihrer Karte vom vorigen Monat beeilen wir uns, Ihnen mitzuteilen, das wir hocherfreut waren zu lesen, das ein halbjähriges Studium der Anarchistischen Presse genügt hat um Ihren anscheinend zerrütteten Geist es zust and wieder zu realisieren. Durch den Satz Das Sie von unferer Presse jetz genug haben", lassen Sie uns ein Lob zu teil werden, welches wir taum verdienen. Sollte dessen ungeachtet wie es der Fall zu sein scheint, irgend eine Ecke in Ihrem Schädel noch nicht völlig gefund, so empfehlen wir Ihnen noch einen halb jährigen Aufenthalt in Herzberge zu nehmen. Im übrigen werden wir uns erlauben in nächster Zeit, durch ein paar Hand und schlagfeste Genossen die Rechnung für die halbjährliche Behandlung einziehen zu laffen. Sollten Sie der eventuellen Massage unserer Genoffen nicht bedürfen so ersuchen wir um Ein­sendung des Betrages. Sie schulden uns M. 1,64. In aller Ehrfurcht zeichnen

Verlag und Redaktion des Anarchist.

In der Berliner   Journalistit mag diese Zuschrift einzig dastehen. Driginalität im Stil ist der Redaktion des" Anarchist" aber doch nicht eigen, denn jenseits der großen Wasserwäste erscheint ihr offen

Die Bluttat in der Hasenheide scheint ebensowenig aufgeklärt werden zu sollen wie etliche andere Stapitalverbrechen. Denn der berfolgte Kutscher Hermann Richter ist noch nicht ergriffen, und man hat auch noch keine Spur von ihm ermittelt. Die Behörde rechnet auch mit dem Umstand, daß sich Richter das Leben genommen hat. Selbstverständlich werden die Bemühungen, den Verbleib des Mörders zu ermitteln, mit emfigem Bemühen fortgesetzt.

Der Selbstmordversuch eines 13jährigen Knaben verursachte gestern morgen in dem Hause Reichenbergerstr. 103 große Aufregung. Er ist eine Folge jener oft beklagten Raufereien unter Schulkindern, die zuteilen zu wahren Schülerschlachten ausarten. Bei solchen Prügeleien beteiligte sich hervorragend der 13 Jahre alte Sohn Willi des Gastwirts Winterfeldt aus der Reichenbergerstr. 103. Der Rektor der Gemeindeschule in der Glogauerstraße, die der Knabe besucht, schrieb auf die Klagen, die bei ihm angebracht wurden, an die Eltern und bat sie, den Jungen etwas mehr im Baum zu halten. Die Leute machten mun ihrem Sohne ernste Vorhaltungen, ohne ihn zu schlagen, wie sie versichern. Gestern morgen wiederholten sie ihre Ermahnungen. Der Knabe aber fühlte sich verletzt, tat zwar so, als ob er zur Schule ginge, holte sich jedoch unter dem Vor­ivande, daß er für seine Eltern etwas zu besorgen habe, von einer Frau aus dem Hause den Bodenschlüssel und stürzte sich aus dem Bodenfenster auf den asphaltierten Hof hinab, wo er mit gebrochenen Beinen besinnungslos liegen blieb. Sein Vater brachte ihn mit einer Drofchte nach der Rettungswache am Görlitzer Bahnhof und