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Nr. 218. 22. Jahrgang.

Zutritt.

5. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Soutag, 17. September 1905.

Partei- Angelegenheiten.

Berliner   Nachrichten.

I deckten Himmel und auch den unfreiwilligen Aufenthalt bei Barez mit Die Voltsbadeanstalt an der Schillingsbrücke ist am 24. Juni I gutem Humor über sich ergehen. Da auch Musik an Bord war, 1893 eröffnet. Jm ersten Betriebsiahre wurde diese Anstalt von floffen die Stunden in vergnügter Unterhaltung schnell dahin. Jn 326 463 Personen besucht. Der Verkehr ist seitdem sehr gestiegen, An die Parteigenussen des vierten Berliner   Reichstagswahlkreises der Dunkelheit langte der Dampfer bei Rathenow   an, und nun gab wurden doch 1904 bereits 609 644 Bäder verabreicht. In den letzten ( Often). Am Dienstag, den 19. d. M., findet im Lokal Gesellschafts- es eine glanzvolle Illumination durch Lampions. Jetzt wurde auch zehn Jahren hat die Frequenz um 87 Prozent zugenommen. Im haus Ostend   von P. Litfin, Memelerstr. 67, eine Versammlung des ein Tänzchen gewagt. Nachts um ein Uhr erst hielt das Schiff in Hinblick hierauf und auf die Zunahme der Bevölkerung im Often Wahlvereins Osten statt, in der der Genosse Mar Kiesel über Habelberg an; unter stömendem Regen gingen die Fahrgäste ans und im Südosten hat der Magistrat beschlossen, die Anstalt zu er­" Wahlrechts- Attentate" spricht. Es steht dann noch auf Tages- Land und fanden in zwei Gasthöfen am Orte freundliche Aufnahme. weitern und zu diesem Zweck das städtische Nachbargrundstück, Holz­ordnung: 2. Diskussion. 3. Verschiedenes. 4. Aufnahme neuer Die Nachtruhe dauerte jedoch nicht sehr lange; um 7% Uhr marktstraße 34, in Aussicht genommen. Es gehört der Kanalisations­Mitglieder. Um zahlreiches pünktliches Erscheinen der Mitglieder schon ging die Reise die Reise weiter. Von Havelberg   ab mußte verwaltung und wird als Bumpstation benutzt, die Stadtverordneten ersucht der Vorstand. Gäste, durch Mitglieder eingeführt, haben der Kapitän der Steuerung des Schiffes größere Aufmerksamkeit werden sich in ihrer nächsten Sizung mit diesen Plänen beschäftigen. zuwenden, der vielen Sandbänke wegen, die sich in der Elbe   zeigten. Nach Unterschlagung von 4500 M. ist seit gestern der Buchhalter Jetzt änderte sich allmählich das Landschaftsbild, der Strom nahm Matthias Gieseler, 14. November 1877 in Schwerin   i. M. ge­start an Breite zu, auf der hannöverschen Seite zog sich ein hoher boren, von hier flüchtig. Gieseler, der bei der Firma A. Bertuch, Landrücken hin mit herrlichen Laubwaldungen; man jah Dörfer Mohrenstraße 59, in Stellung war, sollte den angegebenen Betrag anderer Bauart als die in der Mark, und die vielen holländischen auf der Post einzahlen, ist aber seitdem verschwunden. Vermutlich Windmühlen   vervollständigten das neuartige Bild. Auf mecklen burgischer Seite aber weideten große Rinderherden, die Wappentiere gescheitelt, Augen blau, hat starken, blonden Schnurrbart, frische ist er ins Ausland geflüchtet. Er ist 1,75 Meter groß, hellblond, des Landes. Schleppdampfer mit acht bis vierzehn Lastkähnen gaben Gesichtsfarbe, seine Gestalt ist schlant. Der Gang ist schleppend. dem Binnenländer einen schwachen Begriff vom Seeverkehr. Am Bei seinem Fortgange trug er dunklen Jakettanzug. Für die Er­Spätnachmittag fam am rechten Ufer das malerisch gelegene greifung des Gieseler und Wiedererlangung von mindestens zwei Städtchen Lauenburg   zum Vorschein; die Elbe   spiegelte sich Drittel des unterschlagenen Geldes hat die geschädigte Firma eine im Abendglanz und die Fahrgäste stimmten beinahe wehmutsvoll das alte Kinderlied von der goldenen Abendsonne an. An herrlichen Belohnung von 500 M. ausgesetzt. Nachrichten werden von jedem Waldeshöhen ging es vorbei: die große Elbbrüde nach Harburg   trat Bolizeirebier wie auch im Zimmer 248 des Polizeipräsidiums zu in Sicht und abends 81%, Uhr war das Ziel der Fahrt, der Stadt- 6453. IV. 12. 05 entgegengenommen. deich in Hamburg   erreicht. Zwei Tage blieben die Passagiere.in   Der mutmaßliche Mörder der Arbeiterin Pioch, Kutscher Her. Hamburg  ; am Donnerstag nachmittags 3 Uhr, wurde die Rückfahrt mann Richter, hat sich allem Anschein nach in die Provinz gewendet. angetreten. Gar viel hatten die Fahrgäste von der mächtigen See- Er ist einer bei der Kriminalpolizei erstatteten Meldung zufolge stadt und ihren Sehenswürdigkeiten, ihren öffentlichen, heimlichen am Morgen nach der Tat in Spandau   gewefen. Gegen. 9 Uhr betrat und unheimlichen Vergnügungen zu erzählen. am Dienstag ein Fremder eine Restauration in der Breiten Straße; er bat den Wirt, ihm einen kleinen braunen Handkoffer, den er bei sich führte, einen kurzen Augenblick aufzubewahren; er ließ sich als dann Bier verabreichen und entfernte sich. Bald darauf kehrte er mit einem kleinen Paket zurück; er hatte dem Anschein nach Wäsche gekauft. Nach kurzem Aufenthalt verließ er das Lokal. Der Gast machte auf den Wirt durch sein scheues Wesen einen seltsamen Ein­druck, und als die Nachricht von dem Mädchenmorde in der Hasen. heide   in der Presse erschien, erinnerte der Wirt sich sofort des Fremden, auf den das in den Zeitungen mitgeteilte Signalement genau paßt.

Choleragefahr und Krankenhausnot. Hätte Berlin   genug Krankenhäuser, wenn die Cholera bei uns ihren Einzug hielte und hier eine größere Ausbreitung erlangte? Wir meinen: nein! Die Versorgung Berlins   mit Krankenpflege­Anstalten ist so unzureichend, daß schon in normalen Zeiten mancher Kranke schwer Aufnahme finden kann und in den Wintermonaten zahlreiche Kranke wegen voller Besetzung der Krankenhäuser. er­barmungslos zurückgewiesen werden müssen. Dieses Schauspiel wiederholt sich, wie bekannt, seit langem in jedem Jahre. In jedem Jahre wird auch in der Stadtverordneten- Versammlung von den Arbeitervertretern die Krankenhaus not immer wieder zur Sprache gebracht, und in jedem Jahre versucht der Freifinn von neuem den alten Schwindel, sie dreist wegzulügen. Unsere Parteigenossen im Stadtparlament haben oft genug auch darauf hingewiesen, daß bei Ausbruch einer Epidemie diese Zu­stände sich als ganz besonders gefährlich und verhängnisvoll erweisen tönnten. Doch die Magistratsvertreter haben gleichmütig geant- Was Berlin   not tut. Aus Berlin   wird berichtet: Der Magistrat wortet, daß man selbst dieser Möglichkeit mit voller Ruhe entgegen von Berlin   ersucht die Stadtverordneten- Versammlung, mit ihm in sehen dürfe. Auch in Epidemiezeiten werde man mit den vorhandenen gemischter Deputation die vorbereitenden Schritte für die im kom Krantenpflege- Anstalten auszukommen wissen. Wie steht's um menden Februar stattfindende Feier der silbernen Hochzeit diese Zuversicht jetzt, wo man sich bei uns daran macht, gegen die unseres Kaiserpaares zu beraten und zu diesem Zwecke 10 Stadt­aus dem Often anrückende Choleragefahr die notwendigen Abwehr- verordnete zu wählen. Vom Magistrat sollen 5 Mitglieder in die maßregeln zu treffen? Hat sich der Berliner   Magiftrat jenen Deputation entsandt werden." Gleichmut bewahrt, mit dem er Jahre hindurch alle Mahnungen Das große, von der Müllerstraße, der Jungfernheide und der und Warnungen der sozialdemokratischen Stadtverordneten in den Seestraße umschlossene Gelände soll der Bebauung erschlossen werden. Wind schlug, weil er die troftvolle Gewißheit hatte, daß die frei- Eine Reihe neuer Straßen sollen dort angelegt werden. Der finnige Mehrheit der Stadtverordneten- Versammlung ihm Magistrat hat sich bereits verpflichtet, fünf Straßen bis zum 1. Sep- Zu dem Selbstmord des Kandidaten der Medizin Ernst Süßtind Recht gab? tember 1909 zu fanalisieren, wenn die Karoschen Erben das zur erfahren wir nachträglich, daß die Veranlassung zu dem traurigen Wir haben in der vorigen Woche die Lokal- Anzeiger"-Meldung Freilegung erforderliche Land von 31669 Quadratmeter an die Schritt eine ganz andere war als man zunächst annehmen mußte. wiedergegeben daß geplant sei, das Krankenhaus Moabit Stadtgemeinde unentgeltlich und lastenfrei abtreten. Diese sind Aus den Schriftstücken, die er hinterlassen hat, geht deutlich hervor, teilweise oder völlig zu leeren und für Cholera- dazu bereit und wollen noch einen Bauplatz abtreten, wenn der daß der junge Mann geiſtestrank war. Aus seiner geistigen Ver­franke bereitzustellen. Der Magistrat habe sich bereits Magistrat, dem dieses Gelände vor vielen Jahren einmal gehört wirrung erklären sich auch seine Angaben und Klagen über sein mit sämtlichen staatlichen und privaten Krankenpflege- Anstalten in hat, in die Löschung der auf dem Gelände ruhenden Bau- flottes Leben und seine Geldverlegenheit, die den Tatsachen durchaus Verbindung gesetzt, damit diejenigen Kranken, die wegen dieser not- beschränkung usw. willigt. Diese gestattet eventuell nur die Errich- widersprechen, die aber geglaubt wurden, weil man in seiner ilm­wendigen Maßregel aus dem Krankenhause Moabit   entlassen werden tung von Wohnhäusern mit je zehn Wohnungen. Der Magistrat gebung seine Erkrankung, die auf Ueberarbeitung zurückzuführen ist, mußten, anderweitig untergebracht werden können. Nun also ist damit einverstanden und wird die Stadtverordnetenversammlung, nicht erkannte. Hatte da nicht der Magistrat recht, wenn er die übereifrigen Mahner um die Bebauung zu fördern, um ihre Zustimmung zur Löschung mit der Versicherung abfertigte, daß im gegebenen Augenblick alles der grundbuchlich eingetragenen Bestimmungen ersuchen. da sein werde? Die Ausführung des Planes ist auch bereits im Gange. Schon sind eine Reihe Pavillons des Krankenhauses leer gemacht und für die Aufnahme von Cholerakranken hergerichtet. Ob tatsächlich die ganze Anstalt leer gemacht wird, das wird davon ab­hängen, ob es hier wirklich zum Ausbruch der Epidemie kommt. Man sieht, daß unser Magistrat an Vorsicht nichts zu wünschen übrig läßt.

Doch in all dem Eifer, mit dem er sich der Aufgabe der Bereits haltung von Betten für Choleratrante widmet, scheint er den zweiten Teil seines Planes zu vernachlässigen. Seit dem Bekanntwerden jenes Planes sind nun acht Tage hingegangen, und vergeblich haben wir auf eine Nachricht darüber gewartet, welche Antwort der Ma­gistrat von den staatlichen und privaten Anstalten erhalten hat. Sind die Kranken, die aus Moabit   entlassen werden mußten, sämtlich anderswo unterge bracht worden? Man teilt uns mit, daß z. B. im Pavillon I von 31 lungenfranken Frauen und Mädchen an einem einzigen Tage 18 ihre Entlassung erhalten haben, ohne daß auch nur eine von ihnen einem anderen Krankenhause zugeführt worden sei. Es waren diejenigen 18 Patienten, die noch laufen fonnten", aber unter ihnen war manche, die sich doch auch in recht elendem Zustande be­fand. Alle 18 haben in häusliche Pflege zurückkehren müssen. Ein paar Dienstmädchen hatten kein eigenes Heim und im Augenblic auch keine Stellung. Wo mögen die geblieben sein?! Wir bermuten, daß noch mehr Patienten als nur diese 18 lungentranten Frauen und Mädchen der Schnellfertigkeit geopfert worden sind, mit der der Berliner Magistrat trotz aller Krankenhaus not seine Aufgabe der Schaffung eines Cholera- Krankenhauses be­wältigt. Es scheint uns dringend notwendig, daß festgestellt wird, wieviel Krante aus Moabit   entlassen worden sind, ohne von dort aus an ein anderes Krankenhaus überwiesen zu werden. An den Magistrat richten wir die Aufforderung, sich hierüber zu äußern, aber nicht durch eine pakig- magistratsoffiziöse Zeitungsnotiz, son­dern in der schicklicheren und dem Ernst der Sache angemesseneren Form einer offiziellen Bekanntgabe der Zahlen. Es sollte uns freuen, wenn der Magistrat nachweisen könnte, daß der durch die Entlassung von Kranten geschaffene Notstand bisher feinen größeren Umfang angenommen hat. Unsere Leser bitten wir einstweilen, uns alle ihnen bekannt gewordenen Entlassungen aus Moabit   zu melden, die wegen Bereit­stellung von Cholerabaraden angeordnet werden mußten. Es wird vielleicht lehrreich sein, festzustellen, in welchem Zustande sich die entlassenen Kranten befinden und in welchen häuslichen Verhält­nissen sie leben. Daher wolle man uns die Adressen der Entlassenen, soweit möglich, genau angeben.

Zu Schiff nach Hamburg  .

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Wer wird Stadttämmerer? Auf die vorläufige Ausschreibung des durch die Pensionierung des Regierungsrats, Stadt rats und Kämmerers Maaß freigewordenen Postens eines Kämmerers der Stadt Berlin   sind bis jetzt 40 Meldungen von Be­werbern beim Stadtverordneten- Vorsteher Dr. Langerhans eingegangen. Da die Listen noch nicht geschlossen sind, gehen voraus­sichtlich noch weitere Meldungen ein. Das Gehalt des Kämmerers ist vorläufig auf 15 000 M. festgesetzt.

Das Wallner- Theater.

Wegen Sittlichkeitsverbrechens wurde der Pförtner Hermann Zinke aus der Memelerstraße 17 festgenommen. Der Kinderfreund" lockte ein fünf Jahre altes Mädchen aus dem Hause in seine Woh­nung und vergewaltigte es. Auf das Geschrei des Kindes eilten Der Unhold hatte dem Kinde Leute herbei, die dasselbe befreiten. den Mund mit solcher Gewalt zuzudrücken versucht, daß das ganze Gesicht geschwollen ist und noch die Fingereindrücke zeigt. Ein Arzt stellte außerdem starke Verlegungen fest. Nach der Verhaftung Zinkes meldete sich noch ein Mädchen, gegen das er sich vergangen hat.

Ein Berliner   Defraudant wurde in der Person des 24 jährigen Dem Verdienste seine Brosche. Der Magistratsberichterstatter Buchhalters Oskar Merz durch die Gendarmerie in Weinheim  meldet: Die Tochter des Oberbürgermeisters Kirschner, Fräulein( Baden) in dem Augenblicke verhaftet, als er in einer dortigen Gaft Johanna Kirschner, welche beim Einzuge der Kronprinzessin wirtschaft ein offenbar gestohlenes Fahrrad zum Kaufe anbot. Auf Dieser einen Rosenstrauß überreichte, hat zur Erinnerung an die der Polizei stellte man zunächst fest, daß der Verhaftete von Berlin  Einzugsfeier von der Frau Kronprinzessin eine goldene Brosche zum aus steckbrieflich verfolgt wird, weil er der Maschinenbaugesellschaft Geschenk erhalten. Cyklop, in deren Bureau in der Bankstraße er angestellt war, mehrere Tausend Mark unterschlagen hatte. Nach seiner Angabe hatte sich Ein Gedenktag in der Berliner   Theater  - der Defraudant mit dem Raube von Berlin   direkt nach der Schweiz  geschichte ist der heutige 16. September. Vor 50 Jahren, am gewandt, wo er das Geld bis auf den letzten Pfennig verjubelte. Um 16. September 1855, eröffnete Franz Wallner   in der Grünen das für die Heimreise nötige Geld sich zu beschaffen, legte er sich auf Neune", Blumenstraße Nr. 9, das Königstädtische Vaudeville  - Fahrraddiebstähle. In Freiburg  , Offenburg   und in anderen Orten Theater, das er von Theodor Kerf übernommen hatte und das unter entwendete er mehrere unbeaufsichtigt stehen gelassene Räder, die er dessen Leitung zu keiner Blüte gelangen konnte. Auch Wallner ging dann in der nächsten Stadt wieder versilberte. In Weinheim  , wo es zuerst herzlich schlecht, denn die ersten Vorstellungen fanden fast er das Manöver wiederum versuchte, wurde er von seinem Schicksal vor leeren Bänken statt. Erst nach und nach wurde das Publikum erreicht. Der Buchhalter wird demnächst in das Moabiter Unter­darauf aufmerksam, was in dem im Aeußeren wie im Inneren fuchungsgefängnis eingeliefert werden. wenig einladenden Theater in der Blumenstraße geboten wurde. Da­Durch Spielen von unbeaufsichtigt in der Wohnung zurüd­zu trugen vor allem die vorzüglichen Kräfte bei, über die Wallner verfügte. Außer seiner Gattin Agnes waren es besonders Karl gelassenen fleinen Kindern kam am Sonnabend, nachmittags um Helmerding und Theodor Reusche, sowie später Anna Schramm  , 3 Uhr, in der Emdenerstraße 21 Feuer aus. Die Flammen erfaßten die bald durch ihre Komik die erklärten Lieblinge der Berliner   ein Sofa und andere Möbel. In furzer Zeit war die verschlossene wurden. Aber noch eine andere Persönlichkeit wußte Wallner an Wohnung total verqualmt. Die Kinder, eingeschüchtert durch ihr sein junges Institut zu fesseln, David Kalisch  , den Vater der Ber  - unbedachtsames Tun und erschreckt durch den Qualm, versteckten sich liner Bosse, dessen Attienbudiler" am 9. Juli 1856 unter Wallners in einem Winkel. Die Hausbewohner wurden erst durch den aus Leitung in Bouchés Sommergarten aufgeführt wurde. In diesem den Fenstern und Türen dringenden Rauch auf die Gefahr auf­Sie alarmierten die Feuerwehr. Diese erschien zum Garten, der neben der Grünen Neune" lag, hatte sich Wallner ein merksam. Sommertheater bauen lassen, in dem während der heißen Jahreszeit Glück sehr schnell, drang in die stark verqualmte Wohnung ein und gespielt wurde. Im Winter fanden die Vorstellungen nach wie vor holte die Kinder gesund heraus. Dieselben wurden später der Mutter in der Grünen Neune" statt, wo nach und nach von Kalisch Der übergeben. Dadurch, daß sie sich in einem Winkel verkrochen hatten, gebildete Hausknecht"," Berlin  , wie's weint und lacht"," Otto waren sie nicht so sehr den Einwirkungen des Qualms ausgesetzt Bellmann"," Kieselack und seine Nichte vom Ballett" und andere gewesen. Die Flammen konnten auf die Wohnung beschränkt werden. Boffen gegeben wurden. Am 30. November 1864 fand die legte Gleichzeitig mußte in der Elisabethkirchstraße, 16 ein Schaufenster­Vorstellung in der Grünen Neune" statt, und am 3. Dezember 1865 brand, am Elisabeth- Ufer 11 ein Kellerbrand und in der Elisabeth­wurde in Gegenwart des Königspaares und der Prinzen s neue straße ein Gardinenbrand gelöscht werden. Wallner- Theater, das heutige Schiller- Theater O., eröffnet, das sich auf dem Gelände von Bouchés Sommergarten erhebt.

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Feuerbericht. Sonnabend vormittag gegen 10 Uhr tam in der Bernauerstr. 109 ein größeres Feuer aus. Bei der Ankunft der Die zweite städtische Handwerkerschule. Am 8. Oktober d. J. Wehr stand die Hälfte des Dachstuhls vom Vorderhause in Flammen. soll die feierliche Einweihung der zweiten städtischen Handwerker- Obwohl nun sofort mit mehreren Schlauchleitungen von der Straße schule in der Andreasstraße, Ecke Stralauer Blaz, stattfinden, ver- und vom Hofe vorgegangen wurde, dauerte es doch über eine Stunde, bunden mit einer Ausstellung von Schülerarbeiten, Verteilung einer bevor die Gefahr beseitigt war. Der Dachstuhl ist zum größten Teil Denkschrift mit erläuternden Beichnungen und graphischen Tabellen 2c. vernichtet. Ueber die Entstehungsursache ist nichts ermittelt. In Der Magistrat hat die Kosten für die Feier bereits bewilligt, fie der Brenzlauerstr. 32 war dann im ersten Stock des Quergebäudes sollen aus dem Dispositionsquantum für unvorhergesehene Ausgaben der Fußboden und die Balkenlage in Brand geraten, während in der Hollmannstr. 33 Fett Feuer gefangen hatte. Kisten usw. wurden Nach der Schwedterstr. 36a weiter in der Ziegelstr. 3 eingeäschert. wurde die Wehr gerufen, weil es dort in einer Tischlerei brannte. Die übrigen Alarmierungen waren auf blinden Lärm" zurück­zuführen.

entnommen werden.

Ein originelles Unternehmen ist vorige Woche zum erstenmal ins Bert gesetzt worden: Eine Dampferfahrt von Berlin   nach Hamburg  . Zehn Mart nur betrug der Fahrpreis hin und zurück. Ein Teil­nehmer der Fahrt gibt seine Erlebnisse in folgender Buschrift an uns zum besten. Am Montag, den 11. September, 8 Uhr morgens, setzte der Dampfer Berlin  " sich von der Marschallbrücke aus Zu dem Zeuthener   Mord wird gemeldet, daß die Verfolgung der in Bewegung. In der Bevölkerung mußte das Ereignis Interesse bisher angedeuteten Spuren ergebnislos verlaufen ist. Der Erste ertveckt haben, denn verhältnismäßig zahlreiche Zuschauer Staatsanwalt am Landgericht II erläßt folgende Bekanntmachung: hatten sich qu der Abfahrt eingefunden und und auch die 1000 Mark Belohnung. Am 9. September, nachmittags zwischen Zahl der Passagiere war nicht flein. Der Anfang der 2-3 Uhr, ist die Frau Pauline Schurm, geb. Becker, aus In der Urania ist Sonnabend ein neuer Ausstattungsvortrag Reife brachte ein unvorhergesehenes Ereignis; der Schiffseigner Beuthen  , Forstieg 4, geboren den 2. November 1872 in Heiersdorf, Kapitän Schulz, glitt nämlich beim Anlandgehen aus und fiel in der Nähe von Zeuthen   in der Hoffammerforst, an der Grenze zum erstenmal gehalten worden. Unter dem poetischen Titel Im ins Wasser. Doch tam er gleich wieder zum Vorschein; er machte Beuthen  - Miersdorf  , ungefähr 200 Meter von der Chaussee Zeuthen- an de der Mitternachtsfonne" schildert der Vortrag die gute Miene zum bösen Spiel und lachte. Irgend ein Schaden war Miersdorf   entfernt, von einer bisher unbekannten Person durch norwegische Küste, die in neuerer Zeit bekanntlich auch von deutschen  ihm nicht geschehen; nachdem er sich in der Kajüte umgefleidet hatte, Messerstiche getötet worden. Wenn auch nach den am Tatorte ge- Touristen zahlreich besucht wird. Die farbigen Lichtbilder waren waltete er wieder tapfer feines Amtes als Schiffsleiter. Hinter fundenen Spuren ein erheblicher Kampf zwischen Täter und Opfer diesmal außerordentlich eindrucksvoll und gaben in ihren schweren Sakrow wurde der Nedlig- Kanal benutzt, sodaß Potsdam  , Caputh  , anscheinend nicht stattgefunden hat, so muß nach Art und Schwere Farben den Charakter der Landschaft treffend wieder. Die Reise ging Werder   und Phöben unberührt blieben. Ein neuer Zwischenfall trat der Verlegungen der Getöteten jedoch angenommen werden, daß der von Kristiania  , der norwegischen Hauptstadt, über Kristianssand, ein; bei Paret nämlich waren Kapitän und Passagiere nicht Täter start mit Blut befleckt ist. Ein Beweggrund für die Tat ist Stavanger  , Bergen, Aalesund  , Kristianssund, über die Lofoten nach eine tüchtige Dampferfahrt wenig überrascht, als sie die Havel   durch Pontonbrücken ge- nach den bisherigen Ermittelungen mit Bestimmtheit nicht zu er- Hammerfest und von da zum Nordkap  sperrt fanden, über welche Infanterie, Reiterei und Artillerie, schen. Der Herr Präsident der föniglichen Regierung in Potsdam   für die knapp zwei Stunden, die der Vortrag dauert. Die Schilderung von Südosten her verfolgt", übersetzten. Drei Stunden dauerte der hat eine Belohnung von 1000 Mart für alle diejenigen Personen aus der Landschaft war in lebhaften Tönen gehalten; plastisch traten nicht unfreiwillige Aufenthalt des Dampfers; um vier Uhr erst fonnte die gesetzt, welche zur Ermittelung des Täters in erheblichem Maße bei- allein die Schönheiten der Natur, sondern auch Handel und Wandel Fahrt über Brandenburg   und Plaue   weitergehen. Die herrlichen tragen. Jeder, der über die Person desselben oder über etwaige Be- sowie der Charakter der Nordländer vor unser geistiges Auge; man Wiesen und Wälder von beiden Ufern boten einen abwechslungs- weggründe zu der Tat Auskunft geben kann, wird ersucht, unver- hörte förmlich das Geräusch der Wasserfälle und roch den Duft des reichen Anblick, und da der Schiffsrestaurateur Schmidt für warme züglich der nächsten Polizeibehörde bezw. dem Amte Königs Wuster- Fischmarktes in Bergen und den noch eindringlicheren Odem der und kalte Küche, sowie für Getränke gesorgt hatte, so war die hausen- Forst zu Königs- Wusterhausen  , dem Polizeipräsidenten hier- Transiedereien dort oben auf den Lofoten. Dem Auge wurden wohl Stimmung der Fahrgäste seelensvergnügt. Der Mitarrangeur, Herr selbst, Abteilung IV, ober dem unterzeichneten Ersten Staatsanwalt die herrlichsten Bilder durch die Darstellung der Mitternachtssonne R. sorgte überdies durch seine urwüchsige Komit für be hier, NW. 52, Nathenowerstraže 6 aum Aktenzeichen 1 d. J. 1422/05 am Nordkap   geboten; aber auch die Bilder, welche das Treiben in den Häfen sowie das Leben der Lappländer mit ihren Nenntierherden Sondere Unterhaltung, und die Schiffsgäste ließen sowohl den be- Mitteilung zu machen."