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Nr. 220. 22. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Mittwoch, 20. September 1905.

Parteitag der sozialdemokratischen Partei

Deutschlands .

( Fortsetzung aus der 1. Beilage.) Bruhns- Kattowit:

99

Scheidemann - Kaffel:

Adler- Niel:

Es ist begreiflich, daß der Tadel des Parteivorstandes die Ge- Ich wollte mich nur mit dem Absatz 3 der Resolution 146 be nossen in Darmstadt und Mainz verschnupft hat. Aber sie hätten schäftigen, in dem es heißt:" Der Parteitag verlangt, daß sofort die beffer getan fich zu entschuldigen, statt zu verteidigen. Auf der Grenzen des Reiches unter Anwendung berechtigter Vorsichts­Landeskonferenz in Hessen hat man sonderbarerweise über diesen Fall maßregeln gegen die Einschleppung von Tierseuchen der Einfuhr von fein Wort gesprochen. Niemand außerhalb Mainz und Darm- Bieh geöffnet und die als Einfuhrverbot für ausländisches Fleisch stadt hat das Vorgehen der dortigen Genoffen verstanden, wirkenden Bestimmungen des Fleischbeschaugefezes sowie die auf Die Kattowizer polnischen und deutschen Genossen arbeiten ja auch am Orte selbst haben sie vielfach Widerspruch gefunden. Bölle Vieh, und Fleisch Futtermittel aufgehoben feit den letzten allgemeinen Wahlen einig zusammen, soweit das Genosse Friedrich fagte, es sei ihnen vor allem darauf angekommen, werden." Selbstverständlich sind wir alle einig, daß wir die bei zwei besonderen Organisationen möglich ist. Nur dadurch unter allen Umständen die Nationalliberalen zu schwächen. Er hat Resolution zu unterstützen und anzunehmen haben. Aber einige werden wir die 200 000 Arbeiter des oberschlesischen Industrie- dabei verschwiegen, daß außer den Nationalliberalen auch noch ein Genossen und auch ich haben einige Bedenken gegen den Abfaz 3. bezirkes, von welchen 150 000 polnischer Nationalität find, ge- paar ganz ausgesprochene Scharfmacher in die Liste aufgenommen Grinnern Sie sich, daß unsere ganze Fleischeinfuhrschikane auf winnen können. Dazu sind aber besonders auch erhebliche materielle wurden. In einem Bericht aus Darmstadt an die Mainzer Volks gesetzlichem und Sanitätspolizeilichem Gebiete begründet wird mit Mittel nötig. Es gilt, die polnischen Arbeiter aus den Klauen zeitung" wird das folgendermaßen verteidigt: Die Politik der der Anwendung fanitärer Vorsichtsmaßregeln"." Solche Vorsichts­des radikal- polnischen Demagogentums zu befreien. Dazu reichen offenen Tür hatte den Erfolg, daß sich nur zwei bürgerliche Gruppen maßregeln find an sich ja auch berechtigt. Auch wir wollen nur die Fähigkeiten und Mittel der polnisch- sozialistischen Organisation, zum Kompromiß anboten, wobei je drei Kandidaten ausgetauscht gesundes Vieh. Aber in dem Augenblick, wo wir gegen den die bekanntlich nach eigenem Willen ganz unabhängig von der wurden und außerdem noch drei ausscheidende Stadtverordnete mit Fleischwucher protestieren, sollten wir den Hinweis auf die sanitären Sozialdemokratie Deutschlands dasteht, nicht aus. Die Kattowizer auf unseren Bettel genommen werden sollten. Während man im all- Vorsichtsmaßregeln der Regierung überlassen und uns darauf be­Genossen begrüßen daher die Versuche zur Wiedervereinigung der gemeinen gegen das Kompromiß nichts einzuwenden hatte, entstand schränken, den Protest gegen den Fleischwucher auszusprechen. beiden Gruppen mit Freuden. Leider führten die Verhandlungen eine heftige Debatte darüber, daß man außer den sechs Kandidaten Andererseits würde es uns als Beichen der Schwäche ausgelegt zu feinem guten Resultat. Die Schuld an dem Scheitern können der verbündeten Gruppen noch drei Gegner auf unseren Bettel verden, wenn wir die Resolution jezt ändern wollten. Ich ver­toir nicht unserem Vorstand beimessen, man hat den zum Frieden übernommen hatte, worunter sich sogar einige Personen zichte deshalb darauf, einen besonderen Antrag zu stellen, bitte aber die den Bauarbeitern geneigten bisherigen Vorstand der P. P. S. beseitigt und auf dem befanden, den letzten wirtschaft den Referenten, daß er in seinem Schlußworte deutlich ausspricht, Kattowizer Parteitag der P. P. S. Bedingungen für die Ver- lichen Kämpfen entgegengetreten sind. Nachdem man diese Bedenken daß die sanitären Vorsichtsmaßregeln, wie wir sie verstehen, ganz einigung aufgestellt, die einmal sachlich unannehmbar waren, soweit als außerhalb der jezigen Sache liegend bekämpft und damit moti- etwas anderes find, als das, was die Agrarier damit meinen. Mit sie für polnische Angelegenheiten den polnischen Parteitag ala viert hatte, daß die Leute als Mitglieder der Arbeitgeberorganis dieser Sicherung wird die Wirkung der Resolution nicht ganz aus­höchste Instanz gelten lassen wollen. Das geht unseres Erachtens fationen nicht anders handeln konnten, wurde der Vorschlag der bleiben. nicht an. Wir dürfen niemals unserem Gesamtparteitag das Recht Kommission zur Stadtverordnetenwahl mit 48 gegen 31 Stimmen Dr. David- Mainz: nehmen, in allen die Partei betreffenden Fragen endgültig zu angenommen." Ich glaube, es ist nicht notwendig, darüber zu Scheidemann hat mit den Worten gefchloffen: Durch Kampf entscheiden. Aber auch in formeller Beziehung machte der Parteitag reden, wie unsinnig ein solcher Standpunkt ist. Nach dieser Logit zum Sieg und nicht durch Kuhhandel zu Mandaten! Er hat damit der P. P. S. in Kattowiß weitere Verhandlungen unmöglich da- müßten wir jede Handlung der Konservativen und Nationalliberalen Effekt erzielt, aber in dem Satz steckt auch schon das Bösartige, das durch, daß er beschloß, die Einigung müsse unter den angegebenen billigen. Nun tam nach diesen Abmachungen in Darmstadt ein in der Diskussion über die Mainzer und andere Stadtverordneten­Bedingungen erfolgen. Wenn die Genossen von der P. P. S. Schreiben von Genossen aus Darmstadt an mich, in dem Protest wahlen zutage getreten ist, nämlich daß man einem Teil der Genossen als Grund ihres Verhaltens angeben, daß sie in Rücksicht auf die erhoben wurde gegen dies Verhalten. Es heißt da:" Jedoch kann unterstellt, fie machten ihre Haltung abhängig von Gesichtspunkten, Nationalpolen vor der Welt möglichste Unabhängigkeit von der vom Abschließen eines Kompromisses teine Rede mehr fein, die nicht im Interesse der Partei liegen, sondern sie ließen sich leiten deutschen Sozialdemokratie zeigen müffen, so können wir das nicht sondern man hat sich die Scharfmacher im Baugewerbe einfach von dem Wunsche, Mandate zu ergattern. Es ist in einzelnen Fällen gelten lassen. Behaupten diese Nationalpolen doch auch jetzt noch, aufoftroyieren lassen. Eine solche Zumutung tann sich die sogar direkt den beteiligten Personen der Vorwurf persönlicher Streberei daß die polnischen Sozialdemokraten nur ein Anhängsel der deut- Arbeiterschaft Darmstadts nicht gefallen lassen, für einen Herrn gemacht worden. Ich muß diese Unterstellung mit aller Entschieden schen Sozialdemokratie seien. Mir ist diese Rücksicht auf Gegner Schaub oder Sames einzutreten, die in der unverfrorenſten heit zurückweisen. Für die Mainzer Genossen war nur das auch viel zu opportunistisch. Uebrigens hat die P. P. S. bei Weise Tausende von Arbeitern auf das Pflaster werfen, um Streben geltend, das Interesse der Partei so gut zu wahren wie früheren Einigungsverhandlungen die Forderung des selbständigen sie durch Hunger zu zwingen, der Organisation den Rücken zu die Situation es ihnen ermöglichte. Wir führen unter ganz anderen polnischen Parteitages ohne weiteres aufgegeben, also nicht für fehren. Zu solchem Kuhhandel können die Arbeiter Darmstadts Bedingungen den Kampf als die Genossen in Norddeutschland. Sie unbedingt notwendig gehalten. Wir bedauern im Interesse unserer niemals ihre Zustimmung geben." Weiter wurde mir geschrieben, haben meist eine Klaffeneinteilung, Sie können auf die dritte Klaffe Sache, daß die Einigung nicht zustande kommen fann. Wie mir dieser Bericht sei von Darmstadt aus an das offizielle Organ für rechnen; Sie haben die Bezirkseinteilung. Hätten wir in Mainz von einem als Gaft auf dem Parteitage anwesenden Vorstands- Darmstadt , an die Mainzer Volkszeitung" geschickt, aber nicht auf Ihr Wahlrecht, so würden wir genau so gefämpft haben wie Sie, mitgliede der P. B. S. mitgeteilt wird, will der Vorstand der genommen worden. Das begreife ich allerdings, weil es ein haar- wir würden ganz allein aus unserer Partei heraus die dritte 2. B. S. das ominöse Wörtchen muß" in seiner Buschrift an träubender Zustand geworden wäre, wenn die Mainzer Bolts Slaffe mit unseren Leuten ohne irgendwelche Vereinbarungen zu unferen Parteivorstand nicht aufrecht erhalten. Erklärt er das offiziell unserem Vorstande, so wäre der Weg zu neuen Verhand./ zeitung" in Mainz mit den Nationalliberalen zusammen in den erobern gesucht haben.( Nuf: Offenbach !) Ich komme noch auf die Nationalliberalen hätte vermöbeln wollen. Nun haben die Genossen gesagt, sie hätten selaffeneinteilung, die ganze Stadt bildet einen Bezirk und auf einem den Kampf prinzipiell geführt. In dem Wahlaufruf im Mainzer Bettel werden alle Namen verzeichnet. Das ist turz ausgedrückt, ein Barteien gemeinsam vor die Wählerschaft unserer Vaterstadt, es gilt habt worden, keine Partei hat jemals daran gedacht, die sämtlichen Parteiorgan hieß es: aber" Bum zweitenmal treten die vier liberalen Bettel werden alle Namen verzeichnet. Das ist furz ausgedrückt, ein fogenanntes wildes Proportionalsystem. So ist es immer gehand die Ausübung des Wahlrechts am 1. Dezember". Die vier liberalen mandate einer Stadt für sich zu beanspruchen. Wir fordern ja auch Parteien, das ist ein Häuflein Demokraten sehr zweifelhafter Art, ein das Proportionalsystem, freilich nicht das wilde, fondern häufchen von Freifinnigen, Arm in Arm mit den Nationalliberalen und das geordnete. Es kann sich nur darum handeln, eine richtige den Sozialdemokraten.( Hört! hört!) Unter diesen Umständen war ein Parteigruppierung herbeizuführen. In der Regel sind wir nun prinzipieller Kampf ausgeschlossen. Man braucht ja aus dieser ganzen Geschichte teine Staatsaktion zu machen, aber nachdem die gar nicht in der Lage, soviel Kandidaten aufzustellen, um die ganze Stadt zu besetzen. Besezen wir nur einen Teil, so geben wir 8 Uhr. Eine Reihe von Begrüßungstelegrammen werden ver- Genossen es heute so hinstellen, als ob ihr Vorgehen ganz natürlich damit den Gegnern freie Hand, auch bei unseren Wählern mit war und sie es jeden Tag von neuem so machen würden, war es schönen und unschönen Mitteln zu arbeiten, um sie zu veranlassen, doch notwendig, die Sache vorzubringen, damit der Wiederholung die nicht ausgefüllten Kandidatenstellen durch diese oder jene bürger­folcher Vorkommniffe ein Riegel vorgefchoben wird. Wir haben in liche Gruppe zu befeßen. Dieser Zustand ist viel schlimmer, denn Offenbach in einem sehr hartnädigen Stampfe gestanden gegen er trägt bie Rorruption in die Reihen unserer Wähler hinein. Nationalliberale, Zentrum usw. und machten dieser Koalition doch mit Recht den Vorwurf, daß das eine ganz charakterlose Gesellschaft Nehmen wir ein halbes Dußend gegnerische Kandidaten mit auf, fümmern uns nicht um bie uns am besten gefallen, und sei. Dann mußte ich aber ein paar fehr bittere Pillen herunter- bas, was die Gegner machen, so verschaffen wir ihnen von Der Barteltag hat 808 Teilnehmer. Darunter find 251 Delegierte ürgen, als geschrieben wurde: Tut doch nicht so, die Mainzer fuh vornherein den Sieg, denn sie haben unsere Stimmen und die unserer mit 258 Mandaten, 40 Abgeordnete ohne Mandat, außerdem der handeln ja mit den Nationalliberalen und in Darmstadt tuhhandelt Gegner. Nehmen wir keine Leute aus anderen Parteien, dann Ihr mit den anderen gegen die Nationalliberalen. Ich meine, wir werden Kandidaten irgendwelcher fleiner Vereine gewählt, die feinen Parteivorstand, die Kontrollkommission, Genosse Eisner als Vertreter halten es mit unserer alten Devise: Durch Kampf zum Sieg, aber Anspruch haben, auf dem Rathause zu sein, weil sie feine ent Des Vorwärts" und Genosse Bérard als Vertreter des Hamburger nicht: durch Kuhhandel zu Mandaten. ( Lebhafter Beifall.) sprechende Bevölkerungsgruppe hinter sich haben. Die einzige Geschäfts. Genoffe Ged, der der Kontrolltonimiffion angehört, ist durch Krankheit verhindert, anwesend zu sein. Ferner find 11 Gäste aus dem Möglichkeit, aus diesem Wirrwarr herauszukommen, ist, daß man, wenn man feine Aussicht hat, mit dem ganzen Zettel durch­Auslande erschienen. Gegen das Mandat der Genoffin Wagner- Chemnitz Als wir die polnische Arbeiterpartei gründeten, wollten wir die zukommen, sich mit den gegnerischen Parteien verständigt und eine ist ein Protest eingereicht worden, weil die Wahl ohne Verständigung mit der Barteiorganisation vorgenommen worden ist. Nach dem sächsischen Behauptungen unserer Gegner, daß wir im deutschen Solde ständen, Anzahl ihrer Kandidaten auf den Bettel nimmt, wegegen die Gegner Statut hätten die Chemnißer Frauen die Wahl in der Partei- unmöglich machen und die polnischen Arbeiter zu Sozialdemokraten sich verpflichten, auch unsere Kandidaten auf ihren Bettel zu nehmen. versammlung vornehmen müssen. Außerdem seien in der Frauen- erziehen. Durch die Umstände sind wir gezwungen worden, die Die Ludwigshafener sind darüber hinausgegangen, und es hat mich versammlung viele Richtorganisierte gewesen und hätten sich an der nationale Frage mehr in den Vordergrund zu schieben. Wollen gewundert, daß Scheidemann nicht darauf hingewiesen hat. Die Wahl beteiligt. Die Kommiffion war der Ansicht, daß das Vor- wir irgendwelche Erfolge erzielen, so können wir unmöglich unsere Budwigshafener haben aus dem wilden Proporz einen wirk­den Wahlkampf ausgeschaltet. gehen der Chemnitzer Frauen allerdings nicht forrett war, daß fie Selbständigkeit aufgeben. Es ist alles Mögliche versucht worden, lichen Proporz gemacht und ihre Delegierte in der Parteiversammlung hätten wählen müssen, um die Einigkeit mit der großen deutschen Bruderpartei herbei Wenn Sie diese allgemeinen Gesichtspunkte ins Auge faffen, daß aber unser Statut ihnen in der Tat das Recht gibt, eine zuführen. Leider aber ist P. P. S. dazu gekommen, die Betonung werden Delegierte in einer besonderen Versammlung zu wählen. Wir ber nationalen Politik so zu ihrer Hauptaufgabe zu machen, daß beantragen daher, alle Mandate für gültig zu erklären, aber den sie fast gar nicht mehr von den Korfanty - Leuten zu unterscheiden ist. Chemnizer Genoffinnen aufzugeben, in Zukunft die Delegierten in Daher muß sich die deutsche Partei gegen sie wenden. Parteiverfammlungen zu wählen.

lungen gegeben. Ich bitte Sie daher, zugleich im Namen der Bremer Antragsteller, unserem Borstande die Möglichkeit zu diesen nehmen. Für die Entwidelung der Sozialdemokratie im dunklen neuen Verhandlungen zu geben, indem Sie den Antrag 128 an­Oberschlesien wäre das von großer Bedeutung. Die Debatte wird hierauf vertagt.

Der Barteitag beschließt, die Einladung der Jenaer Genossen gu dem Ausfluge am Mittwochnachmittag anzunehmen. Schluß 1 Uhr.

Lefen.

Nachmittags- Sizung.

Bunächst nimmt der Parteitag den Bericht der

entgegen, ben

erftattet.

Mandatsprüfungs- Kommission

Böhle- Straßburg

Weber- Chemnitz :

Merkowski:

Brecour- Kiel

-

berichtigt eine Stelle aus dem gedrudten Vorstandsbericht, die von Ich bin beauftragt, für die ungültigkeit des Mandats der Ge- den Kieler Gemeinderatswahlen handelt( Seite 20). Die Stieler noffin Wagner einzutreten. Nach dem neuen Organisationsstatut Freisinnigen haben den Zensus nicht auf die höchste, sondern die wird ja solchen Vorkommnissen ein Riegel vorgeschoben. Mit der zweithöchste zulässige Stufe hinaufgeschraubt. Außerdem ist außer notwendigen Disziplin vertragen sich solche Vorgänge nicht. Die Adler noch ein anderer Genosse gewählt worden. Frauen haben uns gesagt: Wir fümmern uns nicht um die Partei­versammlung, sondern wählen in einer besonderen Versammlung eine Delegierte. Das geht auf die Dauer nicht!

Nach dem Vorschlage der Kommission werden alle Mandate für gültig erklärt und wird das Verhalten der Chemnizer Genossinnen

als inforrett bezeichnet.

Darauf wird die

Diskussion über die Tätigkeit des Parteivorstandes mit den dazu gehörigen Anträgen fortgefeßt.

Trautmann- Mannheim :

Schulz- Bremen:

Den Ausführungen Molkenbuhrs zu den Klagen über den Mangel an gefchulten Rednern muß ich in einigen Punkten widersprechen. Moltenbuhr sagt, man solle bei dem altbewährten Mittel bleiben, junge Kräfte dadurch heranzubilden, daß man sie zunächst über Tagesfragen reden läßt. Das genügt aber für die heutige Zeit nicht mehr. Schon vor 11 Jahren hat Rautsty auf den bedauerlichen Mangel an theoretischer Durchbildung bei der großen Masse der Genossen hins gewiesen. Heute ist das in noch weit höherem Maße zutreffend. Mit dem Wachstum der Partei in die Breite hat das Wachstum in Der Genosse Meister hat über den Fall Hindorf nur un die Tiefe nicht gleichen Schritt gehalten. Außerdem nimmt die Ge­vollkommen berichtet. Hindorf war wohl arbeitslos, aber er hatte werfichaftsbewegung immer mehr Kräfte in Anspruch; auch die Zahl feine Arbeitslosigkeit selbst verschuldet; weiter ist ihm seitens des der Parteibeamten wird immer größer, umso größer wird der Arbeiter Sängerbundes eine Unterstützung in Höhe der von den Mangel an Kräften, die in der Lage jind, an der theoretischen Schneidern gezahlten Streitunterstüßung wiederholt angeboten Durchbildung der Genossen zu arbeiten. Gewiß müssen wir den worden, aber er lehnte sie ab und wurde, Streifbrecher. Infolge- Nat Moltenbuhrs befolgen, an die praktischen Tagesfragen an deffen wurde der Antrag auf Ausschluß aus der Partei gestellt. zuknüpfen; außerdem aber muß auch mehr für die prinzipielle Durch Das Schiedsgericht hat dem Antrage auf Ausschluß mit fünf gegen bildung geschehen; wenn dann die nötige theoretische Klarheit bor zwei Stimmen zugestimmt. Was die Kontrollkommission zu dem handen ist, ergibt sich die Stellung zu den praktischen Tagesfragen von selbst. entgegengesetzten Urteil beranlaßt hat, weiß ich noch nicht, da uns Vorgänge wie die in Mainz würden dann wohl unterbleiben. Es die Begründung des Urteils noch nicht zugegangen ist. Wir be­halten uns weitere Schritte in dieser Angelegenheit vor, wir sind noch nicht davon überzeugt, daß die Kontrolkommission das Richtige getroffen hat.

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Sie die Haltung der Mainzer Genossen viel besser verstehen. Scheidemann wundert sich darüber, daß die Sache nicht auf der hessischen Landeskonferenz bebattiert ist. Er fagt: wir hätten da die Abrechnung angekündigt. Das stimmt nicht, die Ab­rechnung ist uns von Scheidemann angekündigt worden, und deshalb haben wir speziell auch Adelung erklärt, wir sind bereit, uns mit den Genoffen darüber zu unterhalten. Die Genossen auf der Landestonferenz waren aber einmütig, der Meinung, daß wir mit Rücksicht auf den Landtagswahlkampf die Erörterung bis zum nächsten Jahre vertagen, dann aber eine ausgiebige Debatte herbei­führen, nicht indem wir uns gegenseitig schlecht machen, sondern indem wir beraten, wie wir am besten einheitliche Verhältnisse herstellen. Sie können sich darauf verlassen, daß das geschehen wird. Jedenfalls haben wir uns von sachlichen Momenten leiten lassen. Die Mainzer Ge­nossen stehen hinter den Genossen des übrigen Deutschland nicht zurück. wenn Sie das anerkennen, dann wird so mancher, der glaubt, er muß, sowie einmal bei uns etwas passiert, uns fritisieren, die Feder niederlegen und sich erst besser unterrichten, bevor er uns etwas am Beuge flidt.

Dr. Michels- Marburg :

Während der Maroffo- Konflikt akut war, find in der bürger lichen Presse Aeußerungen von Genossen verbreitet, die, wenn sie wirklich gefallen wären, eher von den Präsidenten eines Krieger­vereines als von einem deutschen Sozialdemokraten stammen können. Nichts destoweniger ist es notwendig, hier bor aller Welt zu erklären, wie die deutsche Sozialdemokratie zu den internen Plänen unserer Diplomatie steht. Es ist erfreulich, daß wir zwei Resolutionen vor uns haben, die mit aller Deutlichkeit sagen, daß das deutsche Volt den Frieden will, auch gegen die Regierung. Nur scheinen mir beide Refolutionen in ihrer Begründung auseinanderzugehen. In der Resolution, die an die Adresse der englischen Genossen gehen soll, heißt es, daß die deutsche Sozialdemokratie entschloffen ist, vor­fehlt besonders auch an Mitteln zur Heranbildung der Jugend. In fommendenfalls mit allen zu Gebote stehenden Mitteln den Aus­der Gleichheit" ist über die Notwendigkeit der Heranbildung der bruch eines Krieges zwischen beiden Ländern zu verhindern. Da­Jugend eine Debatte entstanden. Ich halte diese Notwendigkeit für gegen heißt es in der Resolution, die die Redeverbote gegen Adler, in noch höherem Maße gegeben, als aus diesen Artikeln hervorgeht. Jaurès usw. tadelt, daß die deutsche Sozialdemokratie es als ihre Die Partei hat diese Aufgabe bisher vollständig vernachlässigt, es vornehmste Aufgabe ansieht, dem Kriege, gegen welches Volt auch Der Parteivorstand müßte den Fragebogen eine andere Fassung ist unbedingt notwendig, daß ihr mehr Aufmerksamkeit ge- immer er provoziert werden sollte. den Strieg zu erklären. Was geben, oder noch besser zwei Fragebogen herausgeben, einen für den schenkt wird. Es ist ja nicht nötig, dazu Reichstags. Abgeordnete heißt es, dem Kriege den Strieg erklären? Darunter fann man die find Streisvertrauensmann, der über die Verhältnisse des ganzen Kreises heranzuziehen so schon genug beschäftigt sich alles mögliche denken. Ich möchte deshalb, daß Sie die ändern, unsere daß fie in Mittel reichen aus, die Redeverbote so andere geschulte Resolution zu berichten hat, und einen für die einzelnen Orte. Dann würde aber ber anderen Resolution übereinstimmt. weitigstens tein falsches Bild aus der Statistit herauskommen. Das Kräfte mit dieser Aufgabe zu betrauen. Es wäre auch wünschens- diesem Punkte mit Referat von Molkenbuhr hat den Eindruck erweckt, als wären wir viel wert, mehr positiv aufklärende Schriften herauszugeben und nicht Man tönnte diese Aenderung für unwesentlich halten, aber wir find zu bescheiden in der Agitation. Die Agrarier konnten infolge ihrer rück- immer nur solche, die sich an praktische Vorfälle der Tagespolitit durch unsere Haltung in den Verdacht gekommen, der Regierung in fichtslosen Agitation einen riesigen Beutezug auf Kosten des Volkes machen. anlehnen. Die Praris sorgt schon für sich selbst. lleber die Pragis ihren abenteuerlichen kolonialen Plänen zu folgen, und nur die Auch wir müssen eine regere Agitation entfalten. Dazu ist es aber ist aber in den legten Jahren die Theorie au furz gefomunen. Da äußerste Deutlichkeit und Schärfe fann diefen Verdacht zerstören. notwendig, daß den agitatorisch tätigen Genossen das geeignete durch, daß wir in diefer Beziehung Belehrung schaffen, entziehen wir müssen bei einem internationalen Konflikt mit der allergrößten Material zugeht. In dieser Beziehung läßt der Parteivorstand wir am besten den unerquicklichen Debatten der legten Zeit den Schärfe betonen, daß für die deutsche Arbeiterklasse nationale Fragen heute nicht existieren, sondern daß sie noch immer auf den alten leider sehr viel zu wünschen übrig.

Edermann- Rathenow :

Boden.

um

gegen