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4. Festsetzung der Zahl der Mitglieder des Vorstandes und die prozentuale Verteilung derselben auf die einzelnen Kreise. 6. Beschlußfassung über eventuelle Anstellung und Besoldung von Die gefaßten Beschlüsse der Generalversammlung sind bindend für die acht Streiswahlvereine.

§ 7. Die Parteigeschäfte in den einzelnen Kreisen werden von den Kreiswahlvereinen selbständig geregelt.et

Jeder Kreiswahlverein hat seine Bezirkseinteilung den Grenzen der Reichstagswahlbezirke anzupassen.

Das in den Kreiswahlvereinen zu erhebende Eintrittsgeld be­trägt 10 Pf., der monatliche Beitrag 25 Pf.

Jeder Parteigenosse hat sich der Organisation seines Kreises an­zuschließen; dauernde Tätigkeit in einem anderen Kreise ist einzeln oder gruppenweise nur mit Genehmigung des Vereinsvorstandes ge= stattet.

§ 8. Mitgliedsbücher und Beitragsmarken sind für alle Kreis­wahlvereine einheitlich. Für jede vom Kassierer entnommene Bei­tragsmarke sind von den Kreiswahlvereinen 5 Pf. zu zahlen.

Alle in den Kreisen vereinnahmten Gelder, die nicht zur Deckung eigener Ausgaben Verwendung finden, sind an den Verbandsvorstand abzuführen.

§ 9. Das Geschäftsjahr beginnt am 1. Januar und endigt mit beni 31. Dezember. Nach Schluß eines jeden Geschäftsjahres ist ein gedruckter Jahres­bericht herauszugeben und muß derselbe mindestens vier Wochen vor der stattfindenden Generalversammlung den einzelnen Kreiswahl bereinen zugestellt sein. § 10. In dem vom Vorstande herausgegebenen Korrespondenz­blatt hat derselbe allmonatlich über die wichtigsten Vorgänge im Verbande sowohl wie in den Kreiswahlvereinen zu berichten. Das Korrespondenzblatt ist sämtlichen Vorstandsmitgliedern, Abteilungs­und Bezirksführern der Kreiswahlvereine unentgeltlich zuzustellen. § 11. Anträge auf Aenderung dieses Statuts sind mindestens vier Wochen vor der Generalversammlung dem Zentralvorstande einzureichen und bedürfen zu ihrer Annahme der Zustimmung von zwei Dritteln der auf der Generalversammlung Anwesenden.

Der Wahlberein für den dritten Kreis war der erste, der sich in seiner am Dienstag abgehaltenen Generalversammlung mit der Beratung des Entwurfs befaßte. Der Vorsitzende Frit legte den­selben der Versammlung vor und bemerkte, der dritte Wahlkreis habe unter der alten Organisation sehr gut gearbeitet, er habe die Frage der Reorganisation noch nicht aufgerollt und habe auch kein Bedürf­nis nach einer neuen Organisation. Es sei nun Sache der General bersammlung, zu dem von der Kommission angenommenen Entwurf Stellung zu nehmen.

Parteibruckerei gestrichen. Im dritten Absatz werden statt 3 Kreis­wahlvereine deren 2 gesezt und im letzten Absatz wird statt Korrespondenzblatt"" Borwärts" gesagt.

Jm§ 6 werden im Absatz 2 die Worte über Parteifragen", im Absatz 3 und der Revisoren", im Absatz 4 und die prozentuale Verteilung derselben auf die einzelnen Kreise" gestrichen. Jm§ 7 wird hinter die Parteigeschäfte" eingeschaltet sowie die Aufstellung sämtlicher Kandidaturen". Der lezte Absatz dieses Paragraphen wird gestrichen. Im§ 8 wird der letzte Absatz gestrichen.§ 10 wird ganz gestrichen.

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Die Versammlung nahm in der Gesamtabstimmung das so ge­änderte Statut an, sah von einer Abstimmung über die Resolution Heilmann- Jonas ab und überwies dieselbe dem Vorstande,

Gerichts- Zeitung.

Preußische Husarenleutnants.

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Beit unsichtbar gemacht und wurde dann endlich als Pferdehändler Willy Berg" festgenommen. Unter diesem Namen hatte er Bekannt schaften mit Mädchen angeknüpft und diese dann in raffinierter Weise bestohlen. Wegen dieser Straftaten ist er zu 5 Jahren Zuchts haus verurteilt worden. Gestern trat seine ehemalige Sklavin als Anklägerin gegen ihn auf. Er versuchte zwar, sie unglaubwürdig zu machen, da aber deren Aussage durch andere Zeuginnen voll bestätigt wurden, so war sein Schicksal besiegelt. Sein Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Coßmann mußte sich darauf beschränken, den Angeklagten, der sich in einer gewissen Zwangslage befunden habe, einer möglichst milden Beurteilung zu empfehlen. Der Gerichtshof verurteilte ihn zusäßlich zu 2 Jahren Zuchthaus, so daß dem Vampyr auf 7 Jahre das Handwerk gelegt ist.

Vermischtes.

§ 175. Vor dem Landgericht München I   wurden die Schriftsteller" Rudolf und Hans Scherer, zwei mißratene Sprößlinge eines hohen Regierungsbeamten im Elsaß, wegen eines an einem Münchener   Aristokraten nach§ 175 verübten Erpressungs­versuchs zu je 1 Jahr 2 Monate Gefängnis, ein dritter Gin umfangreicher Wucherprozeß gelangte gestern zur Verhand- im Bunde, ein Edier Sauer von Sauersperg, wurde von lung vor der 4. Straffammer unter Borsik des Landgerichtsdirektors der gleichen Anklage aber freigesprochen. Die beiden Ge­Quast. Die Anklage richtete sich gegen den Vermittler Gust a v brüder Scherer verfaßten über den Aristokraten eine Broschüre, deren Hiete und den Trainer Hermann Struwe und lautete auf Erscheinen sie in Aussicht stellten und erklärten sich bereit, gegen Bucher   bezw. Betrug und Unterschlagung. Zwei Husaren- eine Abfindung von 4000 M. von einer Anzeige an die Staats­anwaltschaft abzusehen. leutnants benötigten gegen Ende 1903 bares Geld und ver­suchten, sich ein größeres Darlehen zu verschaffen. Sie wurden durch Die Kammerfrau der Herzogin. Vor dem Schöffengericht Sie I einen Verwandten auf Siete hingewiesen und kamen durch diesen mit wird Donnerstag die Privatbeleidigungsklage der Kammerfrau und Struwe in Verbindung, der ihnen 12 000 M. zu verschaffen versprach. Gesellschafterin der verstorbenen Herzogin Amalie von Schleswig­Sie erhielten das Geld unter eigenartigen Umständen. Die Offiziere Holstein, Fräulein Anny Milewsky, gegen die Prinzessin übergaben den Angeklagten drei Wechsel zu 6000 M. und zwei Wechselenriette von Schleswig- Holstein  , die Gemahlin des zu 3000 M. Dafür erwarben sie die dem Struwe gehörigen Renn- Geheimrats von Esmarch, verhandelt werden. Der Fall Milewsky pferde Harsegyll" und Schöngeist" für zusammen 12 000 M. Die hat schon im September v. J. das Berliner   Landgericht beschäftigt, Pferde wurden als völlig fehlerfrei hingestellt. Für die anderen vor dem sich Fräulein Milewsky in einem sehr merkwürdigen Prozeß­Wechsel sollten die Offiziere alsbald 12 000 M. mit Abzug von 6 Proz. verfahren wegen Diebstahls an Schmudsachen der Herzogin Amalie Diskont durch Struwe erhalten. Hiete sollte 5 Proz. Provision von zu verantworten hatte. Die Verhandlung wurde vertagt, Fräulein der ganzen Summe von 24 000 m. erhalten. So behauptet er Milewsky aber wegen luchtverdachts in Haft genommen. In wenigstens, während die Offiziere behaupten, daß die Provision sich dieser Verhandlung gelangte ein Brief der Prinzessin Henriette an nur auf die bar zu leistenden Summen beziehen sollte. Ferner den Herzog Ernst Günther zur Kenntnis des Fräulein Milewsky. sollte Struwe, der die Pferde gegen je 120 M. monatliche Vergütung In diesem Brief wird Fräulein Milewsky als eine große Verbrecherin in Pension behalten sollte, 15 Proz. der durch dieselben zu erzielenden hingestellt, sie wird des Diebstahls bezichtigt und es wird die Wen­Renngewinne erhalten. Nach Ansicht der Anklagebehörde stellte sich dung gebraucht, daß alles, was den Namen Milewsky trage, dieses ganze Geschäft als ein grob wucherisches dar, weil die den schon an sich erbrecher sei. Wegen dieses Briefes hat Fräulein beiden Angeklagten gewährten Vorteile für das Darlehen unver- Milewsky gegen die Prinzessin Henriette die Privat- Beleidi hältnismäßig hohe gewesen seien und außerdem die beiden Pferde gungsklage erhoben. einen viel geringeren Wert gehabt hätten, als an Struwe dafür be­zahlt wurde. Die Anklage führte ferner ins Feld, daß es sich um junge Offiziere handele, die sehr leichtsinnig das ganze Geschäft ab­geschlossen und leichthin 24 000 M. Wechsel aus der Hand gegeben Der§ 1 des Entwurfs wurde hierauf von der Versammlung hätten, ohne sich von dem Wert der Pferde überzeugt und ohne von unter choleraverdächtigen Erscheinungen gestorbenen Kinde des Ar­Die Cholera. Aus Bromberg   wird berichtet: Bei dem ohne Debatte angenommen. der Wechselvaluta einen angemessenen Betrag zu erhalten. Gegen Dann sprach kräcker den Wunsch aus, daß Fritz bei jedem Hingabe der Wechsel soll Struwe nur 300 m. bar und am nächsten beiters Fürst in Adolfsdorf( Kreis Wirsiz) ist Cholera als Todes­Paragraphen über die Kommissionsberatungen referiere.ritage 1000 M. gezahlt haben. Mit dem Rest wurden die Offiziere, ursache feſtgeſtellt. Die fünfjährige Schwester des verstorbenen kam dem Wunsche nach und gab zunächst zum§ 2 einige Erläute wie behauptet wird, vertröstet. Struwe soll dann allmählich an Siete Kindes ist gleichfalls an Cholera erkrankt. rungen. Das im Absah d vorgesehene Korrespondenzblatt solle die Wechselvaluta bis auf 4500 m. ergänzt und Hiete sich noch einen Vier Personen im Polizei- Arrest erstickt. Aus Ratibor   meldet monatlich einmal erscheinen und den Bezirksführern geliefert namhaften Betrag von über 600 M. für seine Provision zurück der Oberschles. Anzeiger": Das Polizei- Arrestgebäude birgt in werden, um sie über die Angelegenheiten der Gesamtorganisation behalten haben. Ein Teil des entstandenen Schadens ist dadurch seinem Parterre einen Raum, der als Unterkunftsraum für Aus­zu informieren. Kräder führte aus, durch die Bestimmung wieder gut gemacht worden, daß es dem Vater des einen Offiziers wanderer benutzt wird, die, wegen Krankheit oder aus anderen des Absatzes a scheine die Selbständigkeit der einzelnen Kreise be- gelang, einen Wechsel von 6000 M. von Strute zurückzuerhalten. Gründen von der Weiterreise ausgeschlossen, die Nacht über in droht, denn wenn auch die Wahlen vom Gesamtverband vorbereitet Der zweite Wechsel von 6000 M. ist mit Damnum weiter begeben Ratibor   bleiben müssen. Gestern wurden fünf Auswanderer, und werden sollen, dann wolle dieser wohl auch in der Kandidatenfrage worden und der Vater hat ihn für 4600 M. einlösen müssen. Die zwar die 27 Jahre alte Pauline Kopecz aus Gronkow, Bezirk das entscheidende Wort haben. Das Recht über diese Frage ſelb- beiden Wechsel über 3000 M. mußten voll eingelöst werden. Für die Nowitarg in Galizien   und deren drei Kinder Johann, 8 Jahre alt, ständig zu entscheiden, müsse aber dem Kreise erhalten bleiben. leßten Wechsel hatte Struwe eine Vollblutstute gekauft, die aber an Marie, 6 Jahre alt und Stanislaus, 4 Jahre alt, sowie die 55 Jahre Redner hätte gewünscht, daß zu diesem Punkt des Entwurfes Ver- Lungenentzündung einging. Nach Ansicht der Anklage hat sich alte Marie Blaczonsky aus Kassa in Ungarn  , welche nach Amerika  besserungsanträge gestellt worden wären. och bemerkte darauf, Struwe bei diesem Darlehnsgeschäft nicht nur des Wuchers, sondern reisen wollten, infolge infettiöser Augenkrankheit hier zurückgehalten die Vertreter des Kreises in der Kommission hätten in der von auch des Betruges schuldig gemacht, indem er die Pferde für tadel- und sollten heute nach ihrer Heimat zurückbefördert werden. Sie Kräder angegebenen Richtung zu wirken versucht. Sie hätten in frei erklärte, während sie Fehler an den Beinen gehabt haben sollen. wurden über Nacht in dem obenerwähnten Raum untergebracht. der Kommission beantragt, im Absatz a die Worte, Wahlen und" zu Siete soll sich, als die beiden Offiziere wegen verzögerten Abschlusses Auf ihren Wunsch ließ der Stockmeister die in dem Raum an­streichen, und daß im§ 7 ausdrücklich gesagt werde, sämtliche Kandi- des Darlehnsgeschäfts mit ihm einstweilen ein anderes kleineres gebrachte offene Gasflamme brennen. Um 10 Uhr abends re­daturen werden vom Kreise selbst aufgestellt. Darlehnsgeschäft eingingen, noch der Unterschlagung eines Betrages bidierte der Stockmeister zum letztenmal den Raum und fand alle von 300 M. schuldig gemacht haben. Die Angeklagten bestritten jede noch bei bestem Wohlsein. Als er dagegen um 5% Uhr die Leute Schuld und hatten durch die Rechtsanwälte Morris, Dr. Braßweden wollte, fand er alle fünf leblos auf den Strohsäcken. Der und Dr. Davidsohn sowohl bezüglich der Güte der Pferde, als Unterkunftsraum war mit Gas angefüllt, die Gasflamme war ver­auch bezüglich manch anderer mit hinein spielender sportlicher Ver- löscht, der Hahn jedoch nicht geschlossen. Die Untersuchung der hältnisse einen Entlastungsbeweis antreten lassen. Die Erörterung beiden Frauen und der jüngsten Kinder durch die Aerzte ergab, der ganzen Angelegenheit dehnte sich bis zum späten Nachmittag daß hier jede Bemühung vergebens sei, alle vier waren aus und entging nur mit knapper Not der Vertagung. Als Sach- bereits tot. Die Aerzte bemühten sich daher weiter um den verständiger war der Rittmeister a. D. und Vertreter des Union  - achtjährigen Knaben, der soweit hergestellt wurde, daß er ins Klubs Franz Wolff vernommen worden. Die Angeklagten ver- Krankenhaus geschafft werden konnte. Wodurch die Flamme zum langten aber in letter Stunde noch die Vernehmung eines Herrn Erlöschen gebracht wurde, ohne daß der Hahn zugedreht worden ist, von Schleinik, der bezeugen sollte, daß das Pferd Schöngeist" nicht das läßt sich nur vermuten. Die Gerichtskommission tam zu dem minderwertig war, er es vielmehr auf der Rennbahn in bester Ver- Schluß, daß lediglich die Verunglückten selbst an dem Unfall schuld fassung gesehen habe. Da Herr v. S. aber nicht zur Gerichtsstelle sind!! Offenbar störte sie bei ihren franken Augen das Gaslicht. geschafft werden konnte, wurde schließlich auf seine Vernehmung( Aber sie hatten doch angeblich das Licht gewünscht! R. d. V.") berzichtet. Auf Grund der Ergebnisse der Beweisaufnahme kam der Sie brachten es deshalb zum Verlöschen, und zwar, wie sie es in Gerichtshof zu einem Schuldigspruche im Sinne der Anklage und ver- ihrer Heimat mit Talg- bezw. Petroleumlicht gewohnt waren, durch urteilte Siete zu neun Monaten, Struwe zu 1 Jahr einfaches Ausblasen. An ein Abdrehen des Gashahnes haben Gefängnis, beide auch zu je 500 M. Geldstrafe. Hiete wurde sie natürlich nicht gedacht. Das Gas strömte aus und bereitete sofort in Haft genommen, Struwe befand sich schon in einer anderen den Leuten ein jähes Ende. Sollte in diesem Fall nicht wirklich Sache in Haft. eine sehr gründliche Untersuchung am Platze sein? Aus Göteborg   wird berichtet: In Lundby auf der Insel Hisinge fand gestern mittag ein starkes Erdbeben statt. Um 12 Uhr vernahm man ein unterirdisches Getöse, gleichzeitig begannen die Häuser so start zu zittern, daß die Wände und Mauern Risse erhielten. Die Erderschütterung dauerte etwa eine Minute. mehreren Stellen entstanden tiefe Risse, die mehrfach einen Fuß breit waren. In dem östlichen Teile der Insel ist der Erdboden bedeutend eingefunken. Neun Häuser wurden durch das Erdbeben beschädigt.

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Ant

Diese Anträge wurden nun in der Versammlung erneuert. Die §§ 2, 7, 8, 10 wurden, weil sie dieselben Gegenstände betreffen, gemeinsam diskutiert. Kräder beantragte, den letzten Absatz des§ 7 zu streichen. Es müsse jedem Parteigenossen überlassen bleiben, selber darüber zu entscheiden, in welchem Streife er mit­arbeiten will. Dies selbstverständliche Recht der Parteigenossen dürfe nicht von der Genehmigung des Gesamtvorstandes abhängig ge­macht werden. Friß und Hoch bemerkten dazu, daß auch in der Kommission dahingehende Anträge gestellt worden seien. Von den Befürwortern des letzten Absatzes des§ 7 sei jedoch bemerkt worden, diese Bestimmung werde in der loyalsten Weise gehandhabt werden, es handele sich nur darum, daß der Gesamtvorstand einen Ueberblick über die in jedem Kreise verfügbaren tätigen Genossen habe. In der Regel solle es jedoch so gehandhabt werden, daß die beiden größten Kreise, der 4. und 6., die nötigen Hülfskräfte an die kleineren Kreise abgeben. Heilmann führte aus, die Selb­ständigkeit der einzelnen Wahlkreise sei in dem neuen Organisations­statut der Partei, welches der Parteitag in Jena   angenommen hat, ausdrücklich festgelegt. Danach bilde der Wahlverein die Grund­lage der Organisation. Zur Frage der Kandidatenaufstellung habe der Referent, Genosse v. Vollmar, namens der Kommission aus­drücklich bemerkt, daß die Aufstellung der Kandidaten ein selbst- Ein Meineidsprozeß spielte sich gestern vor dem Schwurgericht verständliches Recht jedes Kreises sei, was von keiner Seite bestritten am Landgericht I   ab. Die jetzt 21jährige Anna Dremih hatte schon werde. Wenn nun in dem Statuten- Entwurf für Berlin   Be- als 17jähriges Mädchen sich ein Verhältnis" angeschafft und war, stimmungen enthalten seien, wonach die Entscheidung über Kandida- da ihre ordentlichen Eltern dies nicht litten, in eine Zwangs turen dem Gesamtverband übertragen werde, so widerspreche das dem erziehungsanstalt gebracht worden. Von dort kam sie als Dienst­Parteistatut und könne schon aus diesem Grunde nicht angenommen mädchen in die Familie eines Kaufmanns, und als sie eines Tages werden. Weiter wandte sich der Redner gegen den Absatz 2 des§ 6, beim Bettmachen unter dem Kopfkissen des Dienstherrn   ein Porte­wonach die Beschlußfassung über Parteifragen und gemeinsame Agi- monnaie mit fast 500 M. vorfand, stahl sie das Geld und suchte das tation zu den Aufgaben der Generalversammlung des Gesamt- Weite. Sie kaufte sich gute Garderobe, flanierte die Friedrichstraße verbandes gehören. Der Wahlkreis könne nicht damit einverstanden auf und ab und besuchte gewisse Cafés. Dort lernte sie den An­Beim Spielen verschüttet. Aus Frankfurt   a. M. wurde ge­sein, daß ihm die Entscheidung über Parteifragen genommen werde. geklagten Simons fennen, der als Erpresser, Betrüger, Kuppler  , Jede Richtung und jede Anschauung innerhalb der Partei müsse nach Dieb und Hehler jahrelange Zuchthaus  - und Gefängnisstrafen ab- meldet: Jm badischen Dorfe Laudenbach wurden während des Möglichkeit zur Gelfung kommen. Das sei aber ausgeschlossen, wenn gesessen hat und zurzeit wieder eine ihm vor kurzem wegen Dieb- Spielens auf einen Sandhaufen fünf Kinder verschüttet. Zwei von der Gesamtverband über Parteifragen entscheide. Das Recht der stahls zudiktierte fünfjährige Buchthausstrafe verbüßt. ihnen sind tot. fleinen Kreise würde dadurch stark beschnitten werden. Redner trat Simons etablierte sich bald als ihr Zuhälter und es wiederholte sich dafür ein, daß der dritte Kreis seinen Beitritt zum Gesamtverband auch hier wieder der typische Fall, daß das Mädchen in eine sklaven­für Berlin   davon abhängig mache, daß ihm das Selbstbestimmungs- artige Abhängigkeit von dem Vampyr geriet. Er unterwies fie in recht in den angeführten Punkten gewahrt bleibe. ihrem schamlosen Gewerbe, indem er ihr alle Schliche und Kniffe Nachdem sich die Diskussion noch weiter in dieser Richtung be- beibrachte, durch welche diese Mädchen der Straße Männer anzu­wegt hatte, ging eine von Heilmann und Jonas gestellte te locken und der Polizei ein Schnippchen zu schlagen verstehen, trieb solution ein. Sie lautet: sie immer wieder auf die Straße und nahm ihr täglich fast das Die Generalversammlung erklärt: Das Statut des Ver- ganze Sündengeld ab. Wenn es ihm nicht genug war, jette es bandes der Sozialdemokratischen Wahlvereine Berlins   beschränkt, Stockschläge und Fußtritte. Durch die Drohung, sie wegen des ihm entgegen den Parteiinteressen und dem neuen Parteistatut die bekannt gewordenen Diebstahls anzuzeigen, hielt er sie völlig in Selbständigkeit der einzelnen Kreise in übermäßigem Grade. Es seinem Banne und sie vermochte es nicht, die Sklavenketten zu zer ist für den dritten Kreis nur annehmbar, wenn die Aufstellung sprengen. Der Zufall wollte es, daß beide an demselben Tage von sämtlicher Kandidaturen und die Beschlußfassung über Partei- ihrem Schicksal ereilt wurden: sie wurde wegen des Diebstahls an angelegenheiten dem Kreise verbleibt.' ihrem Dienstherrn, er auf die Anzeige eines anderen Mdächens hin witterungsübersicht vom 27. September 1905, morgens 8 Uhr. wegen Zuhälterei festgenommen. Der Zufall wollte es weiter, daß beide sich in demselben grünen Wagen" widerfanden. Hier hatte er Gelegenheit, während des Transports der Dremit vor­zuhalten, daß sie nichts gegen ihn aussagen dürfe. Wenn sie etwas Stationen gegen ihn aussagte, würde er ihr die Knochen zerschlagen und wenn er zehn Jahre Zuchthaus bekommen sollte." Das Mädchen machte die ihr wegen des Diebstahls zuerkannten 2 Monate Gefängnis ab Swinemde. 759 und kam dann ins Erziehungshaus Saleb" zu Lichtenrade  . Als Hamburg   758 D Simons wegen Kuppelei angeklagt war, wurde sie als Zeugin ber- Berlin  Das Ergebnis der Einzelabstimmungen ist folgendes: nommen und aus Furcht vor ihrem Beiniger sagte sie zu dessen Frants.a.M. 757 N Im§ 2, Absa a, werden die Worte Wahlen und" gestrichen. Gunsten unter ihrem Eide falsch aus und rettete ihn so vor der München   756 NO Absah d: Herausgabe eines Korrespondenzblattes, wird ebenfalls ihm drohenden schweren Strafe. Sie trat auch wider besseres Wissen gestrichen. Jm§ 3, zweiter Absah, werden die Worte prozentual unter ihrem Eide den Aussagen der Belastungszeugen entgegen. ihrer Mitgliederzahl" gestrichen. Ferner werden im vorlegten Absah Dann aber bekam das Mädchen eines Tages beim Bibellesen Ge­desselben Paragraphen je zwei Vertreter in der Preß- und der wissensbisse; sie hatte des Nachts teine Ruhe mehr und veranlaßte Lokalkommission gefordert. Jm§ 4 werden statt 5 Revisoren die Oberin, der sie sich entdeckte, bei der Staatsanwaltschaft die deren 8 für jeden Kreis einer verlangt..§ 5, erster Absah, Anzeige wegen Meineides zu erstatten. Sie tam denn auch foll lauten: Halbjährlich findet mindestens eine General- vor die Geschworenen und gestand dort reuevoll ihr schweres Unrecht bersammlung statt, zu welcher jeder Kreiswahlverein 25 Delegierte ein. Da sie den Meineid unter einem unwiderstehlichen Zwange zu entfenden hat." Im zweiten Absatz wird die Vertretung der geleistet hatte, wurde sie nur zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt, Kandidaten, der Redaktion des Vorwärts" und der Berliner   die sie am 15, d. M. abgebüßt hat. Der Angeklagte hatte sich einige

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Die Abstimmung über die§§ 2, 7, 8, 10 ergab die Annahme aller im Laufe der Debatte gestellten Abänderungsanträge. Dann wurden die übrigen Paragraphen der Reihe nach diskutiert. Be sonders wandte man sich gegen die Bestimmungen des Entwurfs, welche die Zahl der zur Generalversammlung und zum Vorstande des Verbandes von den einzelnen Kreisen zu entfendenden Vertreter nach dem Verhältnis der Mitgliederzahl der einzelnen Kreise fest­gesetzt wissen wollen. Es wurde für jeden Kreis die gleiche Zahl bon Vertretern gefordert und auch demgemäß beschlossen.

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Eine Feuersbrunst hat, wie aus Paris   gemeldet wird, das dortige Warenhaus der Galerie de Martiere total zerstört. Der angerichtete Schaden ist sehr groß.

Die neue Tätigkeit des Vesuvs, die seit vorgestern abend sehr start ist, hat, wie aus Neapel   gemeldet wird, unter der dortigen Bevölkerung große Unruhe hervorgerufen. Man befürchtet Katastrophen.

Ein Taifun hat, wie das New Yorker Blatt Evening Sun" meldet, Manila   heimgesucht. Die Eingeborenen- Viertel wurden zerstört. 8000 Menschen sind obdachlos; 5 Filippinos find getötet und 200 verwundet worden.

Barometer

stand mm

Wind.

richtung

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Wetter

1Dunst

759 Still

2 wollig Rebel

Temp. n. C.

5° C. 4° R.

Stationen

Barometer

Wind.

Bunipia

Windstärke

Better

Temp. n. C.

COBLO C.= 4° 9.

7

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9

11 Haparanda 769 Still bebedt 3 10 Petersburg 769 DGD 1bedeckt 10 Scilly 749 DGO 5 Regen 1 Regen 11 Aberdeen 759 ND 2Regen 2 Nebel 10 Paris 757 DSD 1wolkig 756 SD Nebel 15 Wetter- Prognose für Donnerstag, den 28. September 1905. Ein wenig fühler, zunächst trübe mit Regenfällen und schwachen Süd­winden, später Aufklaren. Berliner   Wetterbureau.

Wien  

Briefkaften der Expedition. Patienten in Eberswalde  . Unterweisungen sind nur an bestimmte Personen zulässig. Wir bitten um Angabe eines Namens, unter dem die Exemplare vom Bostamt abgeholt werden.