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Leipzig  , Hartelstr. 12, Part. Luckenwalde  » Neue Friedrichstr. 42, Liibcck, Johannisstr. 46, Part. Lüdenscheid  , Friedrichstr. 30. Magdeburg  , Fürsten-Ufer 6 I. Mannheim, S. 3, 10. Meißen  , Poststr. 4. Mühlheim sHessen), Offenbacherstr. 7, München  , Baaderstr. 1 I. Neu-Ruppin  , Klosterstr. 23. Nürnberg  , Egydienplatz 22. Oberhause», Marttstr. 5. Osnabrück  , Große Hamlenstr. S. Pforzheim, Waisenhausplatz 3. Posen, Breitenstr. 21. Recklinghausen  , Hernerstr. 66. Remscheid  , Kölnerstr. 18. St. Johann bei Saarbrücken  , Hafenstr. 7/9. Solingen, Kaiserstr. 25. Stettin  , Birken-Allee 34. Striegau  , Ziaanstraße. Stuttgart  , Eglingerstr. 17/19. Waldenburg i. Schles.» Freiburgerstr. 16. Wolgast  , Maarbrückerstr. 17 I. Wornis, Mainzerstr. 19. Würzburg  » Briicknerstr. 6 I. Sekretariat der Zentralkommission für Bnuarbeitcrschutz sG. Hemke), Hamburg   7, Besenbinderhof 56 II. Berlin  , 4. Oktober 1905. Der Parteivorstand. Lindenstr. 69. Aus der Parteipresie. Der Redaktionsverband derLeip- giger Volkszeitung" hat mit dem Beginn des neuen Quartals wesentliche Ergänzungen und Veränderungen erfahren. In die politische Redaktion trat Genosse Konrad Hönisch, bisher Redakteur des Dortmunder   Parteiorgans, ein. Aus der Redaktion des lokalen Teiles ist Genosse August Lüttich ausgeschieden, um in das Leipziger Arbeitcrsekretariat an Stelle Dr. Dunckers cinzu- treten. Nachfolger Lüttichs ist Genosse Otto K r e s s i n, bisher Korrektor in der Druckerei derLeipziger Volkszeitung  ". Weiter hat auch der Lokalredakteur Genosse Paul Lange, der in nächster Zeit eine neunmonatige Gefängnisstrafe antreten wird, auf längere Zeit von der Redaktion Abschied genommmen, um sich für die bevor stehenden Strapazen im Gefängnis zu kräftigen. Langes Posten verwaltet Kollege Oskar H e i n i g. Genosse K r e ow sk i, bisheriger Feuilleton. Redakteur der Chemnitzer  Volksstimme", ist am 30. September aus der Redaktion ausgeschieden. DieMainzer Volkszeitung" geht in den Verlag der Gesamtpartei über. Einer von den Alten. Unsere gestrige Nou'z über Rechtsanwalt O. E. Frey tag in Leipzig   ist durch die Erinnerung zu vervoll' ständigen, daß Freytag mit seinem bereits verstorbenen Bruder Bernhard Verteidiger im HochverratSprozetz Liebknecht Bebel-Hepner(März 1872) war. Der Ruf, den die Brüder Freytag sich in diesem Prozeß erwarben, legte den Grund für ihre später sehr bebeutende juristische Praxis in Leipzig   und Sachsen  . In bezug auf den ersten sozialdemokratischen LandtagSabgeord neten, als welcher Freytag bezeichnet wurde, fei noch erwähnt, daß damals zuerst Liebknecht gewählt worden ist. Liebknecht konnte jedoch daS Mandat nicht annehmen, weil er die sächsische Staats angehörigkeit noch nicht lange genug besaß: darauf trat Freytag an seine Stelle. Bei den LandtagSwahlen im Fürstentum Schwarzburg R U d o l st a d t wurden gestem zwei Sozialdemokraten gewählt, so daß der Landtag sich aus acht sozialdemokratischen und acht bürgerlichen Abgeordneten zusammensetzt. Oesterreichischer Arbeiter-Notizkalender für das Jahr 1906. Soeben gelangte zum 11. Male dieses so wertvolle Arbeiter-Taschen- buch zur Ausgabe. Es ist insofern besonders wertvoll, da es ein ausgesprochenes Handbuch für Jws kommende große Wahljahr wurde. Es enthält eine übersichtliche, wertvolle Darstellung der Aufgaben, die die österreichischen Reichsratswahlen stellen. Die angefügte statistische Uebersicht über die beiden ersten Wnhlgäng« wird all­gemein interessieren. Sig. Kaff lieferte ein kleine? Wörterbuch aus dem Gebiete der Arbeiterversicherung, das jedem gute Dienste erweisen wird. Ein dritter größerer Aufsatz gibt eine Anleitung für sozialdemokratische Redner. Auch sonst sind viele kleinere aber wichtige Sachen in dem so billigen Büchlein(Preis 72 Heller) ent- halten.(Verlag der Wiener Volksbuchhandlung, Wien   VI.)! Hua Industrie und Kandel  . Die Ausgabe kleiner Banknoten. Dem Reichstage ist bekanntlich im Mai d. I. ein Gesetzentwurf über die Ausgabe kleiner Reichsbanknoten im Werte von 20 und 50 M. pro Stück zugegangen. Der Entwurf wurde einer Kommission überwiesen, kam aber in dieser wegen des plötzlichen Schlusses des Reichstages nicht mehr zur Beratung. Wahrscheinlich wird die Vor« läge den Reichstag   in nächster Session von neuem beschäftigen. Dafür spricht, daß der Reichsbankprästdent Dr. Koch in der letzten Nummer desBank» Archiv" eine lange Verteidigung der Maßregel veröffentlicht. Er erörtert die Ausgabe kleiner Reichskassenscheine und führt dann dazu aus: Gegen die ReichSkassenscheine ist von namhafter Seite längst eingewendet, daß dieselben ein sehr unvollkommene? Wertzeichen sind. Nach§ 5 des Gesetzes vom 30. April 1874 werden sie zwar bei allen Kassen des Reiches und sämtlicher Bundesstaaten in Zahlung angenommen und von der Reichsbauptkasse für Rechnung des Reiches jederzeit auf Erfordern eingelöst. Aber sie sind ohne befondere Deckung. Die Uebereinstimmnng mit dem Betrage des Reichskriegsschatzes(im Juliusturm zu Spandau  ) ist eine rein zu« fällige, rechtlich bedeutungslose. Tatsächlich fällt die Einlösung lediglich der Reichsbank zur Last; dieReichShauptkasse" ist nur eine Abteilung der Reichsbank-Hauptkasse. Darum wird von manchen hochangesehenen Schriftstellern die gänzliche Einziehung der Kasfenfcheine und deren Ersatz durch Reichsbanknoten ge« fordert. Da hierzu indessen bei dem Stande der Reichsfinanzen ke-ineAuSsicht sich bietet, so bleibt nichts übrig, als ohne diese Voraussetzung kleine Reichsbanknoten zu schaffen. Die Reichsbanknote hat an sich einen großen Vorzug vor dem Reichspapiergelde. Sie unter« liegt den Deckungsvorschriften des Bankgesetzes. Ein Drittel des Umlaufs muß nach§ 17 deS Bankgesetzes stets in kursfähigem deutschen   Gelde, Reichskassenscheinen oder Gold und der Rest in diskontierten bankmäßigen Wechseln vorhanden sein. Die Deckung in Metall ist sogar von jeher eine weit höhere gewesen. Sie hat in den Jahren 1896 bis 1900 durchschnittlich 76,4 Proz. und weiter durchschnittlich im Jahre 1901... 76,57 Proz. 1902... 79.83, , 1903,.. 72,47, ,. 1904... 71,92 betragen. Sodann ist die Notenausgabe der Reichsbank, soweit sie nicht durch den Barvorrat gedeckt wird, mit Einrechnung der Akkreszenz auf(jetzt) 470 Millionen Mark kontingentiert. Von dem Ueberschutz muß eine fünfprozentige Steuer an das Reich bezahlt werden, welche die weitere Ausdehnung unrentabel macht.... Es dürfte kein Grund obwalten, der deutschen Reichsbank eine Befugnis vorzuenthalten, welche so viele fremde Notenbanken längst ohne Schaden ausüben. Die stete Kontrolle der NeichSgewalt schützt ' gegen jeden Mißbrauch, der überdies bei der treuen Hüterin der Goldwährung, als welche die Reichsbank sich stet» erwiesen hat, nicht zu besorgen sein würde. Eine so leichte Beimischung von papierenen Wertzeichen zu unserem großen metallischen Umlauf, wie sie hier be- absichtigt wird, in der Hand einer vorsichtigen, überdies an die Schranken des Bankgesetzes gebundenen Bankverwaltung ist völlig un- bedenklich. Die große Elastizität der deutschen   Notenausgabe verbürgt, daß diese sich nur dem Bedürfnis anschließt. Nähme der Verkehr die kleinen Noten wegen der festgewurzelten Neigung zu metallenen Wertzeichen oder aus anderen Gründen nicht auf, so würden diese einfach in die Notenbank zurückströmen. Selbst die gleichzeitige Zirkulation von Reichskassenicheinen der kleineren Abschnitte dürfte kein entscheidender Nachteil sein. Es ist überdies eine veränderte Stückelung des Reichspapiergeldes beabsichtigt, welche vielleicht dahin führt, die von manchen Kreisen so stürmisch begehrten Kronen in gewissem Umfange entbehrlich zu machen. Von der Reform des Reichs- kassenscheinwesens aber die vorliegende mehr mechanische als organische Verbesserung des Banknotenwesens abhängen zu lasfen, dürste ebenso wenig rätlich sein, als deren Verschiebung bis zu einer hoffent« lich fernen kritischen Zeit, welche einen großen Vor- rat fertiger, zur sofortigen Ausgabe überall bereiter papierener Wertzeichen behnfSSchonnng des Goldvorrats der Zentralbank erfordern könnte." Der letzterwähnte Zweck, die Schonung des Goldvorrats der Reichsbank, ist jedenfalls für die Regierung die Hauptsache. An und für sich läßt sich dagegen sicherlich nichts einlvcude», aber die Be- denken gegen eine weitere Verstärkung deS Papiergeldes werden, wenn e§ sich auch im ganzen nur um einen relativ geringen Betrag handelt, dadurch nicht vernnndert. Nengründungen und KapitalSerhöhniigen. Die Diskonterhöhung der Reichsbank wird vielfach als ein WarmuigSsignal vor einer weiteren Steigerung der gewerblichen Unternehmungslust gedeutet. In der Tat war das im dritten Quartale 1905 für gewerbliche Zwecke in Anspruch genommene Kapital ziemlich erheblich. Für Ncugründungen und KapiwlSerhöhuugen, soweit sie durch den ReichSanzeiger" bekannt geworden sind, wurde im dritten Quartale des laufenden JahreS eine Summe von 329,93 Millionen Mark be- ansprucht. An dieser Summe partizipieren Aktiengesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung. ES ist beachtenswert, daß die Neugründungen den Geldmarkt weniger in Anspruch genommen haben als die KapitalSerhvhuugen. Denn von der Gesamtsumme in Höhe von 329,93 Millionen Mark entfallen nur 141,97 auf Neu« gründungen, dagegen 137,96 Millionen Mark ans KapitalScrhöhungen. Am lebhaftesten äußerte sich die gewerbliche Unternehmungslust im Juli, in ziemlichem Abstand folgt dann der Monat September und darauf der August. Faßt man die Summe für Neugründungen und Kapitalserhöhungen zusammen, so entfallen auf den Monat: Juli August September 122,66 102,57 104,70 Mill. Mark. Die Neugründungen allein erforderten iit jedem dieser 3 Monate: Juli August September insgesamt.... 61,60 41,93 38,44 Mill. Mark, davon: Aktiengesellschaften. 41,04 22,10 24,52, Geselllchaften m. b. H. 20,56 19,83 13,92 Die Kapitalserhöhungcn in Höhe von 187,96 Millionen Mark verteilten sich wie folgt. ES entfielen auf die einzelnen Monate: Juli August September insgesamt.... 61,06 60,64 66,26 Mill. Mark. davon: Mtiengesellschaften. 66,48 53,83 65.13, Gesellschaften m. b. H. 4,53 1,76 1,03 6ewcrhrcbaftlid)C9. Berlin und Qtngcgtnd. Sonderbare Buchbinder-Streikposten. Vom Verbände der Schneider wird uns mitgeteilte Eines TageS, als der Buchbinderstreik bei der Finna Kämmerer in der Kochstraße noch im Gange war, ging der Schneider B.. der in der Friedrichstadt   arbeitet, wie geivöhnlich nach 12 Uhr zu Tisch. Sein Weg führte ihn durch die Kochstraße. Nichts ahnend und sich keiner Schuld bewußt besah er, wie andere Leute auch zu tun pflegen, sich die Auslagen eines Schanfensters. Plötzlich klopft ihm jemand auf die Achsel; ein Schutzmann fordert ihn zum Weitergehen auf. Der also Angeredete, der zunächst wähnte, der Schutzmann habe Mitgefühl mit seinem hungrigen Magen daß die Buchbinder bei Kämmerer streiken, wußte er nämlich gar nicht ging an ein anderes Schaufenster. Jetzt wurde der Hüter der öffentlichen Ordnung ärgerlich. Der Schneider sprach seine Verwunderung aus, was denn eigentlich los sei, und was ihn, den Schutzmann zu seinen eigentümlichen Maßnahmen berechtige. Antwort deS Schutzmanns: Er der Schneider würde wohl besser wie er wissen, worum eS sich handele; er triebe sich doch schon einige Stunden hier herum und stände Streikposten. Ein Wort gab das andere: der Schneider wurde zur Wache gebracht und erhielt dieser Tage ein Straf« mandat über 30 M., weil er vor dem Hause Kochstr. 69, wo- selbst gestreikt wird, gestanden, und der im Interesse der öffentlichen Ruhe und Sicherheit ergangenen Aufforderung den Teil der Kochstraße zwischen Friedrich» und Wilhelmstraße zu verlassen, keine Folge geleistet hat. Für die Belästigung des Publikums will also die Polizei, die einen unbeteiligten Menschen dirett der Freiheit beraubt, obendrein noch Geld haben. Den Gefallen wird ihr der Schneider natürlich nicht tun, sondern er wird Gelegenheit nehmen, in Moabit   und gegebenenfalls auch noch an anderer Stelle, den vielen schon vorhandenen, den neuen Beweis hinzuzufügen, daß die heilige Her« mandad bei der großen Sorge um dasbedrängte" Unternehmertum die ergötzlichsten und komischsten Sprünge macht. Zum Schluß noch eine Frage: Würde derselbe Schutzmann einem Straßenpassanten mit Glacehandschuhen und Zylinder, unter dem sich der größte Schwindler und Verbrecher zeigen kann, das Ansehen von Schaufenstern   verboten haben? Die.Morgenpost" veröffentlicht folgendes Strafmandat: Sie haben am 13. September gegen 12 Uhr mittags in der Kochstraße, in der Nähe der Buchbinderei von Kämmerer, Koch- straße 67, deren Arbeiter streikten, zwecklos umher- gestanden, wodurch den AufsichtSbcamten die Aufrecht- erhaltung der Ordnung erschwert und die zahlreich ausgestellten Streikposten in ihrem Treiben ge« deckt wurden. Der wiederholten Aufforderung eines AufsichtS- beamten, weiterzugehen, haben Sie keine Folge geleistet. Die Uebertretung wird bewiesen durch das Zeugnis des Schutzmanns X. D...." Dieses Strafmandat hat ein R e d a k t e u r der»Morgen« post" erhalten. Wir sind mehr als neugierig, ob sich in Berlin  ein Richter finden wird, der die damals in der Kochstraße zahlreich ausgestellten SchutzmannSposten in ihrem Treiben deckt! Zum Streik in der Gips- und Zemcntbranche. In der gestrigen Streikversammlung bezeichnete der Branchenleiter F r i tz s ch den Stand der Bewegung als außerordentlich günstig. Seit Montag haben bereits 66 Firmen mit 1280 Kollegen die Forderungen unter. schriftlich anerkannt, darunter die Firmen L u g i n o u. Co., Ulbricht u. Bode, Plath u. Prügel usw. VomVerband der Baugcschäfte" ist gestern bei der Streikleitung angefragt worden, ob diese event. zu Verhandlungen bereit sei. Daraufhin wurde die Streikkommission von der Versammlung beauftragt, ent- sprechend den Traditionen der Gewerkschaften, dem Wunsche der Unternehmer Folge zu geben. Die Verhandlungen sollen demnach am heutigen Freitagabend stattfinden. Hierzu bemerkte Fritzsch, daß die Kommission etwgige Zustimmungen zu den Vorschlägen der Unternehmer nur unter ausdrücklichem Vorbehalt der Sanktion der Berufskollegen geben werde. Auf eine Anfrage hin wurde von der Streikleitung sodann bestätigt, daß es mit der gestrigen Veröffent- lichung vom Stukkateur-Verband im»Vorwärts" durchaus seine Richtigkeit habe. Die Automobil-Droschkenführer Berlins   und Umgegend hielten ihre ersten beiden Versammlungen in Berlin   ab. Beide Ver- sammlungen tagten im Saal von Augustin in der Oranienstraßc, die der n a ch t f a h r e n d e n Mittwoch mittag, die der am Tage fahrenden in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag. Sie waren vomVerein Berliner Droschkenführer" einberufen worden, um sich mit der L o h n f r a g e zu beschäftigen. Wie der Referent Becker ausfiihrte, haben die Unternehmer eine Organi- sation gegründet, offenbar nicht allein zu dem Zwecke, ihre Interessen den Behörden gegenüber usw. zu vertreten, sondern yauptsächlich, um etwaigen Forderungen der Chauffeure entgegentreten zu können bezw. deren Verdienst zu schmälern. Diese verdienten nach ihrer Meinung viel zu viel, und eine Lohnreduzierung sei am Platze. Die Unternehmervereinigung habe beschlossen, zu gelegener Zeit einen geringeren Lohnsatz zur Durchführung zu bringen und selbst kleinere Arbeitgeber haben sich bereit erklärt, mit den großen Unternehmern zu diesem Zwecke Hand in Hand zu gehen. Statt der gegenwärtig geltenden Sätze:Bei einer Tageskasse bis zu 12 M. 25 Proz. der Einnahme und 2 M. Tagelohn bezw. bei einer höheren Einnahme einen Tagelohn von 1,50 M. und 25 Proz.". sollen nach dem letzten Beschlüsse der Arbeitgeber die Tagelöhne überhaupt fortfallen und den Chauffeuren nur noch 25 Proz. der Einnahme gezahlt werden. Um ihnen die Lohnrcduzierung an- nchmbarer erscheinen zu lassen, werde jedem Fahrer, der im ganzen Monat keine Reparatur am Automobil zu verzeichnen gehabt habe, eine Prämie von 50 bis 80 M. zugesagt. Dies sei jedoch nur eine Lockspeise, denn etwas derartiges trete überhaupt nicht ein. Da man jeden Augenblick gewärtig, sein müsse, daß den Automobil- fahrern ein solches Ansinnen gestellt werde, so fordere er die An- wesenden auf, schon jetzt dazu Stellung zu nehmen und schlage er vor. den Unternehmern schon jetzt zu erklären, daß ein solches Vor- gehen mit der Proklaniierung des Streiks der Automobil-Droschkenfahrer beantwortet werde; auch nicht eine Automobildroschke dürfe dann den Hof verlassen. Eine Resolution in diesem Sinne wurde in beiden zahlreich besuchten Versammlungen einstimmig angenommen. Von den gegen 300 in Frage kommenden Fahrern, sind mehr als 80 Proz. imVerein Berliner Droschkenkutscher" organisiert, während ein weiterer Teil demHandels- und Transportarbeiter-Verbande" angeschlossen ist. Gleichzeitig wurde das Bureau beauftragt, bei dem Berliner  Polizeipräsidium dahin vorstellig zu werden, daß an jeder Automobil- droschkc ein Schleuderreifen angebracht werde, um die vielen Unglücksfälle zu verhüten. Mit der Lohnbewegung der Speichcrarbeiter steht folgender Vorgang, der gestern seine Erledigung auf dem Hamburger Getreidespeicher gefunden hat, im engsten Zusammenhange. Der Inhaber des Speichers hatte nämlich maschinelle Auslade- Vorrichtungen für seinen Betrieb angeschafft, wodurch das alte Akkordsystem bei ihm überflüssig wurde. Er wollte nun diese Ge- legenheit benutzen, um bei Einführung des neuen Lohnsystems einige mißliebige" Arbeiter loszuwerden. Er entließ deshalb eine Anzahl Leute, unter denen sichzufälligerweise" sämtliche Vertrauensleute der Organisation befanden. Die Arbeiter merkten aber gar bald diegute" Absicht deS Unternehmers, und da ihr Einspruch nicht fruchtete, so legten sie am Montag mittag mit Einschluß der Meister und Wäger einmütig die Arbeit nieder. Das hatte der Unternehmer allerdings nicht erwartet; jedoch glaubte er, bald neue Arbeitskräfte in Hülle und Fülle erhalten zu können, wenn er mittels Plakaten an den Anschlagsäulen Leute suchte. Es meldeten sich auch eine große Anzahl Arbeiter; aber anfangen wollte auch nicht ein einziger von ihnen, als sie hörten, daß der Betrieb bestreikt werde. Mittler- weile schickten die Kaufleute und Mehlhandlungen ihre Fuhrwerke, um das notwendig gebrauchte Mehl vom Speicher zu holen. Die Wagen hielten und hielten; aber niemand brachte Säcke. Da forderte der Speicherbesitzer die Mchlkutscher auf, doch selbst die Säcke vom Speicher auf die Wagen zu tragen. Einmütig aber lehnten die Kutscher dieses Ansinnen ab mit dem Bemerken, daß sie auch nicht im Traume daran dächten, Streikarbeit zu verrichten. Schließlich erschienen eine Anzahl Mehlhändler und Kaufleute selbst auf dem Plan, um nachzusehen, wo denn die Kutscher mit den sehnlichst erwarteten Fuhren eigentlich geblieben seien. Bald waren sie über den Grund der Verzögerung unterrichtet. Was war da zu machen I Sie mahnten, baten und fluchten; jedoch keine Hand rührte sich, auch nur einen Sack anzufassen. So ging'S am Montag, so ging's am DienStag, und so ging's auch am Mittwoch. Da hatte der Unternehmer genug von der Geschichte. In seinem Zorn drohte er schon einmal über das andere, seinen Speicher zu schließen, doch die Mehlhändler stürmten ihm fast die Bude. So bequemte er sich denn wohl oder übel zu Verhandlungen mit den OrganisationS- Vertretern. Brummig erklärte er sich nicht nur bereit, sämtliche Entlassenen wieder einzustellen, sondern erkannte auch schnellstens den am Dienstag mit den übrigen Speichereibesitzern abgeschlossenen Lohntarif unterschriftlich an. Damit gilt der Tarifvertrag jetzt als Kollektivvertrag für sämtliche Berliner   Getreidespeicher und die dort beschäftigten Lohnarbeiter. Veutk-bc» Reld,. Der Streik der Klempner in Neu-Ruppin   bei der Firma W. Graaf ist beendet und damit die Sperre über genannte Firma aufgehoben. Deutscher   Mctallarbciter-Verband. 3. Bezirk. In der Maschinenfabrik Linden bei Hannover  , einer der be- deutendsten Lokomotiven-Bauanstaltcn, die einige Tausend Arbeiter beschäftigt, ist, wie schon telegraphisch gemeldet, ein S t r c i k bezw. eine Aussperrung ausgebrochen, deren Konsequenzen sich noch nicht überblicken lassen. Zunächst kam es mit den Fräsern, deren Stundenlohn von 60 auf 43 Pf. gefallen ist, zum Streit, weil diese die Garantie eines Stundenlohnes von wenigstens 50 Pf. forderten. Als die Fräser streikten, sollten andere Arbeiter die Arbeit machen. Am Dienstag morgen wurden zwei Stoßer und drei Hobler, die das verweigerten, sofort entlassen. Ihnen folgten sechs weitere Arbeiter, nachmittags 52 und Mittwoch morgen schließlich noch gegen 300. Da die gesamte Arbeiterschaft im vorliegenden Falle sich solidarisch erklärt hat, so ist eine volle Aussperrung wahrscheinlich. Organisiert sind die meisten im Hirsch-Dunckerschen Gewcrkverein, ein Teil nur »n dem Metallarbeiter-Verbande. Unter den Ausgesperrten sind zahlreiche Leute, die schon 30 Jahre und noch länger in der Fabrik arbeiten. Die Gesellschaft macht glänzende Geschäfte. Achtung, Steinsetzer! Wegen Lohndifferenzen ist bis auf weiteres der Zuzug nach Köln   und Gelsenkirchen   streng zu meiden. Desgleichen nach Paderborn  , Firma S e r v a i s, wegen Nichtinnehaltung deS TarifeS. Die Partcivrcsse wird um Abdruck ersucht! I. A.: Die Gauleitung. E. Wiese. Der Buchdrnckerstreik im Karlsruher  BolkSfreund". Erst letzt sind wir in der Lage, über die Ursache und den Ver- lauf der von der bürgerlichen Presse maßlos aufgebauschten Vor« fälle zu berichten: Die Geschäftsleitung des..Volksfreund" hatte eine Setzmaschine angeschafft. Der§ 34 Absatz b des BuchdruckertarifeS besagt nun: Die für den Maschinensatz anzulernenden Gehülfen find möglichst dem eigenen Personale zu entnehmen." Die Geschäftsleitung glaubte nun. daß sie diesem PassuS Rechnung trage, wenn sie zwei bisherige Setzer des Volksfreund" an der Maschine anlernen ließ, außerdem aber engagierte sie einen perfekten Maschinensetzer neu. um die Maschine sofort ausnutzen zu können. In diesem Neuengagement nun er» blickten die Setzer einen Verstoß gegen den Tarif und legten die Arbeit nieder. Das Tarifschiedsgcricht entschied wie folgt: DaS Schiedsgericht der Buchdrucker hält die Fassung de? Z 34 deS Tarifs, beim Ucbergang vom Hand- zum Maschinensatz, die für den Majchincniatz anzulernenden Gchülfen möglichst dem