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Spandauerstraße die Brandmauer nach dem Hildebrandischen Schoko- voraussagen. In der Kölnischen Zeitung " wird bereits von amt- Fleisch- und Vichnot bestehe überhaupt nicht, sondern nur eine Tene Ladengeschäft durchbrochen worden ist, um die Streifbrecher durch licher Stelle", d. h. wahrscheinlich vom Kölner Polizeipräsidenten, rung, denn Vich fei geng vorhanden. dieses Wandloch und von da durch den Bonbonladen unerkannt der ungeheuerliche Vorgang crklärt". Im Gegensatz hinauszulassen. Derartige Maßnahmen beweisen zur Genüge, welchen flärung darauf hingewiesen, daß die Voraussetzung der Bichpreiſe feien Es wird in dieser Er- dazu erklärten wieder andere, infolge der bisherigen schlechten die Wert die Unternehmer nebst den Behörden auf die Erhaltung von Landivirte gezwungen gewesen, die Schweine zucht einzuschränken; jetzt einzuschränken; jetzt aber habe Arbeitskräften in den Zentralen legen und welche enormen Kosten Rechtsverwahrung des Nieuwenhuis hinfällig ist: Der hollän- gefangen, wieder mehr zu züchten. Von agrarischer Seite ihnen der Streit des Maschinenpersonals verursacht. dische Politiker nahm eben fälschlich an, daß Preußen suchte man die ganze Schuld an der jetzigen Fleischteuerung dem ein Rechtsstaat sei, und diese Annahme ist falsch. Preußen Zwischenhandel und den Metzgern zuzuschieben. Gegen die Regierung [ Eine Differenz im Kabelwerke von Dr. Cassirer, ist kein Rechtsstaat, Rechtsstaat, sondern ein Polizeistaat. Preußen erhob man den Vorwurf, daß sie die Bildung von Vieh- Ein- und Charlottenburg , hat ihre Ursache in der Aussperrung. Die schafft zwar Rechtsgarantien innerhalb des Gebietes der Verkaufsgenossenschaften, die den Zwischenhandel ausschalten dortigen, fast durchweg im Fabrikarbeiterverband organisierten Justiz, aber die Polizei ist stärker als die Justiz und insbesondere sollen, nicht genügend gefördert habe. Nun ist es zweifellos, daß Arbeiter haben nämlich die starke Vermutung, daß in diesem Wert für Ausländer gibt es keinerlei Rechtsgarantien, sondern nur Polizei- der Zwischenhandel wie überall so auch speziell beim Streitarbeit für die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft an- willkür. Selbst wenn der Ausländer so glücklich ist, ein Verbrechen Viehgeschäft ein preis verteuerndes Elementist- gefertigt werden solle. Da die Firma in einem Tarifvertrags- begangen zu haben, genießt er erst die Garantien des Rechts in die alleinige oder auch nur die meiste Schuld an der Fleisch­verhältnis zu ihren Arbeitern steht, so wurde im beiderseitigen Ein- dem Augenblick, wo es der Polizei beliebt, seine Sache an die teuerung kann man ihm freilich nicht zuſchieben und daß verständnis die Entscheidung des Einigungsamtes des Berliner Justiz weiter zu geben. Sie kann ihn vorher und nachher, so lange fation nur begrüßt werden könnte. ſeine Ausschaltung durch eine genossenschaftliche Organi Gewerbegerichts eingeholt. Gestern konnte die Differenz vor dem es ihr beliebt, in Polizeigewahrsam halten, ohne daß der Verhaftete langen, der Staat solle solche Genossenschaften möglichst fördern und Deswegen ist das Ver­Einigungsamt denn auch zur Zufriedenheit der Arbeiter beigelegt überhaupt erfährt, warum und wozu. werden, ohne daß es zur Arbeitsniederlegung zu kommen brauchte. auch durch Geldmittel unterstützen, ganz berechtigt. Aber solche Ge­Das ist in der amtlichen Erklärung der Kölnischen Zeitung " nossenschaften fönnen nur prosperieren, wenn unter ihren Mitgliedern mit allem wünschenswerten Bynismus flar ausgedrückt: Nieuwven- Gemeinfinn und genossenschaftlicher Geist vorhanden ist. Und da Aus Chemniz meldet ein Telegramm vom 10. Oktober: sondern lediglich zur Sicherung der Ausweisung huis ist nicht zum Zwecke der Strafverfolgung," so heißt es da, fehlt es bei den bayerischen Bauern noch ganz bedeutend. Inter­Gestern abend tagte hier eine etwa von 1000 Arbeitern besuchte gewahrsam genommen worden. in Bolizei­essant ist es übrigens, daß ein Zentrumsabgeordneter, also das Wit­glied einer Partei, die den Konsumvereinen doch sicher nicht be­Versammlung von Arbeitern der sächsischen Maschinenfabrik vorm. Daß er schon früher aus Preußen ausgewiesen war und sich des zum Vorwurf machte, daß sie nicht Schlachtvieh bei den Bauern Erst nachher stellte sich heraus, sonders freundlich gesinnt ist, den sozialdemokratischen Konsumvereinen Hartmann. Insbesondere wurden die Lohnbedingungen einer scharfen Kritik unterzogen. Im Anschluß daran wurde auch über den halb durch die unerlaubte Rückkehr einer strafbaren Handlung direkt einkaufen! Jetzt auf einmal könnten die Konsumvereine also großen Streit in der Berliner Metallindustrie diskutiert. Es wurde schuldig gemacht habe. Sobald diese Tatsache der Polizei bekannt ihren Betrieb auch noch erweitern. später folgende Resolution beschlossen: wurde, hat sie Nientvenhuis unverzüglich dem Amtsrichter vor- Bon liberaler Seite trat Abg. Meußdörfer für gewisse Er­Die heute im Gasthaus" Adler" tagende Metallarbeiter- geführt und damit dem§ 128 der Strafprozeßordnung Genüge ge- völlige Deffnung der Grenzen! leichterungen im Grenzverkehr ein, aber nicht etiva für Versammlung nimmt Kenntnis von dem Riefenkampf in leistet." Das stimmt zwar nicht mit der Berliner Metallindustrie. Die Anwesenden erwarten, Mit anderen Worten: die Polizei kann einen Ausländer solange Stadtverwaltungen überein, paßt aber sonst ganz vortrefflich zu dem den großen Deklamationen der liberalen Vertreter in verschiedenen daß von Chemnitz aus niemand nach Berlin fährt, um dort als Streitbrecher zu arbeiten. Desgleichen verspricht nach Willkür festnehmen, bis ihr bekannt" wird, daß er sich eines Verhalten des Liberalismus. die Versammlung ihre kämpfenden Kollegen moralisch und Deliktes schuldig gemacht hat. Wäre die strafbare Handlung der In der Fleischnotdebatte im bayerischen Landtag haben also die materiell zu unterstützen und bittet den Vorsitzenden, Schritte zu Bolizei erst nach 8 Wochen bekannt" geworden oder hätte über- Agrarier zweifellos gefiegt". Die arbeitende und konsumierende unternehmen, um möglichst schnell Mittel zu verschaffen zur Unter- haupt Nieuwenhuis nicht das Glück gehabt, eine Gesetzesübertretung Bevölkerung hat sich bei dieser Gelegenheit wieder davon überzeugen stützung der durch den Uebermut der Unternehmer ausgesperrten begangen zu haben, so wäre er überhaupt niemals dem Richter vor- können, daß sie eine rückhaltlose Bertretung ihrer Interessen nur bei Berliner Kollegen." geführt worden und hätte niemals die Rechtsgarantien der Straf - der Sozialdemokratie findet. prozeßordnung genossen.

Solidarität.

Politische Uebersicht.

Berlin , den 10. Oktober. Der Fall Nieuwenhuis. Domela Nieuwvenhuis sendet an uns einen Brief, in dem er dem

Jenaer Parteitag, den Parteigenossen und der sozialdemokratischen deutsche Sozialdemokratie sich seiner Sache, obwohl es sich um einen Parteipreffe feinen Dank ausspricht für den Eifer, mit dem die politischen Gegner handelt, angenommen habe. Nieuwenhuis fendet uns weiter eine Abschrift des Briefes, den er an den preußischen Minister des Junern gerichtet hat. Er lautet:

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Es ist Ausländern hinfort zu raten, wenn sie nicht in die Falle der Polizei geraten wollen, ein so deutliches Verbrechen zu begehen, etwa einen Mord, daß selbst der Polizei es sofort bekannt werden muß, der betreffende sei unverzüglich dem Richter vor­zuführen.

Bayern : In Nürnberg ist heuer die Gemeindewahl schon auf den Von den bayerischen Gemeindewahlen. Man schreibt uns aus 6. November anberaumt, während sie anderwärts, wie seither, meist erst in der zweiten Hälfte des Monats stattfindet. Dieser frühe Termin wurde, wie es heißt, deshalb anberaumt, weil am 14. No­vember in Nürnberg ein Kaiser Wilhelm- Denkmal enthüllt wird, zu welcher Gelegenheit der Kaiser und die Kaiserin, der Kronprinz und die Kronprinzessin, der Prinzregent und noch eine Anzahl soiqunft zu sonnen. Dieses byzantinische Fest, in dessen Erwartung anderer Fürstlichkeiten erscheinen werden, um den freisinnigen Machthabern Nürnbergs Gelegenheit zu geben, sich im Glanze der das ganze liberale Spießertum schon halb verrückt geworden ist, will man nicht mitten in die Wahlbewegung hineinfallen lassen.

Ein frecher Zynismus spricht auch aus der amtlichen" Ve­gründung, warum man denn Nieuwenhuis auch nach gesetzlicher Ab­wiederholte Festnahme nach Erledigung des Strafverfahrens ließ sich urteilung und gerichtlicher Freilassung nochmals verhaftet habe: Die nicht umgehen, weil damals die Aufnahmeerklärung der niederländischen Regierung noch nicht eingegangen war." Natürlich, der Polizei war eben nicht bekannt, daß Nieuwenhuis ein angesehener holländischer Staats- Bis jetzt hat sich der Wahllamps noch nicht entwickelt. Die An Se. Exzellenz den Minister des Innern. bürger ist. Diesem famosen Kölner Polizeipräsidenten braucht es Barteien sind zunächst noch mit organisatorischen Vorarbeiten be Jufolge Ihrer Tepesche vom Freitag, den 29. September, ferner nicht bekannt zu sein, daß in Holland wie in jedem Seultur- schäftigt. In Nürnberg werden sich auch diesmal wieder nur zivci bin ich aus dem Strafgefängnis in stöln entlassen worden, wo ich laud Staatsbürger angenommen" werden müssen, da es keine Ver- Gegner gegenüberstehen: die Sozialdemokratie und der gesamte 18 Tage verweilt habe. Se. Exzellenz hat gemeint, damit seine bannung von Inländern gibt. Der preußischen Polizei braucht gar Energie den Sturm auf das Rathaus unternehmen, wenn sie auch bürgerliche Mischmasch. Unsere Partei wird wiederum mit aller Pflicht zu erfüllen und ich erstatte Ihnen dafür meinen aufrichtigen nichts bekannt zu sein, und sie kann verhaften wen und solange sie mit noch größeren Schwierigkeiten zu kämpfen hat als seither. Dani. Aber auch ich habe eine Pflicht zu erfüllen, die ich mit diesem Schreiben in der Hoffnung betätige, daß Se. Erzellens land. Dagegen läßt sich gar nichts machen und nur das Ausland dabei, alles, was nicht sozialistisch ist, zusammenzufassen, denn allein auft hat. Das ist nun einmal der Rechtszustand in Deutsch - Die verbündeten Freiſinnigen und Nationalliberalen sind fleißig dieser Sache seine volle Aufmerksamkeit schenken wird. Ich erhebe gegen das Polizeipräsidium in Köln Anklage selbst kann dieses barbarische Polizeipreußen zur Ordnung und zur fühlen sie sich nicht start genug, ihre Klaffenherrschaft in der Ge­vegen ungefeßlicher und ungerechter Freiheitsberaubung, und Scham rufen, indem es nun seinerseits Deutsche ebenso für meinde unter Mißachtung aller liberalen Grundsätze aufrecht zu stelle die Frage, ob ein Staat den Anspruch erheben kann, sich vogelfrei erklärt, wie es in Breußen mit Ausländern geschieht. Kein erhalten. einen Rechtsstaat zu nennen, wenn die Polizeiwillkür derartige Deutscher im Auslande kann sich hinfort mehr beklagen, wenn er Maßnahmen treffen kann und darf, ohne deswegen von der Re- mißhandelt wird. gierung bestraft zu werden.

Ich werde meine Anklage begründen. Am 11. September bin ich in Köln verhaftet und in das Polizeigefängnis gebracht worden. Ich bin dort geblieben bis zum 22., ohne verhört zu werden, ohne zu wissen warum und wofür ich verhaftet worden bin. Und das, obwohl das Gesetz jedem Gefangenen das Recht gibt, innerhalb 24 Stunden von dem Richter verhört zu werden. Als Ausländer war diese Bestimmung mir unbekannt. Aber auf alle Fälle, wenn das Gesetz diese Be stimmung gebietend vorschreibt, wäre es die Pflicht gewesen, mich innerhalb 24 Stunden dem Richter vorzuführen. Elf Tage Freiheitsberaubung im Widerspruch zum Gesez! Man hat mich wie einen gemeinen Verbrecher in das Ge­fängnis geschleppt, in eine Belle geschlossen und dort verwahrt, und das alles, weil ich, wie ich nach elf Tagen hörte, über die Grenze gegangen war, ohne dazu das Recht zu haben. Ich bin wegen Bannbruchs verfolgt worden, weil ich vor 15 Jahren aus Preußen ausgewiesen worden bin. Ueber die Rechtsfrage schweige ich, da die Auslegung des Gesezes natürlich verschieden sein kann. Vor dem Schöffengericht erschienen, bin ich am Mittwoch, den 27. September, zu fünf Tagen verurteilt worden, aber die Richter erklärten meine Strafe für verbüßt wegen der Zeit, welche ich schon im Gefängnis als Untersuchungsgefangener gewesen war; ich wurde vom Richter entlassen.

Und wenn sich die amtliche Erklärung der Kölnischen Zeitung " auf eine" Praxis" beruft, die teils auf besonderer Vereinbarung", teils auf dem" Solidaritätsgefühl aller Stulturvölfer" beruht, daß Anarchisten" im Wege des unmittelbaren Zwanges" an die heimatliche Grenze abgeschoben werden, so wird man hinfort alle preußischen Staatsbürger reaktionärer Gesinnung im Aus­lande auf dem Wege unmittelbaren Zwanges an die deutsche Grenze befördern dürfen. Denn wenn Anarchismus im Polizeifinne Rechtlosigkeit bedeutet, Auflösung des Rechts, so ist jeder preußische Staatsbürger, der die preußische Polizeipraris, die alles Recht auf löst, unterstützt, im blutigsten Sinne ein Anarchist. Wie man sieht, beruft sich der Anarchist" Nieuwenhuis naiv auf den Rechtsstaat Preußen und die Vertreter des Rechtsstaates Preußen antworten ebenso naiv, daß Preußen kein Rechtsstaat sei, sondern daß die Polizeianarchie höchstes Gesetz sei!-

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Amsterdam , 10. Oftober.( Tel.) Gestern abend fand eine Protestversammlung gegen die Verhaftung Nieuwenhuis' statt. Nieuwenhuis wohnte der Versammlung bei. Der protestantische Pfarrer Schermerhorn gab seiner Unzufriedenheit darüber Ausdrud, daß die deutsche Arbeiterschaft keinen Protest gegen die Verhaftung erhoben hat.(?)

für die Minderbemittelten durch Beseitigung oder wenigstens Herab­Die Anträge auf Erleichterung der Erwerbung des Wahlrechts wahlen wurden von den gemeindlichen Kollegien wieder kurz ab sehung des hohen Wahlzensus oder durch Einführung der Bezirks­gelehnt, der Liberalismus will den Zustand der Entrechtung und Vergewaltigung der großen Masse der Umlagenzahler auch ferner hin konservieren.

Inzwischen geht im liberalen Rager nicht alles ganz so glatt ab. Die verschiedenen Partner machen etwas hohe Ansprüche. So feiten; sie sind durch den Ausfall der Landtagswahl, den sie sich als machen zum Beispiel die Mittelstandsparteiler bedeutende Schwierig­Verdienst zuschreiben, übermütig geworden und verlangen vier Size als Lohn für ihre Wahlhülfe, was den Liberalen etwas hoch erscheint. Auch die städtischen Beamten, bisher die getreuesten Wähler der Rathausherren, werden diesmal unbequem; sie sind schon zu lange an der Nase herumgeführt worden, keiner der Stadt­väter hat für sie eine Hand gerührt. Deshalb wollen sie die auf­zustellenden Kandidaten nicht mehr unbesehen wählen.

In der demokratischen Partei hat die kommende Wahl zu einem kleinen Krach geführt. Diese Partei ist bei der letzten Wahl vor drei Jahren ebenfalls mit dem Mischmasch gegangen. Entschiedene Demokraten sind angesichts der Zustände in der Ge­meinde und der Verbrüderung der Liberalen mit allen möglichen reaktionären Elementen der Anschauung, daß sich ein weiteres Zu­sammengehen mit ihnen nicht mehr mit den demokratischen Grund­fäben verträgt. An der Spike dieser Bewegung steht der Redakteur des demokratischen Organs, Stelzner, der eine starke Minderheit Der Polizeipräsident scheint jedoch eine Persönlichkeit zu sein, hinter sich hat. In der entscheidenden Versammlung fam es zu die sich über die Gesetze stellt und die sich gar nicht bekümmert um das Urteil der Richter. Er ist allmächtig. Das hat er in Städtetag und Fleischteuerung. In der gestern hier abgehalte- scharfen Auseinanderschungen; Stelzner widersprach entschieden dem Antrage, aus Zweckmäßigkeitsgründen sich wieder den Liberalen an­meinem Fall gezeigt. Denn statt mich zu entlassen, bin ich nen vertraulichen Sihung des Vorstandes des Deutschen Städte- zuschließen, unter besonderem Hinweis darauf, daß diese geflissent­wiederum als Polizeigefangener zurückbehalten worden. Und tages, zu dem die Bürgermeister einer Reihe der bedeutendsten fich die Mehrheit der Bevölkerung von der Vertretung ausschließen, wiederum geschah das gleiche. Ohne zu wissen, warum, blieb ich Städte Deutschlands gehören, wurde beschlossen, eine Sonder- und stellte den Gegenantrag, Anschluß an die Sozialdemokraten verhaftet, hat man mich festgehalten. Und um dem Ganzen die deputation an den Reichskanzler zu schicken, um Abhülfe- Maßregeln zu suchen. Die Mehrheit entschied sich jedoch, um eines Sikes willen Krone aufzusetzen, hat man weder einen Brief von mir an den riederländischen Konsul in Köln , noch einen Brief an meinen gegen die Fleischnot zu verlangen. Die Sonderdeputation besteht dem Kuddelmuddel beizutreten. Das Zentrum ging vor drei Jahren Rechtsanwalt an ihre Adressen befördert. Wiederum ein Rechts- aus den Oberbürgermeistern von Berlin , Frankfurt a. M., München , ebenfalls mit den Liberalen und bekam einen Vertreter zugesprochen, bruch, denn ich hatte das Recht, zu erwarten, daß meine Briefe Stuttgart und Straßburg . Dem Beschlusse entsprechend wurde so- der aber bald bei seiner Partei in Ungnade siel, weil er mit den direkt befördert werden sollten, wie das Gesetz es befiehlt. Mein fort ein Telegramm an den Reichskanzler abgesandt mit der An- Liberalen durch Dick und Dünn ging und es bei verschiedenen Ge= Tegenheiten unterließ, die ultramontanen Grundsäke hervorzu­Rechtsanwalt, Herr Schramm aus Köln , wußte also nichts von frage, wann Fürst Bülow dieſe Deputation des Städtetages tehren. Was die Partei diesmal fun wird, ist noch nicht ent­meiner neuen Berhaftung und lebte in der festen Ueberzeugung, empfangen wolle. schieden. daß ich sofort nach meiner Heimat zurückgekehrt wäre. Ich füge als Beilagen die Beweisstücke an, nämlich die zwei Briefe, die

Deutscher im Auslande so behandelt würde, wie ich in Köln !

Die Fleischnot und der bayerische Landtag.

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Wir werden wie gesagt der einen reaktionären Masse gegen­über einen schwereren Standpunkt haben als sonst; die Mitläufer aus dem Kleinbürgerstande usw. sind, weil wir im Gemeindewahl­fampf unsere prinzipiellen Forderungen stärker betonen als bisher,

Ein deutscher Kriegsveteran verhungert!

Wald in

man glüdlicherweise so unvorsichtig war, mir einzuhändigen. Die Besprechung der Fleischnot- Interpellation unserer Genossen Se. Erzellenz gewinnen dadurch die seltene Gelegenheit, sich zu im bayerischen Landtag hat zu dem Ergebnis geführt, das sich leicht überzeugen, daß sich die Sache so verhält. Man hat mich voraussagen ließ: die Regierung denkt nicht daran, wirksame Maß- fahnenflüchtig geworden und in das Lager des Gegners über­wiederum ungefeßlich ins Gefängnis gesetzt und dort behalten, regeln zur Beseitigung der Fleischnot zu ergreifen. Wenn der Minister gelaufen, der sie durch allerlei Versprechungen festhält. bis die Depesche Sr. Exzellenz mich endlich erlöste. Hoffentlich des Innern Graf Feiligich versicherte, daß die einheimische Land- Monaten hat man mit Hochdruck daran gearbeitet, alle diejenigen, werden Se. Exzellenz ohne Ansehen der Person handeln; denn wirtschaft sehr bald in der Lage sein werde, den Markt genügend zu von denen man annehmen kann, daß sie uns feindlich gegenüber­es gilt hier die Ehre Preußens auch dem Auslande gegenüber. versorgen, so daß man wieder zu normalen" Breifen werde kaufen können, stehen, zu Bürgern zu machen, während infolge der hohen Gebühr Wo der Boden des Rechtsstaates verloren ist, da herrscht Willkür so glaubt er das wahrscheinlich selbst nicht. Man sah dem Minister es den Arbeitern sehr erschwert ist, sich das Wahlrecht zu er= und Tyrannei. Was würde Se. Exzellenz dazu sagen, wenn ein an, daß er eine Sache vertrat, von deren Berechtigung er selbst werben. Wir dürfen aber trotz alledem wenigstens auf einen er­Ich erhebe gegen den Polizeipräsidenten die Anklage des Parteien auch die Liberalen natürlich nicht ausgenommen voll­nicht überzeugt ist. Aber in Bayern sind eben alle bürgerlichen Kledlichen Stimmenzuwachs rechnen. Amtsmißbrauches und gebe mich der Hoffnung hin, daß solche ständig agrarisch verseucht, so daß es für die Regierung das be­Dinge niemals wieder vorkommen werden. quemste ist, wenn sie sich einfach auch auf den agrarischen Stand­Und ich fordere weiter von der Regierung einen Schaden- punkt stellt. In der Debatte wurde von sozialdemokratischer Seite der Gemeindearme und Kriegsveteran aus den glor­Man schreibt uns aus Württemberg : Dieser Tage wurde ersatz für meine Freiheitsberaubung während so vieler Tage. auch auf Verbot das gänzlich unmotivierte der Einfuhr reichen Jahren 1870/71, Benedikt Kustermann von Selbst wenn Se. Exzellenz sich dazu entschließen sollten, toie es amerikanischen Büchsenfleisches verwiesen. Der Minister erwiderte Schwaben , verhungert aufgefunden. Er war 8 Tage Necht ist und wie ich erwarten darf, so bleibt das Unrecht dennoch darauf, dieses Verbot sei aus sanitären Gründen erfolgt. ohne Nahrung gewesen. Als man ihn in bewußtlosem Zu­bestehen, es wäre nur ein schwacher Versuch von Ihrer Seite, das Als ihm daraufhin vorgehalten wurde, daß doch in der stande auffand, starb er nach einer Stunde. Die bürgerliche gut zu machen, was ein Beamter, der seine Machtbefugnisse über- deutschen Kriegsmarine solches Büchsenfleisch verwendet werde, Bresse brachte diese erschütternde Nachricht in trodenen Zeitungsstil schreitet und seine Rechte mißbraucht, übel getan hat. fam er sichtlich in Verlegenheit und suchte sich mit der Bemerkung und fügte hinzu: Fast als ein Wunder muß es bezeichnet werden, Ich werde also sehen, ob das Rechtsgefühl Sr. Grzellenz herauszuwinden, er spreche jetzt nur von der Einfuhr nach Deutsch - daß Kustermann nach 8 Tagen noch lebend gefunden wurde. stärker ist, als die Macht eines Polizeipräsidenten, dessen Willfür land! Mit geradezu kläglicher Miene erklärte der Minister, er wisse Also ein Mensch und dazu einer, der für Deutschlands Ruhm eine Gefahr ist für alle Staatsbürger aller Länder und eine fein Mittel zur Behebung der jetzigen Fleischteuerung. Die einzig und Ehre" sich selbst zu Marfte trug, buchstäblich ver Schmach für Preußen. hungert! In einem Lande, wo Jahr für Jahr Millionen und Milliarden für fulturwidrige Zwecke hinausgeworfen werden, müssen Menschen wegen Mangel an Geld und Nahrung elendiglich verreden, und dabei wundert sich die gutgesinnte Bresse bloß, daß der Arme nicht schon früher zugrunde gegangen ist! Und die Sozialdemokratie, die solche zum Himmel stinkende Verbrechen der heutigen Gesellschaft verhindern will, ist die Rotte der Glenden"

Ergebenst

F. Domela Nieuwenhuis , niederländischer Staatsbürger.

Hilversum , Holland , 2. Oktober 1905. Was der preußische Minister, wenn er den Mißhandelten über­haupt einer Antwort würdigt, erwidern wird, läßt sich unschwer

richtige Antwort darauf gab ihm unser Genosse Segis, indem er be merkte, wenn die Regierung mit ihrem Latein zu Ende sei, dann solle sie einfach erklären:" Wir können nicht mehr, mögen nun andere heraufgehen und es besser machen."

Die Vertreter der agrarischen Interessen operierten natürlich wieder mit ihren altbekannten Argumenten. Dabei verwickelten sie sich beständig in Widersprüche. So behaupteten die einen, eine

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