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st. m 22. 2. Ktilllge desDmiirts" Ktrlim DgldsdlM. cvt I artige Ausbrüche I Angekl.: Herr Präsident, eS kocht Ramm vor den Gefchmorenen. �ochl- Präs.: Es kocht bei anderen Leuten! An }) MV vllvll* GewiK ßcrr SBröfibent. i ck bin i a ein S ck e u s a l. Alfred Ramm, der am lt. März die Bluttat an den Zlnidern des Schankwirts Grabow in der Schönhauser Allee 63 verübt hat, stand heute vor dem Schwurgericht des Landgerichts I . Den Borsch führt LandgerichtS -Direktor Schmidts, die Anklage vertritt Staatsanwalt Goedicke, die Verteidigung führt Rechts- anwalt Dr. Karl Löwenthal. Als Sachverständige sind Ac- richtsarzt Dr. Stürmer, pratt. Arzt Dr. Fehde und Privat- dozent Dr. Strauch zur Stelle. Der Angeklagte, Hausdiener rtii. trÜCt?®u00 Pamm steht unter der Anklage des schtoeren Diebstahls imd des Totschlages. Er ist der Sohn eines Kaufmanns rn Berlin , im Jahre 187t) geboren und hat schon zahlreiche Vor- strafen erlitten, darunter solche von 1 Jahr. 2 Jahren Gefängnis. 4 Jahren 6 Rionaten Zuchthaus. 6 Jahren Zuchthaus. Die Strafen sind ihm zumeist wegen schweren Diebstahls auserlegt worden. Zur« zeit verdutzt er in der Moabiter Strafanstalt eine zweijährige ZuchlhaiiSitrafe wegen Sittlichkeitsverbrechens. Der Angeklagte ist, Nnc sich aus setner Vernehmung ergibt, kurz nach seiner Entlassung aus dem Zuchthause bei dem Schankwirt Fritz Grabow als Hausdiener in Dienst getreten und dort kurze Zeit in Stellung geblieben. Als er wieder entlassen war, hat er, wie er sagt, sich auf alle mögliche Weise durchzudringen gesucht: als Arbeiter, Kolporteur. Zigarettenverkäufcr. Bauarbeiter und als Laufbursche bei einem Fabrikanten in der Kaiserstratze, wo er verschwand, nach- dem er 300 M. gestohlen hatte.Als das Geld zu Ende war. m u h t e ich den Entschlutz fassen, zu stehlen; ich dachte aber gar nicht daran, ein grötzeres Verbrechen zu begehen, denn HanS Grabow war ja ein lieber Bengel, dem ich nichts antun wollte. In der Nacht vom 10. zum 11. März schlich ich mich in!xn Hof deS HauseS Schönhauser Allee 63, hielt mich im Ouergcbäude bis gegen 1 llhr auf und stieg dann durch das Fenster in das Bereinszimmer." Präs.: Was haben Sie da zunächst gemacht? Angekl.: Ich Ivollte eigentlich nur etwas Wäsche stehlen und mich dann so schnell wie möglich auf demselben Wege wieder entfernen. Ich packte etwas Waiche zusammen, sowie die Tischdecken und packte alles in einen Kinderwagen, der gerade da stand. Der Kinderwagen hat mich veranlatzt. mehr zu stehlenl Präs.: Was haben Sie mit dem Kinderwagen angefangen? Angekl.: Ich ging damit nach vorn«; natürlich ganz leise, das kann man mir doch wohl nicht verdenken, darin bin ich sehr vor- lichtig l Ich wollte dann auf demselben Wege wieder zurückgehen, nicht eine Stunde wollte ich bleiben! Präs.: Als Sie im Schanklokal waren, haben Sie sich zunächst Portwein eingeschenkt? Angekl.; Aber nicht zu knapp I Präs.: Äch so, Sic wollen darauf hinaus! Auge kl.: Nein, ich will gar nicht daraus hinaus, aber ich weih, datz ich die Tat nur vollbracht habe, weil 'ch'"Wut und Bestürzung war! Präs.: Sie haben sich im schanklotal sehr viel Zeit gelasien und unter anderem ein Butter- brch sich zurecht gemacht? Angekl.: Ach, das habe ich ja gar nicht gegessen. Ich habe aber noch einen Eicrkognak getrunken. Präs.: Sie haben dann eine ganze MenjM Sachen zusammen- 16 Flaschen Wein, Zigarren, etwas Schweinefleisch, Wurst, Pökelfleisch, Billardbälle, eine Arbeitshose. Kopfkifsenbezüg«, Schürze, Blusen, Unterhosen, aus der Ladenkasse mehrere Pfennige. Angel l.: Das stimmt alles; ich habe stundenlang mich dort auf- gehalten. Ich habe ja noch geraucht und vor mich hingestarrt. Aber angine Bluttat habe ich nicht gedacht nicht zumachenl Präs.: Nachdem Sic im Schankraum den Diebstahl verübt hatten, kamen Sie wohl auf den Gedanken, nach der Küche zu gehen? Bermuteten Sie denn in der Küche Geld? Angekl.: Aawvhl, ich wußte, datz Frau Grabow auf Tellern und in Tassen- köpfen im KüchenschrcrnL X&eld aufbewahrte. Präs.: Sie waren wohl freudig erstaunt, als Sie im 5Mchenschrank die Kasiette mit der Tageseinnahme fanden? Angekl.: Jawohl, ich habe erst oben, dann unten nachgesehen und dabei schlichlich die Kassette ge- gefunden. Präs.: Weshalb begnügten Sie sich nun nickst damit, sondern traten noch an die schlafenden Kinder heran? Angekl.: Ich wollt« die Kleider der Margarete Grabow durchsuchen, weil ich wußte, datz Margarete, die in einem Blumengeschäft war, stets Geld im Portemonnaie hatte. So kommt eben eins nach dem anderen, Herr P>räsidentl Präs.: Sie durchs suchten die Kleider der schlafenden Margarete und fanden bloh 30 Pf. in ihrem Portemonnaie. Sie gingen dann nochmals in den Schankraum und stellten dort die Kassette auf den Tisch. Weshalb gingen Sie nun aber nochmals in die Küche? Angekl.: Ich ivollte bloß horchen, ob die Kinder schlafen, um mich uugestött fort- schleichen zu können, AlS ich in die Küche kam, sah ich. wie Margarete sich bewegte. Ich versteckte mich hinter dem Schrank. damit m,ch die Grete nicht sehen sollte. Sie hatte mich auch nicht gesehen, da sie noch halb schlief. In demselben Moment klopfte es an der Korridortür. ES mar. wie ich später hörte, der Maurer Karl K. Hierdurch wurde Margarete ganz wach; wir starrten uns beide erst ein« Weile an. dann wollte sie aus dem Bette springen und schrie zugleich los. Nun wußte ich nicht mehr, was ich taü Ich nahm ein Messer vom Küchetcherd und stach immer aus Margarete drauflos, weil sie so furchtbar schrie. Ich wollte sie still machen. Präs.: Sie müssen aber wie toll drauflos g«stocki-n haben, denn Margarete hatte allein sieben Stiche in den Kopf erhalten. Glaubten Sie nicht daran, daß Sie einen Menschen hierdurch töten konnten? An gell.: Nein, Herr Präsident, daran habe ick nicht gedacht; ich glaubte nicht, daß ich solche Verheerungen anrichten würde. Weil die Margarete so furchtbar schrie, packte mich die Wut und ich stach immer wütender auf die Kinder ein. Ich wollt« auf keinen Fall, datz sie mich wieder fassen und inS Zuchthaus stecken sollten. Präs.: Sie bezweckten doch mit dein Stechen, daß die Kinder aufhören sollten, zu schreien? Angekl.: Gott ja, ich wollte, sie sollten still sein.(Mit er- Hobcmr Stimme): Aber Herr Rat. von töten kann keine Rede sein, das kann nicht fein, das wollte ich nicht. Präs.:©ie haben doch aber gesehen, was Sie angerichtet haben. Angekl.: Jawohl, ,ch habe es gesehen, es liest sich schauderhaft. Präs.: Sie sollten ja sogar das Messer in der Wunde umgedreht haben. Sie hatten wohl doch die Absicht, die Kinderstumm" zu machen? Angekl.: Herr Präsident, nein und wieder nein. das wollte ich nicht; mich packte die Wut, ich stach immer nur drauflos, wen ,ch traf, wchtz jch nicht Wenn ick, die Absicht gehabt hätte, zu toten, so hätte ich ja das große, spitze Messer nehmen können, das ja auch in der Küche lag. Präs.: Was hätten Sie denn zum Beispiel unternommen, wenn Sie nun kein Messer gehabt hätten? Angeklagter: Dann hätte ich ledcnfalls die Kinder mit der Faust stille ge- macht. Ich mutzte die Kinder zum Stillscheigen bringen, ich wollte ni»t wieder in« Gefängnis. Mögen die Herren denken wie sie wollen, wir'st alles egal, und wenn es den Kopf kostet! sMit erregter Stimme, weinend.) Daran ist nur das ver- wünschte Klopfen dieses Schnapsbruders, dieses Vagabunden schuld, der allein hat die Schuld! Wenn der nicht geklopft hätte, wäre eS nicht so weit gekommen. wnino) nicht. Es tut mir selbst so bitter leid um den h e r r l i che n K na be n, ich wollte den Hans nicht töten! Präs.: Sie sind dann durch das Fenster entsprungen und ver- folgt worden. A n g e k l.: In der Anklage steht manches, ivaS aar nicht wahr ist. Es heißt auch: das Blut sei bloß so gespritzt. Ich habe keinen Tropfen gesehen. Präs.: Sie haben, als Sie entflohen, doch immerhin etwa« mitgenommen, beispielsweise da? Geld. Angekl.: Jawohl; als ich zu Hause aiikam, sah ich, haß ich außer dem Geld auch noch ein Gedichtbuch und ein Strumpf- band mitgenommen hatte. Wo st eckt denn da bloß Ver- ü a n d drin? DaS tut doch kein vernünftiger Mensch! Donner wetter noch mall Präs.: Unterlassen Sie der- einem gekl.: Gewiß Herr Präsident, ich bin ja ein Scheusal, eS tut mir ja auch leid, was ich getan aber ich habe es nicht gewollt I Nicht zu machenl Präs.: Als Sie nach Ihrer Flucht glücklich zu Hause ankamen, sollen Sie mit Ihrem Geld renommiert haben. Abends haben Sic sich in eine Schankwirtschaft begeben und ein Beefsteak sich bestellt. Angekl.: Jawohl. Aber als ich dann in der Zeitung las, daß der kleine Hans gestorben sei, blieb mir der Bissen im Munde stecken! Präs.: Sie hatten auch das Gefühl, datz der Wirt Sie verdächtig ansah? Angekl.: Ja, das bildet man sich in solchen Fällen immer ein. Präs.: Sie haben sich dann schleunigst aus der Schankwirtschaft entfernt. Angekl.: Gewiß. So etwas regt einen doch aufl Präs.: Na, Ihre angebliche Neue schien doch nicht sehr groß gewesen zu sein. Sie gaben Ihre bisherige Schlafstelle, wo sie unter falschem Namen logierten, auf, zogen unter falschem Namen in eine andere Schlafstelle und benutzten die erste Gelegenheit, um einen Hausgenossen zu bestehlcn.Angekl.: Nein, Herr Präsident. Der Mann hatte viel Geld, was ich auch hätte nehmen können. Mir ging es so nahe, daß ich solches Unheil angerichtet hatte, und ich habe mich vor dem Manne immer sehr geduckt. Präs.: Kurz und gut, Sie haben dem Mann seine Hose, seinen Ueber- zieher und seine Papiere gestohlen. Angekl.: Na ja, Herr Präsident, soll man sich denn freiwillig stellen? Jch muhte doch stehlen, ich hatte doch nichts mehr! Präs.: Sie hatten doch zuletzt bei dem Fabrikanten 300 M. gestohlen. Angekl.: Herrgott, Herr Präsident, davon hatte ich doch nichts mehrl Wie gewonnen, so zerronnen! Präs.: Sie wechselten dann bald wieder Ihre Wohnungen. Dann nächtigten Sie etwa 14 Tage auf Hausböden im Süden und Südosten der Stadt und stillten Ihren Hunger und Durst dadurch, datz Sie die vor den Wohnungstüren stehenden Milchkannen und Frühstücksbeutel stahlen. Angekl.: Ja, ich war schließlich zufrieden ,datz ich bei einem solchen Kannendicbstabl gefaßt wurde. Präs.: DaS stimmt doch nicht genau, denn sonst hätten Sie sich doch nicht zunächst Michaelis genannt, als Sie gefaßt worden waren. Angekl.: Verlassen Sie sich darauf, Herr Präsident, daß ich froh war, als man mich fest hatte. Präs.: Mit diesem Frohsinn und mit der Reue war es doch nicht weit her. denn Sie haben doch zuerst die ganze Sache bei Ihrer Vernehmung vor dem Untersuchungsrichter geleugnet und erst als die Familie Grabow die bei Ihnen vorgefundenen Sachen als ihr Eigentum rekognoszierte, haben Sie ein Geständnis abgelegt. Angekl.: Na, so kommts doch in der Regell Das ist so ein menschlicher Fehlerl Man ist dann doch etwas feige I Sehen Sie, Herr Präsident, man hat schon so viele Vorstrafen und nun soll man wieder'rein in» Loch! Lieber tot! Mein Großvater war selbst 25 Jahre lang Straf. anstaltsinspeltor, und ich soll immer'rin ins Loch! Das ist doch furchibarl Damit ist die Vernehmung des Angeklagten beendet. Auf Be- fragen des Verteidigers erklärt der Angeklagte noch, datz er seinen ersten Diebstahl schon als kleiner Junge verübt habe und dazu von einem anderen Jungen verleitet worden sei. Sein Vater sei schon 1871 gestorben, er habe ihn nie gekannt. Er habe den ver- storbenen Hans sehr lieb gehabt und dieser habe ihn auch noch, als er ihn eines Tages bei der Arbeit aus dem Bau sah, zugerufen: Ach. lieber Alfted l" Als erste Zeugin wir die Ibjährige Margarete G r a b o w vernommen. Früher hatte sie die Küchentür immer zugeschlossen, wenn sie schlafen gingen, aber gerade in der Nacht zum 11. März nicht. Frühmorgens, als es schon hell war, habe sie ein Husten oder Schurren zu vernehmen geglaubt. Sie habe erst geglaubt, daß es Einbildung von ihr sei; sie schlug dann die Augen aus und sah einen Mann in der Küche. Sie richtete sich im Bett auf und sah nun, daß sie sich nicht getäuscht habe. Der Mann wendete zunächst sein Gesicht ab, dann trat er auf sie zu und stieß mit einem Messer auf sie ein immer inS Gesicht. Dann stieß er auf den Bruder loS und abwechselnd wieder auf sie. Sie hat sieben Stiche in den Kops erhalten. Sie kletterte aus dem Bett heraus, rief laut um Sülfe und stieg auf das Fenstersims um durch ihre Sülferufe Leute herbeizulocken. Dann kam ein Mann zur Hülfe, den sie obet für einen Complicen hielt und des�ald dor ihm dns Fenster schloß. Ter Angeklagte flüchtete schleunigst und der hin- zugekommene Mann verfolgte ihn. Der Bruder, der ebenso stark blutete, wie sie selber, schrie gleichfalls gellend um Hülfe. Die nächste Zeugin ist die Mutter des getöteten HanS Grabow, die 57jährige Frau Elise Grabow. Vors.: Was haben Ihnen denn Ihre Kinder erzählt, als Sie sie am Morgen nach der Tat zuerst sahen? Zeugin: Als ich rn die Kuche tam, sah ich die Kinder aus mehreren Wunden blutend vor mir stehen Beide waren bei voller Besinnung. Die Wände, das Bett, die Gardinen, alles war voll Blut; wo die Kinder standen und gingen, bildete sich sofort eine große Blutlache. DaS Bett war von mehreren Stichen durchbohrt, so dnh die Federn lunherslogen. Ter Hans erzählte mir sosort auf meine Frage, wer ihn gestochen habt: DaS war unser zweiter Hausdiener, der Ramm. Als ich ihn nochmals fragte, wiederholte der Knabe: Ja, ja Mama, es war Ramm, ich weih eS ganz genau. Zeuge Maurer Kahl ist von dem ,n der Nahe befindlichen Bau am 11. März, früh gegen W Uhr. zu dem Grabowschen Schanklokale gegangen, um etwas Branntwein herbeizuholen. Da das Grabowsche Geschäft noch geschlossen war. ist er durch den Haus- stur aeqanyen und hat an die Korridortür geNopft. Da er da» erste Mal kein« Antwort erhielt, habe er nochmals kräftiger geklopft. demselben Augenblick ertönt« auS der Wohnung gellendes Hülfe- aeschrei. Der Zeuge wußte zuerst nicht recht, was er ansangen sollte, ging dann aver nach dem Küchenfenster auf dem Hof, da daS Hülfegeschrei nicht aufhörte. Er ist dann auf das Fenstersims ge- stiegen um in die Küche sehen zu können. Auf sein Klopfen hat die Margarete Grabow mit völlig blutüberströmtem Gesicht das obere Küchenfenster geöffnet aber sofort wieder zugeschlageit, da' sie wähl' in ihm einen Gehülfen des Ramm vermutete. In demselben Moment sprang der Angeklagte aus dem Fenster des Vereins- zimmers heraus und ergriff die Flucht. Der Zeuge lief hinterher. stolperte aber über einen Drahtzaun und mußte deshalb die weitere Verfolgung des Ramm aufgeben. Der Zeuge ist dann zur Wohnung des prakt. ArzteS Dr. Fehde gerannt und dieser ist dann an Ort und Stelle erschienen. Zeuge Grabow , der Vater des getöteten Knaben, bestätigt, daß er den Angeklagten, der ein lichtscheues Wesen hatte, hatte ent- lassen müssen, weil er die Arbeit verweigerte. Der Angeklagte hat darauf gelegentlich geäußert, daß er es dem Zeugenordentlich be-- sorgcn" würde.»Und er hat es mir wirklich ordentlich besorgt" setzt der Zeuge traurig hinzu. Hieran schließt sük» die Vernehmung der S a ch v e r- ständigen. Dr. med. Fehde bekundet, daß zwischen der Tat selbst und seinem ganz beschleunigten Erscheinen bei den Kindern etwa 40 Mnnten vergangen fein mögen. Er hat sofort die Wunden verbunden, wobei der Knabe ohnmächtig wurde. Die Wunde, die der Knabe an der Hand hatte, war äusserst bedenklich, denn es war die grosse Schlagader getroffen worden. Nach Ansicht deS Sach- verständigen erscheint eS ausgeschlossen, dah das kleine Kuchenmesser zur Tat gebraucht worden ist, denn die Verletzung sel so schwer ge- ioesen, daß«in anderes Messer verivendet sein müsse. �Die Sachverständigen Tr. Strauch und Gerichtsarzt Dr. Stornier bekunden, dass der Tod des Knaben durch Verblutung erfolgt sei. Nach Ansicht dieser Sachverständigen hat der Angeklagte doch das Küchenmeffer zur Tat gebraucht. Die den Geschworenen vorgelegten Fragen lauten auf schweren Diebstahl, versuchten und vollendeten Totschlages. Auf Antrag des Rechtsanwalts D):. Karl Löventhal werden noch Kragen nach Körperverletzung mit tödlichem Ausgange sowie wegen schwerer Körper- Verletzung und nach mildernden Umständen hinzugefügt. Staatsanwalt Goedicke hält den Angeklagten für überführt, sich des schweren Diebstahls und des Totschlages im Sinne der An- klage schuldig gemacht zu haben. Insbesondere liege der Tatbestand des§ 214 vor, da er bei der Unternehmung seines Verbrechens, um ein der Ausführung entgegen tretendes Hindernis zu beseitigen' oder um sich der Ergreifung auf frischer Tat zu entziehen, vorsätzlich einen Menschen getötet habe. Eine derartig schwere Bluttat ver- diene jedenfalls die nach dem Gesetz zulässige schwerste Bestrafung. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Karl Löwenthal, trat für Bejahung der von ihm gestellten Nebenfrage nach Körperver- letzung mit tödlichem Ausgange ein. Ueber die Persönlichkeit des Angeklagten sei nmn wohl kaum im unklaren, er ist ein Verbrecher, wie er im Buche steht, aber nicht ein Gewohnheits- und Kapital- Verbrecher, sondern ein Eigentumsverbrecher, wie auch seine zahl- reichen Vorstrafen beweisen. Der erste Diebstahl als Schuljunge hat ihn auf den Weg des Verbrechens gebracht. Als Verstössen«! und Geächteter habe er, kaum aus dem Zuchthaus entlassen, wieder gestohlen, um eine Unterkunft zu erlangen, denn ihm, dem Zuchthäusler gab niemand gern Arbeit. In der Absicht zu stehlen, sei der Angeklagte in der fraglichen Nacht in die Wohnräume des Schankwirts Grabow eingedrungen. Hier sei er durch die aufwachenden Kinder gestört worden und habe nun auf irgend eine Weise versucht, sie am Schreien zu hindern. Hierbei siel ihm leider ein Messer in die Hand, mit dem er die Tat ver- übte. Man könne sehr leicht zu dem Schluß kommen, daß der An- geklagte nur die Absicht gehabt hat, die Kinder so zu verletzen, daß sie unschädlich dadurch würden. Durch die erlittenen Verätzungen sei später allerdings der Tod des Knaben erfolgt,«ine vorsätzliche Tötungsabsicht lasse sich hieraus keineswegs folgern. Ter.Ver­teidiger bat deshalb die Schuldfragen nach Diebstahl und Körper- Verletzung mit tödlichem Ausgange zu bejahen. Die Geschworenen berieten nur kurze Zeit. Sie erklärten den Angeklagten des schweren Diebstahls und des versuchten, sowie des vollendeten Verbrechens gegen§ 214 schuldig. Staatsanwalt Goedicke: Ter Angeklagte ist ein außer- ordentlich gemeingefährlicher Mensch, der sich nicht besonnen hat, in sehr brutaler Weise ein unschuldiges Menschenleben hinzuopfern und eine ehrenwerte Familie ihres Stolzes und ihrer Freude zu berauben. Der Angeklagte ist eine Geißel für die Menschheit und eS ist geboten, diese von ihm zu befreien. Der Staatsanlvalt beantragte wegen de» sckiweren Diebstahls 2 Jahre Zuchthaus, wegen des versuchten Verbrechens gegen K 214 5 Jahre Zuchthaus und wegen des vollendeten Verbrechens gegen ß 214 l e b e n s- längliches Zuchthaus. Rechtsanwalt Dr, Löwenthal beantragte auf eine zeitlich« Zuchthausstrafe, deren Höhe er dem Ermessen des Gerichts anheim- stellte, zu erkennen. Zum letzten Wort verstattet, erklärte der Angeklagte:Jch bin ein Scheusal; ich gebe es zu, ich habe scheußlich gehandelt!" Der Gerichtshof verurteilte den Angeklagten wegen schweren Diebstahls und wegen je eines vollendeten und eines versuchten Verbrechens gegen§ 214 unter Einbeziehung der zuletzt gegen ihn erkannten Zuchthausstrafen zu 12 Jahren Zuchthaus und zu lebenslänglichem Zuchthaus, sowie Ehrverlnst auf Lebenszeit. Eins der fraucnbcwcgimcf. Mariendorf . Der Frauen- und Mädchen-Bildungsverein für Mariendorf und Umgegend hielt am 13. Oktober seine erste Mit- gliedeiversammlnng in Mariedorf bei Reichert, Chausseestr. 16, ab. Eine Genossin hielt eine kurze Ansprache über den Zweck des Vereins. Die Rednerin empfahl den Frauen, rege für de» Verein zu agitieren und für sein Blühen und Gedeihen Sorge zu tragen, dann werde er sicher gute Früchte bringen. Nach Annahme des Statuts erfolgte die Wahl des Vorstandes. Als erste Vorsitzende wurde Frau Keßen- Temvelhof, als Kassiererin Frau Lehman n- Mariendorf, als Schriftführerin Frau K l a u ck- Mariendorf'gewählt. CS ließen sich 40 Mitglieder anfnehmen. Dann wurde bekannt gemacht, daß die nächste Versammlung am Mittwoch, den 22. November tu Tempelhoi bei Marlin Miiller, Berlinerstr. 41 stattstiidet. Nach einem dreifache» Hoch auf die Frauenbewegung schloß die Vorsitzende die gutbesuchte Versammlung. Treptow -Vaumschulenweg. Mittwoch, den IS. Oktober, abends 8'/, Uhr, hält der hiesige Bildnngsvercin für Frauen und Mädchen tm Lokal des Herrn Julius Schinidt, Treptow , KiefholKtr. 22, seine Mitgliederversammlung ab, in welcher Frau Je eye iiverModerne Weltanschauung und uiisere Volksschule" spricht. Gäste willkomiileiil Ilm pünktliches Erscheinen bittet Der Vorstand. Verrmlcbtes. Die Ehokera. AuS S t r a ß b u r g i. E. wird gemeldet: Unter den aus Thorn eingezogenen Rekruten de« 172. Regiments in Strassburg , sind Cholerabazillenträger aufgefuiid!!!' worden. Ein cholern- verdächtiger Todessall. der sich in der Schleiermacherstr. 11 in Berlin ereignete und den Strassenreiniger Adolf Conrad betraf, hat sich bisher in keiner Weise bestätigt. Die Altgehörigen Conrads, die sich in den Isolierbaracken de» Krankenhauses Moabit befinden, werden wahrscheinlich bald entlassen werden. Der seit gestern herrschende, mit Regen und Gewittererscheinungen verbundene starke Sturm hat an Land und auf See vielfache» Schaden angerichtet. In« l l e n st e i n stürzte ein Zeltzirkns ein. Menschen und Tiere wurden gerettet, jedoch ist ein bedeutender Material- schaden verursacht. Auf dem Haff sind, den Abend- blättern zufolge, zwei Kähne gesunken; von der vesatzuiig fehlt jede Spur. Die Mannschaft eines dritten gesunkenen Kahnes konnte sich retten. Bei K a h l h o l z ist, wie dieKönigs- bcrger Allgemeine Zeitung " meldet, ein mit Ziegeln beladen« Kahn des Schiffers Schiclke»»tcraegangen. Schiclre, seine Frau und vier Kinder ertranken. Herford , 16. Oktober. Die Werre und die Aare sind über die Ufer getreten. Der Pegel, der gestern 0,60 Meter zeigt«, zeigt heute 3.70»teter. Neberschwemmung. In der Nacht zum Montag ist die Innerste mit ihren Nebenflüssen über die Ufer getreten und hat das ge- samte Jnnerste-Tal unter Wasser gesetzt. Der Bahn- und Post- verkehr zwischen RingelheliN und Baddeckenstedt mußte wegen Ueber- schwewntuNg des Bahndammes eingestellt werden. Schneefälle in Bayern . Nach einer Drahtmeldung aus München ist Sonntagnacht in tzof, Bayreuth und Würzburg Schnee gefallen. Eine gewaltige Fenersbrimst äscherte in Elsig bei Euskirchen eine Anzahl mit Getreide gefüllter Scheunen, mehrere Ställe und einen Tanzsaal ein. Gattenmsrd. In Grotz-Hartmannsdorf bei Bunzlau erstach äestern der frühere Gastwirt und jetzige Arbeiter Katzmanu seine 'ran. Brandkatafirophe. In einer Seidcnfabrik in S a r v a r< Ungarn ) fand eine Explosion statt, durch welche die Geschäftsgebäude in Brand gesetzt wurden. Eick Teil derselben stürzte ein und begrub zahlreiche Personen. Bis gegen Mitternacht wurden sechs Tot» und ein« groß« Anzahl Verwundete aus den Trümmern hervorgezogen, viele werden noch vermißt. Offenviirg, 16. Oktober. Wie dieMittelbadischcn Nachrichten" ckus Kdppelöodtck' melden, belauft sich die durch den Bürgermeister Hermann Haa» unterschlagene Summe nach den bisherig«, Fest-