Kleinen treiben, was die„Herren" im Großen. So belastetmit ihrem ganzen Grimm die„Kreuz-Zeitung'(Nr. 435vom 17. September) die„Preissteigerungen durch Innungen".Sie kommt zurück auf eine von ihr bereits am 19. Augustgebrachte Mittheilung, wonach eine Metzger-Jnnung(inMünchberg, Oberfranken) auf die allseitigen Wünsche nach•Bcminbmmg der Fleischpreise mit folgendem Inserat ge-antwortet hatte:„Von jetzt ab kostet das Pfund Schweine-fleisch 70 Pfg., und wenn keine Ruh' ist mU der Zeitungsschreiberei, dann kostet's noch mehr! Metzger-Jnnung."Das ist zwar etwas stark und toll und noch dazu inunverfälschtem Metzgermeister-Jnnungsstil ausgedrückt, aberinhaltlich ist es dasselbe, was die adligen und gräflichenRitterguts- und Herrschaftsbesitzer mit der Verbrämungdurch das„landwirthschastliche Interesse" aussprechen.' DieHerren Metzger sind nur ehrlicher als die agrarischenJunker, obwohl sie ihnen an Unverschämtheit nicht einmalgleichkommen.—Kühne Phantasie. Die„Nationalliberale Korre-spondenz" will den„Uebermuth des Zentrums" durch einGcgenkartell von Reichspartei, Nationalliberalen und Fort-schrittlern brechen. Nun, die Fortschrittler wollen wir denNationalliberalen gern schenken, seit wann aber wären dieReichsparteiler in Bezug aus die Militärfrage— und ausdiese allein kommt es an— anderer Meinung als ihrZwillingsbnider, die Dentschkonservativen? Der Konkurrenz-Neid der Nationalliberalen ist für das Zentrum sehr un-gefährlich, und wird nur die praktische Folge haben, daßdie Ralionalliberalen mit dem Zentrum um die Wette fürdie neue Militärvorlage stimmen.—Z»r Geschichte des Schulze- Delitzsch'schen Ge-Uossenschaftswesens. Gegenüber der Behauptung EugenRichter's, die Sozialdemokraten hätten von Schulze-Delitzschdas Genossenschaftswesen gelernt, wiesen wir seiner Zeitnach, daß die Sache sich thatsächlich umgekehrt verhält, unddaß Schulze- Delitzsch die Owen' schen Kooperativvereineplagiirt hat. Von der Richtigkeit dieser Darlegung desSachverhalts kann man sich schon durch einen Blick in dasKonversationslexikon(Artikel: Robert Owen) überzeugen.Nachträglich erfahren wir nun aus durchaus sicherer Quelle,daß Schulze-Delitzsch, der, wie in den tollen Jahren fast diegesammte bürgerliche Demokratie, mit dem Sozialismusspielte und renommirte, zu Berlin, wo er als Abgeordneterwar, im Jahre 1848(vielleicht auch 1849) den Vortrageines kommunistischen Arbeiters anhörte, der auch der Ge-nossenschasten Robert Owen's erwähnte, und daß er hier-durch angeregt wurde, sich näher mit dem Gegenstande zubeschäftigen.—Internationale Konferenzen. Zur Vorbereitungdes Ratioualkongresses von Marseille fand kürzlich inLille ein Kongreß des Nordverbandes der Partei statt,welcher über die internationalen sozialistischen Kongressefolgende Resolution faßte:„In Erwägung, daß die Er-eignisse nicht die Festsetzung eines Datums erlauben, wofür die Bedürfnisse der Partei eine internationale Verstän-dignng nöthig sein wird, in weiterer Erwägung, daß dasjetzige Vertretungssystem ungeheure Ausgaben nach sich zieht,«nd daß das Geld zu diesen Ausgaben in nützlicher Weisefür die Propaganda angewendet werden könnte, sprichtZderNord-Regionalkongreß(am 28. August 1892) den Wunschaus, es möchten in Zukunft die internationalen Kongressedurch internationale Konserenzen ersetzt werden, auf denendie Arbeiterparteien durch ein Mitglied ihres Vorstandesoder ihres Nationalrathes vertreten wären, und eS möchtenderartige Konferenzen so oft stattfinden, als die Partei-Interessen es erfordern."—Wie telegraphirt wird:„Antwerpen, 16. Sep-«mber. 5000'Arbeiter protestirten in einem Briefe an denMinister des Aeußern gegen die von französischen S o-ö.i a l i st e n an belgischen Arbeitern verübten Gewalt-Tätigkeiten."Die französischen Sozialisten haben aber mitdiesen Konkurrenzprügeleien nichts zu thun; im Gegentheil,'hnen ist es zu verdanken, daß endlich ein besseres Ein-vernehmen zwischen den streitende» Theilen eingetreten ist.uebrigens wird in dem Brief an den Minister zugegeben,daß die belgischen Arbeiter in Frankreich unter dem Preisarbeiten. Also gar nichts„nationale»", oder chauvinistischesw diesen Priigeleien, sondern der alte viclhundertjährigcKampf zwischen solchen Arbeitern, die sich durch denUnternehmer nicht in ihrer Lebenshaltung wollen herab-drücken lassen, und solchen, die sich dem Unternehmer ver-laufen, um zu dessen Vortheil die Lebenshaltung der Ar-bester herabzudrücken. Die französischen Arbeiter, welche denbelgischen Lohndrückern zu Leib gingen, würden s r a n-i o s i s ch e Lohndrücker, trotz der Landsmannschaft, nichtunt freundlicheren Augen ansehen.—Aus Portugal wird gemeldet:„Die Abgeordneten-wählen sind auf den 23. Oktober ausgeschrieben. DieDiäten sind abgeschafft, nur bedürftige Abgeordnete er-halten eine geringe Unterstützung." Auch eine Finanz-reform!—Nussisches. Aus Russisch- Polen wird der«Kölnischen Volkszeitung" geschrieben:„Die Zitadelle inAZarschan ist augenblicklich mit politischen Ge-> a n g e n e n überfüllt. Russische und österreichische Polen,vereinzelt auch deutsche Reichsangehörige schmachtenw den Kasematten. Neuerdings hat man einen russischenJuden eingeliefert, der seinerzeit bei der bekannten Kata-strophe von Borki betheiligt gewesen sein soll. In Re-stwrungskreisen neigt man der Ansicht zu, daß das furcht-bare Unglück auf der Eisenbahn-Linie Kursk-Asow nicht nurbuf„verfaulte Schwellen" zurückzuführen sei. Im geheimenVerden in dieser Angelegenheit noch immer Verhöre undbuch Verhaftungen vorgenommen, obschon bis jetzt ohne denErwünschten Erfolg. Uebrigens wittert der Chef der War-schauer Polizei, General Klejgels, jetzt überall polnische Ver-Ichwörnngen und Gehcimorganisaliouen. Da die Verhörerv in der Zitadelle befindlichen Untersuchungsgefangenen"'chts sonderlich Belastendes ergeben haben,w wendet man augenblicklich die infamsten MittelÄs- um die Angeschuldigten zu Geständnissen zu bewegen.Man weckt sie beispielsweise mitten in der Nacht und läßtm nicht schlafen, um ihre Nerven zu zerrütten und dieLrrmstcn dann eher zu einem Geständniß zwingen zu können.Mas durch Schlaflosigkeit und Nervositätnicht bewirkt wird, sucht man durch Hypnose undggestion zu erreichen, die man in der WarschauerZitadelle durch zwei russische Polizei-Aerzte öfters anwendenläßt. Die Untersuchungsrichter haben seitdem 13.(1.) Julistrengstens Befehl erhalten, bei allen Vernehmungen sichnicht mehr der polnischen, sondern ausschließlich derrussischen Sprache zu bedienen, selbst wenn die Be-schuldigten kaum oder nur mangelhaft des russischen Idiomsmächtig sein sollten. Die Gerichtsprotokolle werden nichtmehr wie bisher, falls der Angeklagte des Russsschen nichtmächtig sein sollte, mit daneben gefügter polnischer Ueber-setzung, sondern ausschließlich russisch geführt. Viele Ge-sangene müssen die russisch aufgesetzten Protokolle dann unter-schreiben, ohne zu wissen, was sie eigentlich unterschriebenhaben. Als vor einiger Zeit zwei russische Richter m WarschauGeneral Klejgels darauf aufmerksam machten, daß dies doch seineBedenken habe, sagte der Allgewaltige: Es giebt in Rußlandkeine Polen, sondern nur russische Untcrthanen. Es giebtauch keine polnische Sprache, das Polnische ist nur einslavischer Dialekt bez. eine Mundart des Russischen. Auchdie Verwandten der Gefangenen dürfen jetzt bei den Be-suchen in der Zitadelle, bez. in den Gefängnissen mit denVerhafteten nur Russisch sprechen;'können sie es nicht oderwollen sie es nicht sprechen, so werden sie sofort aus demGefängniß gewiesen." Die„Kreuz-Zeitung"(Nr. 435 vom17. d. M.) nennt diesen Bericht mit Recht haarsträubendund bemerkt treffend:«Herr Geheimrath Schischkin hathier wieder gute Gelegenheit, semer Dementirungslust dieZügel schießen zu lassen. Nach dem Muster der bekanntenSchlachtenberichte über den„einen" gefallenen Kosakenwürde es sich unseres Erachtens empfehlen, auchnur„einen" politischen Gefangenen in Warschau derOessentlichkeit zuzugestehen." Aber Pan Virchow, der(siehe den heutigen Leitartikel) für das Erlernender russischen Sprache so sehr eingenommen ist, wird, wirgestehen es zerknirscht, uns nun mit dem Argument zer-schmettern, man müsse russisch aus dem Grunde verstehen,um als politischer Häftling in der Warschauer Zitadelleseinen Mann zu stehen. Zum Schluß! Mit Entrüstungblickt die„Kreuz- Zeitung" nach Warschau. Sehr wohl!Aber sie hat bis heute noch nicht ein Sterbenswörtchen derKritik gesagt über den Fall Holzmann.—Arbeiterkongrest in Brasilien. In der Bundes-Hauptstadt Rio de Janeiro hat kürzlich ein besonders vonden Deutschen starkbeschickter Arbeiterkongreß stattgefunden.Das Programm enthält 37 Artikel und zerfällt in zweiTheile. Im ersten Theile ist ausdrücklich betont, daß dieProletarier Amerikas sich nach den gleichen Prinzipien wiedie Europas orjjanisiren müssen und daß die einzige mög-liche Emanzipation des Arbeiters in der Expropriirung derProduktions mittel und der Rohstoffe bestehe— also derKollektivismus der richtige Schlüssel sei. Glück auf!—Patfetnaiftrtäilen.Gegen die Blutsteuer! Eine große Breslauer Volks-Versammlung faßte nach einem mit anhaltendem stürmischemBeifall aufgenommene» Vortrage Liebknecht's über die gegen-wärtige Lage, in welchem er besonders über den Militarismussprach und die Nothwendigkeit betonte, daß in ganz Deutschlanddas Volk sich gegen die neue Militärvorlage erklärtenund dahingehend seinen Einfluß auf die Reichstags-Abgeordnetenaufs averentschiedenste geltend machen müsse, einstimmig folgendeResolution:„Die Versammlung erklärt in vollkommenem Einverständnißmit dem Referenten das gegenwärtige System des Militarismusfür den hervorragendsten Hemmschuh der Zivilisation und fordertan der Hand des sozialdemokratischen Parteipiogramms die Ein-führung des Milizsystems. Sie erkennt in der Sozialdemokratieallein die Rettung des Volkes und verspricht mit allen Kräftenfür Ausbreitung dieser heute noch so sehr verfolgten Kultur-bewegung einzutreten."»*Wie die Wahl deS Herrn v. Hammerstein zu Standekam, ist unseren Lesern schon bekannt. Nachträglich theilt dieBielefelder„Volksmacht" noch mit, daß in dem kleinen OrteHerringhausen die Wahlurne aus einer Zigarrenkiste mit Deckelbestanden habe, welcher jedesmal behufs Hineinlegung einesStimmzettels zurückgeschlagen wurde. In derselben Ge-meinde, wo der Gemeinde- oder Ortsvorsteher jede Person kennt,wo er weiß, wann, wo und zu welcher Stunde ein Orts-einwohner geboren ist. in dieser Gemeinde sei es vorgekommen,daß 4 Personen, welche noch nicht wahlberechtigt waren, gewählthaben. Di«„Volksmacht" berichtet noch, daß unser Vertrauens-mann aus dem Wahllokal gewiesen worden sei. Man hat denErlaß des Ministers Herrfurth also nicht beachtet. Die Lokal-behörde ist wahrscheinlich dem Ministerium„über".Bei alledem brachte es die„Kreuz-Ztg." fertig, den Leutenweis zu machen, der Sieg der Konservativen sei der„vornehm-sachlichen Führung des Wahlkampfes" zu verdanken. Eine schöneSorte von„Vornehmheit" der„Edelsten der Nation" und ihrerHelfershelser, die weder Gesetz noch gesetzmäßige Ministerial-Verfügungen achtet, wenn sie wirklich einmal dem Volke zu Gutekommen.»»Freisinnige Wahlpraktik. Wie die Breslauer„Volks-wacht" mittheilt, ist in einer Greif fenberger öffentlichenVersammlung, die von den Freisinnigen wegen der Reichstags.wähl einberufen war, keine Diskusston zugelassen worden. Nach-dem der Referent Eugen Richter seinen Speech beendet hatte undein Hoch auf diesen ausgebracht war, hat man sofort die Ver-sammlung geschloffen, wodurch es unseren Parteigenossen un-möglich gemacht wurde, dem Referenten entgegenzutreten. DieVorsicht, dem Gegner nicht Stand zu halten, beobachtet derE(ihrer des Freisinns bekanntlich in allen Versammlungen.elänge es ihm, auf den Ministerseffel zu voltigiren, so bekämeDeutschland nicht nur den unmanierlichsten, sondern auch denfeigsten Minister, den es�je gehabt hat.�Zur Wiener Volksversammlung, in welcher Bebelauftrat, theilt die dortige„Arbeiterzeitung" noch Nachstehendesmit. Genosse Schuhmeier beantragte folgende Resolution:„Die heutige Versammlung erklärt sich mit den Ausführungender Vortragenden einverstanden und ist überzeugt, daß nur dasProgramm und die Taktik ider internationalen Sozialdemokratieden Weg zur Befreiung der Arbeiterklasse bahnen kann, sie er-sucht unseren Genossen Bebel, unseren deutschen Parteigenossenden Brudergruß der sozialdemokratischen Proletarier Oesterreichszu überbringen."Diese Resolution wurde unter begeisterten Zurufen einstimmigangenommen, worauf Bebel noch einmal das Wort ergriff;er sagte:„Parteigenossen! Ich bin mit großem Vergnügen bereit, denGruß meinen deutschen Parteifreunden zu überbringen, den Siemir übertragen haben, er hat mich herzlichst gefreut und es wirdan mir sein, das den Genossen zu sagen.Wir in Deutschland verfolgen seit Jahren mit lebhaftemInteresse den Gang der Bewegung in unserem NachbarstaateOesterreich. Wir haben mit Freude gesehen, wie unter Verhältnissen.die unendlich niederdrückender sind für unsere Partei in Oesterreichals in Deusschland— wir haben mit großer Herzlichkeit gesthtm,wie tapfer trotz dieser Verhältnisse die österreichische Bruder-partei den Kampf führt und was für bedeutende Fortschritte siegemacht hat trotz alledem. Unsere Politiker der herrschendenKlassen haben vor LVs Jahrzehnten Deutschland und Oesterreichauseinandergerissen, zwei Staaten daraus gemacht, die nicht zueinander gehören.Ich hoffe, das, was die Politiker schlecht gemacht haben, daSwird die deutsche und österreichische Sozialdemokratie- gutmachen.(Bravo.) Wenn aber heute Freund Adler gemeinthat, wir hätten es in Deutschland so besonders gut, damuß ich ganz entschieden protestiren. Denn es könnteleicht passiren, daß unsere Gegner zu uns sagen: Wenn eil Euchso gut geht, dürft Ihr Euch nicht beschweren, w>mn eskünftig schlecht geht. Wir haben auch unsere Schmerzen; ichwill sie Ihnen nicht erzählen, denn Sie haben Ihre eigenenSchmerzen; aber wir wollen eifrig kämpfen, daß unsereSchmerzen und Eure Schmerzen bald beseitigt«erden und dasgeschieht am besten, wenn wir uns treuer Kan>pfesbri'ck>erschaftversichern; diese wollen wir halten und ich hoffe, wem» wir indiesem Augenblicke die günstiger Gestellten sind, daß wir auch inder Lage sind, unseren österreichischen Brüdern in Kstanchemhelfen zu können, was ihnen in den gegenwärtigen Verhältnissenallein auszuführen nicht möglich ist. Darauf hin, auf die treueKamps- und Brudergenossenschaft, bitte ich Sie ein Hoch aus-zubringen."Dreifaches stürmisches Hoch! Die Versammlung wird ge-schloffen und aus Tausenden von Kehlen ertönt das„Lied derArbeit" und die„Marseillaise". �Iserlohn. Der hiesige sozialdemokratische Verein hatte zuvorigem Sonntag eine öffentliche Volksversammlung einberufen,in welcher Reichstags-Abgeordneter Molbenbuhr über dieThätigkeit des deutschen Reichstags sprach. Trotz der voll-ständigen Ueberfülltheit des Saales herrschte während des Vor-träges die lautloseste Stille, die nur durch den Beifall unter-brachen wurde, den man dem Referenten spendete. Ge-gner warengenug anwesend; es wagte sich jedoch Keiner in der Diskussionhervor. In einer Resolution erklärte sich die Versam mlung ein-stimmig mit den Ausführungen des Referenten vollständig ein-verstanden; da eben die sozialdemokrattsche Fraktion die Interessender arbeitenden Klasse voll und ganz vertrete, werde es das Be-streben eines jeden zielbewußten Arbeiters fem, mit aller Kraftdahin zu wirken, daß der Wahlkreis Iserlohn und Altena sozial-demokratisch im Reichstag vertreten wird. Mit eineem Hoch aufdie Sozialdemokratie und dem Gesang der Marseilaise schloß derVorsitzende Copalle die Versammlung. �AuS Leipzig wird uns geschrieben: Im meuerrungenenSaale der Tonhalle fand am Mittwoch, seit etwa 4 Jahrendie erste Volksversammlung statt. Der Saal war überfüllt. Genosse Manfred Wittich sprach über„den internationalenKlassenkampf" und forderte in zündenden Worten auf zur Or-ganisation und Agitation. Folgende Resoluttoa fand ein-stimmige Annahme:„Die heute im Saale der„Tonhalle" stattfindende Volks-Versammlung erklärt, daß die Befreiung des Proletariats aus denFesseln des Kapitalismus nur durch die Vereinigung der Arbeiteraller Länder und systematischen Kampf herbeigeführt werdenkann. Die Versammlung erkennt aber auch an, daß die Kämpfemit dem Kapital in den einzelnen Ländern je nach Umständen innationalem Rahmen geführt werden müssen, sei es auf polittschemoder wirthschaftlichem Gebiete. Deshalb ist die Einigkeit unterden Arbeitern dringend nothwendig, und es verpflichten sich dieAnwesenden, soweit dies noch nicht geschehen, zu gemeinsamemWirken den politischen wie gewerkschaftlichen Organisationen bei-zutreten."Der zweite Punkt betraf den Eröffnungskampf für die dies-jährigen Stadtverordnetenwahlen. An Stell« des durch Krankheitverhinderten Genossen Pollender referirte Genosse R ö t h i n g.welcher das jetzige Stadtregiment der gebührenden Kritik unter-zog, wobei er das bekannte Schwanken des Stadtraths in Bezugaus die Messe geißelte. In der Debatte sprechen sich zwei Handelsleutegegen die vom Rathe endlich beschlossene Aufhebung der Messe ans,wurden aber von anderen Rednern belehrt, daß bei Einzug derSeuche die Handelsintereffen ja in weit höherem Maße geschädigtwürden. Ein Antrag, zu Gunsten der Hamburger Nothleidendeneine Sammlung zu veranstalten, wurde mit der Motwirung ab-gelehnt, daß die hier zusammengebrachte Summe nur ein Tropfenauf einen heißen Stein sei; der Staat habe«inzu-greisen.Dann gelangte folgende Resolution zur Annahme:„Die am 14. September im Saale der„Tonhalle" tagendeVolksversammlung stimmt dem Referenten in der Kritik des Stadt-regiments zu. Eine Aenderung in der Verwaltung zu Gunstender Gesamintbevölkerung wird erst dann eintreten, wenn genügendVertreter aus den Volkskreisen in» Stadtverordneten-KollegiumSitz und Stimme haben. Deshalb hält die heutige Volksver-sammlung die Betheiligung an den Stadtverordneten-Wahlm fürdringend geboten und verspricht, thatkräftigst mitzuwirken, daßdie Kandidaten aus dem Volke zum Siege gelangen."Hierauf schloß der Vorsitzende die glänzend verlaufene Ver-sammlung mit der Aufforderung an diejenigen, welche daS Bürgerrecht noch nicht erworben haben, unverzüglich dahingehende Echnttezu thun.•»Schkeuditz bei Halle, vergangenen Sonntag fand imBürgergarten eine öffentliche Versammlung des Arbeitervereinsstatt, in welcher Genosse Mittag aus Giebichenstein unter Bei»fall über das Thema sprach: Die göttliche Weltordnung und ihreVertheidiger. Dann referirte Genosse Müller aus Schkeuditzüber die Cholera. Er erklärte u. A., daß die Schkeuditz« Be-Hörde gegen das Einschleppen der Seuche soviel wie Nichts gethanhabe. Es würde wohl öfter im Wochenblatt bekannt gemacht,wie sich die Einwohnerschaft gegen das Einschleppen der Seuchezu verhalten hat, aber es fehle an der Kontrolle darüber, ob denVorschriften auch nachgekommen wird; sogar die städtischenGräben und Schlamniteiche seien entweder gar nicht oder dochnur mangelhaft desinfizirt. Die Behörden müßten energisch auf-gefordert werden, das Versäumte nachzuholen, auch müsse fürErrichtung eines geeigneten Krankenhauses Sorge getragen wer-den. Nachdem sich noch verschiedene Redner im Sinnedes Referenten ausgesprochen hatten, wurde einstimmigfolgende Resolution angenommen:„Die heutige öffent-liche Versammlung des Arbeitervereins von Schkeuditzund Umgegend beschließt, den Vorstand zu beauftragen, beimMagistrat den Antrag zu stellen, daß unverzüglich DesinsektionS-ic. Mittel für den unbemittelten Theil der hiesigen Bevölkerungaus Stadtmitteln unentgeltlich verabfolgt werden; ferner daraufzu achten, daß die Schutz- und Vorsichtsmaßregeln seitens derGrundbesitzer, als auch der Behörde befolgt werden; endlich sürein geeignetes Krankenhaus für den Fall des Ausbruchs derEpidemie z» sorgen. Dazu wird eines der beiden Pfarrhäuser inVorschlag gebracht." Zum Schluß der Versammlung ermahnteGenosse Mittag die Versammlung nochmals, treu und fest zurArbeitersache zu hallen, und forderte diejenigen, welche demArbeiterverein noch fern stehen, zum baldigen Anschluß an denselbenauf, denn wenn man nicht säe, könne man auch nicht ernten.Mit dem Gesang der Marseillaise ging�man auseinander.Die Notiz aus Vilbel» die in letzter Sonntagsnummersteht, bedarf insofern der Ergänzung, als beschlossen wurde, dieGelder der Wahlvereine auf einer Sparkasse anzulegen, um beiWahlen das Geld schnell zur Hand zu haben, resp.es zur Agitation'ofort verwenden zu können. Bezüglich der Maifeier 1893 wurdewstimmt, dieselbe, wenn auch nur durch eine Versammlung oderdurch ein Vergnügen am Abend, aus alle Fälle aber am 1. Maiabzuhalten,