Hierauf wird ein Vertrauensvotum für die Fraktion einftimmig angenommen.( Lebhafter Beifall.)
Der nächste Punkt der Tagesordnung ist: Die öster= reichische rise und das Wahlrecht. Als Referenten find Ellenbogen und Nemec bestellt.
Ellenbogen weist in einem geschichtlichen Rückblick nach, daß der mißgestaltete Heiratsgüterkompler Oesterreich von Geburt an an einem immanenten Widerspruch gelitten hätte. Die Verfassung stellt ein trostloses Flickwerk, unharmonische Teile dar, eine lächerliche Sammlung von Anachronismen, über welche die Verwaltungspraris bereits hinweggeht. Desterreich, das zur Zeit, als die Verfassung gegeben wurde, noch ein Agrarstaat war, ist jetzt ein ausgesprochener Industriestaat. Sein Privilegienparlament ist ein prähistorisches Versteinerungsprodukt geworden. Inzwischen aber geht die Weltgeschichte ihren Gang und schafft neue wirtschaftliche Gebilde und Tendenzen, die von dem glühenden Wunsche beseelt sind, daß dieser ihrer weiteren Entwickelung im Wege stehende Kretin von Parlament endlich beseitigt werde.( Lebhafter Beifall.) Das Parlament demonstriert auf der Straße, die Bourgeoisie treibt Obstruktion. Diese Obstruktion, in der der bürgerliche Klasseninstinkt revoltiert, stellt die Unmöglichkeit des Privilegienparlaments. flar und lähmt die staatliche Tätigkeit auf allen Gebieten. So liegt die österreichische Konstitution in den leßten Zügen. Es gibt nur noch die Alternative: nadter Absolutismus oder allgemeines gleiches Wahlrecht.( Lebhafter Beifall.) Aber in einer Zeit, wo zerfeßte Großfürstenleichen auf der Straße liegen, da denkt niemand an die Einführung des Absolutismus.( Stürmischer Beifall.) Wie die Krone denkt, hat sie schon gesagt. Sie hat sich im Konflikt mit Ungarn schon entschieden, daß die politische Entrechtung der breiten Voltsmassen ein Ende haben muß.( Stürmischer Beifall.) Die Tatsache, daß das allgemeine Wahlrecht von Krone zu einem Programmpunkt gemacht worden ist, entscheidet über die Dinge nicht für Ungarn allein.( Lebhafte Zustimmung.) Hat man den richtigen Ausweg für Ungarn zu finden gewußt, so hat man kein Recht mehr, fich für Oesterreich blind zu stellen.( Heiterkeit und lebhafter Beifall.) Formale Schwierigkeiten können nie die Ursache sein, einen großen, historisch notwendig gewordenen Gedanken an der Durchführung zu verhindern. Die künstliche Fortsetzung des vergiftenden nationalen Gezänkes durch die Nationalisten dient nur der Absicht, Verwirrung in die geschlossenen Reihen des Proletariats zu tragen und uns gegeneinander auszuspielen. Aber solange nur noch ein Hauch Sozialdemokratischen Denkens in uns lebendig ist, solange in einem Winkel unseres Herzens auch nur ein Funken proletarischen Empfindens lebt, werden wir auf diesen Schwindel nicht hineinfallen.( Stürmischer allseitiger Beifall.) Wie kommt es aber, daß wir Vaterlandslosen" den Staat stärken wollen? Gewiß sind wir Gegner dieser Gesellschaftsordnung und ihrer Ausdrucksform, des modernen Staates. Aber wir stehen auf dem Boden der Tat= sachen. Der moderne Staat ist ein notwendiger Durchgangszustand, und er wird, ob er will oder nicht, zum Schwungbrett für unsere Ziele. Der Staat ist ein Instrument in den Händen der befizenden Klassen, aber gegen deren Willen wird er zum Instrument politischer Weiterentwickelung. So wollen wir auch in Desterreich den faulen, alten Staat nicht länger dulden.
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" Wir hämmern jung das alte, morsche Ding, den Staat, Die wir von Gottes Zorne sind bis jetzt das Proletariat!" ( Stürmischer Beifall.)
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Rings um uns greifen die Völker nach den höchsten Zielen: Deutschland hat sich an die Spike der industriellen Entwickelung gestellt. Im Norden hat sich ein uraltes Bauernvolf von der Abhängigkeit von Schweden befreit. In Italien haben die Bauern und Arbeiter in heißem Ringen um soziale Verbesserungen gekämpft. Und drüben im finsteren Osten wird es Tag, und ein schöner Völkerfrühling bricht an.( Stürmischer Beifall.) Die Ketten sind zerschmettert, und vom Gismeer bis zum Kaukasus dröhnt der Ruf der Freiheit.( Brausender Beifall.) In Rußland siegt der Gedanke des allgemeinen Wahlrechts, und da sollen wir verflucht sein, den Schimpf und die Schande eines mittelalterlichen Ständeparlaments noch länger zu tragen?!( Stürmischer wiederholter Beifall.) Wenn unverantwortliche Weiber und Männer als Ratgeber in ihrer Bor= niertheit es wagen sollten, der geschichtlichen Entwickelung in die Arme zu fallen, dann werden wir am Blaze erscheinen, um dem Volfe zu geben, was des Volkes ist.( Stürmischer Beifall.) Dann wird das Volf selber kommen, um die Händler und Wucherer mit Bolfsrechten aus dem Tempel zu jagen.( Erneuter Beifall.) Wir sind die ungeheure Mehrheit, die Arbeit unserer Hirne und Hände schafft alle Güter, wir lassen unser Blut auf den Schlachtfeldern, wir sind die Träger und Erhalter des ganzen Gebäudes der Kultur, und da will man uns verwehren, unser eigenes Geschick selber zu
bestimmen!
dens durch die ehrliche Anerkennung des Rechtes aller Nationen Reichsratsabgeordneter Daschnafi spricht zunächst polnisch, dann auf Selbständigkeit und ungehemmte Entwickelung, fann nur ge- deutsch folgendes: Parteigenossen! Erlebt haben wir den Augenlöst werden von einer wirklichen Volksvertretung, die allein den blic, auf den so viele Geschlechter, so viel Kämpfer, so viel Millionen Mut und die Kraft haben wird, über volksfeindliche Privilegien so lange und so sehnsüchtig gewartet haben, den Augenblick, wo die und Cliqueninteressen hinwegzuschreiten und Raum zu schaffen Gewaltherrschaft des Zaren ins Grab sinkt. Und es ergreift uns für die Umgestaltung und Neugestaltung dieses Staates, dessen ein unermeßliches Gefühl der Erleichterung, Tränen der Freude Grundlage, soll er leben können, nur die durchgängige Demokratie möchten wir an diesem Grabe vergießen, wenn wir nicht auch in Gesetzgebung und Verwaltung, dessen Zukunft nur der freie wüßten, daß diese Tränen sich mit dem frischen Blute unserer Nationalitäten- Bundesstaat sein kann. Besten und Edelsten vermischten,( Stürmischer Beifall) unserer
Der entscheidende Augenblid ist gekommen. Besten und Edelsten vermischten( Stürmischer Beifall.), unserer Das gegenwärtige Parlament wird in Kürze sein unrühmliches haben, deren Galgen nicht dürres Holz bleiben, sondern zu heiligen Dasein beendet haben. Alles kommt darauf an, ihm die Bäumen der Freiheit erblühen werden, deren Gefängnisse und rettende Tat der Wahlreform abzuringen, die einzige, furchtbaren Verbannungsorte zu Pilgerstätten für die künftige freie die es leisten kann und leisten muß. Das allgemeine, Menschheit werden werden.( Stürmischer Beifall.) In den gewalgleiche Wahlrecht ist von der Krone für Ungarn als notwendiges tigen Strom der Zeit, den wir jetzt, wir Glücklichen, miterleben, Prinzip anerkannt; sie kann die Anerkennung dieser Notwendig wird auch der Jammerstaat Oesterreich wider seinen Willen gefeit den Völkern Desterreichs nicht verweigern. Die Reschoben. Dieses Desterreich der Knechtung, des Ünrechtes und der gierung des Herrn Gautsch hat die Wahl, entweder den wilden Ausbrüche eines völkermordenden Chauvinismus( Stürengstirnigen Eigensinn bureaukratischer Borniertheit zu über- mischer Beifall.) muß zu Grabe getragen werden. Für das, was winden und selbst die Initiative zur Einführung des gleichen zu tun ist, fönnen wir feinen besseren Ausdruck finden, als den Wahlrechtes zu ergreifen, oder von einem Bosten zu verschwinden, Antrag Pernerstorffer: Heraus das Parlament und heraus das dessen Verantwortung zu tragen fie geistig und moralisch unfähig Proletariat auf die Straße!( Stürmischer Beifall.) ist. In den Tagen, wo die Gewaltherrschaft des zarischen AbsoTutismus zusammenbricht unter der Wucht der Empörung der Völker, die für ihr heiliges Recht fämpfen, fönnte in Desterreich nur eine Regierung, die mit verbrecherischer Verblendung geschlagen wäre, sich unterfangen, dem Anspruch des arbeitenden Volkes auf das gleiche Recht entgegenzutreten.
In diesem Augenblick erkennt es der Gesamtparteitag als oberste und heiligste Pflicht der Sozialdemokratie, alles zu tun und fein Opfer zu scheuen, um zu verhindern, daß diese Stunde ungenügt verstreiche; um zu verhindern, daß über die Völker Desterreich der Schrecken komme, daß nochma Neuwahlen ein Aurienparlament erzeugen, daß nochmals die Gefahr entstehe, daß sechs im Leben der Völker unersetzliche Jahre dem absurd gewordenen Privilegienparlament geopfert werden.
Der Gesamtparteitag erwartet darum vom Verband der Sozialdemokratischen Abgeordneten, daß er alles daransezen werde, um die Wahlreform auf die Tagesordnung des AbgeordnetenHauses zu setzen, wie sie der einzige Gegenstand ist, der heute auf der Tagesordnung der österreichischen Oeffentlichkeit steht. Er erwartet, daß die sozialdemokratischen Abgeordneten, wenn es sein kann, im Einvernehmen mit jenen bürgerlichen Parteien, die sich ehrlich zum gleichen Wahlrecht bekannt haben, alle parlamentarischen Mittel anwenden werden, um dem Parlament und der Regierung das Gewissen zu schärfen und sie zu veranlassen, ihre unabweisliche und unvermeidliche Pflicht zu tun: Die Wahlreform, das allgemeine und gleiche Wahlrecht, in Angriff zu nehmen und zu Ende zu führen.
Es folgen Ansprachen Pittonis( Italiener), Buschingers ( Ungar) und Melens( Ruthene), die in den Sprachen ihrer Völker denselben Empfindungen wie der Vorredner Ausdruck geben. Dann wird die Resolution der Referenten, ebenso die Resolution Pernerstorffer einstimmig angenommen.
in Massen vor der Redaktion der Arbeiterzeitung" sammeln. Auch Die Nachricht läuft ein, daß sich die Wiener Arbeiter schon jetzt aus Brünn kommt die Meldung, daß die Arbeiter auf die Straße steigen. Diese Mitteilungen werden mit Jubel aufgenommen. Unter dem Gesang des Sozialistenmarsches und den Rufen:„ Auf Wiedersehen vor der Burg!" schließt die Situng.
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Kurz vor Redaktionsschluß erhalten wir folgendes SpezialTelegramm aus Wien :
Der Parteitag hat einstimmig beschlossen, daß der Massenstreik proklamiert wird, wenn das allgemeine gleiche direkte Wahlrecht noch länger verweigert wird. 500 Wiener Vertrauensleute beschlossen einstimmig, daß am Tage der Parlamentseröffnung, am 21. November, die Wiener Arbeiterschaft unter allgemeiner und vollständiger Arbeitsruhe eine Riesendemonstration durchzuführen habe. Beiſpiel wird auch in anderen Städten befolgt werden. In begeisterter Kriegsstimmung wird der Parteitag sodann geschlossen.
Dies
Der Gesamtparteitag fordert zugleich die sozialdemokratische Chalon- sur- Saone , 29. Oftober. Arbeiterschaft aller Zungen auf, die parlamentarische Aktion ihrer Abgeordneten mit aller Kraft zu unterſtüßen, die Wahlrechts- tagt in einer industriellen Gegend, deren Proletariat sich in den Der ziveite Parteitag des geeinigten französischen Sozialismus bewegung, deren Größe und Wucht von Tag zu Tag wächst, lezten Jahren( seit 1899) zu energischen Klassenaktionen aufnicht erlahmen zu lassen, sondern zu steigern. Der Parteitag fordert die Parteigenossen auf, die Massen- gerafft hat. In wenigen Jahren ist es gelungen, im Departement agitation für das gleiche Recht überall mit stets wachsender Energie fationen aufzubauen. Der sozialistische Mittelpunkt der Gegend Saône- et- Loire eine der kräftigsten und leistungsfähigsten Organis weiterzuführen, ist freilich nicht Chalon , sondern Montceau- les- Mines , wo die BergGenossen Bouveri, in die Deputiertenkammer geschickt haben. arbeiter den Gemeinderat beherrschen und einen der Ihren, den
tein Mittel zu verabsäumen, das flare Bewußtsein von der Notwendigkeit des entscheidenden Kampfes in die Masse zu tragen,
ihre im Gange befindliche Bewegung rege zu erhalten und die Energie ihres Entschlusses zu festigen, jedes Opfer zu bringen, um dem Proletariat die Bedingung seiner politischen, wirtschaft lichen und fulturellen Fortentwidelung zu erringen,
schließlich sich bereit zu halten, falls die Herrschenden durch Einsichtslosigkeit und feige Unfähigkeit, das Notwendige zu tun, es unvermeidlich machen sollten, auch den Massenstreit eintreten zu lassen.
Der Parteitag ist sich der schweren Verantwortung voll bewußt, die diese Stunde der Entscheidung dem klaffenbewußten Proletariat Oesterreichs auferlegt, und erwartet, daß es mit Mut, Schlagfertigkeit und Ausdauer seine Pflicht tun werde, zum Heile aller Völker, die nicht länger dulden können, daß der heutige Zustand sie selbst wie den Staat zu unrühmlichem Zugrundegehen verdammt."
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Chalon- sur- Saône ist der Schauplatz der Arbeitermeßelei von 1900( Niederschießung einiger manifestierenden Streifenden durch Gendarmen). Die Wahl der Stadt zum Parteitagsort geschah mit Rücksicht auf jenes blutige Ereignis. Die geeinigte Partei vollte gleich bei ihrer Gründung den geprüften Proletariern von Saônes et- Loire einen Beweis ihrer besonderen Teilnahme und Anerkennung geben, wie andererseits den Bruch mit einer trüben Vergangenheit markieren, da ein sozialistischer" Minister, Herr Millerand , die Verantwortlichkeit für die Meselei von Chalon mit übernehmen durfte! Die Arbeiter von Chalon und Umgegend haben denn auch dem Parteitage einen besonders herzlichen Empfang bereitet. Die mit dem Abendzug ankommenden Delegierten wurden am Bahnhof von einer zahlreichen Menge abgeholt, um in einem Straßenumzug mit flingendem Spiel, frei wehenden roten Fahnen und unter dem Absingen der" Internationale" nach dem Lokale der Versammlung begleitet zu werden, Die Vorversammlung
Dr. Soutup- Prag beantragt angesichts des Sieges der russischen Revolution diefe Resolution, sobald der zweite Referent gesprochen hat, ohne Diskussion anzunehmen, morgen noch das Referat Adlers nahm einen glänzenden Verlauf. In der weiten Zirkushalle war über den Maſſenſtreik entgegenzunehmen und dann sofort den Partei- alles, selbst die Stehplähe, voll. Die Ansprachen der Redner, der tag zu schließen.( Lebhafter Beifall.) Die Parteierekutive müsse Führer aller ehemaligen Sonderparteien, wurden mit stürmischem, nun sofort zusammentreten und beschließen, was zu geschehen habe. leidenschaftlichem Applaus aufgenommen. Der Gedanke der Einig. Reichstagsabgeordneter Schuhmeier- Wien: Die Parteierekutive hat bereits entschieden! Der Worte find genug gewechselt, wir eit, der sich wie ein roter Faden durch alle Ansprachen zog, müssen nun zu Zaten schreiten!( Stürmischer Beifall.) Seit die fand übrigens beim Publikum von Chalon besonders empfängliche Nachrichten aus Rußland vorliegen, ist unser Platz nicht mehr Ohren, da die hiesigen Organisationen ihrer Jugend wegen an den hier, sondern auf den Straßen Wiens!( Stürmischer minuten- alten Streitigkeiten fast ganz unbeteiligt waren und keiner der alten Sonderorganisationen angehört haben. Neben dem langer Beifall.) Wir können nicht mehr warten bis zum Zu fammentritt des Parlaments am 21. November. Die Ereignisse Einigkeitsgedanken galten die Ansprachen namentlich rufen uns früher. Wir haben hier nichts mehr zu reden, hinaus, den kommenden Kammerwahlen und der russischen dorthin, wohin wir gehören, hinaus ins Volk, das wir aufrufen zur befreienden Tat!( Stürmischer Beifall.)
Dr. Soukup: Wir müssen sofort hinaus in die Fabriken, auf die Straße, vor das Parlament, vor die Burg!( Stürmischer Beifall.) Auf Vorschlag des Vorsitzenden Tomschid wird die Sizung unterbrochen und sofort eine Sigung der Gesamteyekutive der Partei abgehalten. In der Pause werden die neuesten Meldungen aus Rußland verlesen und mit hellem Jubel begrüßt.
Nach einer Stunde eröffnet Tomfchid die Sigung wieder mit folgender Mitteilung: Die Beschlüsse der Exekutive sind gefaßt. Für heute abend ist eine Demonstration in den Straßen Wiens beschloffen.( Stürmischer Beifall.) Gewiß wird keiner von uns fehlen. ( Rufe: Wo kommen wir zusammen?) Wo wir zusammenkommen? Am Ringe, vor der Burg!( Stürmischer Beifall.)
Nemec dankt den Wienern für die Eröffnung des Kampfes. Auf die Tschechen könnten sie sich verlassen, sie würden ihnen treu zur Seite stehen.( Stürmischer Beifall.)
In Rußland ist das allgemeine Wahlrecht auf dem Marsche. Redner verliest die Hauptstellen aus dem Manifest des Zaren. Nach den Säßen:" Alle Boltstlassen, welche jetzt vom Wahlrecht ausgeschloffen sind, sind zur Teilnahme an der Duma berufen"," Die Ausgestaltung des Prinzips des allgemeinen Wahlrechts ist der Regelung durch die neue gefeßgebende Körperschaft zu überlassen", Kein Gesetz fann ohne Zustimmung der Duma Geltung erlangen", bricht minutenlanger, stürmischer Beifall aus. Die Freude über den Sieg der russischen Revolution reißt alles mit sich fort, und die Begeisterung flutet minutenlang über die Berhandlungen fort. Alle Delegierten sind von den Pläßen aufgestanden, die Slawen singen den ersten Vers der„ Roten Fahne", und die Deutschen stimmen die Arbeitermarseillaise an. Von neuem brechen Hochrufe aus, als der Referent ein Schreiben der Redaktion der" Jskra" verliest, worin es heißt:„ Wir begrüßen die österreichische Bruderpartei, die auch vor schweren politischen Kämpfen steht und die stets der russischen Sozialdemokratie ihre hülfreiche Hand geboten hat. Mit freudiger Hoffnung blicken wir der Zukunft entgegen. Hoch die internationale Sozialdemokratie! Hoch die Revolution!" Dieser Ruf wird von der Versammlung aufgenommen und begeistert wiederholt. Erst nach einer Weile kann Ellenbogen seine Rede beenden. Er schließt: Wir werden uns nicht bloß mit dem Kampf im Parla mente, mit Demonstrationen auf der Straße begnügen. Wenn die Borniertheit unserer Gegner nicht anders zu besiegen ist, dann werden wir das Proletariat an seine leßte, stärkste, entscheidendste Waffe erinnern: an den Massenstreit( Stürmischer Beifall.), der Reichsratsabgeordneter Bernerstorffer: Kein Zweifel mehr, die eben ein tausend Jahre altes despotisches Reich in seinen Grund- russische Revolution hat glorreich gefiegt. Alle Prophezeiungen festen erschüttert hat. Wenn man so nicht hören will, dann wird der Finsterlinge sind zuschanden geworden. Das russische Volt unser gemütliches, ruhiges, besonnenes Proletariat russisch zu hat den Weg zur Freiheit gefunden, er kann ihm nicht mehr verreden wissen!( Stürmischer Beifall.) Wir haben kein Recht, die rammelt werden. Mit fiebernden Herzen haben wir den dreientfesselte Leidenschaft unserer Brüder in der Werkstatt länger vierteljährigen Verzweiflungskampf verfolgt. Wir im Westen zurüdzuhalten, wenn sie hervorbrechen will, um das Wahlrecht au wissen nur das Allergeringste von diesen Taten der Hingebung, der erobern. Ob unser Weg nun zur Nacht oder zur Sonne führt, der Aufopferung, der revolutionären Energie. Nun könnte jemand Augenblick der kleinen Mittel ist vorüber, es gilt, die stärkste kommen und sagen: Ja, das ist Rußland ! Was wollt ihr in Waffe anzuwenden und den entscheidenden Schlag zu tun. Darum Desterreich sagen? Nun, der Unterschied ist gar nicht so groß. richten wir an alle unsere Brüder das Mahnwort: Seid würdig des War es in Rußland brutale Gewalt, so bei uns Hinterlist und großen Moments, haltet Euch bereit, das letzte an Euer gutes, Betrug!( Stürmischer Beifall.) Der Kampf in Rußland war ein heiliges Recht zu wagen. Hervor österreichisches Proletariat und Kampf für uns. Der große Sieg im Osten ist ein Sieg auch für bezeuge Deine weltgeschichtliche und weltbewegende Kraft!( Stürmi- die Völker des Westens( Stürmischer Beifall.), besonders für die scher minutenlanger Beifall.) Die Resolution, die der Referent vorschlägt, hat folgenden " Die österreichische Krise, die die Kraft der Völker verwüstet, die Reich, Staat und Länder bis zur Lebensunfähigkeit lähmt, kann nicht überwunden werden, ohne daß Kurienparlament und Kurienlandtage beseitigt werden und Raum geschaffen wird für die Volksvertretung in Staat und Land auf Grund des allgemeinen, gleichen, direkten und ge heimen Wahlrechtes.
Wortlaut:
Die sogenannte Interessenvertretung ist von der sozialdemofratischen Arbeiterschaft stets als Unrecht und als Vergewaltigung gebrandmarkt worden, sie ist heute von allen politisch Denkenden als ein überlebter Wahnwis, als ein Verbrechen an den Völkern und am Staate erkannt. Das Flickwerk der fünften Kurie hat das Recht nicht hergestellt und hat den inneren Widersinn und die Arbeitsunfähigkeit dieser Karikaturen bon parlamentarischen Körperschaften nur gesteigert. Die Lebenslage der Völker Oester reichs : die Herstellung nationaler Ordnung und nationalen Frie
Revolution!
Der Vorsitzende Journoud, Sekretär der Föderation von Saône- et- Loire , erteilte zunächst das Wort zu einer kurzen BeDann verweist Re= grüßung dem Abgeordneten Bouveri. naudel auf die besondere Bedeutung der Wahlen von 1906 und betont, daß die geeinigte Partei in der Wahlkampagne da s fozialistische Biel, die Vergesellschaftung der Produktionsmittel, schärfer denn je in den Vordergrund rücken werde.
Allemane feiert die sozialistische Einigkeit als den Bloc der voranschreitenden Revolution: Die bürgerlichen Parteien hoffen bergebens auf unsere Spaltung. Die wenigen Kameraden, die noch abseits bleiben, werden nicht mehr lange schivanken. In den nächsten Wochen werden unsere Gegner die Wirkungen unserer Einigkeit zu spüren bekommen.
Paul Lafargue begrüßt die Einigkeit als einer der Alten: Die Einigkeit bietet den Grautöpfen die Gewähr, daß auch sie noch die Morgenröte der sozialen Revolution erleben werden. Weiter bespricht Lafargue die Niederlage des Zarismus im ostasiatischen Kriege und den nahen Sturz der russischen Despotic . Mit dem Sturz des Barismus wird auch die französische Bourgeoisie in ihrer Position geschwächt. Die 11 Milliarden, die dem Zarentum geliehen wurden, bekommt das französische Bürgertum nicht mehr zurüd! Die Schuld aber am Ruin der fleinen Inhaber russischer Papiere tragen die Nationalisten und die bürgerlichen Republikaner aller Richtungen, da sie alle die Republik vor dem Zaren erniedrigt und aus angeblichem" Patriotismus" die Allianz mit dem Despotismus verherrlicht haben. Nur die sozialistische Partei hat gegen die Allianz protestiert, und das französische Volk kann sich jetzt überzeugen, daß die Sozialisten richtig gehandelt haben. Damit gewinnt der Sozialismus die Möglichkeit, wirklich eine nationale Partei, d. h. die Vertretung der ganzen Nation zu werden. Die Einigkeit wird die Hoffming zur Wahrheit machen. Vaillant begrüßt die Einigkeit als das Werkzeug der sozialen Befreiung. Auch die russische Revolution, die fortan unbesiegbar ist, wird ebensowohl sozialer wie politischer Natur sein. Ihr Sieg, der durchy die in der Menschheitsgeschichte bisher noch niemals erreichte Aufopferungsfähigkeit der russischen Revolutionäre verbürgt wird, muß zur Folge haben: den Untergang der militärischreaktionären Mächte, die Rußland umgeben, der Reaktion in Deutschland , die schon von innen her bedroht ist, und in Oester reich , wo eben ein energischer Stampf für das allgemeine Wahlrecht eingeleitet wird. Die russische Revolution wird für die Revolution des internationalen Proletariats diefelbe Bedeutung gewinnen, wie die französische Revolution von 1789 für die Revolution des Der Parteitag erklärt, daß nach dem glorreichen Siege der Bürgertums. Werden aber wir Franzosen in der heraufziehenden russischen Revolution das österreichische Parlament aller Zungen Entscheidungsstunde unseren Mann stellen können? Die Einig= das allgemeine, gleiche, direkte Wahlrecht mit aller Energie teit gibt uns die Gewähr dafür. Trotz des relativen ökonomischen fordert und entschlossen ist, allen Verschleppungsversuchen, wenn Rückstandes unseres Landes dürfen wir auf die Aktion eines immer es sein muß, auch mit den äußersten Mitteln entgegenzutreten." I wachsenden Proletariats rechnen; denn neben dem in verschiedenen
Desterreich- Ungarns . Wir werden in den nächsten Tagen zu zeigen haben, ob in uns genug ursprüngliche Kraft vorhanden, daß der Gedanke der Solidarität und der Internationalität stärker ist als alle Differenzen, daß sich alle Völker Desterreichs als gemeinsam bebrüdte Brüder fühlen.( Stürmischer Beifall.) Im Namen der Gesamtfraktion stellt Redner folgenden Antrag: " Der Gesamtparteitag der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Desterreichs fordert die sofortige Einberufung des österreichischen Reichsrates, dessen Abgeordnetenhaus in dem gegen wärtigen Augenblick keine andere Aufgabe hat, als das langjährige Unrecht seiner Existenz zu fühnen und an die Stelle eines verabscheuungswürdigen Privilegienparlaments eine wirt liche Boltsvertretung, aufgebaut auf dem Grundsaße des allgemeinen, gleichen, direkten Wahlrechts zu setzen.