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Auf zur Stadtverordnetenwahl in Schöneberg ! Zum letzten Male richten wir die Aufforderung an unsere Parteigenossen, ins- besondere an die Wähler des 3., 5�, 6., 7. und 10. Bezirks der dritten Abteilung, bei der heutigen Stadt- verordnetenwah'l vollzählig zur Stelle zu sein. Es muß den bürgerlichen Parteien klar gemacht werden, daß nur der Sozialdemokratie die Mandate der dritten Abteilung gehören können. Im letzten Augenblick werden von denBürgerlichen " noch ganz besondere Answengungen gemacht. Alle irgendwie von ihnen abhängigen Wähler werden durchsanften" Druck zu bewegen versucht, für die bürgerlichen Kandidaten zu stimmen. Als ganz besonders geeignet für diese Rolle scheint eine bekannte Persönlichkeit die unteren Postbeamten des dritten Bezirks zu halten. In ähnlicher Weise wie vor zwei Jahren im 2. Bezirk werden diese vom ge- nannten Herrnbearbeitet", um sie für den Kandidaten des Hausbesitzervereins zu gewinnen. Wie der Hausbesitzerkandidat die Interessen der unteren Postbeamten vertreten soll, ist uns nicht recht verständlich. Alle derartigen Mittel der bürgerlichen Parteien werden aber erfolglos bleiben, wenn die Arbeiterschaft auf der Hut ist. Die politischen Rechte der Arbeiterschaft sind ohnehin geringe. Da gilt es doppelt, dafür zu sorgen, daß jeder Wahlberechtigte von seinem Wahlrecht Gebrauch macht. Erfülle also ein jeder seine Pflicht und lasse sich in keiner Weise von der Ausübung seines Wahlrechtes abhalten, dann wird am heutigen Abend der Sieg auf unserer Seite sei«. Partei-)Zftge!egenKeiteti. Schöuebcrg. Heute. Donnerstagabend, findet im Obstschm Saal eine öffentliche Versammlung statt, in welcher die Wahlresultate bekannt gegeben werden. FriedrichShagen . Sonnabend, den 4. November, abends S'/z Uhr. im Saale von Max Lerche, Rundteil: Stiftungsfest des Wahlvereins. Reichhaltiges Programm. Außerdem sportliche Vorführungen des Arbciter-RadfahrervereinS Wanderer. Tanz. Pro-- gramm 25 Pf. Tanz für Herren SV Pf. Keine offene Kasse. Adlershof . Die Parteispedition befindet sich vom 1. November ab Roonstr. L I. Spediteur ist Genosse Steuer. ES ist Pflicht der Genossen rege für die Verbreitung des»Vorwärts" und der Partei- literawr zu agitieren. Eichwalde . Den Genossen zur Nachricht, daß die Sonntag, den 6. November stattfindende Versammlung eine Generalversammlung ist. Tagesordnung: Berichterstattung von der Kreis-Generalver- fammlung, Jahresbericht und Neuwahl des Vorstandes. Wilmersdorf . Freitag, den 3. November, abends �l|2 Uhr. findet eine Flugblattverbreitung im Orte statt. Die Genossen werden er» sucht sich zahlreich in den bekannten Lokalen einzufinden. Pankow . Der Frauen- und Mädchen-BildungSverein hält am 2. November, abends SVa Uhr, bei Mierke, Berlinerstraße, seine Mit- gliedervcrsammlung ab. Herr Adolf Stern wird einen Vortrag halten über:Wozu leben wir." Gäste, Männer und Frauen, will- kommen. Vorort- JVacbrichtcn. Schöneberg . Am Vorabend der Stadtverordnetenwahlen hatte sich noch einmal eine äußerst gut besuchte Versammlung im Obstsäien Saale mit diesem Thema beschäftigt. RcichStags-Abgeordneter Genosse Zubeil faßte in großen Zügen und mit beredten Worten die Notivcndigleit der Anteilnahme der Arbeiterschaft an den Konmmnalwahlen in ihrer ganzen Bedeutung zusammen. An vielen Beispielen kennzeichnete er das Bestreben des liberalen An- Hangs, das erbärmliche Wahlrecht" noch mehr zu verschlechtern, bloß um das Eindringen der Sozialdemokratie zu verhindern und ungestört ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Hündisch und servil nach oben, brutal und gewalttätig nach unten, das ist die Signatur der meisten der sogenannt freisinnig und liberal regierten Gemeinden. Wie die Jnteressenwirtschaft beschaffen ist, zeige uns der Kampf der bürgerlichen Parteien um die Mandate, die manunter sich" verteilen möchte, was ihnen in der ersten und zweiten Abteilung nur zu leicht gemacht ist. Hier ist derVesiß" allein maßgebend, der für die Bedürfnisse des werklätigen Volkes kein Verständnis hat. Mit einem feurigen Appell an die Anwesenden, insbesondere an die zahlreich erschienenen Frauen, den 2. November zu einem Ehren- tage ftir die Schvnebcrger Sozialdemokratie zu gestalten, schloß der Redner. Küter machte sodann noch auf verschiedene Einzelheiten bei der Wahlhandlung aufmerksam, unter anderm auf eine deutliche Stiniinabgade, damit uns dadurch keine Stimme verloren gehe. Charlottc»»bnrg. In der Charlottenburger Stabtvcrordneten-Nersammlung vom Mittwoch nahm die Beratung des �Nachvertrags mit den drei Straß enbahngesellschaftc�i(Bcrlin-Charlottenburger, Große Berliner Straßenbahn und Westliche Berliner Vorortbahn) den größten Spielraum ein. Sowohl der Referent über die Vor- läge, Stadtv. Marcus(liberal) als der 5lorreferent Stadto. Hirsch(Soz.) und sämtliche Redner stellten sich auf den Stand- Punkt, daß die Vorlage in einem Ausschuß gründlich durchberaten werden müsse. Von alleu Seiten wurde scharfe Kritik an dem Ver- halten der Gesellschaften geübt, die weniger dem Verkehrsbedürfnis als den Interessen ihrer Aktionäre Rechnung tragen. Wir werden über die Verhandlungen sowie über den weiteren Verlauf der Sitzung morgen eingehend berichten und begnügen uns heute mit der Mitteilung, daß der Antrag auf Ausschußberatung einstimmig angenommen wurde. Der Armciictat ist im Monat September folgendermaßen in An- sprnch genommen: Laufend unterstützt wurden 2464 Personen mit zusammen 34 423,60 M., also durchschnittlich mit 13,97 M. Sonder- Unterstützungen ans Armenmitteln wurden gewährt an 293 Personen, die zusannnen 2939,30 M. oder durchschnittlich 10,17 M. erhielten. Von diesen Sondcrunterstiitzungcn dienten 335,60 M. zur Regelung der Miele; diese Summe verteilt sich ans 13 Personen, die Miels- Unterstützung betrug also pro Person 27,34 M. AnS Stiftungen wurden 16 Personen mit 810,63 M. also durchschnittlich die Person mit 50,66 M. unterstützt. Außerdem wurden ausgegeben für Arzneien 924,33 M., für Milch 946,89 M. und für Krankenkost 253.60 M. Die städtische Fiirsorgestelle für Lungenkranke im Krankenhause. Kirchstt. 19/20, ist seit ihrer Eröffnung am 1. April d. I. so stark in An- sprnch genommen worden, daß jetzt neben den beiden bisherigen Sprechstunden Dienstag und Donnerstag von 5 Uhr nachmittags ab eine dritte lediglich zur Untersuchung von Kindern bestimmte Sprechstunde Mittwoch nachmittag von lk57 Uhr hat eingerichtet werden müssen. Während am i. April d. I. in der Fürsorge der bis dahin allein tätigen Lungenkrankenfürsorge vom Roten Krenz, die seit dem 1. April d. I. mit der städtischen Fiirsorgestelle zu- sammen arbeitet, 413 Familien standen, sind seit dem 1. Äpril mcht weniger als 512 Familien hinzugekommen. Seit dxm 1. April sind 1174 Personen in 1404 Konsultationen in der Fiirsorgestelle unter- sucht worden. Für 269 Personen ist in dieser Zeit der Antrag auf Ucoerweisung in eine Heilstätte gestellt worden, während 137' Per- sonen den Erholungsstätten überwiesen worden sind. Die Armen- direktion und die Deputation für die Waiscnpflege richten erneut an alle Organe der Annen- und Waisenpflege die Bitte, alle Personen, bei denen der Verdacht auf Tuberkulose besteht, zur Untersuchung in die Fiirsorgestelle senden zu wollen. Es sei noch bemerkt, daß die Untersuchung durch die Fiirsorgestelle und die eventuelle Ueber- Weisung in Lungenheilstätten oder Walderholnngsstätten nicht als Armenuntcrstützniig gilt, daß also das Wahlrecht dadurch nicht ver- loren geht. Freie Volksbühne Charlotteniurg. Es wird noch einmal ans die heute, Donnerstag, den 2. November, abends SVa Uhr. im Volks­hause, Nosiilenstr.3, stattfindende außerordentliche Generalversammlung aufmerksam gemacht. Tagesordnung: 1. Vortrag von Frau Wally Zepler : Ziele der Freien Volksbühnen. 2. Geschäfts- und Kassen- beucht, Bericht der Revisoren. 3. Verschiedenes. Eintritt nur gegen Vorzeigung der Mitgliedskarte mit Ottobermarke. Zahlreiches Er- scheine» ist erforderlich. Wilmersdorf . In der BtontagSsitzung beschloß die Gemeindevertretung, außer- ordentliche Mittel in der Höhe von 50 000 M. bereitzustellen, um den Angestellten der Gemeinde eine Teuerungszulage zu gewähren. Diese Zulage wird in Form eines halben Monatsgehaltes an die Beamten, Lehrer, Arbeiter usw. zur Auszahlung gelangen. Davon ausgeschlossen sind diejenigen, dw erst seit dem 1. Oktober in der Gemeinde tätig, eventuell im Besitz ihrer Kündigung sind, sowie die Beurlaubten. Die Rechnungen der Verlvaltungen im Rechnungsjahre 1904 wurden genehmigt. Die Gcmeinderechnung schließt mit Ein- und Alisgabe mit 4 300 664 M. ab bei einer Ausgabe von 3 377 822 M. Zur Beschaffung von Lehrmitteln für zehn neu zu errichtende Klassen der Gemeindeschule IV wurden 2000 M. bewilligt. Für Lehrmittel für die obligatorische Fortbildungsschule mit 91 Schülern wurden 300 M. eingesetzt. Beschlossen wurde die Errichtung einer Schulküche in der Gemeindeschnle III, Nachodstraße, die Kosten betragen 4050 M. Um dem Volke die Religion zu erhalten, hält die Kirchenbehörde den Bau einer zweiten evangelischen Kirche für nötig. Dieselbe soll 1200 Personen fassen und als Momlinentalbau zur Ausführung ge- langen, um dem später zu errichtenden Rathau« ebenbürtig zu erscheinen. Von der Gemeinde wird zu diesem Kirchenban ein Teil de« Platzes v, genannt Remiscnberg, zur Verfügung gestellt. Die Vertreter des Ortsteiles Halensee stimmten dagegen, jedenfalls wollen sie ihre eigene Kirche haben. Die Gemeindesparkasse wurde nach den Mustersatzungen be° schlössen. Dem Gemeindcvorftand wurden 400 000 M. zur Ver- sügung gestellt zum Erwerb deS an der Auaustastraßc und Schramm» straße gelegenen Ramrath-Neumeyerschen Grundstücks mit Zahlung der Zinsen von Z'/z Proz. vom 1. Februar 1904. An der Stelle wird der spätere Stadtpark, der sich von Schöneberg herüberzieht, angelegt. Der Antrag der Großen Berliner Straßenbahn, die Konzession auf 90 Jahre zu verlängern, wurde der Verkehrsdeputation über- wiesen. Die Meinung der Versammlung ging dahin, gleich den Berlinern die Zustimmung hierzu zu versagen. Es sei nicht angebracht, angesichts der Entwickelung Ber 'ms und der Vororte einer Aktien- Gesellschaft auf eine derartige Dauer die Konzession zu überlassen. Um den Ertvägungen der Berliner Deputation zu folgen, wurde in dieselbe der Stadtrat Peters gewählt. In letzter Zeit ist es vorgekommen, daß für Desinfektionen Ge- bühren erhoben wurden, obgleich in der Sitzung von, 29. Januar 1904 ein Antrag unserer Genossen auf unentgeltliche Desinfektion an- genommen worden war. Der Gemeindevertreter G ö b b e l s richtete eine diesbezügliche Anfrage an den Gcmeindevorstand, wie dies möglich sei. Hierauf wurde vom Gcmeindevorstand folgende Er- klärung abgegeben: Der Beschluß ist durch eine Kreis-Polizei- Verordnung überholt und folgedessen nicht perfekt geworden. Jedoch beabsichtigt die Gemeinde, demnächst eine Desinsettionsanstalt im Ort zu erbauen, sodaß verschiedenen Wünschen nach dieser Richtung hin Rechnung getragen werden kann. Diese Angelegenheit soll in der nächsten Sitzung behandelt lverden. Köpenick . In Köpenick äscherte Mittwoch nacht eine Feuersbrunst die beiden Getreidespeicher des Herrn Anderson an den» Amtsfelde ein. Das Feuer fand in den mit Stroh, Kartoffeln und Heu gefüllten Speichern reiche Nahrung. Der helle Feuerschein am Hinnnel. welcher in weiter Ferne die Nacht erleuchtete, alarmierte außer der Köpenicker freiwilligen Ortsscnerwchr auch die Wehren der Nachbarorte, welche jedoch nichts mehr aus dem Flammenmeer zu retten vermochten. Die Entslehuilgsursache ist nicht bekannt. Die abgebrannten Speicher, welche der Stadt nicht zur Zierde gereichten, dürften nicht mehr auf- gebaut werden.___ Berliner I�achrichten. Die städtische Deputation für die Kanalisation und Rieselfelder hat unter dein Vorsitz deS Stadtrats Marggraff beschlossen, den städtischen Part in Buch für den Besuch an bestimmten Tageszeiten, vorbehalttich der Zustimmung des Magistrats, zu öffnen. Zu diesem Zwecke soll der Park gelichtet, Rasen und Wege zc. hergerichtet werden. Der Park, einer der schönsten in der Umgebung von Berlin , kann dann vom Eingange zu der Wohnung deS Inspektors in Buch aus betteten werden. Gleichzeitig hat die Deputation noch einen allgemein interessierenden Beschluß gefaßt. Es wurde beschlossen, den über 1000 Morgen großen dortigen schönen städtischen Hochwald, aus gemischten Beständen bestehend, für den Verkehr dem Publikum vollständig freizugeben. Dieser Wald liegt von Berlin aus links des Bahnhofes Buch zwischen Buch und Schönerlinde, während der Park rechts vom Bahnhose liegt. In jedem Falle sind die Beschlüsse mit Freuden zu begrüßen. Ans dem Leben der Straßenbahner wird ein Vorkommnis ge- meldet, das weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Ein Straßenbahner hat bekanntlichkeine Zeit, müde zu sein". Er darf sie nicht haben, weil sonst der Proftt semer Arbeitgeber, der Direktoren, Auffichtsratsmitglieder und Aktionäre, geschmälert würde. Daß er aber auch keine Zeit haben darf, zu sterben, das wird mancher nicht für möglich halten aber es ist leider so. Ein Straßenbahner, der Schaffner Jahn, Antonstt. 47 wohnhast, tvar in der Ädalbertstratze auf dem Hinterperron seines Wagens plötzlich zusammengesunken, anscheinend vom Schlage getroffen. Eine Unfallstation war in der Nähe, aber der Dienst gestattete keine Unterbrechung. Also fuhr der Wagen weiter mit dem schwerkranken Mann, den man im Innern des Wagens auf die Bank gesetzt hatte. Vorbei ging es am Krankenhanse Bethanien über die Köpenicker - und Schillingsbrücke durch die Andreasstraße zur Großen Frankfurterstraße. Am Straßenbahn- hos Kleine Frankfnrterstratze lief ein Fahrgast ins Bureau und bat um Hülfe. Aber er bekmn zur Antwort, man könne hierzu nichts tun. und der Wagen mußte ohne Ersatzschaffner seine Fahrt fort- setzen. Am Alexanderplatz stieg ein Vorgesetzter aus, fragte den Kranken nach seinem Befinden und äußerte Verwunderung über diesen Zustand, da er doch sonstein nüchterner Mann gewesen" sei. Erst in der Brunncnstraße schaffte er den Mann in eine Droschke und fuhr mit ihm zum Krankenhause. Dort ist Jahn dann in der nächsten Nacht g e st o r b e n. Warum nickt auf dem Bahnhof Kleine Frankfurterstraße sofort für Ablösung gesorgt oder in Ermangelung eines Ersatzschaffners der Wagen kurzerhand außer Betrieb gesetzt wurde, das will uns, die wir in die Geheimnisse der bei der Straßenbahn gel- tenden Instruktionen nur sehr mangelhast eingeweiht sind. nicht einleuchten. Ebenso schwer ist zu verstehen, warum nicht am Alexanderplatz jener Vorgesetzte den kranken Schaffner einem Schutz- mann übergab, der ihn nach dem nächsten Krankenhause oder einer noch schneller erreichbaren Unfallstation zu schaffen hatte. Es würde dem Herrn Vorgesetzten ja wohl nicht geschadet haben, lvenn er bis zur Endstation selber den Schaffnerdienst versehen hätte. Aber er scheint freilich den Mann gar nicht für krank, sondern nur für be- trunken gehalten zu haben. Er versichert, den Schaffner habe er nur deshalb weiterfahren lassen, weil er ihn nach seiner Wohnung schaffen wollte. Unbegreiflich ist schließlich auch das Verhalten des Pu- b l i k u m s. Warum sah man die Sache so lange untätig mit an? Warum schaffte man nicht den Kranken sofort heraus, damit er schleunigst ärztliche Hülfe erhalten konnte? Den Wagen hätte man unbedenklich aus der Strecke stehen lassen oder ohne Schaffner weiterfahren lassen können, dieGroße" hätte deshalb nicht gleich Pleite gemacht. Die erste Volkszählung in Berlin , die ungefähr mit unseren heutigen Bcvölkerungsaufnahmen verglichen werden könnte, wurde vor nun bald zwei Jahrhunderten, im Jahre 1709, vorgenommen. In diesem Jahre waren die fünfStädte" Berlin . Kölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichsstadt, die bis dahin icde ihre besondere Verwaltung gehabt hatten, miteinander ver- einigt worden, so daß sie fortan unter einem gemeinsamen Magistrat standen. Die Zählung ergab für das ganze vereinigte Stadtgebiet 40 885 Personen, freilich ohne die nicht geringe Menge der Hofbediensteten und die für damalige Verhältnisse ziemlich zahlreiche Militärbcvölkerung, die man außer Betracht gelassen hatte. Für diese liegen nur Schätzungen vor, nach denen die Gesamtbevölkerung Berlins für 1709 auf rund 56 600 Personen angenommen wird. Die zweite Volkszählung in Berlin folgte erst im Jahre 1720, denn bei einer im Jahre 1716 ausgeführten Aus- nähme wurde nicht die Bevölkerungsziffer, sondern nur die Zahl der Bürger ermittelt. Schon 1722 ging man dann dazu über, regelmäßige Zählungen einzuführen. Ein volles Jahrhundert hin- durch wurde nun alljährlich gezählt, erst von 1822 ab beschränkte man sich auf Zählungen in Zwischenräumen von je drei Jahren. Die Bemessung des Zwischenraumes auf fünf Jahre, wie sie heute für daS ganze Deutsche Reich gilt» wurde 1875 eingeführt. Die grüne Fahne. Beim Zusammensetzen und Auseinander- nehmen von Eisenbahnzügen wird es dem aufmerksamen Beobachter nicht entgangen sein, daß hier und da Wagen grüne Fahnen führen. Diese sollen das Bahnpersonal darauf aufmerksam machen, daß sie die also bezeichneten Wagenvorsichtig rangieren" sollen, teils weil sich darin kranke Passagiere oder arbeitende Postbeamten befinden, teils weil sie zerbrechliche, leicht explosible sc. Waren ent- halten. Aut einen Bericht der königl. EisenbaHndirektion Berlin hat der Minister der öffentlichen Arbeiten sich in einem Erlasse damit einverstanden erklärt, daß auch kür die Schlaf- und Speisewagen grüne Fahnen eingeführt und beim Rangieren des ZugeS verwendet werden. Wegen Beschaffung der Fahnen als Jnveiitarstück der Wagen, bei im Privatbesitze befindlichen Wagen auf Kosten der Eigentümer, soll das Erforderliche nunmehr ver- anlaßt werden. Die Borschriften für den Rangierdienst sind dem- entsprechend ergänzt worden. Die Cholera-Ueberwachungsstationen um Berlin sollen, sofern nicht unvorhergesehene Vorkommnisse eintreten, am 15. November d. I. geschlossen werden. Um jeder Gefahr vorzubeugen, ist vom Regierungspräsidenten zu Potsdam aber angeordnet worden, daß die Ueberwachungsstationcn zum nächsten Frühjahr wieder eröffnet werden. Einige der in den Stationen tätigen Acrzte wollen von dem Dienst schon jetzt zurücktreten, was den Regieruligspräsidenten veranlaßt hat, die Landräte der Kreise Teltow und Niederbarnim zu folgender Verfügung zu veranlassen:Da von einigen Leitern der Cholera-Ueberwachungsstationen der Wunsch ausgesprochen worden ist. zu ihrer gewohnten Tätigkeit zurückzukehren, so ist es dem Herrn Regierungspräsidenten erwünscht, daß sich aus den Reihen der im Kreise ansässigen Aerzte Herren zur Leitung der eingerichteten Ueberwachungsstationen melden. Der Ueber- wachungsdienst soll bis Mitte November in vollem Umfange auf- recht erhalten w-rdcn und im Frühjahr 1906 wieder neu eingerichtet werden."