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An den„ bedenklichen Preßfehden" war der„ Vorwärts" in erster ist, eine genaue Darstellung von Vorgängen zu geben, die er selbst Linie beteiligt, die Aussprache über die Stellung des Vorwärts" in erster Linie veranlaßt hat. Zunächst wird verschwiegen, daß der und der„ Neuen Zeit" zu verschiedenen Fragen füllte die gesamten Vorstand in der Sizung vom 6. Oktober auch die Kündigung des Verhandlungen der Kommission aus. Jezt soll das Ergebnis der Kollegen Wetzter beantragt hat, wenn auch nicht die sofortige Beratungen nichts mit den Vorgängen im Vorwärts" zu tun Kündigung. Die Privilegien, die Genossin Luxemburg im Vorhaben! Nur eine Stelle der Resolution wird ausgenommen, daß wärts" genießen sollte, sind vollkommen falsch wiedergegeben. Wenn die Parteipresse nach den Grundsäßen des Parteiprogramms im es nach dem Willen und der Anregung des Vorstandes gegangen Sinne der Dresdener Resolution geführt werden solle. Diese wäre, der ja wohl nur die Bedingungen der Genossin Luxemburg wegen ihrer Selbstverständlichkeit vielleicht unnötige, aber ganz all- selbst wiedergab, so wäre die Redaktion genötigt worden, zwei gemeine Erinnerung an die Parteipresse soll jetzt gegen uns aus- Artikel der Genossin wöchentlich unbesehen und unverändert aufgebeutet werden, während in der Kommission nicht mit einem Wort zunehmen. Nach dem Vorschlage des Vorstandes sollte für den Fall, behauptet worden ist, daß wir in irgend einem Falle diese Richtlinie daß die Redaktion mit dem Inhalt dieser Artikel sich nicht identifiverlassen hätten war doch die einzige deutsche Parteiangelegen zieren könnte, der Ausweg gewählt werden, daß der Name Rosa heit, die in der Kommission behandelt wurde, die Frage des General Buremburg unter die Artikel gesezt würde. Die Preßkommission streiks, in der der„ Vorwärts" vor Jena fast wörtlich dasjenige dagegen war verständiger als der Vorstand; sie sah ein, daß dervertreten hat, was der Parteitag in der Resolution Bebel fast ein- artige Zwangsvorschriften einer anständigen Redaktion nicht zustimmig als Parteianschauung festgestellt hat. Will der Verfasser gemutet werden könnten, und auf ihren Einspruch erst verständigte der Denkschrift jene Stelle der Resolution gegen uns ausnüßen, so man sich auf das Verfahren, das in der Denkschrift hinsichtlich der verurteilt er damit seine eigene Generalstreifs- Resolution als Artikel der Genossin Luremburg angedeutet ist; ein Verfahren revisionistisch! übrigens, das auch immer noch eine ungehörige Bevorzugung eines einzelnen Mitarbeiters bedeutet.
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Die Verhandlungen der Kommission wären völlig sinnlos gewesen, wenn sie derartige Maßnahmen, wie sie nach Jena unternommen wurden, nicht ausschließen wollten. Die Kommission hat, wie sich versteht, die Redaktionsverhältnisse des Vorwärts" selbst nicht in ihre Beratungen gezogen, aber sie hat über die Stellung der Redaktionsmehrheit in einigen wichtigen Parteifragen beraten und ist zu einer Resolution gelangt, die Genosse Diet, der Berichterstatter der Kommission, ausdrücklich vor dem Partcitage als eine versöhnliche Resolution" bezeichnet hat.
Auch Genosse Stolten, Mitglied der Kommission, sagte schon bei der Begründung des Antrages auf Einsetzung der Kommission: Wenn die Debatte im Plenum des Parteitages geführt würde, so ,, würde die Debatte sich zweifellos ins Uferlose verlieren. Es würde die Gefahr entstehen, daß die Debatte sich hauptsächlich zu der Frage zuspißen würde, auf welcher Seite liegt die Schuld, und das würde ich für sehr bedenklich halten. Ich glaube, es würde sich schließlich vielmehr darum handeln müssen, die Frage zu entscheiden, auf welche Art und Weise machen wir diesen unerquicklichen Dingen für die Zukunft ein Ende?" Es war also ohne Zweifel die Meinung der Kommission und des Parteitages, den unerquicklichen Dingen von vor Jena ein Ende zu bereiten und keineswegs noch weit unerquicklichere Dinge vorzubereiten, wie es dann die Parteibehörde unternahm. Für die Parteibehörde aber konnte es nur zwei Möglichkeiten geben: wenn sie so einschneidende Aenderungen in der Redaktion des Zentralorgans vornehmen wollte, so mußte sie die Redaktion schon vor Jena davon unterrichten, so durfte sie die in Jena zur Vertretung der Haltung des Vorwärts" anwesenden Redat teure nicht systematisch in den Glauben versehen, daß nichts Ginschneidendes und nichts Kränkendes beabsichtigt sei, so durfte fie nicht zulassen, daß die Angelegenheit in einer Kommission friedlich beglichen und auf jede gründliche Erörterung durch den Parteitag selbst verzichtet wurde. Hatte sie aber niemals vor Jena ihre Absichten ausgesprochen, hatte sie den friedlichen Verlauf des Barteitages begünstigt, so mußte es unmöglich sein, nachträglich in geheimen Sizungen gegen die Redaktion vorzugehen. Eines mußte das andere völlig ausschließen.
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Wir konnten endlich aus den Jenenser Vorgängen auch deshalb unmöglich schließen, daß gegen die Vorwärts"- Mehrheit irgend etwas geplant sei, weil der offizielle Referent über den Bericht des Parteivorstandes, Genosse Molkenbuhr, in seinem Vortrage gerade bei allen strittigen Auffassungen im Sinne der Auslassungen und Anschauungen der Vorwärts"- Mehrheit sprach.
Daß der Vorstand, nicht die Preßkommission, die Verantwortung für die Aktion trägt, daß gerade die Preßkommission bei weitem nicht so ungehörige Auffassungen hegte wie der Vorstand, geht auch aus dem Eingeständnis in der Denkschrift hervor, daß die Preßkommission es für untunlich hielt, die kleinen Redakteure", die für die politische Haltung am allerwenigsten oder gar nicht verantwortlich waren, dafür zu bestrafen, daß die„ Großen" gesündigt. Der Vorstand aber scheute sich nicht, diese Methode der Hinrichtung von Stellvertretern nach chinesischer Sitte in Empfehlung zu bringen.
Mit welchen Mitteln in dieser Sigung der Vorstand zur Erreichung seiner Zwecke gearbeitet hat, für die er jetzt die Berliner Parteigenossen verantwortlich zu machen bemüht scheint, mag aus der folgenden Einzelheit ersehen werden. Genosse Bebel erklärte in dieser Sizung dem Sinne nach und auch ziemlich wörtlich: Stalis habe sich früher radikal gebärdet und erst, als er im Vorwärts" eine gesicherte Stellung zu haben glaubte, hätte er sein wahres Gesicht gezeigt. Diese Verleumdung eines ehrlichen Barteigenoffen geschah in der Abwesenheit des Kollegen, sie wurde ausgesprochen zur Erreichung gewisser Zwecke, ohne daß der Beschuldigte irgendwie sich verantworten konnte, ja, wenn es nach der Absicht des Genossen Bebel gegangen wäre, hätte er auch niemals davon gehört, mit welchen Ränken hinter seinem Rücken die Aufsichtsinstanzen des„ Vorwärts" beeinflußt wurden. Da die Behauptung Bebels selbst ganz und gar unwahr ist und durch nichts bewiesen werden kann, so war es allerdings sehr flug, über diese Sizung ein fürchterliches Schweigegebot zu verhängen. Aber der Parteivorstand fann durch derartige Schweigegebote ebensowenig den Sieg der Wahrheit verhindern, wie man etwa die Sozialdemokraten durch den Verfassungseid von den Landtagen auszuschließen vermag.*) Mit einer geradezu brutalen Naivität wird in der Denkschrift ferner zugegeben, daß man in dem Augenblick, wo man sich der Erkenntnis nicht mehr verschließen konnte, daß jede willkürliche Maßregelung einzelner Redakteure die Solidaritätserklärung aller anständigen Kollegen zur Folge haben würde, auf den Ausweg verfallen sei, nunmehr allen Redakteuren zu fündigen und jedem einzelnen die Wiederbewerbung freizustellen. Es wird ferner zugegeben, daß dieser Beschluß vom Freitag, den 20. Oftober, bereits am Montag, den 23. Oftober zur endgültigen Erledigung kommen sollte. Das ist die Methode der Aussperrung in schärfster und widerwärtigster Form. Bebel erklärte auch ganz offen in der Sizung vom 23. Oktober, daß man die vier gesinnungstüchtigen Redakteure natürlich wieder angenommen hätte. So gescheit, das borauszusehen, waren aber auch die weniger gesinnungstüchtigen scheidende Grund, warum sie durch die rasche Kündigung in der Sonntags- Nummer des„ Vorwärts" den frivolen Plan durchkreuzten. Entscheidend jedoch war für sie, wie wir schon in unserer Aufklärung" darlegten, der Umstand, daß wir die Verpflichtung fühlten, die Oeffentlichkeit der Parteigenoffen zu alarmieren, die genau so wie die Redakteure selbst an der Teilnahme der Beratungen und an der Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern, berhindert waren.
Gegenüber der verblüffenden Seuchelei, die bei dieser Ge legenheit in der bürgerlichen Presse zutage tritt, wirkt es ordentlich erfrischend, daß sich ein Blatt findet, das sich doch zu dem bekennt, was in der bürgerlichen Presse wirklich Sitte ist. Die" Post" nämlich des seligen Stumm nennt das Verlangen der sechs Vorwärts"-Redakteure, an den Sigungen des Parteivorstandes und der Preßkommission teilzunehmen, ebenso töricht, wie naiv". Das Scharfmacherorgan schreibt:
„ lleberall ist es nicht nur Sitte, auch recht und billig, daß Leute, deren persönliche Verhältnisse von einer übers geordneten Instanz behandelt werden, nicht zugegen sind, weil sich in ihrer Gegenwart niemand frei und unbefangen äußern fönnte. Sowohl Lob wie Tadel würde bei Anwesenheit desjenigen, über dessen Verhältnisse ein Kollegium bes rät, wesentlich abgeschwächt werden. Was die„ Vorwärts"- Redakteure hier also verlangen, ist ganz unberechtigt, und wenn sie die demokratischen Prinzipien dafür ins Feld führen, so beweisen sie damit eben nur wieder einmal, wie dumm eine schrankenlose Ausdehnung demokratischer Prinzipien ist."
Was die" Post" hier ausplaudert, ist in der Tat Grundsatz bei der bürgerlichen Presse. Bisher aber gab es in der Sozial demokratie nur gleichberechtigte Parteigenoffen, die sich offen und ehrlich einander ins Gesicht sagten, was sie aneinander auszusehen hatten und was sie miteinander planten.
Vielleicht aber hat man noch einen anderen Grund gehabt, um diese Notiz zu vernichten. Wir konnten freilich, als wir jene Bemerkung über die bürgerliche Bresse schrieben, nicht ahnen, daß der Parteivorstand als einziges Argument für die Ausschließung der Redakteure von den Sitzungen denselben Gedanken später äußern würde, wie ihn zuvor schon die" Post" ausgesprochen hatte. Wahrscheinlich hat der Parteivorstand damals bereits in seinem Kopfe diesen Beweisgrund gewälzt, und es war ihm deshalb peinlich, ihn zuvor durch ein" Post"-Zitat bekannt werden zu lassen.
Beiläufig ist auch die Behauptung falsch, daß die Aufnahme der erwähnten Notiz zu Recht verhindert ist. Die Bedingung, daß drei Redakteure das Einspruchsrecht haben, ist nicht erfüllt worden, sofern man nicht die Kollegen Cunow und Ströbel als drei Perfonen werten will. Die Aufnahme unserer Notiz ist, wie gesagt, zuvor von den beiden anwesenden Vorstandsmitgliedern gebilligt worden, ist also widerrechtlich gehindert worden.
Ueberhaupt hat die Mehrheit der„ Vorwärts"-Redaktion in der ganzen Angelegenheit keine Zeile in das Blatt gegeben, ohne vorher den Parteivorstand rechtzeitig in Kenntnis zu sehen. Unser Entgegenkommen ging so weit, daß wir auf Wunsch von Parteivorstandsmitgliedern unseren„ Aufklärungs"-Artikel fogar 24 Stun den zurückstellten, um dem ganzen Parteivorstand die Möglichkeit zu geben, in aller Gemächlichkeit ihn zu studieren. Dagegen hat die ausgeschiedene Redaktion allerdings sowohl die Tatsache der Annahme ihrer Kündigung erst aus dem„ Vorwärts" ersehen und soweit die betroffenen Redakteure in den Vororten wohnten und Postabonnenten waren, haben sie von dem Beschluß des 23. Of= tober erst durch mündliche Erzählungen erfahren. Desgleichen ver= ließen die sechs Redakteure am Sonnabend, den 28. Oktober, die Redaktion in dem Bewußtsein, am Montag wiederkommen zu müssen, und sie erfuhren wiederum erst aus dem„ Vorwärts", daß man auf ihre fernere Arbeit verzichtet hätte.
Und warum dies Verfahren? Wir sollten nicht durch„ berwirrende Gegenbemerkungen" die Absicht der Parteileitung durchkreuzen! Nach dieser Auffassung würden wir keiner bürgerlichen Regierung mehr einen Vorwurf machen können, wenn sie die Preßfreiheit aufhebt, damit die Beschlüsse des Monarchen und seiner Minister nicht durch verwirrende Gegenbemerkungen einer unbotmäßigen Presse durchkreuzt werden könnten. In Wahrheit hatte man überhaupt keinen einzigen Entschuldigungsgrund für das ungeistigen Waffen vorzugehen, solange wir noch in der Redaktion waren.
Das Geheimverfahren, das nach Jena begann, wird in der Denkschrift lediglich bestätigt, und wenn sich in der Darstellung des Redakteure, und das war ein Grund, wenn auch nicht der ent- erhörte Vorgehen, und deswegen wagte man nicht gegen uns mit
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Parteivorstandes Unterschiede von unserer Aufklärung" ergeben, fo liegt das an der Ungenauigkeit und unvollständigkeit der Gewalt ging vor Recht! Dentschrift. Trotzdem hat die Denkschrift den Mut, fortDie Redakteure haben dann selbstverständlich die Parteiprefe während von falschen und irreführenden Auffassungen, von leichtfertig ausgesprochenen Behauptungen, von Unwahrheiten, die auf von den Vorfällen unterrichtet. Sie betrachteten das nicht als eine Täuschung berechnet seien usw., zu reden. Daß alle Vorgänge sich persönliche Angelegenheit, sondern als ein Partei- Interesse allerabspielten, ohne daß die beteiligten Redakteure nur einmal gehört wichtigster Art. Wir haben uns lediglich damit begnügt, den wurden, wird gar nicht bestritten, und als einziger Grund für dies zwischen uns und dem Parteivorstand gewechselten Schriftwechsel ohne jeden Kommentar zu verbreiten. Auch diese AufklärungsVerfahren ist angegeben, daß ein sozialdemokratischer Redakteur arbeit war dem Parteivorstand unangenehm, und so unterbreitete anständigerweise nicht verlangen fönne, an Sizungen teilzunehmen, er uns die Botschaft, daß wir nicht für private Zwecke" das Perin denen über ihn zu Gericht gesessen wird. Für die bevorstehende Wenn die Denkschrift den Redakteuren zum Vorwurf macht, sonal des„ Vorwärts" benutzen dürften. Es hatte sich nämlich ein Strafprozeß- Reform ist das eine empfehlenswerte Anschauung. daß sie die Tatsache ihrer Kündigung an die Spitze des politischen Angestellter der Buchhandlung freundlicherweise nach Schluß seiner Vielleicht wird man im Reichstage bald hören, daß anständige Ver- Teiles gesezt haben, so lohnt es sich nicht, auf diesen törichten Scherz Bureauzeit für die Vervielfältigung des Schriftwechsels zur Verbrecher darauf verzichten müssen, daß in ihrer Gegenwart verhandelt einzugehen. Wir haben unsere Stellung am Vorwärts" niemals werde. Uebrigens ist die moralische und geistige Verwirrung in der als eine persönliche Angelegenheit, sondern immer als eine fügung gestellt. Die Denkschrift fündigt, um auch der Zukunft noch etwas übrig zu lassen, Enthüllungen an, auf wessen Kosten" verjüngten„ Vorwärts"-Redaktion so weit vorgeschritten, daß in der Partei- Angelegenheit betrachtet, und wir hatten mithin das Recht, wir diese Informationen der Parteipresse bewirkt hätten. Wir Donnerstag- Nummer vom 2. November behauptet wird, es habe sich eine die ganze Situation der deutschen Sozialdemokratie bligartig glauben, wie gesagt, daß wir mit unseren Informationen in weit bei den geheimen Sizungen nur um„ Vorberatungen" gehandelt erhellende Angelegenheit als eine politische Aktion aufzufassen, bei und während dieser Vorberatungen hätten die Redakteure ihre der wir am allerwenigsten, wie wir schon eingangs ausgeführt höherem Maße ein Partei- und kein persönliches Intereſſe erfüllt Sündigung erklärt, so daß sie den Skandal provoziert hätten. Das haben, irgend welche persönliche Vorteile verfolgen konnten, hoben, als der Parteivorstand mit seinen Kundgebungen, zu denen er ebenfalls das Personal des„ Vorwärts" verwandt hat. Aber zur schreibt die heutige Vorwärts"-Redaktion zwei Tage nachdem der man müßte uns denn für Unzurechnungsfähige halten. Beruhigung der Oeffentlichkeit möchten wir doch sagen, daß wir Vorstand in der Denkschrift ganz offen die Beschlüsse mit haben unsere Stellung nicht mißbraucht. geteilt hat, die einen Tag vor unserer Kündigung bereits von den gelegentlich unseres Auszuges aus dem„ Vorwärts" auch die entdurch das Organisationsstatut berufenen Instanzen angenommen standenen Porto- und Materialkosten am 30. Oktober bereits aus waren und den Funktionären nur noch formell unterbreitet werden unserer Tasche bezahlt haben, so daß es in der am 31. Oktober früh erscheinenden Nummer nichts mehr zu enthüllen gab. Wir ahnten Mittel zu fleinlich sein würde, um gegen uns vorzugehen. nämlich nach all dem Vorhergegangenen, daß den verantwort. lichen Mitgliedern des Vorstandes der Dreimillionen- Partei tein
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inzwischen befallen zu haben, ob er die Verantwortung für den Ein gewisses Bedenken scheint allerdings dem Parteivorstande ärgsten Schaden, der bisher der Partei zugefügt worden ist, übernehmen könne. Er erklärt nämlich in der Denkschrift sich für den Geschobenen, der nur den Willen der Berliner Parteigenossen erfüllt habe. Zu der Sizung am 2. Oktober sei er von der Preß fommission und von den Vertrauensleuten eingeladen worden. Es wird lang und breit erzähit, daß die Nichthinzuziehung der Redakteure zu dieser Sizung nicht Schuld des Vorstandes gewesen sei. Die„ Nordd. Algem. Zeitung" fann nicht so ungeschickt dementieren. Die Redakteure haben gegen die Sigung vom 2. Oftober überhaupt feinen besonderen Protest erhoben. In jener Sizung handelte es sich nicht um bestimmte Vorschläge; die Berliner wollten von dem Parteivorstand wissen, in welcher Weise ihnen ein größerer Einfluß auf den Vorwärts" vom Vorstande eingeräumt werden würde. Daß die Hinauswerfung von einigen Redakteuren feine Vermehrung des Einflusses der Berliner bedeutet, ist klar; denn schon bisher fonnten die Berliner einstellen und kündigen, wen sie wollten. Die sämtlichen Einstellungen der letzten Zeit sind Vorschläge Berlins , zum Teil gegen die Vorschläge des Vorstandes. Darum konnte es sich also nach dem Willen der Berliner in der Sizung vom 2. Oktober in erster Linie nicht handeln. Weil aber der Vorstand, vertreten durch Bebel, nicht geneigt war, einen tatsächlichen größeren Einfluß den Berlinern zu gewähren, deshalb mußte die Redaktion herhalten, deshalb wurden von ihm die schärfsten Mittel angekündigt. Wir haben uns zunächst nicht über die Geheimnistuerei bei der Sigung vom 2. Oftober, sondern darüber beklagt, daß wir von den Preßkommissions- Sizungen der folgenden Zeit ausgeschlossen worden sind, in denen ganz bestimmte Vorschläge gemacht und ganz bestimmte Beschlüsse gefaßt worden sind, und für diese Aussperrung trägt der Vorstand ganz ausschließlich die Am 5. Oftober erhielt die Redaktion folgende Postkarte: W. G. Zu der am Freitag, den 6. d. M., an bekannter Stelle stattzufindenden Sigung der Preßkommission erlaubt sich einzuladen
Schuld.
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Es wird uns dann noch weiter zum Vorwurf gemacht, daß wir gegen den Parteivorstand in der Oeffentlichkeit Stimmung hätten machen wollen und daß diese Absicht, wie die bürgerlichen Zeitungen bewiesen, erreicht worden sei. Wenn dieser Vorwurf einen Sinn hätten, die bürgerliche Presse mobil zu machen. Um dieses armselige haben soll, so kann er nur bedeuten, daß wir die Absicht gehabt Argument sich nicht entgehen zu lassen, hat man uns also wohl ge= waltsam verhindert, der bürgerlichen Presse das zu sagen, was wir für nötig hielten. Darum hat man also am 27. Oktober nächtlicherweile die folgende, von zwei Vorstandsmitgliedern zuvor gelesene auf ihren Rat nahmen wir sogar eine und gebilligte Notiz Veränderung des Tertes vorgewaltsam beseitigt:
Inzwischen hat sich gezeigt, daß die Methode des Vorstandes in dieser Hinsicht wenigstens wohlberechnet war. Nachdem wir aus dem Vorwärts" herausgedrängt worden sind, führt die jetzige Rebaktion bis zur Erschöpfung einen unermüdlichen Kampf gegen die Wahrheit und die offenkundigsten Tatsachen. Keine Rede davon, die Meinung der Parteipresse und der bürgerlichen Blätter- es war ja der Redaktion während der letzten Tage unserer Anwesenheit verboten, Preßstimmen über die Angelegenheit zu bringen faffend und objektiv wiederzugeben. Man benutzt das zur Verfügung stehende Papier, um alles Recht zu verdrehen und alle Tatsachen zu verwirren, und man gibt uns nicht einmal die Möglichkeit, mit der nötigen Beschleunigung unsere Sache zu verfechten, die längst nicht mehr unsere persönliche Sache ist, sondern die Lebensfrage der Partei. Wir sind nur zufällige Personen, bei deren Abwürgung endlich die Krankheit zum offenen Ausbruch gekommen ist, unter
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Die bürgerliche Preffe bringt aus Anlaß des Vorwärts"-Konfliktes breite und laute Entrüstungen über die Meinungsfreiheit in der Sozialdemokratie. Wir danken den Kollegen von der bürgerlichen Presse für ihre Bemühungen, ersuchen sie aber, sich nicht unnötig in Unkosten zu stürzen. Für die Meinungsfreiheit der Presse in der Sozialdemokratie treten wir schon selbst, wie gerade das gegenwärtige Beispiel zeigt, mit allem wünschenswerten Nachdrud ein, und wir haben auch heute noch nicht den mindesten Zweifel, daß die Sozialdemokratie in diesem Falle die begangenen Irrtümer der die Partei in den letzten Jahren leidet. forrigieren wird. Wenn in dem ersten Falle, wo in der Sozialdemokratie nach der Ueberzeugung der Beteiligten das Prinzip der Meinungsfreiheit bedroht ist, sofort eine derartige energische Auflehnung erfolgt, so ist das wohl Beweis genug, daß die Partei er in Gemeinschaft mit der Preßkommission über redaktionelle Anals solche nicht für die Fehler einzelner verantwortlich gemacht werden lann. Wenn aber in der bürgerlichen Presse das Recht der Meinungsfreiheit wirklich in derselben Weise betätigt werden würde, wie in der Sozialdemokratie, so hätte die kapitalistische Presse längst feinen einzigen Redakteur mehr.
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3. Kündigung und Geheimverfahren.
Der Parteivorstand bekennt sich endgültig zu dem Anspruch, daß gelegenheiten ohne zuziehung der Redakteure beraten und entscheiden dürfe. Insbesondere wenn Kündigungen in Frage sind, so erklärt er, sei die Zuziehung der Redakteure zu den Beratungen gänzlich unstatthaft und nur aufdringliche Menschen könnten sich in folche Beratungen drängen.
Die Parteibehörde beruft sich auf§ 26,2 des Organisations*) Zu den unwürdigen Albernheiten, mit deren Veröffent- statuts. Ein überflüssiges Bemühen, da das dort festgestellte Recht lichung die Dentschrift die Parteileitung aufs schwerste kompromit der Entscheidung ebenso wenig bezweifelt worden ist, wie das Recht tiert, gehört die famose Geschichte, daß bei der Preßkommissions- unverbindlicher Vorbesprechungen. Es handelt sich ausschließlich Sigung vom 6. Oftober ein Redakteur gelauscht hätte. Wir er- darum, ob die Aufsichtskörperschaften unserer Parteipresse ohne Zuwähnen diese Wahnvorstellung nur deshalb, weil auch dieses alberne ziehung der Redakteure Abmachungen über entscheidend wichtige Märchen vom Parteivorstand in die große Deffentlichkeit hinaus- Redaktionsangelegenheiten beraten und beschließen dürfen. Hierüber geschrieen worden ist, ohne daß der Beschuldigte gemeint ist der sagt das Organisationsstatut nichts, und es kann darüber nichts Reichstags- Abgeordnete Gradnauer auch nur erfuhr, welchen fagen, weil es unnötig wäre, das Selbstverständliche auszusprechen, tindischen Verhaltens man ihn beschuldigte. Im übrigen können weil die Lösung dieser Frage sich aus allgemein parteis wir versichern, daß das Lauschen viel raffinierter organisiert worden genössischen und demokratischen Grundsäßen ist; denn gerade der des Lauschens beschuldigte Kollege war ganz ohne weiteres ergibt. Die Denkschrift" versucht ahnungslos hinsichtlich der Vorgänge, und wurde später erst von um das vorauszunehmen Die Vorschläge des Vorstandes in dieser Sizung vom 6. Oftober den Kollegen unterrichtet, die während der Sigung in einer das eingeschlagene Geheimverfahren für den vorliegenden Fall das sind in der Denkschrift ebenso falsch wiedergegeben, wie sie in 15 Minuten entfernten Kneipe vergnügt beisammen saßen und von mit zu entschuldigen, daß alle Mittel", in Gemeinschaft mit der unserer Aufklärung korrekt dargestellt waren. Wenn uns vor- dort aus alles haarklein erlauscht hatten. Selbst die eisernen Redaktion die gewünschten Ziele zu erreichen, versagt hätten, wesgeworfen wird, daß wir aus trüben Quellen geschöpft hätten, so Tüsen, hinter die der Geheimbund der„ Vorwärts"-Reiniger sich halb man nunmehr zum äußersten Mittel von Kündigungen habe haben wir jedenfalls aus trüben Quellen die Wahrheit geschöpft, nach der Entdeckung des Lauschens zurüdgezogen hatte, haben also schreiten müssen. Die Leichtfertigkeit dieser Behauptung wird sowährend es dem Verfasser des Vorstandsberichtes nicht gelungen nicht vermocht, die Wahrheit abzuschließen, fort offenbar, wenn man bedenkt, daß dasjenige Mittel, da om
O. Büchner. Auf Grund dieser Einladung erschienen wir in der Kommission, und es war der Vorstand, der unsere Ausschließung von der Preßkommission verlangie und durchsetzte.
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