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Nr. 222.

Erscheint täglich außer Montags. Brets pränumerando: Viertel­jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz­ band : Deutschland u. Desterreich­Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post- Beitungs- Preisliste für 1892 unter Nr. 6652.

Vorwärts

9. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet.

Sernsprech- Anschluk Amt I, Nr. 4186.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Abonnements- Einladung.

Donnerstag, den 22. September 1892. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

indische Kohlenzieher Hamburger Schiffe kurz vor Aus-.. Drittens: Kaum hatte es vor wenigen Tagen den An­bruch der allgemeinen Seuche. Wenn dies bürgerliche schein, als ob die Cholera in Hamburg ein wenig nach­Blätter melden, so will man noch leugnen, daß ließe, so erfolgte aus kapitalistischen Sparsamkeitsgründen

Mit dem 1. Oktober eröffnen wir ein neues Abonnement die Profitwuth der Kapitalisten bei der Cholera im Spiele seitens der Hamburger Behörden eine Verminderung der auf den

Vorwärts"

Berliner Volksblaff

mit der illustrirten Sonntagsbeilage

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Neue Welt".

Für Berlin nehmen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie unsere Expedition, Beuthstr. 3, Bestellungen entgegen zum monatlichen Preise von

1 Mart 10 Pfennige frei ins Haus,

wöchentlich 28 Pfennige.

Für außerhalb nehmen sämmtliche Postanstalten Abonnements zum Preise von 3,30 Mark für das 4. Quartal entgegen.( Gingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1892 Neu hinzutretenden Abonnenten wird der bisher erschienene Theil des Romans Die Waffen nieder!"

unter Nr. 6652.)

Gine Lebensgefchichte von Bertha von Suttner ,

auf Berlangen gratis nachgeliefert, worauf wir noch befonders aufmerksam machen.

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ist? Echt kapitalistisch fügen ja die betreffenden Zeitungs- Aerzte! Es steht fest, daß die Zahl der Aerzte trotz allen schreiber noch hinzu, daß der Lohn fremder und einheimischer Neu- Anstellungen durch die Behörden nicht im entferntesten Kräfte jest so ziemlich gleichstehe; von der Cholerafurcht ausreichte. Man berichtete, daß in den Spitälern 60 bis gepackt, begreifen sie nicht, was die Großrheder veranlaßt, 80 Kranke auf einen Arzt kämen. Die Behandlung" durch die fremden gefährlichen Arbeiter vorzuziehen. Die guten den Arzt war also in den meisten Fällen eine reine Farce. Seelen sind nur bis in den Vorhof des Kapitalismus ge- Und nun verfügt man dazu gerade in dem Augenblicke, wo drungen. Daß sie es dem Rheder bei höheren Lohn- sich das Verhältniß besser gestalten könnte, die Entlassung ansprüchen der einheimischen Arbeiter absolut nicht ver- einer ganzen Reihe von Aerzten. Die gutbürgerliche denken würden, die billigeren fremden vorzuziehen, geben sie Frankfurter Zeitung ", die doch den Muth, die Wahrheit zwischen den Zeilen zu verstehen; aber sie bedenken noch zu sagen, hat, schreibt darüber: Während die fremden in den etwas Anderes nicht: der fremde Arbeiter ist geistig und Aerzte ersten Tagen der Epidemie mit kulturell auf einer niedrigeren Stufe. Er verlangt teine so offenen Armen empfangen wurden, setzt man ihnen ,, anständige" Behandlung wie der deutsche und läßt sich jetzt, da die Zahl der Erkrankungen etwas nachläßt, mehr bieten. Das fällt für den Unternehmer schwer ins den Stuhl sans façon vor die Thüre. So legt man z. B. Gewicht und entscheidet bei seiner Wahl, selbst auf die Kranke aus zwei Baracken in eine zusammen, dadurch wird Gefahr hin, daß die Cholera an die Thüre pocht. Und ein Arzt überflüssig; ohne daß ihm irgendwelche Ordre zu­da soll der Kapitalismus Nichts mit der Seuche zu thun geht, kann er sich verabschieden, und ohne jede nennens haben? werthe Anerkennung für seine aufopferungsvollen Dienste Ferner aus bürgerlichen Blättern stammt die inter -( der Hilfsarzt erhält 3,30 m. pro Tag, der Oberwärter effante Nachricht, daß die kapitalistische Verhegung der 3 M., die Krankentransporteure dagegen bis zu 16 M.!!) Nationalitäten gegen einander eine sanitäre Verbesserung muß er den Weg in die Heimath antreten. Ein Theil verhindert hat, die an der deutsch - französischen Grenze ge- dieser Herren schenkte diese sog." Gratifikation" den Armen, troffen werden sollte. Im obersten französischen Gesund die in Noth und Elend das Krankenhaus verlassen. heitsrath wies man mit Recht darauf hin, wie kostspielig der Hoffentlich wird dieser Hinweis genügen, dem Staate Sanitätsdienst an den Grenzen fei, wie wenig die Anzahl Hamburg zu zeigen, wie man jungen Aerzten, die voll des Personals-die Sanitätskontrolle wird vom Zoll- aufopfernder Freude das schwere Rettungswerk übernahmen, personal ausgeübt- fich als zureichend erweise 2c. Da für ihre Hilfe dankt."

Die Redaktion und Expedition des Vorwärts" Berliner Volksblatt. berzigen nationalen Borurtheilen freier Mann, den Vorschlag denten nicht für die Hamburger Behörden als Vertreter der

brachte ein Mitglied des Kollegiums, ein von allen eng- Wir theilen die Hoffnung" des bürgerlichen Rorrespon

Cholera

und Kapitalismus .

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Der Zusammenhang zwischen der Verfahrenheit der tapitalistischen Zustände und der mangelhaften Art und Weise, in welcher unter diesen Zuständen die Cholera be­kämpft" wird, liegt so flar zu Tage, daß es keiner weiteren Beispiele bedarf. Und der Versuch, diesen Zusammenhang zu verdunkeln durch wüstes Geschimpfe auf" sozialistische Berhebung" ist wiederum Nichts, als ein Beweis für die Existenz des Zusammenhanges, der das Seinige dazu bei­trägt, die bürgerliche Weltordnung zu erschüttern.

ein, daß Frankreich den Sanitätsdienst an den Grenzen bürgerlichen Klassen ist und bleibt die Hauptsache daß jetzt mit seinen Nachbarländern gemeinschaftlich ausüben so und so viel 3 M. den Tag weniger gezahlt zu werden solle. Zwischen Belgien und Frankreich ist zum brauchen. Und da soll der Kapitalismus Nichts mit der Beispiel an vier Punkten die Grenzkontrolle 31 Seuche und ihrer Ausbreitung zu thun haben??? üben. In Zukunft sollten an zwei Punkten die franzö sischen Beamten sowohl die nach Frankreich , als auch die nach Belgien gehenden Reisenden auf choleraverdächtige Vom Ausschlachten" und vom Mißbrauch" der Cholera Symptome untersuchen; an den anderen zwei Punkten zu sozialistischen Zwecken durch die Arbeiterpresse schreiben sollten die belgischen Beamten diese Untersuchung an Reisen die erzürnten bürgerlichen Blätter. Und dabei liefern sie, den von Frankreich und nach Frankreich vornehmen. Die fie allein uns täglich neue Belege für den greifbaren Zu- felbe Einrichtung sollte auch im Grenzverkehr zwischen sammenhang zwischen bürgerlicher, verfaulter Wirthschafts- Deutschland und Frankreich Platz greifen. In letzterer Be­ordnung und dem Ausbruch und Umsichgreifen der furcht zichung fügte der Antragsteller hinzu, daß man über alle baren Seuche. Wie es scheint, muß diese Thatsache den nationalen Differenzen hinwegsehen müsse, da es sich um die gedächtnißschwachen Herren von der bürgerlichen Presse Bekämpfung eines gemeinsamen Feindes handle. Der Vor­einmal in's Gedächtniß gerufen werden. schlag wurde begraben, wenigstens soweit er Deutschland be­In bürgerlichen Blättern ist die Meldung gemacht trifft, also für die ausgedehnteste Grenzstrecke die bürger­worden, daß die indischen Trimmer und Heizer, welche liche Nationalitätsverhebung hat den Sieg über die hygienische Politische Uebersicht. Hamburger Großrheder in den letzten Jahren fast aus- Vernunft davon getragen, selbst angesichts der nahen Berlin , den 21. September. schließlich statt der deutschen Arbeiter engagirt haben, sehr Cholera. Die französischen und die deutschen Proletarier wohl die Urheber der grauenhaften Epidemie sein können. würden keinen Augenblick zögern, ohne Rücksicht auf Drei Gedenktage. Gestern vor 100 Jahren, am Cholerafälle tämen unter den indischen Arbeitern dieser Landesgrenzen Hand in Hand zu gehen und da soll die 20. September 1792, bestand die junge Armee des revo Art nicht selten vor, und sie seien konstatirt für Bourgeoisie Nichts mit der Senche zu thun haben?? lutionären Frankreich bei Valmy die Feuer­

Feuillefont.

Macbrua verboten.]

Die Waffen nieder!

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Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner .

A

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auch das nicht immer. Man ließ uns gewähren. Es galt Schlachtfeldes und des Lazareths beschreiben, welche er als ausgemacht, daß wir in einer zweiten Auflage des neuerdings in seine schaudernde Seele aufgenommen. Ich Honigmondes uns befanden und uns Einsamkeit gebühre. liebte den Ton des Unwillens und des Schmerzes, der Und wir waren auch am liebsten allein. Nicht etwa, um, bei solchen Berichten in seiner Stimme zitterte. Aus wie die anderen vermuthlich glaubten, in Honigmondesart der Art, wie er von den Grausamkeiten sprach, deren Zeuge zu schäfern und zu kosen- dazu waren wir doch nicht neuer im Kriegsgetümmel gewesen war, hörte ich die Verheißung vermählt" genug; aber weil wir im gegenseitigen Umgang der Edelmenschlichkeit heraus, welche berufen ist, erst bei die meiste Befriedigung fanden. Nach den kürzlich durch Einzelnen, später bei Bielen , endlich bei Allen die alte gemachten schweren Sorgen fonnten wir die naive. Munter- Barbarei zu überwinden. keit der Jugendpartei nicht theilen und noch weniger Auch mein Vater und Otto forderten Friedrich häufig Die ganze Familie war in Grumit versammelt. Auch sympathisirten wir mit den Interessen und Unterhaltungen auf, Episoden aus dem stattgehabten Feldzuge zum Besten Otto, mein Bruder, brachte seine Ferien bei uns zu. Er der Würdenspersonen, und so zogen wir es vor unter zu geben. Freilich geschah dies in ganz anderem Geiste, als war jetzt fünfzehn Jahre alt und sollte noch drei Jahre in dem uns stillschweigend zuerkannten Privilegium eines ver- wenn ich um eine solche Erzählung bat, und in anderem der Wiener Neustädter Militärakademie zubringen. Ein liebten Paares Ein liebten Baares- uns ein gutes Stück Abgeschiedenheit zu Geifte war dann auch Friedrichs Vortrag gehalten. Er herziges Bürschchen, mein Bruder, und des Vaters Liebling wahren. Wir unternahmen zusammen lange Spaziergänge, begnügte sich damit, die taktischen Bewegungen der Truppen, und Stolz. Er sowohl, als Lilli und Rosa füllten das mitunter Ausflüge in die Umgebung, wobei wir den ganzen die Ergebnisse der Gefechte, die Namen der genommenen Haus mit ihrer Luftigkeit. Das war ein ewiges Lachen Tag abwesend blieben; viele Stunden verbrachten wir zu und der vertheidigten Ortschaften zu berichten, einzelne Lager­und Springen und Ball- und Roquette- Spiel und allerlei zweien im Bibliothekzimmer, und Abends, wenn die ver- szenen zu beschreiben, Worte zu wiederholen, welche von tolles Streiche- machen. Better Konrad, dessen Regiment schiedenen Spielpartien in Angriff genommen wurden, den Heerführern gesprochen wurden, und was dergleichen unweit von Grumih in Garnison lag, tam so häufig als zogen wir uns in unsere Gemächer zurück, wo wir bei Kriegsmiscellen mehr sind. Sein Auditorium war entzückt möglich herübergeritten und hielt bei den Ausgelassenheiten Thee und Bigarette unsere vertraulichen Plaudereien wieder davon; mein Vater lauschte mit Genugthnung, Otto mit der Jungen wacker mit. Eine zweite Partei bildeten die aufnahmen. Wir fanden immer unendlich viel uns zu Bewunderung, die Generäle mit sachverständiger Wichtig­nämlich Tante Marie, mein Vater und einige fagen. Am liebsten erzählten wir einander von den Trauer- feit. Nur ich konnte an dieser trockenen Erzählungsweise als Gäste bei uns weilende Kameraden des Letzteren. und Schreckgefühlen, die wir während unserer Trennungs- keinen Geschmack finden; ich wußte, daß diefelbe eine ganze Unter diesen wurde fleißig Karten gespielt, gemäßigte zeit empfunden, dies weckte die Freude unseres Wieder Welt von Gefühlen und Gedanken verschwieg, welche die Parkpromenaden gemacht, den Tafelfreuden gehuldigt und findens immer aufs neue. Wir famen überein, daß Todes- berishteten Dinge in des Erzählers Seelengrund geweckt und unabsehbar viel kannegegossen". Die eben stattgehabten ahnungen und dergleichen nichts als Aberglaube seien, denn hatten. Als ich ihm einst unter vier Augen darüber einen triegerischen Ereignisse und die durch lettere durchaus nicht beide waren wir seit der Stunde unseres Abschiedes von Vorwurf machte, entgegnete er:

Alten

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zum Abschluß gebrachte schleswig- Holsteinische Frage boten der Voraussicht erfüllt gewesen, daß eins oder das andere" Falschheit? Unaufrichtigkeit Mangel an Meinungs­ein ergiebiges Feld hierzu. Friedrich und ich lebten von sterben müsse und jetzt hatten wir uns wieder! Friedrich muth? Nein, liebes Kind, Du irrst bloße Anständigkeit den anderen eigentlich so zientlich abgeschieden nur zu mußte mir genau alle die Gefahren und Leiden erzählen, ist es. Grinnerst Du Dich unserer Hochzeitsreise,- unserer den Mahlzeiten trafen wir mit ihnen zusammen- und die er eben durchgemacht, und die Greuelbilder des Abfahrt von Wien , das erste Alleinsein im Waggon­

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