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fctfflcit unhaltbaren Zustände geändert würden, damit nicht eine ähnliche Katastrophe wie in Steglitz eintrete. Zu diesem Zwecke . solle die Oeffentlichkcit durch die Presse und durch Versammlungen iiber diese Angelegenheit unterrichtet und für die Sache inter - essiert werden. Ferner müsse eine Statistik aufgenommen werden iiber den Verkehr, der sich über den Bahübergang erstreckt, um so allen Interessenten zu zeigen, wie dringend notwendig eine Ver­besserung der hiesigen Bahnverhältnisse sei. Nach diesen Ans führungen faßte die Versammlung einstimmig den Beschluß, zu einer Höherlegung des Bahnkörpers keinen Kostenbeitrag zu leisten Dieser Beschluß soll mit einer ausführlichen Begründmig dem Minister zur Kenntnis gebracht werden. Joha»»nisihal. In der letzten Sitzung der Gemciudcvertretimg gab die Koiw Mission zur Schaffung einer Fahrverbindung zwischen den, Bahnhof und dem Ort die Offerten bekannt, die betreffs der Bespannung und den Betrieb des vom Ort gestellten Omnibusses eingelaufen waren Der Zuschlag wurde dem Restaurateur Becke sLindenhof) erteilt. Ein Antrag des stellvertretenden Schöffen Frommelt, den Königsplatz vollständig zu pflastern, lvurde mit Rücksicht auf andere notwendigere Pflasterungen abgelehnt, desgleichen ein Antrag der Baukommission, eine Erweiterung am Rathausbau vorzunehmen. Ausschlaggebend für den letzten Beschluß waren die dadurch erforderlichen erheblichen Unkosten. Einige neue Laternen sollen angeschafft werden. Auch sollen in Zukunft auf dem Promenadenweg zur Bahn anstatt drei fünf Laternen in der Nachtzeit brennen. Borgsdorf -Pinnow. In einer öffentlichen Bersammlung referierte ain Sonntag in Pinnow der Landarbeiter Alb. Schmidt über:Landarbeiter und Sozialdemokratie". Schnlidt schilderte an der Hand seiner eigene» Erfahrungen die Rechtlosigkeit der Landarbeiter, um schließlich darauf hinzuweisen, daß nur immer und allein die Sozialdemokratie die einzige Partei ist, die ernsthaft für die Landarbeiter eintritt und ihnen eine Befreiung von dem Sklavcnjoch bringen könne. In der Diskussion wurde von verschiedenen Genossen die Arbeiterfeindlichkeit der sogenannten parteilosen Presse aufgezeigt und zum Abonnement auf die sozialdemokratische Presse aufgefordert. Auch der Rot- wendigkeit der gewerkschaftlichen und politischen Organisation wurde das Wort geredet; auf Beachtung der Lokatfrage muß besonders Gewicht gelegt werden. Zur Entgegennahme von Aufnahmen für den sozialdemokratischen Wahlvcrein für BorgZdorf und Umgegend erklärte sich Genosse Hanke, Birkcnwerder, bereit. Steglitz . Der schwere Raub auf dem Postamt in Steglitz wird noch in dieser Woche seine Sühne finden. Gegen die Brüder Girndt, die seinerzeit den aufsehenerregenden nächtlichen Einbruchsdiebstahl in den, Steglitzer Hauptpostamt verübten, ist jetzt das Vorverfahren ab- geschlossen und die Anklage erhoben worden. Sie lautet auf ver- suchten schweren Diebstahl beziv. Anstiftung dazu. Die Haupt- verhandlmig gegen die beiden Täter wird am nächsten Donnerstag vor der fünften Strafkammer des Landgerichts II stattfinden. Spandau . Kohlcnoxtid-Vcrgiftung. Die Mannschaft des Schleppdampfers Irmgard" aus Spandau , der bei der Cholera-lleberwachungsstation in Sakrow auf der Havel vor Anker lag. wurde in der Nacht zmn Montag durch Kohlendünste vergiftet. Die Leute hatten noch am Abend frische Kohlen in den eisernen Ofen geschüttet und nicht be- merkt, daß die oberen Verschlußringe sich verschoben hatten. Die ausströmenden Gase wurden von den in der Kajüte schlafenden vier Personen eingeatmet: morgens lagen sie sämtlich bewußtlos da. Der Arzt der Kontrollstation stellte fest, daß einer, der Bootsmann Fernow, bereits tot war. Die andern drei wurden schwer krank in das Potsdamer Krankenhaus geschafft. Potsdam . Stadtverordneten-Vcrsammliing. Mit einem Nachruf für den verstorbenen Oberbürgermeister Jaehne wurde die letzte Sitzung eingeleitet. Nach Bewilligung einer Gräbstätte nebst Denk- mal für den Genannten wird dann ebenso noch die neue Turm- uhr der Nikolaikirche bewilligt sowie die Spende für die Silberhochzeit des Kaiserpaares im Betrage von 1 0 0 l) 0 M. Die Summe soll als Grundstock einer allgemeinen Samm- luna dienen, die dem hiesigen Kaiser Wilhelmstift überwiesen werden wird. Den Hauptpunkt der Tagesordnung bildete die R e g u- lierung der Neuen König st raße. Dieses Schmerzenskind der Versammlung hat jetzt zwar endlich nach jahrelangen Vor- bereitungen die Zustimmung zu seinem neuen Anzug bekommen. aber die- Kosten dafür sollen erst in einer späteren Sitzung bewilligt iverden. Es wird also noch eine Weile dauern, ehe die Neue König- straße in die geplante Prachtstraße umgewandelt sein wird. Ihr Charakter als Promenadenstraße soll gewahrt bleiben. Der An- spruch der zuziehenden Beamten auf die übliche UmzugSkosten- Entschädigung wird mit dem Zusatz versehen, daß die ge- lvährte Entschädigung zurückzuzahlen ist, falls der Beamte innerhalb fünf Jahren seinen Posten ivieder aufgibt. RechnungS - und Personalsragen bildeten den Schluß der Sitzung, die im allge- meinen ebenso monoton verlief, wie das regnerische Wetter draußen. ßcrUmv JVachrichten, Dle Beerdigung des Genossen Otto P ü r s ch e l, der am Mitt- woch bei Ucbermittelung von Wahlresultaten von seinem Rade stürzte und in der Folge einer schweren Gehirnerschütterung erlag, findet am Donnerstag, also morgen nachmittag Punkt 3 Uhr vom Leichenschauhause, Hannoverschestr. ö, nach dem Friedhof der ZionS- Gemeinde in Nordend statt. Die Vertrauensleute bitten um zahl- reiche Beteiligung. Die rote Karline. Graf Pückler hat ein neues Schlagwort ge- prägt. Dem roten Manasse ist jetzt die rote Karline gefolgt. In der vorgestrigen von 1000 Personen besuchten Volksversammlung ver- sprach Graf Pückler sich zubessern". Ein Diskussionsredner hatte gesagt, der Graf möge doch nicht nur Phrasen dreschen. Wenn der Graf den ersten Juden totschlage, schlage er den zweiten tot. Hierauf erklärte Graf Pückler, wenn er jemals gesagt habe, er wolle einen Juden totschlagen, so nehme er das zurück. Nicht totschlagen müsse man die Juden, sondern streicheln, so streicheln, daß die Rasselbande das Hasenpanier ergriffe. Er sei in seiner Jugend ein wilder Junge gewesen. Er hätte alle Kinder mit Steinen beworfen und seine Schwester mehr als zuviel geprügelt. Im Laufe der Zeit sei er aber artiger geworden, und jetzt sei er so artig, daß er gar nicht mehr wisse, wie er noch artiger sein solle. Berlin werde noch das Schicksal von Sodom und Gomorrha teilen, wenn es nicht von der Sünde ablasse. Er weine viel über Berlin , denn seine Strafe Iverde entsetzlich sein. Tief betrübe es ihn, daß die rote Arbeiter- schaft nichts von ihm wissen wolle. Und er sei doch sicher, der anti- semitische Karren komme erst dann in Schwung, wenn die rote Karline mit der Revolverschnauze und der rote Schulze mitmachten. Bei der Vertreibung der schwarzen Halunken sei doch so viel Beute zu nmchen. Rote Karline, bedenke doch, da gibt es dann goldene Broschen, die neuesten Hüte mit grünen und gelben Federn, Kost- barteiten und Schmuck. Alles das würde dir dein roter Schulze mit- bringen.... In dieser lieblichen Tonart ging es fort. Festgenommen wurden zwei Einbrecher, die einer Handelsfrau am Grünen Weg 83 die Wohnung ausgeräumt hatten. Der neun- zehn Jahre alte Kutscher Heinrich Becker kam öfter in die Wohnung der Handelsfrau, einer Witwe S., weil seine Mutter dort Aufwarte- dienste leistet. Bei diesen Gelegenheiten sah er manches, was ihm gefiel, und er gelvann einen mehrfach vorbestraften Einbrecher Alfred Sendermann znr Ausführung eines Diebstahls. Becker wußte genau, wenn Frau S. in der Markthalle zu tun hatte und seine Mutter mit ihren Arbeiten fertig war. Vorsichtshalber stand er auch noch Schmiere", während Sendermann die Wohnung aufbrach und Wäsche, Kleidungsstücke, Uhr und Kette, Broschen und sonstige Schmuck- fachen, kurz alles, was ihm mitnehmenswert erschien, zusammen- packte. Ohne aufzufallen, entkamen die Diebe mit der Beute. Uhr, Kette und verschiedene Schmucksachen schenkte Becker seiner Geliebten in Lichtenberg , die anderen Sachen verkauften die Einbrecher, um sich den Erlös zu teilen. Becker verschwand von seiner Mutter, sobald er merkte, daß ihr sein Geldbesitz aufgefallen war. Die Frau ging nun zur Polizei und meldete ihn als vermißt. Jetzt gelang es ihn zu fassen. Vor der Kriminalpolizei, der seine Mutter ihren Verdacht mitgeteilt hatte, legte er ein Geständnis ab und nannte auch seinen Helfershelfer. Sendermann wurde ebenfalls ergriffen und mit ihm in das Untersuchungsgefängnis gebracht. Als die Geliebte Beckers von der Festnahme hörte, zertrümmerte sie die Uhr und warf sie in das Kloset. Die anderen Sachen dagegen be- hielt sie. Diese wurden ihr von der Kriminalpolizei wieder ab- genommen. Das Mädchen will von der Herkunft der Geschenke nichts gewußt haben. Selbstmordmanie. Die 21 Jahre alte Schlosserfrau Paula Mueseler aus der Boyenstr. 6 war auf ihren Mann grundlos eifersüchtig. Darüber gab es vorgestern nachmittag einen hanslichen Streit, der Mueseler veranlaßte, auszugehen. Die junge Frau regte sich hierüber so auf, daß sie Lysol trank. Als ihr Bruder, der bei ihr in Schlafstelle wohnt, um 8'/? Uhr nach Hause kam, lag sie be- wußtlos vor dem Bett, in dem ihr h'z Jahr altes Kind schlief. Der junge Mann ließ sie mit einem Lückschen Wagen nach dem Kranken- hause am Friedrichshain bringen. Die 57 Jahre alte Witwe Katharina Krupka geb. Rudolph aus der Tempelherrnstr. 10 wurde gestern mittag von ihrem Sohne, der von der Arbeit kam, in ihrer Wohnung tot auf dem Fußboden liegend aufgefunden. Nach dem Gutachten eines Arztes Hatto sie Gift genommen und lvar bereits einige Stunden tot. Was sie dazu veranlaßte, ist noch nicht bekannt. "Der 68 Jahre alte Maschinenstepper Gustav Schulz aus der Kaiserstr. 5 war seit langer Zeit lungenkrank. Um seinem Leiden ein Ende zu machen, goß er vorgestern abend zwei Flaschen Morphium- tropfen, die ihm der Arzt verschrieben hatte, zusammen und trank alles auf einmal ans. Nach kurzer Zeit erlag er der Wirkung des Giftes. Ei» nächtlicher Uebcrfall im Tiergarten. In der vergangenen Nacht hatte sich der 22jährtge Eisenträger Fritz Richter aus der Klopstockstr. 0 im Tiergarten in der Nähe der Schleuseninsel mit seiner Braut für einen kurzen Augenblick auf einer Bank nieder- gelassen. Wie N. der Behörde gegenüber angibt, tauchten nun plötzlich hinter ihm zwei verdächtige Gestalten auf und während einer der Burschen ihn, den R., beschuldigte, er habe sich mit seiner Braut eines Vergehen? schuldig gemacht, drang der andere auf den Eisenträger ein und schlug ihn mit einem schweren Stock so kräftig auf den.Kopf, daß der Angegriffene eine stark blutende Wunde er- litt. Jetzt wollten die beiden gefährlichen Gesellen gemeinsam gegen ihr Opfer vorgehen. Sic kamen jedoch an die falsche Adresse. R., ein Hüne von Gestalt, streckte den einen der Angreifer mit einem Faustschlag zu Boden und packte den Komplicen fest an der Brust, um ihn nach der nahe gelegenen Polizeiwache zu bringen. Dann suchte der lleberfallene die Unfallstation am Zoologischen Garten auf, um sich dort die Kopfverletzung verbinden zu lassen. Eine Stellen- und Klmtionsschwindleri», die in der Gegend des Alexandcrplatzes ihr Unwesen trieb, wurde von der Kriminalpolizei unschädlich gemacht. Eine gewisse Elisabeth B. redete an den Omnibushaltestellen oder auch im Omnibus Mädchen an, von denen sie vermutete, daß sie wohl eine Stelle suchen könnten. Traf diese Vermutung zu, so stellte sie sich unter einem falschen Namen vor und erzählte, ihr Onkel, Herr Witte, sei im Schloß angestellt und wolle sie dort auch anbringen. Ihr Bräutigam aber sei dagegen, weil er bald Hochzeit feiern wolle. Es würde sie nun sehr freuen, wenn sie ihrem Onkel wenigstens Ersatz bringen könne, damit er nicht gar zu böse werde. Ein von ihr empfohlenes Mädchen werde er ohne Zweifel annehmen. Die Stelle im Schloß schlägt natürlich niemand aus. Die Bewerberinnen geben gern ihre Adresse an und bekommen bald von Herrn Witte einen Brief, daß auf die Empfehlung seiner Nichte ihrer Anstellung im Schlosse nichts im Wege stehe, nur müßten sie eine Bürgschaft von 20 oder 25 M. stelle», die seine Nichte gegen Quittung abholen werde. Nach kurzer Zeit erscheint dann auch die Nichte mit einer gefälschten Quittung, erzählt allerlei von ihrer wirksamen Fürsprache bei dem Onkel Witte, streicht das Geld ein und verschwindet auf Nimmer- wiedersehen. Das war der regelmäßige Gang, der jedesmal mit einer großen Enttäuschung der Geprellten endete. Gestern aber kam es anders. Eine Bewerberin aus der Jfflandstraße hatte der Nichre des Herrn Witte bei dem ersten Besuche mit der Quittung gesagt, äe habe augenblicklich keine 25 M. Sie erkundigte sich dann bei der Polizei und diese nahm gestern die Schwindlerin fest, als sie nach Verabredung zum zweitcnnial kam. Es ergab sich, daß die Vermittlerin" wegen Diebstahls und geiverbsniäßigen Stellen schwindels schon nichrfach bestraft ist. Ein grausames Verbrechen hat in der gestrigen Nacht der 25jährige Alfred Jankowski in der Christianiastr. 110 gegen seinen eigenen 65 Jahre alten Vater verübt. Der junge I. ist ein arbeits- scheuer und dem Trünke ergebener Mensch, der sich von seinem alten Vater noch ernähren läßt. Als er auch in der gestrigen Nacht wieder angetrunken nach Hause kam, machte ihm der Vater heftige Vor würfe. Der Betrunkene geriet hierüber in eine derartige Witt, daß er sich plötzlich auf den wehrlosen Greis stürzte und ihm mit geballten Fäusten ins Gesicht schlug. Hierauf zog der Brutale das Messer auS der Tasche heraus und stach damit auf den Vater ein. Die Klinge ging dem Be- dauernswerten durch die ganze Backe hindurch bis in den Mund hinein und schnitt auch noch das Zahnfleisch entzwei. Be- sinnungSlos brach der Gestochene zusammen. Nun fesselte der Iln- hold sein Opfer an Händen und Füßen und eilte sodann znr Polizei- wache. Dort gab er an, sein Vater lei plötzlich wahnsinnig ge- worden und habe seinen Sohn angreifen wollen. Es begaben sich daraufhin einige Beamte nach der F.schen Wohnung, wo sie den Alten in entsetzlichem Zustande vorfanden. Sofort wurde der U»- glückliche von seinen Fesseln befteit und nach der Unfallstation XVI in der Badstraße gebracht, wo ihm ärztliche Hülfe zuteil wurde. Bei einer späteren Vernehmung des Greises stellte sich dann heraus, daß er das Opfer seines brutalen Sohnes geworden ivar. Während der Vater nach dem Krankenhaus kam, wurde der Sohn durch die Polizei verhaftet. Unbekannt verstorben. Anr 12. November 1905, nachmittags gegen 3 Uhr, wurde in einem Fremdenzimmer des Gasthofes Invaliden- straße 53 ein dem Handwerkerstande angehörender, zirka 40 Jahre alter Mann mit zwei Schußwunden in der Herzgegend tot auf- gefunden. Der Verstorbene ist in der Nacht zum 12. November 1005 gegen 2>/.z Uhr in dem genannten Gasthofe als Fremder eingekehrt und hat sich in das dort ausliegende Fremdenbuch als Malermeister Karl Mauer, 4. 0.63 zu Straußbcrg geb. und von dort kommend ein- getragen, was sich aber nicht bestätigt hat. Der Fremde ist zirka 1,70 Meter groß und hat dunkles Haar und Schnurrbart. Seine Bekleidung bestand aus schwarzem steifen Hut, schwarzem Ueber- zieher, schwarzem Gehrockanzug und schwarzen Schnürstiefeln. Außerdem hatte er ein altes schwarzledernes Portemonnaie mit 1 Schlüssel, 2 Gepäckscheinen und 30 Pf. sowie einen Revolver mit Futteral bei sich. Mitteilungen über die Persönlichkeit des Ver­storbenen werden von der Kriimnalpolizei zu 7635 1V/26 05 ent­gegengenommen. Die im Zoologischen Garten geplante Ausstellungshalle be- schäftigte gestern eine Konferenz von Vertretern der Bau- und Verkehrspolizei und der an dem Unternehmen beteiligten Gesell- schastcn. Es konnte der Gesellschaft die grundsätzliche Ge- n e h m i g u n g der Behörden in Aussicht gestellt werden. Freilich ist noch die Zustimmung des Finanz m i n i st e r s zur Bebauung des GartengcländeS, das bekanntlich in fiskalischem Eigentum steht, einzuholen; diese darf indes schon jetzt als sicher gelten, da auch Herr v. Rhei nbaben dem Projekte ein lebhaftes Interesse entgegenbringt. Theater. Im Schiller-Theater O(Wallner-Theater) wird am Mittwoch, den 22. November sBußtag), abends� 8 Uhr, das OratoriumDie Schöpfung " von Joseph Haydn aufgeführt. Eintritts­karten sind schon jetzt an der Kasse des Schiller- Theaters in den üblichen Kassenstunden zu haben. Eine Vorverkaufsgebühr wird nicht erhoben. Die Preise sind die im Schillcr-Theater üblichen. Im B ii r g e r s a a l e d e S Rathauses zu Berlin wird am Sonntag, den 10. November, ein Chamisso-Abend veranstaltet, zu dem Bruno Wille den einleitenden Vortrag übernommen hat. Im Charlottenburger Rathause findet um dieselbe Zeit, auf vielfach eingegangene Wünsche, eine Wieder- holung des Brahms- Abends statt, an dem Bctsy Schot. Max Garrison. Max Nodeck und Waldemar Runge mitwirken Im Kolosseum, Dresdenerstr. 07, soll am 30. d. M. eine Aus- stattungs-BurleSke zur Aufführung gelangen. Im Luisen- Theater geht Freitag, den 17. November, zum erstenmaleEm Blitzmädel" m Szene. Das Blitzmädel spielt Frau Käthe Wille Bach. Zentral- The ater. Die Ausführungen vonMusette" beginnen von heute ab täglich um 8 Uhr, an Sonntagen dagegen unt 7Vz Uhr._ Gerichts-Zeitung. Uederschreitung des Züchtigungsrechts eineS Lehrer?. Vom Land­gericht Bonn - ist am 23. Dezember v. I. der Lehrer Walter Rudolph wegen fahrlässiger Körperverletzung_ zu 20 M. Geld­strafe verurteilt loorden. Der Schulknabe K. hat eine Kinnwunde in der Größe eines Fünfpfennigstückes dadurch erhalten, daß er während einer Züchtigung, die ihm der Angeklagte zuteil werden ließ, an die Bank anschlug; auch ist er vier Tage lang lahm gegangen. Die Züchtigung hat der Angeklagte mit einem dicken Stock vollzogen. Z ü ch t i g u n g e n, s o'h e i ß t e S im Urteil, dürfen nie­mals soweit gehen, daß der Gebrauch der Glieder beeinträchtigt i st oder die Haut abgeschürft Ivird. Indem der Angeklagte dies nicht verhinderte, har er fahrlässig ge- handelt. In seiner Revision behauptete der Angeklagte, er habe sich einer Ueberschreitnng des Züchiigungsrechtes nicht schuldig gemacht. Selbst bei Uederschreitung desselben treffe ihn kein Verschulden. Das Reichsgericht erkannte am Montag auf Verwerfung der Revision. Das Reichsgericht hat bei diesem Urteil in bemerkenswerter Weise an seiner Praxis festgehalten, die im Gegensatz zu der des preußischen Ober-Verwaltungsgerichts der Anwendung von Brutalitäten in der Schulstube entgegentritt. Konsequent vertritt es die Anschauung, daß die Gesundheit auch nur gefährdende Mißhandlungen niemals durch die beschönigende RedewendungAusübung des Züchtignngsrechts" straffrei werden dürfen. Das Ober-Verwaltungsgericht und auch das Kammergericht hat in einer Reihe von Erkenntnissen den Standpunkt vertreten, daß fühlbare, die Gesundheit nicht dauernd schädigende Mißhandlungen noch unter den Schutz eines Züchtigungsrechts sallcn können. Diese irrige Rechtsprechung der preußischen obersten Gerichte ist freilich nur bei Verfehlungen gegen Gemeindeschüler, nicht bei solche» gegenhöhere Schüler" betätigt. Jede körperliche Züchtigung, die ein Lehrer begeht, ist ein Zeichen seiner Unfähigkeit, zu erziehen. Unsere Genossen sollten mit Rücksicht auf die Geist und Körper der Kinder verwüstenden Folgen ostelbischer Prügelei gegen jeden Fall von Mißhandlung bei den Kommunal- und Staatsbehörden vor- stellig werden und sich durch liebevolle Rücksichtnahme der Gemeinde- und Schulbehörden auf Prügelhelden von einer Weiterverfolgung nicht abschrecken lassen. Wegen Raubmordes unschuldig in UittersuchongShaft. Am 17. Oktober wurde im sogenanntenTiefen Grund" bei Königstein in der sächsischen Schweiz ein Raubmord an der Frieda Opitz verübt. Der 25 jährige Karusselldreher Händler aus Thüringen wurde daraufhin als vermeintlicher Täter in Haft genommen. Jetzt hat sich die völlige Unschuld des Mannes heraus gestellt. Er wurde am Montag aus den, Gefängnis entlassen. Ein Anspruch auf Ent- schädigung steht dem seiner Freiheit Beraubten nicht zu. Seit dem Jahre 1883 ist im Reichstage von sozialdemokrattscher Seite Ent- schädigung für unschuldig erlittene Untersuchungshaft verlangt. Die Mehrheit des Reichstages hat dies berechtigte Verlangen abgelehnt. Sie hat sich nur dazu verstanden, im Jahre 1004 die Möglich- keit einer Entschädigung z» gewähren, wenn der Verhaftete frei- gesprochen oder durch Gerichtsbeschluß außer Verfolgung gesetzt ist. Diejenigen Untersuchungsgefangene!,, deren völlige Unschuld sich bereits ohne Gerichtsbeschluß oder Gerichtsurteil herausstellt, haben nach wie vor keinerlei Anspruch auf Entschädigung. Vermischtes. Das Opfer einer unsinnigen Wette ist gestern der 25jShrige Arbeiter Albert Holzhüter geworden. H. hatte in einem Restaurant in dem benachbarten Dorfe Motzen während des SkatspielS ge- wettet, daß er in kurze, Zeit in ganz kleinen Zwischenpausen 8/4 Liter Rum trinken könne. Der Leichtsinnige gewann auch die Wette, nmßte sie jedoch mit dem Tode büßen. Gestern nachmittag starb er an den Folgen der Alkoholvergiftung. Die anhaltenden und ausgedehnten Regenfälle in der vorigen Woche, sowie durch starke Niederschläge im Gebirge ist ein starkes Steigen der Flußläufe herbeigeführt worden. Die Spree besitzt gegenwärtig Hochwasser und ist in ihrem oberen Lauf aus den Ufern getreten. Die sämtlichen Niederungen sind unter Wasser gesetzt und auch in dem Mittellauf sind die Wiesenterrains teilweise über- schwemmt. Das Hochivasser ist so bedeutend, wie es schon seit langer Zeit nicht gewesen und dabei wird noch andauernd von der Oberspree Wuchs gemeldet. Auch die Havel hat zurzeit Hoch- wasser aufzuweisen und die Niederungen in den havelländischen Ge- bieten überschwemmt._ Briefharten der Redahtion. I. D. 21. Staatliche Heizerkurse werden für Berlin im Januar und Februar wieder veranstaltet Meldungen an Abteilung Ab des Polizei» Präsidiums Berlin. A. Schmidt. Moabit , Gesundbrunnen , Weddiug kamen durch Eingemeindung zu Berlin am 1. Januar 1861. I.. Wöchnerinnenheim. Urbanstr. 22. M. E. Maschinenbauschute des städtischen Gewerbesaales, Sttaßmannstr. 6. H. it. Anstellung als Laternenwärter. Städtische Gaswerke, Zentrawurea»: Klosterstr. 68, Revier- inspektion für Ihre Gegend: Görlitzer User 25, wird nach Lübbenerstraße verlegt. Zwei Wettende. Die Spittelkirche wurde im Jahre 1881 ab- gebrochen._ Berliner Marktpreise. AuS dem amtlichen Bericht der städtischen Marktballen-Direktion. Rindfleisch la 6468 pr. 100 Pfund, IIa 5764. lila 50- 55, IVa 40-48. Kalbfleisch la 8590, Aa 7282, lila 56-70, Hammelfleisch la 6373, IIa 4858. Schweinefleisch 7478. Rotwild Pfund 3548 Pf. Hasen Stück 3,00-3,75, klein 1,50-2,00. Kaninchen Stück 0,25 1,05. Krammeisvögel 0,200,22 Pf. Rebhühner, junge la 1,00, junge IIa 0,00, junge kleine 0,000,00, alte la 0,75, alte Aa 0,000,00. Hühner, alte 0,50 1,80, junge 0,801,10 das Stück. Tauben, junge 0,400,45, alte 0,30. Enten, junge 1,402,25. Gänse la, 3,50-4.00. IIa 2,50-3,50 per Stück, la 0.550,65. Aa 0,480,55 per Pstind. Hechte 7484 M., Schleie, uusort. 111123, Aale, groß 0,00, mittel 0,00 M. Plötzen 4752 M. Karpfen 0 00, Lachs 0.00 M., Schellfische 20-22 M.. Flunder 18 M. pro 100 Pfund. Schottische Vollheringe(gesalzen) 3638 M Krebse, kleine. Schock 0,00 M., unsortiert 0,00 M. Eier, Schock 0,00. Butter pro 100 Pfund la 122-124, IIa 115-122, Illa 111-114, abfallende 90110. Kartoffeln pr. 100 Pfd. rote 2,002,20, Rosen 0,000,00, blaue 0,000,00, runde weiße 1,80 2,00. Wirsingkohl pr. Schock 4,00-8,00, Weißkohl 6,00-8,00, Rotkohl 4.008,00, Holl. 10-13 M. Smwe Gurken, Schock 2,00 M. Wetter-Prognose für Mittwoch, den 18. November 1905. Kiihl und vorwiegend trübe mit Niederschlägen und frischen nord» östlichen Winden. Verantwortlicher Redakteur: Kons Weber, Berlin , Für den Jnferatenteil ver«ntw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärt» Buchdruckerei u. Verlagsanjtalt Paul Singer& Co., Berlin SW,