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Betersburg, 14. November. ( Melbung der Petersburger Tele- I handgreiflich vor Augen führt, wie sie durch die Gesetzgebung graphen- Agentur.) Aus dem Innern des Reiches find um die Früchte ihres großen Kampfes betrogen worden sind. hier folgende Weldungen eingegangen: In Chartow hat der Und zu sonstigen Mißständen kommt der ewige Waggon­Universitätsrat beschlossen, die Borlesungen nicht wieder aufzunehmen, bis der Kriegszustand aufgehoben ist. In mangel, der die Bergleute fortgesetzt zu Feierschichten nötigt.

Glorreich"

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Hungersnot.

so nennt man's ja

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Nischni- Nowgorod herrscht vollkommene Ruhe. In Kutais hat der Generalgouverneur einer Abordnung der Duma mitgeteilt, der faiserliche Statthalter habe befohlen, die nach Gurien entsandten hat Japan den Krieg Truppen nicht weiter zu befördern. In Wladikawfas haben die Un- gegen Rußland zu Ende geführt. Eine neue, Epoche"- so ruhen bei dem Regiment Apcheronsky aufgehört, die Garnison ist um ein prahlte man sollte bald für das tapfere kleine Inselreich herauf­Regiment Kosaten verstärkt worden. In Tichita, Krasnojarsk dämmern, eine Epoche", die für ganz Asien , ja für die ganze Welt und Morchanst, man antisemitische Unruhen erwartete(!), bedeutende Folgeerscheinungen in sich bergen müßte. herrscht Ruhe. Im Gouvernement Tschernigow haben Bauern­unruhen stattgefunden. Wie sieht die Glorie", wie die neue Epoche" aus? Kaum ist Die Einwohner mehrerer Dörfer der mörderische Krieg beendet, kaum der Friede geschlossen, da kommt plünderten eine Farm und steckten sie in Brand. Dann griffen sie eine erschütternde Nachricht übers Meer: Japan im Zeichen der zivei andere Dörfer an, wurden aber zurückgetrieben. Nach den betreffenden Ortschaften ist Militär entsandt worden. Auch aus dem Gouvernement Samara werden ähnliche Vorkommnisse gemeldet. In Eriwan fam es zu ernsten Ruhestörungen. Ungefähr 700 Armenier griffen ein tatarisches Dorf au, töteten 400 Einwohner, steckten die Häuser in Brand und trieben das Vieh fort. Auch dorthin ist Militär entsandt worden.

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Hungersnot! Die in Tokio erscheinende Zeitung Tiji Shimpo" hat in die japanischen Hungergebiete einen ihrer Berichterstatter ent­fandt, der nun Entsetzliches zu berichten weiß: Tausende und aber Tausende von Menschen hausen in Erdhöhlen, die Diebstähle mehren sich derartig, daß die Polizei es aufgegeben hat, sich um die Er­forschung der Täter zu bemühen. Für ein paar Groschen verkaufen Eltern ihre Kinder, um nicht- wie viele, viele andere vor Hunger Das zweite sozialdemokratische Blatt in Petersburg . wahnsinnig zu werden. Von den kahlen Feldern werden die Pferde Außer der Zeitung Nowaja Schifn", die vor wenigen gestohlen und verzehrt ein schlagender Beweis dafür, daß das Lagen von unseren Petersburger Genossen gegründet worden Glend den Gipfel erreicht haben muß; denn nach den religiösen ist, soll ein zweites Parteiblatt Natschab"( Der Anfang) dem Vorstellungen des japanischen Volkes bedeutet solcher Genuß im nächst erscheinen. Die Anzeige in den bürgerlichen Peters Grunde eine Verlegung gegen das Reich der selig abgeschiedenen burger Blättern besagt, daß das neue russische Bruderorgan Geister. zu seinen Mitarbeitern außer bekannten russischen Partei­Ein großer Teil der heimkehrenden Soldaten fand feinen seiner schriftstellern wie Plechanow , Sassulitsch , Martow , Parvus Familienangehörigen mehr vor; sie waren ausgewandert, vor dem auch die deutschen Sozialdemokraten: August Bebel , Hungergespenste geflohen. Die Reisernte ist dahin, nur 8 Proz. R. Rautsty, Rosa Luxemburg , Franz Mehring und den Genossen Victor Adler in Wien zählt.

Warschau . Die Zeitschrift ,, Glos"( Stimme), die mit dem Untertitel: Drg an der Sozialdemokratie Polens und Litauens erschienen ist, wurde verboten.

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Protest gegen die Hinrichtung der 300 menternden Matrosen. Protest gegen die Hinrichtung der 300 menternden Matrosen. Petersburg, 15. November. In den Zeitungen sind eine Reihe Briefe von Privatpersonen veröffentlicht, die lebhaft gegen die Hinrichtung der 300 meuternden Matrosen in Stronstadt protestieren und verlangen, daß die Meuterer vor ein Zivilgericht zu einer neuen Aburteilung gestellt werden.

Politifche Uebersicht.

Berlin , den 15. November.

Zur Lage im Ruhrrevier. Eine Nachricht aus dem Ruhrrevier drängt die andere; Die Ereignisse überſtürzen sich. Die Siebener- Kommission ist in Aftion getreten; sie hält lange Sigungen ab und hat zum Sonnabend eine Revierkonferenz einberufen. Andererseits ist es im Bergbaulichen Verein zu einem Krach gekommen, deren nächste Folge die Amtsniederlegung des langjährigen Vorfizenden, des Geh. Bergrats rabler, war. Unter den Bergleuten gärt und brodelt es. Ueberall finden Ver­fammlungen statt, in denen schon offen der Ruf nach einem neuen Streit ertönt.

Doch heißt es jetzt vor allen Dingen: Kaltes Blut be­wahren!" Den aufgebauschten Sensations­nachrichten der bürgerlichen Presse darf man teinen Glauben schenken. Es ist ihnen gegenüber das größte Mißtrauen angebracht. So ist z. B. dieser Tage die Nachricht verbreitet worden, die Siebener­Kommission habe in einer Sigung den Streit beschlossen, sogar der Tag des Ausbruches sei bereits bestimmt. Danach hätten also die gesamten Bergarbeiter- Organisationen eine förmliche Verschwörung geschmiedet. Es bedarf aber nicht

noch in unserer Mitte weilenden Vertreter des deutschen Tabak gewerbes zustande gebracht worden ist, hat anerkanntermaßen einen beträchtlichen, in so großem Umfange nicht erwarteten Rüdgang des Tabakverbrauches pro Kopf der Bevölkerung zur Folge ge­habt, welcher heute noch nicht wieder überwunden ist. In den Jahren 1871-1875 betrug der Verbrauch pro Kopf der Bevölke­rung 1,84, in den Jahren 1886-1890 im Durchschnitt 1,51 und in den Jahren 1896-1900 durchschnittlich nur 1,62 Kilogramm.

Von dem Verbrauchsrückgange, welcher seit der Steuer­erhöhung des Jahres 1879 eingetreten ist, wurde die billigste Form des Rauchgenusses, das Pfeifenrauchen, am stärfsten betroffen. Die Herstellung von Rauchtabak ist von damals 850 000 8 tr. auf 540 000 3 tr. im Jahre 1903 gefallen. Jede neue Verteuerung des Verbrauches an Pfeifentabak würde der Rauchtabakfabrikation den größten Teil ihrer Produktion un­möglich machen, und damit würde dem deutschen Tabakbau gerade der Abnehmer verloren gehen, welchen er notwendig braucht, um die große Menge derjenigen Erzeugnisse abzusetzen, die in der Bigarrenfabrikation nicht verwertet werden können.

Auch für die Zigarrenindustrie würde jede Mehr­belastung des Tabats einen Rückgang des Verbrauchs und damit entsprechende Minderbeschäftigung ihrer hauptsächlich der ländlichen Bevölkerung angehörenden 180 000 Arbeiter zur Folge haben. Außerdem würden, wie es auch infolge der Steuererhöhung von 1879 der Fall gewesen ist und sich noch fortgesetzt vollzieht, wieder territoriale Verschiebungen der Industrie eintreten. Wie damals die Herstellung der Dreis und Vierpfennig gigarre für Nord- und Mitteldeutschland verloren gegangen ist und nach Süd­ deutschland verpflanzt wurde, so würde jetzt die Fabrikation der Fünf- und Sechspfennig Bigarre zum größeren Teil aus dem übrigen Deutschland nach dem Hauptproduk­tionsgebiet des deutschen Zabats, also nach Süd­ deutschland , verdrängt werden. Dies ist um so bedeutungsvoller, als die Sorten in den Preislagen bis zu 6 Pf. gut 85 Proz. der in Deutschland hergestellten Zigarren ausmachen.

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des Gesamtbestandes soll eine Qualität haben, daß sich das Ein­ernten überhaupt lohnt. Die Steuern können nicht entrichtet werden, und die zurzeit noch nicht von der Hungersnot betroffenen Provinzen sehen sich durch einen gewaltigen Einwandererstrom überschwemmt, umſomehr als die Gläubiger ihren Schuldnern in dieser bösen Zeit noch ärger zusehen als sonst. Daß die Eingabe an den Bundesrat einen Erfolg haben Wälder, Hügel, Berge sind unterwühlt von Leuten, die nach wird, dürften die Herren Tabakindustriellen wohl selbst kaum Wurzeln und Kräutern graben; denn das wegen seiner Bedürfnis- glauben. Weit besser als das Abfassen von Petitionen wäre losigkeit gleich dem chinesischen sprichwörtlich gewordene japanische eine Rückensteisung der liberalen" Volfsvertreter. Volt weiß sich in der Not mit dem Kärglichsten vom Kargen zu beseire helfen. Wie's aber werden soll, wenn erst der Winter mit seinen Kirchliche Toleranz und politische Intoleranz. Schrecken einsetzt, und ob der Plan der Regierung, die Verhungernden Es kamen die Fluten, es wehten die Stürme, nach der Mandschurei und nach Korea abzuschieben, viel helfen wird, und der Bau fiel und fein all war groß." Kardinal das bleibt noch abzuwarten. Fischer hat mit diesen Worten die Bibel geplündert, um mit ihnen Wer aus der Geschichte gelernt hat, welche Folgen kriegerische die Arbeit der Sozialdemokratie zu fennzeichnen. In Essen tat er Unternehmungen, auch siegreiche, heraufzubeschwören pflegen, das, in derselben Stadt, wo die Sozialdemokratie dem Zentrum so wie häufig nach mehreren Jahren des Aufschwungs ein desto furcht- arge Stopfschmerzen verursacht.- barerer Rückschlag erfolgt, der darf sich nicht wundern, daß dem vereine, die zu Ehren des Kardinals stattfand, warnte der katholische In einer Versammlung der katholischen Arbeiter und Knappen " glorreichen" Kriege ein so bejammernswertes Nachspiel be- Kirchenfürst seine Schäflein vor der Sozialdemokratie und vor schieden ist. tonfessioneller Verhegung! Er sprach:

Wir sparen uns für heute jeden weiteren Kommentar und lassen folgendes Telegramm reden, das die Neue Fr. Preffe" in seinem Abendblatt vom Dienstag bringt:

neue

Eine offiziöse Notiz gibt bekannt, daß die japanische Anleihe jetzt geschlossen ist und im Laufe des Monats bestimmt emittiert werden soll. Beschwichtigend wird konstatiert, daß die fünfzig Millionen Pfund betragende vierprozentige Anleihe eine Konversionsanleihe sein wird, welche die japanische Schuldenlast in feiner Weise erhöht. Immerhin wird von dem Erträgnis bloß etwa die Hälfte für die Einlösung ausländischer Bonds verwendet, während der Rest die diversen inneren Schazamtsbonds mit höheren Zinsen einlösen soll. Etwa zehn Millionen Pfund werden durch Rothschild in Paris emittiert, der Rest zwischen London , New York und Berlin verteilt. Die Details der Anleihe sind noch nicht bestimmt festgesetzt. Man spricht von einem Emissionskurse von 90 Proz.

Deutfches Reich.

Agrarischer Patriotismns".

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Die Zeiten, wo die Agrarier über die gräßliche" Flotte erst der Versicherung, daß an der ganzen Nachricht auch nicht ſtöhnten, sind längst dahin, heute beschämen unsere Stroh­ein wahres Wort ist. Die Bergarbeiterführer sind sich viel dachflickenden durch ihre Flottenschwärmerei beinahe die zu sehr ihrer Verantwortung bewußt, als daß sie so leichten Nationalliberalen. Herzens einen Streit beschließen würden, der in seinen Folgen unabsehbar ist.

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So kommt heute die Deutsche Tages- 3tg." in einem langen, ihr von besonderer fachmännischer Seite" überlassenen Meist dienen diese Sensationsmeldungen nur scharf- Artikel zu dem Ergebnis, daß die von aller übertriebenen macherischen 3weden. Sie werden lanciert von dem Weltmachtpolitik freien, nüchternen Erwägungen der richtig berüchtigten Dortmunder Zechenblatt, der Westfälischen abgegrenzten Lebensinteressen" es unbedingt geböten, daß der Allg. Zeitung", die dieser Tage in einer Polemit gegen die Marineetat bis zum Jahre 1912 um jährlich 70 Millionen Dortmunder Arbeiterzeitung" das unbedachte, aber inter - erhöht werde. Was na ch 1912 tomme, das werde sich dann essante Eingeständnis machte, daß ein gegen die Arbeiter schon finden. Auch wäre es sehr wünschenswert, wenn die hezender Artikel in der demokratischen"" Frankfurter Flottenvorlage nach zwar gründlicher, aber kurzer Beratung" Beitung" von ihr herrühre. Also selbst die Frankfurter bewilligt werde.

Zeitung" wird aus scharfmacherischer Quelle gespeist! Da Für eine möglichst schnelle Bewilligung hat das Agrarier­erklärt sich allerdings manches! blatt einen sehr triftigen Grund: die Frage der Mit bewußter Absicht hetzt das Unternehmertum Flottenvermehrung soll nicht berquickt durch die rigorosesten Maßnahmen die Bergleute zur werden mit der Deckungsfrage! Die heillos zerrüttete Empörung. Zugleich wird die Regierung scharf zu machen Finanzlage" müsse ja unbedingt auf eine gesunde Basis gesucht, damit sie mit Waffengewalt einschreitet. Gelänge der gestellt werden", allein über die einzuschlagenden Mittel und saubere Plan, dann wäre die Bahn frei zur schrankenlosen Wege würden langwierige Verhandlungen er­Ausbeutung der menschlichen Arbeitstiere und der Kon- forderlich seien. Es sei aber ,, unpatriotisch", die Flotten­sumenten. vorlage so lange in der Schwebe zu halten.

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Die Revierkonferenz wird am Sonnabend über geeignete Diese Sorte des krautjunkerlichen Patriotismus" ist Mittel und Wege zu beraten haben. Sie soll auch Stellung denn doch zu durchsichtig! Man fürchtet, daß dann, wenn zur Sperre nehmen. Aber gerade im selben Augenblid, wo die Deckungsfrage 3 u erst geregelt werden würde, möglicher die Konferenz einberufen wurde, kam die überraschende Nachweise die besitzende Klasse nicht ganz von den Lasten ver richt, daß der Bergbauliche Verein den Beschont bleiben könnte! Ist aber die Vorlage erst bewilligt, schluß gefaßt habe, die Sperre aufzuheben. so kann man alle unbequemen Steuerprojekte der Regierung Dieser Beschluß bedeutet eine Krise im Bergbau- ins Endlose verschleppen!

Gegen die Tabakstener.

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lichen Verein, der fürzlich noch die Verlängerung der Gar so plump sollten unsere Brotwucherer denn doch Sperre bis zum 1. April 1906 beschlossen hat. Die Auf- nicht operieren!- hebung wurde beschlossen gegen den Willen des Vorsitzenden, des Geh. Bergrats Arabler. Man weiß sich keinen Vers auf die Geschichte zu machen, denn Das von der Süddeutsch . Tabatzeitung" vor einigen der, der den Beschluß durchgedrückt hat, ist niemand anders, als Zagen enthüllte Stengelsche Tabaksteuerprojekt stößt, wie zu der Generaldirektor Kirdorf , derselbe Kirdorf , erwarten war, sowohl bei den Tabakarbeitern als den Tabak der kürzlich noch das Recht der Unternehmer auf die Sperre fabrikanten auf heftigen Widerstand. Bisher scheinen sich die proklamierte und schärfere Maßnahmen gegen die Bergleute Tabakindustriellen noch immer in der naiven Hoffnung gewiegt zu in Aussicht stellte. Also als eine Niederlage der Scharfmacher haben, daß das Reichsschazamt sich in der Hauptsache mit wird man die Aufhebung der Sperre kaum deuten dürfen. einer Erhöhung des Zigarettenzolles und der Zigarettensteuer Vielleicht daß eine größere Reihe von Zechen und Zechen- begnügen werde; die Ankündigung, daß die Regierung aus verwaltungen ebensosehr unter der Sperre zu leiden hatten, dem Tabak einen jährlichen Mehrertrag von 40 Millionen wie die Bergleute selbst. Jedenfalls hat schon vor einiger Mart, also im ganzen einen jährlichen Steuertrag von über Zeit der Grubengewaltige Thyssen die Sperre durchbrochen 110 Millionen Mart herauszuholen gedenft, hat jedoch die und durch seine Agenten tüchtige Bergleute von Zechen der Tabakindustriellen aufgestachelt und nach der Abhaltung einer Reviere West- Dortmund, Süd- Dortmund und Langendreer Sigung des Hauptvorstandes und der Abteilungsvorstände nach seinen am Rhein gelegenen Zechen gelockt. des Deutschen Zabatvereins zu einer Eingabe an Wenn die Aufhebung der Sperre ernst gemeint ist, so den Bundesrat veranlaßt, in der folgende Angaben über die wäre das im Interesse des Friedens durchaus zu begrüßen. voraussichtlichen Folgen der geplanten Besteuerung gemacht Es darf nur nicht vergessen werden, daß außer der Sperre werden: noch Zündstoff in Massen vorhanden ist: vor allen Dingen die neue Arbeitsordnung, die den Bergleuten

Die Einführung des jezigen Gewichts- Steuersystems im Jahre 1879, welch unter Mitwirkung zahlreicher, teilweise heute

Es gibt folche, die dem Arbeiterstand aufhelfen wollen ohne Gott und im Widerspruch mit ihm, ohne Christus und im Wider­fpruch mit seinem heiligen Gesetz. Sie machen fein Hehl aus ihrer Unglauben, ihrer Gottentfremdung, leugnen die von Gott gesetzte fittliche Ordnung, schüren den klassen haß und sprechen von einer sozialen Revolution. Sie gleichen den Leuten, von denen der Heiland im Evangelium sagt, daß sie ein Gebäude aufrichten wollen, nicht auf Felfen, sondern auf Sand. Das Gebäude der sozialen Wohlfahrt ohne Gott, das sie ohne Christus, ja im Wider­spruch mit ihm aufrichten wollen, heißt wahrlich auf Sand bauen. Es kamen die Fluten, es wehten die Stürme, und der Bau fiel und sein Fall war groß." Vor solchen Leuten hütet euch, katholische Arbeiter, und selbst falls sie Forderungen im einzelnen stellen, die auch ihr unterschreiben könnt, so wollt ihr eure Forderungen stets nicht mit Leidenschaft, nicht mit Haß, sondern mit christlicher Mäßigung und christlicher Klugheit betreiben, und bleibt euch immer dabei bewußt, daß euch in den grundsäßlichen Fragen von ihnen ein ganzer Abgrund trennt, der nicht über­brückt werden kann."

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Und dieser Warnung vor der zielbewußten Arbeiterschaft, wie feine Phantasie sie sich vorstellt, fügte er eine Mahnung hinzu an die religiös gesinnten Arbeiter:

" Ich wende mich naturgemäß an die katholischen Arbeiter, d. h. aber nicht, daß ich euch a bhalten will von der Gemein schaft mit nichtkatholischen, mit evangelischen Arbeitern, die nicht auf dem Standpunkt stehen, vor dem ich Euch soeben warnte. Gott Dank, gibt es solche, und sie sind zum Teil, gleich euch, im bestehenden Vereine zusammengeschlossen, stehen auf christlichem Boden, bekennent den Glauben an Gott, an unseren Erlöser, halten fest an dem christlichen Sittengesetz und an den heiligen zehn Geboten. Mit solchen könnt und follt ihr gewiß Hand in hand gehen, gehen, um mit ihnen die ges meinschaftlichen wirtschaftlichen Fragen zu be handeln, und ich benutze hier gerade die Gelegenheit, um meinem großen Schmerze erneuten Ausdruck zu geben über die traurige, tonfessionelle Verhebung, wie sie leider dermalen mehrfach betrieben wird. Sie dient nur zum Schaden des Vaterlandes. Ich verurteile es selbstverständlich auch und ganz entschieden, wo in dieser Hinsicht auf unserer Seite gesündigt worden ist oder sollte gefündigt werden. Ich meine, alle deutschen Männer, denen unser Volk und Vater­land am Herzen liegt, sollten darin einig sein, gegenseitige Liebe und gegenseitiges Vertrauen allerwärts einzuschärfen und selber zu üben, aber jegliche Hege zu verurteilen und zu ver­achten. Möge lettere namentlich nicht in den Kreisen der Arbeiter Eingang finden."

Die bedingte religiöse Toleranz bei gemeinschaftlichen wirtschaft­lichen Kämpfen ist der Haken, an dem der ſchlane Fischer nach beiterschaft nicht gewillt ist, an den Köder der Toleranz zu beißen, dem alten Christenwort Menschen fangen will. Daß aber die Ar­um dann schmerzhaft an der wirtschaftlichen Abhängigkeit weiter zu zappeln, hat gerade die Entwickelung in Essen gezeigt.

Die Flut des Sozialismus und die Stürme der sozialen Revolution werden auch den Zentrumsturm zu Fall bringen. Schon sucht man nach intertonfeffionellen Stügen!-

ihre

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Die Unstimmigkeiten" in der Freifinnigen Volkspartei. Nach den unzweideutigen Erklärungen des Herrn Eickhoff in der Barmer Zeitung" vermag auch die Freie Deutsche Presse" Bertuschungstaftit nicht länger aufrechtzuerhalten. Sie gibt zu, daß Herr Eickhoff nicht auf dem alten Standpunkt der Partei steht. Doch will sie sich in Auseinandersetzungen nicht einlassen: Es erübrigt sich, heute auf die Solinger Aeußerungen des Abg. Eickhoff im einzelnen einzugehen, weil die in kürzester Zeit bevorstehenden Reichstagsverhandlungen als= bald klar erkennen lassen müssen, ob die Spekulationen anderer Parteien auf eine Spaltung der Freisinnigen Volkspartei ge­rechtfertigt sind, bezw. ob eine kleine oder größere Gefolgschaft der Führung des Abg. Eickhoff sich anvertrauen wird. Auf dem Wies­ badener Parteitag hat eine Rede des Abg. Eickhoff, in welcher er feine Anschauungen zur Geltung zu bringen suchte, den leb haftesten Widerspruch gefunden.

Protestieren müssen wir auch gegen die Art und Weise, wie Abg. Eickhoff die Abstimmung des Parteitages zu erklären sucht. Er meint nämlich, daß seine Anschauungen in Wiesbaden eine Bestätigung gefunden hätten, und beruft sich dafür auf einen ungenannten Berliner Stadtverordneten, der ihm nach der Ver­