Nr. 289.
Abonnements- Bedingungen: Abonnements Breis pränumerando: Bierteljährl. 3,30 M., monatl. 1,10 t., wöchentlich 28 Bfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 Bfg. Sonntags. nummer mit illustrierter Sonntags. Beilage, Die Neue Welt" 10 Bfg. Bost. Abonnement: 1,10 Mart pro Monat Eingetragen in die Bost- Zeitungs. Breisliste. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 8 Mart pro Monat,
Eriscint täglich außer Montags.
Vorort- Ausgabe
22.
Jahrg.
Die Infertions- Gebühr
beträgt für die fechsgespaltene Rolonel geile oder deren Raum 40 fg., für bolitische und gewerkschaftliche Vereins. und Bersammlungs- Anzeigen 25 Bfg. ,, Kleine Anzeigen", das erste( fett. gedruckte) Wort 10 Pfg., jedes weitere Bort 5 Bfg. Borte über 16 Buchstaben zählen für zwei Borte. Inserate für bie nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen. tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet.
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV. Mr. 1982
Sonntag, den 10. Dezember 1905.
religiösen Frage begründet. Die Sozialdemokratie in allen Die Trennung von Staat und Kirche. Ländern hat in ihrem Programm die Forderung der Trennung
5
"
der Kirche vom Staate, sowie der Schule bon Durch den jüngsten Beschluß des französischen Senats ist der Kirche. Dies ist auch die äußerste Lösung der Frage, die gesegliche Trennung der Kirche vom Staate vollzogen. deren die bürgerliche Gesellschaft fähig ist. Während Damit ist ein politischer Kampf zum formellen Abschluß ge- aber diese rein formale Erledigung der Sache für den bürgerbracht, der seit mehr als fünf Jahren die Deffentlichkeit in lichen Liberalen das höchste war, wozu er sich in seiner besten Frankreich und namentlich das parlamentarische Leben der Zeit aufzuschwingen vermochte, ist sie für die Sozialdemokratie Republik in Atem gehalten hat. Die Trennung der Kirche wohlgemerkt eine Die Trennung der Kirche wohlgemerkt eine der Minimalforderungen des vom Staate ist eine der alten Grundforderungen des Klein- Programms. Die Sozialdemokratie verlangt von dem heutigen bürgerlich- republikanischen„ Radikalismus". Allein erst seit Staate als die minimalſten Garantien der geistigen Freider Dreyfus Krise und der sogenannten parlamentarischen heit, daß die Religion zur Privatsache erklärt und die Schule Herrschaft des republikanischen Blocks" war das alte Schlag- von jeder Einmischung der Kirche verschont wird. Der bürgerwort der ,, Radikalen " zur Zentralachse des politischen Lebens, liche Liberale in seiner besten Zeit glaubte nun, daß damit, zum Gegenstand unendlicher leidenschaftlicher Parteikämpfe und das heißt mit der Abschaffung des Kultusbudgets und der Redeschlachten geworden. Der unmittelbare Zweck und fonfessionellen Schule, für die gänzliche Befreiung der Gesellin gewissem Maße auch das Ergebnis dieser fünfjährigen schaft von dem geistigen Druck der Kirche gesorgt wäre. unaufhörlichen parlamentarischen Balgereien zwischen dem Wenn jeder seinen Priester bezahlt, wie er feinen ,, republikanischen" und dem ,, nationalistischen" Teil der Bäcker bezahlt", so meinten die bürgerlichen Freidenfer, französischen Bourgeoisie war die Abwendung der Arbeiter dann sei es mit der Herrschaft der Kirche über die Geflasse von ihrem direkten Klassenkampf sowohl gegen die müter borbei. Die Oberflächlichkeit dieser bürgerlichpfäffifche wie gegen die antipfäffische Reaktion, die Hinein- freidenferischen Gesichtspunkte beweisen schon zur Genüge die ziehung der Masse des Proletariats in die bürgerlichen Vereinigten Staaten Nordamerikas , wo bei völliger Fraktionstämpfe unter dem alten Schlachtruf der mittleren Trennung von Staat und Kirche das Mudertum und das und fleinen Bourgeoisie: Hie Republik hie Monarchismus! Seftenwesen aufs beste blüht und gedeiht. Der bürgerliche Daß diese schlaue Politik der nationalistischen wie der Liberalismus hat eben auf diesem Gebiete wie auf allen republikanischen Demagogen im letzten Ende elend Schiffbruch anderen Gebieten des Fortschritts und der Demokratie vollgelitten hat, bewies der schließliche Austritt der französischen ständig Schiffbruch gelitten und seine Jdeale der Sozialdemokratie Sozialisten aus dem republikanischen Block" und der feste als Erbschaft hinterlassen. Die Sozialdemokratie allein verZusammenschluß unserer geeinigten französischen Bruderpartei mag die geistige Freiheit in der Gesellschaft auch in der Tat zum scharfen Klassenkampf unter der begeisterten 8u- zu verwirklichen, indem sie auf gesellschaftliche Zustände, hinstimmung der breiten Schichten des französischen Proletariats. arbeitet, in denen die firchliche Herrschaft als eine ErscheinungsUnd wenn ein Umstand diese jüngste Tattit der französischen form der Klassenherrschaft mit jeglicher Klassenherrschaft Sozialdemokratie glänzend gerechtfertigt hat, so ist es gerade zusammen verschwinden wird. Erst wenn die menschliche die eben vollzogene Trennung der Kirche vom Staate. Gesellschaft in solidarischer, bewußter Arbeit Herr ihrer eigenen Nicht nur ist dieses Gesetz ohne den„ republikanischen Block", Geschicke wird, erst dann verschwindet die jahrtausende nachdem dieser sich gänzlich zerschlagen hatte, zustande ge- alte soziale Wurzel der kirchlichen Geistesknechtschaft. Und tommen, sondern der Austritt unserer Genossen aus der die Sozialdemokratie bahnt schon heute diese Befreiung Schritt parlamentarischen Allianz mit den bürgerlichen Republikanern für Schritt an, indem sie durch die Verbreitung des Klassenund die schroffe Umkehr des französischen Proletariats zur bewußtseins und durch den Klaffenkampf ganze große Schichten reinen Massentampfpolitit hat bei dem schließlichen Zustande- der Getnechteten zu Herren ihrer eigenen Geschicke, weil zu tommen des Gefeßes eine wesentliche, wo nicht die entscheidende zielbewußten Kämpfern um eine neue Gesellschaftsordnung Molle gespielt. Die antipfäffische wie die pfäffische Demagogie macht. hatten eben zu offensichtlich jede Wirkung auf die Arbeiter- Die Trennung der Kirche vom Staate ist für uns freilich maffen verloren, die so lange benutte Karte war augenscheinlich die nächste Forderung, die wir an den gegenwärtigen ausgespielt, mit dem Kampfe wider die jesuitische Verseuchung Staat stellen. Die wahre Lösung der kirchlichen Frage liegt der Schule und des öffentlichen Lebens mußte endlich Ernst aber für uns nicht in der Abschaffung des Kultusbudgets und gemacht werden. Länger ließ sich von diesem politischen der fonfessionellen Schule, sondern in der Verwirklichung Sapital für die Bourgeoisie nicht zehren. Und so erscheint des Sozialismus. In knapper und flarer Form hat dies auch diese Bortion demokratischen und republikanischen Fort - bereits eine alte Barteibroschüre auseinandergesetzt, die mit schritts, der in der Trennung der Kirche vom Staate in Frant- jener herzerfrischenden Schärfe und Großzügigkeit geschrieben reich verwirklicht wird, als ein Wert des klassenbewußten, ist, die unsere ältere sozusagen Klassische Parteiliteratur sozialistischen Proletariats und seines Druces auf die parla überhaupt von den jüngsten Erzeugnissen der Partei mentarischen Parteien. so wohltuend auszeichnen. Wir meinen die Glossen zu Yves Die Geschichte wollte une offenbar die preußisch- deutsche Guyot's und Sigismond Lacroir's: Die wahre Gestalt des Misere in diesem Augenblid besonders deutlich vor die Augen Christentums" von Bebel. Da die zuerst 1878 erschienene führen: Die Annahme des Gesetzes über die Trennung der Kirche Broschüre heute bergriffen ist, so halten wir es für gut, durch vom Staate in Frankreich fällt zeitlich mit einer neuen Schul- den folgenden Abdruck einiger Schlußseiten dieser Schrift den borlage in Preußen zusammen, die unsere öffentliche Schule Genossen in Erinnerung zu rufen, wie man in unseren mun erst recht der Vermuckerung und der Pfaffenherrschaft Reihen über die Religionsfrage in damaliger Zeit schrieb und preisgeben soll! Während in Frankreich wenigstens ein Teil dachte: der mittleren und teinen Bourgeoisie noch an der Form der einstigen Jdeale des Liberalismus, an den formalen Garantien der bürgerlichen Aufklärung festhält, ist in Deutschland nicht eine ernst zu nehmende bürgerliche Partei vorhanden, die noch das höchste Gut der Kultur, die Geistesfreiheit zu schüßen bereit und imftande wäre!
Cine fleine Begebenheit hat erft vor kurzem den jämmerItchen Verfall der bürgerlichen Aufklärung drastisch illustriert. Jm April dieses Jahres trat Professor Ernst Häckel mit einigen Borträgen über die Darwinsche Abstammungstheorie in Berlin auf. Der einstige Herold der bürgerlichen Aufklärung wieder. holte auch diesmal seinen alten Kampfruf: Los von Rom! Fort mit der Pfaffenherrschaft aus der Schule und dem öffentlichen Leben! Aber wie dumpf und hohl tönte das Echo seiner Worte in dem großen Saale der Berliner Singakademie! Borbei sind die Zeiten der liberalen Sturm- und Drangperiode der sechziger Jahre. Wie ein Gespenst aus einer längst begrabenen und vergessenen Epoche stand der silberhaarige Häckel mitten in einem Auditorium, das aus bloßer Neugier herbeigeströmt war, um die lebendige Reliquie der eigenen Vergangenheit als eine Kuriosität anzustaunen, und wie die Worte einer toten unverständlichen Sprache tönten von seinen Lippen die einstigen Kampfrufe des Liberalismus.
Dieser Wandel der Zeiten, diese Umkehr der Bourgeoisie von den Jdealen der Geistesfreiheit und der Aufklärung zum Kompromiß mit der Kirche hängt aber mit der ganzen Entwicklung der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten, mit der zunehmenden Verschärfung der Klassengegensäge zusammen. Die Kirche soll die letzte Zuflucht der vor dem eigenen Untergang zurückschaudernden herrschenden Klassen, sie soll vor allem das legte Mittel sein, die zum Klassenbewußtsein erwachenden Voltsmassen am Gängelband zu halten. Diese innere enge Verbindung zwischen der Kirche und der bestehenden Gesellschaftsordnung ist es aber auch, die innerhalb , der heutigen Gesellschaft die Unzulänglichkeit der Trennung der Kirche vom Staate als einer Lösung der Kirchlichen,
"
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernfvrecher: Amt IV. Mr. 1984.
langen, den idealen Zielen, für welche das arbeitende Volt tämpft, stehen sie, wenn nicht gleichgültig, feindselig gegenüber, die Ausnahmen sind zu zählen. Bevor nicht eine gründliche staatliche und gesellschaftliche Umgestaltung vor fich geht, welche dem Lehrer die für seine Menschheitserziehungs- Aufgabe not wendige, materiell gänzlich unabhängige Stellung sichert und die entsprechende Bildung, die ihm heute meist mangelt, gibt, erfüllt er seine Aufgabe nicht. Die Erziehung aber muß alsdann aus. schließlich Staatssache sein, sie muß den höchsten Ansprüchen genügen und darf während der Erziehungsjahre, wie überhaupt fein Bögling, von Staats- oder Gemeindewegen in religiösen Dingen Unterricht genießen. Das ist der Punkt, warum ein Verfaffungsparagraph, wie der vorgeschlagene, allein nicht hilft. Gibt der Staat nicht bloß die Freiheit der Gewissen zu, was er soll und muß, sondern auch die Freiheit der Erziehung, wie bies in Nordamerika der Fall ist, so ist die notwendige Folge, daß die Kirche sich der Erziehung bemächtigt und ihren unheilvollen Einfluß qusübt, wie sich das tatsächlich in den Vereinigten Staaten herausgestellt hat. Dieses laisser faire des Staates auf dem Erziehungsgebiet hat es fertig gebracht, daß in feinem Staate der Welt das Kirchen- und Sektenwefen sich üppiger entfaltete als in den Vereinigten Staaten . Warum verzichtet der bürgerliche Freistaat auf die religionslofe Erziehung seiner Jugend? Die Beantwortung dieser Frage läßt sich mit der Beantwortung einer anderen Frage über eine ähnliche Erscheinung vereinigen. Der Staat, der die vollste Gewissenfreiheit anerkennt, aber auch seine Jugend als Beute den Kirchen und Gekten überläßt, erklärt sich selbst für einen christlichen, er erkennt in seiner Verfassung das Dasein Gottes an, hält im Interesse der Religion eine Sonntagsheiligung aufrecht, wie sie, ausgenommen in England, strenger sich nirgends findet, und seine höchsten Behörden veröffentlichen feinen Regierungserlaß, ohne den Namen Gottes anzurufen. Die gleiche Erscheinung wie in den Bereinigten Staaten finden wir wesentlich in allen den Staaten wieder, die als Hort bürgerlicher Freiheit gelten: in England, in Belgien , in der Schweiz . In der republikanischen Schweiz wird keine Stände- oder Kantonsratssitzung ohne Gebet eröffnet. Wie erklärt sich diese mert würdige Frömmigkeit und Religiöfität? Sehr einfach. Indem die Bourgeoisie, die in allen diesen Staaten herrscht, die bürgerliche Freiheit einführte, hielt sie es gleichzeitig für not. wendig, ihr ein Gegengewicht in der Religion zu geben. Die Religion soll den mangelnden Drud der politischen Gewalt, die auch dem Bourgeois manchmal unangenehm wird, ersehen und eine Schranke gegen destruttive Tendenzen der arbeitenden Klassen sein. Das ist das Geheimnis. Der Bourgeois der Bereinigten Staaten, der in größter Freiheit den Staat bestiehlt, die Politik nur als Geschäft fennt, im bürgerlichen Leben die Arbeit aufs schamloseste ausbeutet und alle Moral mit Füßen tritt, hält es für notwendig, ein eifriger Kirchengänger zu sein, um vor den Augen der Masse seine bürgerlichen Schandtaten durch firchliche Uebungen und Opfer wett zu machen. Aus denselben Gründen erklärt sich die pietistische und puritanische Gesinnung der englischen Aristokratie und Bourgeoisie, die ultramontanen Allüren der belgischen und die Orthodogie der schweizerischen Bourgeoisie. Aus diesem Bestreben der Bourgeoisie, in der Religion ein konservatives Gegengewicht gegen die bürgerliche Freiheit zu suchen, erklärt sich aber auch weiter der entschiedene Fortschritt den gerade der Katholizismus in Amerika und England gemacht hat, die Gunst, die er in Belgien findet.
" Wir sehen also, daß die bürgerliche Welt unfähig ist, den Kampf gegen die Kirche auszufechten. Wie in allen Staaten mit modernen sozialen Kämpfen Konservative und Liberale bis auf den Namensunterschied eins geworden sind und an demfelben Strange ziehen, so ist dasselbe mit den Vertretern der Kirche vielfach schon geschehen oder wird geschehen. Alle Vertreter der sozialen, politischen und religiösen Interessen einigen sich gegen die Vertreter der neuen revolutionären Weltanschauung zu einer einzigen großen reaktionären Partei. Der 8 wist der herrschenden Klassen unter sich ist nur häusliches Gezänt, das sofort ber schwindet, wenn es den gemeinsamen Feind zu betämpfen gilt.
" Nicht Verfassungsparagraphen und Henderung äußerlicher Regierungsformen, sondern nur eine mächtige Umgestaltung der sozialen Verhältnisse, beruhend auf der Gleichheit Aller und unterstüßt durch die moderne Wissenschaft, die allen zugänglich gemacht werden muß, wird dem Bäsarismus und der Herrschaft des Christentums ein Ende machen. Nur eine Macht kann diese Umgestaltung vollziehen der Sozialismus."
„ Der Beweis, daß die Religion aufs engste mit den materiellen Interessen der Gesellschaft in Berbindung steht und ihnen dient, ist erbracht. Die Tatsache ist unwiderleglich, daß mit allen großen religiösen Bestrebungen politisch- soziale zu sammenhängen. Wir sehen das bei der Entstehung des Christen tums, bei allen religiösen Kämpfen des Mittelalters in Italien , Frankreich , England, Deutschland , wo die Bestrebungen gegen die Kirche mit denen um bürgerliche Freiheit und Unabhängigkeit zufammenfielen; in dem Präludium zur französischen Revolution, welches das Auftreten der Enzyklopädisten bildete, wie in den inneren Kämpfen unmittelbar bor der achtundvierziger Bewegung in Deutschland , wo die Feuerbach , Strauß und Bauer und die deutsch katholische Bewegung gewissermaßen die Ouvertüre spielten, endlich in den Kämpfen der Gegenwart, wo eine neue große soziale Umwälzung sich vorbereitet, und die Geburtswehen einer neuen Gesellschaft begonnen haben. Die alte Gesellschaft liebt es, ihre sozialen Kämpfe wie ihre Herrschaft unter falscher Der Streit dauert fort. Nachrichten aus Rußland tegen Flagge zu decken und zu verstecken. Diese letzte sich vorbereitende fast keine vor außer einigen Versicherungen der Petersburger große soziale Umgestaltung unterscheidet sich aber von allen ihren Agentur... daß der Streik so gut wie beendet, der Verkehr Borgängern dadurch, daß sie nicht nach neuen Religionsformen" normal" und alles in schönster Ordnung fei. Den Humor daß, indem sie als ihr Ziel die Bernichtung aller errschaft scheint man in Petersburg noch nicht verloren zu haben, wenn auf ihre Fahne geschrieben, fie alle Formen dieser Herrschaft, es auch nur Galgenhumor ist. also die sozialen und politischen wie die religiösen, zu beseitigen Englische Blätter melden:
trachtet.
Mit einem Berfassungsparagraphen, wie ihn die Verfasser in die drastische Formel fassen: Jeder bezahlt seinen Priester, wie er feinen Bäder bezahlt", wird die Macht der Religion allein nicht beseitigt, und die Hoffnung auf den Arzt und den Lehrer der bürgerlichen Gesellschaft dürfte ebenfalls als Täuschung sich erweisen. Wohl find unsere Aerzte meist Atheisten und Materialisten, aber ihre soziale Stellung, die sie in die Reihe der herrschenden Klassen stellt, ihr Interesse verbietet ihnen, sich zu Aufklärern der Maffe aufzuwerfen. Diejenigen, die in diesem Punkte ihre Schuldigkeit tun, sind äußerst dünn gefäet. Dasselbe gilt von den Lehrern. Die große Mehrheit unserer Lehrer hat feine blaffe Ahnung von ihrer wahren Aufgabe. Jm Dienste der herrschenden Klasse stehend, von ihren Ideen beherrscht und in ihnen erzogen, halten sie i nihrer Mehrzahl zu dieser. Ihr einsiger Wunsch ist, eine möglichst gute materielle Stellung zu er
-
100 000 Arbeiter in Petersburg sind jetzt mit Schußwaffen aus gerüstet. Zwei Millionen Revolver find über das ganze Reich verteilt worden. Von Revolutionären im Auslande angebotene Gewehrfendungen wurden von den Führern der Aufständischen mit der Begründung abgelehnt, es würden genügend Gewehre aus den Kaiserlichen Arsenalen zur Verfügung stehen.
Der Verband der Verbände" richtete an den Grafen Witte ein Ultimatum bezüglich der Meldung, eine Anzahl der Teilnehmer an den Meutereien in Sevastopol würden erschossen werden. Der Verband droht einen Generalstreit an, falls das Urteil nicht sofort aufgehoben werde.
Die Meuterei der ruffischen Truppen in Charbin begann nach weiteren Meldungen von dort am 12. November. An der Meuterei beteiligten sich gegen 10 000 Soldaten. Sie berübten Tumulte in den Straßen, plünderten die meisten chinesischen Läden und steckten die Regierungsmühlen, die Rasernen und andere kaiserliche Gebäude