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Nr. 300. 22. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonnabend, 23. Dezember 1905.

Aus der Partei.

Bartei und Gewerkschaft.

Die Rheinische Zeitung  " schreibt unter Bezugnahme auf die Protestresolution des Kölner   Zweigvereins des Verbandes der Bau- und Hülfsarbeiter gegen die Haltung ihres Gewerkschafts­organs im Vorwärts"-Konflikt:

Ein alter, treuer Parteigenosse ist am Moutag in Neumünster  aus den Reihen des kämpfenden Proletariats geschieden. Der Ge nosse Hinrich Reimers war schon während der Zeit des Sozialistengefeges für unsere gerechte Sache erfolgreich tätig. Mehrere Male wurde er gemaßregelt, was für seine zahlreiche Familie nicht besonders angenehm war. Aber alles das fonnte feinen Mut und seine Begeisterung für unsere Sache nicht brechen. In den letzten Jahren trat er wegen feines hohen Alters etwas aus der Deffentlichkeit zurück. Die Parteigenossen werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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Polizeiliches, Gerichtliches ufw.

Gleichzeitig gebe ich Ihnen nochmals auf, Ihren Dienst bei Ramm nunmehr binnen zwei Tagen vom Datum der Zustellung dieser Verfügung an gerechnet, wieder anzutreten, widrigenfalls eine Geldstrafe von 50 Mart eventuell 5 agen aft gegen Sie festgesetzt werden wird.

An

den Dienstjungen Carl Ciballa,

zu Warstede, bei den Eltern.

Unterschrift.

Es geht uns nicht darum, zu untersuchen, ob der Baus Hülfsarbeiter" diesen Rüffel verdient hat. Wir wollen nur bei diefer Gelegenheit den Finger auf einen wunden Punkt mancher Der Junge hat den Dienst bei dem edlen Hofpächter auch jest Organisationen legen, darunter solcher, die die Zusammengehörigkeit noch nicht angetreten, gegen die Strafbefehle vielmehr gerichtlichen Unfreiwillige Komit. Der sozialdemokratische Agitations Einspruch erhoben. von Partei und Gewerkschaft gerne mit Nachdruck betonen. Selbst- falender 1906 Ostpreußischer Landbote" ist bor  Hat die Mutter ihr Kind lediglich zu dem von ihr abgeschlossenen verständlich sind in einer regulären Versammlung der Kölner   Bau- furzem an fast 2000, dem Partei- Sekretariat für Ostpreußen   zur Jahresdienst ermächtigt, so fann auch gegenüber dem Gefinderecht und Erdarbeiter nicht alle 2000 Mitglieder anwesend. Nehmen Verfügung stehende Adreffen portofrei zur Verbreitung verfandt von einem Weiterbestehen des Gesindevertrages feine Hebe fein. wir aber an, jene Bersammlung, die die Protestresolution an- worden. Einem der Adressaten konnte der Postbote das Palet nicht in Aber auch wenn der Vertrag in vollem Umfange auch über den genommen hat, sei eine fleine von vielleicht hundert Personen seiner Wohnung aushändigen, weil derselbe inzwischen seinen 1. November 1905 zu Recht bestände: welche Ungeheuerlichkeit liegt befuchte Sektionsversammlung gewesen: Wieviel Wieviel von den Aufenthalt unfreiwillig nach dem Insterburger Gerichtsgefängnis darin, daß das Gefeß die Festhaltung eines jungen Menschen an Protestierenden haben für sich die Schlußfolgerungen aus ihren verlegt hatte. Der pflichttreue Postbote vermerkte dieses auf dem bem Dienste als Dienstjungen ermöglichen will, wiewohl dem Anschauungen über das Verhältnis von Partei und Gewerkschaft Batet und die Postbehörde fandte es an den Adressaten im Gefängnis. Jungen eine gute Gelegenheit zum befferen Fortkommen gegeben ist gezogen? Wieviel von ihnen halten die Rheinische Zeitung  ". Dort wurde nun das Paket geöffnet und fein Inhalt geprüft. Neben und die Mutter mit dem Mitverdienen im Intereffe des Jungen twie viele gehören dem sozialdemokratischen Verein an? Wir be 12 Exemplaren des Kalenders befand sich auch darin ein gedrucktes nicht einverstanden ist. Diese Ausbeutung eines Kindes und Fort­fürchten, daß da mancher mitprotestiert hat, dessen Verhältnis zur girlular mit diesem Inhalt: reißen aus der Familie nennt der Agrarier: Hochhaltung Sozialdemokratischen Partei bisher lediglich in einer unverbind Wir übersenden Ihnen hier eine Anzahl des fo fehnlich er der Familie und Familienbande. Ferner: bei lichen Zuneigung und in der Stimmabgabe bei Wahlen bestanden warteten Kalenders zur Verteilung an die Landarbeiter, Sand- jedem anderen Dienstverhältnis ist es unstatthaft und im Interesse hat. Und solcher Sozialdemokraten wird man in allen Gewerk­werker und Kleinbauern. Da unsere Gegner alles mögliche verber persönlichen Freiheit und der Gesellschaftsordnung durch§ 888 schaften sehr viele antreffen können. Wenn der Generalstreik suchen werden, die Verbreitung des Kalenders zu verhindern, so der Zivilprozekordnung auf Antrag der sozialdemokratischen Fraktion als Mittel zur Erringung oder zur Verteidigung politischer bitten wir auf folgendes zu achten: Der Kalender muß fofort nach einhellig im Reichstage verboten, eine Rückkehr in den Dienst gea Rechte jemals Aussicht auf Erfolg haben soll, so muß seiner Ankunft, womöglich an demselben Tage, unentgeltlich ber- richtlich zu erzwingen. Das Gesinde soll wie ein Sklave durch jeder einzelne Gewerkschaftler zu einem Klassenbewußten und klar­teilt werden usw. Sollte die Sendung nicht ausreichen, dann Polizeizwang in den Dienst zurückgeführt werden können. Wir halten denkenden Kämpfer erzogen werden. Das kann aber niemals schreiben Sie uns doch schnell, wie viele Kalender Sie noch zwar diese Vorschrift, troß des leider noch landesgesetzlichen geschehen, so lange viele Taufende gewerkschaftlich organisierter brauchen. Arbeiter den für die Arbeiterklasse ungemein wichtigen politischen Charakters des Gefinderechts, für unzulässig. In der Bragis wird Mit der Bitte, für schnelle und gründliche Verteilung des aber so wie vom Neuhauser Landrat versucht verfahren. Strafen, Fragen sozusagen teilnahmslos gegenüberstehen, so lange sich ihre Kalenders zu sorgen, zeichnet die gar den Jahreslohn des Gesindes übersteigen, werden an­Organisationszugehörigkeit in der bloßen Beschäftigung mit Lohn­mit freundlichem Gruß gedroht, falls es nicht in die Sklaverei zurückkehrt. Und über­und Arbeitszeitfragen äußert und sie die politische Organisation Der Verlag des Ostpreußischen Landboten". bies droht dem Gesinde in den altpreußischen Provinzen und das Parteiblatt nur dem Namen nach kennen. Wer nicht Entweder befürchtete nun die Gefängnisverwaltung, der im Gegar noch Gerichtsstrafe auf Grund des Gesetzes bom feine ganze Kraft einsetzt, hier Wandel zu schaffen, der schweige Die endliche Beseitigung der Ausnahme­hübsch still vom Generalftreit, denn er wird ihn niemals erleben. fängnis fißende Arbeiter könnte die in diesem Zirkular enthaltene April 1854. Dann schreibt das Kölner Parteiblatt in bezug auf den von Anweisung zur Verbreitung im Gefängnis prompt befolgen, unter gefeße gegen das Gesinde ist dringend erforderlich. Wie würden uns aus dem Bau- und Hülfsarbeiter" abgedruckten fleinen Aufsatz anderem, wenn die Sendung nicht ausreicht, mehr verlangen; oder die Agrarier aufschreien, wenn ihnen wegen Nichteinhaltung schien es der Inspektion zu gefährlich, die Stalender mit ihrem auf eines Vertrages z. B. Nichtbezahlung der Beinrechnungen oder des Genossen Fröhlich: Was ist Revisionismus?": -Bolizei und Gerichtsstrafe aufgebrummt Daß eine einigermaßen genaue Kenntnis der sozialistischen rührerischen Inhalt so lange in ihren Räumen aufzubewahren, bis der Hypothekenzinsen Bewegung selbst vielen bereits der Partei angeschlossenen Arbeitern der Inhaftierte in Freiheit war. Kurz, der Verlag des Dft werden könnte! Mit Fug und Recht würden sie eine Gesetzgebung, noch abgeht, dafür liefert der Kölner   Beamte der Bau und Erd- preußischen Landboten" erhielt die Sendung zurüdgeschidt mit einem die das zuläßt, die eine Schuldhaft wieder einführen würde, als eine rückständige, die Freiheit des Einzelnen und die Wohlfahrt der arbeiter einen trefflichen Beweis. Er hat fürzlich in der Zeitung Schreiben, in dem es wörtlich heißt: feines Verbandes eine nette Zusammenstellung von Ansichten über Gesamtheit untergrabende bezeichnen. Und da wundern sich die Revisionismus und Revisionisten gegeben. Nicht etwa seine Herren noch über Leutenot! eigenen Ansichten wollte er damit" wiedergeben, sondern eine Blütenlese dessen, was man im Volksmunde" als Merkmale der Revisionisten betrachte. Und diese Zusammenstellung ergab eine Verivorrenheit der Anschauungen, die flärlich zeigte, daß es auch unter den für die Partei bereits Gewonnenen noch viele gibt, die in die sozialistische Gedankenwelt und die sozialdemokratischen Parteiberhältnisse erst noch eingeführt werden müssen. Wenn, wie es der Kölner   Beamte der Bau- und Erdarbeiter schilbert, im Volksmunde" solche Leute als Revisionisten gelten, die etwa nicht gerne Beiträge für die politische Organisation bezahlen oder in Abdrud eines Artikels aus der Leipziger Boltszeitung" ist am Wegen Beleidigung der Offiziere des preußischen Heeres durch ihrer Gewerkschaft nicht das Parteiblatt empfehlen wollen, so ist 4. Mai vom Landgerichte Naumburg   der Redakteur der Tribüne", das der beste Beweis für den völligen Mangel an theoretischer Otto Michaelis   in Erfurt  , zu einem Monat Gefängnis ver und parteipolitischer Schulung. Früher nannte man solche Drücke urteilt worden, nachdem das Reichsgericht ein freisprechendes Urteil berger oder Leifetreter auf gut deutsch faule Köppe. Daß man sie des Landgerichts Erfurt   aufgehoben hatte. Die vom Angeklagten einmal Revisionisten schimpfen werde, wird sich Herr Alfred Nossig  , dessen Revision des Sozialismus" bas häßliche geflügelte Wort gegen das neue Urteil eingelegte Revision wurde vom Reichs­gerichte verio orfen. geprägt hat, schtverlich haben träumen lassen.

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Da gemäߧ 84 der Gefängnisordnung vom 21. Dezember 1898 Gefangene, welche Gefängnisstrafe verbüßen, Bücher und Schriften nur aus der Sammlung des Gefäng nisses entnehmen dürfen, und da nach Lage der Sache zur Bewilligung einer Ausnahme von dieser Vorschrift im vorliegenden Falle fein Anlaß gegeben ist, sende ich Ihnen beifolgend die 12 Kalender und das gedruckte Anschreiben zurüd.

Der Gefängnisvorsteher. Hecht, Geheimer Justizrat.

Mir glauben, daß die Rheinische Zeitung  " mit den obigen Aus- Berworfen wurde auch die Revision gegen das Urteil des führungen nicht sowohl den Verfasser des hübschen und wißigen Landgerichts Bochum   vom 16. Mai, durch welches der Redakteur Momentbildes des Revisionismus, wie vielmehr diesen legteren selbst des Boltsblattes", Nikolaus Lingweiler, von der Anklage der trifft. Der völlige Mangel an theoretischer und parteipolitischer Beleidigung des Polizeikommissars F. in Witten   freigesprochen Schulung", die Berworrenheit der Anschauungen" find nun einmal worden ist. Teiläußerungen des Revisionismus, wie er ja auch tatsächlich in allen möglichen Farben schillert. Vertreter dieser Richtung faule Köppe" zu nennen, sollte sich jedoch unseres Erachtens verbieten aus Rücksichten auf den guten Zon".

Sozialdemokratie und Republikanismus.

Kammer erklärt worden.

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Soziales.

Zur Rechtlosigkeit des Gefindes.

Die Mutter hatte

Unser Bremerhavener Bruderblatt( Norddeutsche Volksstimme") Bu Hofe gehen" foll und muß jeder, der im Bureau einer berichtet über folgenden Fall aus dem Kreise Neuhaus a. d. Dite, Boltsvertretung fist; das ist im Seniorentonvent der Hessischen der geeignet ist, die ausnahmerechtliche Stellung, in der sich Die Sozialdemokraten follten einen das Gesinde befindet, zu illustrieren. Die Angelegenheit betrifft einen naben im jugend­Schriftführer stellen dürfen, wenn sie erklären würden, daß sie die berfassungsmäßigen" Repräsentationspflichten zu über- ichen Alter bon taum 14 Jahren. Es ist der Sohn der nehmen sich bereit erklären würden. Der Abg. Ulrich erklärte rund in arsta de wohnenden Witwe Cib alla. und bündig, daß er gar keine derartige Erklärung abgebe und die dahin den Jungen zum Hofpächter Wilh. Namm zu Elbdeich, Gemeinde gehende Zumutung einfach für sich und seine Fraktion zurüdweifen müffe, Belum, vermietet, und zivar für die Zeit von Ostern 1905 bis Dr. Heidenreich verlangte nicht bloß, daß der sozialdemokratische der Junge noch in Dienst war, erklärten in Amerika   lebende Ver­1. November 1905. Der Lohn betrug 65 m. jährlich. Während Schriftführer die Repräsentation im Schloß mitmacht, er fordert vielmehr, daß er auch bei Hofe auf den Großherzog mit- wandten desselben sich bereit, ihn auf ihre Koften nach dort kommen zu hoche und feine Partei veranlafie, bei biefen laffen. Alle Vorbereitungen dazu wurden getroffen und am 1. November Der Hofpächter Sochs ebenfalls mitzumachen und nicht den Saal berließ der Junge daher denn auch den Dienst. zu verlassen. Ulrich erklärte den Herren, daß er sich eine Ramm wollte ihn zwar nicht ziehen laffen, ja er Derartige Zumutung verbitten müsse, daß er eine Beleidigung behauptete fogar, der Junge habe sich weiter bis zum 1. November 1906 bei ihm vermietet. Die Mutter in derselben sehe und sehe und dem Herrn Heidenreich, wenn er dieselbe an einer anderen Stelle aussprechen würde, des Knaben ließ sich jedoch darauf nicht ein, hatte der letztere selbst eine doch gar fein Recht, fich zu vermieten, da die Mutter ausdrücklich feineswegs parlamentarische Antwort erteilen würde. Bennrich fand die Forderungen Heidenreichs, daß man die nur bis zum 1. November 1905 die Genehmigung zur Dienstleistung Wahl eines Sozialdemokraten als Schriftführer davon abhängig gegeben hatte. Sie, die Mutter, war über diese angebliche Weiter machen wollte von der Teilnahme der Sozialdemokraten am Hoch vermietung absolut nicht gefragt worden. Zudem war auf den Großherzog, für eine zu starke Zumutung, während der das Billett für die Fahrt nach Amerita eingetroffen, so daß von Herr v. Brentano   diese Zumutung, gar nicht als Beleidigung auf einem Weiterdienen nicht die Rede sein konnte. faffen zu fönnen erklärte, vielmehr weinte, da unfere Staatsform nun einmal monarchisch sei und die Sozialdemokraten alle Wo HI­taten derfelben mit genießen fönnten, so seien sie eigentlich auch berpflichtet, durch das hoch diese Staatsform anzuer­Tennen. Genosse Ulrich ertiärte darauf, die Auffassung Brentanos müffe er zurückweisen. Er fei als Republikaner gewählt und werde feinen Augenblid 8 weifel darüber auf­tommen laffen, daß er der alte geblieben.

Die Folge war, bag fein Sozialdemokrat in das Bureau gewählt wurde. Unsere hessischen Genoffen werden diesen Schmerz zu tragen wissen!

In Holland   werden am 22. Januar 1906 in allen großen Städten Bersammlungen zum Andenken an die Petersburger Straßenschlacht beranstaltet werden.

Da 3 frühere Organ der japanischen Sozialdemokratie, Shokugen, das durch die Regierung berboten wurde, ist jetzt durch eine neue Bochen schrift erfeyt: Der Sitari( Das Licht). Die erste Nummer erschien am 1. Dezember.

Den weiteren Verlauf der Sache ergeben ein paar landrätliche Verfügungen, die hier wortgetreu abgedrudt werden mögen. Der Landrat J.-Nr. 12091.

Neuhaus a. d. D., ben 10. November 1905.

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Abschaffung der Sonntagsarbeit in der Glasindustrie. Jahraus, jahrein wird im Reichstag von sozialdemokratischer Seite die Bes feitigung der Sonntagsarbeit für die Glasindustrie aus hygienischen Gründen gefordert. Bislang wurden allerlei Einwendungen dagegen erhoben. Nunmehr dringt auch in Unternehmerkreise immer mehr die Erkenntnis von der Notwendigkeit der Sonntagsruhe. So hat die Handelskammer in Rottbus an die Regierung eine Eingabe ge­richtet, in der sie um Abschaffung der Sonntagsarbeit in der Glas­Arbeiter heißt es in der Eingabe: industrie ersucht. Ueber die Folgen der Sonntagsarbeit für die Es muß betont werden, daß in diesen Kreisen schon seit einer ganzen Reihe von Jahren der Wunsch nach Beseitigung der Sonn tagsarbeit besteht. Dazu kommt, daß es überhaupt von Jahr zu Jahr schwerer wird, für die Glasindustrie die erforder lichen Arbeitskräfte, insbesondere die jugendlichen Arbeiter, in ausreichendem Maße zu erhalten. Die Arbeit an Glasöfen ist schwer, deshalb sollte man dem Arbeiter, der sechs Tage in der Woche angestrengt an dieser Stelle tätig gewesen ist, den Sonntag als Ruhetag gönnen. Es liegt bei dem angegebenen Charakter der Arbeit in der Glasindustrie auf der Hand, daß fie teinen Anreiz für die jungen Leute bietet, sich ihr zu widmen. Tat­fächlich macht man in unserem Bezirk die Beobachtung, daß es den Zwischenmeistern immer schwerer fällt, für die Arbeit junger Leute als Einträger oder Külbelmacher jederzeit ausreichende Arbeitskräfte zu erhalten. Eine Folge dieser Verhältnisse ist der fortwährende Wechsel und das kündigungslose Verlassen der Betriebe feitens dieser jugendlichen Arbeiter."

auf

die

Rücksichtlich der Einwirkung des Verbots der Sonntagsarbeit Produktionsverhältniffe führt die Eingabe aus: Was den Einfluß der Beseitigung der Sonntagsarbeit auf die Produktion betrifft, so ist es theoretisch zweifellos richtig, daß das in den Betrieben angelegte Kapital am besten durch eine ununterbrochene Ausnuzung der Betriebseinrichtungen berzinst wird, weil dadurch die Produktion und damit auch die Ren tabilität entsprechend zunimmt. Brattisch stellt sich aber die Frage ganz anders. Solange menschliche Kräfte in einem Betriebe vertvendet werden, tritt be diefen nach einer gewissen Zeit das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung ein, dies umsomehr, wenn die Arbeit wie bei der Glas­bläserei schwer und anstrengend ist. Wird die Ruhe nicht ge währt, so suchen sich die Arbeiter an den Sonntagen besonders Genüsse zu verschaffen. Damit stimmt die Erfahrung aus der Bragis überein, daß gerade an den Sonntagen trop scharfer Auf­sicht mehr als an den anderen Tagen der Wochen Alkohol in die Glashütten   eingeschmuggelt wird. Die Folge davon sind mangel­hafte Arbeit und fehlerhafte Stücke, deren Zahl erfahrungsmäßig gerade an den Sonntagen einen besonders großen Umfang an nimmt und später seitens der Abnehmer zu Beanstandungen führt."

Das Spremberger   Eisenbahnunglück vor Gericht.

Nach einer Anzeige des Fußgendarmen Wulf zu Neuhaus a. d.D. bom 3. November 1905 haben Sie Ihren Dienst bei dem Hof­pächter Wilhelm Namm zu Elbdeich, Gemeinde Belum  , am 1. No Angeklagt find: 1. der aus der Untersuchungshaft vor­vember 1905 ohne gefeßlichen Grund verlaffen, obwohl die Dienst- geführte 41 Jahre alte Eisenbahnassistent Gustav Arthur Stullgys zeit erst am 1. November 1906 abläuft.

Die Verhandlungen vor der Nottbuser Straffammer über das über deren Beginn wir in der Donnerstag- Nummer berichteten, Eisenbahnunglüd kurz vor der Haltestation Schleife bei Spremberg  , hatten folgenden Verlauf.

Sie werden daher hiermit, auf Grund des§ 132 des Ge- aus Spremberg  ; 2. der Weichensteller Baul Oswald Wiedemann feges über die allgemeine Landesverwaltung, vom 3. Juli 1888, aus Schleife, 45 Jahre alt; 8. der Weichensteller Karl Gustav aufgefordert, binnen 3 Tagen, nach Empfang dieser Verfügung, Schmidt aus Spremberg  , 45 Jahre alt. Sämtliche Angeflagte find Ihren Dienst bei Ramm wieder anzutreten, widrigenfalls eine bisher unbestraft. Geldstrafe von 30 m., an deren Stelle im Unvermögensfalle eine Haft von 8 Tagen tritt, gegen Sie festgelegt werden wird. An

den Dienstjungen Karl Ciballa,

zu Warstade,

bei den Eltern.

Unterschrift.

Neubaus a. d. D., den 28. November 1905.

Da Sie meiner Aufforderung vom 10. November 1905

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Angeklagte der fahrlässigen Tötung in Jdealkonkurrenz mit Trans­Nach dem Anklagebeschluß der Straffammer werden alle brei portgefährdung durch Vernachlässigung der ihnen obliegenden Pflichten beschuldigt.(§§ 816, 819, 222, 78 bes R.-Str.-G.-B.) Als Verteidiger fungieren die Rechtsanwälte Neuscher, Hammerschmidt, Spittel und Rosenthal von Kottbus  .

Da der Junge der Aufforderung dieser Verfügung nicht nach nachmittags auf der Strede Berlin  - Görlig, etiva zwei Stilometer Das kommunistische Manifest unter Anklage. Wegen bermeint- tam, erhielt er folgendes Schriftstüd: cher Aufreizung zu Gewalttätigteiten ist die Genoffin Der Landrat J.-Nr. 12816. Rofa Lu gemburg vor dem Amtsgericht Berlin II verantwortlich ver­nommen worden. Die Staatsanwaltschaft zu Weimar   glaubt in der Rede, die Genoffin Luxemburg   auf dem Jenenfer Partei­tag zur Frage des Massenstreits gehalten hat, insbesondere in dem Bitat aus dem tommunistischen Manifest eine strafbare Aufforderung berfchietbener Klassen zu Gewalttätigkeiten gegen einander entdeckt zu haben.

Sächsische Gemeindewahlen. In Portis bei Leipzig   wurden zum erften Male unsere Genossen in den Gemeinderat gewählt. Sie er­hielten 21 Stimmen, die Gegner nur 2.

Das Unglück hatte sich am 7. August d. J. um 5 Uhr 50 Min. von Spremberg   entfernt, vor der Haltestation- Schleife durch Zu­sammenstoß des von Berlin   kommenden Schnellzuges 113 und des bou Görlig kommenden Nachzuges zum Schnellzug 112 ereignet. An der Unfallstelle beschreibt die eingleisige Strecke eine scharfe J.-Nr. 2091 Jhren ohne gefeßlich zulässigen Grund verlassenen Starve. Ein dichter Wald zu beiden Seiten ermöglicht hier den Aus­Dienst bei dem Hofpächter Wilhelm Ramm zu Elbdeich, Gemeinde blick auf nicht weiter als 200 Meter. Den Stationsdienst in Belum  , binnen 3 Tagen wieder anzutreten nicht nachgekommen Spremberg   hatte Stuffgys, den in Schleife Wiedemann und den der find, so wird die angedrohte Strafe von 30 Marf nächst der Unfallstelle gelegenen Eudweichenstellerbude Il der An­eventuell 3 Tagen haft hiermit gegen Sie festgeklagte Schmidt. Allgemein interessieren dürfte das Publikum, in welcher gefest. Den strafbetrag von 30 Mart haben Sie binnen einer Weise der Sicherheitsdienst geregelt ist. Die nach§ 24 der Vor­Woche vom Tage der Zustellung dieser Verfügung an gerechnet schriften für den Telegraphendienst in Frage tommenden Bug­kostenfrei an die fönigliche Kreiskaffe in Otterndorf   abzusenden. meldestationen waren Bagenz  - Rottbus, Spremberg   und Schleife.