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Nr. 301. 22. Jahrgang.
Einfame Weihnacht.
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In engem Bodenkämmerlein da hockt Gebückt und zeitverdorrt ein Mütterchen So einsam einsam. Auf dem alten Tisch, Seut' frischgescheuert, brennt ein Tannenbaum, Ein kleines Bäumchen und drei Lichter d'ran.... Die Alte fieht mit müden, roten Augen Den Lichterglanz; die braunen, dürren Hände, Hart von der Arbeit wie versteintes Holz, Sie liegen schwer und kraftlos in dem Schoß Sie denkt an ihre Jugend, karg und arm, Boll Arbeit und Entbehrung ihre Ehe Voll Arbeit und Entbehrung, karg und arm Sie denkt an ihren ersten Sohn Johann, Er starb, im bitter'n Kampf um's täglich' Brot, Raum Mann geworden in der Jugend Fülle In der Fabrik vom Räderwerk zermalmt Die Greifin seufzt und senkt das weiße Haupt, Am Tannenbaume lischt das erste Licht. Dann denkt an Karl fie, ihren zweiten Sohn, Im Bergwerk drunten, fern der lichten Belle, In ew'ger Nacht, erschlug ihn das Gestein Auch er starb in dem Kampf um's täglich' Brot Die Greisin ächzt und faltet ihre Hände, Und an dem Baume lischt das zweite Licht. Nun denkt sie an den Letzten
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ihren Liebling
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Sie sieht ihn spielen noch als zartes Kind, Sört seine Stimme und sein frohes Lachen, Wie Sonnenschein durchwärmte es ihr Leben Sieht ihn als Jüngling, groß und stark und schön, Ihr Stolz die Hoffnung ihrer greisen TageEr ward ein Maurer, stürzte vom Gerüst End tagelang rang er im wilden Schmerz Auf hartem Lager bis er stille ward- Die Greifin weinet, weinet heiß und lang, Und einsam lischt am Baum das letzte Licht Die Alte hockt im Dunkeln, dunkle Nacht Im müden Herzen Nacht und Einsamkeit Sie alle gingen fort im Kampf um's Brot Und ließen sie zurück. Am kleinen Fenster Klopft leif' der Schnee und weint der Winterwind. D. 6. Jabn.
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Theater.
dt.
ferenz wird Schrimpf von den devoten Kollegen Punkt für Punkt überstimmt, bis er zuleht, es handelt sich um einen im ErzherzogLeffingtheater. Rai Schrimps". Fünf Szenen aus einem lichem Intereſſe widerrechtlich angefochtenen Jagdschein, plößlich die Beamtenleben von Mag Burckhard. Der Verfasser dieser Waffen strect; nicht der Kariere, nicht des Vorteils wegen, sondern Satire auf österreichische Hof- und Ministerialräte ist ein ehe- veil der ewige aussichtslose Sampf mit den Rechtsverdrehern ihn maliger Direktor des Wiener Burgtheaters, den selbst ein Hofrats- germürbt hat. Auch diese Schlußpointe ist nur künstlich auftitel schmückt, ein unabhängiger und vielgewandter Geift. Je engere Bepfropft, nicht psychologisch vorbereitet. Beziehungen ihn an diese Kreise knüpften, umsomehr mag ihn die Die Aufführung, Bassermanns Leistung erwähnten wir Kennzeichnung ihrer Schlamperei und Achfelträgerei auf öffentlicher fchon, war glänzend. Mit ihrem freundlich- liebenswürdigsten Humor Bühne, Bedürfnis gewesen sein; es mag Kourage hinter dem Ent- gab Elfe Lehmann die junge Frau. Sehr gut und charakteschlusse steden. Doch die Satire hat nicht Wucht noch Größe; es fliegt ristisch, soweit die unklare Figur es irgend zuließ, spielte Reicher kein Pfeil von seinem Bogen, der, wie die blizenden Geschosse des den Rat. Bon den kleineren Rollen sei nur noch der Hofrat mit genialen Simplicissimus", den Gegner tödlich ins Herz trifft. Er treuen blauen Augen" des Hans Marr genannt. Die mittleren fämpft mit Nadelstichen, die nur die Haut rizen, und es gebricht ihm Szenen wurden applaudiert, das Ganze, wie auch bei der Wiener auch in dieser Art des Kampfes an behendem Geschick. Stein rascher Aufführung, abgelehnt.- Wechsel der Bewegungen hält da die Spannung wach, und was bos- Theater des Westens. Aus dem schweren Ringen der modernen haft spottende Komödie werden sollte, zerfließt am Ende in ein Kunst heraus flüchtet man sich sowohl im Sommer bei Kroll toie auch Rebelmeer von Langeweile. Es sind wirklich, wie der Titel im in der Weihnachtszeit bei Prasch zu Operetten, deren Harmlosigkeit boraus entschuldigend bemerkt, nur„ Szenen" aus einem Beamten eine Kritik beinahe unmöglich macht. Vorgestern( Freitag) bekamen leben. Jede Spur einer inneren Verfettung, eines geschlossenen Auf- wir eine Probe davon im Theater des Westens . Es war dies die baues, durch den aus„ Szenen" doch erst das, was man im Theater Operette Schüßenliefel", Tegt von L. Stein und E. 2in- sehen will: ein Stüd, ein Drama hätte werden können, mangelt. Da u, Musik von Edmund Eysler . Das Werkchen ist erStatt der fünf hätten es ebensogut auch zwei oder drei Szenen sein sichtlich anderswo bereits bekannt, und irgend etwas anderes von fönnen. Einfach die Länge des Theaterabends gab den Ausschlag. Eysler dürfte uns in der letzten Zeit auch hier untergekommen sein Anfangs scheint die Satire sich um eine Art von substantiellen derlei kann sich wohl nur ein Gedächtnistünstler vollständig Kern, um ein Charakterbild und einen häuslichen Konflikt herum gruppieren zu wollen. Die junge hübsche Gattin des Hofrat Schrimpf Das Stück spielt in der Umgebung des oberbayerischen Königswird bei ihrem ersten Ausflug in die Welt" von einer intriganten fees und dreht sich um das Erbschaftsgeschent von einem polnischen Aristokratin, der Freundin des Ministers, angestiftet, auf ihren un- Onkel, der mit dem Geld zwei junge Leute zuſammentun will. bequemen Mann gedeihlich einzuwirken. Die Regierung möchte die Natürlich liebt dieser eine andere, und jene einen anderen. Da nachgesuchte Konzession zur Errichtung einer deutschen Brauerei in beiratet sich das Finanzpaar mit der Absicht, bald wieder auseineiner altböhmischen Bierstadt ( Pilsen ) aus Rücksicht auf die tschechische anderzugehen. Nun gibt es die begreiflichen Eifersuchtsszenen und Opposition nicht gern erteilen. Wenn Nat Schrimpf, der die An- Tanzliedchen, wobei die Trägerin der Titelrolle ganz besonders Gegelegenheit im Ministerium bearbeitet, irgendwelche Gründe heraus- legenheit zum Eingreifen im buchstäblichen Sinne des Wortes findet. finden wollte, um das Gesuch gefeßlich anzufechten, oder wenigstens Bis dann sämtliche Beteiligte sich auf der Bühne einig versammeln, den Entscheid ins Unbestimmte hinauszuzögern, würde das seinem und man rasch wegeilt, da ein solche Geschichte nun doch etwas gar Avancement gewiß nur förderlich sein. Wie die fleine Frau diese zu lange dauert. Die Premierenstimmung brachte es mit sich, daß neue Weisheit dem Gaiten beizubringen sucht und dabei abblißt, zahlreiche Stückchen wiederholt wurden, eines sogar zweimal. Ueber das ist im zweiten Bilde, dem weitaus besten, mit mancherlei drollig die sonstigen Einzelheiten des" Bombenerfolges" brauchen wir hier charakteristischen Wendungen hübsch dargestellt. Man beginnt, sich wohl nicht zu quittieren. Ist es der Direktion darum zu tun, freien für den hartköpfigen, ehrlichen Juristen, der, wenn er als echter Atem zu bekommen, damit sie endlich einmal mit gewichtigeren Bureaukrat über den engen Zaun offiziellen Rechtes auch nicht Leistungen herausrüden fann, so sei ihr auch dieser Abend zugute ge= hinausblidt, in diesen Schranken wenigstens eine unparteiische Gehalten.
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merken.
Die Darstellung var großenteils so ausgezeichnet, daß man wahrlich wiederum wünschen möchte, diese tüchtigen Kräfte angemessener verwertet zu sehen. Vor allem waren es die Damen
rechtigkeit verficht, au intereffieren. Der Einschuß fomischer Eyslers Musik würde vor einigen Jahrzehnten wohl sogar als Bebanterie gibt der Figur auch eine wärmere, individuelle Färbung. eine besondere musikalische Leistung erschienen sein. Heute fönnen Aber dann reißen die Fäden ab. Die Frau Rätin verschwindet auf wir gerade nur soviel sagen, daß sie einige interessante Anläufe zum Nimmerwiedersehen, der Rat wird reine Gliederpuppe, und die Pastoralen und Humoristischen nimmt. Ein Briefterzett geht in polemische Tendenz kommt nun in übermäßig breiten, schlecht ver- seiner geschickten Seiterkeit fogar über bloße Anläufe hinaus; und bundenen Stizzen des Milieus zum Ausdrud. Geradezu peinlich gleiches gilt von einem Dueft, in welchem lächerliche Tanzarten wirkt das Intermezzo mit der Schauspielerin, die durch aufbring farifiert werden. liche Zärtlichkeiten den Biedermann für die Eingabe ihres Eugen zu gewinnen hofft. Daß sich der Nat in seinem Amt derlei schmunzelnd gefallen läßt und sich erst im legten Augenblic feufzend auf seine Unbestechlichkeit befinnt, ist ein Theaterkoup der schlimmsten uddy Gaston, als die Mutter des Heldentenors", die natürSorte, vernichtet, einer billigen Bifanterie zuliebe, jede Einheit der lich auch Anlaß zum musikalischen Schmachten gibt, und Lina Gestalt. Bei dem Herrn Sektionschef hat das der Tugend Schrimpfs Doninger in der Titelrolle; mit ihnen zusammen der Tenor so gefährliche Dämchen einen glatten Erfolg. Dieser hochmögende, Friz Berner aus München in der Rolle des Lösers von grenzenlos verlogene und grenzenlos zerfahrene Politifer' ein operettentragischen Knoten. Ein anderer Tenor, Ernst Fournes, Typus, den Baffermann mit großartig farifierender Charakteristik verdient mindestens wegen seiner Durchführung einer undanfbaren darstellte forgt auch dafür, daß man das fatale Konzessionsgesuch, Rolle Anerkennung. Mehrere andere Kräfte fennen wir bereits so für welches Schrimpf sich nun mit doppelter Energie ins Beug legt, gut und so günstig, daß wir abermals mit einer summarischen Annach allen Regeln der Kunst verschleppt. In der entscheidenden Konserkennung schließen können.-
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