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Die Weltpolitik des Zidzac- Kurses. Es sind erst einige Wochen her, daß Fürst Bülow sich im Neichs­tag mit sittlichem Pathos gegen die Vaterlandsverräter ins Zeug legte, die der deutschen Regierung jemals weltpolitische Eroberungs­pläne zugetraut hätten. Die Rechte spendete damals dem Reichs­fanzler lebhaftesten Beifall. Dagegen finden wir in der Sonntags nummer der bündlerischen Deutschen Tageszeitung" eine Auslassung über die deutsche Weltmachtspolitik, die beweist, daß es nicht nur argwöhnische Ausländer und vaterlandslose Sozialdemo­kraten waren, die die Haltung der deutschen Regierung höchst seltsam fanden. Das Junkerorgan schreibt: Endlich noch ein Wort zur Weltmachtspolitik! Im ab­laufenden Jahre ist das geflügelte Wort von der öden Welt­herrschaft" geprägt worden. Wir glaubten das Wort recht zu ver­stehen, wenn wir es erklärten als eine Absage an die allerwelts­heimische Weltmachtspolitik, die den nationalen Wurzelboden unter den Füßen verliert und ziellos und zwecklos überall in der Welt umherfährt, auch wo nichts zu holen und nichts zu ver­teidigen ist. Wir glaubten in der Absage an die öde Welt­Herrschaft ein Bekenntnis zu jener nationalen Weltpolitik zu erkennen, die im Boden des deutschen Volkstums und des deutschen Ackers wurzelt und ihren weltgeschichtlichen Beruf dadurch zu erfüllen trachtet, daß sie den eigentlichen Auf­gaben des Volkstums gerecht wird und seine eigenartigen Be­sonderheiten wahrt. Eine solche Politik wird niemals vergessen, daß jedes Volk außer der besonderen politischen Aufgabe eine Weltmission hat; aber sie wird nicht in unklaren und zerfahrenen Allerweltsträumereien den Boden preisgeben, auf dem das Volk erwachsen ist. Möge diese Absage an die öde Weltherrschaft für immer die Richtschnur unserer Politik sein! Wir fönnen aber nicht verschweigen, daß seitdem manches geschehen ist, das mit dieser Absage nicht recht vereinbart werden konnte. Vielleicht haben wir uns in der Beurteilung der Dinge, an die wir denken, getäuscht; vielleicht sind es nur Kleinigkeiten; aber diese Kleinig­keiten machen den Eindruck eines gewissen Widerspruches, den wir lieber nicht empfunden hätten." Bielleicht verleibt der Reichskanzler auch diese Auslassung der " Deutschen Tageszeitung" seiner Zitatenmappe ein!-

Eine professorale Moralpauke.

tasche gefunden.

und Schreiber für verhaftet erklärt haben. Aus der Menge seien darauf Abermals ein ,, Streifvergehen" vor dem Kriegsgericht. Vor dem zwar Rufe ertönt: Raushauen, nicht arretieren lassen!", doch wurde Kriegsgericht der 18. Division( Altona ) hatte sich am Sonnabend der Angeklagte mit Hülfe der Gendarmen Landgraf und Posselt über- ein Musketier Thieme von der 1. Kompagnie des Regiments Ham­wältigt. Aus den weiteren Zeugenaussagen( es fommen nur Gen- burg" wegen Beleidigung und Nötigung zu verantworten. Der darme in Betracht) interessiert nur, daß, als der Schuß gefallen war, Angeklagte, der am 1. Oktober d. J. zum Militär eingezogen worden die Parole ausgegeben wurde, teine Rücksicht mehr zu ist, hatte sich im Frühjahre am Streit der Marmorarbeiter beteiligt. üben. Gendarm Wiegand legte dem Gerichtshofe zum Beweise Am 28. Juli, furz nach Beendigung des Streifs, der für die Arbeiter dafür, daß die Menge mit Gegenständen geworfen habe, ein Eisen- resultatlos verlief, besuchte er mit einem Freunde einen Arbeitsplah, stück vor, das er damals aufgehoben haben will. Auf dem Transport wo außer Leuten, die sich am Streik beteiligt hatten, sich auch einige zum Polizeigefängnis bat der Angeklagte den Beamten mehrfach, Arbeitswillige befanden. Diese sollen die beiden Besucher singend begrüßt ihm die gefesselte rechte Hand freizugeben, damit er sich die Nase haben: D, Heidelberg , du feine". Ferner soll der Angeklagte einige puzen könne. Dies wurde ihm jedoch nicht gewährt. Später einer Schimpfworte gebraucht und zu den Verbandskollegen auf dem Bisitation unterzogen, wurde bei ihm der Dolch in der rechten Hosen- Arbeitsplaze gefagt haben: Wenn ich noch hier wäre, befänden sich diese( auf die Arbeitswilligen zeigend) nicht hier". Darin wird die Der Staatsanwalt beantragte, indem er die Anklage Nötigung erblickt. Der Vertreter der Anklage meinte, in diesem Gegen die in vollem Maße für gedeckt hielt, eine strenge Bestrafung, weil& alle müsse scharf zugefaßt werden. unter dem fozial­Schreiber ein Aufrührer der gefährlichsten Sorte berhezende Tätigkeit der sei und sein Tun nahe an Rädelsführerschaft grenze. demokratischen Einfluß stehenden Fachbereine Gewerkschaften biete δαξ Gesez durch= Weinend beteuerte der Angeklagte, nichts Böses beabsichtigt zu und feinen Schuß. Deshalb müßten alle haben. Das Urteil lautete auf 3 Jahre Gefängnis, 2 Wochen aus Mittel angewendet werden, u m den Arbeits­Haft und auf Einziehung des Dolches. Wegen Aufruhrs, Aufreizung, Landfriedens- willigen Schuh zu gewähren, denn es sei sehr bruch und Beamtenbeleidigung hatte sich sodann der 45 Jahre alte, ich wer für die Arbeiter, sich vor der Drang­aus Kleinneundorf gebürtige Bauarbeiter Ernst August salierung der organisierten Arbeiter zu schützen. Steuer zu verantworten. Dieser hatte am fraglichen Sonnabend Der Ankläger beantragte drei Wochen Gefängnis. Das bis 25 Uhr auf dem Rathausneubau gearbeitet, sich dann zu Hause Kriegsgericht schloß sich völlig den Ansichten des Anklägers an und umgekleidet und war dann kneipen gegangen. In einem Lokal er- erkannte auf das beantragte Strafmaß. hielt er vom Wirt keine geistigen Getränke mehr, weil er schon zie m- lich betrunken war. In diesem Zustande langte St., der an Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Reiter Karl Rewohr, einer der Versammlungen teilgenommen hat, sich auch nicht, wie er erklärt, um die politischen Vor- 7. Kompagnie Regiment 1, am 25. Tezember in Dorstreviermund an Erstick ung gestorben. Gefreiter Franz Hoeppner, gänge kümmert, in der elfter Stunde auf dem Altmarkte an. Ecke der Löwenapotheke hatte sich eine nach vielen Hunderten zählende Typhus gestorben. " Da war es schon ganz unheimlich", erklärte der Angeklagte. An der 9. Batterie, am 26. Dezember Krankenſammelstelle Ramansdrift, Strantenwärter Josef Sterf, Etappe Menge angesammelt, die Hochrufe auf das allgemeine Wahlrecht aus- Dwikokorero, hat sich am 25. Dezember von Station Owifokorero brachte und revolutionäre Lieder sang. Eine starke Schuhmanns- entfernt und wurde am 26. Dezember im Gelände tot auf­fette hatte die Schloßstraße abgesperrt, berhielt sich aber zunächst gefunden, hat sich mit Dienstgewehr anscheinend in geistiger passiv. Die Menge versuchte, nachdem sie einen Straßenbahnwagen mnachtung erschossen. Reiter Friedrich Lusebrink, zum Halten gebracht und einem anderen die Fenster eingeworfen 5. Kolonnenabteilung, wurde am 25. Dezember in Windhuk durch hatte, die Gendarmentette zu zersprengen. Steuer stand in der Eindringen eines Metallstückes des Tundungsschoners, herbeigeführt vordersten Reihe und brachte fortgesetzt Hochrufe auf das Wahlrecht durch unvorsichtige Behandlung eines Karabiners, leicht ver aus. Er soll nach Ansicht mehrerer Zeugen einer der Hauptschreier lett. Sanitätsunteroffizier Heinrich Poescher, Pferde= gewesen sein. Einige umstehende Personen hoben ihn auf die depot Windhuk, früher Fußartillerie 2, am 24. Dezember bei probe­Schultern und brachten auf ihn ein Hoch aus. Dann drängte er weiser Alarmierung Station Aredareigas durch Schuß im rechten wieder vor und suchte mit den Worten Ihr Sch.. ferl, Ihr Lumpen; hier ist das beste, das Messer heraus!" die Gendarmen Oberschenkel schwer verlett, Lebensgefahr besteht nicht. Ge­zurückzudrängen. Die Menge folgte ihm, wich jedoch zurück, als die freiter Karl Trautwein, Feldsignal- Abteilung, früher Dra­Schußleute ihre Schlagringe hervorzogen. Steuer aber wurde ver- goner- Regiment 14, hat sich am 23. Dezember von Signalstation haftet; er trug in seiner Rocktasche ein Taschenmesser bei sich. Auf Persip eigenmächtig entfernt und ist bis jetzt nicht aufgefunden. Tod vermißten Unteroffiziers Luenemann bestimmt die Frage des Vorsitzenden, ob dies alles stimme, antwortete St.: anzunehmen.- " Es kann ja sein, ich kann mich aber an die Vor­gänge nicht mehr erinnern, da ich betrunken war. s Gericht erkannte gegen diesen Angeklagten auf 2 Jahre 6 Monate Gefängnis.

Gegen die deutsch- englische Verhehungspolitik. Die Scottish Miners' Federation" hat auf ihrer am 29. De­zember in Edinburg abgehaltenen Zusammenkunft folgende Re­solution angenommen:

Herrn Adolf Wagner lassen die Lorbeeren des Grafen Bosadowsky nicht schlafen. In der Tägl. Rundschau" stößt dieser professorale Flottenagitator und Stöcker- Intimus einen schmerz­erfüllten Wehruf aus über den Mangel an Pflichtgefühl", den alle Schichten des deutschen Volkes gegenüber den neuen Steuer­forderungen bewiesen. Herr Adolf Wagner wehklagt: " Welches jämmerliche Beispiel bietet jetzt wieder die Be­fämpfung der Reichssteuerreform, die Bekrittelung der Reichssteuer­pläne, ganz wie im 15. und 16. Jahrhundert! Jede Steuer ist mangelhaft, aber dennoch muß man sie tragen, wenn es eben unvermeidlich ist.... Man möchte verzweifeln am deutschen Volt, am neuen Deutschen Reiche, wenn man dies Gejammered Gestöhne hört, wo jeder sich scheut, Lasten zu übernehmen, während Im Anschluß hieran sei mitgeteilt, daß vom Justizministerium tein anderes Volk einen wirtschaftlichen Aufschwung ge- en die Gerichtsbehörden die Weisung ergangen ist, so schnell als nommen, wie das deutsche im 19. Jahrhundert, und feines möglich die Straßendemonstranten zur Aburteilung zu bringen. Der sich mehr Genüsse aller Art erlaubt, in allen verfolgte Zweck fritt allerdings deutlich hervor. seinen Klassen, von den höchsten bis zu den niedrigsten, vom Arbeiter bis zum Großfapitalisten; aber alle scheuen vor dem dem Kaiser aber gebt, was des Kaisers ist", während die irrtümliche Parole Haltet die Taschen zu", wenn Steuern gefordert werden, überall ertönt. Der Arbeiter lamentiert, wenn es sich um Erhöhung der indirekten Steuern auf seine Genuß mittel, sein Bier" und seinen Tabak" handelt. Der geringe" Die Versammlung, die 80 000 englische Bergarbeiter vertritt, Quittungsstempel, den man anwendet wie jede Briefmarke, soll sendet der deutschen Arbeiterklasse brüderlichen Gruß und spricht den Verkehr ruinieren". Und gegen die Erbschaftssteuer lehnen Bebel für seine im Reichstag gehaltene ausgezeichnete Rede über sich wieder die Wohlhabenden, die Reichen, die Grundbefizer auf, die Aufrechterhaltung des Friedens zwischen Deutschland und die in solchen Steuern allein doch ordentlich und gebührend mit Großbritannien, da sie glaubt, daß derartige Gesinnungen zur getroffen werden. Keine dieser Klassen erfüllt ihre Sicherung der wirtschaftlichen Freiheit der Arbeiter und der inter­Pflicht!" Warum rüdt denn der Herr Professor mit seinem Busenfreunde nationalen Arbeitssolidarität beitragen, ihre Sympathie aus." Die Vereinigung der schottischen Bergarbeiter spricht nur aus, Stöcker nicht der konservativen Partei energisch zu Leibe, damit die Herren Strohdach flickenden wenigstens das Geld, das ihnen die was der größte Teil der englischen Arbeiterschaft denkt. Das eng­nach dem Eingeständnis aus lische Proletariat will ebensowenig etwas von einer Verhebung paar Sektpullen fosten, die sie sich ihren eigenen Reihen- bei ihren Abstechern in Berlin zu leiſten beider Nationalitäten wissen, als das deutsche; die Kriegs­pflegen, auf dem Altare des Vaterlandes opfern! Warum verficht enthusiasten rekrutieren sich hüben wie drüben aus den Kreisen Der Herr Professor nicht energisch den Gedanken einer Reichs- der imperialistischen Kolonial- und Weltpolitiker.- einkommensteuer und einer Erbschaftssteuer, wie sie in den Nachbar­staaten längst besteht? Statt dessen behauptet Herr Adolf Wagner, der doch als Nationalökonom wissen muß, daß das Gegenteil richtig ist, daß sich die deutschen Arbeiter mehr Genüsse aller Art leisten könnten, als die Arbeiterklasse irgend eines anderen Volkes!

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Straßendemonstranten vor der sächsischen Justiz. Dresden, 31. Dezember .( Eig. Ber.) Am Sonnabend hatten sich vor der sechsten Straftammer des Dresdener Landgerichts aber­mals zwei Teilnehmer an den aus Anlaß der Wahlrechtsbewegung in Dresden stattgefundenen Straßendemonstrationen zu berant­trorten. Der 21 jährige, aus Scharfenstein gebürtige Metall­drücker Ernst Alwin Schreiber stand unter der Anklage des Aufruhrs, der Aufreizung, Beamtenbeleidigung, des unbefugten Waffentragens und rubestörenden Lärms. Der bisher noch völlig unbestrafte Angeklagte hatte am 16. Dezember bis abends 6 1hr in einer Lampenfabrit auf der fleinen Plauenschengasse ge­arbeitet, da er aber diese Stelle aufgab, nahm er seine Sachen mit, darunter auch einen Dolch, den er schon längere Zeit in der Fabrik hatte, um ihn zu versilbern. Gegen 8 Uhr verließ er seine Wohnung, ohne daß er daran gedacht haben will, das Instrument aus den Kleidertaschen herauszunehmen. Sch. hat aber weder eine Protestversammlung besucht, noch will er mit der Sozialdemokratie in Verbindung stehen oder Arbeiterlieder tennen; er ist nach seiner Be­hauptung lediglich zwecks einiger Besorgungen in die Stadt ge= gangen und dabei gegen 211 Uhr unglücklicherweise auf dem Alt­marfte unter die vom Trianon" herkommenden Demonstranten geraten, mit denen er fortgerissen sei. Auf der Wiener­straße angelangt, habe ein Bekannter oon ihm einen Säbelhieb er­halten. Das habe ihn geärgert, weshalb er gerufen habe: Die Saubande, so eine Gemeinheit!" Alles weitere stellte der Angeklagte entschieden in Abrede, er will weder aufreizende Neden noch den Dolch in böser Absicht bei sich geführt haben.

Das

Wer hett?

, Gießener Amtsblatt" bringt einen poetischen Erguß, der beweist, bis zu welchem Aberwiß sich der Chauvinismus unserer weltpolitischen Narren gesteigert hat. Das Poem schildert, wie sich zur Weihnachtszeit auf einem Bahnhof ein Grenadier und ein Seetadett treffen. Alsbald entwickelt sich folgendes Zwiegespräch Und ernsthaft sprach die Landmacht so: ,, Wies geht? Ei, sonst famos, mein Lieber, Nur frieg ich nächstens ein Gallenfieber!" ,, Ein Gallenfieber? Du? Warum?" " Ja, Frizz, mich bringt der Aerger um, Daß wir nicht an die Beefsteafs fönnen, Die uns die Lebenslust nicht gönnen, Die überall gegen uns schüren und heßen, Mit Wollust uns wieder zerrissen in Fezen. Ja, könnten wir nüber mit Wasserstiebeln, Wir wollten die Krämer gehörig zwiebeln! Drei deutsche Korps mit Hurra drauf, Da käme Held Tommy im Dauerlauf. Hinab in die See mit dem Kriegsknechtgefinder, Dann hätten wir Ruh' vor dem Gentlemanschwindel! Den dicken Eduard obendrein

Heimsten wir uns als Geisel ein!

So aber verhöhnt uns das Krämerpack, Und wir, wir machen die Faust im Sad!... Verdammt, so Gewehr bei Fuß zu steh'n Und alle die Schändlichkeit anzuseh'n!"

Da rief der Kadett: Du Tausendfasa, Wir blauen Jungens sind auch noch da! Du glaubst wohl, wir würden die englischen Mucen Behutsam aus sicherer Ferner begucken? Wenn sich der John solch Wagnis erfrecht, Dann fennt er die deutsche Marine schlecht! Zehn Schiffe auf eins was liegt ims daran? Biel mehr als das Schiff gilt drinnen der Mann, Der Mann, der befiehlt, der Mann, der pariert, Begeisterter Wille, der alles regiert! Sei ganz beruhigt! Wir halten zurzeit Schon alles zum wärmsten Empfange bereit! Der Kaiser am Rhein, der Prinz- Admiral

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An unserer Spize pozz Wetter und Strahl, Ganz Deutschland dahinter in Kampfzornsflammen Was gilts, Freund Theo, wir hau'n sie zusammen! Viel lieber ruhmvoll zu Grunde geh'n,

Südwestafrikanische Verluste.

Husland. Frankreich.

Der Neujahrsempfang im Elysée hat unter den üblichen Zere­monien stattgefunden mit der einzigen Ausnahme, daß die Ver­treter der Geistlichkeit ihm nicht beiwohnten. Andererseits hat auch der Erzbischof von Paris, der sonst in jedem Jahre dem Präsidenten Loubet am 31. Dezember einen Besuch abzustatten pflegte, diesen Besuch gestern nicht gemacht.

Paris, 2. Januar .( W. T. B.) Major Driant, welcher in­folge seines Zwistes mit dem früheren Kriegsminister Berteaug in den Ruhestand getreten ist, führt in dem nationalistischen Eclair". dessen ständiger Mitarbeiter er ist, aus, daß die freimauerischen Offiziere trop der Denunziationsangelegenheit derartig zugenommen haben, daß die Loge 1904 700 Aufnahmegesuche zurückweisen mußte. Das feste Zusammenhalten der freimaurerischen Offiziere, welche die übrigen Offiziere durch ihre Anmaßung einzuschüchtern suchten, sei geradezu eine Gefahr für die Armee geworden. Major Driant regt sodann die Gründung einer Liga der Tat an, welche vor allem die Boykottierung der freimaurerischen Offiziere erstreben soll.

Belgien.

Die belgischen Wahlen von 1906. Im Mai dieses Jahres finden in einem Teile von Belgien Neuwahlen zur Kammer statt; es sind die rückständigsten Provinzen, nämlich Antwerpen, Brabant, das östliche Flandern, Luxemburg und Namur, welche diesmal zur Wahl berufen werden. Insgesamt scheiden 91 Abgeordnete aus; diese verteilen sich wie folgt: Klerifale 58, Liberale 22, Sozialisten 10 und ein Daensist. Auch die Hauptstadt Brüssel hat zu wählen; hier scheiden aus: 9 Katholiken, 6 Liberale, 5 Sozialisten und der eine Daensist. Hier aber, wie auch in den übrigen Sahlkreisen, hofft sowohl die sozialistische wie auch die liberale Partei auf große Fortschritte. Die klerikale Regierung und Kammermehrheit haben sich in den letzten Jahren bei der Bevölkerung derart in Miskredit gesetzt, daß der Wunsch auf gründliche Aenderung des ganzen Systems in weiten Kreisen lebendig geworden ist.

England.

Schottische Bergleute und der Sozialismus. Ein Dank an Bebel. London, 31. Dezember.( Eig. Ber.) In den letzten Tagen des Jahres 1905 tagte in Edinburg der Jahreskongreß der Bergarbeiter­Gewerkschaften Schottlands, die durch 100 Delegierte vertreten waren. Neben reinen Gewerkschaftsfragen famen auch politische und inter­nationale Fragen zur Besprechung. Es wurde beschlossen, an dem Prinzip der selbständigen Arbeiterpolitik strikte festzuhalten und sich bon den bürgerlichen Parteien nicht einfangen zu laffen. Der Songreß nahm eine Resolution an, in der den russischen Arbeitern brüder­liche Grüße gesandt wurden. In einer anderen Resolution sandte der Kongreß seine brüderlichen Grüße an die deutsche Arbeiterklasse und einen herzlichen Dank an Bebel für seine ausgezeichnete Rede im Reichstage, da sie geeignet sei, den Frieden zwischen Deutschland und England zu befestigen, die ökonomische Befreiung und die inter­nationale Solidarität der Arbeiter zu fördern.

Die Wahlbewegung beginnt bereits hohe Mogen zu schlagen. Der geschäftsführende Ausschuß der Arbeiterpartei hat die endgültige Liste seiner Kandidaten, 51 an der Zahl, herausgegeben. In 15 Wahlbezirken werden Wahlkämpfe zwischen Liberalen, Arbeiterpartei und Konservativen ausgefochten werden. Man wird in den nächsten Tagen Genaueres über die Chancen des Kampfes zu hören be= tommen.

Amerika.

In Porto Rico find die bisher so geduldigen Arbeiter unruhig geworden und lehnen sich gegen die unerhörte Ausbeutung von seiten der Plantagenbesizer auf. Seit Jahren schon haben sich die amerikanischen Gewerkschaften bemüht, die zahlreichen Arbeiter in Porto Rico zu organisieren. Die American Federation of Labor" sandte Agitatoren nach der Insel, denen es gelang, starfe Gewerk­Die schaften zu bilden, trok heftiger Opposition der Kapitalisten. in der Zuckerindustrie beschäftigten Arbeiter, 70 000 an 3ahl, drohen mit einem Streit, der im Monat Januar ausbrechen soll, und die Kapitalisten sind in Angst und Schrecken geraten. Es handelt sich um bessere Löhne und fürzere Arbeitszeit. Die Plantagenbefiber haben sich an den Gouverneur gewandt, und dieser, ein Werkzeug der amerikanischen Kapitalisten, hat versprochen, daß er die Ord­nung" aufrecht erhalten werde. Im Falle eines Streiks soll die Insularpolizei, 800 Mann, den Plantagenbesißern zur Verfügung stehen. Die Führer der Arbeiter sind nach Washington gefahren, um dort mit den Beamten der American Federation of Labor" über den geplanten Streit zu fonferieren. Man will auch eine Ar­

Es wurde darauf in die Zeugenbernehmung eingetreten. Poli­zeiinspektor Schlegel, der mit einer Anzahl Gendarmen die Villa des Ministers v. Metsch zu decken hatte, gab ein Bild von den De­monstrationen auf der Wienerstraße. Tanach war die Situation am gefährlichsten, als aus der Menge, die johlte, lärmte und die Beamten schimpfte, der erste Schuß fiel. Die Polizei war schon nohe daran, nun von der Schußwaffe eben= falls Gebrauch zu machen, da aber eine kurze Ruhepause eintrat, habe sich dies nicht als notwendig erwiesen. Dafür ging die Gendarmerie aber mit der Llanten Waffe energischer vor und zerteilte die Demonstranten in kleinere Trupps. Das Zerstreuen der Menge stieß vielfach auf Schwierig­feiten, da sich verschiedene der Tumultuanten auf die Straße lang Als ehrlos gedrückt an der Wand zu steh'n!" hinlegten, um ein Zurückweichen der Demonstranten zu verhindern. Ein Gendarm soll dabei einen Stockhieb über den Kopf erhalten Der Verfasser dieses Poems, Albert Kleinschmidt mit Namen, haben. Den Angeklagten Schreiber habe dieser Zeuge nicht gesehen. ist nicht etwa ein Studio in den ersten Semestern, sondern Sehr belastend für den Angeflagten gestaltete sich die Aussage dea Kreisschulinspektor des Kreises Gießen! Gendarmen Einert. Dieser Zeuge erklärt, daß die Menge nur Wenn da Bülow wieder einmal mit Zitaten aufwartet, um die passiven Widerstand geleistet habe, doch sei einer der Hauptschreier Der Angeklagte gewesen, der immer in der vordersten Reihe gestanden Sozialdemokratie zu beschuldigen, daß sie Deutschland und England und den Schuhleuten Schimpfworte wie Saubande, Spitzbuben, berheßt, bergißt er neben den übrigen ihm von uns bereits beiterzeitung in englischer und spanischer Sprache herausgeben. Bluthunde, Achtgroschenjungen" zugerufen habe. Von einem tät- empfohlenen Zitaten vielleicht auch nicht das obige Poem des kriegs- Mit den politischen Verhältnissen sieht es, den wirtschaftlichen ents lichen Angriff der Menge auf die Gendarmen hat dieser Zeuge nichts luftigen Gießener Schulmannes. Der Reichskanzler tönnte sich dann sprechend, noch trübe aus in Porto Rico. Der Wille der Stapita. bemerkt. Polizeiinspektor Born hatte den Angeklagten schon längere wenigstens des seltenen Falles rühmen, auch einmal richtig zitiert listen dominiert überall. Von den bürgerlichen Freiheiten, die in Zeit beobachtet. Als Schreiber wieder einmal rief: Jhi Bluthunde; stecht doch die Schweinehunde nieder!" will der Zeuge vorgesprungen

zu haben!

den Vereinigten Staaten gelten, genießen die Arbeiter in Porto Rico nur sehr wenig. Es fehlt an Aufklärung darüber in der Ars