Die Arbeiterpresse.
als von der physischen. Denn hier heißt es, nicht dieselben Hand- Gründung des„ Berliner Volksblatt".
griffe immer wieder vorzunehmen, hier heißt es, ununterbrochen Zwei wichtige Aufgaben hat unsere Tagespresse; sie dient der neues lernen, mit Ruhe und Muße lernen. Die Masse der Proletarier Mufflärung der Massen und dem Kampf. Die enge Verbindung von fann nur noch aus Zeitungen lernen, aber es ist sehr schlimm, wenn als einen befriedigenden Beweis registrieren für die agitatorische Theorie und Praxis, die unsere ganze Partei so sehr durchdringt auch die Zeitungsschreiber ihr Wissen nur noch aus Zeitungen holen. Werbekraft und den unermüdlichen Fleiß der Berliner Genossen, deren und kennzeichnet, tritt vielleicht auf keinem Gebiete so sehr zutage, Für jeden Redakteur, sei er Akademiker oder nicht, ist die Not- nie verfagender Hülfsbereitschaft das Zentralorgan unserer Partei wie in unserer Tagespresse. Die tägliche Zeitung wird mehr und wendigkeit der Muße zum Fortstudium unerläßlich, aber für die aus seine stattliche Abonnentenschar verdankt. Mit der Höhe der Abonnentenziffer ist der Personenkreis, auf mehr das Mittel, das dem modernen Menschen sein Wissen beschafft. dem Proletariat stammenden noch mehr als für die Akademiker, weil In dem Hasten und Jagen des kapitalistischen Konfurrenztreibens sie ja noch mehr zu lernen haben, sollen sie leistungsfähige Schrift den das Berliner Parteiblatt einwirkt, bei weitem nicht abgegrenzt. Wir können mit Sicherheit annehmen, daß die Leser des„ Vorwärts " berliert er immer mehr die Zeit, die Ruhe, die Spannkraft, dicke steller sein und bleiben. Bücher zu studieren. Jeder Tag bringt ihm eine solche Fülle neuer Wir müssen, und das ist sehr erfreulich, damit rechnen, daß in Berlin die mehrfache Zahl der Abonnenten bilden; und es darf, ohne und verschiedenartiger Eindrücke, daß er nur noch liest, was furz unfere Tagespresse in dem bisherigen Tempo weiter wächst; wir zu übertreiben, behauptet werden, daß unser Parteiorgan täglich und aktuell ist. Selbst der tägliche Leitartikel ist manchem schon eine müssen aber auch damit rechnen, daß mit der zunehmenden Ber - 400-500 000 Stöpfe und Herzen in Groß- Berlin revolutioniert und zu ausgedehnte Lektüre. So verliert das Buch in der modernen schärfung der Klassengegensätze die Zahl der Akademiker, die zu uns damit die proletarischen Massen täglich aufs neue zum Klassenkampf Literatur zusehends an Bedeutung; es wird verdrängt durch die täg- tommt, immer mehr abnimmt oder die Zahl der unzuverlässigen anspornt. Die Aufnahme des 100000. in die Abonnentenlisten des liche Zeitung, die dafür in demselben Maße, wenn auch nicht dem Elemente unter ihnen zunimmt. Da würde unsere Partei in ihrer Borwärts" lenkt unwillfürlich den Blick in die Vergangenheit zurück Format, so doch der Masse des Inhalts nach zu einem förmlichen Fortentwickelung bedenklich gehemmt, wenn das Proletariat es nicht auf die Zeit, in der ein sozialdemokratisches Tageblatt in Berlin Buch wird, aus dem sich jeder herauslesen mag, was ihm paẞt. verstünde, die nötige Zahl schriftstellerischer Kräfte aus seiner Mitte unter der Herrschaft des„ Schandgefeßes" wieder möglich wurde. Noch mehr als für die bürgerliche Welt gewinnt aber für die heraus zu erzeugen. An den nötigen Intelligenzen fehlt es ihm Die ersten Jahre des Sozialistengesetzes waren ins Land ge proletarische die Tagespresse an Bedeutung. nicht, das zeigen unsere Redner; es fehlt ihnen nur an der genügenden gangen. Die in Berlin bestehenden sozialdemokratischen Organisatechnischen Schulung und an ausreichender Zeit zum Studium. Beides tionen, welche durch die in dem Ausnahmegesetz gipfelnde brutale den als schriftstellerische Talente erkannten Genossen zu geben, wird Gewaltpolitik Bismarcks, unterstützt durch die niederträchtige Polizeieine wichtige Aufgabe unserer Partei. wirtschaft des Spigelministers Buttfamer, gesprengt waren, hatten
Berliner Volksblatt.
Auch bei uns in Deutschland hat die Entwickelung der Buchliteratur in der Partei nicht gleichen Schritt gehalten mit der Tagespresse. Die erstere geht relativ zurüd. Es werden nicht nur weniger Bücher gelesen, sondern auch weniger geschrieben. Die Zeitungen berschlingen alle Kräfte durch ihr enormes Wachstum. Man mag diese Entwickelung bedauern, aber sie ist unvermeidlich. Erst der Sozialismus wird den Massen wieder die Ruhe und die Zeit wie die Mittel zum Lesen von Büchern geben. Je schroffer die Klassengegensäße sich zuspizen, je mehr die Massen in die Klassenfämpfe hineingezogen werden, je mehr diese alle Kräfte des Proletariats in Anspruch nehmen, desto mehr wird die Bedeutung der Tagespresse in unserer Partei und für die Partei wachsen und wird die Buch- und Revuenliteratur auf eine fleine Elite beschränkt bleiben, eine Elite, die absolut wächst, aber relativ im Verhältnis zur Größe der Partei abnimmt.
Ist aber diese Entwickelung unvermeidlich, dann folgt daraus um so mehr die Pflicht der maßgebenden Organisationen und Instanzen, alles aufzubieten, um die Tagespresse der Partei möglichst vollkommen zu gestalten, damit sie als Mittel der Aufklärung und des Kampfes alles leistet, was unter den gegebenen Verhältnissen geleistet werden tann. Dabei begegnen sie allerdings einer großen Schwierigkeit, auf die erst fürzlich Mehring in der Neuen Zeit" in einem sehr beachtensiverten Artikel hingewiesen hat, der Schwierigkeit, daß das Proletariat, welches so reich an Rednern ist, nur wenige schriftstellerische Kräfte produziert.
Das ist kein Zufall, das wird schon durch die ganzen Daseinsbedingungen des Proletariats bewirkt. Das Goethesche Wort: „ Es bildet ein Talent sich in der Stille, Sich ein Charakter in dem Strom der Welt", könnte man auch dahin variieren, daß der Sariftsteller sich in der Stille bildet, der Agitator und Redner in dem Strom der Welt. Der Schriftsteller bedarf der Einsamteit, der Studierstube, soll sein Talent fich entwickeln können, und er bedarf, will er politisch oder wissenschaftlich wirken, der Bücher, um aus ihnen das Material zu holen, das er verarbeitet. Der Redner entwickelt sich durch den persönlichen Verkehr, durch die Diskussion, und der Strom der Welt, in dem er mitten drin steht, treibt ihm oft genügendes Material zu, um auf seine Hörer einzuwirken.
Dem Proletarier fehlt die Studierstube und die Bibliothek; die Wohnung muß er oft mit Weib und Kind, oft noch mit anderen Stubengenossen teilen. Stille und Einsamfeit sind ihm versagt, dagegen verbringt er den größten Teil seines Lebens in Gesellschaft von Genossen, im Zusammenarbeiten mit ihnen in produktivem Zusammenarbeiten in der Fabrik oder dem Bergwert, im Zusammenarbeiten für den Klassenkampf nach Feierabend. Da findet jedes rednerische Talent Gelegenheit, sich zu entwickeln. Ueberdies erlernt sich die Technik des Redens leichter als die des Schreibens, und unsere Wolfsschule bietet nur wenig, um die letztere Kunst den Proletariern beizubringen.
So entwickelt das Proletariat massens haft glänzende Nebner; und die proletarische Beredsamkeit ist der bürgerlichen in der Regel überlegen. Denn die bürgerliche ist meist entweder die des Advokaten oder des Pfaffen oder Schulmeisters; entweder ein Plaidoyer,
eldeint täglich Morgens außer nach Sonne und gefttagen. Abonnementpreis für Berlin frei in's gaus vierteljährlich 3 Mart, monatlich 1 Diar, wochentlich 25 Bf. Einzelne Summern 3 Pf. Bostabonnement pro Quartal 3 Rart
Jufertiousgebr beträgt für bie$ gefpaltene Betitzeile oder beren Raum 40. Arbeitsmart 10 B. Inferate sind bis 4 Uhr Nachmittags ta ber Expedition, Simmerftraße 44, aufzugeben. Bei größeren Aufträgen Rabeit nach Uebereinfunft
Redaktion und Erpedition Berlin SW., 3immerstraße 44.
Prospekt.
Gine neue Belting in Berlin bae if an fidh elgentlich nichts Neues mehr. Dennoch erheben wir den Anspruch, mit einem Unternehmen vor das Bublifum a treten, bas unter ben obwaltenben Umständen etwas Neues if; wir wollen ben arbeitenben Rlaffen ein Breßorgan bieten, bas voll und gens ihre Intereffen Bertritt.
Große und vielgelesene Beitungsblätter verfechten die Intereffen der oberen Behntausend"; nicht minder große Breßorgane fteben im Dienste ber Regierung Den Arbeitern, der zahlreichten Klaffe ber Bevölkerung, fehlt ein eigenes Organ gänzlich. Die weifelhafte und gleißnerische Freundschaft einiger fortfchrittlichen, tonjer vativen und anderen Togesblätter hat ble Waffe ber aufgefiärten Arbeiter von Berlin barüber niemale täufen tönnen und wir wissen ganz genau, baß wir einem langit rege geworbenen Wunsche entgegenkommen, indem wir mit einem ausgesprochenen Arbeiterblatte, bem
,, Berliner Wolfsblatt"
auf dem Plan erfcheinen. Die Berliner Mebetter wollen und müßen heute ein Degan haben, bas für fie spricht und in bem fie felbft fprechen können. Diefes Organ wirb Fich auf ftreng gefesliem Boben halten und sich einer gerechten aber durchaus fachlichen Rritif befleißigen.
Die ganze politische Welt tt voll neuer Gebanten; im Balaßt wie in der Batte, bel Soch und Nicari biskutirt man das große Problems bes Jahrhunderts, bie Arbeiterfrage und ihre Löfung. An diefer großen Disfuffion follen die Berliner Arbeiter burch bas
., Berliner Volksblatt"
la ber Preffe Theil nehmen. Sie sollen barin thre Forderungen ftellen an Staat und Gesellschaft, benn fie wiffen felbft am Besten, was ihnen frommt. Das Stichwort bes Tages lautet: Soziale Reformen! Auch wir erheben diefen Nuf; aber wir faffen ble Sache von höheren Gesichtspunkten aus auf, als inbere; wir wollen eine volle und umfaffende, eine vollsthümliche Sozial. reform. Nicht ber Geschmad fozialpolitischer Geheimräthe it für une maßgebend, fondern es foll ben wirklichen Bedürfnissen bea mertthätigen Volkes Rechnung ges tragen werben. Bureaukratisches und pietlitisches Beiwert halten wir für überflüffig und unbrauchbar. Cine wirkliche und jeitgemäße Costalreform nub da einfeßen, wo fich die Mängel unferer Zustände am fühlbarten machen. Die lange Reihe von Un geftaltungen, die eine Sozialreform erfordert, muß mit dem Normalarbeitetag, snit ber staatlichen Festlegung der täglichen Arbeitszeit beginnen, um ber abermäßigen Musangung der Arbeitskräfte burch die Unternehmer zu teuern. Der Normalarbeitstag fteigert bie Nachfrage nach Arbeitskräften und dadurch auch bie Arbeitelöhne. Wir fordern baju bie gänzliche Entfernung ber verheiratheten Frauen und der Kinder and ben Fabriken, um endlich babin su gelangen, bas bie Manner ihre Familien anständig ernähren tönnen, während gegenwärtig die Jabuſtrie Frauen und Kinder gegen niebrige Arbeitslöhne beschäftigt und ble fräftigsten Männer in großer Bahl unbeschäftigt läßt. Dieser Zerstörung der Familie wirb ein fireng durchgeführter und tontrolirter Rormalarbeitstag ebenso ein Ende machen, wie ber Bagabondage, vor welcher fo viele hochweie fosiale Kurpfuscher rathlos daftehen. Unfere gange wirthschaftliche Misère fommt zum großen Theil baber, daß bie Arbeiter, die zahlreichste Klasse ber Bevölkerung, in Folge Ihres geringen Berbienfles in threr Ronfumtionsfähigkeit so sehr gefchwächt find. Co fehlt an Abfab für bie treiften Geschäfte. So tacht fich bie Planloftgleit der gegenwärtigen Produktionsform. Birb aber durch eine gefunde Fabritgefeggebung der Verbienft der Arbeiter gesteigert, fo feigt auch ihre Ronsumtionsfähigkeit. Die Kaufleute, bie Handwerker, die Klein gewerbetreibenden a. in threr ganzen Waffe werden wieder genügenden Abfag und Um fab für ihre Waaren finben; ble gefammte wirthschaftliche Situation wird sich bessern.
Indem wit fo ble Jntereffen der sahlreichen Rtoffe, ber Arbeiterflaffe vertreten, blenes wir mit bem
., Berliner Volksblatt"
sugli ben Jntereffen des gesammten Bollea
Wir verlangen fra Aufchlub daran ein anderes Steuerfpftem. Die inblteften ben Haupttheil der Abgaben an den Staat sumalsen, find abzufchaffen; wir verlangen Steuern, welche bie nothwendigiten Lebensmittel belaften und fo bet ärmeren Maffe bagegen eine eingige birefte progreffive Einkommensteuer, die bie niebrighten Ginkontinen ganz freiläßt. bie höheren und höchften entsprechenb belastet Wem eine folche Steuer etwa zu wenig bringt, ber mag für größere Sparfamleit im Staatshaushalt forgen, die überhaupt za empfehlen f
Man begreift, baß cine falde Sosialreform nur gebelhen lann auf bem gefunden Boben politischer Freiheit. Die Arbeiter brauchen volle Bereine, und Bere Sammlungsfreiheit, um ihre Jatereffen su biskutiren. Die öffentliche und freie Diskussion ist unerläßlich zu einer glüdlichen Löfung der großen Fragen, ble unfere Seit bemegen. Wenn die endgültige Löfung auch noch in weiter Ferne liegt, fo with fie boch angebahnt und gefördert burch regen und ungehluberten Gebankenaustausch. bas ganje polltliche und wirthschaftliche Gebiet. Das arbeltenbe Balf macht feine Die Arbeiterfrage ist in der That feine bloße Magenfrage; fie erstrect fich auf materiellen wie feine geistigen Ansprüche mit gleichem Nachdrud geltend. Wir vers langen beshalb Trennung von Staat und Kirche, am bis firdenpolitifchen Rons lifte au vermeiben und bei voller Gewiffensfreiheit den einzelnen Religionsgefell schaften die Kosten ihrer Rulte felbft in libertragen; wir verlangen bie Trennung ber Shule von der Kirche. Das Blel elner allgemeinen Unterritoreform fens nus bie Unentgeltlichkelt bes Unterrichts in allen staatlichen Bildungsanftalten sein. Der Interricht der Zukunft muß ein Hauptgewicht darauf legen, ben fünftigen Bürgern bes Staates ein materielles unb ben praftifchen Lebensverhältnisen mehr entsprechenbes Wissen beizubringen. Zur Erreichung biefer Biele foll afe Wittel bienen bas allge meine, gleiche, birefte, geheime Bahlrecht in Staat and Gemeinde Es handelt fich also dabei nicht, wie von anderer Seite fälschlich betont wird, um Erhaltung bes besteherben Wahlrechts Die bestehenden Wahlfyfteme find bekanntlich fehr ve fchleben und mande find fo ungeitgemäß, baß man sich über thren Bestand nicht genug wundern kann. Nicht Erhaltung, sondern Ausbehnung und Erweiterung bes bestehenden Wahlrechte mus unfere Forderung sein. Das allgemeine Wahlrecht wird uns auch in die Kommunalvertretungen Männer bringen, bie eine fparfame und medenisprechende Berwaltung singurichten im Stande find.
In dem Bestreben, biefe Grundfäße su vertreten, wird bas
,, Berliner Bolksblatt" täglich einen aber gwel popular gefchriebene Beitartikel bringen. Eine reichhaltige politische Uebersicht wird unsere Lefer auf biefem weiten Gebiet informiren. Ueber eichetag. Landtag und Berliner Stabtverordnetenversammlung bringen wir rasche und zuverlässige Berichte. Den kommunalen und lokalen Berliner Anges legenbetten werben wir eine befondere Aufmerksamkeit widmen; beßgleichen ben Berband fungen ber Gerichte. Für tie Unterhaltung unserer geehrten Lefer und Lefes rinnen forgen wir burch ein reichhaltiges Feuilleton, in bem gebiegene und Spannenbe 9to maxe und Novellen enthalten fein werben. In forgfältig aus gearbeiteten Auffägen roerben wir in Run, Gefichte und Biffeaf aft überhaupt die Gegenstände und Fragen behandeln, die für unfere Lefer von Jutereffe find.
Und so fordern wir benn das arbeitenbe Bolt aller Drten auf, durch zahlreiches Abonnement unfer Unternehmen zu fördern und zu befeftigen Bir werden auf unfree Bahn viele Feinbe finden, aber wie gehen getrost an unfer Wert. Das arbeitends Wolf, beffen volles Interesse wir zu wahren uns verpflichten, wird zu uns stehen. Berlin , ben 24. März 1884
Die Redaktion. Simmeritz&
Wir machen darauf aufmerksam, daß unser Blatt bei einem Preise von 3 Mark pro Quartaf eines der billigsten ist. Die Probenummer erscheint am 29. März cr. in 50,000 Exemplaren. Annoncen zur Probenummer, welche die weiteste Berbreitung finden, bitten wir bis 28. März in der Grpedition, Bimmerstraße 44, aufzugeben,
Dieser Zettel ift abzu schneiden nad an die Expedition Bimmerftr. 44 oder an einen Zeitunge Spediteur ab augeben.
Bestellzettel.
Der Unterzeichnete bestellt hiermit
Exemplare des Berliner Volksblatt", vierteljährlich für 8 Mart monatlic far 1 Mart fret tas Sout ddhentlich für 25 31.
Wohnorts
Rawes
Cal Richtgewandte bitte au burdftreisen.-Reme und Straße Bille redt bruffle ju fretben.
Brentwortlider holi 9. Guthoil in W
Straße
Die Sxpedition.
Bimmerstraße 44
Diefer Zette ift abzu schneiden und an die Expedition Bimmerfte, 44 ober an eines Zeitungs Spediteur ab sugeben.
fich in nicht öffentlichen, aber um so tatfräftigeren Formen wieder gesammelt und bei den Stadtverordnetenwahlen Ende 1883 eine Probe ihres Könnens abgelegt.
Die Genossen in den Parteizentren, namentlich auch die Berliner , hatten sich mit dem Sozialistengefeß eingerichtet; in Werkstätten und Fabriken wurde von Mund zu Mund agitiert, der Züricher Sozialdemokrat fleißig verbreitet, Flugblätter von Haus zu Haus getragen, und in öffentlichen Volksund in„ Arbeitervereins"- Versammlungen wurden die Forderungen der„ Arbeiterpartei" von Sozialdemokratie" durfte wegen Auflösungs- und Verbotsgefahr damals in Berlin öffentlich nicht gesprochen werden durch Vorträge und Diskussionen eifrig propagiert. Aber das vornehmste Mittel der Agitation, die tägliche Zeitung, fehlte und mußte geschaffen werden.
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Am 1. April 1884 erschien die erste Nummer des„ Berliner Volksblatt", nachdem am Sonntag vorher eine Probenummer in 50000 Exemplaren verbreitet worden war.
Heut, wo der„ Vorwärts " als Nachfolger des, Berliner . Boltsblatt" der Dreimillionenpartei mit dem hunderttausendsten Abonnenten Hoffentlich einen eifrigen und tüchtigen Streiter in dem Klassenkampf des Proletariats zuführt, interessiert es die jüngeren Kampfgenossen gewiß, etwas aus der Jugendzeit ihres Parteiorgans zu hören.
Prospekt und Probenummer hatten etwas über 2000 Abonnenten gebracht; mit einer Auflage von 2400 Exemplaren trat das ,, Berliner Volksblatt" in die Reihe der reichshauptstädtischen Tageszeitungen. Für den Drud waren die Genossen Bading und Bam berger gewonnen, die trotz aller Schwierigfeiten sich dem Unternehmen mit Hingebung und Treue widmeten und dem neuen Parteiorgan den Lebensweg nach Kräften erleichterten. Die verantwortliche Redaktion hatte Franz Guttzeit übernommen, der sich seiner Aufgabe mit großem Eifer widmete und nur von dem Zweifel geplagt wurde, ob er gegebenenfalls bei einer polizeilichen Vernehmung etwas verschweigen dürfe, wovon er Kenntnis habe. Seine Bedenken wurden erfolgreich zerstreut, Der und so ging es träftig ans Wert. Redaktion stellten sich die Abgeordneten Blos und Rödiger zur Verfügung, später trat St. Cronheim ein, und als Mitarbeiter hat sich in der ersten Zeit Wilhelm Hasenclever fleißig betätigt.
Redaktion und Expedition waren Zimmerstraße 44 in einem Laden mit daranstoßendem einfenstrigen Zimmerchen untergebracht. Der erste Expedient war Genosse Ewald, nach seiner im Dezember 1884 erfolgten Ausweisung folgte ihm Genosse Herzfeldt, dem gleichzeitig die Beschaffung der Inserate oblag. Als Ewald, durch die Polizei ges zwungen, Berlin verließ, konnte er seinem Nachfolger bereits 9000 Abonnenten übergeben, eine Bahl, die schon im Jahre 1890 bei dem Erlöschen des„ Schandgesetzes" sehr erheblich auf 24 000- gewachsen war. Neben dem Zeitungsvertrieb florierte auch in der Expedition ein kleiner Buchhandel. Es mutet gegenüber den jetzigen Einrichtungen erheiternd an, wenn wir an
ein Versuch, eine höhere Macht zu überzeugen, oder ein Vortrag, Eine von der Bourgeoisie in jeder Beziehung, auch in bezug auf den Kleinen an der Wand hängenden Schrank denken, in dem das ein Versuch, tiefer Stehende zu belehren. Die Beredsamkeit des schriftstellerischen Nachwuchs, unabhängige Tagespresse ist eine der Lager der Buchhandlung aufgetürmt war. Proletariers entwidelt sich im Verkehr mit seinesgleichen oder in der wichtigsten Vorbedingungen der Emanzipation des Proletariats. Es war feine leichte Zeit, in der das„ Berliner Volksblatt" Diskussion mit unversöhnlichen Gegnern; sie sucht die Genossen fort- Seine politische Selbständigkeit nimmt unter den heutigen Verhältnissen seine ersten Lebensjahre verbrachte. Redaktion und Expedition, in zureißen, dem Gegner die eigene Ueberlegenheit zu erweisen, sie ist in demselben Maße zu, wie die sozialistische Tagespresse wächst. Eines gewissem Grade auch die Druckerei, hatten die gleichen Sorgen. die vollkommenste Beredsamkeit der Demokratie und des Kampfes. bedingt das andere. Die englischen Arbeiter kommen zu feiner voll- Immer hing das„ Damoklesschwert" des Verbots einzelner Nummern Wo dagegen der Proletarier schriftstellern will, muß er sich an ständigen Loslösung vom Liberalismus, weil sie teine sozialistische und im Verfolg hiervon das des Blattes über dem Schreibtisch. Die die von den Akademikern gegebenen Muster anlehnen; hier bewegt er Tagespresse haben; aber freilich auch umgekehrt, weil sie sich nicht Redaktion mußte bemüht sein, die Klippen des Sozialistengesetzes zu. er sich auf einem Gebiete, auf dem er nicht zu Hause ist. Unsere vom Liberalismus loslösen, kommen sie zu feiner eigenen Presse. umschiffen ohne den Charakter und die Schreibweise eines Organs Schriftsteller, die aus dem Proletariat hervorgegangen sind, waren Und so blieben sie bisher politisch fast einflußlos, trog ihrer großen zielbewußter Arbeiter zu beeinträchtigen oder gar zu verleugnen. auch in der Regel zuerst Redner, haben sich als solche hervorgetan und Zahl und vorzüglichen Organisation. Und das gelang zu voller Zufriedenheit der Partei. Das„ Berliner wurden erst durch die Bofitionen, in die sie dadurch gelangten, veranlaßt, Auch für die deutsche Sozialdemokratie ist eine der größten Wolfsblatt" erfüllte seine Aufgabe vortrefflich, nur ein paar Einzeldas Blatt selbst sich schriftstellerisch zu betätigen. Und die Stille des Gefängnisses ward Quellen ihrer Kraft und eine ihrer hervorragendsten Leistungen ihre nummern fielen dem„ Moltenmarkt" zum Opfer meist die Schule, in der ihre schriftstellerischen Talente sich bildeten. Tagespresse: die Zahl ihrer täglichen Blätter, die Größe ihrer aber konnte triumphierend das Sozialistengesetz verscharren sehen Eine genügende Anzahl Schriftsteller für seine Tagespreffe zu Auflage, aber auch ihre Durchdringung mit dem Geiste des modernen und den Sieg der Partei über das Diosturenpaar Bismarc- Buttkamer produzieren, wird dem Proletariat immer sehr schwer fallen. Es wissenschaftlichen Sozialismus, und nicht zum geringsten endlich die mitfeiern.
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wird in ihr den Akademiker faum jemals ganz entraten können. große Zahl proletarischer Elemente in ihren Redaktionen stehen einzig Jm Oktober 1890, auf dem Parteitag in Halle, kam der alte Aber im Interesse der Partei ist es unbedingt notwendig, daß auch da. Mit Stolz dürfen unsere deutschen Genossen auf das Geleistete Leipziger Vorwärts" in dem„ Berliner Volksblatt" zur Auferstehung. in der Tagespresse der Sozialdemokratie das Proletariat entscheidend zurückblicken, und gerade die Gewinnung einer Abonnentenziffer von Die Partei ehrte die Berliner Genossen, indem sie das„ Berliner mitwirkt, und darum wäre es höchst wünschenswert, daß die Hinweise 100 000 für unser Bentralorgan ist ein passender Anlaß dazu. Aber Boltsblatt" mit dem Haupttitel„ Vorwärts " zum Zentralorgan der beachtet würden, die Mehring in dem erwähnten Artikel gegeben hat. eine revolutionäre Partei wie die unsere sieht selten lange zurück Partei machte und später den Berliner Genoffen den ihnen gebührenden Die Ueberlastung unserer Parteiredakteure mit außerberuflichen auf den Weg, den sie zurückgelegt; viel öfter blickt sie vorwärts, dem Einfluß auf die Haltung und Verwaltung des Zentralorgans einräumte. Arbeiten ist ein sehr wunder Punkt in unserer Parteipreffe. Unzählige Biele entgegen. Und ihre Nücblide dienen ihr nicht dazu, zufrieden. Run begann eine neue Aera des„ Berliner Boltsblatt". Wilhelm Male haben wir den Kapitalisten bewiesen, daß die Verkürzung der damit fich zur Ruhe hinzulegen, sondern nur dazu, aus der Freude Liebknecht übernahm die redaktionelle Leitung des Zentralorgans und Arbeitszeit in ihrem eigenen Interesse liegt, daß der Arbeiter um so und dem Stolz über das Große, das sie geleistet, Straft und Zuversicht verließ auf Wunsch der Partei das ihm liebgewordene Leipzig , um mehr und wirksamer in der Stunde produziert, je fürzer seine zu schöpfen zu den Kämpfen, denen sie entgegengeht, um noch sich in Berlin der neuen Aufgabe zu widmen. Was der„ Alte" dem Arbeitszeit. Von der geistigen Arbeit gilt das aber noch weit mehr Größeres zu leisten. K. Kautsky . Borwärts" gewesen, was das Zentralorgan unserem unvergeßlichen