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Nr. 229.

Erscheint täglich außer Montags. Breis pränumerando: Viertel­jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mr, wöchentlich 28 Pfg. fret tn's Haus. Einzelne Nummer 6 Bfg. Sonntags- Nummer mit tlluftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Bfg. Vost- Abonnement: 8,30 Mr.pro Quartal. Unter Kreuz band: Deutschland u. Desterreichs Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. tn der Boft- Zeitungs- Breisliste für 1892 unter Nr. 6652.

Vorwärts

9. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs: Anzeigen 20 Pfg Inferate für die nächste Nummer müffen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Bor mittags geöffnet.

fernfprech- Anschlus Amt 1, v. 4186.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Abonnements- Einladung.

Freitag, den 30. September 1892. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Mit dem 1. Oktober eröffnen wir ein neues Abonnement Badischen Anilin- und Sodafabrik find der Nachwelt ganz entfeßliche. Im Jahre 1889 beschäftigte die Fabrik

auf den

Vorwärts"

Berliner Volksblatt

mit der illustrirten Sonntagsbeilage

Neue Welt".

Für Berlin nehmen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie unsere Expedition, Beuthstr. 3, Bestellungen entgegen zum monatlichen Preise von

1 Mart 10 Pfennige frei ins Haus,

wöchentlich 28 Pfennige.

Für außerhalb nehmen sämmtliche Postanstalten Abonnements zum Preise von 3,30 Mark für das 4. Quartal

unter Nr. 6652.)

entgegen.( Eingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1892 Neu hinzutretenden Abonnenten wird der bisher erschienene Die Waffen nieder!"

Theil des Romans

Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner , auf Verlangen gratis nachgeliefert, worauf wir noch besonders aufmerksam machen. Die Redaktion und Expedition des

wendenden Riesenbetriebes fließen. Der schöne Erlaß des das Verhältniß von papierner Schilderung und Wirklich­Fabrikdirektors datirt vom 8. Januar 1892, und er, wie feit und zwar nicht blos in Ludwigshafen ! Die Gesund viele andere schöne Dinge aus der berühmten heitsverhältnisse der Ludwigshafener chemischen Arbeiter sind erhalten in einem wackeren Schriftchen, das eben 3430 Arbeiter. Aerztliche Behandlung mußte aber in­über Die Zustände in der Badischen 4209 Fällen eintreten. 1409 waren mehr als 3 Tage erwerbs Anilin und Sodafabrik" durch den Genossen unfähig, und zwar mit insgesammt 33 568 Tagen! Die F. J. Ehrhart( Mannheim , Verlag der Mannheimer Lungenschwindsucht haust fürchterlich unter den Leuten. Aftiendruckerei, 1892, 46 Seiten) veröffentlicht worden ist. Ehrhart kann aus dem Jahre 1889 lange Todtenliften auf­Dieses gewandt und volksthümlich verfaßte Schriftchen, das zählen; man begreift, warum ebenso genaue Angaben aus zugleich eine treffende Kritik der Berichte des pfälzischen 1890 und 1891 noch nicht vorliegen. Auf den Kopf der Fabrikinspektors bildet, liefert einen beredten Kommentar Arbeiterzahl der Badischen Anilinfabrik kommen jährlich zu dem schönen Erlaß des Ludwigshafener Fabrikdirektors. 12,07 Krankheitstage und auf je 100 Arbeiter 1,3 Todes­u aller erster Linie scheint danach das große Unter- fälle, in den gleichartigen Mannheimer Fabriken" nur" je nehmen denn doch für andere Dinge zu sorgen, als für 7,8 Krankheitstage bezw. 0,5 Todesfälle. Ist es nicht das Wohl seiner Arbeiter. Unter weitgehender Begünsti- herrlich, wie gerade in Ludwigshafen in erster Linie" gung durch die Gemeinde Ludwigshafen an einer für das Wohl der Arbeiter gesorgt wird? Die Einzel­höchst günstigen Verkehrsstelle entstanden und empor- heiten muß man in dem interessanten Schriftchen unseres geblüht, übrigens schon im Jahre seiner Gründung( 1865) Genossen nachlesen. mit dem stattlichen Aktienkapital von 16 Millionen Mart Und an all der kapitalistischen Ausbeuterwirthschaft ausgerüstet, hat die Fabrik zunächst dafür gesorgt, daß die hängt natürlich noch der Einfluß in Staat und Gemeinde, Dividende für je 100 M. Aktienkapital nie unter 7 M. in der Deffentlichkeit und in privaten Leben, den solch' jährlich sank, in den lezten Jahren aber sich immer hübsch ein Riesenunternehmen ausübt. Geradezu klassisch ist in über 20 m. hielt, sodaß jede 600 M.- Aktie seit Gründung der Schrift geschildert, wie sich dieser Einfluß bei Wahlen die hübsche Gesammtdividende von 2942/3 M. erhielt und zu Gunsten eines nationalliberalen Fabrikdirektors, der jetzt für 1600-1700 m. verkäuflich ist. Weiter hat die zeitweilig für den Reichstag kandidirte, äußert, wie ein Fabrik dafür gesorgt, daß ihre Reservefonds mit neues Krankenhaus der Gemeinde zur Domäne des ohne­Millionen gespickt wurden, und fernere Millionen, wohl dies überlasteten Fabrikarztes gemacht wird u. s. w. Die fieben bis acht seit Bestehen, als fette Tantièmen Fäden einer solchen Klingelwirthschaft klarzulegen, ist für an die Direktoren und Aufsichtsräthe zur Bertheilung tamen. jebe Stadt eine dankbare Aufgabe der Genossen. Als Nachdem dies in aller erster Linie besorgt war, mag Muster möge ihnen hierfür, wie in jeder anderen Beziehung wohl nun in erster Linie" an die Arbeiter gedacht worden das treffliche Schriftchen des Genossen Ehrhardt dienen.

Vorwärts" Berliner Volksblatt. in., aber es ist wenig, was dabei für dieſe übrig blieb, Solche Arbeiten sind die ficheren Geſchoffe, mit denen wir

In erster Linie."

wenig schon nach den Auszeichnungen des pfälzischen Fabrik die morschen Mauern der größten Festungen bürgerlicher inspektors, noch weniger aber nach der ziffermäßigen Dar- Gewinnsucht und Machtdünkels durchlöchern und langsam stellung des Genossen Ehrhart, der wie selten Einer in niederlegen. dem Getriebe der Fabrik Bescheid zu wissen scheint und fleißig und geschickt Alles sammelte, was

Es war einmal ein Direktor in einer mächtigen Fabrik. die ,, in erster Linie" versorgten Arbeiter angeht. Dem hatten die Arbeiter dieser großen Fabrik einen Fackelzug Ein Dritttheil der Arbeitsbienen der Fabrik hat nach bringen müssen, weil ihn die Huld seines Landesherrn am diesen Ermittelungen bis zu 100 Arbeitsstunden in der Neujahrstage zum Kommerzienrath ernannt hatte und weil Woche, soweit wird das Ueberzeitarbeiten ausgedehnt. Einer die Aufseher der Fabrik nichts Eiligeres zu thun gehabt dieser Wermsten theilt mit, daß er vier Mal wöchentlich hatten, als mit Liſten zur Einzeichnung für die Theilnahme von 6 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends arbeite, wobei er um an der Ehrung" in den Arbeitssälen herumzugehen. Und 1/25 Uhr aufstehe und um 1/410 Uhr heimkomme, außerdem aber gerührt von dem gewaltigen Fackelzuge feiner" Arbeiter zweimal wöchentlich von 4 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends erließ der Direktor der mächtigen Fabrik einige Tage darauf schaffe und an diesen Tagen 23 Uhr aufstehen müsse, ein Schreiben an dieselben, in dem die schönen Worte um 1/411 Uhr nach Haus zu kommen. Fin Fabrik­vorkamen: Ich " Ich kann wohl sagen, daß unseren Vorstand inspektorenbericht aber steht von einer 10,6stündigen täg­immer in erster Linie die Sorge um das Wohl lichen Arbeitszeit zu lesen! Als Ergebniß dieser Sorge seiner Angestellten und Arbeiter beschäftigt hat." für sein Wohl, welche die Fabrik bethätigt, heimst dieser

Diese Fabrik ist die weltberühmte Badische Unglückliche 16,53 M. netto wöchentlich ein! Das macht für Anilin und Sodafabrik in Ludwigshafen 7/2 Tage à 10 Stunden wenig über 2 M. Der Fabrik­am Rhein, in dessen grüne Wellen die Abwässer der inspektor und die Handelskammer sprechen jedoch von Chemikalienfabrikation dieses über 3000 Arbeiter an- Durchschnittslöhnen, die sich um 3 W. bewegen fo ift

Feuillefont.

Nachbrud verboten.]

Die Waffen nieder!

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Politische Ueberlicht.

Berlin , den 29. September. Brauftener. Das Depeschenbureau Herold" meldet unterm 29. d. M. aus München :

Die geplante Brausteuer- Erhöhung wird, nach zuverlässigen Mittheilungen, nur Norddeutschland betreffen; die süddeutschen Bundesstaaten zahlen für ihre Ausnahmestellung an die Reichs­tasse ein Aversum. Die norddeutsche Brausteuer- Erhöhung hat daher für Süddeutschland nur eine fleine Steigerung der Matrikularbeiträge zur Folge. Bayern beabsichtigt nach den ,, Neuesten Nachrichten" feineswegs eine Erhöhung des Malz­aufschlags. Der Finanzminister hat sich dem Staatssekretär von Malzahn gegenüber auch gegen die Erhöhung der nord­deutschen Brausteuer ausgesprochen." Man hat es mit mit einem neuen Versuch der

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Rampfe treibend, wirkt der lang geschürte Haß, welcher streben sein: Friede, Friede die Waffen nieder!" Hätte schließlich ebenso sehnsüchtig und naturgewaltig nach tod- doch unsere schöne Kaiserin sich auch zu Füßen ihres Ge bringendem Handgemenge drängt, wie lang genährte Liebe mahls geworfen und weinend, mit erhobenen Händen, um nach lebenschöpfender Umarmung. Entwaffnung gefleht! Wer weiß? Vielleicht hat sie es gethan vielleicht hätte der Kaiser selber auch gewünscht, den Frieden zu erhalten, aber der Druck, der von den Räthen, von den Sprechern, Schreiern und Schreibern kommt, dem kann ein einzelner Mensch, selbst auf dem Thron-

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Von nun an überſtürzen sich die Ereignisse, Desterreich tritt so entschieden für den Augustenburger ein, daß Preußen dies für einen Bruch des Gasteiner Vertrags er klärt und darin eine deutliche feindliche Absicht erkennt, Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner . was zur Folge hat, daß beiderseits auf's Aeußerste gerüstet nicht widerstehen. wird und nun auch Sachsen damit beginnt. Die Auf­Ich laffe mich von dieser Melodie wieder einigermaßen regung ist eine allgemeine und wird immer heftiger. Am 1. Juni erklärt Preußen dem Bundestage, es werde in Ruhe lullen. Nach solchen lauten und wiederholten Ver- Krieg in Sicht, Krieg in Sicht!" verkünden alle Blätter sofort abrüsten, wenn Desterreich und Sachsen das Beispiel sicherungen kann doch feiner angreifen, und ohne daß und alle Gespräche. Mir ist zu Muthe, als wäre ich auf geben. Dagegen erfolgt von Wien geradeheraus die An­einer angreife, giebt es feinen Krieg. Das Prinzip, daß dem Meere und der Sturm im Anzug schuldigung, daß Preußen schon lange mit Italien einen nur noch Vertheidigungskriege gerecht seien, hat sich schon Der gehaßteste und geschmähteste Mann in Europa Angriff auf Desterreich geplant habe, weshalb Letzteres sich so sehr des öffentlichen Bewußtseins bemächtigt, daß doch heißt jetzt Bismarck . Am 7. Mai wird auf denselben ein nunmehr ganz dem deutschen Bund in die Arme werfen wolle, teine Regierung mehr einen Einfall in das Nachbarland Mordversuch gemacht. Hat Blind, der Thäter, jenen um diesen aufzufordern, die Entscheidung in Sachen der unternehmen darf; und wenn sich nur lauter Ver- Sturm dadurch abwenden wollen? Und hätte er ihn Elbherzogthümer zu übernehmen. Gleichzeitig wolle es die theidiger gegenüberstehen, so können dieselben, so drohend abgewendet? holsteinischen Stände einberufen. fie auch bewaffnet, so fest sie auch entschlossen seien, sich bis Ich erhalte aus Preußen Briefe von Tante Kornelie, Gegen diese Erklärung legte Preußen Protest ein, weil aufs Messer zu wehren doch thatsächlich den Frieden aus welchen hervorgeht, daß dort zu Lande der Krieg nichts dieselbe gegen den Gasteiner Vertrag verstoße. Damit sei nicht brechen. weniger als gewünscht wird. Während bei uns allgemeine zum Wiener Vertrag zurückgekehrt, nämlich zum gemein Welche Täuschung! Neben Offensive" giebt es ja noch Begeisterung für die Idee eines Krieges mit Preußen schaftlichen Condominat; folglich habe Preußen auch das verschiedene andere Arten, Feindseligkeiten zu eröffnen. Da herrscht, und mit Stolz auf unsere Million auserlesener Recht, Holstein zu besetzen, wie es seinerseits den Dester­find die irgend ein drittes Ländchen betreffenden Fordes Soldaten" geblickt wird, herrscht drüben innere Zerfahren- reichern den Besitz Schleswigs nicht verwehre. Und zugleich rungen und Einmengungen, die als ungerecht abgewehrt heit. Bismarck wird im eigenen Lande nicht viel weniger rücken die Preußen in Holstein ein. Gablenz weicht ohne werden können; da sind die alten Verträge, die man für geschmäht und verleumdet, als bei uns; das Gerücht geht, Schwertstreich, aber unter Protest zurück. verlegt erklärt, und für deren Aufrechterhaltung zu den daß die Landwehr sich weigern werde, in den Bruder- Borher hat Bismark in einem Rundschreiben gesagt: Waffen gegriffen werden muß; da ist endlich das europäische Krieg" zu ziehen, und man erzählt, daß die Königin Augusta Von Wien hatten wir gar kein Entgegenkommen gefunden. Gleichgewicht", welches durch die Machterweiterung des fich ihrem Gemahl zu Füßen geworfen, um für den Frieden Im Gegentheil: es waren dem Könige von authentischer einen oder anderen Staates gefährdet werden könnte und zu flehen. D, wie gern hätte ich an ihrer Seite gekniet nelle Auslassungen von österreichischen Staatsmännern daher gegen solche Machterweiterung energisches Einschreiten und alle meine Schwestern alle zu gleicher That hin- und Rathgebern des Kaisers zu Ohren gekommen( Tritsch­erheischt. Uneingestandenermaßen, aber am heftigsten zum reißen wollen. Das, das allein sollte aller Franen Be- tratsch), welche beweisen, daß die Minister den Krieg um

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