Nr. 16. 23. Jahrgang.
Aus der Heimarbeit- Ausstellung.
Textilindustrie.
Sonnabend, 20. Januar 1906.
Steuer eventuell auf die Konfumenten abzutvälzen. Durch die in Organs für die Interessen der Hausangestellten, Frau Regine Deutsch , direkte Steuer werden den Aermsten der Armen nicht nur 10 Prozent wurde auf das Polizeirevier geladen, um über die Art der Provon ihrem Vermögen, sondern von ihrem Existenzminimum ge- paganda Auskunft zu geben. Die beiden Damen erklärten dort, nommen. Solche Konfiskation macht das Bürgertum mit, und es baß ihnen nur daran liege, die jungen Dienstmädchen, die ohne wehrt sich gegen neue indirekte Steuern, wenn nicht die Aussicht Gefahren der Unsittlichkeit zu bewahren. Man darf gespannt sein, Kenntnis der Großstadtverhältnisse nach Berlin kommen, vor den besteht, die Konfiskation den Konsumenten aufzupacken. Wir sind welchen Erfolg das Verfahren wegen Verbreitung anstößiger Schriften gegen jede indirekte Steuer, die Unternehmer zeigen aber mit solchen haben wird. Hintergedanken, daß sie sich verteufelt wenig um das Allgemeininteresse fümmern. Sie reflettieren auf unsere Hülfe, sind aber damit einverstanden, daß die Aermsten noch mehr belastet werden.
Eine Lex- Satorius. In der am 17. Januar 1906 in Deides heim stattgehabten Bersammlung, die besucht war von Abgesandten aller in der Rheinpfalz vertretenen politischen Parteien, den Vertretern der Weinhandels- und Produzentenvereinigungen und der Winzervereinigungen gelangte folgender Antrag zu einstimmiger Annahme:
Durch die Vertreter der einzelnen Barteien foll beim Reichstag folgende Interpellation eingebracht werden: Was gedenten die verbündeten Regierungen zu tun, um die bestehenden Mißstände in der Weinbranche zu beseitigen?
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Glänzendes Elend. Mit diesen zwei Worten läßt sich furz und bündig das soziale Empfinden bei der Besichtigung der HeimarbeitAusstellung, die gegenwärtig in der alten Kunstakademie stattfindet, bezeichnen. Noch mehr tritt das glänzende Elend" in die Grscheinung, wenn der Fachmann die einzelnen Branchen und Berufsarten eingehend bezüglich der ausgestellten Erzeugnisse und der Bankow. Der hiesige Frauen- und Mädchen- Bildungsverein hielt dafür gezahlten Arbeitslöhne prüft. Die stummen Zahlen auf den am Dienstag, den 16. Januar, im Feldschlößchen", Berlinerstraße, Schildchen, die an den Waren angebracht sind, reden zwar eine recht eine sehr gut besuchte Mitgliederversammlung ab. Frau Jeeze lebendige Sprache, aber ein zutreffendes Urteil über Kunstfertigkeit, Ein glänzendes Bild entwirft vom Eisen- und Kohlenmarkt die sprach über: Was müssen die Frauen von alter und neuer WeltGewandtheit und Fleiß, die zur Vollendung der Waren nötig sind, h.-W. 3tg.". Sehr helle Farben hat man aufgetragen. Bis Ende anschauung wiffen?" Das Referat wurde von den Anwesenden mit fann sich nur der bilden, der in den Stätten der Heimarbeit das Entstehen der Waren kennen gelernt hat. Einen breiten Raum der uni find die Eisenwerte ausverkauft, bis zum genannten Termin großem Intereffe entgegengenommen, was auch in der anschließenden Diskussion zum Ausdrud gelangte. Ausstellung nimmt die Textilindustrie mit ihren verschiedensten fönnen Aufträge kaum noch untergebracht werden. Geradezu stürmisch soll die Stauflust Befriedigung erbeifchen. Der Stahlwerksverband Groß- Lichterfelde - Lankwik. Der Frauen und Mädchen- BildungsBranchen ein. Bis auf die Färberei sind alle Einzelbranchen soll die Stauflust Befriedigung erbeischen. der Textilindustrie in der Heimarbeit vertreten. Die Ausstellung muß angeblich Auslandsverkäufe fiftieren, um dem Inlandsbegehr ge- verein hält Montag, den 22. Januar, abends 8, Uhr, im Restau weist mit Ausnahme der Seilerei, die in einzelnen Orten als nügen zu können. Träger find stärker denn je im Auslande begehrt. rant Reissen, Chauffeeftr. 104, feine Monatsversammlung ab. VorHeimarbeit betrieben wird, alle übrigen Branchen auf. Da sind als Schatten, die das glänzende Bild aber eigentlich nur noch trag des Herrn Eichler über: Bildende Kunst ". Gäste will ausgestellt die verschiedensten Produkte der Weberei. Die einfachsten plastischer hervorheben, wird allseitig über Rohmaterialtnappheit ge- fommen. Aufnahme neuer Mitglieder. Pünktliches Erscheinen erGewebe von der gewöhnlichen einwandbindung bis zu den flagt. Englische Kohlen müssen herangeholt werden, die Stahlwerte beten. feinsten Plüsch und Samtmustern. Das Rheinland hat in tönnen die drängende Nachfrage nicht deden usw. Heiter toloriert Die Heimarbeit und die bürgerlichen Frauen, so hieß das wird das Bild für das Unternehmertum folchen Waren eine reichhaltige Kollektion ausgestellt. Schlesien durch die eingetretenen Thema, über welches Fräulein Alice Salomon am Donnerstagbagegen ist mit groben Krimmerstoffen und wollenen Waffelstoffen Preisveränderungen: Und doch, der Rahmen zum Bilde fehlt noch, das abend im Verein Berliner Frauen sprach. Gebt die Frau dem vertreten. Bernau und Nowawe 3, die alten Weberorte in foll ein Brachtstück werden. Schließlich wird bemerkt, daß bisher eine sehr Hause, der Familie, ihrem natürlichen Beruf zurüd, befreit sie von der Nähe von Berlin , sind durch Produkte der Teppich- und Chenille- mäßige Preisentwickelung zu fonstatieren fei, aber die Werke könnten der Berufsarbeit, so verlangte die Rednerin. Es ist der schwerste weberei vertreten. Oberfranten hat Stoff zu" Scheuerlappen" felbft aus der mäßigen Preissteigerung noch nicht den entsprechenden Konflitt im Leben der Frau, wenn hier die Familie, dort der Beruf ausgestellt und der Stundenlohn von 14 Bf. sticht für Mugen ziehen, weil sie noch mit Erledigung älterer Aufträge zu fie in Anspruch nimmt. Die wohlhabenden Frauen können das Scheuerlappen noch vorteilhaft ab gegenüber den Hungerlöhnen, die niedrigeren Preisen beschäftigt feien. Soll das Gemälde vielleicht Broblem leicht genug lösen, aber die arbeitenden Frauen haben für die feine Applikationsarbeit an den durchbrochenen Zierkragen, Stimmung machen für weitere Preistreiberei? Wir vermissen noch fewer darunter zu leiben. Das zeigt das Los der Heim. etwas. Wie sieht's mit den Lohnverhältnissen aus? Von berarbeiterin. Eine ganze Tragödie liegt in diesem einen Wort! pro Stunde 3-7 Pf., gezahlt werden. Das sächsische Erzgebirge bat aus den bekannten In- fchiedenen Werken bringt zu uns die Kunde von Affordherabjegungen, Es bedeutet nicht das Bild der frohen, tätigen Hausfrau, die gern duftrieorten die verschiedensten Bosamentenartitel aus von nirgends her aber hört man etwas von tatsächlichen Lohn- und freudig für das Heim allerlei Bedarfsartitel herſtellt. Ach nein, gestellt. Borten, Lizen, Kordeln, jedes Stück Ware ein Kunst- steigerungen. Da man mit den Lohnabreißereien bei Anbruch ab- für den Weltmarkt muß fie arbeiten, hart und schwer vom frühen erzeugnis für sich. Die Löhne schwanken zwischen 3 bis flauender Konjunktur immer sehr schnell bei der Hand ist, dürfte es Morgen bis in die späte Nacht, um die drückende Sorge zu era 18 Pf. pro Stunde. Einige photographische Aufnahmen geben nun aber auch bald Zeit sein zu einer entsprechenden Lohnaufbesse- leichtern. Die Heimarbeiterin hat kein heim mehr; es ist zur Stunde von dem„ trauten Heim" der Textilproleten. Da wird in rung. Ohne solchen Regulator zwifchen Produktion und Konsum Werkstatt geworden. Die Rednerin verivies auf die Heimarbeitdemselben Raume gekocht, geschlafen, gegessen und gearbeitet. Es ist wird man sehr bald den Schreckensruf„ Ueberproduktion!" ver- Ausstellung, und zeigte an vielen Beiſpielen die jämmerliche Lage alles immer hübsch beieinander. Schläft das Kindchen, dann liegt nehmen. es im Spankorbe oder dem Kinderwagen, ist es unruhig, dann hat's die Mutter auf dem Schoße und arbeitet dabei emsig weiter. Dah in einem solchen Raume gar oft auf eine Person nur 4-6 Kubikmeter Luftraum entfallen, ist keine Seltenheit. Auch die sogenannte„ Rahmenarbeit" ist bertreten. Aus Schlesien sind aus dieser Branche geknöpfte Bierdedchen ausgestellt. 8 Stunden Arbeitszeit beansprucht so ein Stück, dann hat die Frau aber auch 25 ganze Reichspfennige verdient. Interessant ist der Vergleich der Arbeitslöhne für gehäkelte und gestridte Waren. Gehätelte Schulterkragen, Erstlingsschuhchen und Kinderkleidchen sind in schönen Mustern aus Apolda , Ecardsberga und Spremberg ausgestellt. Auf dem Fangstrickstuhl und auf der Musterstrickmaschine find dieselben Waren, deren. Unterschied in der Herstellungsweise nur der Fachmann leicht herausfindet, aus Apolda start vertreten. Trotzdem für die lettere Art dieser Waren der Arbeitslohn für das einzelne Stüd nur den vierten bis fünften Teil der handgehäkelten Waren beträgt, stellt sich der Verdienst pro Stunde auf vier bis fünfmal höher. Ueberhaupt erscheinen die Löhne für Stridmaschinenware als Westen, Tellermüßen, Fäustlinge, Gamaschen usw. als ganz annehmbare. Die. Fabrikation von Strümpfen" mit einem Stundenlohn von 15 bis 25 f. führt eine photographische Aufnahme aus Berlin vor Augen. Die Arbeiterin ift emfig an ihrer Stridmaschine tätig, die in dem Raume, der als Koch, Wohn- und Schlafraum dienen muß, aufgestellt ist. Dabei muß aber auf eine Eigentümlichkeit in der Strid- und Wirtwarenbranche hingewiesen werden. Früher war es üblich, daß der Unternehmer, der Fabrikant die zur Herstellung der Waren benötigten Maschinen faufte und sie den Arbeitern zur Verfügung stellte. Das ist im Laufe der paar lezten Jahrzehnte aber ganz anders geworden. Der Heimarbeiter, der in der Strid- Phantasiewarenbranche auf" Be ftellungen" rechnet, der muß sich die Maschinen, von denen das Stück je nach der Art, 500, 1500 bis 2000 2. und noch mehr kostet, selbst schaffen. Auf wöchentliche oder monatliche Abzahlung erhält er solche vom Maschinenfabrikanten. Tritt teine Krise ein, dann kann dieser Heimarbeiter mit ziemlicher Sicherheit damit rechnen, daß er im Jahre 8-9 Monate voll beschäftigt ist. Er kann dann auch regelmäßig abzahlen und hat dann in einigen Jahren die Maschine ., verdient". Gewöhnlich ist aber dann die Maschine verbraucht oder das System so veraltet, daß der Wert derselben nur noch nach dem Breise für altes Gisen berechnet werden kann. Wenn aber durch Krisen längere Arbeitsstockungen eintreten, dann ist es teine Selten- Städtischer Attienbefit. Wie verlautete, ist der Wunsch der heit, daß vom Maschinenfabrikanten gar manche schon halb bezahlte Herren Stinnes und Thyssen, den Staat als Aktionär des RheinischMaschine wieder zurückgenommen wird. Die Entwickelung der Westfälischen Elektritätswertes zu gewinnen, bisher noch nicht von Heimarbeit in dieser Branche ist daher für die Arbeiter noch mit Erfolg begleitet gewesen. Bei den Kommunen scheinen die Herren einem gewissen Risiko auf materiellem Gebiete verbunden, denn aber mit ihrem Plan, für den man übrigens durch Berufung von schwere Krisen in der Industrie bedeuten nicht nur den Verlust der Bürgermeistern in den Aufsichtsrat Sympathien zu wecken versuchte, Maschinen, sondern oft auch der übrigen pfändbaren Gegenstände. mehr Glück zu haben. Zu den neuen Aufsichtsräten gehört auch der In den Gegenden, wo die Weberei als Heimarbeit in Betracht Bürgermeister von Gelsenkirchen . Die Stadt hat mit dem fommt, bürgert es sich mehr und mehr ein, daß der Unternehmer Glektrizitätswert einen bis 1929 gültigen Vertrag auf Lieferung die fertig gescherten Ketten nebst den Karten, die zur Jacquard- elektrischer Energie abgeschlossen; ferner wurde in der letzten Sigung maschine zu dem betreffenden Muster nötig sind, liefert. Selbst die der Stadtverordneten einem Antrage zugestimmt, 500 Aftien der Aftienkurs 150 Geschirre" sind oft Eigentum des Fabrikanten. Daß unter solchen Gesellschaft zum Preise von 750 000 20. Umständen ein gewaltiger Drud auf die Arbeitslöhne dieser Heim- übernehmen. arbeiter feitens der Unternehmer verhältnismäßig leicht ausgeübt werden kann, ist ohne weiteres begreiflich. Manchem Besucher dieser Ausstellung dürfte es nun wohl verständlich sein, daß so verschiedene Textilmaren als Erzeugnisse der Heimarbeit ausgestellt sind, deren Herstellung sonst zu dem Schluß berechtigte, daß es sich nur um " Fabrikerzeugnisse" handeln fönne. Die Angabe der Arbeitslöhne bei den einzelnen Waren liefert wieder einmal den Beweis, daß die unter Aufbietung der kunstvollsten Sandfertigkeit hergestellten Waren, und vor allem die kostbaren Schmudgegenstände der sogenannten feineren Damen, am miserabelsten bezahlt werden. Da fann man in des Wortes wahrster Bedeutung von Hungerlöhnen
"
reden.
Bietet im allgemeinen diese Ausstellung ein Bild von der großen Rot und dem unendlichen Elend, die zu bekämpfen die Pflicht jedes denkenden Menschen sein müßte, so liefern die in der Gruppe der Textilindustrie gemachten Angaben einen überzeugende Beweis dafür, daß eine Wandlung zum Besseren nur zu erwarten ist, wenn auf dem Wege der Gesezgebung die Vorschriften erlassen werden, die zur Besei tigung der grenzenlosen Ausbeutung durch die Heimarbeit in wirtschaftlicher und sozialer Beaiehung unerläßlich find.
Aus Induſtrie und Handel.
Bermögenskonfistation.
Insbesondere ist die Regierung zur Abänderung des Weingefeßes mit scharfer Lagerbuchkontrolle und wirksamer Einschränkung des Buderzufages bereit, und welche Garantien bieten uns die verbündeten Regierungen zur Durchführung des Weingefeßes, und ferner sind die Regierungen bereit, die Stellerkontrolle in allen Bundesstaaten durch Stontrolleure im Hauptamte nach einheitlichen Gesichtspunkten durchführen zu laffen?"
der Heimarbeiterinnen. Manche Betriebe erhalten sich ausschließlich durch Erzeugnisse der Heimarbeit. Die Unternehmer ziehen die größten Vorteile daraus; fie sparen an Miete, Licht, Heizung, Verficherungsbeiträgen, sie zahlen die niedrigsten Löhne und find nicht an Mündigung gebunden. Alles aber, was für die Unternehmer Gewinn darstellt, bedeutet für den Heimarbeiter Verlust. Wir haben über eine Million Heimarbeiter in Deutschland , und die meisten davon sind Frauen! Wer kann das Elend begreifen, die große Tragödie erfassen, die sich dahinter verbirgt. Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für das Voltsleben, das durch solche Zustände zerrüttet werden muß! So wußte die Rednerin mit bewegten Worten das Elend der Heimarbeit zu schildern. Nun fragt es sich, was soll dagegen geschehen, denn das Mitleid und die Rührung schaffen keine Aenderung. Es fällt den bürgerlichen Frauen natürlich nicht ein, das Grundübel, den Kapitalismus, anzugreifen. Die Rednerin machte allerlei Vorschläge, von denen fie sich aber selbst nicht viel versprach und deren Ausführung sie nur als eine sehr entfernte Möglichkeit betrachtete. Mit Verbot der Heimarbeit würde man mehr schaden als nüßen, denn die armen Schutzöllner- Berstimmung. Mit der entscheidenden Niederlage Leute müßten doch Geld verdienen. Nicht einmal für ein strittes der Schutzöllner in England find gewiffe Streife in Deutschland Verbot aller Kinderarbeit trat die Rednerin ein, trotzdem sie bie nicht zufrieden obwohl die Fortführung der Freihandelspolitik in Leiden der armen Kleinen sehr rührend zu schildern wußte. England im Intereffe der deutschen Volkswirtschaft nur freudig seimarbeit muß gefunden, so meinte fie, ihr wirkungstreis sollte zu begrüßen ist. Da zeigt sich wieder, wie die Edelsten" eingeschränkt und höhere Löhne gezahlt werden. Eine gute Organis der Nation Gesamtwohl boran sation sei dazu das nächstliegende, aber nicht ausreichende Mittel. stellen. Die Junker hofften wohl, bei einem Siege der Die Selbsthülfe wäre nur in beschränktem Maße möglich und als Schutzzollidee in England noch besondere Fischzüge im Trüben wichtiges Mittel fordere fie die Staatshülfe. Mindestlohne müßten ausführen zu können. Darin hat man sich berspekuliert, daher der festgesetzt werden durch eine staatliche Lohnpolitit; weitere Einerger. Die„ Kreuz- 3tg." tröstet sich mit dem Gedanken, daß die führung der Lohnbücher, Wohnungsinspektion, größerer KinderSchutzzöllner nur vorläufig unterlegen find. Die Strauchritternatur fchuk, Ausdehnung der Alters- und Krankenversicherung auf die stedt gewissen Leuten so sehr im Blut, daß sie bei jeder Gelegenheit Seimarbeiter seien zu empfehlen. Was die bürgerlichen Frauent zum Durchbruch kommt und die sonst so gern lärmend auf dazu tun tönnten, sei sehr wenig; fie müßten sich begnügen, die den Markt zur Schau gestellten nationalen Intereffen schnöde veröffentliche Meinung nach Möglichkeit zu beeinflussen und im kleinen leugnet. zu wirken, daß es besser werde. Mit solcher Bescheidenheit ist also bitter wenig zu erreichen. Die sozialdemokratischen Frauen fämpfen gegen den Kapitalismus selbst, der immer neue schlimme Auswüchse zeitigen muß.
dem ihr Tascheninteresse
Schutzollftimmungen in Frankreich . Wie aus Frankreich berichtet wird, will man dort zunächst die Wirkungen des neuen deutschen Bolltarifs abwarten, ehe man dort entsprechende Maßnahmen ergreife. Wie die Fr. 8tg." berichtet, hat der Handelsminister Trouillot es abgelehnt, mit Deutschland in Verhandlungen einzutreten.
Hus der Frauenbewegung.
zu
Vermischtes.
Sturmnachrichten aus dem Reiche.
Die
Aus dem Reiche liegen über die Verheerungen, die der gestrige Sturm angerichtet, folgende Nachrichten vor:
Hamburg , 19. Januar. Ein orfanartiger Sturm, ber= bunden mit Hochwasser, herrscht hier seit heute nacht. Der Kleinschiffsverkehr ist eingestellt. Warnungsschüsse meldeten den Hafen= bewohnern, daß eine Sturmflut heraufziehe.
Hamburg , 19. Januar. Hier herrscht schwerer Sturm. Die Windstärke beträgt 10-11, der Barometerstand ist 743. Warnungsschüsse vom Stintfang fündigen Hochwassergefahr an. Die Sturmflut erreichte heute mittag eine beträchtliche Höhe; das Wasser stand bei den Vorfeßen auf der Straße. Jetzt beginnt es wieder zu fallen. Mehrere im Hafen liegende bezw. auf der Unterelbe befindliche Schiffe erlitten Beschädigungen.
Sarburg , 19. Januar. Infolge Sturmes stürzte heute bormittag in der Schüttstraße ein Haus ein. Hierbei wurde ein Kind getötet und eine Frau lebensgefährlich verletzt. Alfeld , 19. Januar. Heute früh hob der Sturm das Dach eines Maschinenschuppens ab und schleuderte es auf die Straße. Hierdurch wurden drei vorübergehende Arbeiter schwer verleßt, einer davon tödlich.
Curhaben, 19. Januar. Schwerer Nordweststurm herrscht in der Nordsee und der Elbmündung. Der hier eingetroffene Amerikadampfer Graf Waldersee" konnte wegen hohen Seeganges nicht landen und fuhr weiter elbaufwärts, wo er die Landung in Tender versuchen will. Der Flutstand ist ein sehr hoher. Auf Großvogelfand vor der Elbmündung ist in gefährlicher Lage ein Dreimastschoner gestrandet.
Eine Leg- Heinze- Aktion. Wegen Verbreitung unfitt licher Schriften unter den Dienstboten ist gegen die geschäftliche Leiterin des Vereins für die Intereffen der Hausangestellten zu Berlin Strafverfolgung eingeleitet worden. Die Agitation unter den Dienstboten, die der Verein durch Flugblätter und Versammlungen betreibt, hat unter einer Anzahl Hausfrauen lebhafte Entrüstung erregt. Insbefondere ist neuerdings das Ber teilen von Flugblättern, in denen die Prostitution gefchildert wird, übel vermerkt worden. Eine der Hausfrauen, die sich getränkt fühlte, richtete darauf folgenden Brief an die Geschäftsführerin, Frau Westphal: Geehrte Frau! Heute früh wurde in meinem Beisein auf dem Wittenbergplag meinem 18jährigen Mädchen eine Schrift zugestedt, Verein für die Intereffen der Hausangestellten", deren erster Artikel über die Prostitution" lautet. Wollen Sie mir gütigst fagen, von wem die Verteilung derartiger Schriften ausgeht? Sollen vielleicht derartige Schriften die Sittlichkeit heben? Soll ein junges Mädchen, das vielleicht, Gott sei Dank, von all' diesem Schmuz noch Trier , 19. Januar. In der vergangenen Nacht herrschte unberührt ist, durch derartige Schriften aufgeklärt werden? Mit Staunen hier ein orfanartiger Sturm. Gewaltige Regenmengen gingen las ich, daß Frl. Arndt bemerkt:" Der Hauptgrund der Dienstboten - nieder. Die Mosel steigt ununterbrochen. not liegt darin, daß den Mädchen zu wenig freie Zeit gewährt wird!" Sollte man den Mädchen nicht lieber sagen:" Seib pflichtgetreu
Lübtheen ( Mecklenburg- Schwerin), 19. Januar. Heute vormittag wurde der hiesige neue eiserne Förderturm vom Winde umgestürzt. Ein Arbeiter wurde schwer verlegt und starb auf bem Transport.
zu retten.
I'm Altenbekener Tunnel hat sich ein neues Unglück ereignet. und brab, fo habt Ihr's gut, feid froh, wenn sich die Haus- Es wird gemeldet: Durch nachstürzende Gebirge sind heute drei frau um Euch fümmert und nicht z. B. unumschränkten Gebrauch des beim Hinterpaden des Gewölbes beschäftigte Arbeiter im AltenSausschlüffels an Sonntagen gestattet?" Sollen die Mädchen immer Bon den durch die neuen Steuerüberraschungen beglückten Unter mehr Freiheit haben? Ist nicht der Schuß eines guten Hauses, ist bekener Tunnel verschüttet worden. Es besteht keine Aussicht, fie tehmer, z. B. aus der Brennindustrie, hört man jest öfter den Bor - nicht treue Pflichterfüllung das, was am höchsten anzuschlagen ist. Eine weitere Nachricht befagt: wurf, der Staat übe durch seine Steuerpolitik Vermögens - Der Grund, daß sich die Mädchen gewerblichen Betrieben zuwenden, Altenbeten, 19. Januar. Bei dem Erdsturg, der gestern tonfistation. So sagt zum Beispiel das Böhmische Brauhaus liegt freilich darin, daß fie mehr Zeit haben wollen, das heißt freie im Altenbekener Tunnel erfolgte, find, wie gemeldet, 3 Arbeiter in Berlin in seinem Geschäftsbericht, die Aussichten für Abende und Rächte! Liegt denn in der Arbeit im Hause Stlaberet berschüttet worden. Rettungsversuche waren erfolglos. Einem bie Zukunft seien trübe, wenn die von der Regierung in Bor- mb müssen wir nicht jeder arbeiten, jeder auf seine Weife? Moch bierten an berfelben Stelle beschäftigten Arbeiter war es möglich, einmal bitte ich Sie, mir zu sagen, ob die Verteilung dieser erwähnten sich mit Hülfe anderer Arbeiter zu retten. Tros des plöblichen schlag gebrachten Steuerfäße Annahme finden würden. Deren Säße Schrift mit Ihrer Erlaubnis gefchieht?" Als darauf keine ihr zusagende heftigen Sturges der Erdmassen hat das an der Einbruchstelle ergäben eine Erhöhung der Brausteuer um zirka 11 Proz. des Attien- Antwort erfolgte, erstattete sie Anzeige bei der Polizei. Die bereits fertiggestellte Gewölbe vollständig standgehalten. Tapitals. Das komme einer Bermögenstonfistation gleich. Aber, es ist Leiterin des Vereins, Frau Westphal, wurde darauf auf das Polizei- bereits fertiggestellte Gewölbe vollständig standgehalten. noch ein„ Wenn" dabei. Der Bericht macht den Vorbehalt, wenn bureau zitiert, wo man ihr mitteilte, daß sie angezeigt sei wegen Sungersnot in Japan . Daily Telegraph " meldet aus Totio eine Abwälzung unmöglich wäre"! Das heißt, man wünscht die Verbreitung anstößiger Schriften. Auch die Herausgeberin des vom 10. Januar: Amtliche Erhebungen bestätigen in vollem Ums