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Russisches aus dem Kulturstaat Preußen.

V

Eine schwere Aufgabe steht für morgen den behördlichen Sicherheitsorganen, insbesondere den Polizeioffizieren und Schutz­leuten bevor. ,, Mönchlein, Mönchlein, du gehst einen schweren Gang." Die Vorgänge in Hamburg zeigen, daß jeder, der morgen zum Dienst geht, nicht weiß, ob er gesund heimkehrt. Solche Erwägungen beeinträchtigen den preußischen Beamten natürlich nicht, man darf gewiß sein, daß jeder Beamte seinen Mann steht, daß er seinem Dienst mit Tat, Umsicht und Energie nachkommt."

Die schon im voraus bemitleideten Berliner Polizeibeamten werden über diesen blödsinnigen Erguß sicher selbst am meisten Lachen!-

Das tolerante" Zentrum.

des Landtagswahlrechtes eintritt, unterstützt die Wahlrechts- Plakatsäulen geklebt worden mit der Aufforde- p Antisemitischer Blödsinn. bewegung in Preußen dadurch, daß es auch am Vorabend der rung an die Technifer, mit Spazierstöden be- Trotzdem die Berliner Antisemiten pomphaft angekündigt hatten, Berliner Wahlrechtsversammlungen die proletarische Wahl- waffnet nachts 1 Uhr auf dem Plaze in der daß das Vaterland ruhig sein könne, da sie nötigenfalls auf die rechtsbewegung mit scharfmacherischem Gekeife anfällt! In Nähe des Technikums zu erscheinen. Außerdem waren Straße steigen und das sozialdemokratische Gelichter zu Paaren ihrem Leitartikel behauptet die Germania ", daß das aller- Vereine mit brieflicher Aufforderung bedacht treiben würden, scheint die" Staatsbürger- Zeitung" selbst auf die letzte, worauf es die Sozialdemokraten bei den Wahlrechts- worden. Die Menge schwoll in jener Nacht an bis zu etwa Bielmehr malt sie bereits in düsteren Farben die furchtbaren Ge­Heldentaten ihrer Gesinnungsgenossen nicht allzu fest zu rechnen. demonstrationen abgesehen hätten, die Wahlrechtsreform sei! 3000 Personen, die schreiend, joblend und pfeifend demon- fahren aus, denen am Sonntag die Berliner - Polizei entgegen­Nicht auf die Erringung des allgemeinen, gleichen, direkten strierten. Die Polizei hatte einen schweren Stand. Sie wurde gehe. Das Blatt schreibt: und geheimen Wahlrechts in Preußen komme es der Sozial- auch tatsächlich attackiert. Mit Steinenwurde ge­demokratie an, sondern nur auf ein Parteigeschäft". Der worfen. Fenster und Laternenscheiben wurden einge­Jahrestag der blutigen Vorgänge in Petersburg werde als schlagen. Als Verhaftungen erfolgten, wurden die Polizei­günstige Gelegenheit angesehen. Agitation in großem Stil beamten mit Fußtritten, Büffen traftiert, Ver­zu treiben und für die Propaganda auszunuzen! Etwas haftete wurden losgerissen. Vier Rädelsführer" anderes sei gar nicht bezweckt. Höchstens gäbe es wurden verhaftet und wegen Aufruhr, Gefangenenbefreiung, innerhalb der Partei Fanatiker, die durch die auf- Widerstand usw. vor dem Schwurgericht angeklagt, das drei reizende Schilderung der Vorgänge in Rußland die zu vier und fünf Wochen Gefängnis verurteilte, einen ganz Köpfe zu verwirren und in den Gehirnen der Arbeiter freisprach. Welcher Kontrast zwischen Dresden und Mitt­die Idee zu erzeugen suchten, so etwas sei auch bei uns weida!- möglich und müsse darum versucht werden. Bebel habe ja schon vor 10 Jahren den großen Kladderadatsch prophezeit. Liefen die Versammlungen am Sonntag ohne Zum drittenmal binnen wenigen Monaten hatten sich die Gerichte ernste Störung der Ordnung ab, so dürften sich am aller- in Köln mit der benachbarten Fürsorge Erziehungs­wenigsten die Sozialdemokraten das Verdienst dafür zu- anstalt Freimersdorf zu befassen. Wieder hatte sich schreiben. Sie trügen im Gegenteil die volle Verant- eine Anzahl von Zöglingen an den Aufsehern vergriffen, strebungen nicht nur um den Schutz dessen, was es unter wortung, wenn es zu Ausschreitungen und Blutvergießen um dann die Flucht zu ergreifen oder dem Gefängnis die Bekämpfung alles dessen, was ihm politisch und geistig zu werden. Wie in den früheren Meuterei"- unbequem ist, ankommt, hat es in schwachen Augenblicken Prozessen, die das Schwurgericht beschäftigten, so ergingen schon häufig verraten. Es bleibt darum doch notwendig, auch alle sich diesmal vor der Kölner Straffammer die Ausbrecher in neu auftauchenden Fälle zu registrieren, welche zur Beleuchtung erbitterten Anklagen gegen die Gesellschaft im allgemeinen und die der Gewissensfreiheit" dienen, wie sie das Zentrum verstanden Beamten der Anstalt im befonderen. Die Sehnsucht der Zöglinge, wissen will. die Fürsorgeerziehung" mit dem Gefängnis zu ver­tauschen, war feine inhaltlose Redensart; denn sie kannten das Gefängnis aus eigener Anschauung und wußten, daß man dort nicht malträtiert und blutig geschlagen wird wie in Freimersdorf. Diese drei 3öglingsprozesse sind gleich Eiterbeulen am Störper der preußi­schen Kultur. Was ihr Aufbrechen enthüllt, ist typisch für die Art, wie man in Preußen Kultur- und Erziehungsaufgaben erfüllt. Hier einige Streiflichter auf den umfangreichen Prozeß: Zu den Strafen, die bei Disziplinwidrigkeiten erteilt werden, ge­hören: Kostentziehung, Schlafen auf dem Boden mit einem Brett als Kopfunterlage, Bellenarrest, Stockhiebe in der Bahl von fünf bis zwanzig. Mit diesen Mitteln meint man die zertretene Menschenwürde wieder aufzurichten, glaubt man zu heilen, was an den Verwahrlosten wurde, gesündigt

fommen sollte. Man sieht, die Germania " läuft beinahe überliefert Blättern vom Schlage der Staatsbürgerzeitung" und der " Freien Deutschen Presse" den Rang in niederträchtiger Scharfmacherei und Denunziation ab!

Auch an einer anderen Stelle, wo die Germania " einen Beschluß des christlichen Gewerkschaftskartells von Berlin ab­druckt, den Protestversammlungen fern zu bleiben, ergeht sie sich in blutigen Phantasien über die Möglichkeit von Erzeffen. Der Aufruhr in Köpenick ", bei dem ein Gendarm erschossen worden sei, die Februar- Krawalle", die Ausschreitungen bei den Ausständen der Straßenbahner und Omnibusangestellten hätten bewiesen, wie leicht sich Unschuldige blutige Köpfe, schwere Gefängnisstrafen zuziehen können. Die Rädels­führer, denen das Zuchthaus drohe, pflegten sich ia zur rechten Zeit zu drücken. Auch die Germania " hält es also für angebracht, die in gewissen Kreisen vor­handene Nervosität nach Kräften zu erhöhen!-

Die Lockspitelpresse an der Arbeit.

tratie in den heute stattfindenden Versammlungen.

wähnt

Der Verteidiger fragte den Anstaltslehrer Klein:

Stuttgart , 17. Januar. ( Eig. Ber.)' Daß es dem Zentrum mit seinen Ler Heinze- Be­Sittlichkeit versteht, sondern in vielleicht noch höherem Maße unt

Die

Dieser Wink mit dem Zaunpfahl hat begreiflicherweise ges

wirkt und das angekündigte Schauspiel wurde abbestellt.

Die schönste Illustration zu dem Vorgehen der Stadtverwal­St. Bernhard" den" Raub der Sabinerinnen" ankündigte. Da tung hat dann noch, vermutlich ohne Nebengebanken, der Herr Theaterdirektor geliefert, indem er an Stelle der Brüder von das ultramontane Stadtoberhaupt hiergegen nichts zu erinnern" hatte, ist anzunehmen, daß ihm diese Posse salzlos genug und für seine Schäflein ungefährlich erschien.-

In Schwäbisch Gmünd gibt in jedem Jahr ein Theaterensemble mehrere Monate lang Vorstellungen und erhält, damit seine Leistungen dadurch gesteigert werden, das Festhallen­theater dafür eingeräumt und bekommt außerdem eine städtische Subvention. Am Dienstag voriger Woche wollte die Direktion das bekannte seiner Tendenz nach antifleritale Stück Brüder von St. Bernhard" von Ohorn aufführen und hatte die Vorstellung bereits in der Zeitung angekündigt, als plök­lich dem Direktor bon maßgebender Seite" der Wunsch nahegelegt wurde, die Aufführung zu unterlassen. Der Direktor kam dem Wunsche nach. Wer war nun die maß­gebende" Stelle für die in Gmünd zu pflegende dramatische Kunft? Das war der Herr Bürgermeister, der sich auf Veranlassung des katholischen Defans den Direktor kommen ließ, un ihm zu sagen, man wolle die Aufführung dieses Stüdes zwar nicht man berbieten, aber schwerlich könne man im Falle ihrer Aufführung zu ergänzen, was ihnen alt Intellekt und fittlicher im nächsten Jahre der Direktion noch die städtische Subvention Das bierblätterige Kleeblatt der Lockspitzelpresse: die Berliner Erkenntnis mangelt. Diese Strafen sind aber nicht nur und das Festhallentheater zur Verfügung stellen. Neueste Nachrichten", die Tägliche Rundschau", die National finn- und zwecklos, nicht nur kulturwidrig, sondern auch un­Zeitung" und die" Post" bringen auch heute wieder eine Reihe frech gesetzlich. Es sind ganz gewöhnliche Mißhandlungen im Sinne des erlogener Mitteilungen über angebliche Abfichten der Sozialdemo- Strafgesetzes; denn in dem Prozesse wurde festgestellt, daß das lautenden Lügennotizen behaupten, daß in Besprechungen zwischen dorf gehandhabt wird, der vorgeschriebenen Die gleich Strafreglement, das seit vier Jahren in Freimers den Führern der Partei und den Referenten der Berliner Bolts ministeriellen Genehmigung entbehrt. So sieht es bersammlungen vereinbart worden sei, die Rede, außerordent mit der Ueberwachung der Fürsorgeerziehung durch die Provinzial­lich scharf abzufassen und alles, was bisher an verwaltung und das Ministerium aus! Heßerei und Blutrünstigteit geboten worden sei, verwaltung und das Ministerium aus! zu übertreffen." Dann wird als die vermutliche" Taktik der Fließt bei den Stochieben Blut? Beuge: Es dringt Südwestafrika. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Feld­Partei erzählt: et vas Blut durch. Verteidiger: Berreißt die Haut? Beuge: webel Franz Siebert, geboren am 1. Februar 1876 zu Königs Die Versammlungen werden so gestaltet werden, daß Sie leidet; jetzt werden die Kleider nicht mehr entfernt. Verteidiger: aue, früher im Infanterie- Regiment Nr. 144, am 5. Januar ds. Js. eine Auflösung nicht ausbleiben tann. Es wird nach Noten gehetzt, geschimpft, Beleidigungen gegen den Landtag sollen B.sher wurde das Gesäß entblößt, bis nach der Schwurgerichts- in Otavi infolge zerreißens der Luftröhre, Halsschlagader und nur so hageln, bestehende Staatseinrichtungen werden verächtlich b: rhandlung, die durch alle Blätter Deutschlands ging. Angeklagter Bruch der Wirbelsäule durch Samel biß gestorben. gemacht werden, außerdem sollen noch nach den neueren Anord- Debus: Er hat mich eine halbe Stunde lang auf dem Bock liegen lassen nungen Frauen und Mädchen an den Versammlungen teil- und jede Minute gab's einen Hieb. Angeklagter Schumacher: Lehrer nehmen( welches Novum! Red. d. V.) und Verstöße gegen ein fagt, daß die Hiebe nur Nisse geben; ich habe, wie auch der Gouverneur Graf von Götzen telegraphiert aus Dar es Bestimmungen des Versammlungsrechtes be- andere Zeuge gesagt hat, Narben, die ich mein Lebtag nicht verliere; Salam folgendes: Der Major Johannes hat Süd- Ungoni durch gehen, so daß die Polizei die Versammlungen schon das ist ein Stück Mord! Angell. Debus: Der Herr Lehrer Klein Bosten gesichert. Die 13. Kompagnie unter Oberleutnant von der deswegen auflösen soll. Nachdem so die Menge in die notwendige hiige Stimmung gebracht ist, nachdem hat einen Zögling mißhandelt; das soll der Zeuge Bier aussagen. Marwitz und die 8. Kompagnie unter Hauptmann von Kleist haben den nördlichen Teil des Bezirkes Ssongea besetzt. Der Häuptling man dem Volke bewiesen hat, daß ihm nicht einmal eine lumpige Präsident: Herr Klein ist nicht angeklagt; wir haben hier nur mit Schabruma ist dort noch die Seele des Aufstandes. In Süd- Übena Aussprache über bestehende Mißstände mehr erlaubt wird", kann Ihnen zu tun. Angeklagter Schumacher: Der Gasstocher Faust ist sichert der Bezirksamtmann von Langenburg Oberleutnant Albinus fich die Menge auf die Straße begeben. Seitens der Partei sind nun Schlägermeister, der die Hiebe austeilt, der Henkersknecht. Lehrer mit Polizeitruppe die Missionsstation Kibugala. Südöstlich offizielle Demonstrationszüge verboten worden. Die Partei hat Klein hat ihm gezeigt, wie geschlagen werden solle. Faust Letterer fiel am 6. Januar am Buhudje Fluß der jede Verantwortung für dieselben abgelehnt. Es liegt nun hat gesagt, er könne nicht so schlagen, wie Herr Klein es Stabsarzt Wiehe mit elf farbigen Soldaten. flar auf der Hand, daß die so bearbeitete Menge wolle; dazu müsse er erst besoffen fein Einzelheiten fehlen noch.- den Anordnungen der Polizei nicht allzu willig Angeklagter Debus: Es wurde mir bei den Schlägen weiß nachkommen wird und in diesem Augenblick leicht Zwischenfälle eintreten können." Es versteht sich, daß alle diese Enthüllungen über die Taktik der Sozialdemokratie der schmuzigen Phantasie irgend eines Acht groschenjungen entsprungen sind. Der offensichtliche Zwed dieser Provokationen ist eben der, sowohl die Arbeiterschaft als auch die Polizei aufzureizen und Zusammenstöße künstlich hervor­zurufen. Helfen wird freilich alles nichts!-

Zweierlei Maß.

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erfürt.

Gefechte in Deutschostafrifa.

Ausland.

Frankreich .

Nach Thiers' Rücktritt

vor den Augen und ich fiel in Ohnmacht. Ich sagte, ich sei auf den Geschlechtsteil geschlagen worden und wolle vorgeführt Frankreichs Präsidenten. werden. Es standen drei Aufseher da, die sagten: Ach, das ist einerlei, wohin die Schläge gehen." Angeklagter Schumacher: Als Seit in Sedan Napoleons Glück und Glanz erlosch, ist Frank­ich geschlagen war, flebte mir aber eine Schüssel zum 20slösen wurde das Hemde fest; reich wieder Republik . Republik der Pfaffen, der Bourgeoisie, der aber eine Schüssel zum Loslösen wurde mir Kapitalisten, aber immerhin doch Republik , ein Staatswesen, das sich verweigert. Aufseher Klinzmann: Schumacher ver nicht von einem Manne gängeln läßt, den der Zufall der Geburt langte Wasser zum Kühlen, was ich verweigerte. ihm beschert, sondern das den Mann seines Vertrauens sich selber Einer meiner Kollegen sagte mir: Nein, die Folgen müssen, Zum neuntenmal ist die dritte Republik jetzt eben zur Präsidenten­bestehen bleiben. Angeklagter: Bier Tage klebte es, und ich konnte wahl geschritten, den achten Präsidenten hat sie sich in Fallières es doch nicht losreißen. Gasstocher Wilhelm Faust: Die erwählt.( Grévy war zweimal gewählt worden.) Am 17. Februar Dresden , 20. Januar. ( Eig. Ber.) Das Klassenjustizdrama, das sich nach den Demonstra- Züchtigung geschieht mit einem einen Zentimeter dicken Rohrstock auf 1871 war Monfieur Thiers unseligen Angedenkens einstimmig zum tionen am 3. und 16. Dezember hier abspielte, hat einen borlich. Angeklagter Schumacher: Es ist für uns ein Bock besonders wurde Marschall Mac Mahon am 24. Mai 1873 zum Präsidenten tionen am 3. und 16. Dezember hier abspielte, hat einen vor- das Gefäß; daß auf den Geschlechtsteil geschlagen wird, ist unmög- Chef der Staatsgewalt ernannt worden. läufigen Abschluß gefunden. 22 Jahre Gefängnis sind, wie schon berichtet, dabei herausgesprungen. Das ist gemacht worden; da hängt der Kopf nach unten gewählt und legte gleichfalls seine Würde vor Ablauf der Am und der Leib zappelt in der Luft. Ich bin Periode in die Hände des französischen Volkes zurück. das furchtbare Ereignis einer in ihrer Art beispiellosen worden. Präsident: Das 30. Januar 1879 ward Jules Grévy gewählt, der erste Präsident, Klaffenjustiz. Für Vergehen, die man sonst nur unter den schwer in die Seite geschagen der bis zum Ablauf der siebenjährigen Periode in seinem Amte ver­fann wohl vorkommen. Staatsanwalt: Das Daneben­groben Unfug oder irgend einen weniger strengen Bara­graphen rechnet, wurden Jahre von Gefängnisstrafen in schlagen geschieht, wenn der Delinquent sich bewegt. Angeklagter: nach Ablauf der ersten Periode am 28. Dezember 1885 ein zweites Nun aber dankte der Achtzigjährige den einzelnen Fällen verhängt. Am drastischsten gab sich die Das ist zu natürlich, wenn man fast verrückt wird; ich glaube, Mal gewählt wurde. und Sadi Carnot wurde Methode, nach der man verfahren ist, in einem der letzten wenn der Herr Richter zwanzig Stochiebe be- nach zweijähriger Tätigkeit ab täme... Präsident: Nun hören Sie aber auf! am 3. Dezember 1887 zum Präsidenten der erwählt. Prozesse. Man müsse troß der bisherigen Unbescholtenheit Frrenanstaltsdirektor Fuchs hegt Zweifel an der Zurechnungs- Caserios Dolchstoß tötete Carnot in Lyon am 24. Juni 1894, und des Angeklagten, der ein paarmal geschimpft hatte, strenge fähigkeit des Angeklagten Debus, und er glaubt, daß eine Unter- die Nationalversammlung wählte zwei Tage darauf Casimir Périer strafen, um da durch solchen Vorgängen vorzubeugen. Wen man gerade erwischte, gegen den werde eben in dieser fuchung nötig sei; Debus leide an moralischem Blödsinn; indessen zum Oberhaupt. Nach halbjähriger Tätigkeit dankte Périer ab, und tönne er ein abschließendes Urteil heute nicht abgeben. am 17. Januar 1895 ward der frühere Gerbereibefizer Felix Faure Weise torgegangen! Man ist noch weiter gegangen und hat gestraft, wo absolut nichts begangen war. Zum allerdings würde eine Arbeit bei der der Geist beschäftigt wird, besser auf einen solchen Menschen wirken als das eintönige Düten Beispiel: Ein Mann ist angeflagt, lediglich, weil er von einem fleben( womit Debus in seiner Einzelzelle beschäftigt wurde!). Gendarmen in der Menge gesehen worden ist. Die beiden kannten sich persönlich. Der Mann sah sich ruhig den Vor- Rechtsanwalt Weber stellt den Antrag auf geistige Beobachtung des gang an. Als er bemerkt, daß ihn der Gendarm sieht, geht bus. - Dr. Fuchs erklärt später, daß er auch bezüglich des er ohne den Mund aufzutun und unaufgefordert seiner Wege..geklagten Schumacher 8 weifel habe, ob er soweit geistig Dieser Sachverhalt wurde vor Gericht festgestellt. Ein Frei- rmal sei, daß er die Folgen seiner Taten im ganzen Umfange spruch schien ganz selbstverständlich. Der Mann wird aber erneſſen könne. Ein Richter stellt die Frage auch bezüglich des wegen grobem Unfug zu der zulässig höchsten Strafe britten Angeklagten. Dr. Fuchs erwidert, daß er diesen nicht ge von 6 Wochen Haft verurteilt! Und der schlimmste von all nügend beobachtet habe. Das Gericht erflärte eine Beobachtung bei sämtlichen vier An­

D

an seine Stelle gewählt. Durch einen plötzlichen Tod ward Faure am 16. Februar 1899 in Lyon abberufen und Zoubet am 18. Februar zum Oberhaupt der Republik gewählt, der zweite Präsident, der bis zum Ablauf seiner siebenjährigen Wahlperiode an der Spitze des Staatswesens verblieb und jetzt am 16. Januar durch Fallières er­jetzt wurde.

Fallières ist heute ein Mann im 65. Lebensjahre, hat Jura studiert, war Abgeordneter, Minister des Inneren, Justizminister, bann Senator, sodann Präsident des Senats, ale Loubet zum Ober­haupt des Staates aufrüdte. Fallières ist also kein Neuling auf dem diplomatischen Barkett,

Der Präsident der französischen Republik erhält jährlich 1 200 000 Fr., arbeitet also bedeutend billiger als die meisten ge­

den Fällen: Ein junger Mensch hat in der Menge, erregt geklagten für unnötig". Es verurteilte den an moralischem krönten Häupter. durch das brutale Vorgehen der Gendarmen, Blödsinn leidenden Debus zu einem Jahre, da er der An- Wir teilten bereits mit, daß Fallières' Wahl im allgemeinen auf dieſe geſchimpft und bei der Arretur passiven Widerstand ſtifter ſei, den geistig verdächtigen Schumacher zu neun Monaten, in ganz Frankreich mit Ruhe und Befriedigung aufgenommen worden geleistet. Bei ihm wird ein dolchartiges Instrument gefunden, ben nicht genügend beobachteten Hoch zu sechs und den ist. Wir verzeichnen heute noch eine Aeußerung Jaurès , der in einer das zu gebrauchen er aber nicht einmal den Versuch gemacht legten Angeklagten, zusammenfassenden Betrachtung dieser Tage in der Humanité" Luck, zu fünf Monaten Gefängnis, fchrieb, es liege eine gewiffe Größe in der Ruhe und Sicherheit, mit hat. Urteil: 3 Jahre Gefängnis. Vor einigen Wochen wurde in Mittweida ein Prozeß und zwar wegen Mißhandlung des Aufsehers Kessel. Die Anklage der sich im republikanischen Frankreich der Wechsel des Staatsober­auf Meuterei hatte die Staatsanwaltschaft schon früher fallen lassen; hauptes vollziehe. gegen einige Studenten des dortigen Technikums verhandelt. andernfalls wäre das Schwurgericht zuständig gewesen. Den beiden Allerdings! Während Frankreich seit 1871 neunmal Präsi­Die Leute hatten in der Nacht zum 17. November einen ersten Angeklagten rechnete das Gericht als mildernd an, daß sie dentenwahl hatte, regiert in Deutschland der Nachfolger des förmlichen Aufruhr organisiert. Es rotteten gemäß dem Gutachten der Sachverständigen Mannes, der 1871 zum Kaiser gekrönt wurde die 100 Tage sich einige hundert Schüler des Technikums zusammen zu geistig nicht normal seien. Friedrichs III. sind nicht mitzuzählen. Oesterreich- Ungarn gar hat dem ausgesprochenen 3weck, die Polizei zu feit 1848 feinen Thronwechsel erlebt usw. berhauen. Am Tage zuvor waren Anschläge an die

Ja, diese Republikaner haben zu merkwürdige Gewohnheiten!-