Redaktion und Expedition:Berlin, Cindenitr. 69. fcrniprrtijer: Amt IT. 1985.| N-. SV. Donnerstag, den 25. Januar 11)06.]"."S,Vorort-JVacbrlcb ten.Parteigenossen Z Seht die Wählerlisten zur Gemeinde-Wahl, die bis zum 30. Januar auslicgen, ein oderbeauftragt mit der Einsichtnahme einen der schon bekanntgegebenen Genossen am Orte!Weisiensee.In welcher Weise es die hiesigen Hausbesitzer verstanden haben,sich Vorteile auf Kosten der Gemeinde zuzuschanzen, kam in derletzten Sitzung der Gemeindevertretung recht kraß zum Ausdruck, Esist nämlich jetzt die Entdeckung gemacht worden, daß bei der bis-herigen sseslsetzung der einmaligen Kanalisatiousbeiträge die Gemeindeum verschiedene tausend Taler zugunsten der Hausbesitzer geschädigtworden ist. Nach einem OrtSstatut werden die Besitzer neuzu erbauender Häuser mit einem einmaligen Beitrag zu den Unkostender Kanalisation herangezogen, welche bisher pro laufenden MeterIS M, betrugen. Nach nunmehr angestellten Berechnungen ist aberder Selbstkostenpreis der Gemeinde 46,50 M. Um die Differenzzwischen 15 M. und 46,50 M.— 31,50 M. pro laufenden Meterist die Gemeinde von denjenigen Hausbesitzern geschädigtworden, welche seit Besteben der Kanalisation im Jahre 18S3 neueHäuser hier errichtet haben. Als unsere Genossen in der Gemeinde-Vertretung diese Wirtschaft kritisierten, waren die Herren Hausbesitzersehr kleinlaut und zurückhaltend i gar kläglich klang ihre Verteidigung.Am gescheitesten machte es der Vorsitzende des Hansbesitzervereins,Herr Postsekretär und Grundstücksmakler Mewes; seine Aus-rede war:„WaS wollen Sie denn, ich sitze doch erstseit zwei Jahren in der Gemeindevertretung, und wennuns nicht mehr abgefordert worden ist. dann könnenwir auch nicht mehr zahlen". Die Herren Direktoren Könitzund Rathmann nahmen sich ihrer angegriffenen Baugesellschaftenwarm an und fast schien die Debatte erledigt, aber die Alt-Weißenseer Vertreter legten sich noch in Harnisch. Mit Alt-Weißenseeist seinerzeit der Eingemciudungsvertrag so abgeschlossen worden.daß die zu errichtende Kanalisation für den alten Ortsteil nach dembestehenden OrtsstaMt zu geschehen habe. Unter keinen Umständenwerden sie einer Verteuerung zustimmen, sie erheben denselben An-spruch wie ehemals Neu-Weißensee. Gegen die Stimmen der Alt-Weißenseer wurde der Beschluß gefaßt, daß bis zum Erlaß eines dies-bezüglichen Ortsstatuts iin Wege der Privatvereinbarung ein ein-maliger Beitrag von 50 M. pro Meter festgesetzt und erhoben werdensoll. Durch diesen Beschluß werden der Gemeinde mit einem Schlage3000 M. zugeführt, da der Gemeindevorsteher die bis dahin vor-liegenden Baugesuche zurückgehalten hat. Die hiesigen Ortsblätterhaben von dieser Verhandlung nur sehr kurz berichtet, während sonstfür HauSbesttzer-Jntereffen ganze Spalten zur Verfügung stehen;natürlich muß jetzt vor der Wahl jeder Anstoß vermieden werden.Reiuickendorf-Ost.Die Beerdigung unseres Genoffen Wilhelm Meter, Schönholz 15.der am 16. d. M. in der Geldschrankfabrik von Arnheim tödlich ver-unglückte, findet heute, Donnerstagnachmittag 4'L Uhr, auf demSchönholzer Kirchhof statt. Recht rege Beteiligung der Genossen er-wartet Der Vorstand.Köpenick.Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern vormittag inMarienheim bei Köpenick in der Bolleschen Meierei. Ein dort be-schästigler Knecht ivar an einer Trcidelmaschine mit Häckselschneidenbeschäftigt. Dabei rutschte er aus und geriet mit dem rechten Fußzwischen Welle und Kammrad, wobei ihm der Fuß total zermalmtwurde. Der Bedauernswerte wurde dann auf einen Arbeits-wagen zum Arzt und von da nach Anlegung eines Notverbandesnach dem Lazarus-Krankenhause in Britz gebracht. An dem Brtriebesollen Schutzvorrichtungen nicht vorhanden gewesen sein.Charlottenburg.Freie Volksbühne Charlottenburg. Auf die heute abend 3'/, Uhrim Volkshause. Rosinenstr. 3, stattfindende Vorstellung des Dramas„Winterschlaf" von Max Dre her wird noch einmal hin-gewiesen.Feuer in einem Warenkaufhause. Gestern vormittag gegen10 Uhr kam in der Schlüierstr. 16, Ecke der Pestalozzistraße, in demLagerkeller des Warenkaufhauses von Julius Elias ein größererBrand auS. Als die Feuerwehr aus der Ostwache in der Ranke-straße eintraf, standen Tuche, Kleider und allerhand andere Warenin Flammen. Brandinspektor v. L e u p o l d t ließ sofort energischWasser geben, wodurch eS gelang, innerhalb einer Stunde dieGefahr zu beseitigen, lieber die EnistehungSursache ist noch, nichtsermittelt. Auch die Höhe deZ entstandenen Schadens lonnte nochnicht festgestellt werden.Wilmersdorf.--Am Fahrstuhl verunglückt. In dem neuerbauten, den, RegierungS-banmeister a. D. Hans Töbelmann gehörigen, in der Kaiserallee 23belegenen Hanse sollte gestern die Prüfung der Hausbewohner andem selbstlätige» Fahrstuhl stattsind«». Um ein sicheres Fuiiklionierendes Mechanismus herbeizuführen, bestieg der bereits geprüfte 35jährigcPortier deS Hauses Karl Seddin das Dach des Fahrstuhlsund ölte die Schrauben, nachdem er den Fahrstuhl gesichert hatte.'Auf unerklärliche Weise versagte die Sicherung. Der Fahrstuhl gingin die Höhe und Herrn Seddin wurde der Brustkorb eingedrückt.Mit schweren inneren Verletzungen wurde der Verunglückte auf An-ordnung eines von der. Unfallstation Zoologischer Garten herbei-gerufenen Arztes im Automobiikrankenlvagen nach dem KrankenhauseLichterfelde geschafft.Schöneberg.Eine brutale Vergewaltigung erlaubte sich die bürgerlicheMehrheit der Schönebcrger Stadtverordnetenver.sammlung in ihrer letzten Sitzung gegenüber den Ver-tretern der Arbeiterschaft. Durch das Ausscheideneiniger bürgerlicher Stadtverordneten waren die von ihnen inue-gehabten Stellen in mehreren Deputationen frei geworden undsollten in der Sitzung neu besetzt werden. Die sozialdeinokratischcFraktion, die in den meisten dieser Deputationen bisher nick)4 vertreten war, erhob jetzt den nach dem Verhältnis ihrer Stärke ihrzukommenden Anspruch auf je einen Sitz in diesen Ausschüffen.Was tat nun aver die schon ganz unter dem Einfluß der Sch,rf.macher deS Haus- und Grundbcsitzervereins stehende bürgerlicheMehrheit? Getreu ihrem Grundsatz«:.MachtgehtvorRecht"lehnten sie diese Forderung kurzweg ab. Kaum ein halbes DutzendStadtverordnete aus den bürgerlichen Reihen ließen sich herbei,für die sozialdemokratischen Vorschläge zu stimmen; aber nicht eineinziger fand sich, der auch nur mit kurzen Worten dafür ein»getreten wäre.Dieselbe bürgerliche Mehrheit, die vor wenigen Tagen sich nichtgenug tun konnte, in hochtönenden Worten gegen die Untergrabungder Selbstverwalmng zu Felde zu ziehen, als es sich um ein takt-loses Vorgehen einiger ihrer Kollege« handelte, die gegen einenihnen nicht genehmen Beschluß der StadtverordnetenversammlungBeschwerde beim Regierungspräsidenten einlegten, diese selbe Mehr-heit also tritt so das Selb st verwaltungsrecht mitFüßen. Wirklich nette Verteidiger der Selbstverwaltung!Die sozialdemokratischen Stadtverordneten werden d'ese will.kürliche Rechtlosmachung keineswegs ruhig über sich ergehen lassen.Sie werden den ihnen von bürgerlicher Seite aufgedrungenen Kampfaufnehmen und dann abwarten, wer daraus als Sieger hervorgehenwird. So viel steht fest: sollte die ordnungsmäßige Erledigungder Geschäfte der Stadtverordnetenversammlung darunter zu leidenhaben, so trägt einzig und allein die bürgerliche Viehrheit darandie Schuld.Der Zweck des Hinausdrängens der sozialdemokratischen Stadt-verordneten aus den betreffenden Deputationen leuchtet zu deutlichhervor, als daß er nicht von jedem erkannt werden sollte. Manwill eben hübsch unter sich bleiben und nach eigenem Ermessenschalten und walten, ohne der Kritik und Mitwirkung der sozial-demokratischen Stadtverordneten ausgesetzt zu sein.Wie notwendig eine Vertretung der Sozialdemokratie vor allenDingen in denjenigen Deputationen ist. welche über das Wohlund Wehe der städtischen Arbeiter zu entscheiden haben, wird-bei.spielsweise durch folgenden Fall beleuchtet: Im Juli vorigen Jahreswandten sich die städtischen Arbeiter mit der Bitte an den Magistratum Errichtung eines A r b e i t e r a u s s ch u s s e s. In ihrer Ein-gäbe wiesen die städtischen Arbeiter auf die guten Erfahrungen hin,die andere Städte mit diesen Ausschüssen gemacht haben und prä.zisierten ihren Wunsch dahin, daß dieser Arbeiterausschutz aus Ver-tretern sämtlicher Betriebe bestehen soll und alle in den Gemeinde-betrieben beschäftigten über 21 Jahre alten P rsonen beiderlei Ge-schlechts das Wahlrecht dazu erhalten. Der Magistrat überwiesdieses Gesuch zur Begutachtung den in Betracht kommenden De-pnwtionen. Wie wir nun erfahren haben, ist in diesen Dcputa-tionen die Notwendigkeit des Arbeiterausschusses zum Teil gar nichtanerkannt worden ober es sind allerhand Bedingungen daran ge-knüpft. Heute, nach einem halben Jahre also, scheint mau sich nochnicht über diese ganz selbstverständliche Forderung klar gewordenzu sein.— Das beweist, von wie großem Interesse für die Arbeiter-schaft die Zusammensetzung der Deputationen ist. Ihre Vertreteriverben alles daran setzen, um einen gesunden Zustand herbeizu-führen.Pankow.I« Dienst schwer verunglückt ist der Rangierer Otto vastubbeauS Französisch-Buchholz, welcher auf dem Bahnhof Pankowbeschäftigt wurde. Er geriet beim Abkoppeln estteS Wagens unterdessen Räder, wobei ihm der rechte Unterschenkel zermalmt wurde.Der Verunglückte wurde nach dem LazaruS-Kraukeuhause geschafft.wo sofort zu einer Amputation deS rechten Beines geschritten werdenmußte.Potsdam.Ein Konflikt ist in der Potsdamer Fleifcher-Jnnung dadurchentstanden, daß der Obermeister Picht über die Köpfe der Jnnungs-Mitglieder hinweg an die Potsdamer städtischen Behörden namensder Innung das Ersuchen richtete, die städtische Schlachtsteuer auf-zuHeben und dafür eine Nutzholzsteuer einzuführen. Als dieserAntrag in der Stadtverordneten« Versammlung verlesen wurde,erregte er große Heiterkeit. Jetzt haben nun sieben Mitglieder derFleischer-Jnnung, meistens Inhaber größerer Fleischergeschäfte, anden Obermeister Picht das Ersuchen gerichtet, die Angelegenheit aufdie Tagesordnung der nächsten Jnnungssitzung zu setzen.Die hölzerne Notbrücke über die Havel bei Klein-Glienicke, welchewährend bes Neubaues der Glienicker Brücke den Verkehr vennittelt,hat jetzt Beleuchtung durch sechs elektrische Bogenlampen, die vondem Potsdamer städtischen Elektrizitätswerk gespeist werden, erhalten.Der Wasserweg nach Sacrow-ivioorlake ist wegen der Anhöhung desBriickengeländes für Fuhrwerke jeder Art noch immer gesperrt, dürfteaber Ansang Februar wieder freigegeben werden. Auch der Tunnel,welcher als Aequivalent dafür, daß Prinz Friedrich Leopold einenTeil seines Parkes zum Neubau der Glienicker Brücke abgetretenhat, zwischen den beiden Parkleilen unter der Berlin-PotSdamerChaussee hinweg angelegt wurde, ist nahezu vollendet.Der neue Stndtbaushaltsetat für 1906 schließt in seinem jetztim Rathause ausliegenden Voranschläge in Einnahme undAusgabe mit rund 4 162 475 M. ab. Gegen den vorjährige»Etat<3 982 952 M.) ist das ein Mehr von 179 523 M. DieGemeindeabgoben find 36 400 M. höher als vorjährig angesetzt und mit 1 746 000 M. eingestellt. Die Mehreinnahmensetzen sich aus folgenden Posten zusammen: Bauwesen 14 300 M.,Gasgesellschaft 2000 M., Friebhof 3200 M., Realgymiiasium 3500 M.,Auguste Viktoria-Kraukenhaus 2400 M., Eiseuhartsche Heilanstalt1900 M.. Wasserwerke 9700 M., Schlachthaus 3000 M..Elektrizitätswerk 44 110 M., Straßenbahn 6230 M., Ueber«schüsie auS den Vorjahren 40 000 M, Verschiedenes 36 677 M.—Mindereinnahmen zeigen u. a.: Straßeubahntiberschüsse5000 M., Krankenhausverwallung 2300 M.— Die Mehrausgaben betragen z. B. bei Pensionen 6900 M., Bauten 53 300 M.,höhere Schulen 16 428 M.. gewerbliche Fortbildungsschule 43 191Mark. Krankenhausverwaltung 7940 M.. Säuglingsfürsorge<neii)1000 M., Armenverwaltung 15 390 M., Schlachthaus 3000 M.,Elektrizitätswerk 44 100 M., Straßenbahn 6230 M., Reservefonds10140 M.. Schuldenverwaltung 19 740 M.— Bei den Minder-ausgaben interessieren: Dispositionsfonds 23 666 M., G e»meindeschulen s!) 1600 M.Berliner)Vachricbten«Der„rote Sonntag" auf der„Eselsburg".Welche Verheerungen der 2t. Januar in den Köpfenunserer Scharfmacher angerichtet hat, das zu beobachten hattenwir wochenlang vor diesem Tage wiederholt Gelegenheit.Oester haben wir unseren Lesern auszugsweise Proben derRevolutionsfurcht unserer Gegner unterbreitet. Die Schreiberdieser scharfmacherischen Ergüsse sahen nichts weiter als Blutund immer wieder Blut; sie beschwuren die Regierung.Kanonen und Militär bereitzuhalten zum Empfang der rotenKanaille. Blaue Bohnen sollten die Wahlrechtsdemonstrantenam 21. Januar zu Mittag bekommen. Vorbereitungen zudiesem Mittagsmahl waren ja auch getroffen, aber das seinRecht Heischende Proletariat hatte keinen Appetit nach diesemGericht, es verzichtete auf den Genuß. Daß diemilitärischen Anordnungen im strikten Gegensatz zu dem polizeilichen Verhalten standen, habenwir schon erwähnt und offen die tattvolle Haltung derBerliner Polizei anerkannt. Es wäre aber pflichtvergessenvon uns, wollten wir nicht weiteren Kreisen mitteilen, daßdie Herren Scharfmacher auch ihrerseits alles zur Ver-teidigung des bedrohten Vaterlandes beigetragen hatten, wasin ihren Kräften stand. Warum denn auch immer tagtäglichnur das Papier malträtieren mit dem Hinweis auf dieRevolutionsgefahr, sagte sich einer unserer Oberscharfmacher.schreiten wir lieber zur Tat, beweisen wir, daß>vir iin Kampfe für König und Vaterland nach jederRichtung hin unseren Mann stehen. Und nun ging unserOberscharfmacher an die Arbeit. Er rief die Getreuen seinesBetriebes. auf die er sich glaubte Verlaffen zu können, zu-sammen und führte ihnen die am Sonntag drohende Gefahrvor Augen, indem er ihnen die letzten sechs Nummern desvon ihm in seiner Eigenschaft als Chefredakteur redigiertenBlattes aushändigte. Es gälte die Verteidigung des Vater-landes mit Gut und Blut; jeder wahrhaft Deutsche müsse daauf dem Posten sein. Eine Truppe von neun Mann wurdegebildet und entsprechend ausgerüstet; einer mit einem Karabiner,die anderen mit Revolvern. Die Truppe bestand aus demFaktor als dem Kommandeur, einem Obermaschinenmeister,einem Ober-Stereotypeur, zwei Stereotypeur-Hülfsarbeiternund vier Mann vom Expeditionspersonal. Setzer und Re-dakteure waren unter dieser Kolonne nicht vertreten. Damitdie Sache klappte, hatte sich der Kommandierende der Truppe,der Faktor, vorher im Schießen geübt, er soll aber auf diesemGebiete keine Lorbeeren geerntet haben. Die gesamte Truppeivurde nun zum Sonntag vormittag nach der„Eselsburg" be-stellt, um den Dienst anzutreten. Ob die Leute zu Hauseerst Abschied nehmen mußten, wissen wir nicht. istaber nach den Anordnungen des Oberbefehlshabers sehrwahrscheinlich. Zunächst wurde die Parole ausgegeben.Ein Bote wurde mit dem Telephon vertraut gemachtund ihm die Telephonnummern des Polizeipräsidiums und derteuerwehr genau eingeschärft. Die Befehle lauteten:„Dievre sind fest zu schließen, damit die rote Kohorte nicht ohneweiteres eindringen und etwa die Maschinen vernichten kann.Lassen sich an dem Tore Leute sehen, ist sofort zu schießen!"Und nun begann das Warten auf den Feind. Doch die Zeitverrann und er ließ sich nicht blicken, so oft man auch nachihm spähte. Schließlich wußten unsere Vaterlandsverteidigernichts anderes anzufangen, als nach alter Landsknechtsartsich mit Spiel und.Trunk die Zeit zu vertreiben,indes der Anführer der armen Falstaffgarde, dengeladenen Revolver vor sich auf dem Tische liegend, derDinge harrte, die da kommen sollten. Der Chefkommandeuraber, dem wohl infolge anonymer Androhungen die Laternen-Pfeiler als Galgenpfähle erschienen sein mögen— hatte derTapferkeit besseres Teil erwählt und war seit Sonnabendabend— verduftet, so daß der„wütende Mob" nicht einmalin seiner Privatioohnung seiner hätte habhast werden können.Nachdem unsere„tapfere" Schar so fünf bange Stundenvergeblich gelauert, ergab sie sich; sie ließ die geladenenRevolver liegen und machte sich aus den Heimweg. Die.Arbeit" war vollbracht und unseram Montag wiedergekehrterOberscharftnacher konnte in der Montagsausgabe seines Blattesin einem neuen Artikel zum soundsovielten Male beweisen, daßnur mit Mut und Entschlossenheit der Sozialdemo-kratie der Garaus werden könne.Damit könnte nun die Sache erledigt sein, aber sie ist esnoch nicht. Wie wir hören, bestehen noch Zweifel darüber,wie hoch diese„Sonntagsleistung" bewertet wird. Der HerrCheftedakteur hat die Absicht, die Tapferen mit je 3 M. zuentschädigen; die„Söldner" aber scheinen ihre„Arbeit" höherzu bewerte... Wie die Sache noch enden wird, steht dahin,daß aber der Herr Chef diese Verteidigertätigkeit so niedrigbewertet, ist unseres Erachtens nur zuzuschreiben dem ständigenDalles, in dem sich das Blatt befindet.Zu dieser ganzen„Attion" noch ein Wort der Kritik zusagen, hieße nur die Wirkung derselben abschwächen. Siezeigt aber, wie sich in den Köpfen unserer Scharfmacher dieArbeiterbewegung widerspiegelt und bei manchen Leutengeradezu zum hellen Wahnsinn führt. Wer der Arrangeurdieser ganzen wahren Geschichte ist und wo sie sich zugetragen.dürften unsere Leser schon erraten haben: Der Oberst-konimandierende ist niemand anderes als der Chefredakteurder„Post" und die getroffenen Maßnahmen geschahen zun:Schutze dieses Zeitungsunternehmens. Da die„Post" selbstvon ihrem hier bewiesenen Mut ihren Lesern Mitteilung nichgemacht hat. wollten wir das Versäumte nachholen und glaubender„Post" damit einen Gefallen zu erweisen.Die MaSkenverlelher werden von folgender Bekanntmachung desPolizeipräsidenten nicht sehr erbaut sein:„Der Polizeipräsidentmacht bekannt, daß die Gefahr besteht, daß mit Gesichts-masken Krantheitskeime. namentlich solche der Tuber-tulose. von einer Person auf die andere übertragen werden können.Der Herr Polizeipräsident warnt daher, auS Maskengeschäftengebrauchte Gesichtsmasken zu entleihen."Eine Explosion, bei welcher 3 Personen mehr oder wenigererheblich verletzt wurden, hat gestern gegen Abend in der„Elektro-motor" G. m. b. H. am Schiffbauerdamm 21 stattgefunden. Iii:Arbeitssaale waren einige Angestellte bei einer Beschäftigung, bei dereine Benzinlainpe benötigt wurde. Einer der jungen Leute soll sich