Einzelbild herunterladen
 

8

1. Beilage zum, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 231.

Lokales.

11

Sonntag, den 2. Oktober 1892.

9. Jahrg.

tägigen und monatlichen Lohnzahlungen. Die für den Arbeiter außerdem auf spezielles Ersuchen des Magistrats der Stadt den Werth des Lohnes thatsächlich schmälern, denn dem Berlin . Die Wasserproben werden an der Entnahme in Stralau Vom preußischen Landtags- Wahl ,, recht". Die tollsten Arbeiter sind zwei Mal zwanzig Mart, die er je in einer Woche in der üblichen Weise in einem sterilisirten, mit Wattepfropf zu Unterschiebe", schreibt die Freifsinnige Zeitung", ergiebt für den erhält, lieber, als vierzig Mark, die ihm erst nach zwei Wochen verschließenden Glasfölbchen aufgefangen und so in das ausgezahlt werden. Nur Leute, die entweder dem genügend an- Institut transportirt. Die Untersuchung der einzelnen Wasser­ersten Berliner Landtags- Wahlkreis die soeben veröffentlichte Be- erkannten Sparsystem huldigen, oder die nicht Herr ihrer wirth- proben wurde so vorgenommen, daß das Wasser zunächst kräftig Abtheilungen in den einzelnen Urwahlbezirken nach Maß längere Löhnungstermine. anntmachung des Magistrats über die Abgrenzung der schaftlichen Entschließungen sind, begeistern sich heute noch für durchgeschüttelt und dann eine kleine Quantität deſſelben( dem hohen Keimgehalt des Stralauer Wassers entsprechend circa gabe der neuen Bestimmungen, wonach für jeden Bezirk eine be­Es muß doch aber auch den Staatsbehörden daran gelegen 1/20 ccm) in einem sterilisirten Doppelschälchen mit ca. 10 ccm fondere Drittelung stattzufinden hat. Es kommen bei den Ersatz- sein, daß die von ihr selbst zum Gesetz erhobene Sonntagsruhe geschmolzener, 30-40° C warmer Nährgelatine innig vermischt wahlen 186 Bezirke in Betracht. Die erste Wählerklasse schließt den Arbeitern nicht Nachtheil und Schaden verursacht, und das wurde. Nach dem Abkühlen und Erstarren der Gelatine wurden im 40. Bezirk mit 138 656 M. Steuer ab, dagegen im 201. Be- wäre eigentlich schon Grund genug, die Freitagslohnzahlung in die Schälchen bei Zimmertemperatur ( ca. 20-220 C) stehen ge­zirk mit 102 M. Steuer. Ein Bezirk schließt mit der Steuer- staatlichen Betrieben einzuführen und sie auch für alle anderen lassen. Nach Ablauf von 2 mal 24 Stunden( und ebenso an den fumme von 74 830 M. ab, dann folgen fünf mit Steuersummen behördlichen Arbeiter anzuordnen. über 20 000 R., neun mit Stenersunimen von 10 bis 20 000 m. nächstfolgenden Tagen) wurden die entwickelten Kolonien einer als Minimum für Wähler erster Klasse; in 80 Bezirken der Unternehmer gegen die Sonntagsruhe zu thun haben, zogen. Daß wir es in der nächsten Zeit mit einem Ansturm Prüfung bei schwacher mikroskopischer Vergrößerung unter­Alle irgendwie cholerakolonien ähnlich erscheinenden beträgt die geringste Steuersumme des Wählers 1. Klaise dafür sprechen unter den mancherlei Anzeichen auch die Kolonien wurden abgeimpft und in hängenden Tropfen bei zwischen 1000 und 10 000 Mart in 91 Bezirken unter frampfhaften Agitationen der Unternehmer, von benen starker Vergrößerung geprüft. Bis zum heutigen Tage hat sich 1000 Mr. bis 102 M. In der zweiten Abtheilung schließt in gerade erst in den letzten Tagen wieder die Rede gewesen ist, wo in feinem einzigen Falle mit Hilfe der geschilderten Untersuchungs­einem Bezirk die Steuersumme des letzten Wählers mit 14497 M. ab, in einem anderen mit 36 M., in 26 Bezirken mit es sich um Massenpetitionen der Unternehmer an die gesetz- methode das Vorhandensein von Cholerateimen in dem Stralauer 1000 bis 6816 M., in 140 Bezirken zwischen 100 und 1000 m., gebenden Körperschaften und an die Reichsbehörden handelte Wasser nachweisen lassen. Dr. C. A. Günther, Privatdozent und in 19 Bezirken unter 100 m. bis 36 M. herab. Jm ganzen Sonntagsruhe. um Aufhebung beziehungsweise Einschränkung der gegenwärtigen Assistent am hygienischen Institut." find in den 186 Bezirken 65 499 Wähler dritter Klasse, 4920 zweiter und nur 1317 Wähler erster Klasse. 3 welchen lächer- hörden nicht ruhig zusähen, wie der neue Ansturm verläuft, Nacht ist nur eine, im Laufe des gestrigen Vormittags zwei Ber­Solchen Versuchen gegenüber wäre es gut, wenn die Be Aus dem Krankenhause Moabit . In der vorverflossenen lichen Folgen die neue Dreitlaſſen- Eintheilung für die Landtags- sondern entschieden, zu den getroffenen Anordnungen Stellung fonen eingeliefert worden, doch sind alle brei choleraunverdächtig. Ersatzwahl in Berlin mit der neuen, bekanntlich durch den Abg. nähmen. Die Caprivische Regierung, die ja so gern betont, daß Gegenwärtig befinden sich in dem Krankenhause nur noch zwei von Huene vorgeschlagenen besonderen Drittelung für jeden sie auch gegen den Strom schwimmen fann, hätte hier Gelegen an der asiatischen Cholera erkrankte Personen, und zwar Gladow einzelnen Urwahlbezirk führt, beweist ein Vorkommniß aus einem heit, dies Regierungskunststück wieder einmal im Interesse einer und Meincke, währen die übrigen an der Seuche erkrankt ge= westlichen Bezirk Berlins . Dafelbst hat ein hoher Beamter, ob- den Arbeitern nüglichen Sache zu erproben; sie könnte diese wesenen Personen als Genesende zn betrachten sind, welche aller gleich er mehr als 5000 M. Wohnungsmiethe bezahlt, in der Leistung sehr leicht vollbringen, indem sie die wöchentliche Lohn- Wahrscheinlichkeit nach Anfangs nächster Woche entlassen werden. bitten Klaſſe zu wählen, während ein paar Häuſer weiter in zahlung für alle in Staatsbetrieben thätige Arbeiten auf den Auch Gladow und Meince befinden sich verhältnißmäßig wohl einem anderen Urwahlbezirk sein Schneider in der zweiten Klasse Freitag anordnet. und ein paar Straßen davon einer feiner Untergebenen stolz in und in ständiger Besserung. Der Bestand ist, nachdem 9 Per­der ersten Klasse wählt." fonen aus dem Krankenhause entlassen worden sind, 49 Personen, Der Postschaffner Möwe wird voraussichtlich schon am Montag als geheilt entlassen werden können.

Ueber den Dekonomen, welcher die Restauration in der

in der Bücklerstraße gelegenen Markthalle in Pacht hat, wird bei uns folgendermaßen Kelage geführt. Während der Geschäfts­stunden der Markthalle könne in dem Restaurant Jedermann ver­fehren; Abends aber und zwar an Sonnabenden und Sonntagen gestalte sich die Sache anders. Wer dann nicht in weißer Wäsche

Als Symptome der tiefgehenden Umwälzung der Geister, Die Lohnanszahlung am Freitag scheint nur schwer in welche mit Bezug auf alle religiösen und ethischen Anschauungen Fluß kommen zu wollen. Man hat bisher noch nicht gehört, auch in bürgerlichen Streifen Platz gegriffen hat, hat sich hier Ans Spandan wird gemeldet: Der Schiffseigenthümer Daß außer den wenigen Unternehmern, die sich bald nach dem neuerdings eine Gesellschaft gebildet, deren Zweck es ist, im 1. Juli d. J. zur Auszahlung des Wochenlohnes am Freitag Kreise ihrer Mitglieder und außerhalb desselben das Gemeinsame Stolp aus Berpenschleuse ist auf der Fahrt von Berlin nach bereit erflärten, noch weitere zu dieser Einrichtung bereit ge und Verbindende, unabhängig von allen Verschiedenheiten der Spandau an aftatischer Cholera gestorben. Die Leiche ist gestern funden hätten. Die Sache hatte einen ganz guten Anfang ge- Lebensverhältnisse, sowie der religiösen und politischen An- in Spandau gelandet worden. nommen. Auf einer Anzahl Bauten wurde damals ebenfalls am schauungen, die Entwickelung ethischer Kultur zu pflegen. Freitage ausgezahlt und möglicher Weise wäre Unter ethischer Kultur als Ziel ihrer Bestrebungen versteht es den Berliner Bauarbeitern gelungen, die allgemeine Lohn- die Gesellschaft einen Zustand, in welchem Gerechtigkeit und zahlung für den Freitag durchzusetzen, wenn nicht die im Wahrhaftigkeit, Menschlichkeit und gegenseitige Achtung walten. allgemeinen wenig günstige Bausaison in diesem Jahre unter Als Mittel zur Erreichung ihrer Zwecke sollen zunächst lich ist die Zahl derjenigen Bauten gerade in diesem Jahre wieder in allen ihren Stufen und zur Pflege des Wahrhaft- Menschlichen erscheint, müsse unweigerlich das Lokal sofort wieder verlassen, dem Einflusse des Wetters früh zu Ende zu gehen drohte. Frei- folgende Bethätigungen dienen: 1. Veranstaltungen zur Hebung der ethischen Jugenderziehung eine sehr große, wo der Bauarbeiter schon vergnügt sein kann, und Gemeinsamen im ethischen Unterricht, unabhängig von den andernfalls werde er durch eine zu diesem Zwecke anwesende wenn er überhaupt nur sein Geld bekommt und nicht felten wird es Montag und Dienstag, ehe Maurer und trennenden Behren der religiösen Konfessionen und der Parteien; andere Bauarbeiter den Lohn von der Woche voll erhalten 2. Veranstaltungen von Borträgen und Erörterungen über ethische Forderungen und Probleme im Kreise der Mitglieder und Pflege der weihevollen Wirkungen der Wissenschaft und Kunst auf die weitesten Kreise des Volkes; 3. Verbreitung von ethisch förderlichen Erörterungen durch Bücher, Zeitschriften, Flugblätter, Beitungsartikel u. f. w.

haben.

Bon den großen Fabriken hatten sich im Sommer d. J. nur wenige zur Lohnzahlung am Freitag bereit erklärt: Auch hier Scheint die Sache feinen rechten Fortgang zu nehmen; wenigstens haben wir daran, daß in zahlreicheren Fabriken die Freitags­zahlung eingeführt worden wäre, nichts gehört.

Lauschen nicht alle Anzeichen, so will man die Freitag: Lohnzahlung seitens des Unternehmerthums im engeren 3u fammenhang bringen mit der Sonntagsruhe and die Agitation, die sich gegen diese richtet, wirkt zugleich

gegen jene.

4. Betheiligung an der Hebung der Lebenslage der ärmeren Leidenden, und Bedrängten gegen jede Art von Unglück und Boltsschichten, sowie an dem Schutze und der Hilfe für alle

Unrecht.

Berlin eine Versammlung tagen, die sich mit der Gründung des Innerhalb der Zeit vom 18.- 21. Oftober wird hier in

Person in der rücksichtslosesten Weise herausbefördert. Dabei würden die betreffenden Gäfte mit den liebenswürdigsten Aus­brücken gegen die Sozialdemokraten regalirt. Als der Dekonom Zimmermann ist sein Name- noch in einen Verhältnissen lebte, sei er sehr zufrieden gewesen, wenn sozialdemokratische Arbeiter bei ihm verkehrten. Nachdem er aber Dekonom im Restaurant einer städtischen Markthalle geworden, habe sich das offenbar geändert. Das hier mitgetheilte wird uns von mehreren bezeichnet, und so glaubten wir dem Wunſche der Einsender nach Personen, die wir für glaubwürdig halten müssen, als zutreffend Veröffentlichung dieser schnurrigen Historie kein steinern Herz entgegenbringen zu sollen.

Ein neuer Vaukkrach ist zu melden. Die Inhaber der Firma Schulz und Viert haben sich am Freitag Nachmittag felbit Der Staatsanwaltschaft am Landgericht I mit der Angabe gestellt, daß fie Depots in Höhe von 1 Millionen Mark veruntreut hätten. Die Selbst denunzianten haben sich direkt an die Staats­anwaltschaft gewandt, um nicht erst von der Kriminalpolizei ge­faßt zu werden.

Richtig ist ja, daß die Freitags- Lohnzahlung nachdrücklich Vereins befassen wird. gefordert wurde, als die Vorschriften über die Sonntagsruhe am 1. Juli d. J. in Kraft traten; richtig ist aber auch, daß diese And dem hygienischen Institute der Universität Berlin Forderung seitens der Arbeiter längst und bereits vor vielen Jahren ist dem Magiftrat folgender Bericht über die Untersuchung des angeregt worden ist; fie wurde erst brennend durch die Sonntags- Stralauer Waffers auf Cholerabazillen zugegangen: Berlin , den ruhe, weil bei der Sonnabend- Lohnzahlung den Familien vielfach) 23. September 1892. Angesichts der der Stadt Berlin drohenden die Möglichkeit genommen wird, ihre Bedürfnisse für den Sonntag Choleragejahr ertheilte Herr Prof. Dr. Rubner mir am 1. September noch rechtzeitig einzukaufen. dieses Jahres den Auftrag, eine tägliche bakteriologische Unter- Eine Vergiftungsgeschichte und ihre Folgen. Der bei So einleuchtend nun die Forderung der Freitag- Lohnzahlung suchung des Spreewassers, entnommen an der Schöpfstelle der dem Reichsanzeiger" angestellte Expedient R. wohnt als Wittwer auch ist, und so dringend diese infolge der Sonntagsruhe ge- Berliner Wasserwerke in Strala, auszuführen, um in dem Wasser mit seinen beiden Töchtern und den 13 Jahre alten Sohn Erich fordert werden muß, so bedauerlich bleibt es, daß die Staats- etwa auftretende Cholerabazillen möglichst frühzeitig zu ermitteln. in dem Hause Möckernstraße 83. Vor acht Tagen hatte die behörden sich den in den staatlichen Wertstätten und Be- Das Kuratorium der städtischen Wasserwerke hat auf Ersuchen Familie eine Suppe gegeffen, in der ein Bleilöffel liegen geblieben trieben beschäftigten Arbeitern gegenüber noch nicht zur Freitag- des hygienischen Instituts zu diesem Zwecke dem Institute vom war. Alsbald traten Vergiftungserscheinungen bei allen Mit­Lohnzahlung haben entschließen fönnen. Hier herrscht vielfach 2. September ab täglich Vormittags eine Probe des Stralauer gliedern zu Tage, so daß ein Arzt hinzugezogen werden mußte. noch das für unsere großstädtischen Arbeits- und Arbeiter( unfiltrirten) Spreewassers zugefandt. Vom 20. September ab Erich H. ist bei dem Manufakturisten Krohn, Anhaltfir. 14, als verhältnisse wenig empfehlenswerthe System empfehlenswerthe System der vierzehn geschehen die in Rede stehenden täglichen Wasser- Untersuchungen Laufbursche beschäftigt und hatte trotz der eingetretenen Schwäche

Sonntagsplandevei.

unter den Entrüfteten, und wem das Herz ob dieser Helden- der Minister des Innern etwas. Immerhin ist auch die Cholera that nicht überging, der muß wirklich einen Stein im Busen nur eine Krankheit für arme Leute, die Hamburger Zeitungen mit fich herumschleppen. verkünden das täglich zur Beruhigung der zahlungsfähigen R. C. Im Herbste, wenn die Nüsse reifen, bricht eigent­Die freisinnigen Hüter der Selbstverwaltung wollen Publikums, indem sie den Nachweis erbringen, daß unter lich die schönste Zeit des Jahres an. Die Periode der den Oberpräsidenten nicht als ihren Chef anerkennen. Sie den durch Besitz und Bildung" ausgezeichneten Gesellschafts­scuren Gurte neigt sich ihrem Ende zu, die Seeschlange haben Recht daran, denn so lange Herrn Eugen Richter's schichten die Cholera nennenswerthe Opfer überhaupt nicht hängt geknickt am Stengel und alles schaut mit gespannter Augen wachen, hat Niemand auf der ganzen, weiten Welt gefordert hat. Und so lange wie das der Fall ist, soll Erwartung den kommenden Ereignissen entgegen. Unter ein Aurecht auf diesen Titel. Seine Zuchtruthe man nicht an der althergebrachten, von Gott gewollten dem neuen Kurs kann man sich über Langeweile im all mag vielleicht auch nicht sehr zart sein, aber man Ordnung rüttelu, und den kirchlichen Vorurtheilen darf nicht gemeinen nicht beklagen, Bismarck ist als Lückenbüßer un- beugt sich willig unter seine republikanischen Allüren, um eine Bazillenbreite näher gerückt werden. bezahlbar, und die Jugenderinnerungen Eugen Richter's und seine Wasserstiefel find dem Philister immer Moral und Sittlichkeit sind alles. Seit heute haben täuschen ebenfalls angenehm über die länger werdenden noch erträglicher, als der feidene Wadenstrumpf die Restaurants mit Damenbedienung Trauer angelegt; Abende hinweg. eines Oberpräsidenten. Ueber den Geschmack läßt sich nicht wie man hört, soll in diesen gastlichen Hallen nur noch Als Herr Zelle kürzlich morgens erwachte, war er streiten, und seitdem die Cholera dem Fortschritts- Philister dunkles Bier verzapft werden. Wer wird in Zukunft Oberbürgermeister von Berlin , der Jubel, der in weitesten sogar die Weiße verekelt hat, ist dieser zu allem bereit und die schon zur Fabel gewordenen Wollonkel rupfen, Kreisen über dieses erlösende Faktum ausbrach, stellte den scheut selbst vor dem Verwegenſten nicht zurück. So wird wo wird der wildgewordene Strohwittwer feine Fall Stryd gänzlich in den Hintergrund, so daß die munter gewühlt und gewettert, und wenn man nachher alles Keuschheit zu vertheidigen haben? Die diskreten Buthausbrüche der linksfortschrittlichen Blätter über beim Alten gelaffen hat, blickt man mit Siegeszuversicht und Eingänge vom Flur haben ihren Reiz verloren,

den neuen Chef" der Selbstverwaltung fast ungehört voller Befriedigung auf das Geschehene. Die mit dem Kloset- denn um sich von einer schweigsamen Noune bedienen zu verhalten. Herr Stryd ist der geborene Stadtverschlüffel bewehrte Fauft des Stadtverordneten Borstehers laffen, braucht Niemand das Licht der vollsten Deffentlichkeit ordneten Borsteher: hätte er in seinem Leben weiter wird noch lange im Rothen Hause regieren, denn in den zu schenen. Selbst die frommsten Mucker dürfen sich frohen nichts erfunden als seine siegreiche Klosetordnung seligen Annalen des Fortschrittringes ist es bisher unerhört ge- Muthes in die tollsten Animirkicipen begeben, sie können Angedenkens, so würden ihn die spätesten Enkel noch preisen, wesen, daß eine freisinnige Krähe der anderen die Augen höchstens durch Pantomimen vom Pfade der Tugend ab­und sie würden sich glücklich schätzen, daß fie gerade in der aushackt. gelenkt werden. Rein Rippenstoß, fein fanftes Streicheln, Cholerazeit nicht in einem seiner Häuser zu wohnen ge= Es muß daher jeden loyalen Unterthan mit einer außer lein lispeludes Kosewort, tein Anschnauzer wird sie an ihre zibungen waren. Der derzeitige Stadtverordneten- Borsteher ordentlichen Zuversicht erfüllen, daß sich Herr Virchow nach Pflicht erinnern, daß sie etwas zum Besten zu geben ist kein Freund des Brechdurchfalls, und in der jetzigen wie vor unentwegt über die Cholera interviewen läßt. haben einsam liegt das Eisen in der Halle! Aber ach, kritischen Zeit hat das gewiß seine Vorzüge. Aber auch die Die zweischläfrigen Nasenquetscher, die der Magistrat die fittenstrenge Moral, die stets durch einen Schuhmann Dickfelligkeit ist eine Eigenschaft, die für Jemand, der ein schon für die Massengräber in Aussicht genommen hatte, bewacht und vertheidigt werden muß, lauert meist nur Ehrenamt inne hat, nicht ohne weiteres von der Hand zu harren glücklicherweise noch ihrer Bestimmung, und wären auf die passende oder unpassende Gelegenheit, um mit Glanz weisen ist. Wenn die bürgerlichen Myrmidonen einen An- die leidigen Schiffer nicht, welche die Bazillen literweise zu und vollen Segeln in die Brüche gehen zu können. fturm versuchen auf das Rothe Haus und auf den geweihten sich nehmen, so könnte auch der letzte Kommerzienrath in wenn hinter jedem Gast, der seinen inneren Menschen mit Sessel des Stadtverordneten- Königs, so drückt sich dieser ungestörtem Frieden weiter die Depots seiner Kunden ge- Wein und echten Bieren erquicken will, ein Schutzmann mit fester in die sanften Bolster, lächelt diplomatisch und er- nießen. Die Mittheilungen des Herrn Profeffor Virchow gezogenem Säbet stände, wenn jede Kellnerin von Beamten öffnet die Sitzung mit der üblichen Tagesordnung und der haben also nur ein theoretisches Juteresse, und es ist liebens- der Sittenpolizei belagert wäre, wenn vor jeder rothen gewohnheitsmäßig tuarrenden Stimme. würdig von den Bazillen, daß sie wegen der schöngefärbten Laterne ei grüner Wagen bereit stände vielleicht wäre russischen Berichte sich nicht nach Berlin getrauen. Die das der Traum manches Gutgesinnten, aber würden wir drohende Leichenverbrennung haben sie nicht zu fürchten, denn dadurch sittlicher werden? Vielleicht bemächtigen sich ein­wir sind allzumal Sünder und mäten bei der Auferstehung mal die berufenen Hüter von Gesetz und Ordnung dieses der Todten alle mit geraden Guedern erwachen, und von der Gedankens, dann könnten uns vielleicht die Frommen im Sage vom Vogel Phönig hält weder der Reichskanzler noch Lande Auskunft ertheilen.

-

Halt' Dir feste, Aujust, et feht nochmal los" fagte ein Berliner Junge in einer besonders kritischen Situation, und mit derselben Seelenruhe scheint Herr Stryck Der weiteren Entwickelung des Froschmäusler- Krieges ent­gegenzusehen. Sogar der Berliner Arbeiterverein marschirte

-

-

Und