Nr. 26. 23. Jahrgang.
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Bei Beginn der heutigen Sigung wurde eine Resolution der Zabatarbeiter von Achim zur Debatte gestellt, welche unter Hinweis auf einen entsprechenden Beschluß des Tabatarbeiterkongreffes vom Jahre 1893 verlangt, daß ein Zusammenschluß des Tabatarbeiterverbandes und des Sortiererverbandes in die Wege geleitet werde. Gerlach Achim befürwortet den Antrag. Bensch Bremen be= antragt die Absetzung des Antrages von der Tagesordnung, da die Frage der Einigung Sache der beiden Organisationen sei. Nachdem Deichmann als Vorfizender des Deutschen Labatarbeiterverbandes mitgeteilt hatte, daß die Vorstände der beiden Verbände sich schlüssig geworden feien, bald nach dem Kongreß in dieser Angelegenheit eine gemeinsame Sibung abzuhalten, wird die Absehung der Resolution bon der Tagesordnung fast einstimmig beschlossen.
In der alsdann weitergeführten Debatte über die Rage der Tabatarbeiter bespricht
Karl Müller Ohlau i. Schl. die Verhältnisse in seiner Heimat, tvo 1212 Tabatarbeiter, davon nur 86 männliche, beschäftigt seien. Die Organisation habe ganz gute Fortschritte gemacht. Der Ver dienst der Zigarrenmacher betrage bei 55-61 Stunden Arbeitszeit 9,50 M. pro Woche, für Wickelmacher 9 M., für Sortierer 13,50 M. Langner Ohlau ergänzt den Bericht.
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Wolf Verden stellt richtig, daß der Verdienst 10-30 M. pro Mille betrage und der Wochenverdienst für männliche Arbeiter nicht mehr als 16, für weibliche 8 M. pro Woche.
Bom Gewerkverein der Tabatarbeiter( Hirsch- Dunder) ist die Anzeige vom Ableben ihres Delegierten eingelaufen. Der Vorstand ersucht aber den Kongreß, trok der infolgedessen fehlenden Vertretung des Gewerkvereins, für dessen Mitglieder den Protest gegen die Tabaksteuer mitzuerheben.( Lebhaftes Bravo!)
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Brinkmann Spenge: Fast in jedem Haushalt müssen die Frauen und Kinder mitarbeiten. Kinder, die noch nicht das schulpflichtige Alter erreicht haben, werden zum Abwickeln des Tabaks verwendet. Die Zustände seien sehr traurige und es wäre wünschenswert, daß sich der Kongreß in einer Resolution gegen die verderbenbringende Heimarbeit ausspreche. Zigarrenarbeiter Graupe- Delizsch: In Deliksch gebe es 1100 Tabatarbeiter, von denen aber nur 250 organisiert seien. Das zeige, wie schwer es sei, die Heimarbeiter in die Organisation zu bringen. Die Arbeitszeit habe sich überhaupt nicht feststellen lassen, nur so viel lasse sich mit Bestimmtheit sagen, daß die Tabatarbeiter den größten Petroleumberbrauch aufzuweisen haben. Bei angestrengtester Arbeit verdienen Mann, Frau und Kinder zusammen Noch eine ganze Reihe Redner verbreiten sich über die Migstände in der Hausarbeit und die damit Hand in Hand gehende Verwendung der Frauen, denen kaum Zeit zur Besorgung der Haus arbeit bliebe, sowie der Kinder. Dabei kämen trob Anspannung aller Kräfte so geringe Wochenverdienste heraus, daß es bei den heutigen hohen Lebensmittelpreisen, die auf dem Lande oft teuerer feien als in den Städten, nicht zum Unterhalt der Familie ausreiche. Verschiedene Redner belegen diese Darlegungen mit näheren Zahlen über Lebensmittel-, Wohnungspreise, Steuern usw.
15-16 M. pro Woche.
mehr.
Es sind noch 57 Redner gemeldet, der Kongreß beschließt infolgedessen, die Redezeit auf 10 Minuten zu beschränken. Auch ein großer Teil der nachfolgenden Berichte bringt nichts Neues Auf Vorschlag des Bureaus erhalten zunächst die Vertreter der Zigarettenarbeiter das Wort. Es soll damit, wie der Vorsitzende Borner- Berlin ausführte, zum Ausdruck gebracht werden, daß die Tabatarbeiter sich mit den am schwersten bedrohten Arbeitskollegen aus der Zigarettenindustrie solidarisch fühlen.
Frau Lang- Dresden: Die Zigarettenarbeiterinnen in Dresden feien so schlecht gestellt, daß sie nicht genug zum Lebensunterhalt verdienen. Das wüßten die Fabrikanten auch, denn sie müssen oft genug Vorschüsse leisten, von denen sie selten etwas zurückerhalten. Viele Arbeiterinnen würden der Prostitution zugetrieben, verheiratete Frauen feien genötigt, Sonntags durch Gästebedienen Nebenverdienst zu suchen.( hört!) Die Arbeitszeit betrage in der Fabrit 8-10 Stunden, dann aber habe die Arbeiterin noch zu Hause 2-3 Stunden mit Hülsenfleben zu tun, so daß sie sich den Schlaf verkürzen müffe, wenn sie ihren Haushalt in Ordnung halten wolle.
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Lipec Hannover : Obwohl Hannover die besten Arbeitsverhältniffe habe, seien dieselben doch noch keineswegs befriedigende. Der Zigarettenarbeiter verdiene 18-22 M., die Arbeiterin 13 bis Der Zigarettenarbeiter verdiene 18-22 M., die Arbeiterin 13 bis 18 M. in der Woche. Redner beklagt den Dünkel mancher Zigarettenarbeiter, die fich für besser halten als die Tabatarbeiter. Die Redaktionskommission unterbreitet dem Kongreß folgende
Resolution:
Der am 29. Januar und folgende Tage in Berlin tagende bon 194 Delegierten aus 575 Orten befchickte Kongreß der Tabakarbeiter und Tabatarbeiterinnen Deutschlands protestiert auf das entschiedenste gegen jede Erhöhung der Tabaksteuer, des Tabatzolles, fowie gegen jede Art der weiteren Besteuerung der Tabakfabritate und berurteilt aufs schärfste, daß die Reichsregierung es unterließ, Regierungsvertreter behufs näherer Information über die wirtschaftliche Lage der Tabatarbeiter und Arbeiterinnen, folvie über die Verhältnisse des ganzen Tabafgewerbes zu dem Songreß zu entsenden.
Störungen verursacht wurden, die jeden ernsthaften Versuch, iveiter, als der breiten Masse Sand in die Augen zu streuen zu ihrer Lohnaufbesserungen zu erstreben, unmöglich machten.
Eine neue Steuererhöhung würde eine weitere Verschlechterung der Lage der Tabatarbeiter herbeiführen. Da die Tabatarbeiter in 300 Arbeitstagen jetzt einen Durchschnittsverdienst von 543 M. erzielen, würden sie durch vermehrte Arbeitslosigkeit und Lohnverschlechterungen zum Hungern verurteilt sein.
Der Kongreß protestiert besonders gegen die geplante beispiellos hohe Bigarettensteuer. Durch Annahme dieser Steuer würden zweifellos tausende weiblicher Tabatarbeiter brotlos werden und dem Hunger preisgegeben oder der Prostitution in die Arme getrieben. Eine Steuer, die in manchen Fällen höher ist als der gegenwärtige Verkaufspreis der Zigaretten, wird eine böllige Revolution in der Zigarettenindustrie erzeugen. Die Zigarettenindustrie wird aus den Großstädten, wo sie jetzt ihre Fabriken hat, verlegt werden nach Gegenden mit billigeren Arbeitskräften und die arbeitslos gewordenen Arbeiterinnen in den Großstädten in hülfloser Lage zurüdlassen. Um zu verhindern, daß tausende weiblicher Arbeiter dem Hunger oder der Prostitution preisgegeben werden, fordert der Kongreß von dem hohen Reichstage, dem Gefeßentwurfe betreffend die Einführung einer Zigarettensteuer seine Zustimmung zu bersagen.
Der Kongreß erwartet, daß die Regierung, nachdem die Steuerkommission des Reichstages einstimmig die Gesetzes vorlage wegen Aenderung des Tabaksteuergesetes abgelehnt hat, schleunigst die Gefeßentwürfe zu höherer Belastung des Tabaks zurüdzieht und bei fünftigen Steuervorlagen die höhere Be lastung des Tabats ganz außer Frage läßt.
Sollte dies nicht eintreten, so erwartet der Kongreß, daß der Reichstag ebenso einstimmig wie feine Kommission in erster Lesung das Schicksal der Vorlage durch ein ablehnendes Votum besiegeln wird.
Als ein weiterer Vertreter der Berliner Zigarettenarbeiter sprach noch
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Plünderung und Ausraubung.( Stürmischer Beifall.) Noch ist die Gefahr für uns nicht vorüber. Die Reichsregierung braucht für ihre Flotten- und Weltpolitik Geld, und der Tabak ist von jeher das Lieblingssteuerobjekt der Staatssekretäre gewesen. Von der ersten Lesung in der Kommission bis zur zweiten Lesung im Plenum fann noch mancher Kuhhandel betrieben werden. Darum dürfen wir nicht einschlafen. Gleich wenn wir heimkommen und Bericht erstatten, müssen wir die Massen auf die Gefahren hinweisen und sie aufrütteln. In dem Kampf gegen die Steuervorlage waren es der Tabatarbeiterverband, der Sortiererverband und an ihrer Seite der Senefelderbund, welche die Führung hatten. Aber die so= genannten„ Christlichen " haben es nicht für nötig gehalten, sich an unsere Seite zu stellen, mit uns, ihren Mitausgebeuteten, gemeinfamen Protest zu erheben.( Zurufe.) Damit haben sie dazu beigetragen, daß dieser Protest nicht als gang vollgültig bezeichnet werden könnte. Es soll ihnen hier kein Vorwurf gemacht werden, aber gesagt muß es ihnen werden, daß sie bei einer solchen Gefahr an unsere Seite gehören.( Lebhafte Zustimmung.) Geloben wir weiter für unsere Organisationen zu wirken, dann werden wir im stande sein, künftig derartige Pläne noch leichter abzuschlagen und die Massen der Arbeiter zu besseren Lebensverhältnissen zu führen. ( Stürmischer Beifall.)
Hierauf schloß um 6½ Uhr der Vorsitzende Wilh. Börner den Stongreß mit einem Hoch auf den Deutschen Tabatarbeiterverband.
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Berichtigung. In dem gestrigen Bericht muß es heißen, daß Knaup- Großhausen einen Brief vom Abg. Frhr. v. Hehl zur Verlesung brachte.
Aus Induftrie und Bandel.
Ein Gnadenatt. Wie die K. V. 8tg." berichtet, hat die Gewerkenversammlung der Zeche Alte Haafe", aus der Not eine Tugend machend, den Grubenvorstand ermächtigt, mit dem Kohlenfyndikat einen Vertrag abzuschließen, wodurch sich die Zeche Alte Haafe" verpflichtet, jährlich nur 125 000 Tonnen zu fördern und sich unterwerfen. Das Syndikat bekämpft die Koble bon Alte Haafe" der jeweilig vom Syndikat vorgeschriebenen Fördereinschränkung zu nicht mehr. Die Zeche fann ihre Kohlen zu beliebigen Preisen bertaufen und zahlt keine Umlage.
Franz Schmidt Berlin . Er spricht die Vermutung aus, daß bei Annahme der Zigarettenpapiersteuer für die Industriellen so biele Scherereien erwachsen würden, daß schließlich von seiten der Industrie selbst der Ruf nach Abnahme der Betriebe durch ein in gleichem Maße an der Ablehnung auch dieser Steuer interessiert. Staatsmonopol erschallen würde. Deshalb feien alle Tabatarbeiter unmöglich könne die Regierung das ungeheuere Anklagematerial, das der Kongreß beigebracht habe, unbeachtet lassen, es müsse denn ihre Absicht sein, eine blühende Industrie zu vernichten.( Lebhafter Beifall.) Gegen die Zigarettenfabrikanten müsse der Vorwurf erSie vertragen fich. Zwischen dem Eisenwerk Kraft in Stettin hoben werden, daß sie aus reiner Profitwut und Verblendung der und dem Roheisensyndikat war es wegen Abschlüffen zu Differenzen Regierung das Material geliefert hätten, das diese nun allerdings gekommen. Wie die„ Kölnische Zeitung " nun erfährt, ist das Ab3u deren eigener Bernichtung verwende. Der ganze Entwurf fei kommen zwischen dem kampflustigen Eisenwerk Kraft und dem Nohim höchsten Maße liederlich und verfehlt. Von den 27 Paragraphen eisensyndikat bis zum 1. April dieses Jahres verlängert worden. der Ausführungsbestimmungen werde in 21 Punkten die Ent- Unterdessen werden die Verhandlungen über die Erneuerung des scheidung und Ausführung dem Bundesrat übertragen. Auf die Syndikats und die Regelung des Verhältnisses des Kraft- Werkes zu widersprüche der Vorlage habe schon der Zentrumsabgeordnete ihm fortgesetzt. Speck hingewiesen. In der Zigarettenindustrie sei man daran, eine Tarifvereinbarung durchzuführen. Komme das Gesetz, dann sei es vorbei mit allen diesen Bestrebungen und mit allen Hoffnungen auf Lohnerhöhungen. Das beleuchte so recht den angeblichen sozialen Ausgleich. Die Arbeiter mögen nicht das Beispiel der Fabrikanten, die sich in ihrer Borniertheit und Dummheit gegenseitig zerfleischen, nachahmen, sondern geschlossen zusammenstehen.( Stürmischer Beifall.)
Nachdem noch etwa 10 Berichte über die Lage der Tabakarbeiter in den einzelnen Distrikten entgegengenommen worden waren, stellte Thieme- Bremen einen Schlußantrag. Er glaube, daß der Kongreß genügend Material für Regierung und Reichstag gegen die Vorlage beigebracht habe.
Zum Wort gemeldet find noch 47 Redner. Der Schluß antrag findet Annahme. Darauf wird die Resolution des Vorstandes einstimmig angenommen. Der Beschluß soll der Reichsregierung und den Reichstagsabgeordneten übermittelt werden. Das Protokoll des Kongresses soll als Agitationsbroschüre zu 10 Pf. das Stück verbreitet werden. Weiter wurde folgender Antrag an
genommen:
" Der Kongreß beschließt, daß die auf dem Tabatarbeiterfongreß von 1893 zur Abwehr etwaiger Tabaksteuervorlagen eingefeßte Zentralfommission auch für die Zukunft mit dem gleichen Zweck bestehen bleiben und ihren Sit in Berlin behalten soll." Zur Beschlußfaffung stehen noch die bereits mitgeteilten Anträge der Tabatarbeiter von Heiligenstadt . Der eine davon verlangt, daß bei Annahme der Tabalsteuervorlage der Staat für die dadurch brotlos gewordenen Tabatarbeiter Sorge tragen möge. Thieme- Bremen spricht gegen den Antrag. Sie hätten feinen Anlaß, bei der heutigen Regierung betteln zu gehen.( Stürmischer Beifall.) Was das bedeute, Arbeit nachweisen", tömme man sich wohl denken. Von der heutigen Regierung hätten sie nichts zu erwarten. Wenn ihr nicht das Gefühl komme, daß sie tausende Arbeiter brotlos mache, dann werde sie auch keine Empfindung für eine derartige Verpflichtung haben.( Stürmischer Beifall.)
Der Antrag wird gegen eine Stimme abgelehnt. Der zweite Antrag Heiligenstadt verlangt die Herausgabe eines Flugblattes mit den Namen der Abgeordneten, welche bei Annahme der Tabatsteuer dafür gestimmt haben.
Dieser Antrag Heiligenstadt findet eine große Mehrheit. Es wird dann beantragt, festzustellen, wie viele Delegierte organisiert seien. Dem Antrage wird stattgegeben und es ergibt sich, daß sechs Delegierte teiner Organisation angehören.
Der Tabat, welcher, wie die Begründung zu den Gefeßes vorlagen betreffend die Erhöhung des Tabbakzolles und der TabakKiefel Berlin glaubt, daß der Kongreß den Herren v. Rheinsteuer, sowie des Entwurfes einer Zigarettenftener angibt, für den Konsumenten ein entbehrliches Genußmittel sein soll, ist für baben und Frhr. v. Stengel hinreichend gezeigt habe, wie es mit die in der Tabatindustrie beschäftigten Arbeiter und Ar- den Tabatarbeitern und deren Familien bestellt sei. Redner mahnt beiterinnen der unentbehrliche Rohstoff des Gewerbes. Steuer- zur Einigkeit und schließt mit einem Hoch auf den Deutschen Tabakerhöhungen, die eine Verteuerung dieses Genußmittels un- arbeiterverband. zweifelhaft herbeiführen, haben eine Herabdrückung des Konsums zur Folge und bringen daher für die in der Tabakindustrie und deren Nebengewerben Beschäftigten: Arbeitslosigkeit und unberechenbare 2ohnabzüge. Die Tabatarbeiter glauben umsomehr berechtigt zu sein zu einem Protest gegen jede iweitere Steuererhöhung,
1. weil in der Tabakindustrie sehr viele schwächliche und verkrüppelte Arbeiter Unterschlupf gefunden haben, die in keiner anderen Industrie fich zu ernähren imstande sind und bei der durch die Steuererhöhung bewirkten Arbeitslosigkeit nur den Gemeinden zur Last fallen würden; 2. weil durch den am 1. März 1906 in Straft tretenden Bolltarif eine weitere Herabdrückung der elenden Lebenshaltung der Tabatarbeiter bewirkt wird;
Mit stürmischem Brabo wird die an den Kongreß gelangte Mitteilung aufgenommen, daß heute in der Tabaksteuertommission fast alle Abgeordneten bis auf einige Nationalliberale sich gegen die 3igarettenpapier steuer erklärt hätten und daß morgen die Ablehnung der ganzen Steuervorlage zu erwarten fei.
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aus Washington : Die Bollfrage droht eine Spaltung unter den Krach wegen der Zollfrage. Die Netv Yort Tribune" meldet Republikanern hervorzurufen. Im Kongreß find zahlreiche Bertreter der westlichen Staaten lebhaft an dieser Frage intereffiert, denn ihre Wahlkreise bestehen darauf, daß eine Verständigung irgend welcher Art herbeigeführt werde, um einen Bollfrieg zu vermeiden. Diese Abgeordneten hatten geglaubt, daß der Plan eines Marimalund Minimaltarifs nur vorgebracht worden sei, um Deutschland zu erschrecken, fie finden aber jetzt, daß ernstlich die Absicht besteht, den Tarif um 25 Proz. zu erhöhen. Wenn der Plan, einen Maximaltarif aufzustellen, scheitert, wird man versuchen, eine Aenderung des Bollsystems zu erlangen, um einen Modus vivendi mit Deutschland auf fechs Monate möglich zu machen. Die New Yorker Importeure bringen auf eine vollständige Reform des Bollwesens, um den Handel mit dem Auslande zu ermutigen.
Zollkonflikt. Die von uns bereits angekündigte Regierungserklärung, derzufolge die serbische Anleihevorlage wegen des jetzigen Standes der Handelsbeziehungen zwischen Desterreich- Ungarn und Serbien zurückgezogen wird, wurde am Dienstag in der Stupfchtina verlesen. Bugleich wurde angekündigt, daß der Stupichtina bald Gesegesvorlagen zur Lösung der Fragen der Bewaffnung und des Eisenbahnbaues unterbreitet werden würden. Ferner fam ein Utas des Königs zur Verlesung, durch den die Negierung ermächtigt wird, der Stupschtina die Handelsverträge mit Weiter wird aus Deutschland und Montenegro zu unterbreiten. Belgrad gemeldet: Die Regierung beschloß, von der Einbringung des serbisch - bulgarischen Handelsvertrages in der Slupfchtina vorläufig abzusehen. In Regierungstreifen hält man dafür, daß in dem Konflikt mit Desterreich- Ungarn bald eine günstige Wendung eintreten werde.
Ausnutzung von Wasserkraft in Spanien . Eugenio und Agustin Arranz haben die Konzeffion erhalten, einen Wasserfall des Baches Las Botijas, im Bezirk Cuevas de Provanco( Segovia ) unter Emnahme von 200 Liter Waffer pro Sekunde zur Erzeugung elektrischer Straft zu benugen. Eugenio Moreno Sarráiz hat die Konzession erhalten, aus dem Fluffe Tajo innerhalb der Bezirke Toledo und Mocejon bei niedrigem Wasserstande 25 Kubikmeter, bei hohen Wasserstande 157 Stubikmeter Wasser pro Sekunde zu Bewässerungszwecken und zur Erzeugung elektrischer Kraft entnehmen zu dürfen. ( uskunft über den Wohnort der Genannten wird in Segovia und in Toledo bei dem Gobernador civil zu erhalten sein.)
Bom amerikanischen Stahltrust. Fast 120 Millionen Pfd. Sterl. Ueberschuß! Das ist das finanzielle Ergebnis des Trustes. Die Gewinne der letzten fünf Jahre betrugen( Pfund Sterling):
1903
1901 1902 1904 1905 84 787 580 133 808 680 109 171 180 78 176 715 119 849 000 Nach Abzug der Vorzugsdividenden verbleiben noch 7417 000 Pfd. Sterl. Auf die Common Shares( gewöhnliche Anteilscheine, durch welche man die kleinen Leute auch zu Renten beziehende Rapitalisten" machen wollte), wird keine Dividende verteilt. Die Amerikaner find praktische Leute. Die Kleinen haben das Nachsehen. Große Summen wurden zu Neuanlagen usw. verwendet.
Deichmann- Bremen hält die Schlußrede: Wer die VerCharlottenburger Wasserwerke. In der am Mittwoch statthandlungen verfolgt hat, wer die Berichte der Delegierten angehört hat, wird, auch wenn er kein Tabatarbeiter ist, zu der vollen Ueber- gefundenen Generalversammlung tamen die Gerüchte über den Stand zeugung gekommen sein, daß unter den in der Tabakindustrie be- des gegen die Stadt geführten Brozesses zur Erörterung. Der Vorschäftigten Arbeitern und Arbeiterinnen ein grenzenloses. Elend fibende bemerkte dazu: die Verwaltung stehe den Gerüchten vollexistieren muß.( Stürmische Zustimmung.) Er wird hier zu der ständig fern. Die Versammlung genehmigte hierauf den Abschluß Ueberzeugung gekommen sein, daß dieses Elend dadurch hervor- für 1904/1905 und fezte die Dividende auf 158% Proz. fest. gerufen worden ist, daß der deutsche Tabatarbeiter so außerordentlich Werden die Junker lachen! Der Sekretär der deutschen Bot3. weil die jeßige Steuergesetzgebung für die Tabak- unter der privatkapitalistischen Ausbeutung und den beunruhigenden schaft in Washington Freiherr von dem Bussche- Haddenhausen erindustrie zur Folge hatte, daß die Tabatarbeiter, die vor dem finanzpolitischen Maßnahmen des Reichstages zu leiden hat. Privat- flärte, wie die Morning Post" aus Washington meldet, in einer Jahre 1879 mit zu den besser entlohnten Arbeitern' gehörten, tapitalistische Ausbeutung und die Finanzpolitik der Reichsregierung Unterredung, diejenigen Blätter, welche die Ansicht vertreten, Deutschjekt nach der Lohnstatistik der Berufsgenossenschaften mit ihrem tragen die Schuld daran, daß viele Tabatarbeiter kaum das liebe land werde in der Bollfrage nachgeben und den Magimaltarif gegen Wenn die Tabat- Amerika nicht einführen, seien falsch unterrichtet. Der neue deutsche Jahresverdienst um 404 M. unter dem Durchschnittsverdienst Brot auf dem Tische haben.( Sehr wahr!) der gegen Unfall versicherten Arbeiter stehen. Die alljährlichen arbeiter an reichbesetzter Tafel fäßen und wenn man ihnen davon Bolltarif trete im März ohne weiteres von selbst in Kraft, falls enormen Einnahmen, welche das Reich durch die im Jahre 1879 ein Stückchen Brot wegnehmen wollte, dann würden sie sich gewiß Amerita nicht einen Gegenfeitigkeitsvertrag mit Deutschland schließt, erfolgte Erhöhung des Tabakzolles und der Tabaksteuer hat, nicht besonders aufregen. Aber hier handelt es sich darum, daß was indes nicht wahrscheinlich ist. perden hauptsächlich getragen durch die in der Tabatindustrie man ihnen das lehte Stückchen Brot, mit dem sie und ihre Kinder und deren Nebengewerben beschäftigten Arbeiter, in Form der sich sättigen wollen, wegnehmen will, und das von Leuten, die selbst damals in großem Umfange vorgenommenen Lohnreduktionen, an reicher Tafel fiben. Da ist es begreiflich, daß die Tabatarbeiter die sie über sich ergehen lassen mußten auf Grund der durch das sich gegen solche Unverschämtheit aufregen.( Stürmischer Beifall.) Sozialistengeset herbeigeführten Wehrlosmachung der Arbeiter was hier aus allen Gauen vorgetragen wurde, war mehr als Elend. Rekord- Unfallziffern. Die rheinisch- westfälische Eisengroßindustrie, und durch die in erheblichem Maße betriebene Verlegung der Da fönnen wir sehen, wie wenig ernst es Regierung und bürgerlichen die Quelle riesengroßer Gewinne für das Unternehmertum, die Liefe Fabritation aufs flache Land. Parteien mit ihrem Schlagwort vom Schuß der nationalen Arbeit rantin eifriger Dreher am Schleifstein der Scharfmacher und lautefter Nennenswerte Lohnaufbesserungen konnten bis heute nicht ist. Im Interesse der nationalen Arbeit liegt nicht die Verteuerung Rufer gegen Arbeiterschutz, diese Industrie, aus der die beweglichsten errungen werden, weil durch die immer wiederkehrenden Be- der Rohstoffe, sondern deren Verbilligung. Aber als man bei dem Selagelieder ertönen über die Belastung durch die Sozialgefeßze, und umruhigungen der Industrie, durch neue Steuerprojekte solche Zolltarif von dem Schutz der nationalen Arbeit sprach, war es nichts deren Vertreter zu den prinzipiellsten Verteidigern des Unternehmer
Soziales.